14.44

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Den Seniorenbund Mauthausen möchte ich ganz an allererster Stelle begrüßen! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS.)

Wie geht es den KMU in Österreich? – Ich war jetzt in den letzten Wochen viel auf Betriebsbesuchen, und wir haben hinsichtlich der Zahlen gehört, dass die Anzahl steigt, es werden immer mehr KMU, ihre Bruttowertschöpfung sinkt allerdings. Sie sind wahnsinnig innovativ aufgestellt, in Europa verhältnismäßig sehr, sehr nachhaltig aufgestellt – aber geht es Ihnen wirklich gut? – Ich muss dazu sagen: Nein, es geht ihnen nicht gut. Es fehlen ihnen nicht nur die Arbeitskräfte, die massiv fehlen, sondern es fehlt ihnen vor allem eines, und das ist Respekt und Wertschätzung. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Kollege Linder hat vorhin quasi gesagt, unsere Interessenvertreter – also egal ob das Kurt Egger, mein Generalsekretärkollege, oder Rosemarie Schön aus der Wirtschaftskammer ist – haben die richtigen Dinge gesagt. Ja, das haben sie auch, weil das unser Job als Interessenvertretung ist, und ich würde das auch gerne in anderen Reihen manchmal ansprechen, denn wenn wir Interessenvertreter sind, dann müssen wir nämlich wirklich schauen, was die Unternehmerinnen und Unternehmer brauchen.

Sie brauchen etwas anderes als das Narrativ, das Ihre Fraktion immer wieder bedient: Die großen, bösen Konzerne, die wahnsinnige Unsummen von Subventionen bekommen. (Abg. Stöger: Die brauchen ein Lieferkettengesetz, ..., das brauchen sie!) Wir reden hier von 99,8 Prozent der österreichischen Unternehmen. Ganz viele davon sind Familienbetriebe, und die brauchen einmal Wertschätzung. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Kollege Schellhorn – er war vorhin hier heraußen –: Ich habe gesehen, Sie sind wieder Neounternehmer. Sie sind mit 2 Prozent bei Zackzack eingestiegen. Also ich glaube, Ihr Corebusiness in diesem Bereich ist Wertschätzung und Respekt anderen gegenüber sicher nicht. (Beifall bei der ÖVP.)

Wie geht es den Unternehmen? – Sie sind natürlich oft gequält durch Vorschriften, durch Bürokratie – das Arbeitsinspektorat kommt, zeitgleich muss man schauen, wie man seine Liquidität erhalten kann, wie man alles auf die Reihe kriegt –, und dann kommen orchestrierte Maßnahmen von Ihrer Frau Anderl – ja, Herr Muchitsch, da schaue ich auch Sie an –, die quasi vorwerfen, die Unternehmerinnen und Unternehmer würden für den persönlichen Vorteil Mitarbeiter freisetzen, wann es ihnen passt, und zwar quer durch alle Branchen.

Ich kenne Unternehmer, die haben sich wahnsinnig darüber geärgert, sie würden ihre Mitarbeiter gerne halten, wenn es möglich wäre. Die Unternehmer haben nämlich gerne Mitarbeiter, mit denen sie arbeiten können, aber ab und zu gibt es Zeiten, da geht es sich einfach nicht mehr aus – und die Zeiten sind wirtschaftlich sehr, sehr herausfordernd.

Ich glaube, was viele bräuchten, wäre ab und zu einmal ein Danke: Danke, dass ihr euch das noch antut, dass ihr nicht alle eure Immobilien vermietet, eure Firmen auflöst, sondern dass ihr Tag für Tag da reingeht und schaut, dass unser Standort, die Arbeitsplätze, der Wohlstand erhalten bleiben.

Die Produktivität ist gestiegen. Euer Kollege Andreas Babler macht Videos für die 32-Stunden-Woche, manche reden schon von der 30-Stunden-Woche, denn die Produktivität sei ja gestiegen. Das ist nett und schön, nur die Unternehmer preisen ja das genau so ein. Damit wir überhaupt am Weltmarkt bestehen können, damit wir überhaupt konkurrenzfähig sind, sind die Preise auch dementsprechend angepasst. Das heißt ja nicht, dass man dadurch ganz viel freie Zeit zur Verfügung hat.

Eines muss ich auch sagen: Euer Paradigma von: Arbeit ist eigentlich grundsätzlich etwas Abzulehnendes und etwas Böses!, verstehe ich überhaupt nicht. Wenn ich mich zurückerinnere: In den 90er-Jahren hat mich der Papa am Samstag vom Gymnasium abgeholt – wir haben am Samstag Schule gehabt, bis mittags Viertel vor zwölf –, der Papa stand draußen, er ist am Samstag im Büro oder in der Werkstatt gewesen, und es war überhaupt kein Thema, und jetzt arbeiten wir am Freitag meistens auch schon nicht mehr oder in irgendeiner Form von zu Hause aus.

Schauen wir 20 Jahre nach hinten: Vor 20 Jahren wurden wesentlich mehr Stunden gearbeitet als heute, obwohl die Arbeitslosigkeit wesentlich höher war. Wir arbeiten immer weniger Stundenvolumen und die Gesellschaft wird kranker, die psychischen Erkrankungen gehen rauf, der Body-Mass-Index steigt von Jahr zu Jahr. Wenn man sich das anschaut: Anscheinend ist das Konzept Arbeit gar kein so Schlechtes, die Menschen waren gesünder, obwohl sie mehr gearbeitet haben. Arbeiten ist etwas Sinnstiftendes, Arbeiten ist etwas Sinnvolles, und ich erwarte mir, dass Sie endlich anfangen, in diesem Narrativ ein bisschen eine Veränderung vorzunehmen. Den Menschen gibt Arbeiten einen Wert. Kreisky würde sich im Grab fünfmal umdrehen, wenn er hören würde, was ihr heute von euch gebt, Philip. Ehrlich wahr! (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP. Abg. Kucher: Aber glaub nicht jeden Schmäh, den die ÖVP dir erzählt! Bleib bei den Fakten!)

Zu guter Letzt, Kollege Muchitsch: Sie haben neulich mit unserem Franz Hörl einen gemeinsamen Podcast gemacht. Da ging es um die Sozialpartnerschaft, um das Positive an der Sozialpartnerschaft; dieser wurde über den Parlamentskanal ausgestrahlt. Und da sagen Sie eines: Gestalten statt spalten. (Abg. Kucher: Das geht in Richtung Schwarz-Blau, ich spür’ das! Abg. Kickl – in Richtung SPÖ –: Das wird eine Koalition werden, um Gottes willen!) Ja, das wäre schön, aber dann erzählen Sie das auch einmal Ihren Vertretern in der Arbeiterkammer, dass die nicht nur schauen sollen, wie sie den Unternehmern das Leben möglichst schwer machen können. Erklären Sie den Leuten vielleicht, dass sie Ressourcen dafür freistellen, dass die Leute ihren Steuerausgleich machen, damit sie sich mehr zurückholen! Das wäre gescheiter, als auf die Leute Arbeitsinspektoren und so weiter loszuhussen (Zwischenruf des Abg. Keck), um es den Unternehmern noch schwerer zu machen. Die Unternehmer haben es schwer genug. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP sowie Beifall des Abg. Loacker.)

Zum Abschluss: Ich habe mir am Freitag in meinen Kalender – weil ich mir gedacht habe: Worüber rede ich – nämlich heute – eigentlich? (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ) – einen Eintrag herausgezogen, E.T.A. Hoffmann: „Den Fortschritt verdanken wir den Kurzschläfern. Langschläfer können nur bewahren.“ – Insofern: Schauen wir, dass wir alle ein bisschen kürzer schlafen und wieder ein bisschen mehr arbeiten. – Danke. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Der Kurz-Schläfer war eh lang genug bei euch!)

14.50

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist nun Karlheinz Kopf. – Bitte, Herr Abgeordneter.