14.22
Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren hier im Plenarsaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Wir beschließen hier und heute die Änderung eines internationalen Übereinkommens für den Bahnverkehr, einheitliche Rechtsvorschriften für den Betrieb von Zügen, technische Sicherheit, Planungssicherheit – alles wichtige Punkte für grenzüberschreitende Bahnreisen.
Nun mögen sich wahrscheinlich viele Kolleginnen und Kollegen hier im Saal und vor den Bildschirmen denken: technisch, trocken, sehr weit weg von mir, warum soll mich das betreffen? – Die Antwort ist aber ganz einfach, geschätzte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen: Harte Grenzen, Mauern, Stacheldrähte innerhalb Europas gehören definitiv der Vergangenheit an. Wir können frei entscheiden, ob wir in Deutschland, in Italien oder irgendwo in der EU arbeiten wollen, wir können innerhalb der EU Handel mit Produkten betreiben – und wahrscheinlich haben viele von uns Freundinnen und Freunde innerhalb der EU.
Unser europäisches Eisenbahnnetz stammt aber nicht aus dieser Zeit, es wurde in einer Zeit errichtet, in der die einzelnen Nationalstaaten für sich waren und grenzüberschreitender Verkehr eine geringere Rolle gespielt hat. Das spüren und sehen wir auch heute. Ich nenne ein Extrembeispiel: Wer zum Beispiel mit dem Zug von meiner Heimat Amstetten nach Stockholm fahren will, muss fünfmal umsteigen, fährt mit vier verschiedenen Bahnfirmen und muss vier verschiedene Tickets buchen. Dass einem da die Zugreise vergeht, ist, glaube ich, mehr als verständlich; und es ist einem auch nicht zu verdenken, wenn man dann auf das Flugzeug umsteigt – das sind logische Konsequenzen davon.
Umso wichtiger ist es, glaube ich, dass im internationalen Bahnverkehr etwas weitergeht. Die heute hier diskutierte Änderung ist ein kleiner Baustein auf dem Weg zu einem einheitlichen europäischen Bahnsystem und zum Klimaschutz. Damit wir in Zukunft schneller und bequemer von A nach B kommen, müssen wir unsere Bahnnetze ausbauen und Hochgeschwindigkeitszüge einsetzen; wir müssen einheitliche Standards in der Technik schaffen, damit nach einer Grenze die Gleise nicht auf einmal um ein paar Zentimeter schmäler sind, wir die Verkehrszeichen nicht mehr lesen können und vieles mehr. Vor allem müssen wir ein einheitliches Ticketsystem für ganz Europa anbieten, denn damit muss man für die Fahrt von Amstetten nach Stockholm nicht mehr viermal umsteigen und sich keine vier verschiedenen Tickets besorgen. Nur so wird das Bahnfahren für immer mehr Menschen attraktiv, und das Klima wird damit effektiv geschützt.
Damit das klar ist: Ja, das Problem lässt sich nur auf europäischer Ebene lösen – ich fordere allerdings ein, dass die Bundesregierung die treibende Kraft sein muss, damit dieses Zukunftsprojekt gelingen möge. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
14.25
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer.– Bitte schön, Frau Abgeordnete.