18.04

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Als Erstes darf ich das Team von SOS-Kinderdorf bei uns im Hohen Haus herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

In der Petition, die wir heute behandeln, heißt es, die „Wichtigkeit des Themas ist enorm“, und ohne Frage, das ist definitiv der Fall, das zeigen uns auch die Zahlen. Jeder zweite junge Mensch leidet an depressiven Symptomen und jede sechste jugendliche Person hatte schon einmal Suizidgedanken – das sind die erschreckenden Zahlen. Wir stehen in Bezug auf diese Thematik, wo wir stehen, weil sie viel zu lange von der Gesellschaft tabuisiert wurde und im politischen Bereich im Bereich der psychischen Gesundheit lange vieles verschlafen wurde.

Umso wichtiger ist es, dass wir dieses unterfinanzierte, kränkelnde System jetzt auf gesunde Beine bekommen. Das heißt – es wurde von der Vorrednerin schon angesprochen –, mit dem Projekt Gesund aus der Krise konnten wir vielen jungen Menschen niederschwellig, anonym und kostenlos eine Therapie ermög­lichen. Es wurde damit bisher 17 000 Kindern und Jugendlichen eine Therapie möglich gemacht. Die Finanzierung haben wir bis 2025 gesichert. Außerdem ist es das erste Projekt, bei dem wirklich Psychotherapeuten und -therapeu­tin­nen mit Psychologen und Psychologinnen zusammengearbeitet haben.

Mit Jahresbeginn wurde die klinisch-psychologische Behandlung ins Sozialver­sicherungsrecht aufgenommen und mit 50 Millionen Euro Anschubhilfe die Finanzierung sichergestellt. Das heißt, dass da auch die Krankenkasse zahlt.

Ein ganz wichtiger Hebel für eine nachhaltige Verbesserung wurde gestern im Nationalrat eingebracht, und das ist das Psychotherapiegesetz. Warum ist das so wichtig? – Ganz einfach: Ohne ausreichend Therapeuten und Therapeutinnen können wir das Therapieangebot nicht weiter ausbauen. Somit ist also klar, dass diese Maßnahme jetzt nicht schon morgen wirken wird, aber mittelfristig wird das definitiv ein Gamechanger, weil, wie wir wissen, die Ausbildung bisher nur in privaten Einrichtungen möglich war und bis zu 50 000 Euro gekostet hat. Für uns ist klar, dass weder die Ausbildung noch die Therapie am Geldbörsel hängen darf. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Eine niederschwellige professionelle Versorgung ist auch deshalb so wichtig, damit Kinder und Jugendliche nicht gefährlichen Pseudopsychologen und ‑psychologinnen, die jetzt quasi auf Social Media schon fast einen Boom erleben, aufsitzen. Grundsätzlich ist es ja super, wenn in den sozialen Netzwerken über das Thema psychische Gesundheit, über das Thema psychische Erkrankung gesprochen wird. Das hilft, die Thematik zu enttabuisie­ren, und man bekommt natürlich das Gefühl, dass man nicht alleine ist. Was allerdings schon ein Problem ist, ist, dass viele Hobbypsychologen und ‑psychologinnen auf den sozialen Plattformen unterwegs sind, und das Ganze kann sehr schnell kippen und sogar äußerst gefährlich werden.

Ein Tiktok-Video kann Information liefern, kann Hinweise geben, wo man sich hinwenden kann, aber eine Selbstdiagnose à la: In fünf Schritten erkennst du, ob du ADHS hast!, ist alles andere als produktiv. Wichtig zu wissen ist, dass solche Videos niemals eine professionelle Diagnose oder sogar eine Therapie ersetzen können.

Genauso, wie man sich bei einem gebrochenen Fuß nicht selber behandelt, sollte man das bei einer psychischen Erkrankung auch nicht tun. Das heißt, wenn jemand denkt, dass er oder sie eine psychische Erkrankung hat, sollte unbedingt Unterstützung geholt werden und er oder sie sich das professionell abklären lassen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.08

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Yannick Shetty. – Bitte. (Ruf bei den Grünen – in Richtung des sich zum Redner:innenpult begebenden und eine Tafel in der Hand haltenden Abg. Shetty –: Yannick, machst du jetzt auch auf Hauser?! – Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Stögmüller: Boah!)