19.05

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Der österreichische Tourismus ist definitiv ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor, an dem Hunderte Arbeitsplätze hängen und von dem der Wohlstand in vielen Regionen abhängig ist.

In meiner Zeit als Tourismussprecherin haben wir eine ziemliche Berg-und-Tal-Fahrt erlebt: die Coronakrise, von der sich noch nicht alle Tourismussprecher erholt haben, gefolgt von der raschen Erholung und den neuen Tourismusrekorden.

Wohin aber geht die Reise des österreichischen Tourismus tatsächlich? – Wir sehen eine wachsende Diversifizierung der Angebote, der Fokus ist verstärkt auf Qualität. Das Thema nachhaltiges Reisen ist kein Nischenthema mehr, sondern schon lange im Mainstreamreisetrend angekommen.

Wir stehen allerdings vor einer großen Herausforderung, einer großen Herausforderung, die es so bislang einfach nicht gab, und das ist die Klimakrise. Damit der Tourismus auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen kann, müssen wir jetzt schon daran arbeiten und die entsprechenden Weichen stellen. Wir müssen an einem zukunftsfitten, nachhaltigen Tourismus arbeiten, an einem Tourismus, von dem die Bevölkerung profitiert, unter dem die Natur nicht leidet und mit dem Wertschöpfung im Sinne von Qualität statt Quantität produziert wird. (Beifall bei den Grünen.)

Was wir nicht vergessen dürfen, ist die Schönheit der Natur. Die Schönheit der Natur ist unser Kapital, ist die touristische Geschäftsgrundlage. So – und wie können wir jetzt den Tourismus in dieser Transformationsphase bestmöglich unterstützen? (Auf der Galerie wird unter lauten Rufen ein Transparent  entrollt.)

Präsident Ing. Norbert Hofer: Einen Augenblick, Frau Kollegin! Ich werde Ihre Zeit stoppen. – Immer mit der Ruhe! (Anhaltende laute Rufe von der Galerie. – Beifall bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.) Danke, abstimmen werden wir natürlich trotzdem.

Einen Moment noch, Frau Kollegin, sonst hört man Sie schlecht. (Besucher:innen werden von Mitarbeiter:innen des Ordnungsdiensts von der Galerie geleitet.)

Gut, damit geht es weiter. – Bitte, Frau Kollegin.

Abgeordnete Barbara Neßler (fortsetzend): Bei Bildung für alle sind wir selbstverständlich dabei. Jetzt reden wir gerade über den Tourismus.

Was können wir aber tun, um den Tourismus in dieser Transformationsphase bestmöglich zu unterstützen? – Was wir definitiv nicht tun sollten, ist, noch mehr Bettenburgen in die grüne Wiese zu setzen, und was definitiv nicht hilft, sind Orts- und Liftkaiser, die meinen, sie können es sich richten, wie sie es gerade brauchen. Es ist auch nicht hilfreich, wenn man bei einer Pressekonferenz, wie Kollege Hörl diese Woche, davon erzählt, wie man bei den Medien interveniert, weil die Bilder in der Berichterstattung zum Tourismus nicht die schönsten waren.

Das Problem ist nämlich nicht die Berichterstattung selbst – wenn über die Auswirkungen der Klimakrise berichtet wird oder wenn davon berichtet wird, dass die letzten Reste des Gletschers noch verbaut werden, anstatt sie zu schützen. Das Problem ist, wenn man die Augen davor verschließt – frei nach dem Motto: Hinter mir die Sintflut! (Beifall bei den Grünen.)

Was wir künftig tatsächlich brauchen, um die Herausforderung bestmöglich angehen zu können, sind mehr Evidenz, mehr Tourismusforschung, bessere Vernetzung und ein ganzheitlicher Blick auf den Tourismus.

Kollegin Kirchbaumer hat es schon angesprochen, genau das machen wir mit diesem Antrag: Wir stärken die Forschung, wir stärken die Vernetzung und wir stellen die Weichen für ein Tourismuskompetenzzentrum, das künftig einen wesentlichen Beitrag leisten kann, wenn es darum geht, Österreich mit Innovationen zum nachhaltigsten Tourismusland Nummer eins in Europa zu machen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.10

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun ist Herr Abgeordneter Josef Schellhorn zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.