22.05

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Herr Professor Taschner, eine Reform ist das, was hier vorliegt, nicht. Es ist eine Änderung in der Lehrerausbildung, aber es ist keine Reform. Dazu bräuchte es viel, viel mehr.

Ich sage Ihnen: Die Regierung feiert sich hier für dieses Gesetz ab, weil sie sagt: Wir verkürzen die Ausbildung und wir treten damit dem Lehrermangel entgegen! – Man muss sich aber auch ansehen: Wie sieht diese Verkürzung tatsächlich aus? – Zur Verkürzung der Ausbildung für den Bereich der Sekundarstufe, das heißt Mittelschule, Gymnasium: Da wird tatsächlich von sechs Jahren auf fünf verkürzt. Das ist einmal ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, das darf man anerkennen. Es ist aber keine Reform, es ist eine ganz kleine Änderung, denn im Volksschulbereich belassen wir die fünf Jahre (Abg. Kassegger: Zu lang!), die wir heute haben. Wir brauchen wieder drei Jahre für den Bachelor, wir brauchen wieder zwei Jahre für den Master, diese fünf Jahre bleiben. (Zwischenruf des Abg. Taschner.)

Das Einzige, was noch dazukommt – das sage ich auch –, ist, dass man die Praxis anrechnet, Herr Bundesminister. Das ist okay, dagegen kann man nichts sagen (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Taschner– ja, eh. Aber – und ich betone es noch einmal, Herr Professor Taschner, auch an Sie gerichtet –: Es ist keine Reform! Es ist eine ganz, ganz kleine Änderung, es ist Kosmetik, die da im Bereich der Lehrerausbildung passiert (Abg. Salzmann: Das erklärst du einmal den Lehrern, dass das Kosmetik ist, Hermann!), und den viel zitierten Lehrermangel werden Sie damit nie beseitigen können. Wir werden auch in Zukunft Studenten im ersten, im zweiten, im dritten Semester in den Klassenzimmern haben, die unterrichten müssen; wir werden weiterhin Lehrer haben, die entmutigt sind, die keine Perspektive in ihrem Beruf sehen.

Herr Bundesminister, ich empfehle Ihnen, da wirklich Reformen anzugehen, die es ganz einfach braucht! Vielleicht brauchen Sie aber auch einfach nur ein paar Ideen, die Sie umsetzen könnten. Ich gebe Ihnen ein paar Ideen, ich gebe Ihnen ein paar Vorschläge, die Sie vielleicht aufgreifen könnten.

Wenn Sie dem Lehrermangel tatsächlich entgegentreten wollen, dann braucht es dazu – und das sagen alle, das hat auch die Vorrednerin, Frau Kollegin Tanzler von der SPÖ, gesagt – eine Dienstrechtsreform an oberster Stelle, das ist ganz einfach notwendig. Es braucht mehr Flexibilität im Dienstrecht. Es braucht eine Verwaltungsreform, Herr Bundesminister. Wir müssen die Lehrer für die pädagogischen Aufgaben, die sie haben, freispielen und nicht diesen Verwaltungs­aufwand, dem sie ausgesetzt sind, weiterhin belassen. Ich denke nur an die ganzen Studien, die es da gibt – IKM, Pisa, AOC-Check, QSM-Bewertungen und so weiter und so fort. Das alles geht auf Kosten der Pädagogik, das alles geht auf Kosten unserer Kinder.

Am Ende des Tages braucht es auch tatsächlich eine echte Ausbildungsreform, Herr Bundesminister! Denken Sie ganz einfach einmal darüber nach: Würden für eine Ausbildung im Bereich der Volksschullehrer, im Bereich der Mittelschule, im Bereich der Sekundarstufe I nicht auch drei Jahre reichen? Würden nicht drei Jahre statt fünf Jahren Ausbildung reichen? Warum muss ein Lehrer in der Volks­schule wissenschaftlich arbeiten können? Diese Frage stelle ich. Ist es notwendig, dass ein Volksschullehrer – Herr Professor, Sie sind Mathematiker – integrieren kann, dass er Wahrscheinlichkeiten rechnen kann? Ist das tatsächlich notwendig? Muss ein Volksschullehrer wirklich sieben Methoden des Unter­richtens können? Ist das notwendig? Ich sage Ihnen: Es ist nicht notwendig, das muss ganz einfach nicht sein. (Abg. Salzmann: Muss er nur so viel können, wie er weitergibt, oder sollte er mehr können als das, was er die Schüler lehrt?)

Die nächste Frage: Warum gestalten wir die Ausbildung nicht berufsorientiert? Wir haben es jetzt an den pädagogischen Hochschulen. Warum machen wir nicht Fachhochschulen? Diese haben wir im Land. Warum verlagern wir da nicht? Warum ist dieser Gedanke nicht möglich, warum kann man darüber nicht sprechen? Das alles, Herr Bundesminister, würde die Attraktivität erhöhen.

Die nächste Frage, die ich Ihnen stelle: In Mangelberufen zahlen wir die Ausbil­dung – ich denke da nur an die Pflege und die Gesundheit. Das Lehramt ist heute ein Mangelberuf. Warum bezahlen wir nicht auch diese Studenten, die dann drei Jahre studieren? Das alles gibt es ja schon in anderen Mangel­berufen. Herr Bundesminister, machen wir das!

Ich sage Ihnen, ich schlage Ihnen das vor, ich würde Sie auch darum bitten: Seien Sie einfach kreativer, seien Sie mutiger, denn sonst wird das am Ende des Tages nichts mehr! Das lege ich Ihnen wirklich nahe. Sie haben jetzt noch ein halbes Jahr Zeit – ich gehe davon aus, dass es das dann auch war –, und da würde ich Ihnen das tatsächlich nahelegen: Seien Sie mutig, seien Sie kreativ und nehmen Sie neue Ideen und neue Gedanken auf! (Beifall bei der FPÖ.)

22.10

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Hamann. – Bitte sehr.