12.43

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier oben auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine Kolleginnen Vorrednerinnen haben die Problemstellung schon ausgezeichnet dargestellt und auch schon sehr ausführlich erläutert, was wir heute alles beschließen und was zu diesem Themenkreis Schwanger­schaftsverlust umgesetzt werden soll. Ich möchte versuchen, noch ein paar Din­ge, die mir persönlich auch sehr wichtig sind, zu ergänzen.

Ich glaube, dass gerade bei diesem Thema, das eben mit einem so großen Tabu belegt ist, der ganz große Dank wirklich den Initiator:innen der Bürgerini­tiative Mut zeigen gebührt, der Obfrau Monika Romaniewicz, die mit anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern auch bei uns in den Parteien vorge­sprochen hat und die Problemstellung erläutert hat. Gerade bei so einem Thema ist es unglaublich wichtig, dass die Initiative auch von den Betroffenen kommt, aus der Bevölkerung kommt, weil wir manchmal, das muss man zugeben, bei der Fülle an Themen, die wir zu bearbeiten haben, auch kleine blinde Flecken haben. Deswegen auch von meiner Seite ganz herzlichen Dank an die Initiatorinnen und Initiatoren für den Mut, für die eindringliche Bericht­erstattung, ganz herzlichen Dank aber auch an unsere Frau Ministerin, die das Thema sofort aufgenommen hat, und an die Kolleginnen und Kollegen, die bei der Umsetzung der Maßnahmen auch mitgearbeitet haben.

Ich finde es ganz wichtig, auch noch zu betonen oder noch einmal hervorzuheben, dass wir bei der Bearbeitung dieses Anliegens nicht am Ende angelangt sind, sondern ich ganz persönlich halte auch diese Einrichtung der Arbeitsgruppe für sehr wichtig. Einer der größten Wünsche der Betroffenen war eben, dass erstens die Definition der Totgeburt, so wie sie im Gesetz momentan festgelegt ist, noch einmal genauer angeschaut wird und auch mit den medizinischen Möglichkeiten, die es heute für Frühchen und allerfrüheste Frühchen, die lebend zur Welt kommen, gibt, abgeglichen wird.

Zweitens ist es auch ganz wichtig, dass wir abklären, wie wir den betroffenen Müttern in Bezug auf den Mutterschutz helfen können. Da gibt es nämlich unterschiedliche Auffassungen, auch unter den Müttern: Manche möchten eben gerne Mutterschutz wahrnehmen, andere nicht oder nur kürzere Zeit, deswegen auch jetzt die Diskussion über Opt-out- oder Opt-in-Mög­lichkeiten beim Mutterschutz.

Was mir auch noch wichtig ist, ist, mich bei den Hebammen und Hebammenverbänden zu bedanken. Die Hebammen haben auch sehr eindrück­lich darauf hingewiesen, dass es da eine Versorgungslücke gibt. Es freut mich sehr, dass die Hebammen aufgrund dieser Maßnahme, die wir heute be­schließen, dass die betroffenen Frauen Hebammenbetreuung schon ab der 18. Schwangerschaftswoche kostenlos in Anspruch nehmen können, auch aufgewertet werden. Die Hebammen leisten einen unglaublich wichtigen Beitrag für die Mütter bei der Geburt und auch schon vor der Geburt und nach der Geburt. Das wird manchmal etwas unterschätzt und vielleicht auch von manchen Medizinern ganz gerne einmal ein bisschen kleinge­redet. Ich glaube, die Anerkennung tut den Hebammen als Ganzes gut. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Was mir auch noch ein großes Anliegen ist, ist das Thema der Aufarbeitung so eines Verlustes. Es wurde schon gesagt, das ist natürlich extrem wichtig für die Mütter und auch für die betroffenen Väter, ich möchte aber die Betroffenen und alle, die Hilfestellung geben, bitten, sich auch um die Geschwisterkinder zu kümmern. Geschwisterkinder werden oft nicht informiert beziehungsweise versucht man, ihnen solche Ereignisse zu verschweigen. Sie spüren aber intuitiv, dass mit der Mama etwas nicht stimmt, sie spüren, dass mit dem Papa etwas nicht stimmt, dass alle traurig sind, und können es sich nicht erklären. Daher noch einmal mein Appell an alle: Bitte nicht sozusagen das Umfeld von Mutter und Vater vergessen, bitte nicht die Geschwisterkinder vergessen!

Insgesamt, glaube ich, ist das Paket, das wir heute beschließen, ein großer, wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es gibt noch ein bisschen etwas zu tun. Den Initiatorinnen und Initiatoren der Bürgerinitiative möchte ich auch sagen: Die Bürgerinitiative bleibt über die Gesetzgebungsperiode hinaus bestehen. Das heißt, sie verfällt nicht, sondern muss weiter behandelt werden. Sie befindet sich momentan im Familienausschuss. Das bedeutet, im Herbst wird weitergearbeitet, auch von parlamentarischer Seite her, nicht nur durch die Arbeitsgruppe. Ich wünsche gutes Gelingen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.48

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte.