12.48

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Frau Präsidentin! Der Verlust eines Kindes ist, glaube ich, so ziemlich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Gerade wenn man sich als Paar auf ein neues Leben vorbereitet und eine mehrköpfige Familie werden möchte und dann einen Verlust erleidet, ist es, glaube ich, noch viel schwerer zu verkraften.

Es gibt eigentlich keine Möglichkeit, wie man richtig darauf reagiert. Manche Frauen brauchen Ruhe, wollen sich für ihre Trauerarbeit zurückziehen. Manche stürzen sich ins Arbeitsleben, um sich abzulenken. Da ist jede Frau komplett unterschiedlich, so individuell, wie wir alle sind. Es braucht auch ganz verschiedene Ansätze. Eines haben sie aber alle gemeinsam, und das ist der körperliche Verlust der Schwangerschaft.

Dass wir die Möglichkeit eines Hebammenbesuchs schaffen, ist deshalb irrsinnig wichtig, damit die Frauen mit der genau passenden medizinischen Betreuung mit diesem Verlust umgehen können.

Was wir aber gerne hätten, ist eine tatsächliche Enttabuisierung dieses Themas. Fehl- und Totgeburten passieren nun einmal, so schlimm das ist. Vielen Frauen fällt es irrsinnig schwer, darüber zu sprechen. Sie trauen sich vielleicht auch nicht, in Krankenstand zu gehen oder psychische Unterstützung, Beratung aufzusuchen. Wir brauchen einen offenen gesellschaftlichen Umgang damit, sodass wir über diese Situationen sprechen können, es verbalisieren können.

Was wir aber noch brauchen, ist die psychische Versorgung. Kollegin Pfurtscheller hat es angesprochen: Die psychische Versorgung ist ganz wichtig für beide Elternteile, für die Geschwisterkinder, auch für die umliegende Familie. Es müssen also einfach alle in die psychische Aufarbeitung dieses Ver­lustes einbezogen werden. Wir wissen, wie angespannt die psychische Versorgungssituation in Österreich im Moment ist, aber darüber geredet gehört trotzdem.

Wir müssen auch schauen, welche Möglichkeiten die Frauen im Arbeits­recht haben, um für sich selbst die ideale Form der Trauerarbeit und die Zeit dafür zu finden, und das wirklich individuellst.

Was es neben dem Fokus auf den Verlust aber trotzdem auch braucht, ist die Unterstützung beim Kinderwunsch. Wir müssen darüber sprechen, wie Familienplanung funktioniert und welche Möglichkeiten es noch gibt. Beziehungen können an Totgeburten scheitern. Andere versuchen es aber trotzdem irgendwann später mit medizinischer Unterstützung oder suchen sich eine Samenspende.

Wir schaffen jetzt eine bessere Versorgung für die Frauen, die ein Kind verlieren, auf der körperlichen Ebene, aber es fehlt noch viel mehr. Wir müssen bedenken, wie wir Frauen – nicht nur verheiratete Frauen, auch alleinstehende Frauen – dabei unterstützen können, sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen und über Adoption und Pflegeelternschaft nachzudenken.

Lassen Sie uns diese Erweiterung der Versorgung beim Schwangerschaftsverlust auch als Anlass nehmen, über die Unterstützung für Familien in allen ihren Formen zu reden, sodass diese hoffentlich neben dem fürsorglichen Zugang im Umgang mit dem Tod auch den Weg über ein neues Leben finden. Wir brauchen bei einem Kinderwunsch so viel Unterstützung wie möglich, weil Kinder unsere Zukunft sind. – (Den Dank auch in Gebärdensprache ausführend:) Danke. (Beifall bei den NEOS, bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ so­wie der Abgeordneten Disoski und Schallmeiner.)

12.52

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Susanne Raab zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.