13.48

Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir befinden uns im 21. Jahrhun­dert und Krieg in Europa ist im 21. Jahrhundert eigentlich nicht vorstellbar. Aber noch eine andere Sache ist nicht vorstellbar, nämlich die Verschleppung von Kindern auf europäischem Boden aus der Ukraine nach Russland. Es sind 20 000 Fälle dokumentiert, wahrscheinlich gibt es noch viel mehr, 20 000 Fälle von Kindern, die aus der Ukraine nach Russland verschleppt wurden. 2 000 Kinder werden offiziell gesucht, da weiß man gar nicht, wo sie sind. Das sind viele, viele Fälle, jeder einzelne ein Schicksal, jeder einzelne eine Tragödie für die Familie und für die gesamte Großfamilie.

Ein Kind, das zurückgebracht wurde, hat berichtet: Wir wurden wie Hunde behandelt. Wir haben nie gelacht. Wir wurden tagelang in den Keller gesperrt. Wenn wir nicht so viel gebettelt hätten, hätten sie uns auch nicht mehr herausgelassen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Putin braucht Menschen. Menschen sind wertvoll. Er hat viele Gefallene, die muss er ersetzen. Putin destabili­siert die Ukraine, indem er diese Kinder entführt, indem er diesen Kindern ein Trauma antut, das über Generationen andauert, das in den Familien über Generationen weitergegeben wird. Putin benützt diese Kinder, um sie zu russifizieren.

Russifizieren, da gibt es ein Wort dafür: Russki Mir, und das wird in der russi­schen Welt definiert als all jene, für die die große russische Kultur den höchsten Wert und den Lebensinhalt darstellt. Da schwingt schon etwas mit.

Die russisch-orthodoxe Kirche verwendet diesen Begriff auch, das tut mir persönlich ganz besonders weh. Im März 2024 gab es einen Beschluss der russisch-orthodoxen Kirche, sich für diese russische Welt einzusetzen, und dabei verwendet die russisch-orthodoxe Kirche den Begriff Dreieinigkeit – einen Begriff, der für Christen, für orthodoxe Christen, für viele Christen, ein heiliger Begriff ist – und verwendet diesen Begriff völkisch und nationalistisch. Dreieinigkeit heißt: Großrussen, Kleinrussen und Belarussen.

Dass dieser theologische Begriff so missbraucht wird, stellt meines Erachtens eine Schwierigkeit, eine Bedrohung für die Glaubwürdigkeit der Kirche dar. Das ist etwas, was die anderen orthodoxen Kirchen bereits als Häresie verurteilt haben. Ich finde es sehr schade, dass die russisch-orthodoxe Kirche zum Handlanger für Krieg und für völkische Ideen wird.

Mit unserem Antrag heute unterstützen wir die Rückführungen dieser Kinder von russischem Boden zurück zu ihren Familien in die Ukraine. Es gibt unterschiedliche Organisationen, auch Regierungsorganisationen, internationale Zusammenarbeit, die sich dafür einsetzen. Ich möchte heute eine Organi­sation besonders hervorheben und das ist „Save Ukraine“. Kollegin Ernst-Dziedzic und ich waren im Dezember in Kiew und haben diese Organi­sation besucht. Wir haben uns informiert, wie die Kinder nach Hause gebracht werden. Es sind leider nur ein paar Hundert. Aber wieder gilt: jedes Kind – ein Schicksal; jedes Kind, das gerettet wird – eine große Freude.

Diese Kinder und ihre Familien werden dann von dieser Organisation dort aufge­fangen. Wir haben die Häuser besucht, wo sie wohnen können, wo man mit ihnen psychologisch arbeitet, um das Trauma ansatzweise wieder zu heilen.

Save Ukraine hat auch eine Partnerschaft mit Österreich. Am Anfang des Krieges wurde ein ganzes ukrainisches Waisenhaus evakuiert und die Kinder wurden samt Betreuerstab ins Burgenland gebracht, nach Neudauberg. Dort leben über 50 ukrainische Waisenkinder, werden hervorragend be­treut und integriert, und dafür muss man, glaube ich, auch Danke sagen und gratulieren, dass das so gut funktioniert! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Troch.)

Auch wir im Parlament haben in dieser Frage, der Unterstützung dieses Antra­ges, sehr gut zusammengearbeitet. Ich möchte unserem Menschenrechts­ausschussvorsitzenden Niki Scherak Danke sagen, der auch mit der Idee für diesen Antrag zu uns gekommen ist, sodass wir ihn dann auch gemeinsam beschließen konnten.

Weil das die letzte Sitzung des Menschenrechtsausschusses in unserer Legislaturperiode war: Niki Scherak, Danke für deine Vorsitzführung, es war eine sehr gute Zusammenarbeit! (Beifall bei ÖVP und Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)

Mittlerweile gibt es auch in der Ukraine den Spruch: Bringt die Kinder nach Hau­se! Das soll auch unser Motto werden. Powernit ditej dodomu!

13.53

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Dr. Harald Troch. – Bitte, Herr Abgeordneter.