16.07
Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Minister! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! Das Bild, das Sie hier zeichnen, ist Ihnen, glaube ich, gar nicht bewusst. Wenn es hier nämlich um Bildung und um inklusive Bildung geht, schauen Sie einfach weg – starke symbolische Kraft, danke dafür!
Der Lehrermangel im Bereich der inklusiven Bildung in Österreich: Moment, der was? Inklusive Bildung? Das kennt man in Österreich nämlich nicht, dank Ihnen. Und warum? – Weil der Bildungsminister das nicht will. (Abg. Totter: Aber bitte! Das ist jetzt echt lächerlich!) Das hat er mir auch persönlich so gesagt. – Sie brauchen da überhaupt nicht hineinzureden. Wenn wir nämlich in inklusiven Bildungssystemen, in denen sich Schulen dafür engagieren, genug Pädagog:innen haben, werden die Stunden gestrichen. So wichtig ist inklusive Bildung in Österreich. – So viel zum Thema. (Beifall bei den NEOS.)
Unser Bildungssystem konzentriert sich darauf, was man nicht kann, ist defizitorientiert, schaut genau, wo die Fehler liegen, und lässt die Stärken und Talente der Kinder einfach unter den Tisch fallen. Abgesehen davon wird lebenslanges Lernen in Österreich auch nicht gefördert. (Abg. Totter: Das ist ungerecht den Pädagoginnen und Pädagogen gegenüber!)
Was wir wollen: Stärken und Talente unserer Kinder und Jugendlichen sollen gefördert und gefordert werden. Wir wollen, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung hat, und zwar auf inklusive Bildung. Dafür brauchen wir ausreichend Pädagogen. Ob das 17 Prozent oder 20 Prozent mehr sind, ist mir an und für sich komplett egal, wichtig wäre, dass Sie in die Gänge kommen und das endlich einmal zusammenbringen. (Beifall bei den NEOS.)
Wir brauchen weniger Bürokratie für unsere Pädagoginnen und Pädagogen; wir brauchen eine Entlastung, und zwar durch multiprofessionelle Teams an den Schulen, die aus Schulärzten, die was können, die was tun dürfen, aus Schulpsychologen, aus Sozialbetreuern bestehen. Die ganze Palette braucht man auch im inklusiven Bildungssystem, und dafür sollten Sie sich einsetzen. Sie haben selber gesagt, die ersten Bildungsjahre sind entscheidend. Das sind leere Worte, die Sie da einfach vor sich hinsagen.
Es sind nicht nur einfache Lösungen, ja, es bedarf ein bisschen Hirnschmalz, dass man sich hinsetzt und überlegt, wie man es genau angeht. Es braucht aber auch Mut. Dieser Mut fehlt Ihnen, und deswegen haben Sie auch keine Chefqualitäten, es tut mir wirklich leid. (Beifall bei den NEOS.)
Um noch einmal kurz auf Wien zu sprechen zu kommen (Abg. Taschner: Ja?): Unser Christoph Wiederkehr hat es geschafft, dass Kindern das 11. und 12. Schuljahr ermöglicht wird (Abg. Taschner: Das haben wir alle geschafft!); auch wenn es nicht ganz so gelöst wurde, wie es sein sollte, weil noch Personal fehlt. Es gibt Assistenzen in Kindergärten.
Man kann aber in drei Jahren nicht etwas wieder aufbauen, was in 37 Jahren kontinuierlich zerstört wurde. Zudem ist es auch noch so, dass Österreich nicht nur aus Wien besteht und es noch acht andere Bundesländer gibt (Abg. Totter: Einmal abschauen!), in denen Sie auch ins Tun kommen könnten; aber da wird weggeschaut, und das bravourös.
Der Minister, der sich vom Bildungssystem abwendet – das ist, finde ich, eine super Schlagzeile. Falls irgendwer von den Journalisten da zugreifen möchte, bitte gerne.
Für die ÖVP sind ja auch Kinder mit Behinderung nicht beschulbar, oder? (Abg. Totter: Unglaublich, echt arrogant ist es!)
Gut. Was wir wollen, ist, voneinander in einem inklusiven Bildungssystem mit ausreichend Personal, mit ausreichend geschulten Pädagoginnen und Pädagogen lernen zu können, weil wir die Vielfalt unserer Gesellschaft lieben lernen wollen. – (Den Dank auch in Gebärdensprache ausführend:) Danke. (Beifall bei den NEOS.)
16.11
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Salzmann. – Bitte.