16.57

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Sehr geehrtes Hohes Haus! Spoštovana Visoka Hiša! Drage kmetice, dragi kmetje! Spoštovani gledalci in poslušalci! (Abg. Amesbauer: Was?) Liebe Bäuerinnen und Bauern! Diese letzten 2 Stunden hätten auch anders verlaufen können. Wir hätten diese Zeit nutzen können, um eines vorne anzustellen, nämlich Sie und Ihre täglichen Leistungen beziehungsweise unsere täglichen Leistungen. Was hier gerade passiert, ist, dass man sich vor intakter Natur fürchtet. Ich kann das überhaupt nicht nachzollziehen.

Ich bin in Ludmannsdorf/Bilčovs zu Hause, aufgewachsen auf einem kleinen Bauernhof. Ich darf noch immer auf diesem Bauernhof leben, ihn bewirtschaften, ihn für die nächsten Generationen erhalten. (Abg. Schmiedlechner: Und da hast du keine intakte Natur, oder was? – Ruf bei der ÖVP: Die Stimme aus dem Off! – Abg. Michael Hammer: Die süße Stimme aus dem Off!) Ganz bedeutend ist dort eines – und das wird Sie verwundern, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ –, nämlich der Ausblick auf intakte Natur, den wir genießen, auf den Karawanken, im Bärental. Dort schaue ich nämlich hin.

Ich schaue immer wieder auch mit Wehmut dorthin. Es ist ein schöner Ausblick, besonders schön im Winter, wenn es geschneit hat und alles weiß wird. Nur weiß ich, dass meine Urenkerl dort keinen Schnee mehr sehen werden. Ich als Bäuerin weiß, dass meine Urenkerl sich wahrscheinlich schwertun werden, Landwirtschaft so zu betreiben, wie das noch meine Oma gemacht hat. (Abg. Belakowitsch: Woher wissen Sie das?) Wir hätten jetzt die Zeit nutzen können, um das vorne anzustellen, was unsere Bäuerinnen und Bauern leisten: mit ihrem Mittun beim Agrarumweltprogramm, mit der hohen Bioquote, die heute auch schon gelobt wurde, mit der Pflege unserer Kulturlandschaft, wodurch sie erhalten wird und wodurch ein Beitrag zum Erhalt der intakten Natur geleistet wird.

Das Renaturierungsgesetz ist nichts anderes als ein freiwilliges Ja zum Erhalt dieser Landschaft, dieser Heimat, die wir lieben, für unsere nächsten Generationen. Sie fürchten sich davor, die Politikerinnen und Politiker der ÖVP und der FPÖ fürchten sich davor.

Liebe Bäuerinnen und Bauern, fallt nicht darauf rein! Umso lauter hier von diesem Pult geschrien wird, umso lauter hier die Stimme erhoben wird, umso weniger sollte man diesen Stimmen glauben.

Ich weiß nicht, wie es euch im Leben gegangen ist. Mir ist es immer so gegangen: Wenn jemand mit mir geschrien hat, dann konnte ich diese Person nicht ernst nehmen. Ich hoffe, das tun auch Sie zu Hause nicht und arbeiten weiter fest daran, Ihre Ziele zu verwirklichen. (Präsidentin Bures über­nimmt den Vorsitz.)

Ich kann Ihnen eines garantieren: Dieses Renaturierungsgesetz wird Ihnen keine Hürde sein. Es wird Sie auf Ihrem Weg unterstützen, denn wofür sorgen wir denn? – Wir sorgen dafür, dass wir in Zukunft in einer Arten­vielfalt Landwirtschaft betreiben werden, dass wir Renaturierungs- und Reten­tionsräume haben, dass wir einen intakten Wald haben. Andere, die von diesem Pult aus schreien, wollen gerade das verhindern. Sie erzählen Ihnen Mär­chen. Fallen Sie darauf nicht rein! (Abg. Belakowitsch: Na von der Frau Holle haben Sie ...!)

Wenn man hier an diesem Pult oder in unterschiedlichen Bauernzeitungen vom so viel zitierten Bauernsterben redet: Nicht die intakte Natur ist an diesem Bauernsterben schuld, sondern an diesem Bauernsterben ist eines schuld, nämlich das Prinzip Wachsen oder Weichen. Im Prinzip Wachsen oder Weichen verbirgt sich auch, dass wir unsere intakte Natur eben beschä­digt haben, und das sollten wir halt nicht mehr tun. Es hilft uns nicht beim Wei­terbetreiben unserer Betriebe, und es hilft uns nicht bei der Natur, die wir bewirtschaften. Wir sollten mit der Natur arbeiten, mit den Tieren arbeiten, um die Artenvielfalt zu erhalten, denn sobald wir das nicht mehr tun, entsteht Business, und Business hat bis heute immer geheißen, dass unsere Landwirte und Landwirtinnen auf der Strecke bleiben. (Beifall bei den Grünen.)

Es gibt aber noch andere Mythen: wenn man hier sagt, es sei ideologiegetrieben, Hochwasserschutz zu betreiben; es sei ideologiegetrieben, intakte Wälder zu schützen und zu erhalten; es sei ideologiegetrieben, für eine gesunde Gesell­schaft zu sorgen. – Nein, das ist nicht ideologiegetrieben, das ist einfach vernünftig. Wir wollen an vernünftigen Gesetzen weiterarbeiten. Dazu gibt es auch konstruktive Kräfte, und ich würde mir wünschen, dass wir hier wieder mehr konstruktive Kräfte und eine Sprache anwenden, in der wir kon­struktiv zusammenarbeiten können. Das Renaturierungsgesetz ist dafür keine Gefahr, und ich glaube, irgendwann einmal werden es auch die Letzten, die es bis heute noch nicht verstanden haben, verstehen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf bei der ÖVP.)

17.02

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Michael Schnedlitz. – Bitte. (Abg. Zorba: Jetzt wird’s arg! – Abg. Leichtfried: Das wird jetzt noch besser wie der Herr Schmiedlechner!)