16.39
Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Kultur ist nicht nur Musik, Film, bildende oder darstellende Kunst, Kultur ist alles: wie wir zusammenleben, wie wir miteinander diskutieren, hier im Hohen Haus, jeden Tag, überall.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren gerade die Pensionen, was natürlich unter anderem auch das Bundestheaterpensionsgesetz betrifft. Ja, auch Menschen, die in der Kultur tätig sind, leisten ihr Leben lang Enormes – für das Publikum, für den weltweiten Ruf unseres Kulturlandes. Auch wenn es oft leicht aussehen mag, das ist es nicht, es ist harte, konsequente Arbeit. Wie heißt es so richtig? –„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“
Kunst und Kultur sind aber für viele Menschen ein innerer Antrieb. Kunst und Kultur waren auch für mich der Antrieb und die Motivation, in die Politik zu gehen, als ich vor sieben Jahren überraschend die Möglichkeit dazu bekommen habe, als Kultursprecherin diesen so wichtigen Bereich unseres wunderbaren Österreich mitzugestalten. Da dies heute meine letzte reguläre Sitzung hier im architektonisch sehr hohen Haus ist, möchte ich Ihnen sagen, es war mir eine sehr, sehr große Freude und Ehre.
Kultur ist meine persönliche Leidenschaft, meine Inspiration, mein Hobby und mein Beruf. Es war meine größte Freude und Ehre, die letzten Jahre für viele Kulturinstitutionen, Verbände, Vereine, selbstständige Einzelkünstlerinnen und ‑künstler Ansprechperson zu sein, Partnerin zu sein. Ich danke für ihr Vertrauen in mich. Ich bedanke mich, dass ich sie oft treffen durfte, mit ihnen diskutieren konnte, für sie kämpfen durfte, vor allem auch während der Pandemie, in der Österreich für den Kulturbereich außerordentliche Unterstützung bereitgestellt hat – viel mehr als jedes andere Land in Europa –, in der Österreich dank Helga Rabl-Stadler Festspiele abgehalten hat.
Danke, Eva Blimlinger, ich habe sehr gerne mit dir zusammengearbeitet. Ich danke allen, die sich in den letzten Jahren für die Kultur eingesetzt haben, allen Kultursprecherinnen und Kultursprechern. Ich danke Andrea Mayer, ich danke Sepp Schellhorn, Fiona Fiedler, ich danke Claudia Plakolm, Karo Edtstadler und ich danke auch Wolfgang Sobotka. Ich danke meiner parlamentarischen Mitarbeiterin Florentine Biwald, die eine perfekte Partnerin für mich war.
Es war mir eine sehr große Freude und Ehre, in vielen parlamentarischen Freundschaftsgruppen mit Botschafterinnen und Botschaftern anderer Länder Kontakte zu pflegen, überall die Kultur zu betonen und Menschen über die Kultur miteinander zu verbinden. (Ruf bei der FPÖ: Da ist Gemeinschaft!) Ich bin und bleibe eine Kulturbotschafterin, egal wohin ich in Zukunft gehen werde, denn Kultur hat die Kraft und die Macht, zu verbinden, Menschen, Länder und Kulturen – angesichts der vielen Herausforderungen eine unverzichtbare Kraft.
Apropos Macht: Aus aktuellem Anlass möchte ich schon noch ein paar Worte zum Thema Unternehmenskultur in Kulturbetrieben sagen. Auch wenn manche Theaterdirektoren oder Kulturmanager – ich gendere jetzt nicht, denn mit überwältigender Mehrheit sind es fast immer Männer – glauben, dass sie massives Fehlverhalten im Jahr 2024 noch immer mit ihrem Brennen für Kultur entschuldigen können, die Antwort ist: Nein. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Maurer und Schallmeiner.)
Nur weil vielleicht nichts strafrechtlich Relevantes vorliegt, ist es trotzdem höchst verwerflich, ein Zeichen von Schwäche, Unreife, Unprofessionalität und Respektlosigkeit. Das ist noch immer das Problem mit dem Machtmissbrauch in Kunst und Kultur: Die Grauzonen werden maximal ausgereizt. Ich fordere also zum Abschied alle Kolleginnen und Kollegen im Kulturbetrieb auf: Benehmen Sie sich!, und alle anderen: Schauen Sie nicht weg! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)
Kultur bleibt jedenfalls mein Leben, allerdings jetzt im Stadttheater Wiener Neustadt, bei dem ich mich als Geschäftsführerin um all die Dinge, die wir hier theoretisch diskutieren, praktisch kümmern kann – von Arbeitsbedingungen bis Kulturvermittlung. (Abg. Martin Graf: ... wo es keine Freiheitlichen gibt!)
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, in der Kultur ist Österreich eine Supermacht. Bitte schaffen und verbessern Sie auch weiterhin gedeihliche Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur, vor allem für junge Menschen, Kinder und Jugendliche, also auch in der Bildung! Die seuchenartige Handysucht und Social Media bedrohen ernsthaft die Zukunft der nächsten Kulturgeneration. Wir sehen die Trends wieder in den nördlichen Ländern. Ohne Handyeinschränkung und mehr Hinwendung zum Analogen wird die kommende Generation in mehrfacher Hinsicht kulturlos sein. Es besteht dringender Handlungsbedarf.
Ich selbst werde an anderer Position weiterhin meinen Beitrag dazu leisten und schließe meine Rede mit dem Slogan des Stadttheaters Wiener Neustadt, das in acht Wochen wiedereröffnet wird: „Öffnet neue Türen!“ – Vielen Dank und auf Wiedersehen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS. – Abg. Martin Graf: ... keine freiheitlichen Kulturbetriebe ...!)
16.45
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Sehr geehrte Frau Abgeordnete, vielen herzlichen Dank für Ihren Einsatz, der der Kultur auch in Ihrer nächsten Position erhalten bleibt.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Heinisch-Hosek. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.