17.04
Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte es nicht verabsäumen, jetzt einmal ein Versprechen einzulösen, das ich einer Familie, die mir Folgendes geschrieben hat, vor mittlerweile fast einem Monat oder vielleicht sogar schon vor etwas längerer Zeit gegeben habe. (Der Redner stellt eine Tafel auf das Rednerpult, auf der unter dem Titel „Mehr denn je: Corona-Wahnsinn jetzt stoppen / www.coronawahnsinn.at“ Bundeskanzler Kurz vor einer Menschenansammlung und Bundespräsident Van der Bellen, der aus einem Glas mit grüner Flüssigkeit trinkt, zu sehen sind, die mehrmals wegrutscht. – Oje-Rufe bei der ÖVP.) – Wir bräuchten ein gscheites Pult und nicht das Plexiglas da vorne. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich lese jetzt vor: Lieber Herr Zanger! Wir werden versuchen, Ihnen zu schildern, was uns in den letzten Tagen passiert ist. Wir haben einen geliebten Menschen vor einer Woche durch Suizid verloren, unseren Papa, einen Partner, einen Opa, einen besten Freund. Seine jüngere Tochter, seine Schwiegertochter und sein Enkelkind, ein vierjähriges Mädchen, mussten diese schlimme Situation leider mitansehen. Seit Tagen versuchen wir, therapeutische Hilfe zu bekommen, aber leider sind durch die Maßnahmen nur Telefonkonferenzen möglich. Der früheste persönliche Termin wäre der 11. Mai. Das heißt vier Wochen ohne Hilfe; telefonieren mit einem vierjährigen Mädchen stelle ich mir etwas schwierig vor. Eine Verabschiedung von einem geliebten Menschen – fast nicht möglich, hätten wir diese nette Dame von der Bestattung nicht gehabt, die alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um uns diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Danke dafür. Nein, wir waren keine 20 Leute, wir waren auch keine zehn Leute, die sich verabschieden wollten, wir waren nur sechs Menschen. Ich könnte schreien vor Wut.
Das zweite Desaster dreht sich um unsere 75-jährige Oma. Oma hatte eine offene Wunde am Fuß, die wir mit der regelmäßigen Fußpflege super in den Griff bekommen haben. Die Wunden waren fast zu. Na ja, keine Fußpflege während der Coronazeit – das Ergebnis: zwei offene Wunden an den Füßen und Schmerzen, die ich mir gar nicht vorstellen möchte. Einfach eine bodenlose Frechheit.
Zu guter Letzt: Meine Tochter ist im siebten Monat schwanger. Ihr Partner arbeitete bei McDonald’s und hat zurzeit keine Arbeit – klar, Arbeitslosigkeit aufgrund Corona. Um die Zeit trotzdem sinnvoll zu nutzen, hatte er beschlossen, das Kinderzimmer herzurichten, und ja, ein guter Freund hat ihm dabei geholfen. Nach einem langen Tag der Renovierung hat er seinen Freund am Abend nach Hause begleitet. Sie wurden von der Polizei angehalten, mussten ihre Personalien hergeben. Und die Moral von der Geschichte: nicht im gemeinsamen Haushalt lebend, zu wenig Sicherheitsabstand, kein Mundschutz, 360 Euro Strafe von der Bezirkshauptmannschaft für jeden von ihnen. Ein werdender Vater ohne Job – eine echt tolle Leistung.
Das ist unsere Geschichte. In Zeiten wie diesen hoffe ich, Sie erreichen ganz viele Menschen und so manchen werden die Augen geöffnet, was in unserem schönen freien Land so vor sich geht. – Zitatende.
Das ist eine sehr berührende Geschichte, wie ich meine, und, liebe Familie, vielleicht schaut ihr ja zu und habt jetzt gesehen, wie sehr sich Herr Bundeskanzler Kurz für eure Geschichte interessiert. (Beifall bei FPÖ, SPÖ und NEOS. – Bundeskanzler Kurz beendet sein Gespräch mit Präsident Sobotka und Bundesministerin Edtstadler und nimmt wieder auf der Regierungsbank Platz.)
Insbesondere der Volkspartei ist das Schicksal der einfachen Menschen in diesem Land mittlerweile völlig egal. Das V im Wort ÖVP, Österreichische Volkspartei, steht nicht mehr für Volk, vielmehr steht es dafür, das Volk zu verschaukeln, das Volk zu verkaufen. Es gäbe noch mehr Metaphern dafür, die ich hier nicht nennen werde, aber der Volksmund hat schon seine Worte dafür.
Es ist schön, dass die ÖVPler nicht mit Corona infiziert sind – (auf das Rednerpult klopfend) klopfen wir auf Holz, dass es so bleiben möge –, aber dafür hat sich bei Ihnen das Dollfuß-Gen durchgesetzt. Unterstützung dafür bekommen Sie von jenen, die sich sonst immer als so tolerant bezeichnen, aber in Wahrheit Meinungsdiktatur leben: von den Grünen; und die Grünen beweisen, dass der Faschismus des 21. Jahrhunderts von links kommt.
Angesichts dieser Zustände möchten sich beim einfachen Bürger Wut, Zorn und Enttäuschung breitmachen, tatsächlich sagen sie aber: Es ist einfach alles nur mehr traurig! – Dem, geschätzte Damen und Herren, ist nichts hinzuzufügen. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Leichtfried.)
17.09
Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Elisabeth Götze. – Bitte.