10.48

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzte Ministerinnen! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuschauer, die uns von zu Hause zusehen! Das gesellschaftliche und wirtschaftliche System in Ös­terreich funktioniert hauptsächlich darum, weil systemrelevante Arbeit von Frauen ge­macht wird, und das unentgeltlich.

In Österreich gibt es dazu leider keine aktuellen Daten, darauf hat schon mein Kollege Philip Kucher hingewiesen. Ich würde Sie, Frau Ministerin, bitten, das wirklich in die Wege zu leiten, damit wir konkrete Daten haben. Jene Daten, die zur Verfügung stehen, zeigen ein Bild, das zwar nicht unbekannt, aber, wenn man es in Summen quantifiziert, doch erstaunlich ist. Der Wert der ehrenamtlichen Arbeit übersteigt bereits jenen der Erwerbsarbeit, das ist auch keine Neuigkeit. Zwei Drittel der Arbeit zu Hause und der Sorgearbeit wird von Frauen geleistet. Rechnet man das in eine Summe um, dann kommt man auf Arbeit im Wert 100 bis 105 Milliarden Euro pro Jahr – das sind 30 Pro­zent des Bruttoinlandsprodukts –, die unentgeltlich geleistet wird.

Gleichstellung, Gleichbehandlung und Gleichberechtigung sind drei Themen, die unge­löst sind, zum größten Teil nicht umgesetzt werden und manchmal fakultativ als philo­sophischer Kontext dastehen. Wir warten noch immer auf eine Umsetzung.

In der Coronakrise hat man gesehen, wie viel systemrelevante Arbeit von Frauen oft zulasten der Erwerbstätigkeit geleistet wird. Frauen sind in der Krise sofort bereit, wenn sie können – Alleinerzieherinnen wie immer ausgenommen –, ihre Erwerbsarbeit zu­rückzustellen, damit sie unbezahlte Arbeit für die Gesellschaft, für ihre Familie leisten, zuletzt auch als IT-Expertin und Onlineunterrichtunterstützerin für ihre Kinder. Wie und ob das geht, interessiert eigentlich niemanden. Wenn es nicht geht, sind die Kinder die Leidtragenden, weil sie keine Chancengleichheit bei der Bildung haben und oft nicht wissen, wie sie den Verlust dieser Informationen, was den Unterricht betrifft, nachholen können. Wenn sie es nachholen können, ist es oft mit großen Kosten verbunden, für die diese Frauen die Mittel auch nicht aufbringen können. Chancengleichheit ist dann in Kri­senzeiten auch bei Kindern kein Thema.

Applaus und Lippenbekenntnisse werden nicht reichen. Systemrelevante Berufe in Pfle­ge, Gesundheit und Handel müssen besser bezahlt werden, und ich finde es noch immer unglaublich, dass es noch immer nicht möglich ist, den Frauen für die Arbeit, für die sie in der Krisenzeit so gelobt wurden, einmal zwei Bruttogehälter – brutto für netto – auszu­zahlen, um ihnen zu zeigen, dass wir ihre Arbeit tatsächlich wertschätzen und nicht nur Lippenbekenntnisse abgeben, denn das bringt diesen Frauen, die zudem ihr Leben zu einer Zeit riskiert haben, in der man nicht gewusst hat, wie man Schutzausrüstungen gut anwendet, gar nichts. (Beifall bei der SPÖ.)

Maßnahmen dafür, gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu erreichen und die 60 Prozent Unterschied in der Entlohnung zwischen Männer- und Frauenerwerbstätigkeit zu schlie­ßen, wären ein wichtiger Teil des Konjunkturprogramms, der dringend von der Regierung angepackt werden müsste. Das bringt nicht nur den Frauen etwas, sondern das ist auch für das Familieneinkommen relevant, und ist damit vielleicht ein Teil der Volkswirtschaft, die unterstützt wird, um dann die Wirtschaft zu unterstützen.

Denken Sie daran, Frauen sind keine Minderheit, Frauen sind die Mehrheit – auch bei Wahlen, falls das noch nicht angekommen ist –, und Frauen sind auch nicht hilfsbedürf­tig, sie brauchen nur Respekt und eine gleichberechtigte Behandlung! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

10.52

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Mir liegen zu der Untergliederung 10 keine weite­ren Wortmeldungen mehr vor. Damit sind die Beratungen zu diesem Themenbereich abgeschlossen.