14.44

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhö­rer! 1950 hat der durchschnittliche Haushalt in Österreich circa die Hälfte seines Ein­kommens für Lebensmittel ausgegeben, 2020 sind es unter 10 Prozent. Das ist einer der niedrigsten Werte innerhalb der EU, den wir hier in Österreich haben – so viel zur Iden­tifizierung mit den Lebensmitteln, die wir in unserem eigenen Land produzieren.

Wenn man schaut, was seit den Fünfzigerjahren bis heute in der Landwirtschaft in Rich­tung Tierwohl passiert ist, so muss man sagen, das geht genau in die gegenteilige Rich­tung. Ich kenne noch die Ställe, in denen die Kuh ungefähr 20 Zentimeter Luftraum bis zur Decke gehabt hat, die Decke schwarz und die Mauern verschimmelt waren, in die kein Licht reingekommen ist und die Kuh angebunden war. Diese Ställe der 1950er-Jahre gibt es nicht mehr. Insofern gibt es da durchaus eine Verbesserung, wenn auch großartig ausbaufähig. Da bin ich absolut dafür und sehe das als Biobauer und Rinder­bauer genauso.

Gleichzeitig bin ich ganz sicher auch für die Nutztierhaltung und vor allen Dingen für die Rinderhaltung in Österreich, denn 55 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Grünland. Ich glaube, dass es zu unserer Ernährungssouveränität gehört, eine ordentli­che und vor allen Dingen lebenswerte Tierhaltung zu betreiben. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Grundsätzlich fängt das Problem viel früher an, nämlich auch in den Fünfzigerjahren, in denen man begonnen hat, Sozialpolitik über billige Lebensmittel zu machen anstatt be­dürftige Menschen so weit zu unterstützen, dass sie sich gesund und in ausreichendem Maße ernähren können.

Die Herkunftskennzeichnung macht gerade in der Kälberhaltung den meisten Sinn. Wa­rum? – Weil Kälber, weil das Kalbfleisch hauptsächlich in die Verarbeitung beziehungs­weise in die Gastronomie, vor allem in die Kantinen, geht und kaum in Privathaushalte. Im Privathaushalt wird ordentlich darauf geschaut, in den Cash-and-carry-Märkten geht hauptsächlich ausländisches Fleisch über die Theke, das wissen wir, und da ist das Kalbfleisch drinnen. Deshalb ist die Kennzeichnung im Außer-Haus-Verzehr eine der besten und wirksamsten Maßnahmen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Grundsätzlich möchte ich noch erwähnen, dass Tierleid nicht nur in eine Richtung fährt. Das heißt, wir müssen uns auch die Fleischimporte genauer anschauen. Genau diese Fleischimporte sind auch das, was die Wertschöpfung bei uns zunichtemacht. Warum? – Weil man natürlich als großer Schlachtbetrieb mit dem Import ausländischer Ware, sprich von Lebendtieren im Rinder- und Schweinebereich, immer eine leichte Überpro­duktion beziehungsweise einen leichten Überschuss erzeugt und damit den Preis für die Bauern niedrig halten kann.

Die Greenpeace-Studie, die heute herausgekommen ist, ist meines Erachtens äußerst wertvoll, weil sie zum Beispiel auch eines zeigt, und das hat heute noch keiner gesagt: Geschätzt 1 Million Tonnen Lebensmittel in Österreich werden weggeworfen. Das sind umgerechnet Tausende Schweine, das sind Hunderte Rinder, die völlig umsonst betreut werden und die, egal wie sie gehalten werden, völlig umsonst leben. Da liegt ein Riesen­potenzial für Tierschutz. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

14.48

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Josef He­chenberger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.