16.33

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Geschätzte Ministerin! Für viele Tourismusbetriebe ist die derzeitige Situation wirklich alles andere als einfach. Es ist mir vollkommen bewusst, dass wir die größtmögliche Anstrengung unternehmen müssen, um den Betrieben eine Zukunftsperspektive zu bieten, soweit es uns in Anbetracht der Covid-Krise möglich ist.

Was es über das Krisenmanagement, das jetzt schon mehrfach angesprochen und aus­geführt wurde, hinaus jetzt braucht, sind im Großen und Ganzen drei Punkte: Erstens braucht es kurzfristige und schnelle Hilfe, um die Betriebe, um die Arbeitsplätze zu sichern. Zweitens müssen die – ich nenne es jetzt einmal so – Vorerkrankungen der Betriebe angegangen werden, und drittens müssen wir die Krise nützen, um die Weichen zu stellen, um einen krisenfesten und zukunftsfitten Tourismus anzugehen.

Zur kurzfristigen Absicherung: Wir haben für die Branche zahlreiche Maßnahmen er­stellt, beispielsweise – das ist schon angeführt worden – den Fixkostenzuschuss Phase eins und zwei, das Kreditmoratorium, den Verlustrücktrag, die Kurzarbeit, den Umsatz­ersatz von 80 Prozent. Wenn es noch weitere Maßnahmen braucht, wie Herr Schellhorn angeführt hat, dann werden wir auch weitere Maßnahmen schaffen, denn wir dürfen nicht vergessen, dass der Tourismus nicht nur einer der größten Arbeitgeber ist, sondern dass noch eine ganze touristische Wertschöpfungskette – vom Bäcker vor Ort über die Bergführerin bis hin zur Tischlerin – daran hängt.

Es wird aber über das aktuelle Krisenmanagement hinaus noch mehr brauchen, denn spätestens jetzt merken wir, auf welch wackligen Beinen unser Tourismus steht. Allein wenn man die negative Eigenkapitalquote der Betriebe sieht, weiß man, dass wir die Tourismuswirtschaft langfristig auf sichere Beine stellen müssen.

Ich habe schon öfters betont, dass der enorme Konkurrenzdruck und der Investitions­druck in der Branche mit dem Konzentrationsprozess dazu führen können, dass einfach nur wenige davon profitieren, aber viele darunter leiden oder verlieren. Das ist nicht nur unter einem ökonomischen, sondern auch unter einem ökologischen Aspekt wenig gewinnbringend.

Wir müssen jetzt darüber sprechen, in welche Richtung sich unser Tourismus entwickelt, in welche Richtung er sich entwickeln soll. Die Covid-Krise wird nicht die letzte Heraus­forderung für unseren Tourismus sein – Stichwort: Gerade im Hinblick auf den Winter­tourismus – das wurde schon angesprochen, und ich schaue über diese Saison hinaus –, gibt es die Klimakrise. Die Krise ist wie ein Vergrößerungsglas, das bestehende Prob­leme radikal aufdeckt. Bestehende Probleme können nicht gelöst werden, indem wir sie ignorieren, sondern wir müssen sie angehen und im Prinzip heute schon an den Touris­mus von morgen denken.

Zu Ihnen, geschätzter Kollege Hörl – der zwar gerade telefoniert, aber trotzdem –: Wir werden nicht umhinkommen, dass wir im Tourismus eine Veränderung einleiten. Das hat nichts mit Hetze zu tun, sondern das ist dringend notwendig. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir müssen den Tourismus krisen- und klimafest anlegen. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Keine Angst, Herr Hörl, es geht jetzt nicht darum, dass wir alle öko werden. Es geht darum, dass wir unsere Geschäftsgrundlage nicht kaputt machen, denn die Natur ist das Kapital des Tourismus. Es geht darum, mit grünen Ideen schwarze Zahlen zu schreiben. (Beifall bei Grünen und ÖVP. Zwischenruf des Abg. Weidinger.)

Für uns heißt das, dass wir die Förderstruktur in dem Sinne ändern müssen, dass kleinbetriebliche, oft familiär geführte Betriebe, die schon in Richtung sozial nachhaltigen Tourismus gehen, besser unterstützt werden, dass wir Fairness in der Branche schaffen, dass wir schauen, dass die kleineren Betriebe nicht unter Investitionsdruck kommen und durch den Wachstumszwang verlieren, sondern dass wir in der Branche wirklich Fairness schaffen und vor allem kleinere, klein strukturierte, familiär geführte Betriebe unterstützen.

Genauso müssen wir am Anfang etwas ändern, wenn wir uns anschauen, wie die Erfolge im Tourismus überhaupt gemessen werden. Im Moment beschränken wir uns nur auf die Nächtigungszahlen, die sagen aber weder etwas über die Qualität noch über sonst irgendetwas aus. Wir müssen uns anschauen, welche Indikatoren es zur Erfolgs­mes­sung braucht. Es geht um die Fragen: Wie viel Wertschöpfung bleibt in der Region? Wie schaut es mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Tourismus aus? Wie zufrieden sind die Gäste, wie lange sind unsere Gäste da?, und so weiter.

Da jetzt die Redezeit abläuft, sage ich nur noch: Nützen wir die Zeit, den Tourismus krisen- und zukunftsfest zu machen, denn krisenanfällige Wachstumskonzepte sind – im wahrsten Sinne des Wortes – Schnee von gestern. Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP. Abg. Leichtfried: Da schaut der Kollege Hörl!)

16.38

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Herr. – Bitte.