9.55

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Meine Damen und Herren! Manchmal habe ich den Eindruck, wir wollen einander nicht verstehen. Seien Sie auch nicht überrascht darüber, dass ich die gewählte Vorgangsweise hinsichtlich des Ethikunterrichts für ausgesprochen vernünftig erachte!

Wir haben den Ethikunterricht im Regierungsprogramm festgehalten, wir haben über Jahrzehnte hinweg einen Schulversuch Ethik durchgeführt, einen erfolgreichen, akzep­tierten Schulversuch, über den auch der Rechnungshof gesagt hat: Irgendwann einmal müsst ihr euch entschließen, diesen Schulversuch in das Regelschulwesen überzufüh­ren! – Es gab 2011 hier im österreichischen Parlament eine Enquete über die Realisie­rung des Ethikunterrichts, und nun gelingt das. Jetzt frage ich mich, warum dabei sozu­sagen gewollte oder ungewollte Missverständnisse hinsichtlich der Sinnhaftigkeit dieses Weges entstehen.

Die einen sagen vielleicht: Ethikunterricht ohne Ergänzung und Begleitung von Reli­gionen wäre das Sinnvolle!, andere sagen möglicherweise: Was brauchen wir einen Ethikunterricht, wir haben sowieso einen Religionsunterricht?, und in Religion werden unzweifelhaft ethische Fragestellungen mitgenommen – und jetzt wird ein, finde ich, ver­nünftiger Mittelweg beschritten, ein Vernetzungsmodell wird betrieben. Frau Abgeordne­te Hamann hat sehr schön und ganz klar dargestellt, wie ich mir, wie wir uns die Zukunft des Ethikunterrichts vorstellen, nämlich nicht als ein isoliertes neues Fach, sondern ein Fach, das mit dem Religionsunterricht interagiert.

Ich habe auch mit Vertretern aller Religionen darüber gesprochen, und die haben gesagt: Ja, wir bekennen uns dazu, und wir übernehmen in unseren Religionsunterricht die Fra­gestellungen, die im Ethikunterricht gelehrt werden. Wir machen freiwillig so etwas wie einen ethischen Kern, der über den Ethikunterricht übergreifend ist und bis hin zum Re­ligionsunterricht reicht.

Wir machen es auch von der Lehrplangestaltung her so, dass Ethikunterricht parallel zum Religionsunterricht stattfindet, sodass Teamteaching und ein gemeinsames Unter­richten nicht nur möglich ist, sondern natürlich auch gefördert wird.

Wir haben auch Ethische Bildung in die sogenannte kooperierende Fächergruppe mit Religion hineingestellt. Ich halte das für einen sinnvollen Weg, und ein Weg heißt auch immer, dass man noch nicht am Ziel angelangt ist, sondern Weg heißt Auftrag, in diese Richtung weiterzugehen.

Das ist meine Meinung darüber, und Sie sehen, dass ich der Vorgangsweise zu 100 Pro­zent zustimme und damit einverstanden bin. Ich bitte auch um breite Unterstützung die­ses Weges. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.58

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hauser. – Bitte.