18.06
Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Den jetzt vorliegenden Antrag haben wir auch durchaus kontrovers im Ausschuss diskutiert, und die Intention, einmal zu schauen, zu evaluieren und zu vereinheitlichen, wenn es um Lehrgänge auf den Hochschulen geht, ist grundsätzlich eine nachvollziehbare. Wogegen wir uns aber klar wehren, ist, dass gewisse Gruppen durch eine Neuschaffung von Titeln eventuell segregiert oder abgestempelt werden. Also das ist wirklich etwas, worauf wir ganz genau schauen wollen. Wir werden einfach schauen, was aufgrund dieses Entschließungsantrages passiert, was daraus gemacht wird.
Als SPÖ stehen wir klar für eines: dass wir weiterhin über die Studierbarkeit reden, über die soziale Durchlässigkeit des Regelstudiums – des Regelstudiums, ich glaube, das ist ganz wichtig –, darüber, dass Studieren einfach mit flexiblen Lebensrealitäten möglich gemacht wird. Im Jahr 2020 ist das eigentlich etwas extrem Wesentliches.
Diesen Punkt der Studierbarkeit müssen wir weiterhin diskutieren, müssen wir im Rahmen der UG-Novelle weiter diskutieren. Das werden wir sowieso tun, das werden wir auf und ab diskutieren und das werden wir auch extrem hitzig diskutieren, weil wir der Meinung sind, dass die Studierbarkeit mit dieser UG-Novelle eben nicht gefördert wird, sondern der Druck auf die Studierenden erhöht werden wird.
Gerade in dieser Krisensituation, gerade nach diesem extrem anstrengenden Jahr ist das einfach etwas, was wir überhaupt nicht verstehen und was die Lebensrealität von vielen komplett zerbrechen lässt, weil man das Studium vielleicht abbrechen muss, weil man dann doch irgendetwas anderes macht, weil man einfach hinten und vorne nicht mehr zusammenkommt und nicht weiß, womit man sich Unterrichtsmaterialen, womit man sich Lebensmittel kaufen soll, wie man die Miete bezahlen soll et cetera. Man lässt die Studis im Regen stehen, das habe ich gestern schon betont.
Um zur Studierbarkeit zurückzukommen: Die Lebensrealitäten sind vielfältig. Es gibt den Studenten, der nach der Matura sein Studium beginnt und nebenbei in unterschiedlichstem Stundenausmaß arbeiten geht. Es gibt die Jungunternehmerin, die vielleicht gerade an ihrem Start-up feilt und nebenbei das Studium macht, um sich einfach noch mehr Expertise zu verschaffen. Es gibt die Mutter, die Betreuungspflichten hat und während der Karenz studieren geht. Es gibt den Arbeiter, der einen Studienbefähigungslehrgang gemacht hat und jetzt an der FH für ein Bachelorstudium inskribiert und sich dort durchkämpft. Und das ist gut so, so will ich die Studierenden 2020 sehen. Das sollte noch viel vielfältiger werden – darauf werden wir auch schauen ‑, und deswegen braucht es bestmögliche Rahmenbedingungen beim Studieren, bei der Studierbarkeit im Regelstudium.
Nur noch eine Statistik, die das Momentum Institut diese Woche herausgebracht hat: 22 Prozent der ArbeiterInnenkinder beginnen ein Bachelorstudium, 7 Prozent beginnen ein Masterstudium, weniger als 1 Prozent beginnt ein Doktoratsstudium. – Ich glaube, das ist ein klarer Handlungsauftrag. Studieren darf einfach kein Elitenprogramm sein. Wir werden auf jeden Fall weiterhin den Finger in diese Wunde halten. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
18.09
Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Maria Theresia Niss. – Bitte.