11.55

Abgeordnete Mag. Dr. Sonja Hammerschmid (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesmi­nister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Fünf Jahre ist es her, dass mich der Anruf von Christian Kern ereilt hat, das Bildungsministerium zu übernehmen, fünf extrem bewegte Jahre, mit allen Höhen und Tiefen, in unterschiedli­chen Funktionen – Höhen und Tiefen, die, glaube ich, ein ganzes Politikerinnenleben füllen würden, und nicht nur fünf Jahre.

Es ist nun aber für mich an der Zeit, den nächsten beruflichen Schritt zu tun, und darum möchte ich mich hier und heute an dieser Stelle von euch allen verabschieden, auch wenn ich morgen zu Kunst und Kultur noch etwas sagen werde.

Ich möchte mit dir, Herr Bundesminister Heinz Faßmann, beginnen: Uns eint ja eigentlich unsere Historie in unterschiedlichen Universitätsfunktionen und auch unser wissen­schaftlicher Zugang zur Sache. Ich möchte deshalb heute noch einmal einen Appell an dich richten, nämlich einen Appell für das wissenschaftsbasierte Vorgehen in der Schul­politik: Du hast mehrfach betont, dass sich Wissenschaft „nicht überall einmischen“ soll – ich finde, das Gegenteil ist der Fall! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Moderne, inklusive Bildungspolitik muss auf wissenschaftlichen Grundlagen, Fakten und den Erfahrungen der Expertinnen und Experten in den Schulen basieren, denn es geht ja um unsere Kinder! Bundesminister außer Dienst Hans Tuppy hat es einmal so schön formuliert: Die nobelste aller Aufgaben ist es, jungen Menschen die Welt zu eröffnen. – Das ist unser Auftrag hier im Hohen Haus! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Wir müssen allen Kindern die Chance geben, auf Basis ihrer individuellen Bildungskar­rieren ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Wir müssen die Kinder in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen und ihre Talente und Potenziale ganz individuell adressieren. Sie zu heben ist unser Auftrag, und zwar beginnend in der Elementarpädagogik über die gesamte Bildungslaufbahn hinweg – und zwar egal, woher die Kinder kommen, welchen Namen sie tragen und wer ihre Eltern sind. (Beifall bei SPÖ, Grünen und NEOS.)

Es ist hoch an der Zeit, dass wir – lernend aus der Covid-19-Pandemie – die Schule krisensicher und zukunftsfit weiterentwickeln. Es ist an der Zeit, den von mir schon so oft geforderten Bildungskonvent mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, mit Ex­pertinnen und Experten einzuberufen, um Bildungsziele zu formulieren, festzuschreiben und den Weg dorthin zu definieren. Den Prozess wollen und müssen wir in den Mit­telpunkt stellen, und es gilt in diesem Prozess, parteiideologische Grenzen im Sinne un­serer Kinder zu überwinden. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der NEOS sowie der Abg. Disoski.)

Es gilt, eine Strategie auszuarbeiten und diese Strategie dann Schritt für Schritt umzuset­zen. Die Pädagoginnen und Pädagogen müssen die Zeit bekommen, das zu tun, natür­lich flankiert von Ressourcen und Schulentwicklungsprozessen, in denen sie auch ent­sprechend begleitet werden. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

In diesem Prozess müssen wir auch erreichen, die Grundkompetenzen zu stärken, das steht außer Frage – und dazu zählen für mich mediale und digitale Kompetenzen ge­nauso.

Wir müssen aber auch die Kinder und jungen Menschen in jenen Kompetenzen ausbil­den, die sie befähigen, Herausforderungen entgegenzutreten, die noch nicht absehbar sind. Da rede ich von Teamorientierung, Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein – Kreati­vität und Neugier gilt es sowieso zu stärken –, bis hin natürlich auch zum unternehmeri­schen Denken und Handeln im Sinne von: Wie gestalten wir denn unsere Gesellschaft?

Natürlich müssen wir den Kindern – und das ist so dringend notwendig – Lernen lernen und die Lust am Lernen mitgeben, denn wir alle und sie im Speziellen werden es ein ganzes Leben lang tun. Das ist eine große Aufgabe. Da braucht es modernste Pädago­gik, da braucht es die wirklich motiviertesten Pädagoginnen und Pädagogen – ihnen sei an dieser Stelle von Herzen für ihren Einsatz gedankt –, und es braucht moderne For­men der Wissensvermittlung. Noch etwas braucht es, Herr Bildungsminister: Respekt, Wertschätzung und konstruktive Feedbackkultur in der Schule. Sonst wird das nicht pas­sieren. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Den Grundstein zu moderner und zukunftsgerichteter Schule habe ich ja mit dem Bil­dungsreformpaket 2017 setzen dürfen, nämlich die wirkliche Verbreiterung der schuli­schen und pädagogischen Autonomie, gepaart mit Möglichkeiten in der Organisation. Bitte weitermachen, diesen Rahmen nutzen und ausbauen! Dazu braucht es Mut, Ge­staltungswillen, die nötigen Ressourcen und konsequentes Handeln, und darum bitte ich dich, lieber Heinz Faßmann. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Ich möchte aber auch an euch, liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus, jetzt und an dieser Stelle einen Appell richten: Demokratie ist unser höchstes Gut, wie ich meine. Demokratie kann aber wirklich nur blühen, erblühen und sich entfalten, wenn das jedem Einzelnen bewusst ist und wenn wir sehr sorgsam damit umgehen. Das heißt, es muss das aufrichtige Bestreben aller in diesem Hohen Haus sein, nach den besten Lö­sungen für unser schönes Land und die Menschen, die in unserem Land leben, zu suchen, mit Wertschätzung, Respekt und auf Augenhöhe, im Diskurs, im einander Zuhö­ren und Diskutieren. Ich sage es noch einmal: Wir brauchen die besten Lösungen für die Menschen in unserem Land. Darum bitte ich euch als Staatsbürgerin. – Ich danke euch. (Anhaltender, stehend dargebrachter Beifall bei der SPÖ, Beifall bei ÖVP, Grünen und NEOS sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

12.02

Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrte Frau Dr. Hammerschmid, ich wünsche Ih­nen für die persönliche Zukunft alles Gute!

Zu Wort gelangt nun Frau MMMag. Gertraud Salzmann. – Bitte, Frau Abgeordnete.