25. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
21. Mai 2025
XXVIII. Gesetzgebungsperiode
Nationalratssaal
Stenographisches Protokoll
25. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXVIII. Gesetzgebungsperiode
Mittwoch, 21. Mai 2025
Inhaltsverzeichnis
Wortmeldungsarten
RNRandnummer
Zitierbeispiel: Sten. Prot. NR 11. Sitzung, 7.3.2025, RN 8
Impressum
Parlamentsdirektion
1017 Wien
Sitzungsbeginn
12 Uhr
Sitzungsende
17.48 Uhr
Personalien
Verhinderungen
Geschäftsbehandlung
Verlangen der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA (FPÖ), Kolleginnen und Kollegen gemäß § 33 Abs. 1 GOG auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses betreffend „Klärung politischer Einflussnahme von ÖVP-Regierungsmitgliedern (ÖVP-Machtmissbrauchs-Untersuchungsausschuss)“ (1/US)
Verlangen gemäß § 33 Abs. 4 GOG auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG
Kurze Debatte:
Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ) | bg |
Mag. Andreas Hanger (ÖVP) | wm |
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS) | wm |
Sigrid Maurer, BA (Grüne) | wm |
Mag. Katayun Pracher-Hilander (FPÖ) | wm |
Kai Jan Krainer (SPÖ) | wm |
Zuweisung des Verlangens 1/US auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses an den Geschäftsordnungsausschuss
Bundesregierung
Vertretungsschreiben
Ausschüsse
Dringliche Anfrage
der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „ÖVP-Machtmissbrauch: Partei oder Staat, was steht bei Ihnen an erster Stelle, Herr Bundeskanzler?“ (2444/J)
Begründung: Christian Hafenecker, MA (FPÖ) | bg |
Staatssekretär Alexander Pröll, LL.M. | rb |
Debatte:
Dr. Susanne Fürst (FPÖ) | wm |
Nico Marchetti (ÖVP) | wm |
Maximilian Köllner, MA (SPÖ) | wm |
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS) | wm |
Sigrid Maurer, BA (Grüne) | wm |
Thomas Spalt (FPÖ) | tb |
Herbert Kickl (FPÖ) | wm |
Mag. Ernst Gödl (ÖVP) | wm |
Mag. Muna Duzdar (SPÖ) | wm |
Werner Herbert (FPÖ) | tb |
Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne) | wm |
Elisabeth Heiß (FPÖ) | wm |
Ralph Schallmeiner (Grüne) | wm |
David Stögmüller (Grüne) | wm |
Mag. Gernot Darmann (FPÖ) | wm |
Anhang
Eingebracht wurden
Berichte
Bericht des Rechnungshofes betreffend Batterieforschung – Reihe BUND 2025/17 (III-163 d.B.)
Bericht des Bundesministers für Innovation, Mobilität und Infrastruktur betreffend ÖBB-Rahmenplan 2025-2030 (III-173 d.B.)
Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG
Vollmacht zu Verhandlungen der Konvention über das Sekretariat der Europäischen Zivilluftfahrt-Konferenz (ECAC) (135/GO)
Anfragen der Abgeordneten
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wirksamkeit des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms (2386/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Befristung von Hotelgutscheinen (2387/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend drohende massive Verschlechterungen bei EU-Fluggastrechten (2388/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Unzulässige Strompreiserhöhung der Verbund AG im Jahr 2023 (2389/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Belastung von Alltagsprodukten mit gesundheitsgefährdenden PFAS-Chemikalien (2390/J)
Dr. Barbara Kolm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Einführung des digitalen Zentralbankgeldes „Digitaler Euro“ (2391/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Belohnungen im BMASGPK (2392/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Belohnungen im BMJ (2393/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur betreffend Belohnungen im BMIMI (2394/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Belohnungen im BMEIA (2395/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Belohnungen im BMLUK (2396/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Belohnungen im BMI (2397/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung betreffend Belohnungen im BMB (2398/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Belohnungen im BMF (2399/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung betreffend Belohnungen im BMFWF (2400/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Europa, Integration und Familie betreffend Belohnungen im BMEIF (2401/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Tourismus betreffend Belohnungen im BMWET (2402/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport betreffend Belohnungen im BMWKMS (2403/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Belohnungen im BMLV (2404/J)
Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Belohnungen im BKA (2405/J)
Christofer Ranzmaier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sicherheitslage und strafrechtlich relevante Vorfälle in den Asylunterkünften der Stadt Kufstein, insbesondere im Containerdorf in der Münchnerstraße (2406/J)
Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Polizeieinsätze und sicherheitsrelevante Vorfälle in den Asylheimen Sekirn und Ferlach (Kärnten) (2407/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Zadic-Büro buchte Privatjet für Häftlings-Abschiebung (2408/J)
Mag. Norbert Nemeth, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Schuldenerlässe gegenüber anderen Staaten seit dem Jahr 2000 (2409/J)
Mag. Norbert Nemeth, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Stelle für Entbürokratisierung (2410/J)
Mag. Christoph Pramhofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend laufendes Bitcoin Volksbegehren und Steuereinnahmen aus Kryptowährungen (2411/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Tourismus betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2412/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2413/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2414/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2415/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2416/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2417/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2418/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2419/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2420/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2421/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Europa, Integration und Familie betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2422/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2423/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2424/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Dienstwagen in den Ressorts (2425/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2426/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2427/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2428/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Tourismus betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2429/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2430/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2431/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Europa, Integration und Familie betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2432/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2433/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2434/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2435/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2436/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2437/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2438/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Handys und Kosten für Umbau in Minister:innen-Büros (2439/J)
Dr. Alma Zadić, LL.M., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur betreffend Leiharbeit und Arbeitskräfteüberlassung im Büro Hanke (2440/J)
David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Nachbeschaffung von Jet-Trainern – Ermittlungen (2441/J)
David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Nachbeschaffung von Jet-Trainern – ohne Budget (2442/J)
David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Nachbeschaffung von Jet-Trainern (2443/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend ÖVP-Machtmissbrauch: Partei oder Staat, was steht bei Ihnen an erster Stelle, Herr Bundeskanzler? (2444/J)
Anfragebeantwortungen
der Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kontrolle der Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung (629/AB zu 702/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufnahmebedingungen von Asylwerber:innen und Grundversorgung 2024 (630/AB zu 704/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Asylverfahren minderjähriger Asylsuchender in Österreich im Jahr 2024 (631/AB zu 705/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Versorgung und Kosten von minderjährigen Flüchtlingen in der Bundesbetreuung in Österreich 2024 (632/AB zu 703/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Arbeitet das BMI mit rechtsextremen Sprengstoffexperten zusammen? (633/AB zu 706/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts über Beschwerden gegen Bescheide des BFA 2024 (634/AB zu 708/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entscheidungen des BFA 2024 (635/AB zu 707/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anhaltungen in Schubhaft, Überprüfung von Anhaltezentren und durchgeführte Abschiebungen 2024 (636/AB zu 709/J)
RN/1
Beginn der Sitzung: 12 Uhr
Vorsitzende: Präsident Dr. Walter Rosenkranz, Dritte Präsidentin Doris Bures.
RN/2
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Meine Damen und Herren! Ich eröffne die 25. Sitzung des Nationalrates, die aufgrund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 6 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen wurde.
Die Amtlichen Protokolle der 21. und der 22. Sitzung vom 13. Mai 2025 sowie der 23. und der 24. Sitzung vom 14. Mai 2025 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.
RN/2.1
Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Dr. Barbara Kolm, Sebastian Schwaighofer, Mag. Harald Stefan, Peter Haubner, Mag. Friedrich Ofenauer, Mag. Harald Servus, Petra Bayr, MA MLS, Mag. (FH) Peter Manfred Harrer, Dominik Oberhofer, Mag. Nina Tomaselli.
RN/2.2
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilungen gemacht:
Vertreten wird bis mittags Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Korinna Schumann durch Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur Peter Hanke,
Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Tourismus Mag. Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer durch Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus Mag. Elisabeth Zehetner.
Ferner gebe ich die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, wie folgt bekannt:
Bundeskanzler Dr. Christian Stocker wird durch Staatssekretär im Bundeskanzleramt Alexander Pröll, LL.M. vertreten.
RN/2.3
Einlauf und Zuweisungen
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die verteilte Mitteilung.
Die Mitteilungsliste ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/2.4
RN/2.5
Ankündigung einer Dringlichen Anfrage
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Der Freiheitliche Parlamentsklub hat gemäß § 93 Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, die am Beginn der Sitzung eingebrachte schriftliche Anfrage 2444/J der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „ÖVP-Machtmissbrauch: Partei oder Staat, was steht bei Ihnen an erster Stelle, Herr Bundeskanzler?“ dringlich zu behandeln.
Der Aufruf der Dringlichen Anfrage wird um 15 Uhr erfolgen.
Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung abgesehen vom Parlamentslivestream überdies von ORF III bis 19.15 Uhr übertragen wird, anschließend wird die Sitzung auf ORF ON übertragen.
Ich unterbreche die Sitzung bis 15 Uhr.
RN/3
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Meine Damen und Herren, ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
RN/4
der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „ÖVP-Machtmissbrauch: Partei oder Staat, was steht bei Ihnen an erster Stelle, Herr Bundeskanzler?“ (2444/J)
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 2444/J. Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführung.
Der Wortlaut der Anfrage ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/4.1
Ich erteile Herrn Abgeordneten Hafenecker als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort.
RN/5
15.01
Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Danke, Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Leider nicht: Herr Bundeskanzler – Herr Staatssekretär Pröll an seiner statt! Ich möchte eingangs noch eine Klasse der Mittelschule Radenthein begrüßen, 47 Schüler und sieben Lehrer – herzlich willkommen hier im Hohen Haus! (Allgemeiner Beifall.)
Wie eingangs erwähnt fehlt leider Gottes Herr Bundeskanzler Stocker bei dieser Dringlichen Anfrage. Das war auch nicht anders zu erwarten. Das ist eine alte Tradition, eine liebgewonnene Tradition bei der ÖVP: Wenn der Bundeskanzler nichts zu sagen hat oder sich nicht traut, dann schickt er eben einen Staatssekretär. – Wir nehmen das zur Kenntnis. Ich werde aber trotzdem hier von diesem Rednerpult aus auch den Herrn Bundeskanzler (Zwischenrufe bei der ÖVP), der uns bestimmt aufmerksam zusieht, weiter adressieren und direkt ansprechen.
Meine Damen und Herren, der Titel der heutigen Sitzung ist: „Partei oder Staat, was steht bei Ihnen an erster Stelle“? – Ehrlich gesagt weiß ohnehin jeder Österreicher, was die Antwort darauf ist: Die ÖVP ist keine Partei mehr, sie ist ein System geworden, ein Machtapparat. Der Staat, die Behörden und die Medien sind von ihr gekapert worden, um einzig und allein sich selbst zu erhalten und natürlich auch zu bereichern, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn man sich die Situation anschaut, muss man sagen, Österreich steht vor einem historischen Tiefpunkt: wirtschaftliche Rezession, gesellschaftliche Spaltung, politisch durch ein schwarzes Netzwerk korrumpiert, das seine Tentakel von der Justiz über die Polizei und die Finanz bis hinein in die Medien gestreckt hat.
Was wir erleben, ist kein Einzelfall, sondern ein systemischer Machtmissbrauch. Die ÖVP ist nicht mehr an Lösungen für die Bürger interessiert. Sie sind nur noch daran interessiert, Kontrolle zu behalten: Kontrolle über das Innenministerium, Kontrolle über die Ermittlungen, die dort stattfinden, Kontrolle über die öffentliche Meinung und, ja, sogar die Kontrolle rund um die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Tod eines Justizbeamten, der einfach nicht mehr in Ihrem System mitspielen wollte, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Der Fall Christian Pilnacek ist das deutlichste Mahnmal dafür, wie tief dieses schwarze System reicht, ein Sektionschef, der laut Tonaufzeichnung gesagt hat: „ich kann es nicht, ich mach es nicht, ich will es nicht“. – Gemeint war der Wunsch von Wolfgang Sobotka, eine Hausdurchsuchung bei der ÖVP zu verhindern.
Pilnacek hat sich geweigert, vor diesen Parteiwagen gespannt zu werden. Kurze Zeit später ist er bekanntermaßen tot gewesen und eigenartige Ermittlungen waren die Folge, meine sehr geehrten Damen und Herren. Die Ermittlungen haben mehr Löcher als der berühmte Schweizer Käse: Es sind Beweismittel verschwunden, es wurden Tonbandaufnahmen ignoriert, Ermittlungen gegen Ermittler wurden eingestellt.
Bekannterweise prüft die Staatsanwaltschaft Krems gerade jetzt eine Wiederaufnahme des bereits niedergelegten Verfahrens. Warum? – Weil der Verdacht auf massive politische Einflussnahme nicht mehr wegzuwischen ist. Eigentlich ist es übrigens eigenartig, dass sich eine Staatsanwaltschaft selbst überprüft, normalerweise macht das in diesem Fall eine andere – aber möglicherweise haben Sie auch da schon wieder Ihre Strippen gezogen, das ist ja nicht auszuschließen. (Beifall bei der FPÖ.)
Was ist in diesem tiefen schwarzen Staat noch passiert? – Wir haben erlebt, dass Corona zur Generalprobe für einen autoritären Staat geworden ist. Maßnahmenkritiker wurden wie Staatsfeinde behandelt. Die Polizei – wir erinnern uns alle – wurde vom damaligen Innenminister Nehammer als Flex bezeichnet und genauso martialisch gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt. Versammlungen wurden verboten, Demonstranten wurden kriminalisiert, Stürme auf ein Versicherungsgebäude und auf das Parlament wurden erfunden. Demonstranten wurden schlicht und ergreifend in einer Tour von den Behörden, von der Exekutive drangsaliert.
Mithilfe eines digitalen Krisenstabes wurde die Kritik, die es natürlich auch gegeben hat, systematisch zensiert. Die Medien wurden manipuliert und Journalisten wurden und werden eingeschüchtert. Und das alles, meine sehr geehrten Damen und Herren, mit aktiver oder stillschweigender Duldung aus dem Bundeskanzleramt – der Herr Kanzler ist ja heute nicht da –, also genau von jenem Ort, von dem aus eigentlich die Grundrechte unserer Bevölkerung geschützt werden sollten.
Als ob das nicht genug wäre, hat die ÖVP mit ihrem System auch die vierte Gewalt im Staat, die Medien, durch ein Netz aus Inseratenförderungen und Hintergrundgesprächen, wie man das so schön genannt hat, an die Kandare genommen.
Man macht es auch weiterhin so. Aktuell gibt es zusätzliche 30 Millionen Euro für das Meine-Zeitung-Abo – das ist natürlich nur für Systemmedien gedacht. Es gibt 35 Millionen Euro mehr für den ORF (Zwischenruf bei der SPÖ), da darf er, noch zusätzlich zu den Zwangsgebühren, weiter vom Rahm abschöpfen. Dann haben Sie noch 25 Millionen Euro an handverlesene Zeitungen vergeben, damit die Zustellungskosten nicht zu teuer sind, meine sehr geehrten Damen und Herren. Die 18,5 Millionen Euro, die Sie für einen angeblichen Qualitätsjournalismus ausgeben, sollte man in diese Rechnung auch noch miteinbeziehen.
Dann wundert man sich, dass Österreich im Pressefreiheitsindex auf Platz 32 – das muss man sich einmal vorstellen: Platz 32! – abgestürzt und gleichauf mit Moldau und Mauretanien ist. Nur damit wir da einmal einen Bezug dazu bekommen, wie weit Sie es gebracht haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Deshalb, meine Damen und Herren, ist es unsere staatsbürgerliche Pflicht, diesen Untersuchungsausschuss, der in diesen Minuten eingebracht wird, auch einzusetzen und den ÖVP-Machtmissbrauch aufzuzeigen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte auch sagen: Es ist der erste Untersuchungsausschuss, den die Freiheitliche Partei selbstständig einbringt. Das ist der Punkt, an dem Sie vielleicht einmal darüber nachdenken sollten (Abg. Shetty [NEOS]: Das merkt man auch an der Qualität!), warum die Freiheitliche Partei eigentlich vom Bürger mit dem Vertrauen ausgestattet worden ist, das zu tun, und viele andere Parteien hier im Haus eben nicht. Ich glaube, darüber sollten Sie einmal nachdenken. (Beifall bei der FPÖ.)
Dieser Untersuchungsausschuss wird natürlich klären, wer politisch für den Zustand der Ermittlungen im Fall Pilnacek verantwortlich ist. Er wird klären, wer in der Coronazeit welche Entscheidungen getroffen hat und mit welchen Absichten diese Entscheidungen auch ins Treffen geführt worden sind. Welche Rolle haben das Bundeskanzleramt, das Innenministerium, aber auch die Medienabteilungen in den einzelnen Ministerien tatsächlich gespielt? Wer hat mit welchem Kalkül die Grundrechte unserer Bürger mit Füßen getreten? Sie können es also auch so formulieren: Dieser Untersuchungsausschuss ist ein Akt der politischen Notwehr gegen das System der ÖVP. (Beifall bei der FPÖ.)
Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, weil ich meine Nachredner natürlich schon kommen höre, die wahrscheinlich das altbekannte ÖVP-Narrativ: Der Untersuchungsausschuss kostet Steuergeld!, erzählen werden: Ja, das stimmt, aber das hat sich Kollege Hanger zuletzt nicht überlegt, als er ein rein politisches Foul mit der Einsetzung einer Historikerkommission begangen hat, die er dann Rot-blauer-Machtmissbrauch-Untersuchungsausschuss genannt hat, obwohl er genau wusste, dass in den letzten Jahren weder Rot noch Blau in der Bundesregierung gemeinsam regiert haben. Herr Kollege Hanger, das haben Sie damals gemacht.
Sie beugen die Hausordnung bis zum Gehtnichtmehr, um Ihre politischen Ziele zu erreichen. (Abg. Hanger [ÖVP]: Das ist die Logik ...!) Aber, das sage ich Ihnen: Dieser Untersuchungsausschuss blockiert das Parlament nicht, im Gegenteil, er lüftet das Parlament durch!
Am Ende will ich Ihnen schon auch noch eines sagen (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Der Fälscher!): Wenn in diesem Land etwas Geldverschwendung ist, so wie Sie es ja immer wieder sagen, dann sind das die Millionen, die Sie seitens der ÖVP für Medienmanipulationen in die Hand nehmen, für die Postenschachereien, die wir allgegenwärtig sehen, die Zahlungen an Parteifreunde und Ihre Firmen, dann die EU-Mandate für komplett ahnungslose Menschen, die es gibt – EU-Posten werden im Tiefflug verteilt, für Ihre abgehalfterten Minister gibt es Luxusjobs an allen Ecken und Enden. Die ÖVP-Restbestände werden jedenfalls immer irgendwo versorgt, jetzt übrigens auch mit der Hilfe der SPÖ und der NEOS, die das noch vor gar nicht allzu langer Zeit kritisiert haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Untersuchungsausschuss hat nur ein Ziel, nämlich die Demokratie gegen Sie zu verteidigen. (Beifall bei der FPÖ.)
Dieser Untersuchungsausschuss, zu dem der Antrag mittlerweile auch eingebracht ist, ist ein demokratisches Instrument gegen einen autoritären Filz, den Sie sich über die letzten Jahrzehnte zusammengebaut haben, in den Ministerien, in den Behörden und in den Redaktionen. Dort haben Sie sich über Ihre Mittelsmänner eingenistet, und genau da ziehen Sie ja die Strippen Ihres tiefen schwarzen Staates. Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, natürlich ist solch ein Untersuchungsausschuss auch eine der letzten Möglichkeiten, um das Vertrauen in Rechtsstaat und Politik wiederherzustellen – auch das sollten wir an dieser Stelle nicht vergessen.
Apropos Vertrauen: Kaum spricht man in diesem Land von einem tiefen Staat, kommen wieder die üblichen Verdächtigen, meistens mit dem Logo des ORF, daher – ich habe das heute in der Früh im „Morgenjournal“ selbst erlebt, da wird natürlich sofort wieder durch die Meinungsmacher reflexartig ventiliert, dass der Begriff tiefer Staat ein rechtsextremer Begriff sei. (Abg. Brandstötter [NEOS]: Ist er auch!)
Lieber ORF, weil Sie das ja eh gerade übertragen – Sie verräumen uns ja dann auch wieder ins Onlineprogramm, aber nichtsdestotrotz –: Haben Sie keine anderen Ideen? Haben Ihre Redakteure keine Zeit mehr, zu recherchieren? Konnten Ihre Redakteure nicht herausfinden, dass der tiefe Staat eben kein rechtsextremer Begriff ist, sondern eine legitime und politikwissenschaftlich fundierte Analyse eines massiven Demokratiedefizits beschreibt? – Das beschreibt der tiefe Staat. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn man das auf Österreich herunterbricht, dann beschreibt er nichts anderes als verselbstständigte Machtstrukturen im Staatsapparat, die unabhängig von demokratischen Kontrollen agieren, meine sehr geehrten Damen und Herren. Also genau das, was wir seit Jahren in Österreich unter der Ägide der ÖVP erleben, beschreibt dieser Begriff: Interventionen in Ermittlungen, politisch gelenkte Staatsanwaltschaften, eine Polizei, die gegen Kritiker statt gegen Kriminelle eingesetzt wird, und Medien, die mit Steuergeld auf Linie gebracht werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer da keinen tiefen Staat erkennt, der will ihn schlicht und ergreifend nicht erkennen. (Beifall bei der FPÖ.)
Nun bezeichnet es auch noch etwas anderes, dass nämlich genau jene, die sonst bei jeder Gelegenheit von Transparenz und Demokratie reden, genau diese Aufklärung als rechtsradikal oder gleich als Verschwörung diffamieren. Wir Freiheitliche sagen daher ganz klar: Der tiefe Staat ist keine Theorie, er ist eine reale Gefahr für die demokratische Grundordnung unseres Landes, und genau deshalb werden wir ihn auch aufdecken, mit parlamentarischen Mitteln, mit Mut und dem Vertrauen der Menschen im Rücken, das Sie nämlich nicht mehr haben, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Diese Menschen wollen endlich wieder einen funktionierenden Rechtsstaat sehen, sie wollen einen Staat ohne Parteibuchjustiz, sie wollen einen Staat ohne ORF-Propaganda und Zwangsgebühren. Sie wollen schlicht und ergreifend einen Staat ohne Ihren Systemfilz.
Ein zentraler Punkt dieses Untersuchungsausschusses ist deshalb auch die Frage: Wer hat in der Coronazeit den Auftrag gegeben, die Grund- und Freiheitsrechte der Bevölkerung in einem Ausmaß zu beschneiden – und eigentlich abzuschaffen –, wie es dieses Land seit 1945 nicht mehr erlebt hat? Das ist auch eine Frage, die man gerade in diesem Gedenkjahr stellen muss: Wer hat den politischen Auftrag dazu gegeben? Diese Frage muss aus unserer Sicht – und wird es auch – beantwortet werden, und genau deshalb ist der Untersuchungsausschuss auch die Einlösung eines Versprechens – meine sehr geehrten Damen und Herren, auch das gibt es in der Politik noch –, nämlich die Einlösung des Versprechens von Herbert Kickl, hier für Aufklärung zu sorgen. Genau dieses Versprechen lösen wir jetzt ein (Abg. Zarits [ÖVP]: Wirklich?), es wird eine lückenlose Aufklärung geben. (Beifall bei der FPÖ.)
Und wissen Sie, diese politischen Maßnahmen führen wir nicht aufgrund einer persönlichen Befindlichkeit ins Treffen (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Nein! Befremdlichkeit, ja!), sondern aus Verantwortung gegenüber all jenen Menschen in diesem Land, die unter Ihrer Politik gelitten haben, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und wenn Sie die Wahlergebnisse ansehen, dann sehen Sie, dass das eine sehr, sehr große Zahl ist, die sich mit Ihrer Politik nicht mehr identifizieren kann. Das ist auch der Grund, warum Sie mittlerweile schon Verliererampeln schmieden müssen, um noch irgendwie in Ihren Ämtern sitzen bleiben zu können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir lassen es natürlich nicht bei leeren Worten bewenden. Wir haben über 800 parlamentarische Anfragen eingebracht, das wird der erste Teil dieser Aufklärung sein. Und es bleibt auch nicht auf nationaler Ebene, das kann ich Ihnen auch garantieren. Unser EU-Abgeordneter Gerald Hauser hat auf europäischer Ebene bereits genügend Unterschriften beisammen. (Heiterkeit bei Abgeordneten von ÖVP, NEOS und Grünen. – Abg. Shetty [NEOS]: Den vermissen wir schon! Den vermissen wir schon!) – Ich glaube, das Lachen wird Ihnen schnell vergehen, Herr Kollege Shetty, aber Sie sind ja ohnehin ein Österreichverweigerer und wollen einen neuen Staat gründen. Dafür werden Sie uns auch nicht haben können.
Jedenfalls hat Gerald Hauser es auf europäischer Ebene geschafft, ausreichend viele Unterschriften einzusammeln, damit es auf europäischer Ebene einmal einen Untersuchungsausschuss in Sachen Corona gibt. Jetzt stellt sich natürlich nur mehr die Frage: Was werden Ihre Eurokraten und Ihre Kollegen damit machen? (Beifall bei der FPÖ.) Wie wird man die Geschäftsordnung beugen, um diesen Untersuchungsausschuss zu verhindern? Und ich bin gespannt, ob Sie dann auch noch so lachen, Herr Kollege Shetty, wie Sie es gerade getan haben (Abg. Kogler [Grüne]: Er lacht ja gar nicht! – Abg. Shetty [NEOS]: Ich lach ja gar nicht! Ich hör eh ganz aufmerksam zu!), in Ihrer Überheblichkeit, die Ihnen ja ganz persönlich zu eigen ist.
Wissen Sie, diese Wahrheit kann sich vielleicht vertagen lassen, sie lässt sich aber nicht aufhalten, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das gilt für Österreich. Es ist selbstverständlich, dass dem Untersuchungsausschuss zum ÖVP-Machtmissbrauch auch ein weiterer Untersuchungsausschuss folgen kann und auch folgen wird (Abg. Shetty [NEOS]: Die Rede ist recht langweilig bis jetzt! – Abg. Kogler [Grüne]: Sehr langweilig!), wenn die Verliererkoalition überhaupt so lange hält. Die Frage muss man sich einmal stellen: 14 Monate haben wir für den Untersuchungsausschuss Zeit, da ist die Frage, ob Sie, die Sie da jetzt noch arrogant herumlächeln in Ihren Reihen, das überleben. Ich wünsche Ihnen viel Glück dabei! (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)
Selbstverständlich werden wir Corona in seiner ganzen Tragweite aufarbeiten, darauf können Sie sich verlassen.
Jetzt noch einmal in Richtung Herrn Stocker, der leider Gottes nicht den Mut gehabt hat, heute hierherzukommen, er hat noch eine Auslandsreise vorgeschoben: Es ist kein Zufall, dass die Regierungsverhandlungen mit der FPÖ mitunter an einem Punkt gescheitert sind (Abg. Egger [ÖVP]: Ja, weil er’s nicht kann!), nämlich am Innenministerium, weil das schwarze System ganz genau gewusst hat: Wenn die FPÖ das Bundesministerium für Inneres übernimmt, dann wird dort aufgeräumt, dann werden Ihre politischen Leichen ausgegraben, und davor fürchten Sie sich ja panisch. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)
Ich möchte mich jetzt auch noch an die rosaroten Stützräder dieser Regierung und auch an die Verliererpartei SPÖ mit einem Appell wenden, meine sehr geehrten Damen und Herren: Sie sind ja auch einer der beiden Partner in dieser Bundesregierung und stehen jetzt als Teil dieser Verliererkoalition schon auch vor einer Entscheidung. Sie haben im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass Sie sich zu Transparenz bekennen, dass Sie sich zu Demokratie bekennen, zu unabhängigen Institutionen, und es wird sich jetzt auch zeigen, ob diese Bekenntnisse etwas wert sind.
Das wird relativ bald im Geschäftsordnungsausschuss der Fall sein. Da bin ich schon gespannt, ob es die SPÖ und die NEOS vorziehen werden, demnächst der angezählten ÖVP, also Ihrem Koalitionspartner, die Mauer zu machen, oder ob man tatsächlich für Aufklärung steht, wie man es in den letzten Jahren bei Ihren Fraktionen noch gemacht hat, ob Sie wirklich bereit sind, der ÖVP dabei zu helfen, das Untersuchungsausschussverlangen noch einmal vor dem Verfassungsgerichtshof zu bestreiten, weil es irgendwelche Einwände dagegen gibt. Ich bin gespannt, ob Sie sich vor den Karren der ÖVP spannen lassen und schlussendlich dann nur mehr das machen, was Ihrer frisch erlangten Macht und Ihrer wiedererlangten Macht entspricht. Ich bin gespannt, wie Sie mit diesem Thema umgehen, aber eines ist klar: Dann sind Sie keine Kontrolleure mehr, dann sind Sie Komplizen der ÖVP. Das ist auch klar. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir werden sehen, wie die parteipolitischen Spielereien ausgehen, aber wer jetzt gegen den Untersuchungsausschuss mobilisiert, der verteidigt nicht den Staat, der verteidigt nur das System der ÖVP – das sei Ihnen hier ins Stammbuch geschrieben. Ich bin aber davon überzeugt, dass es auch bei Ihnen einige vernünftige Kräfte gibt, die bei diesem Spiel nicht mitmachen werden. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der ÖVP geht es nicht um Österreich, der ÖVP geht es ums Weiterwurschteln wie bisher, und Sie helfen ihr dabei. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir haben gesehen, wie dieses Weiterwurschteln funktioniert: Magnus Brunner, der Finanzminister, der uns dieses Budgetdesaster hinterlassen hat, wird befördert und wird EU-Kommissar für Migration. Wo gibt es denn das sonst? Wenn Sie das in der Privatwirtschaft machen, dann sitzen Sie eher vor dem Richter als im nächsten klimatisierten Büro, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das gibt es im echten Leben nicht. Herr Nehammer wird ohne einschlägige Ausbildung ein Direktor bei der Europäischen Investitionsbank, ohne jegliche Qualifikation – 31 000 Euro im Monat! Ist das der Dank dafür, dass Herr Nehammer als Innenminister und dann als Bundeskanzler die Grund- und Freiheitsrechte der österreichischen Bürger geraubt hat? Ist das das Dankeschön dafür? Ich glaube nicht, dass das ein statthaftes Vorgehen ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Das Ganze zieht sich ja weiter: Herr Pröll ist jetzt Staatssekretär, es sei ihm unbenommen und auch der ÖVP, ihn zu nominieren – er vertritt jetzt auch den Herrn Bundeskanzler, ich bin gespannt auf die Beantwortung der Fragen, die man ihm da auch aufgeschrieben hat –, aber gleichzeitig taucht ein anderer Pröll wieder auf: Josef Pröll wird jetzt plötzlich Präsident des ÖFB, des Österreichischen Fund- - (Abg. Kogler [Grüne]: Fußball-Bund heißt das!), Fußball-Bundes. Da stellt sich natürlich schon die Frage: Wo liegt denn die sportliche und politische Notwendigkeit, Josef Pröll wiederum zurückzuholen? (Abg. Strasser [ÖVP]: Nur dass das keine politische Entscheidung ist!) Wo ist denn seine Kompetenz in diesem Bereich? Also nicht einmal der Fußball (Abg. Strasser [ÖVP]: ... schon beim Fußball auch auf!) hat vor Ihnen Ruhe, selbst dorthin müssen Sie noch Leute versorgen. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, deshalb ist eines klar: Die FPÖ und Herbert Kickl sind der einzige Garant für den Rechtsstaat, für saubere Politik und für eine echte Wende. (Heiterkeit bei den Grünen.) Und wir haben eines versprochen – wir halten unsere Versprechen im Gegensatz zu Ihnen –: Aufklärung bis zur letzten Chatnachricht. Und Herr Schmid wird Ihnen diesbezüglich noch auf den Kopf fallen, da können Sie mich beim Wort nehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Herrn Bundeskanzler Stocker gebe ich auch eines über das Fernsehen mit: Die Abwesenheit von Herrn Bundeskanzler Stocker ist für mich eine klare Freiwilligenmeldung für die erste Auskunftsperson in diesem Untersuchungsausschuss. Ich glaube, das ist die Konsequenz, die man hier daraus ziehen muss, denn: Wer nicht antworten will, muss eben dann unter Wahrheitspflicht Dinge aussagen. Ich bin überzeugt davon, dass auch Herr Stocker als ehemaliger Generalsekretär einiges dazu beitragen kann.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Partei oder Staat? Ich frage den Herrn Bundeskanzler, in seiner Vertretung Herrn Pröll, also noch einmal im Namen aller aufrechten Bürger in diesem Land: Partei oder Staat? Macht oder Moral? Vertuschung oder Wahrheit?
Die ÖVP hat diese Frage für sich längst beantwortet: zugunsten ihrer eigenen Partei. Wir stellen sie heute allerdings zugunsten des Staates, und genau deshalb ist dieser Untersuchungsausschuss kein Angriff auf die Republik, er ist ihre letzte Verteidigungslinie. (Beifall bei der FPÖ.)
15.21
RN/6
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Meine Damen und Herren! Bevor wir zur Beantwortung der Anfrage kommen, gebe ich bekannt, dass das von mindestens 46 Abgeordneten unterstützte Verlangen 1/US auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung betreffend „Klärung politischer Einflussnahme von ÖVP-Regierungsmitgliedern (ÖVP-Machtmissbrauchs-Untersuchungsausschuss)“ eingebracht wurde.
Dieses wird gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung an alle Abgeordneten verteilt.
RN/6.1
Ferner liegt ein ausreichend unterstütztes Verlangen gemäß § 33 Abs. 4 der Geschäftsordnung vor, eine Debatte über dieses Verlangen durchzuführen. Diese findet nach der Dringlichen Anfrage statt.
Der Gesamtwortlaut des Verlangens ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/6.2
RN/7
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nunmehr erteile ich dem Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Herrn Alexander Pröll, das Wort für die Beantwortung der Anfrage. Seine Redezeit soll 20 Minuten nicht überschreiten.
RN/8
15.22
Staatssekretär im Bundeskanzleramt Alexander Pröll, LL.M.: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Nationalrat und der Bundesrat haben das Recht und die Pflicht, die Geschäftsführung der Bundesregierung zu überprüfen und ihre Mitglieder über alle Gegenstände der Vollziehung zu befragen. Das ist gut so und im Rahmen der Checks and Balances in einer Demokratie notwendig.
Jedoch darf das parlamentarische Interpellationsrecht nicht dazu verwendet werden, die Verwaltung vollkommen zu lähmen. Die Verwaltung ist schließlich für die Bürgerinnen und Bürger da. Mit ihrer Flut von 827 parlamentarischen Anfragen an einem Tag missbraucht die FPÖ dieses wichtige Kontrollinstrument (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Das ist ja kein Missbrauch!) und blockiert die Verwaltung in ihrer Arbeit – und das alles auf Kosten der Steuerzahler. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wie viel dürfen wir denn stellen? – Abg. Kassegger [FPÖ]: Sagen Sie uns, wie viele Anfragen wir stellen dürfen!) Schätzungen gehen von Kosten in der Höhe von rund 2,5 Millionen Euro und zusätzlichen knapp 25 000 Arbeitsstunden aus – das ist für mich genau das Gegenteil von Entbürokratisierung und Verwaltungsvereinfachung.
Nun wurde zusätzlich zur Dringlichen Anfrage der Antrag eingebracht, ein weiteres Kontrollinstrument des Parlaments einzusetzen: die Einberufung eines Untersuchungsausschusses zur Aufarbeitung der Covid-19-Pandemie. (Abg. Kickl [FPÖ]: Am Buffet schlägt er sich besser als am Mikrofon!) Es war nicht die Volkspartei, die als Gesundheitsmaßnahme ein Entwurmungsmittel empfohlen hat, was zu einem tragischen Todesfall geführt hat. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wer hat Ihnen denn das aufgeschrieben?) Und es war auch nicht die Volkspartei, die dazu beigetragen hat, Dutzenden Verschwörungstheorien den Weg zu ebnen. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wie viele Tote haben Sie zu verantworten?) Das war die FPÖ unter Führung von Herbert Kickl. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)
Der zweite Teil betrifft den tragischen Todesfall des ehemaligen Sektionsleiters im Justizministerium sowie die angeblichen Vorgänge und Hintergründe dazu. Ich sehe jedoch hier klar, wie gegen unsere österreichischen Polizistinnen und Polizisten und ihre Arbeit vorgegangen wird. Das Verlangen fußt auf wilden Gerüchten von Peter Pilz. Besonders interessant ist, dass die FPÖ nun gemeinsam mit dem ehemaligen Grün-Politiker Peter Pilz gemeinsame Sache macht und mit dem U-Ausschuss vermutlich den Verkauf seines neuen Buches unterstützen will. (Heiterkeit bei der FPÖ. – Abg. Steiner [FPÖ]: Also wer dir diese Rede geschrieben hat, den musst du kündigen, der meint es nicht gut mit dir! Peinlich!) In diesem U-Ausschuss wird den FPÖ- und Pilz-Erzählungen Raum gegeben, um die Arbeit der Polizei und der Ermittlungsbehörden in unserem Land schlechtzureden, anzuzweifeln und zu verunglimpfen, und zwar auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. (Abg. Steiner [FPÖ]: Du musst dir einen neuen Redenschreiber suchen! – Abg. Kickl [FPÖ]: Da gehört auch was dazu, dass du das vorliest!)
Sehr geehrte Damen und Herren, unsere Aufgabe in der Bundesregierung ist es, den aktuellen Herausforderungen mit Tatkraft, Fleiß und Mut und auch mit unpopulären Maßnahmen zu begegnen. (Abg. Steiner [FPÖ]: Funktioniert ja super!) Wir haben mit dem Doppelbudget einen notwendigen Pfad beschritten, den wir mit Ihnen im Hohen Haus gemeinsam gehen werden, schließlich wird das Budget hier im Nationalrat beschlossen. Und wir werden in den nächsten Monaten zur nächsten Stufe in unserer Arbeit für Österreich kommen: dem Reformieren. Dazu ist ein gemeinsamer Weg mit den Bundesländern geplant, der Anfang Juni starten soll.
Während die Bundesregierung also Schritte unternimmt, um den Staatshaushalt nachhaltig auf solide und resiliente Beine zu stellen und Reformen auf den Weg zu bringen, versucht die FPÖ mit einer Flut an Anfragen, die österreichische Verwaltung zu lähmen. Und jetzt will dieselbe Partei noch einen Untersuchungsausschuss einsetzen, der das Innenministerium im Fokus hat (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Ist das ein Verwandter von dir im ÖFB? Da können wir gleich anfangen mit der Aufklärung!), genau jenes Ministerium, das die FPÖ unbedingt unter ihrer Kontrolle haben wollte. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem im Innenministerium büßen dafür, indem sie Hunderte Ihrer Anfragen beantworten müssen und Unterlagen für den U-Ausschuss entsprechend aufbereiten und vorlegen müssen. (Zwischenruf der Abg. Schartel [FPÖ].)
Eines ist für uns in der Bundesregierung klar: Wir wollen konstruktiv arbeiten und nicht blockieren; wir wollen beschleunigen und nicht lähmen; und wir übernehmen für die Bürgerinnen und Bürger und die Republik Österreich Verantwortung und gestalten aktiv die Zukunft. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS. – Abg. Steiner [FPÖ]: Aber deine Rede war sehr lähmend! Sehr lähmend! Du brauchst einen neuen Redenschreiber! Der hat es nicht gut gemeint mit dir! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Aber es ist der Redner auch schlecht!)
Ich darf nun zur Beantwortung der Fragen kommen.
Zu den Fragen 1 und 2:
Da der Herr Bundeskanzler nicht Mitglied der letzten Bundesregierung war, liegen dazu keine Informationen vor. Ich gehe aber davon aus, dass die angesprochenen Personengruppen in ihren Handlungen stets gesetzestreu agiert haben.
Zu den Fragen 3 und 4:
Die Kosten von Öffentlichkeitsarbeit und Informationskampagnen in Medien und auf Social-Media-Kanälen sowie die Zusammenarbeit mit Agenturen sind regelmäßig Gegenstand der Beantwortung parlamentarischer Anfragen. Ich weise daher auf die detaillierte Beantwortung der einzelnen Bundesministerien hin. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Dafür habt ihr 3 Stunden gebraucht?)
Darüber hinaus weise ich darauf hin, dass eine umfangreiche Novellierung des Medientransparenzgesetzes mit Jänner 2024 wirksam wurde, welche deutlich erweiterte transparente Meldepflichten vorsieht. Die Informationen zu Kampagnen des Bundeskanzleramtes sind seither auf der Homepage des BKA öffentlich einsehbar.
Zu den Fragen 5 bis 10:
Ich verweise auf die Beantwortung der parlamentarischen Anfragen der XXVII. Gesetzgebungsperiode 1330/J vom 27. März 2020, 1356/J vom 3. April 2020 (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Da gibt es jetzt nichts Neues seit 2020?), 2987/J vom 30. Juli 2020, 9524/J vom 20. Jänner 2022 durch die Amtsvorgänger des Herrn Bundeskanzlers.
Zu Frage 11:
Nein. Im Hinblick auf die Vorgänge des Bundeskanzlers liegen mir keine Informationen vor. Ich gehe aber davon aus, dass dies nicht der Fall ist.
Zu Frage 12:
Dazu liegen mir keine Informationen vor.
Zu Frage 13:
Der Herr Bundeskanzler hat am 20. Oktober 2023 aus den Medien vom Ableben Christian Pilnaceks erfahren.
Zu den Fragen 14 bis 18:
Ich verweise auf die Beantwortung der parlamentarischen Anfragen der XXVII. Gesetzgebungsperiode 4157/J vom 16. November 2020, 6185/J vom 9. April 2021 und 7088/J vom 17. Juni 2021 durch die Amtsvorgänger des Herrn Bundeskanzlers. (Abg. Martin Graf [FPÖ]: Jetzt mache ich mir Sorgen! Ich habe geglaubt, ihr habt ein paar Talente in der Hinterhand!) Eine entsprechende systematische Erfassung liegt nicht vor. Politik ist begründungspflichtig und erfordert Kommunikation, insofern ist der regelmäßige Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern von Medien wichtiger Teil der Regierungsarbeit.
Zu Frage 19:
Das Bundesministerium für Finanzen informiert das Parlament und die Öffentlichkeit monatlich über den Bundesbudgetvollzug. Diese Berichte sind auf der Website des BMF öffentlich verfügbar. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Seit der Erstellung des Budgets 2024 erstellte das BMF im Zuge der Eurostat-Notifikationen Prognosen über das Maastrichtdefizit im April und Oktober 2024. Diese sind ebenfalls öffentlich verfügbar. Der vorläufige Gebarungserfolg 2024 gemäß § 47 Abs. 2 BHG wurde im Jänner 2025 vom Herrn Bundesminister für Finanzen veröffentlicht. Gemäß diesem ist der administrative Saldo des Bundes um 1,7 Milliarden Euro besser als veranschlagt.
Die Statistik Austria hat am 31.3.2025 das gesamtstaatliche Defizit für 2024 veröffentlicht. Das finale gesamtstaatliche Defizit für 2024 war davor nicht bekannt. Die Erstellung obliegt der unabhängigen Statistik Austria.
Zu Frage 20:
Nein. Die Bundesregierung ist zu diesem Zeitpunkt allen gesetzlichen Verpflichtungen nachgekommen, und der Bundesminister für Finanzen hat darüber hinaus das Parlament und die Öffentlichkeit über den laufenden Bundesvollzug im Rahmen der Monatsberichte informiert. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Aber falsch!)
Zu Frage 21:
Die Nominierung ist durch den Herrn Finanzminister erfolgt. Karl Nehammer hat Österreich mit ruhiger Hand durch Krisenzeiten geführt (Heiterkeit bei der FPÖ – Abg. Belakowitsch [FPÖ] – erheitert –: Durch die Krise geführt! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Mit der Flex! Kannst du dich erinnern?!) und ist als langjähriger europäischer Regierungschef hervorragend für diese Funktion geeignet. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Zu den Fragen 22 und 23:
Im Regierungsprogramm ist festgehalten, wie Personalentscheidungen getroffen werden, für die der Bundesregierung ein Vorschlagsrecht zufällt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir haben vereinbart, dies transparent, objektiv entlang der geforderten Qualifikationen und frei von Diskriminierung jedweder Art im Interesse der betreffenden Organisationen und der Republik zu tun.
Zu den Fragen 24 und 25:
Wir nehmen den Schritt der Justiz zur Kenntnis. Klubobmann August Wöginger hat weiterhin unser vollstes Vertrauen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch [FPÖ].)
Zu den Fragen 26 bis 28:
Gegen den von Ihnen genannten Bescheid des UPTS wurde seitens der ÖVP Beschwerde eingelegt. Es handelt sich um einen Bereich, der in Österreich nicht geregelt und bisher auch nicht abschließend ausjudiziert ist. (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz [FPÖ].) Die Regierungsparteien ÖVP, SPÖ und NEOS erarbeiten eine klare, praxistaugliche und eindeutige Rechtsgrundlage, um in dieser Frage für alle Parteien und auf allen politischen Ebenen Rechtssicherheit herzustellen.
Zu den Fragen 29 bis 31:
Der Herr Bundeskanzler nimmt aufgrund einer lange geplanten Abwesenheit nicht an dieser von der FPÖ kurzfristig einberufenen Sondersitzung des Nationalrates teil. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das haben Sondersitzungen so an sich!) Alle im Parlament vertretenen Parteien, einschließlich der FPÖ, haben im Vorfeld dieser Sitzung die Abwesenheit des Herrn Bundeskanzlers schriftlich zur Kenntnis genommen. (Ruf bei der FPÖ: Ja, eh! Was willst du denn machen?!) Vorgeschlagene Alternativtermine, die eine Anwesenheit des Herrn Bundeskanzlers ermöglicht hätten, wurden von der FPÖ allesamt abgelehnt. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
15.33
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Danke, Herr Staatssekretär.
Wir gehen nun in die Debatte ein.
Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung keine Rednerin und kein Redner länger als 10 Minuten sprechen darf, wobei jedem Klub eine Gesamtredezeit von 25 Minuten zukommt.
Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürst. Ich erteile es ihr. Eingemeldete Redezeit: 5 Minuten.
RN/9
15.33
Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Partei oder Staat, was steht bei der ÖVP an erster Stelle? – Was für eine Frage, denkt sich Bundeskanzler Christian Stocker, da brauche ich doch nicht extra ins Parlament zu kommen, um das zu beantworten: Das ist doch eines! – Das ist die Haltung der ÖVP: L’ État, c’est moi, der Staat bin ich, der Staat ist die ÖVP. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Staatssekretär Pröll, an Sie habe ich eigentlich nur eine Frage: Haben Sie gröbere innerparteiliche Gegner? Denn die Unterlage, die man Ihnen da jetzt vorbereitet hat, die hätte ich so nicht vorgelegt. Die könnte (erheitert) aus unserer Feder stammen. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)
Aber danke, Sie haben sich dazu bekannt: Die Opposition macht parlamentarische Anfragen – was für eine Zumutung für eine Regierung! Die Opposition maßt sich an, einen U-Ausschuss einzusetzen – was für eine Zumutung! Ja dürf’n s’ denn das? – Ja, das steht in unserer Bundesverfassung (Beifall bei der FPÖ) – Herr Staatssekretär, sehr geehrte ÖVP, so wie Sie das hier vorgetragen haben, hat ja schon gezeigt, welchen Zugang die ÖVP zum Verhältnis Partei, Staat, Verfassung hat –, da drinnen sind diese Rechte vorgesehen.
Sehr geehrte ÖVP, der Staat besteht aus mehr als aus der ÖVP und der Bundesregierung: Es gibt andere Parteien, es gibt das Parlament, es gibt die Opposition, es gibt die Verwaltung, es gibt die Justiz, Medien, und es gibt auch die Bevölkerung. Es gibt das Land. Wie lästig für Sie! Sie können nicht alles unter Kontrolle haben. Sie versuchen es zwar, aber unser Land ist eben sehr vielfältig, und Sie geben uns so viel Grund, hier etwas zu kritisieren, und es gibt so viel Rechtfertigungsbedarf von Ihrer Seite, dass man gar nicht weiß, was man aus diesem riesigen Fundus herausnehmen soll.
Ein gewisser Herr Magnus Brunner – kennen Sie den noch? – war bis vor Kurzem der von der ÖVP gestellte Finanzminister, zuständig, verantwortlich für das größte Budgetdefizit seit 1945. Im Wahlkampf war noch alles in Ordnung: Ein Sparpaket wird nicht notwendig sein. – Vier Tage nach der Wahl: Ja, Österreichs Neuverschuldung ist viel größer, als wir gedacht haben! (Abg. Bogner-Strauß [ÖVP]: Bei wie vielen Milliarden habt ihr mitgestimmt?) – Und nun erfahren wir Stück für Stück, dass das ganze Geld der Österreicher von der vergangenen Bundesregierung mit Zustimmung von SPÖ und NEOS verjubelt wurde: größtes Defizit seit 1945; das einzige EU-Land mit negativem Wirtschaftswachstum. (Ruf bei der FPÖ: Bravo!)
Man würde nun glauben, dass sich Herr Brunner im Stillen zurückzieht, aber nein, das gilt nicht für einen ÖVPler: Die Partei geht vor. Er steigt auf in die EU-Kommission: keine Qualifikation dafür – doppeltes Gehalt. (Beifall bei der FPÖ.)
Was macht sein Parteigenosse Karl Nehammer? Kennen Sie den noch? Im Wahlkampf: Aber nein, kein Sparpaket! Er ist der große Problemlöser. Wir wissen auch, wofür er verantwortlich ist. Kehrt er in aller Stille in seinen Stammberuf zurück? Was war das noch? – Kommunikationscoach. – Nein, er geht ins Direktorium der Europäischen Investitionsbank, wird dort mit Milliarden jonglieren. Das bewährte Muster: keine Qualifikation, dafür ein großes Wirtschaftswachstum bei seinem Gehalt. (Beifall bei der FPÖ.)
Wer nun denken würde, die ÖVP besitzt keinen Humor, liegt falsch: Sie besitzt ihn in großem Ausmaß. Das zeigt sie im Umgang mit den gesetzlich vorgesehenen höchsten Auszeichnungen, den Orden der Republik Österreich, die sich ihre Mitglieder nämlich gegenseitig umhängen.
Sehr geehrte Damen und Herren, Sie werden davon in den Medien nichts gelesen haben, das war nämlich seltsamerweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit im kleinen Kreis: Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hängte vor zwei Monaten einem gewissen Herrn Karl Nehammer die höchste Auszeichnung des Bundesheeres um. Sie meint: Kaum jemand hat je so viel für das Bundesheer getan wie Karl Nehammer. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Sagen Sie das bitte dem Bundesheer, ich glaube, dem ist das nicht aufgefallen; aber es ist so!
Der Bundespräsident hängte Magnus Brunner – ja, genau dem mit dem größten Budgetdefizit seit 1945! – das Goldene Ehrenzeichen für besondere Verdienste um die Republik Österreich um (Abg. Wurm [FPÖ]: ...bagage!); wegen des besonders hohen Defizits wahrscheinlich. Und, Frau Edtstadler, weil Sie hier sitzen: Ja wo ist es denn, das Goldene Ehrenabzeichen? Sie haben es auch bekommen, konnte ich irgendwo lesen. Es gibt nur leider kein Posting, kein Foto dazu. Aber wir wissen, Sie haben es verdient. (Zwischenruf des Abg. Steiner [FPÖ].) Sie haben sich die letzten Jahre für unsere Grundrechte zerfetzt: Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit – Sie haben sich da hineingeschmissen und haben das alles verteidigt und gerettet. (Beifall bei der FPÖ.)
Auch Frau Raab, Herr Karner, Herr Schallenberg, vielleicht können Sie uns dann sagen, wer das noch aller bekommen hat.
Eine Leserbriefschreiberin hat dazu gesagt: Das ist doch Satire, oder? (Zwischenrufe der Abgeordneten Wurm [FPÖ] und Bogner-Strauß [ÖVP].) – Nein, liebe Dame, ich muss Ihnen sagen: Das ist die Österreichische Volkspartei in Reinkultur: An erster Stelle kommt die Partei und dann lange, lange, lange nichts. (Beifall bei der FPÖ.)
15.39
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Marchetti. Eingemeldete Redezeit: 8 Minuten. (Abg. Wurm [FPÖ]: Ich bekomme noch eine Entschuldigung! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Jetzt entschuldigen ...!)
RN/10
15.39
Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen der Bundesregierung! Es ist ja heute eine Sondersitzung der FPÖ, und besonders ist diese Sitzung tatsächlich.
Kollegin Fürst hat Humor oder Ironie angesprochen, und als Beispiel wird angeführt, dass die ÖVP im Fußballbereich so schlimm wäre. Also der einzige mir bekannte Parteifunktionär, der im Zusammenhang mit Fußball jemals verurteilt wurde, war der FPÖ-Politiker Peter Westenthaler, und zwar wegen schweren Betrugs für zwei Jahre! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS. – Zwischenruf des Abg. Ragger [FPÖ].) Also nicht unbedingt das beste Beispiel, außer es war dieser Humor, den Sie gerade angesprochen haben.
Es ist ja heute auch zum großen Teil eine gewisse konstruierte Aufregung. Also zum Beispiel bei der Abwesenheit des Bundeskanzlers ist es eine solche. Bei der Terminfindung für diese Sondersitzung gab es vier Termine, an denen der Bundeskanzler da ist, und einen, an dem er nicht da ist, an dem er verhindert ist, und die FPÖ hat natürlich gerne den einen genommen, an dem er nicht da ist, um sich hierherstellen und sagen zu können: Na Wahnsinn, er ist nicht da! (Abg. Steiner [FPÖ]: Ihr habt eh so einen guten Ersatz!) Also das ist ein sehr durchschaubares Manöver. Deswegen wollte ich noch einmal allen darlegen, wie das wirklich gelaufen ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Wenn man sich überlegt, was die Bürgerinnen und Bürger von uns hier in diesem Hohen Haus, von uns als Politik erwarten, in einer Zeit, in der sich die Weltordnung ändert, es Kriege gibt, über Zölle diskutiert wird, es eine Energiekrise gibt und in vielen Ländern der Europäischen Union sich die Frage der Wettbewerbsfähigkeit stellt (Abg. Hafenecker [FPÖ]: In Wien machen wir es richtig!), darf man fragen: Was fällt der FPÖ bei all diesen Herausforderungen, die die Leute wirklich betreffen, ein? – So ein Wirrwarrausschuss und so eine Sondersitzung! Also ich glaube nicht, dass das unbedingt das ist, was die Österreicherinnen und Österreicher in der jetzigen Situation von uns erwarten. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ich glaube schon, aber lassen Sie das die Österreicher entscheiden!)
Weil Sie jetzt zu Ihrer Sondersitzung und zum Untersuchungsausschuss auch die Causa Pilnacek als Beispiel angeführt haben: Also auch in diesem Bereich gibt es ja schon ein paar Fakten. Zum Beispiel wird gegen die Polizeibeamten, die von Peter Pilz in seinem Buch beschuldigt wurden, dass sie Amtsmissbrauch begangen haben, nicht mehr ermittelt. Da wurde die Ermittlung eingestellt. Im Gegenzug wurde Peter Pilz, der sie beschuldigt hat, wegen übler Nachrede erstinstanzlich verurteilt. Und was macht die FPÖ? – Anstatt dass sie sich hinter die redlichen Polizeibeamten stellt (Abg. Kickl [FPÖ]: Na hinter die redlichen stellen wir uns eh!), gegen die nicht mehr ermittelt wird, gegen die das Verfahren eingestellt wurde, gegen die zu Unrecht Vorwürfe behauptet wurden, anstatt dass sich die FPÖ, die vermeintliche Sicherheitspartei, hinter die Polizeibeamten stellt, stellt sie sich lieber hinter Peter Pilz, der wegen übler Nachrede erstinstanzlich verurteilt worden ist. Hauptsache, die Verschwörungstheorie stimmt! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Erasim [SPÖ].)
Da gibt man sich die Hand, da sind die Polizeibeamten ganz unwichtig, da stimmt wieder die Geschichte der Freiheitlichen Partei. Und das zieht sich durch all diese Fragen, die Sie da stellen, durch all diese Dinge durch.
Wissen Sie, es ist ja auch so: Man denkt sich ja, wenn man von 827 Anfragen liest, dass Sie da wirklich gesessen sind, dass Sie sich ganz genau überlegt haben: Was könnte man fragen? Wo könnte man etwas ans Tageslicht bringen? Aber es ist nicht so. Sie haben einfach copy-paste gemacht, die gesamte Verwaltung beschäftigt, und herauskommen wird dabei nichts. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Warum denn? Woher wollen Sie das wissen? Wie wollen Sie das wissen, dass da nichts rauskommt? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das ist nur, um irgendwie wieder konstruierte Aufregung zu machen, um alles mit einer Copy-paste-Anfrage zu lähmen, bei der Sie 800 Mal dieselben Zettel herumschicken. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Es ist die ÖVP, die dafür sorgt, dass da nichts rauskommt!) Das ist keine redliche Aufklärung, sondern nur wirklich konstruierte Aufregung. (Beifall bei der ÖVP.)
Diese konstruierte Aufregung zieht sich ja weiter. In Ihrer Fraktion haben jetzt wochenlang die Coronaleugner mit den Polizeihassern gestritten: Wer setzt sich durch? Welchen U-Ausschuss macht man? – Geworden ist es irgendwie ein Wirrwarr aus vielen Themen. (Zwischenruf des Abg. Mölzer [FPÖ]. – Abg. Kickl [FPÖ]: Wir ziehen an einem Strang, während sie bei euch den Stocker schon abmontieren!)
Und weil Sie sich, Kollegin Fürst, der Verfassung bedient haben: In der Verfassung steht, dass ein Untersuchungsausschuss zu einem abgeschlossenen Vorgang in der Bundesverwaltung durchgeführt werden soll (Zwischenruf des Abg. Steiner [FPÖ]) – das steht in der Bundesverfassung (Zwischenruf des Abg. Mölzer [FPÖ]) –, nicht zu 20 Beweisthemen, nicht zu 15 Themenfeldern, sondern zu einem abgeschlossenen Vorgang.
Also wenn Sie die Verfassung so ernst nehmen, wenn Sie Aufklärung so ernst nehmen, dann hätten Sie Ihren parteiinternen Streit überwunden, hätten Sie sich auf ein Thema geeinigt, das dann auch verfassungskonform wäre, und dann hätte das Kontrollinstrument auch wirklich seinen Auftrag erfüllt. Aber Sie nutzen diese Diskussion, um Ihre eigenen internen Streitereien zuzudecken, machen einen Wirrwarrausschuss (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was reden Sie da eigentlich?), der wahrscheinlich rechtlich so, wie er konstruiert ist, gar nicht hält, nur um wieder alle zu befrieden, uns zu beschäftigen.
Ich sage, das wichtige Kontrollinstrument im Parlament, der Untersuchungsausschuss, als parteipolitisches Kampagneninstrument zu benutzen, ist nicht richtige Aufklärung, die ernst gemeint ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte noch einmal abschließend und zusammenfassend sagen: Es ist absolut legitim, dass man Anfragen stellt (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wirklich? Danke schön! Aber wie viele dürfen wir? – Abg. Kassegger [FPÖ]: Wie viele dürfen wir?), es ist absolut legitim, dass man Untersuchungsausschüsse einsetzt. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wie viele dürfen wir?) Aber Ihnen geht es ja nicht darum, ernsthaft und redlich mit Kontrollinstrumenten umzugehen. Sie wollen ja nur konstruierte Aufregung erzeugen. Ihnen geht es ja nicht um Aufklärung.
Da gab es einen Untersuchungsausschuss – und Sie sagen ja, jede Partei kann einen solchen einsetzen –, den wir eingesetzt haben, und da haben wir Kollegen Kickl vorgeladen. Da gab es übrigens auch eine Tangente zu Pilnacek, der sein Verfahren zur Ideenschmiede ja beendet hat, bevor es fertig war. Dazu wollten wir ihn befragen, und er sagte zu dem Ihnen so heiligen Kontrollinstrument: Nein, ich gehe lieber bergsteigen und komme nicht in den Untersuchungsausschuss! (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Er war ja eh! Was reden Sie denn?)
Das ist wieder ein Zeichen dafür, wie ernst es wirklich gemeint ist, was Sie tun. Das ist einfach aus meiner Sicht nicht die Art, wie man mit dem Parlament wirklich ernsthaft umgeht. (Beifall bei der ÖVP.)
Wie gesagt: Uns ist wichtig, was in Österreich wirklich zählt. Wir stehen vor vielen Herausforderungen als Land und wir würden uns freuen, wenn die FPÖ da auch einmal konstruktive Vorschläge bringen würde.
Und weil Sie immer sagen, Sie sind eh die Sicherheitspartei: Beim Stopp des Familiennachzugs stimmen Sie nicht mit, bei der Gefährderüberwachung wollen Sie nicht mitstimmen. Bei all den Dingen, die wirklich etwas bringen würden – darauf kann man sich verlassen –, ist die FPÖ ganz sicherlich nicht dabei. Bei irgendwelchen Kampagnisierungen, bei Aufregung, beim Zudecken interner Probleme bei Ihnen packt man alles aus und beschäftigt die ganze Republik. Ob sich das langfristig bei den Wählerinnen und Wählern so gut macht, werden wir noch sehen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Machen Sie sich um sich selber Sorgen!) Ich glaube nicht, dass das ein Erfolgsweg ist. (Beifall bei der ÖVP.)
15.46
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Köllner. Eingemeldete Redezeit: 5 Minuten.
RN/11
15.46
Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Vielen Dank, Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, ich verstehe, dass die Unruhe im Sektor der FPÖ groß ist (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ), nachdem Kollege Hafenecker heute Morgen bereits relativ unbeholfen durch das ORF-„Morgenjournal“ gestolpert ist. Wahrscheinlich war die Hoffnung jetzt bei uns allen sehr groß, dass sich das bis zum Nachmittag ändert, aber nichts da. (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.) Das kommt halt davon, wenn man nur Interviews mit FPÖ-TV führt und nicht mit normalen, unabhängigen Medien. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Kickl [FPÖ]: Na, du bist ja ein Dauergast! Ich glaube, du hast ein ORF-Mikrofon noch nicht einmal von der Weite gesehen! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ach so! Unabhängig, der ORF!)
Im Gegensatz zur FPÖ und zu ihrem üblichen Vorgehen möchte ich in aller Sachlichkeit gleich eines festhalten: Macht braucht Kontrolle. (Zwischenruf der Abg. Schartel [FPÖ].) Das schärfste Kontrollinstrument des österreichischen Parlaments ist der Untersuchungsausschuss. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Hast du überhaupt schon einmal was gesagt auf Ö1?) Daher hat sich die Sozialdemokratie schon vor über zehn Jahren als damalige Regierungspartei – Kollegin Fürst, das könnte man von Ihnen, von der FPÖ, nicht erwarten – auch dafür eingesetzt, dass eben auch eine parlamentarische Minderheit einen Untersuchungsausschuss verlangen kann. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, aber wir haben einen ...! Wissen Sie das nicht?)
Egal, welche Partei betroffen ist: Wenn es Missstände gibt, wenn es Machtmissbrauch und Korruption gibt, dann dürfen wir die Augen nicht verschließen, sondern müssen für Aufklärung sorgen. (Abg. Steiner [FPÖ]: Da müssen wir nur ins Burgenland schauen!) Dazu bekennt sich die Sozialdemokratie. Für uns hat der Schutz von Staat und Demokratie absoluten Vorrang. (Beifall bei der SPÖ.)
Der Antrag, den Sie da vorgelegt haben – das wissen Sie, weil es üblich ist, weil es bei Ihnen System hat –, ist natürlich wieder einmal ein Kraut-und-Rüben-Antrag. Sie vermischen da Coronamaßnahmen mit den Pilnacek-Ermittlungen und sogar – Kollege Hafenecker – mit dem ÖFB-Präsidenten. Also sehr viele Dinge haben Sie da in einen Topf geworfen. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker [FPÖ].)
Aber gut, das wird man noch zu prüfen haben. Man wird sich auch in Ruhe anschauen, ob das Verlangen der FPÖ überhaupt den Regeln unserer Verfassung und der Geschäftsordnung entspricht. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Du hast es offenbar nicht gelesen! Da steht kein ÖFB drinnen! Lies die „Burgenländische Volkszeitung“ und dann den Antrag und dann reden wir drüber!) – Aber gesagt haben Sie es.
Ein Untersuchungsausschuss – Sie haben es in Ihrer Eingangsrede gesagt – ist schließlich nicht irgendetwas. Das ist keine Larifarigeschichte (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Dann lies dir durch, was drinsteht!), auch kein Vehikel für einen politischen Rachefeldzug. Ein Untersuchungsausschuss braucht eine nachvollziehbare Begründung, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Kommt es zu einem Untersuchungsausschuss, dann wird sich die SPÖ wie auch schon in der Vergangenheit konstruktiv an der Aufarbeitung von etwaigen Missständen beteiligen, weil – noch einmal – das Vertrauen in unsere demokratischen Institutionen an erster Stelle steht. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Man muss aber schon eines sagen – die Unruhe ist nach wie vor groß, ich verstehe das –: Liebe FPÖ, ganz ehrlich, ihr seid nicht sonderlich glaubwürdig bei dem, was ihr tut. Sich jetzt als Sauberpartei zu inszenieren, ist nicht glaubwürdig, denn bei euch war noch nie der Staat, waren noch die Leute an erster Stelle. Bei euch stehen immer die Partei und das Wohl eurer Parteigünstlinge an erster Stelle. Das tut eben weh. Ja, das ist die Wahrheit und die Wahrheit tut weh. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sagt die Luconafraktion!)
Das, was ihr sagt, ist nicht das, was ihr tut. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Bawag! Konsum!) Denn bei all dem (Abg. Hafenecker [FPÖ]: AKH! Bank Burgenland, für dich!), worüber ihr euch aufregt, wer war immer dabei (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Begas!), wenn es um Postenschacher gegangen ist? (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Schrebergartenfraktion!) Wer war bestrebt, Behörden und Medien auf Linie zu bringen? (Ruf bei der FPÖ: Schrebergartenpartei Österreichs!) Wer hat in Regierungsverantwortung unabhängige Journalisten attackiert und gleichzeitig rechtsextreme Magazine mit Steuergeld gefüttert? (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wer hat 1 Million Euro, Steuergeld wohlgemerkt (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wer hat das Tatblatt finanziert?), für Urlaub, Geschenke, Feiern und Restaurantbesuche ausgegeben? (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Wer hat denn das mit der Frau Strache ...?) Egal was, ihr wart immer dabei. Ihr seid das Paradebeispiel für diese Systematik! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Und weil ihr auch immer über Sicherheit redet, Kollege Marchetti hat das kurz angeschnitten (Abg. Kickl [FPÖ]: Sektkellerei hat er noch keine gekauft!): Man vergisst ja sehr schnell, aber nur zur Erinnerung: Da gibt es auch Schmankerln aus dem Innenministerium aus vergangenen Tagen. Wenn wir hier jetzt alle FPÖ-Skandale aufzählen würden, dann würden wir wahrscheinlich nächste Woche noch hier sitzen und nicht fertig sein. (Abg. Deimek [FPÖ]: Erzähl mir was über ...!)
Abgesehen davon, dass sich Herbert Kickl im Gegensatz zu seiner Zeit als Innenminister mittlerweile gegen die Überwachung von Terroristen ausspricht (Abg. Kickl [FPÖ]: Ja, da ist einiges passiert seit damals!), abgesehen davon, dass er nichts zustande gebracht hat bei Asyl und Migration – reden ist das eine, handeln das andere (Beifall bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP)–, muss ich feststellen, dass aus seiner Amtszeit nicht viel bleibt, nur die Conclusio: Außer Pferde und Spesen nichts gewesen. (Beifall bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP. – Abg. Deimek [FPÖ]: ... nicht überzeugt! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Herbert Kickl hat als Innenminister – wir haben auch das nicht vergessen – rechtswidrig eine Hausdurchsuchung im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung angeordnet (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das geht ja gar nicht! – Ruf bei der FPÖ: Falsch! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das geht ja gar nicht!), um sensible Daten unter seine politische Kontrolle zu bringen und Kritiker mundtot zu machen. Das war nicht nur ein massiver Schaden für den Verfassungsschutz, das war auch ein Angriff auf die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Genau!)
Wenn sich Herbert Kickl also über Machtmissbrauch beklagt, ist das sozusagen so, wie wenn ein Einbrecher sich über einen Diebstahl beschwert. (Heiterkeit bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)
Ihr macht auf Sauberpartei und redet von Aufklärung, verweigert aber gleichzeitig systematisch jede Verantwortung für die eigenen Skandale. Ihr fordert Transparenz, verschleiert aber eure eigene Vergangenheit. Kindesweglegung ist offenbar das Programm der FPÖ. Kindesweglegung heißt aber, sich vor der Verantwortung zu drücken. So ist aber kein Staat zu machen, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Wir übernehmen Verantwortung. Wir als SPÖ übernehmen auch Verantwortung für etwas, das wir nicht verursacht haben. Wir werden mit Finanzminister Markus Marterbauer das Budget sanieren, und zwar durch Beteiligung der SPÖ auch mit einem fairen Beitrag von Banken, Konzernen und Stiftungen, damit wir wieder finanzielle Spielräume haben, um in Gesundheit, Pflege, Bildung und die Sicherheit unserer Bevölkerung investieren zu können. Das ist Verantwortung, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
15.53
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff. Eingemeldete Redezeit: 5 Minuten.
RN/12
15.53
Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Wir haben heute hier eine Debatte, die von der FPÖ eingemeldet wurde, einerseits wegen der Dringlichen Anfrage, und darüber hinaus gibt es das Verlangen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Ich glaube, bei solchen Debatten ist es immer wichtig, ehrlich miteinander umzugehen, dieses Haus und seine Instrumente zu achten und eine sachliche Debatte zu führen.
Für mich ist aber wesentlich, dass man, wenn man eine sachliche Debatte führen will – und das ist, glaube ich, durchaus auch in Ihrem Sinne, Herr Kollege Hafenecker –, auch die Basis dieser sachgerechten Debatte früh genug bekommt. Sie haben heute dieses UsA-Verlangen um 15.21 Uhr eingebracht. Sie hätten das natürlich auch schon vorab zuschicken können, damit man hier eine ehrliche und sachliche Debatte führen kann und hier auch nachhaltig weiterkommt. Sie wissen ja, dass das Prüfen so eines Untersuchungsausschussverlangens eine Sache ist, die länger dauert, weil das ja sehr, sehr oft ein Stück weit ein Mix aus Kraut und Rüben ist.
Sie haben darüber hinaus heute diese Kurzdebatte angeleiert beziehungsweise die dringliche Behandlung dieser schriftlichen Anfrage verlangt. Ich finde, diese Dingliche Anfrage sollte man sich einmal durchlesen, denn daran sieht man auch, wie weit es mit der Sachlichkeit und Ehrlichkeit der FPÖ teilweise ist.
Sie schreiben hier zum Beispiel auf Seite 1 – ich finde das sehr, sehr schön – über die Medienpolitik, die die letzte Regierung gemacht hat, die ich nicht gutheiße. Sie schreiben hier, dass die so katastrophal war und dass deswegen Österreich im Pressefreiheitsindex nach unten gerasselt ist. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja!)
Ich möchte nur daran erinnern, was die FPÖ medienpolitisch gemacht hat. Ich erinnere an Ibiza. Da ging es hauptsächlich eigentlich um eine Frage, nämlich darum, ein großes österreichisches Medienhaus zu kaufen (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wer ist denn eingestiegen? – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, und wer hat dann wirklich gekauft?), zu sagen: Zack, zack, zack, wir wollen die Herrschaft über die Medien bekommen! (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Und wer hat’s dann wirklich gekauft? – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Die ÖVP ist eingestiegen!), und das ist hier kein Thema. So etwas finde ich doch immer wieder erstaunlich. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
Darüber hinaus schreiben Sie hier, wie furchtbar der Postenschacher ist. Es ist nicht meine Aufgabe, und Sie wissen, wir haben das – auch ich – sehr oft kritisiert (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Aber jetzt seids dabei!), was die ÖVP in diesem Bereich gemacht hat, was Postenschacher betrifft (Abg. Stögmüller [Grüne]: Na jetzt nicht mehr! Jetzt nicht mehr!), aber die Kernkompetenz bei Postenschacher liegt schon auch bei Ihnen. Ich erinnere an Sidlo und Co. (Ruf bei der FPÖ: ... Jahrzehnte in der Regierung!) Also so, dass Sie da nie beteiligt waren, ist es nicht.
Und weil die Frau Kollegin hier gerade reingerufen hat: Frau Kollegin Belakowitsch, Sie wissen schon, dass wir die Posten, die wir besetzen, nach Regierungsprogramm, ganz transparent, übrigens erstmals transparent ausgeschrieben (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ – Heiterkeit bei der FPÖ), alle nach einem Hearing besetzen (Abg. Kickl [FPÖ] – erheitert –: Bis jetzt war es nur Postenschacher!), und genau so hat das beim ORF-Stiftungsrat und auch beim VfGH stattgefunden.
Aber kommen wir zum Untersuchungsausschussverlangen, das Sie einbringen. Selbstverständlich ist es das Recht jeder Parlamentspartei, das hier einzubringen. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Danke schön!) Ich finde es auch gut, dass wir diese Debatte führen. Wesentlich ist aber, finde ich, dass man sich anschaut, was da drinnen steht und ob es in diesem Verlangen einen roten Faden gibt. Und ich muss Ihnen ehrlich sagen: Soweit ich das jetzt in den letzten 20 Minuten hier in diesem Dokument recherchieren konnte, ist dieser rote Faden zumindest mangelhaft. Es ist vielleicht ein blauer Faden. (Abg. Wurm [FPÖ]: Es geht um einen schwarzen Faden!)
Es ist nämlich der blaue Faden, der sich hier durchzieht, der zeigt, wie zerstritten die FPÖ ist. Wir haben ja in den letzten Wochen und Monaten immer wieder gehört (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wo hören Sie das?) – ich weiß nicht, wie oft das medial angekündigt wurde (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was?) –, dass jetzt irgendwann einmal der Untersuchungsausschuss kommt – Kollege Hafenecker hat hier schon sehr oft gesagt, wie wichtig dieser Untersuchungsausschuss ist –, und da gab es drei Themen, die Sie jetzt versucht haben, irgendwie zusammenzubekommen.
Die eine Fraktion, die Sie bei Ihnen drinnen haben, ist die Coronafraktion, die gerne hätte, dass sich die FPÖ nur mit der Coronathematik auseinandersetzt. Ich muss Ihnen leider sagen, Sie haben sich nicht durchgesetzt, denn Platz eins hat jemand anderer erreicht. (Beifall bei den NEOS.)
Dann gibt es die zweite Fraktion, die sich sehr stark mit dem Innenministerium auseinandersetzt, dort endlich aufräumen möchte und so weiter. Wir wissen, dass das schon einmal massiv schiefgegangen ist und nicht zugunsten des Innenministeriums gegangen ist. Auch Ihnen muss ich sagen, Sie haben sich leider auch nicht durchgesetzt, denn als Erstes wird hier die Causa Pilnacek genannt. In der Reihenfolge kann man das sehr transparent durchlesen. Sie können das auch zu Hause machen, der Text ist jetzt, glaube ich, auf der Website des Parlaments abrufbar. Durchgesetzt hat sich die Fraktion Pilnacek-Untersuchungsausschuss. Herzliche Gratulation den paar Mitgliedern Ihrer Fraktion, die hier dazugehören!
Darüber hinaus geht es bei so einem Untersuchungsausschuss nicht nur um die Frage des Gegenstandes, den wir behandeln, sondern, ich glaube, wir sollten uns auch maßgeblich damit auseinandersetzen, wie so ein Untersuchungsausschuss bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt. Und Sie wissen, den Bürgern stellen sich die Nackenhaare auf, wenn sie das Wort Untersuchungsausschuss auch nur hören, weil wir da – und da müssen wir uns alle an der Nase nehmen – nicht immer eine gute Figur gemacht haben.
Selbstverständlich ist es unsere Aufgabe, solide und ordentlich zu arbeiten und aufzuklären. Das haben wir in den letzten Untersuchungsausschüssen auch immer gemacht und werden es auch in Zukunft tun. Aber trotzdem, als ich gestern in Bad Radkersburg war und dort mit den Bürgern und Bürgerinnen am Hauptplatz sprechen konnte, hieß es überall: Untersuchungsausschuss? Nein, bitte nicht! (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Vielleicht redest du einmal mit anderen als mit ...! – Abg. Stögmüller [Grüne]: Ba, ihr lernts aber schnell von der ÖVP!)
Dementsprechend ist es auch an uns, gemeinsam daran zu arbeiten, diesen Untersuchungsausschuss möglichst sachlich zu gestalten, möglichst gut zu gestalten und auch über die Kompetenzen zu reden. (Abg. Stögmüller [Grüne]: Volle Aufklärung, volle Transparenz, NEOS!) Wir müssen über die Öffentlichkeit des Untersuchungsausschusses reden, damit man auch den Bürgerinnen und Bürgern zeigt, wie es da drinnen wirklich abgeht und worum es da drinnen geht, dass es eben keine Show sein soll, sondern dass sachlich aufgearbeitet wird. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wie sieht denn das die Kollegin Krisper?)
Oder wenn wir uns an die massenhaften Entschlagungen erinnern – da waren Sie ja auch Experten in den Reihen der FPÖ –, daran, dass jemand die ganze Zeit keine Ahnung hatte und sich nicht mehr erinnern konnte und so weiter, so sollte das ein Ende nehmen. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Jetzt werft ihr Transparenz auch noch über Bord, wie alle anderen Prinzipien!)
Dementsprechend, glaube ich, ist es jetzt wesentlich, dass wir schauen (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das System NEOS wird den FDP-Weg gehen!), dass dieses Untersuchungsausschussverlangen geprüft wird (Abg. Kickl [FPÖ]: Die Rückabwicklung der Parteiabtrennung!), dass wir uns anschauen, ob dieser rote Faden da ist oder nicht (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Dieser taktische Fehler ist der erste Schritt, dass die Regierung zerreißt und die NEOS zer...!), und dass wir diesen Untersuchungsausschuss, sollte er kommen, dann natürlich auch systematisch, ordentlich und sauber durchführen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Die Rückabwicklung der Partei...!)
Ich gratuliere noch einmal denen, die sich durchgesetzt haben. Den anderen sage ich: Vielleicht besprechen Sie einmal bei Ihnen in der Fraktion (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das ist der Weg vom Herrn Lindner, den Sie jetzt einschlagen!), wie Sie in Zukunft miteinander umgehen, damit Sie hier sachlich sinnvolle und umfassende Anträge einbringen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei NEOS, ÖVP und SPÖ. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Auf ... Weg!)
15.59
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Maurer. 8 Minuten eingemeldete Redezeit. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Jetzt bin ich gespannt, ob die emotionale Bindung zur FPÖ noch immer da ist oder ob sich die schon verändert hat!)
RN/13
16.00
Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir befinden uns an einem Donnerstagnachmittag (Abg. Greiner [SPÖ]: Mittwoch!) in einer Untersuchungsausschussdebatte – oder so etwas Ähnliches soll es jedenfalls sein (Abg. Steiner [FPÖ]: Na momentan in einer Debatte über die Dringliche!) –, auf Antrag der Freiheitlichen Partei mit einer Dringlichen Anfrage an den ÖVP-Bundeskanzler.
Ein Untersuchungsausschuss ist ein extrem wichtiges parlamentarisches Instrument. Er ist für uns als Abgeordnete eigentlich unser wichtigstes Kontrollinstrument im Parlament zur Überprüfung von politischen Vorgängen, von Missbrauch, von Korruption und zur Aufklärung. Wir Grüne haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass wir uns mit kritischer und gründlicher Aufklärungsarbeit einbringen, mit zahlreichen erfolgreichen Politikerinnen und Politikern – Gabi Moser oder auch Werner Kogler, der heute hier sitzt. Das werden wir auch in diesem Fall tun.
Die Art und Weise aber, wie die Freiheitliche Partei bei ihrem aktuellen U-Ausschuss-Verlangen agiert, ist äußerst fragwürdig – auch das muss vorab gesagt werden. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Aber ihr wolltet ein dringendes Verlangen von uns haben! Und kooperieren! Komisch!)
Kommen wir aber zunächst zu einem der wild und populistisch durcheinander gewürfelten Untersuchungsgegenstände, nämlich den polizeilichen Ermittlungen um den tragischen Tod von Christian Pilnacek, denn die werfen tatsächlich eine lange Latte an Fragen auf: Warum wurden nicht einmal grundlegendste Spuren gesichert, wie das in einem solchen Fall eine absolute Selbstverständlichkeit sein sollte? Wie kann es sein, dass im ersten Moment keine Obduktion angeordnet wurde, obwohl das absolutes Standardprotokoll ist? Das weiß jede „Tatort“-Seherin. Warum wurden die gefundenen elektronischen Geräte nicht ausgelesen, um festzustellen, was in den letzten Stunden vor dem Tod von Christian Pilnacek tatsächlich geschehen ist? – Ja, dieses Ermittlungschaos gehört lückenlos aufgeklärt und aufgearbeitet, und ja, ein Untersuchungsausschuss kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. (Beifall bei den Grünen.)
Wir Grüne werden in diesem Rahmen mit einem eingespielten Team in gewohnter Manier kritische und gründliche Arbeit leisten. Ich möchte an dieser Stelle sagen – eine Frage muss sich die ÖVP sehr wohl gefallen lassen –: Warum ist es jedes einzelne Mal wieder Niederösterreich? Es sind immer Polizistinnen und Polizisten aus Niederösterreich, die durch fragwürdige Ermittlungsvorgänge auffallen. Ich erinnere nur an die Causa Kloibmüller, bei der durch ein ins Wasser gefallenes Diensthandy über fragwürdige Umwege mutmaßliche ÖVP-Interventionen in Chatprotokollen ans Tageslicht kamen. (Beifall bei den Grünen.)
Dieser heiße Draht des Innenministeriums nach Niederösterreich ist auch politisch problematisch, denn wie kommen eigentlich all die Polizistinnen und Polizisten aus den anderen acht Bundesländern dazu, dass sie nicht so eine direkte Verbindung und auch nicht diese Karrierewege haben, die da befördert werden?
Den auffällig starken Einfluss Niederösterreichs im Innenministerium kann die ÖVP schwer leugnen, denn das sehen wir, wenn wir uns die Liste ihrer Innenministerinnen und Innenminister anschauen: von Gerhard Karner zurück über Karl Nehammer und Wolfgang Sobotka bis zur aktuellen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Wir haben da 14 Jahre ÖVP-Erbpacht der niederösterreichischen ÖVP im Innenministerium. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sie haben es ja mitgetragen!) Mit einzelnen Ausnahmen reicht diese Erbpacht sogar ein Vierteljahrhundert zurück bis zu Liese Prokop und Ernst Strasser. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Mit dem Sobotka warts ihr Wein verkosten! Warum habts ihr nicht die Notbremse gezogen in der Regierung?)
Eine erwähnenswerte Unterbrechung ist das kurze, aber umso verheerendere Intermezzo von Herbert Kickl im Innenministerium samt der Zerschlagung des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Da haben die Grünen in einem der letzten Untersuchungsausschüsse wiederum wertvolle Aufklärungsarbeit geleistet, nämlich indem interessante Sachverhalte, was die Verbindungen im Innenministerium unter Herbert Kickl nach Russland betrifft, Gegenstand des letzten Untersuchungsausschusses zum rot-blauen Machtmissbrauch waren.
Auch darüber wird gesprochen werden müssen, wenn es um politische Schieflagen im Innenministerium geht, auch wenn die Freiheitlichen das nicht hören wollen und Herr Kickl als Auskunftsperson im Untersuchungsausschuss ja nicht einmal aufgetaucht ist. Das schaue ich mir an – wie die FPÖ sich wahnsinnig aufregen würde, wenn unter fadenscheinigen Ausreden ÖVP-Politiker:innen nicht aussagen wollen würden. Herr Kickl ist lieber bergsteigen gegangen, statt sich dem parlamentarischen Kontrollinstrument zu stellen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Höfinger [ÖVP]: Wie so oft! – Abg. Kickl [FPÖ]: Das würde dem einen oder anderen von euch gar nicht schaden!)
Das bringt mich zu einem ganz entscheidenden Punkt, nämlich der Frage: Was bezwecken Sie, Herr Kickl und Herr Hafenecker, eigentlich mit diesem Untersuchungsausschuss? (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Aufklärung!) So, wie dieses Untersuchungsausschussverlangen daliegt: Ja, es gibt einen Teil, der absolut aufklärungswürdig ist – die Causa Pilnacek –, und der Rest ist irgendein wirres Gefasel von irgendwelchen Verschwörungstheorien. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Aber ihr wolltet ja unbedingt zusammenarbeiten mit uns! Wie geht sich das jetzt aus? Ihr habt doch eine Kooperation gesucht! Komisch! Hat euch nicht getaugt, dass ich euch nichts gesagt habe?)
Ich glaube, die Frage ist: Geht es Ihnen eigentlich um faktenbasierte Aufarbeitung? Ist das quasi das, was Sie beabsichtigen? Oder wollen Sie vielleicht diesen Untersuchungsausschuss überhaupt nicht zur tatsächlichen Aufklärung verwenden, sondern als weiteres Vehikel zur Verbreitung Ihrer absurden Verschwörungstheorien? – So sehen diese verschiedenen Untersuchungsgegenstände jedenfalls aus. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Na gut, dass wir den eingesetzt haben! – Abg. Steiner [FPÖ]: Bist ja nur beleidigt, weil du nicht am Antrag draufstehst! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Und keine Klubobfrau mehr bist!) – Herr Steiner hat wieder gute Inputs. (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Ihr habts denselben Dialekt, ihr müsstets euch verstehen!)
Wenn Sie sich dieses völlig irrsinnige Potpourri anschauen – wir werden eh sehen, wie viel davon dann beim Verfassungsgerichtshof überlebt –, ist ganz eindeutig: Sie sind innerhalb zerstritten. Es gibt einen Teil, der Pilnacek aufklären will, und der andere Teil will Propaganda machen – das ist vollkommen klar. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sigrid, es ist vorbei, ihr seids nicht mehr in der Regierung! Du musst das einmal umdenken!)
Sie versuchen krampfhaft, diesen Zusammenhang zwischen den Ermittlungen zum Tod von Pilnacek, den Coronademonstrationen und einer vermeintlichen Verfolgung durch Medien zu konstruieren – ausgerechnet Sie! Es gibt eine einzige Partei in diesem Haus, die Journalist:innen verfolgt, die von Fahndungslisten spricht, zu Journalist:innen, die ihr unangenehm sind (Abg. Steiner [FPÖ]: Lena Schilling! Die Lena Schilling!): Diese Partei ist die Freiheitliche Partei und keine andere. (Beifall bei Grünen und NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
Sie sprechen auch konsequent von einem Deep State: hier im Parlament, bei öffentlichen Auftritten, in den Medien; heute in der Früh im Ö1-„Morgenjournal“ hat Kollege Hafenecker auf Sendung wieder diesen Begriff verwendet. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ich hab' aber auch gesagt, dass ich ... die Frage für sehr dumm halte! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: War ja auch eine dumme Frage!) Das ist natürlich nicht irgendein harmloser Begriff, sondern er knüpft an historisch weit zurückreichende Verschwörungserzählungen (Abg. Hafenecker [FPÖ]: In die Politikwissenschaft der Siebzigerjahre! Schrecklich! Hat ein Roter das erste Mal geschrieben!) von einem Staat im Staate an, die seit Jahrhunderten insbesondere antisemitischen Hass geschürt haben.
Davon haben Sie zwar natürlich wieder nichts gewusst, Herr Hafenecker – eine oberflächliche Recherche auf Google hätte das recht schnell ergeben. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Auf Google steht auch, ich bin rechtsextrem, weil Sie es hineingeschrieben haben, und es stimmt nicht!)
Wenn man das recherchiert, dann kommt man sehr schnell auf weitere Absurditäten, zum Beispiel zur Existenz von Echsenmenschen. Da frage ich mich immer: Glauben Sie eigentlich, dass Echsenmenschen existieren? (Abg. Kickl [FPÖ]: Reden S' noch ein bissl weiter, dann denke ich noch einmal darüber nach!) Vielleicht könnten Sie uns das einmal mitteilen. (Abg. Shetty [NEOS]: Peter, sag was!) Oder zum Beispiel auch, dass die Erde flach ist: Das ist auch so eine berühmte Deep-State-Erzählung. Also da hätte ich gerne einmal Auskunft dazu, wie Sie denn zu diesen interessanten Behauptungen stehen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)
In Horror- und Science-Fiction-Filmen mag das ja vielleicht unterhaltsam sein, aber der Spaß hört sich auf, wenn in der Politik rechtsextreme Verschwörungserzählungen eingesetzt werden, um das Vertrauen in die Demokratie zu schwächen. Das ist genau der Zweck, den Sie natürlich mit diesen Untersuchungsgegenständen, die Sie da hineingewurschtet haben, verfolgen.
Ich bin ganz sicher nicht die Erste, die Sie auf diese Konnotation hinweist, aber Sie bleiben natürlich weiter bei diesem Begriff Deep State, mit dem weltweit demokratiefeindliche Lügenpropaganda verbreitet wird. Sie sind da in einer internationalen Koalition unterwegs. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie jetzt noch versuchen würden, mir einen gegenteiligen Beweis zu bringen – Sie werden keinen finden. Es gibt diese Verwendung von Deep State in keinem anderen Kontext – in keinem Kontext (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Schauen Sie mal bei Colin Crouch nach, da steht’s ...!), der nicht auf Verschwörungstheorien basiert. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das Buch heißt „Postdemokratie“, da können Sie es nachlesen!)
Ich komme zum Schluss. Wir haben dieses Verlangen vorliegen, wir werden sehen, was der VfGH dazu sagt. Dann wird das Parlament daran arbeiten. Wir Grüne werden uns wie immer konsequent, seriös, sauber (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Sauber!) und ehrlich an der Aufklärungsarbeit beteiligen. Was die Frage Pilnacek betrifft (Abg. Steiner [FPÖ]: Da musst den Peter Pilz wieder in die Partei aufnehmen!): Unsere Kollegin Nina Tomaselli wird in bereits gewohnter Manier – Sie kennen sie alle – mit ihren kritischen Fragen und mit ihrem Durchsetzungsvermögen die Aufarbeitung für uns hier im Untersuchungsausschuss leiten, aber wir werden auch, wo immer die FPÖ versucht, diesen Untersuchungsausschuss für die Verbreitung von rechtsextremen Verschwörungstheorien zu verwenden, das auf das Schärfste zurückweisen, klar benennen und auch bekämpfen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl [FPÖ]: Verschwörungstheorien reicht schon nicht mehr! Zerstörerisch fehlt noch! Die Angriffsverschwörungstheorie! Eine zerstörerische Angriffsverschwörungstheorie!)
16.09
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abgeordneter Spalt zu Wort gemeldet. Sie kennen die einschlägigen Bestimmungen. 2 Minuten eingestellte Redezeit.
RN/14
16.09
Abgeordneter Thomas Spalt (FPÖ): Danke, Herr Präsident. – Nach dem Vorwurf von Frau Maurer bezüglich Lügenpropaganda freue ich mich über meine tatsächliche Berichtigung.
Abgeordneter Köllner hat vorhin in seiner Rede behauptet, Herbert Kickl habe in seiner Zeit als Innenminister eine illegale Hausdurchsuchung angeordnet.
Ich berichtige tatsächlich: Ein Innenminister kann keine Hausdurchsuchung anordnen (Abg. Kogler [Grüne]: Nur eine illegale!), das ist auf Antrag einer ermittelnden Staatsanwaltschaft durch eine unabhängige Richterin geschehen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Krainer [SPÖ]: Ein Richter – aber mein Gott, na!)
Weiters hat Kollege Köllner in seiner Rede behauptet, Herbert Kickl habe in seiner Zeit als Innenminister im Asylbereich nichts getan.
Ich berichtige tatsächlich (Abg. Erasim [SPÖ]: Das ist keine tatsächliche Berichtigung! Bitte die Geschäftsordnung lernen!): In den Jahren 2018 und 2019, in der Zeit von Herbert Kickl als Innenminister, waren die Asylantragszahlen die niedrigsten seit dem Jahr 2015. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
16.10
RN/14.1
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Der zweite Teil der Berichtigung war nicht genau eine tatsächliche Berichtigung, der erste auf jeden Fall schon.
Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Klubobmann Kickl. Eingemeldete Redezeit: 10 Minuten.
RN/15
16.11
Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Abraham Lincoln – der Name wird dem einen oder anderen von Ihnen vielleicht etwas sagen –, einem der Vorvorgänger eines gewissen Donald Trump, wird ein Satz zugeschrieben, den die meisten von Ihnen wahrscheinlich auch schon einmal gehört haben. (Abg. Erasim [SPÖ]: Der dreht sich gerade im Grab um!) Dieser Satz lautet: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, dann gib ihm Macht! (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP sowie Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten von SPÖ, NEOS und Grünen.)
Das, was Abraham Lincoln damit zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass der Umgang mit Macht (Abg. Erasim [SPÖ]: Ibiza!), der Umgang mit den Möglichkeiten, die Macht bietet, das wahre Innere und den wahren Charakter einer Person zum Vorschein bringt. (Abg. Erasim [SPÖ]: Ich erinnere an Ibiza!) Das ist die Frage, die es zu beantworten gilt, meine Damen und Herren: Wie hast du es mit der Macht? (Beifall bei der FPÖ.)
Setzt du die Macht dafür ein, um etwas Gutes zu bewirken (Abg. Bogner-Strauß [ÖVP]: An wen genau ist diese Frage gerichtet? – Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Macht nix, wenn man einen Fehler macht!), für die eigene Bevölkerung, für die Demokratie, für das Allgemeinwohl, oder missbrauchst du diese Macht, indem du dir eigene Vorteile organisierst (Ruf bei der ÖVP: Eine rechtswidrige Hausdurchsuchung!), zulasten und auf Kosten der anderen, indem du andere schädigst, um deine Position stärker zu machen?
Wie es wirklich ist, zeigt sich ja nicht bei dem, was gesprochen wird, sondern in der Tat; und das, was Abraham Lincoln da gemeint hat, für Personen, für jeden Einzelnen von uns, gilt auch für Organisationen. Damit bin ich bei Ihnen (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Na endlich!), meine Damen und Herren von der Österreichischen Volkspartei. Das gilt auch für Parteien, und ich glaube, es ist unbestritten, dass eine Regierungsfunktion oder das Innehaben von mehreren Regierungsfunktionen, das Innehaben von Ministerien mit diesen riesengroßen Machtapparaten, das Innehaben des Kanzleramtes, die Vernetzung dieser Institutionen mit anderen politischen Entscheidungsträgern über das ganze Land hinweg – und das alles über einen sehr, sehr, sehr langen Zeitraum (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: ... Überweisung für die Therapieeinheit!) – eine sehr, sehr große Machtfülle bedeutet. Oder wollen Sie das vielleicht bestreiten?
Und bei einer so großen Machtfülle, meine Damen und Herren von der ÖVP, über einen so langen Zeitraum in einem abgeschlossenen System, das man sich so richtet, dass niemand von außen hineinschauen kann, dass auch von außen niemand hineinkommt, sind wir dann beim Deep State. Das ist doch etwas, bei dem die Versuchung ganz, ganz groß ist – ich möchte es jetzt einmal vorsichtig formulieren –, nicht sauber mit dieser Macht umzugehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren von der Volkspartei, Ihnen muss das doch bekannt sein, es ist doch Teil Ihrer DNA: eine christliche Partei zu sein. Im Kern des christlichen Glaubens steht das Vaterunser, und in diesem Vaterunser gibt es eine zentrale Passage, die lautet: Und führe uns nicht in Versuchung! – Wir werden jetzt in diesem Untersuchungsausschuss überprüfen (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Ihr werdet gar nichts!), ob Sie sich in Versuchung haben führen lassen oder nicht. Ich glaube, die Antwort kennt ganz Österreich. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe von Macht gesprochen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Macht braucht es in der Politik, das Problem der Politik ist oft, dass sie viel zu ohnmächtig agiert. Es braucht die Macht, und es braucht selbstverständlich auch eine Regierung – ja, das braucht es auch. Eines aber dürfen Sie dabei nicht vergessen, und das, glaube ich, ist Ihnen nicht vollkommen bewusst: dass nämlich in einem demokratischen Rechtsstaat die Regierungsmacht es sich gefallen lassen muss – muss und nicht kann; muss! –, kontrolliert zu werden, und zwar – jetzt kommt’s, womit Sie nicht umgehen können – nicht durch sich selber, wie Sie es gern hätten, sondern durch die Opposition. Das ist ein demokratisches Qualitätskriterium! (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Marchetti [ÖVP]: Warum kommen Sie nicht in den U-Ausschuss, wenn’s so wichtig ist?)
Für diese Kontrolle gibt es eine Fülle von Möglichkeiten: Da gibt es eine Sondersitzung der Opposition, wie wir sie heute durchführen; es gibt die Möglichkeit, Dringliche Anfragen zu stellen, Misstrauensanträge einzubringen (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer [ÖVP]), eine Ministeranklage einzubringen, parlamentarische Anfragen oder eben auch einen Untersuchungsausschuss als oppositionelles Kontrollinstrument.
In den letzten Wochen, in den letzten Tagen wurde von Vertretern der ÖVP natürlich in ihre Medienkanäle hinausventiliert – in jene Medien, die Sie angefüttert, gefügig gemacht haben, die Sie sich für ihre Haus- und Hofberichterstattung halten –, die FPÖ gefährde die österreichische Verwaltung: Wir wollen die Verwaltung lahmlegen; die Kosten explodieren, weil wir es gewagt haben, im Interesse der Bevölkerung (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Aha!), die ein Recht auf Aufklärung hat, in all das hineinzuschauen (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Mit der künstlichen Intelligenz schaut ihr, ja!), was Sie unter dem Titel Coronamaßnahmenpolitik angerichtet haben, wodurch so viele Schäden angerichtet worden sind, wodurch so viel Leid in diesem Land erzeugt worden ist, was bis heute eine klaffende Wunde ist! (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Bei dir, ja!) – Meine Damen und Herren, wenn Sie das behaupten, dann zeigt das und dann ist das für uns nur eine Bestätigung, dass Sie den demokratischen Mechanismus nicht verstanden haben (Beifall bei der FPÖ); dass Sie nicht verstanden haben, dass der demokratische Mechanismus in einem Wechselspiel aus Macht und Kontrolle besteht, dass er darin besteht, dass es zu einem Gewicht ein entsprechendes Gegengewicht gibt. Dann haben Sie es nicht verstanden, dann wollen Sie es nicht hören, oder Sie sind demokratisch schon so weit degeneriert (Abg. Disoski [Grüne]: Hallo?!), dass Sie das überhaupt nicht mehr zur Kenntnis nehmen.
Das ist für uns der Beweis dafür, dass es diesen Ausschuss braucht. Jawohl, Sie selber liefern mit Ihrem autoritären Zugang, mit dieser autoritären Denkart – etwas anderes ist es nicht, wenn Sie hier Oppositionsinstrumente verunglimpfen – den Beweis dafür, dass es diese Kontrollinstrumente ganz, ganz dringend braucht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Kogler [Grüne]: Ihre Haberer sind ja ein einziger autoritärer Haufen! – Abg. Bogner-Strauß [ÖVP]: ... er am Berg war statt im Ausschuss?)
Ihr Modell: Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen! Die ÖVP stellt sich selbst den Persilschein aus. – Das ist das, was Sie sich vielleicht in Ihrer Parteiorganisation selber so richten können (Abg. Bogner-Strauß [ÖVP]: Sie haben dieses Kontrollinstrument missachtet!), aber das ist nicht das, was die Bevölkerung draußen erwartet, und wir werden hier der demokratischen Auskunftspflicht, der Sie nachzukommen haben, entsprechend Nachdruck verleihen. (Abg. Egger [ÖVP]: Warum sind Sie nicht gekommen?)
Meine Damen und Herren, eines sage ich Ihnen noch dazu: Heute kommen wir mit dem U-Ausschuss, haben das Verlangen eingebracht – heute –; und bevor dieser Untersuchungsausschuss auch nur eine Minute getagt hat, auch nur einen einzigen Antrag gestellt hat, auch nur einen einzigen Zeugen geladen hat, brechen Sie schon den Stab über diesen Untersuchungsausschuss. (Abg. Egger [ÖVP]: Ja, weil er so schlecht ist!) Da haben wir heute vonseiten der Regierungsbank gehört – das ist ja ein Wahnsinn – und von Vertretern der ÖVP ohnehin, das sei eine riesige Steuergeldverschwendung. – Herr Staatssekretär, bitte, geht’s noch? Der Volkspartei rinnt die Milliardenschuldenbutter ja nur so vom Kopf herunter – Sie haben es gerade notwendig, von Steuergeld zu reden! (Beifall bei der FPÖ.) Geht’s noch?!
Bevor hier noch eine Minute an Arbeit an den Tag gelegt wurde, kommen Sie daher – ich habe das vor zwei Tagen in den „Salzburger Nachrichten“ gelesen – und sagen: Die FPÖ will mit dem Untersuchungsausschuss das innenpolitische Klima vergiften! – Ui, Ui! Achtung! Das Stereotyp des Brunnenvergifters wird zur Anwendung gebracht, wenn es um Aufklärung geht. (Abg. Bogner-Strauß [ÖVP]: Wieso waren dann Sie nicht dort? Beantworten Sie das!) Nein, wir wollen überhaupt nichts vergiften. Wir wollen entgiften, dekontaminieren, das ist unser Auftrag. (Beifall bei der FPÖ.)
Und Sie werfen der FPÖ „Verschwörungstheorien“ vor, auch vonseiten der Regierungsbank, und tragen dabei selber einen Aluhut, Herr Staatssekretär! – Ich weiß nicht, Sie sollten den Mitarbeiter hinausschmeißen, der Ihnen diese Rede geschrieben hat. (Abg. Egger [ÖVP]: Ihre ist viel besser! – Zwischenruf des Abg. Stögmüller [Grüne].) In Ihren Medien verbreiten Sie das, in den Medien, die Sie anfüttern, die Sie sich gefügig halten, über viele Jahre. Das ist im Übrigen das, was internationale Experten als strukturelle Korruption bezeichnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren zu Hause – das ist mir wichtig, denn bei Ihnen (in Richtung Plenum) geht es eh ins Leere; aber an die Damen und Herren zu Hause –, ich möchte Sie auf etwas aufmerksam machen: Schauen Sie genau hin und hören Sie genau hin! Achten Sie auf dieses Verhaltensmuster (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Verhaltenskreativ!), auf diese Argumentationslinie, die hier vor allem vonseiten der ÖVP an den Tag gelegt wird, weil das brandgefährlich ist. Die Einheitspartei, und allen voran die Österreichische Volkspartei, die aus meiner Sicht viel zu lange in diesem Land regiert – viel zu lange (Beifall bei der FPÖ); ein Rotationssystem, ein bisserl ein Wechsel wäre einmal angebracht –, diese Volkspartei, allen voran, setzt sich, ihre Minister, ihren Kanzler, mit dem Staat, mit der Republik Österreich gleich. Der Staat, das sind wir! – Und wenn man fragt: Na bitte, ist das wirklich so?, dann bekommt man als Antwort: Doch, denn das war immer so!
Ich habe diese Mentalität ja in den Verhandlungen selbst erlebt (Ruf bei der ÖVP: Bist du dabei gewesen? – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP), und das ist ja auch das, was hinter den Behauptungen steckt, dass man selbstverständlich die Verkörperung – nach Ihrer Eigendefinition – von Regierungsfähigkeit ist. Sie exklusiv – selbstverständlich –, Sie verkörpern Regierungsfähigkeit (Abg. Kassegger [FPÖ]: Was haben die aus unserem Land gemacht?) und Sie verkörpern staatstragendes Verhalten. (Ruf bei der ÖVP: Der Will-nicht-Kanzler kann’s nicht!) Das ist genau diese Gleichsetzung, und das ist der erste und fundamentale Fehler, den Sie machen, die falscheste aller falschen Voraussetzungen: dieses pervertierte Selbstverständnis, dieses pseudodemokratische Gehabe.
Wenn man dann in Ihrer pervertierten Machtlogik weiterdenkt, dann ergibt sich daraus ja Folgendes: Wenn man es wagt, die ÖVP anzugreifen, zu kontrollieren, zu prüfen, ein bisserl nachzuschauen, dann verunglimpft man den Staat – denn der Staat, das ist ja die ÖVP –, dann gefährdet man den Staat, dann schädigt man den Staat, dann schädigt man den Steuerzahler. Und wer den Staat schädigt – so geht es dann in dieser Logik weiter –, der gefährdet die Demokratie; und wer die Demokratie gefährdet, den muss man eliminieren. – So denken Sie, aber wir spielen da nicht mit, und Österreich hat Sie längst durchschaut! (Beifall bei der FPÖ.)
16.21
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Gödl. Eingemeldete Redezeit: 6 Minuten. (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Der Pröll braucht die Rede heute nicht posten! Das machen wir, weil sie so peinlich war!)
RN/16
16.21
Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Danke, Herr Präsident, für das Wort! Geschätzte Staatssekretärinnen und Staatssekretäre! Meine geschätzten Damen und Herren! Immer wieder darf ich in diesem Haus – auch heute wieder – Gruppen begrüßen, die sich für die Demokratie interessieren, für das Parlament interessieren (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Es lacht ganz Österreich über den Staatssekretär! Das spürt er!); und wenn man dann in die Diskussion eingeht, ergibt sich immer ein großes Bild der Sehnsucht, nämlich der Sehnsucht, dass wir hier in diesem Haus, die wir gewählt sind, um Verantwortung zu übernehmen, so Verantwortung übernehmen, dass wir (Ruf bei der FPÖ: ... abgewählt?) nach gemeinsamen Lösungen suchen. Oft wird es sogar so ventiliert, dass gesagt wird: Eigentlich müsste ja immer alles einstimmig sein, wenn man sich die Ziele vor Augen hält! – So ist Demokratie aber natürlich nicht. Demokratie lebt vom Diskurs, lebt von Regierung und Opposition und von verschiedenen Meinungen und auch davon, dass Mehrheiten sich durchsetzen können.
Wir sind tatsächlich in einer Zeit sehr, sehr großer Herausforderungen mit einer multiplen Krisenlage weltweit konfrontiert, und das macht natürlich auch vor den Grenzen von Österreich nicht halt. (Ruf bei der FPÖ: Sie wollen verharmlosen!) Umso mehr ist es wichtig, dass wir gemeinsame Ziele verfolgen. Umso mehr ist es wichtig, dass wir die Interessen von Österreich und der Österreicherinnen und Österreichern im Fokus haben.
Man musste aber in den letzten Wochen doch vermehrt den Eindruck gewinnen, dass gerade die Freiheitliche Partei in keiner der Zukunftsfragen an echten Lösungen interessiert ist. Ich kann ja ein paar Beispiele anführen – sie wurden teilweise auch schon von meinen Vorrednern angeführt –: Ich denke da an die Änderung des Asylgesetzes, damit wir den Familiennachzug begrenzen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Ah, begrenzen? Begrenzen?) Die FPÖ hat wider besseres Wissen dagegengestimmt, hat dagegengestimmt, weil sie eben an keiner Lösung interessiert ist. (Abg. Steiner [FPÖ]: Weil sie ein Schas ist!) Oder nehmen wir den europäischen Asylpakt her: Wir wissen alle, dass wir eine europäische Lösung brauchen. Was macht die FPÖ? – Sie kampagnisiert dagegen. Oder nehmen wir auch all die Fragen im Zusammenhang mit der Pandemie her: Jetzt gibt es gerade die Diskussion auf WHO-Ebene, um ein Pandemiegeschehen auch weltweit besser zu koordinieren. Der Vertrag ist noch gar nicht fertig, und die FPÖ kampagnisiert schon dagegen, weil sie eben an keiner seriösen Lösungsarbeit interessiert ist und weil sie eben auch an keiner seriösen Regierungsarbeit interessiert ist. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ach so? ... falsche Lösung ...! Weil ihr eine unseriöse Partei seid!)
Herr Präsident Rosenkranz! Ich war heute wirklich sehr, sehr positiv überrascht – das möchte ich hier anmerken, ich habe es Ihnen auch schon persönlich gesagt –: Heute Vormittag gab es das Gebetsfrühstück, Herr Präsident Rosenkranz hat eine aus meiner Sicht sehr bemerkenswerte und sehr, sehr positive Rede gehalten, und darin hat er unter anderem folgenden Satz formuliert: Gerade in der Politik brauche es neben Macht auch Maßhalten, Demut statt Hochmut und das Bemühen, das Verbindende vor das Trennende zu stellen. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, dann runter mit dem Hochmut!) – Meine geschätzten Damen und Herren, das Verbindende vor das Trennende zu stellen (Beifall bei der ÖVP), und ich sage Ihnen: Der Herr Bundeskanzler, der Vizekanzler, die Außenministerin, alle Minister:innen und alle Staatssekretärinnen und Staatssekretäre (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Die verbinden die ganze Welt!), die sind es, die sich tagtäglich bemühen, das Verbindende vor das Trennende zu stellen (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, schön wär’s!), die versuchen, Lösungen zu finden, die wir für eine gute Zukunft in Österreich brauchen.
RN/16.1
Und was machen Sie von der FPÖ? – Sie versuchen, zu verleumden (Abg. Steiner [FPÖ]: Hab ich Sie bei Corona verleumdet?), Sie versuchen, zu vernadern (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ach so? Wer hat denn aufgefordert, uns zu vernadern?), Sie versuchen, alle Dinge schlechtzureden und dergleichen, und Sie sind nicht bereit, an Lösungen mitzuwirken. Und jetzt haben Sie eben diesen U-Ausschuss eingerichtet, und Ihr Klubobmann hat gerade in ziemlich peinlicher Weise versucht, zu erklären, warum dieser so notwendig ist.
Ja, U-Ausschüsse sind ein sehr wichtiges Instrument, so wichtig übrigens, dass Sie sogar unentschuldigt ferngeblieben sind, als Sie vorgeladen waren. (Abg. Kickl [FPÖ]: ... ja gar nicht! Das ist falsch!) Sie sind nicht gekommen (Abg. Kickl [FPÖ]: Auch falsch!), so wichtig haben Sie den U-Ausschuss genommen. Also ist es doch eine besondere Art Ihrer Argumentation, die Sie vorhin hier angeführt haben. Erst beim letzten Ausschuss sind Sie nicht gekommen, als Sie geladen waren.
Und jetzt hat man auch das Spiel in der FPÖ gesehen: Auf der einen Seite die Polizeihasser (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wer sind jetzt die Polizeihasser? – Abg. Kassegger [FPÖ]: Was ist das überhaupt?) und auf der anderen Seite die Coronaleugner, und das Pilnacek-Thema gegenüber dem Coronaleugnerthema, und Sie haben jetzt versucht, einen Spagat zu schaffen, der nicht erklärbar ist. Heute in der Früh hat man auf Ö1 schon Herrn Hafenecker gehört, wie er versucht hat, da eine Quadratur des Kreises zu schaffen (Abg. Kickl [FPÖ]: Der Kreis ist in Wahrheit eine Quadratur! Vielleicht wissen Sie das noch gar nicht!), und als dann die Journalistin etwas kritischer nachgefragt hat, ist er gleich auf seine Art ausfällig geworden.
Also, meine geschätzten Damen und Herren von der FPÖ, Sie haben mehrfach bewiesen, dass Sie nicht am Lösen von Problemen, sondern ausschließlich am Vergrößern von Problemen und am Schlechtreden Österreichs interessiert sind! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
RN/16.2
Ich habe heute, um einmal zu zeigen, wie Österreich in vielen Bereichen auch an der Spitze liegt, eine Statistik mitgebracht. (Der Redner hält eine Tafel mit der Aufschrift „Global Peace Index 2024“, der Abbildung eines Ausschnitts aus einer Weltkarte sowie einer Auflistung von Ländern in die Höhe. ) Sie ist im Übrigen keine Verschwörungstheorie, sondern sie ist eine weltweite Statistik: der globale Friedensindex 2024. (Abg. Spalt [FPÖ]: Warum kein Taferl vom ...?) Von namhaften Institutionen weltweit wird da ein Ranking vorgenommen: In welchem Land der Welt – 163 Länder wurden gereiht – gibt es die größte Sicherheit, die niedrigste Kriminalitätsrate? Es gibt 23 Parameter, die da verglichen werden: die Kriminalitätsrate, die politische Stabilität und dergleichen. (Abg. Deimek [FPÖ]: Das ist so was wie euer Kaufkraft...! – Heiterkeit der Abg. Belakowitsch [FPÖ].) Österreich ist in diesem aktuellen Friedensindex an dritter Stelle weltweit! (Beifall bei der ÖVP.)
Und ich sage Ihnen: Es läge mir komplett fern, zu sagen, das ist das Verdienst ausschließlich der ÖVP – wie Sie gemeint haben, dass die ÖVP der Staat ist –, nein, es ist unser gemeinsames Verdienst – auch Ihres, auch Ihre Partei hat einen Beitrag geleistet. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Nein, das ist nur ÖVP! Geh bitte!) Wenn wir konstruktiv diskutieren, ist es unser gemeinsames Verdienst, dass wir Österreich ganz vorne haben, wenn es um das Thema Sicherheit geht. Da gibt es keinen Deep State, da gibt es keine Verschwörungstheorien, da gibt es Polizistinnen und Polizisten, da gibt es ein Innenministerium, da gibt es eine Regierung, die sachlich, konstruktiv arbeitet (Abg. Steiner [FPÖ]: Da ist dir schon viel eingefallen!) und immer Lösungen sucht.
Daran, meine Damen und Herren, sollten wir uns orientieren, und das ist es, was unsere Bürgerinnen und Bürger erwarten: dass wir hier gemeinsam weiterarbeiten, dass wir in dem vorderen Teil der Welt bleiben, dass wir das gute Ranking aufrechterhalten können. Dazu aber braucht es konstruktive Politik – und diese Bundesregierung mit Bundeskanzler Stocker an der Spitze macht diese konstruktive Politik. (Beifall bei der ÖVP. – – Ruf bei der ÖVP: Bravo!)
Ihnen aber, meine Damen und Herren von der FPÖ, ist nur daran gelegen, zu dämonisieren und zu skandalisieren, und der U-Ausschuss wird von Ihnen dafür eingesetzt.
Dieser Kickl-Pilz-U-Ausschuss ist ja an sich kurios, denn, ich meine, Herr Pilz hat ja das Medium „Zackzack“ ins Leben gerufen. „Zackzack“ kommt ja übrigens von Ihrem Vorgänger, Herr Kickl, dem Sie immer die Reden geschrieben haben, nämlich von dem Ausspruch: Zack, zack, wir werden die Medien wegräumen, wir werden einiges aufräumen!, der bei dem besagten Ibizavideo gefallen ist. Mit diesem Pilz machen Sie jetzt ein Tänzchen hier auf offener Bühne im Parlament (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wo? – Abg. Kickl [FPÖ]: Wo denn, wie denn, was denn?) – das ist ja schon ein ganz eigenartiges Spiel (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Da sind sie sich ähnlich!) –, ausschließlich um unser Land in ein schiefes Licht zu rücken (Abg. Steiner [FPÖ]: Geht’s jetzt noch um das Taferl oder schon um was anderes?), um die gute Arbeit, die hier auch dokumentiert wird, zu diskreditieren.
Meine geschätzten Damen und Herren, reißen Sie sich am Riemen, arbeiten Sie positiv, als eine positive, konstruktive Opposition – und nicht in dem Sinne, dass Sie alles schlechtreden und Österreich niedermachen! (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Bravo! – Abg. Kassegger [FPÖ]: Das ist ein Widerspruch in sich!)
16.29
RN/17
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Herr Abgeordneter Gödl! Ich habe Ihren Ausführungen aufmerksam, insbesondere dem Zitat meiner Worte sogar sehr aufmerksam gelauscht. Sie haben einen Begriff in der Debatte verwendet, nämlich das Wort verleumden. Das Wort Verleumdung ist der Titel des § 297 des Strafgesetzbuchs. Wir haben uns auch erst in der letzten Sitzung darüber verständigt, dass ein strafrechtliches Delikt hier keinen Platz haben sollte. Ich ersuche Sie: Nehmen Sie diesen Begriff zurück? (Abg. Gödl [ÖVP]: Ja, nehme ich zurück!) – Danke.
Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Duzdar. Eingemeldete Redezeit: 5 Minuten.
RN/18
16.30
Abgeordnete Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen auf der Galerie! Ich möchte eingangs bestärken, was Kollege Köllner heute gesagt hat: Er hat gesagt, dass die SPÖ immer die Partei war, die sich dafür eingesetzt hat, dass der Untersuchungsausschuss ein Minderheitsrecht wird. Die SPÖ sieht nämlich, wie wichtig parlamentarische Kontrolle ist, und der Untersuchungsausschuss ist das schärfste Kontrollinstrument zur Aufklärung von Korruptionsvorwürfen und Machtmissbrauch. (Ruf bei der FPÖ: ... wenn man nichts ausgefressen hat!) Er ist das schärfste Instrument, um Missstände und Fehlverhalten in der Verwaltung aufzudecken. (Beifall bei der SPÖ.) Daher ist für uns als Sozialdemokratie ganz klar: Wir werden jede Initiative unterstützen, die dazu geeignet ist, Machtmissbrauch und Korruption in Österreich aufzudecken, unabhängig davon, welche Partei betroffen ist. Wir werden jede Initiative unterstützen, die staatliches Handeln transparent macht, um das Vertrauen der Bevölkerung in demokratische Institutionen zu stärken. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist daher für uns selbstverständlich, dass wir wie bisher auch konstruktiv mitarbeiten werden, wenn ein Untersuchungsausschuss nach den parlamentarischen Regeln zustande kommt. Auf der Grundlage dessen werden wir uns mit vollster Verantwortung einbringen.
Es braucht parlamentarische Kontrolle, da sind wir uns einig. Wenn aber von Ihnen, Herr Kickl – ausgerechnet von Ihnen! –, nun Aufklärung und Transparenz eingefordert werden, dann ist das nun einmal nicht glaubwürdig. Sie schreiben, Sie stehen auf der Seite des Staates. Wann wäre das gewesen? Wann stand Ihre Partei auf der Seite des Staates? (Abg. Hafenecker [FPÖ]: ... dass der deutsche Bundespräsident Ihr Parteikollege ist?) Was haben Sie getan, um die Demokratie und die Sicherheit in Österreich zu stärken?
Man möge sich doch nur einmal veranschaulichen, wer Ihre politischen Vorbilder und Verbündeten in der Welt sind: Der erste Staatsgast, den der Parlamentspräsident Ihrer Fraktion eingeladen hat, war Viktor Orbán. Das war doch kein diplomatischer Zufall (Ruf bei der FPÖ: Na, das war, weil er Vorsitzender war!), sondern ein klares politisches Signal. (Abg. Kickl [FPÖ]: War nur der Vorsitzende des Europäischen Rates, ja, aber ist ja wurscht!) Er ist der ungarische Premierminister, unter dem Richter und Richterinnen in Ungarn unter Druck gesetzt werden, wenn sie sich für eine unabhängige Justiz starkmachen, der ungarische Premierminister, der kritische NGOs mundtot macht, der die Zivilgesellschaft schikaniert und kriminalisiert und der de facto die Medienfreiheit eingeschränkt hat. Herr Kickl, die Demokratie in Ungarn ist in Gefahr. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ja, durch von außen finanzierte Parteien!) Sie machen auch kein Geheimnis daraus, dass Sie für Herrn Donald Trump, den US-Präsidenten, schwärmen. Ich verstehe schon: Sie wären gerne selbst ein kleiner Trump in Österreich geworden (Heiterkeit des Abg. Silvan [SPÖ]) – das ist uns Gott sei Dank erspart geblieben. Donald Trump ist aber der Präsident, der Tausende Staatsbedienstete in Amerika, in den Vereinigten Staaten, von heute auf morgen auf die Straße gesetzt hat, der mit Dekreten regiert (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Das ist in Amerika immer so, egal wer Präsident wird!), der sich über parlamentarische Institutionen hinwegsetzt, der Universitäten den Krieg erklärt hat, weil er Intellektuelle hasst oder kritische Meinungen nicht toleriert. (Abg. Kickl [FPÖ]: Ihnen war ja der senile Biden lieber, ich weiß!) Das sind aber Ihre politischen Idole, Herr Kickl, an denen Sie sich orientieren. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: ... demokratischer Präsidentenfreund hat nicht einmal gewusst, in welchem Teil der Welt er gerade ist!)
Wie schaut das in Österreich aus? Was hat die FPÖ gemacht, um der österreichischen Bevölkerung mehr Sicherheit zu bringen und den Staat zu stärken? (Abg. Kickl [FPÖ]: Viel besser ist der senile Biden!) Wie war das damals, Herr Kickl, als Sie Innenminister waren? Ich kann mich nämlich gut daran erinnern, ich war Mitglied des BVT-Untersuchungsausschusses: Unter Ihnen wurde die Hausdurchsuchung im BVT, im Inlandsgeheimdienst, angeordnet. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir wissen heute, dass diese Razzia rechtswidrig war. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich war nämlich damals Mitglied des BVT-Untersuchungsausschusses, und damals, Herr Kickl, ging es Ihnen nicht um Aufklärung (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sind Sie nicht einmal in der Lage, einer tatsächlichen Berichtigung zu folgen? Intellektuell?), denn Sie wollten den österreichischen Inlandsgeheimdienst unter Ihre politische Kontrolle bringen. Sie hatten ein Problem damit, dass der Verfassungsschutz auch rechtsextreme Gruppen beobachtet hat. (Abg. Kickl [FPÖ]: Es kommt erschwerend hinzu, dass diese Frau Juristin ist!) Und was war das Ergebnis? – Eine Schwächung, eine totale Schwächung unseres Inlandsgeheimdienstes, monatelange Suspendierungen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, und die internationalen Partnerdienste wollten mit Österreich kaum mehr kooperieren. Und Jahre später: Der tragische Höhepunkt war, dass unser Inlandsgeheimdienst nicht einmal mehr in der Lage war, den Terroranschlag vom November 2020 zu verhindern. (Abg. Kickl [FPÖ]: Na bitte! – Ruf bei der FPÖ: ... der Nehammer!)
Herr Kickl, als Sie Innenminister waren, gab es nicht mehr Sicherheit für Österreich, Ihre Zeit war ein sicherheitspolitisches Fiasko, das muss man in aller Deutlichkeit sagen.
Schauen wir jetzt: Was wäre passiert, wenn Sie Kanzler geworden wären? (Abg. Wurm [FPÖ]: Fünf gute Jahre! Fünf gute Jahre!) Ein Blick in das Regierungsprogramm zeigt uns doch, wohin die Reise gegangen wäre. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sie würden jetzt einen Untersuchungsausschuss einberufen und nicht der ÖVP ...!) – Herr Hafenecker, Ihr Generalsekretär, macht aus seinem Hass für den ORF ja kein Geheimnis. Sie hätten die öffentlichen Institutionen geschwächt und nicht gestärkt. Sie machen ja kein Geheimnis daraus, dass Sie den ORF zerschlagen wollen. Wenn Herr Hafenecker, Ihr Generalsekretär, davon spricht, er wolle Journalisten schützen, dann klingt das nicht nur wie Satire, sondern es ist Satire. Herr Hafenecker, Sie, der alle zwei Tage eine Presseaussendung macht, um Journalisten anzugreifen und zu attackieren? Das kann nicht Ihr Ernst sein! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Fazit ist: Sie hätten den Staat in Ihrer Verantwortung nicht gestärkt. Genau deswegen ist für uns als SPÖ parlamentarische Kontrolle so wichtig (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Schrebergartenpartei!), und wir werden uns mit ganzer Verantwortung einbringen, konstruktiv mitarbeiten, mit klarem Blick und klarem Kompass auftreten. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Unser Schrebergarten für unsere Leut'!) Wir als SPÖ sind zur Aufklärung bereit, jederzeit und bei jeder Partei. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Also stimmts dem UsA zu? – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ist das jetzt eine Zustimmung?)
16.36
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Herbert zu Wort gemeldet. 2 Minuten Redezeit, Sie kennen die einschlägigen Bestimmungen. – Bitte.
RN/19
16.36
Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Danke, sehr geehrter Herr Präsident! Werte Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Duzdar hat einmal mehr behauptet, Herbert Kickl habe in seiner Zeit als Innenminister eine Hausdurchsuchung angeordnet. (Abg. Krainer [SPÖ]: Das ist falsch! Das hat sie nicht gesagt! Das hat sie nicht gesagt! Das hat sie nicht gesagt!) – Regen Sie sich nicht auf, Kollege Krainer! (Abg. Krainer [SPÖ]: Es ist falsch!) – Sie hat es gerade gesagt; wurscht. (Abg. Krainer [SPÖ]: Es ist falsch! Schauen Sie im Protokoll nach! – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Frau Kollegin Duzdar hat soeben in ihrer Rede gesagt (Ruf bei der FPÖ: Die Wahrheit ist zumutbar!), Herbert Kickl habe in seiner Zeit als Innenminister eine Hausdurchsuchung angeordnet. (Abg. Krainer [SPÖ]: Nein, falsch! – Ruf bei der SPÖ: Das hat sie nicht gesagt!)
Ich stelle einmal mehr fest: Ein Innenminister kann keine Hausdurchsuchung anordnen (Abg. Krainer [SPÖ]: Nein! Zuhören!), diese Anordnung, die darauf abzielt, beim BVT diese Hausdurchsuchung durchzuführen, wurde von einer Richterin, nämlich von der Wirtschafts- und - - (Abg. Krainer [SPÖ]: Danke für die Bestätigung, dass Sie des sinnerfassenden Zuhörens nicht mächtig sind! Das nehmen wir hiermit zur Kenntnis, dass sinnerfassendes Zuhören eine Schwäche ist bei Ihnen!) Sie wurde von einer Richterin angeordnet, Herbert Kickl trifft keine Schuld an dieser Hausdurchsuchung. (Abg. Krainer [SPÖ]: Es war ein Richter, keine Richterin! Ich sag’s nur! – Ruf bei der FPÖ: Das ist das Binnen-I, das wollt ihr doch immer! – Abg. Krainer [SPÖ]: Jetzt fangt ihr an zu gendern, wenn es um Schuldzuweisung geht! Da müssen die Frauen herhalten! – Ruf bei der FPÖ: Nur für dich!)
Herr Kollege, Sie sind offensichtlich auch sehr gescheit, kommen Sie ans Rednerpult und reden Sie. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Krainer [SPÖ]: Ihr müsst zuhören! Das ist gar nicht passiert, was er behauptet hat!)
16.37
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Prammer. Eingemeldete Redezeit: 4 Minuten.
RN/20
16.37
Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Vielen Dank. – Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Kollege Hoyos-Trauttmansdorff hat gesagt, dass ihm jemand ausgerichtet habe: Bloß nicht wieder ein Untersuchungsausschuss! – Ich muss sagen, ich kann das bestätigen, solche Aussagen hört man, und das ist sehr, sehr schade. Was aber zu solchen Aussagen führt (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ist Ihre Zustimmung zum ÖVP-Rache-Ausschuss in der letzten GP!), sind Formulierungen, Herr Staatssekretär, wie Sie sie leider in Ihrer Beantwortung gebraucht haben. (Ruf bei der FPÖ: Der hört ja nicht einmal zu! Der denkt grade an den Onkel!) Es ist einfach nicht in Ordnung, parlamentarische Kontrollinstrumente herabzuwürdigen, kleinzureden, sie der Lächerlichkeit preiszugeben und so zu tun, als wäre das alles nur Show, um uns selbst zu beschäftigen – oder was insinuieren Sie? – oder persönliche Angriffe zu fahren. Nein, es ist das wichtigste Kontrollinstrument, das es in diesem Land zur Kontrolle der Arbeit der Regierung gibt, und es ist wichtig, dieses Recht wahrzunehmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der FPÖ.)
Ich erzähle Ihnen kurz eine Geschichte. Bei der Polizei geht ein Anruf ein und jemand meldet: Da liegt ein Plastiksack, aus dem menschliche Beine ragen. – Innerhalb kürzester Zeit fährt die Polizei vor Ort auf, der Raum rund um diesen Sack wird weiträumig abgesperrt, jede Menge ausgebildete Menschen – Spurensucher, Ermittler – sind vor Ort, fotografieren alles, nehmen alles auf, sichern Beweismittel und tasten sich so konzentrisch zu diesem Sack vor. Das dauert ungefähr 2 Stunden, und nach 2 Stunden sind sie bei diesem Sack angelangt und stellen fest: Diese Beine schauen zwar menschlich aus, sie gehören aber zu einer Gummisexpuppe, die dort jemand unsachgemäß entsorgt hat.
Das klingt jetzt nach einer lustigen Geschichte, es zeigt aber, wie professionelle Polizeiarbeit funktioniert. Es liegt ein Verbrechen in der Luft, es gibt einen Verdacht auf ein Verbrechen, und man ermittelt ordentlich und sorgfältig. Es wird von Anfang an darauf Bedacht genommen, keine Beweismittel irgendwie zu zerstören, irgendwie zu kontaminieren. Es wird von Anfang an darauf Bedacht genommen, dass alles rechtmäßig und gerichtsfest sichergestellt wird.
Und jetzt sehen wir uns einen anderen Fall an: Da wird der tote Körper eines sehr prominenten Mannes gefunden. Man erkennt diesen, und an diesem Ort wird drübergetrampelt, werden Lkws darüber fahren gelassen. Es verschwinden Gegenstände, nach anderen Gegenständen wird gar nicht einmal gesucht. Man versucht nicht, eine Obduktion anzuordnen, beziehungsweise versucht, das auch noch zu verhindern. Das ist keine ordentliche Polizeiarbeit. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der FPÖ.)
Genau deshalb gehören diese Vorgänge untersucht. Sie gehören untersucht, weil wir doch alle – wir alle – ein Interesse daran haben, dass unsere Ermittlungsbehörden ordentlich ermitteln, damit wir uns darauf verlassen können, dass, wenn etwas passiert, das ordentlich aufgeklärt wird. Das liegt doch in unser aller Interesse. Das liegt im Interesse aller Menschen in diesem Land, und es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass, wenn der Verdacht besteht, dass da etwas nicht ordentlich abgelaufen ist, man sich das dann ganz genau anschaut. Und das Mittel dafür ist ein Untersuchungsausschuss. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der FPÖ.)
Jetzt hoffe ich nur inständig, dass wir in diesem Untersuchungsausschuss die Möglichkeit haben werden, diese Vorfälle ordentlich aufzuklären und ordentlich zu untersuchen, und dass Sie es nicht mit Ihrem Kraut-und-Rüben-Schwurbel-Antrag verkackt haben. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Krisper [NEOS]. – Abg. Wurm [FPÖ]: Das war jetzt aber schon ein Ordnungsruf, Herr Präsident! „Verkackt“, ja bitte! – Rufe bei der FPÖ: „Verkackt!“ – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Entschuldigung, Herr Präsident, das ist aber ein Ordnungsruf!)
16.41
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Heiß. Eingemeldete Redezeit: 5 Minuten.
RN/21
16.42
Abgeordnete Elisabeth Heiß (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Man kann zu Recht sagen, dass ein Schatten über die österreichische Republik gefallen ist, ein Schatten, der nicht nur aus Postenschachereien, Inseratenaffären und dubiosen Geschäften besteht, sondern auch aus dem Chaos der Coronamaßnahmen.
Die waren übrigens ein Meisterwerk an politischem Aktionismus, das unser Land in eine bizarre Mischung aus Angst, Spaltung und Bürokratieorgien, muss man fast sagen, gestürzt hat. Mit einer Euphorie wurden von Ihnen Ausgangssperren, Geschäftsschließungen, Maskenzwang und Impfzwänge verhängt. Man kann schon fast sagen, dass das Ganze mit der üblichen Präzision eines Vorschlaghammers durchgeschlagen wurde – und mit einer rechtlichen Prüfung, die man großzügig als – unter Anführungszeichen – kreativ bezeichnen konnte.
Der Verfassungsgerichtshof hat das Debakel aber Gott sei Dank treffend erkannt, und ein Großteil dieser Verordnungen wurde schlichtweg als gesetzwidrig aufgehoben. (Abg. Schallmeiner [Grüne]: Das stimmt leider nicht mehr!) – Doch. (Abg. Schallmeiner [Grüne]: Nein!) Zum Beispiel die Ausgangsbeschränkungen, welche die Menschen in ihren eigenen vier Wänden in den Wahnsinn getrieben haben, basierten auf einem juristischen Fundament, das nicht stärker gebaut war als ein Kartenhaus mitten im Sturm. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Kogler [Grüne]: Was hat das mit dem Pilnacek zu tun?! Wo ist jetzt der Pilnacek?!)
Im Juli 2020 machte der Verfassungsgerichtshof kurzen Prozess und erklärte die Verordnungen betreffend das Ausgangsverbot für rechtswidrig. Die extreme Masse an Verordnungen während der Coronajahre führte zu einem undurchsichtigen Regelungsdschungel, und das nicht nur für die Bürger. Ich bin seit 27 Jahren Polizeibeamtin, und auch für uns waren die Vorgaben, die durchgesetzt wurden, teils Daumen mal Pi. Im Zweiwochentakt – man muss sich das vorstellen – sind diese Verordnungen in die Polizeiinspektionen hineingeflattert, und bevor sie überhaupt auf den Boden gefallen sind, waren sie schon wieder ungültig. Es herrschte also Chaos, und man konnte als Polizeibeamter darüber nur mehr den Kopf schütteln. Als Polizist wäre man niemals auf so eine Idee gekommen, weil schon der Gerechtigkeitssinn im Sturm Alarm geläutet hat. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Kogler [Grüne]: Aber deshalb muss man beim Pilnacek jetzt was machen? – Zwischenruf des Abg. Schallmeiner [Grüne].)
Das Ganze kann man also gut als Meisterwerk staatlicher Planungskunst bezeichnen. Sogar Verfassungsjurist Clemens Jabloner wies bereits im April 2020 darauf hin, dass die mangelnde Präzision dieser Regelungen für Verwirrung und Rechtsunsicherheit sorgte. Aber warum hat das die türkis-grüne Regierung nicht bemerkt? – Ihre Ausreden waren, dass Sie unter Zeitdruck gestanden sind. Doch der Zeitdruck rechtfertigt keine Rechtsbrüche. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: ... war der Staatssekretär! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: ... Staatssekretär, falsche Fraktion!)
Die Bürger hatten ein Recht darauf, dass ihre Grundrechte gewahrt bleiben, auch in einer Krise, und es ist unsere Pflicht, diese Missstände lückenlos aufzuklären. Nur durch eine schonungslose Aufarbeitung können wir sicherstellen, dass solche Fehler nie wieder passieren. Die Bürger verdienen eine Antwort.
An dieser Stelle möchte ich eines hervorheben: Es verdienen auch meine Kollegen bei der Polizei eine Aufklärung. Ich betone eindringlich – weil das vorhin schon ein paarmal gesagt wurde –: Es geht hier nicht um den Angriff auf meine Kollegen, die auf der Straße hart arbeiten. Im Gegenteil, wir möchten den Sumpf so trockenlegen, dass jeder meiner Kollegen die Chance auf einen ehrlichen und gerechten Aufstieg oder die Möglichkeit zu einer gerechten Versetzung hat. Es geht ausschließlich um die höchste Führungsriege im Innenministerium (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Lauter ÖVPler!) und um die politische Einflussnahme, die bei einer Postenvergabe nichts, absolut nichts verloren hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir setzen uns also auch dafür ein, dass niemand für einen Aufstieg innerhalb der Polizei ein Parteibuch braucht. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
16.46
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als vorläufig letzter Redner zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Schallmeiner. Eingemeldete Redezeit: 4 Minuten.
RN/22
16.46
Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Staatssekretäre! Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen hier im Haus und sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause an den Bildschirmen! Ich habe ja schon überlegt gehabt, ob ich meine Wortmeldung zurückziehe, aber nachdem Kollegin Heiß hier heraußen gerade mehrere Dinge behauptet hat, die so einfach nicht stimmen, sehe ich mich doch dazu gezwungen, nochmals herauszugehen.
Die eine Aussage, dieses Jabloner-Zitat, ist ja recht spannend, denn was Sie natürlich vergessen, dazuzusagen, ist: Was ist danach passiert? – Danach wurde das Epidemiegesetz im Herbst 2020 – und da ich daran ja beteiligt war, kann ich mich relativ gut daran erinnern – auch entsprechend novelliert, um eben rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen und zu vereinheitlichen und zu verdeutlichen, was wir in einer durchaus herausfordernden Situation brauchen.
Was Kollegin Heiß auch behauptet hat: Ein Großteil der Verordnungen während der Covid-Pandemie wurde gehoben. – Es stimmt halt schlicht und ergreifend nicht. Ja, es wurden gerade zu Beginn der Covid-Pandemie einzelne Verordnungen in einzelnen Bereichen gehoben, meistens aufgrund von formalen Fehlern (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Sagen Sie es ein paar Mal noch! Ihr habt alles super gemacht!) – ja, das stimmt, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren –, aber der Großteil der Covid-Verordnungen hat natürlich gehalten. (Abg. Wurm [FPÖ]: Doppelt schlimm!)
Wenn die FPÖ ständig hergeht und davon redet, dass angeblich der Rechtsstaat ausgehebelt wurde, dann sagt die FPÖ schlicht und ergreifend auch da die Unwahrheit, weil der VfGH als sozusagen oberste Prüfungsinstanz über die Jahre hinweg sehr eindeutig war. (Zwischenruf des Abg. Wurm [FPÖ].) Ja, es gab einzelne Verordnungen, die gehoben wurden, gerade zu Beginn, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren, aber in Summe sind diese Aussagen, die da getroffen wurden und ständig werden, schlicht und ergreifend sachlich falsch. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Was hingegen auch falsch ist, und darüber sollten wir heute dann auch reden: Abgeordneter Hafenecker hat ja heute zu Beginn gefragt, Partei oder Staat? – Ja, für die FPÖ, für Sie, war die Coronapandemie eine recht einfache Fragestellung in diesem Zusammenhang, denn Sie haben sie sich selbst immer sehr einfach beantwortet: Für Sie war der Staat, war die Republik Österreich schlicht und ergreifend wurscht. Ihnen ist es nur um Ihren eigenen persönlichen Vorteil als Partei gegangen, um nichts anderes. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Genau! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Um die Bevölkerung!)
Und so war auch Ihre Politik über all diese Jahre hinweg angelegt. Wir reden von Unwahrheiten, wir reden von Fake News, wir reden von beständigem Wiederholen von Verschwörungsnarrativen. Das ist immer aus dieser Ecke gekommen, und das ist eindeutig und mehrfach belegt worden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Beispiele: Kollegin Belakowitsch, wir haben bis heute immer noch keine Entschuldigung für die Behauptung mit den angeblich Tausenden Impftoten im März 2021 gehört, die es halt schlicht und ergreifend nicht gegeben hat.
Wir haben von Ihnen auch keine Entschuldigung für die Behauptung gehört, dass der Großteil der Menschen, die auf den Intensivstationen liegen, angebliche Impfopfer seien – auch das ist schlicht und ergreifend falsch. (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: ... so selbstgefällig!) Das wissen Sie, und es hat bis heute keine Entschuldigung gegeben. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)
Es gab bis heute auch keine Entschuldigung von Klubobmann Kickl für die Behauptung mit dem Ivermectin (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Bitte red noch 10 Minuten!), auch keine Entschuldigung von Klubobmann Kickl dafür, dass er eben Dinge wie Bittersalz und irgendwelche Tees als richtige Behandlungsmethode bei Covid empfohlen hat, auch keine Entschuldigung von Kollegen Schnedlitz für seine mehr als peinliche Vorstellung, die er damals mit dem Cola und dem Coronatest hier heraußen abgeliefert hat, und, und, und. (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Eine Geschäftemacherei waren die Tests und sonst gar nichts! Und mittlerweile ist das ...!) Diese Liste lässt sich fortsetzen – die lässt sich fortsetzen! Ihr seid im Endeffekt die Partei mit den Fake News, und was Fake News sind, hat uns ja das letzte Mal unser Klubobmann hier eindeutig auf Deutsch übersetzt; ich glaube, ihr wisst, was ich meine.
In diesem Sinn: Bitte lasst es einfach bleiben! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und NEOS. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was sollen wir bleiben lassen, die Kontrolle? – Abg. Steiner [FPÖ]: Was machen wir mit dem Mückstein und so? – Ruf bei der FPÖ: Also ich glaube, die Grünen ... uns nimmer!)
16.50
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Stögmüller. Eingemeldete Redezeit: 4 Minuten.
RN/23
16.50
Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Vielen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich möchte noch ganz kurz auf den Untersuchungsgegenstand eingehen. Das heutige Verlangen der FPÖ ist – no na – ein Paradebeispiel für das, was die Partei ja leider immer wieder am allerbesten kann: Man nehme ein durchaus ernstes Thema – und das will ich der FPÖ ja gar nicht absprechen oder abstreiten –, das politische Aufmerksamkeit auch verdient, benötigt und unbedingt braucht, und schleudert es so oft in der Kickl-Diskurswaschmaschine durch, bis dann im Endeffekt ein komplett unseriöser Wirrwarr aus Halbwahrheiten, Gerüchten und Verschwörungstheorien herauskommt.
Das Verlangen ist in gewohnter Form irgendwie ein Freestyle-Rundumschlag des Kollegen Hafenecker gegen die bösen Einheitsparteien, das sind im Endeffekt alle außer der FPÖ. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, richtig! – Abg. Wurm [FPÖ]: Ja eh! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ihr stimmts auch immer alle gemeinsam ab! – Heiterkeit des Abg. Wurm [FPÖ].) Der übliche verschwörungstheoretische Anstrich fehlt ja auch wieder nicht, das ist ja noch einmal das Extra dazu. Das heißt, ihr habt die Wahrheit gepachtet. – Dem ist nicht so.
Dabei – und da muss ich Ihnen ja wirklich ausnahmsweise komplett recht geben – handelt es sich wirklich um ein ernstes und echtes Thema, etwas, mit dem man sich beschäftigen soll, das ausnahmsweise einmal nicht aus dem freiheitlichen Paralleluniversum irgendwie daherkommt, sondern für uns ist klar, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass, egal ob in den ewig schwarzen Ministerien, in der Clique rund um Ex-Kanzler Kurz oder im gesamten Freistaat Niederösterreich, ÖVP-Machtmissbrauch sehr wohl ein reales, ein systematisches Problem ist, mit dem man sich in der Republik auch endlich tiefer befassen muss. Da gebe ich Ihnen absolut recht, und das sage ich nicht nur aus grüner Parteitaktik, sondern weil es der Auftrag der Wählerinnen und Wähler ist, dass man dort hinschaut.
Schon im vergangenen ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss haben wir von grüner Seite auch immer wieder ganz klar und deutlich beleuchtet, wie Thomas Schmid mithilfe von Kurz und Co Posten und Aufträge wie manch anderer Zuckerl und Kaugummi ausgeteilt hat, wie türkis-schwarze Freunde wie der Wunderwuzzi und enge Kurz-Spezi René Benko den Staat unter einer ÖVP-Kanzlerschaft wie einen Selbstbedienungsladen behandelt haben oder wie das schwarze Innenministerium die Gehilfen einer russischen Zelle rund um Jan Marsalek weder suspendiert noch diszipliniert hat – als lange klar war, dass sie im Dienste eines anderen Staates agieren; das muss man sich einmal vorstellen! (Beifall bei den Grünen.)
Aber man muss ja gar nicht so weit zurückschauen; es reicht ja die letzte Woche, um den Punkt zu unterstreichen. Auftakt machten letzte Woche die Enthüllungen, dass gegen Herrn Klubobmann Wöginger wegen des Verdachtes einer – ich nenne es einmal: intransparenten; obwohl es dann ziemlich transparent wurde – Intervention rund um eine Postenbesetzung in einem Finanzamt im Innviertel Anklage erhoben wurde. Auch die NEOS waren dazu sehr ruhig, das muss man ja auch einmal unterstreichen: Von Ihrer Aufklärungsdebatte ist da nicht mehr viel dabei. (Abg. Scherak [NEOS]: Du hörst einfach schlecht, Stögi!)
Der zweite Akt kam ja dann kurz danach aus dem Verteidigungsministerium, das diese Woche mit einer äußerst fragwürdigen Ausschreibung für ein Geschwader von Luxusjets aufgefallen ist. Auch da reicht es einfach, die richtigen Leute zu kennen: Ein kurzes Gespräch zwischen Karl Nehammer und Premierministerin Meloni, und – schwuppdiwupp! – ist schon wieder 1 Milliarde Euro mobilisiert, investiert. Dann steht wundersamerweise ein Jahr vor der Ausschreibung bereits fest, dann weiß man schon ein Jahr vor der Ausschreibung, bevor die Typenbeschreibung da ist, wer den Zuschlag bekommt – man muss sich nur alles richtig zimmern.
Das ist ja immer auch die Taktik: Man muss es nur richtig zimmern. Egal ob die italienische Firma Leonardo, und das wissen wir ja, ein massives Korruptionsproblem hat – alleine die letzten fünf CEOs der Firma sind wegen Korruption und Betrugsverfahren irgendwo verurteilt worden –, egal ob der Kaufpreis doppelt so hoch ist, Hauptsache man hat den teuren Gucci-Flieger: So etwas ist für die Volkspartei natürlich nebensächlich, ist ja nur unser Steuergeld. – Dafür wird beim Klimaticket gespart, dafür wird bei anderen wichtigen Maßnahmen gespart, und das gehört unterbunden!
Dass rund um den Tod von Sektionschef Pilnacek Ungereimtheiten und sehr schiefe Optik vorhanden sind, ist eigentlich klar. (Zwischenruf des Abg. Zarits [ÖVP].) Es gibt einen skurrilen Persilschein, Weisungen von den verschiedensten Stellen, dilettantische Polizeiarbeit oder auch Handys, die per Bunsenbrenner zerstört werden, und Ermittlungstaktik, wie man sie leider wieder einmal nur in Niederösterreich vorfinden kann. Auch wenn ich den Fall Pilnacek nicht wie zum Beispiel Kollege Hafenecker für die größte Verschwörung des tiefen Staates halte: Klar bleibt, dass das Innenministerium für das Ermittlungschaos Rede und Antwort zu stehen hat – und dazu werden wir in diesem Untersuchungsausschuss auch beitragen.
Da uns allen hier ja klar ist, dass die Sondersitzung der doch etwas unseriöse Startschuss für den nächsten Untersuchungsausschuss ist, sage ich gleich klar und deutlich: Wir Grünen werden ernsthaft und auch verantwortungsvoll seriöse Aufklärungsarbeit im Sinne der österreichischen Bürgerinnen und Bürger machen, auch immer tatkräftig unterstützen, ob in Niederösterreich, in Oberösterreich oder irgendwo anders. Es gibt sie, die schwarzen Netzwerke, und sie agieren ohne Ausnahme immer im Dienste der Partei und ihrer Spezis und nie im Sinne der Republik.
Wir Grüne haben die Arbeit des Aufdeckens und Durchleuchtens dieser Netzwerke im U-Ausschuss der letzten GP begonnen. (Zwischenruf des Abg. Egger [ÖVP]. – Abg. Shetty [NEOS]: Ich vermiss’ die Nina Tomaselli!) Wir werden nicht damit aufhören, das kann ich Ihnen garantieren, denn diese Freunderlwirtschaft auf Steuerzahlerkosten soll endlich ihr Ende haben. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Schmuckenschlager [ÖVP]: Spiel das Lied vom Kickl!)
16.56
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Darmann. Eingemeldete Redezeit: 5 Minuten.
RN/24
16.56
Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (FPÖ): Besten Dank, Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Ja, was fällt einem zu den Redebeiträgen der Regierungsfraktionen ein? – In Wahrheit nur eines: Jemand, der bereit ist, mit einem Federstrich und ungeniert bei unseren Familien und Senioren zu kürzen, um dann das Füllhorn über die Migranten auszuschütten (Rufe bei den Grünen: Oh!), der hat jegliche Glaubwürdigkeit und jegliches Verantwortungsbewusstsein verloren, werte Kollegen! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schallmeiner [Grüne].)
Und selbiges setzt sich in dieser Debatte fort. Selbiges setzt sich fort, denn: Herr Kollege Gödl, anstatt ein Taferl über die Friedensentwicklung in der ganzen Welt mit Bezug auf Österreich hier heraußen minutenlang in die Kamera zu halten, hätten Sie tatsächlich der Bevölkerung zeigen sollen, wie Sie mit dieser Ampelkoalition den Bürgern ungeniert in die Tasche greifen. (Abg. Disoski [Grüne]: Haben Sie die Patientenmilliarde ...?) Das wäre angebracht gewesen, denn es ist ein Skandal, was hier in Österreich passiert. (Beifall bei der FPÖ.)
Zu den Ausführungen von Herrn Staatssekretär Pröll: Wer vielleicht noch einen Beweis gebraucht hat, dass dieser Untersuchungsausschuss betreffend Machtmissbrauch der ÖVP unumgänglich ist, der hat nur den ersten paar Sätzen der Beantwortung des Herrn Staatssekretärs folgen müssen. (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Allein schon, dass der Staatssekretär wird! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das ist ja schon ein Zustand! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Das war sicher nicht der Name, sondern die Kompetenz, dass der Staatssekretär ist!) Lasst euch bitte selbst einmal wirklich tief innerlich auf der Zunge zergehen, was er auf die Fragen 1 und 2 geantwortet hat! Es bezieht sich auf die vergangene schwarz-grüne Regierung und darauf, ob der Bundeskanzler davon weiß, dass Mitarbeiter der Regierung, die Regierung selbst, leitende Bedienstete des Bundeskanzleramts unsachlichen und/oder parteipolitisch motivierten „Einfluss auf die zuständigen Versammlungsbehörden genommen“ haben. Darüber hinaus war die Frage gleichfalls, ob diese Personen einen unsachlichen oder parteipolitisch motivierten „Einfluss auf die Überwachungs-, Beobachtungs- und Kontrollmaßnahmen gegenüber Personen oder Gruppen, die sich kritisch gegenüber der Bundesregierung oder den COVID-19-Maßnahmen geäußert bzw. engagiert haben, genommen“ haben. – Und was war seine Antwort? Ich habe gedacht, ich höre nicht richtig. (Zwischenruf des Abg. Höfinger [ÖVP].) Er hat da tatsächlich gesagt: Dazu liegen „keine Informationen vor“, weil der „Bundeskanzler nicht Mitglied der letzten Bundesregierung war“. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Lausch [FPÖ].) – Ich meine, wer diese zwei Fragen nicht mit einem glasklaren und absoluten Nein beantworten kann, der verdient sich einen Untersuchungsausschuss betreffend Machtmissbrauch der ÖVP, werte Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der FPÖ.)
Denn es ist doch offensichtlich: Wenn man sich dabei derart nebulös äußert, dann hat die Bevölkerung im Sinne von Transparenz und Aufklärung und unserer Rechte und Pflichten als Abgeordnete ein Recht darauf, zu wissen, was da passiert ist.
Wenn man Bürger eingeschüchtert hat, Staatsbedienstete – da spreche ich von der Polizei – unter Druck gesetzt hat, eingeschüchtert hat, wenn man darüber hinaus im Bereich unserer Familien, unserer Kinder, unserer Senioren, der Unternehmen durch die Coronamaßnahmenpolitik dieser Bundesregierung Schaden angerichtet hat, dann ist es verflixt noch einmal eine Aufgabe, hier im Nationalrat dafür zu sorgen, dass all diese widerrechtlichen Vorgänge aufgeklärt werden, um sodann auch die Justiz einschalten zu können. (Beifall bei der FPÖ.)
Umso weniger ist es zu verstehen, werte Kolleginnen und Kollegen, und hier spreche ich die SPÖ und die NEOS an, wenn man hier versucht, in diversen Wortspenden – das geht insbesondere Richtung NEOS – diesem schwarzen Netzwerk, diesem schwarzen System eine Mauer zu machen. Seid euch eines gewiss: Die Beinfreiheit eures Staatssekretärs Schellhorn in seinen zwei Dienstwägen wird nach einem absolvierten Untersuchungsausschuss sehr schnell Fußfesseln für Politiker bei Machtmissbrauch weichen!
Die Justiz wird tätig werden müssen, denn die Fakten sprechen für sich. Die Causa Pilnacek stinkt zum Himmel, das wisst ihr selber. Das wisst ihr quer durch die Fraktionen, insbesondere die ÖVP weiß das. Es wird massive Aufklärungsarbeit und auch Unterstützung durch den Nationalrat brauchen, um die Justiz wieder in die Gänge zu bringen. Es ist doch ein Witz sondergleichen, dass die im Ermittlungsverfahren Pilnacek untätige Staatsanwaltschaft Krems sich nunmehr selbst untersuchen kann, um zu klären, wieso sie vorher nicht ermittelt hat.
Das ist doch die nächste Frage, die hier zu stellen ist: Wer kommt auf diese Hirnrissigkeiten (Abg. Egger [ÖVP]: He, he, he, he!), anstatt ihnen die Kompetenz zu entziehen und endlich eine korrekte Aufklärung in dieser Angelegenheit stattfinden zu lassen? (Beifall bei der FPÖ.)
In Bezug auf die Coronamaßnahmen gilt selbiges. Ich meine, ich verstehe Sie schon, insbesondere die Grünen, dass Sie sagen: Causa Pilnacek aufklären, gute Idee von den Freiheitlichen!, deswegen habt ihr euch uns ja für eine Zusammenarbeit betreffend Untersuchungsausschuss angeboten – aber dann eine Kehrtwende machen, massiv Kritik daran üben, dass die bösen Freiheitlichen Corona aufklären wollen?! Wie können sie das nur tun?! (Präsident Rosenkranz gibt das Glockenzeichen.)
Ihr wart überall dabei – und nicht nur das, ihr wart mittendrin bei den Fehlentscheidungen gegen die Bürger. Aber das wird sich in Zukunft alles aufklären. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
17.02
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
RN/25
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Wir gelangen nunmehr zur kurzen Debatte über das Verlangen 1/US auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses betreffend „Klärung politischer Einflussnahme von ÖVP-Regierungsmitgliedern (ÖVP-Machtmissbrauchs-Untersuchungsausschuss)“.
Dieses Verlangen wurde inzwischen an alle Abgeordneten verteilt. (Abg. Hafenecker [FPÖ] – in Richtung des den Saal verlassenden Staatssekretärs Pröll –: Herr Staatssekretär, wir machen noch weiter! Wenn Sie Zeit haben?!)
Wir gehen in die Debatte ein.
Im Sinne des § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit in dieser Debatte 5 Minuten, wobei die Erstrednerin beziehungsweise der Erstredner zur Begründung über eine Redezeit von 10 Minuten verfügt.
Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder zu Wort gemeldeten Staatssekretärinnen beziehungsweise Staatssekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.
Das Wort erhält zunächst Frau Abgeordnete Belakowitsch. Ich erteile es ihr. 10 Minuten eingestellte Redezeit.
RN/26
17.03
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Vielen herzlichen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Sollten Sie sich darüber wundern, dass die Regierungsbank jetzt leer ist: Es interessiert unsere Bundesregierung eigentlich überhaupt nicht! Genauso haben die Mitglieder dieser Einheitspartei heute ja schon während der ganzen Debatte gezeigt, dass sie nicht an Aufklärung interessiert sind. Das ist nämlich die Wahrheit. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber, meine Damen und Herren – und das ist das, was hier herinnen das große Problem vor allem für Sie von der Österreichischen Volkspartei ist –, Sie sind nicht mehr stark genug, die Freiheitliche Partei hat jetzt als stärkste Kraft die Möglichkeit, diesen Untersuchungsausschuss auch allein einzusetzen. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)
Dieser Untersuchungsausschuss ist mehr als notwendig, das haben Sie heute in jeder einzelnen Rede bewiesen. Ich meine, Herr Staatssekretär Pröll hat sich heute doch tatsächlich darüber aufgeregt, dass die Freiheitliche Partei über 800 Anfragen eingebracht hat – und dazugesagt, dass das ein wichtiges Aufklärungsinstrument ist! (Abg. Hanger [ÖVP]: Ein parlamentarisches Instrument!) Wie viele Anfragen dürfen wir denn einbringen? Wie viele wären denn der ÖVP genehm? Es sind eben einfach die Probleme so riesengroß. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich weiß schon, meine Damen und Herren der Österreichischen Volkspartei, für Sie ist das alles ein Riesenproblem, damit haben Sie nicht gerechnet, dass das jetzt möglicherweise alles ans Tageslicht kommen wird. Sie machen schon seit Wochen nichts anderes, als über die Ihnen wohlgesonnenen Medien, den ganzen Raiffeisen-Komplex – übrigens für die Zuseher zu Hause: Raiffeisen ist ja Mitglied der ÖVP; nur dass man das auch einmal in die Öffentlichkeit bringt, Raiffeisen ist Mitglied bei Ihnen –, über die Raiffeisen-Mediengruppe, die es dann auch noch gibt, zu lancieren, wie schrecklich die FPÖ nicht ist, wie viele Anfragen sie einbringt und was das alles kosten würde. Aber wissen Sie was? – Das größte Budgetdefizit in dieser Zweiten Republik, das haben Sie zu verantworten! (Beifall bei der FPÖ.)
Sie machen weiter, als gäbe es kein Morgen, aber Sie haben Ihre Macht während der letzten Regierungsperiode massiv missbraucht, und wahrscheinlich würden Sie das auch gerne weiter so machen und vielleicht machen Sie es ja auch, jetzt halt mit willfähriger Unterstützung von SPÖ und NEOS; den NEOS, die ihre – ich weiß nicht – ganze politische Einstellung vollkommen über Bord geworfen haben. (Abg. Shetty [NEOS]: Wieso? Wir haben ja noch gar nichts gemacht!) An Aufklärung sind Sie nicht mehr interessiert, am Aufbrechen eines schwarz-roten Kammernsystems sind Sie nicht mehr interessiert, Sie sind nur noch überall dabei, auch bei jedem Postenschacher.
Da sind wir auch schon mittendrin in diesem Untersuchungsausschuss: Postenschacher. Da muss man unweigerlich an den ehemaligen Bundeskanzler Nehammer denken. Dieser Herr Nehammer im Übrigen war, bevor er Bundeskanzler wurde, Innenminister und in dieser Funktion dafür verantwortlich, dass in dieser Republik Dinge geschehen konnten, die die Bevölkerung sich nicht im Traum vorgestellt hätte, meine Damen und Herren! (Abg. Shetty [NEOS]: Kollege Hafenecker hat das besser erklärt!) – Herr Kollege Shetty, Sie hätten sich zu Wort melden können. Ich weiß, Sie sind der Gescheiteste hier herinnen, das ist bekannt. Sie wissen alles, aber behalten Sie Ihre Klugheit bitte für sich, wir sind gar nicht daran interessiert! (Beifall bei der FPÖ.)
Das, was damals passiert ist: Einschränkung der Versammlungsfreiheit, Absagen von Demonstrationen von Maßnahmengegnern ohne wirkliche Gründe, Einkesselungen, Behinderungen; die Medien wurden ins Boot geholt, um irgendwelche Stürme zu erfinden – der Sturm auf das österreichische Parlament, das damals eine Baustelle war, der Sturm auf ein Versicherungsgebäude, all das hat sich in Wirklichkeit als Stürmchen im Wasserglas erwiesen –, genau das ist diese Geschichte gewesen. Man hat tatsächlich versucht, über politische Intervention Menschen in diesem Land zu kritisieren, die mit den Maßnahmen der Bundesregierung einfach nicht einverstanden waren, weil diese Maßnahmen weder dem Sinn noch dem Zweck gedient haben, dass es in Österreich vielleicht irgendwie weniger Erkrankungen als in anderen Ländern gegeben hätte – das Gegenteil ist der Fall, das wissen wir heute im Übrigen ja schon –, sondern einfach nur Selbstzweck waren.
Man hat sich gut gefühlt, man hat Macht ausgespielt, man hat die Bevölkerung gespalten. Man wollte reinschauen, am liebsten wollten Sie von der ÖVP noch in die Schlafzimmer reinschauen. Aufgefordert haben Sie die Bevölkerung, die Polizei zu rufen, wenn der Nachbar Lärm macht, damit die Polizei Möglichkeiten hat, in Wohnungen reinzuschauen, ob es da vielleicht illegale Partys gibt.
All das ist Missbrauch! Sie haben die Polizeibeamten für sich, für Ihre Zwecke missbraucht (Beifall bei der FPÖ), Sie haben sie bei polizeilichen Ermittlungen beeinflusst. Sie haben unverhältnismäßige Kontrollen durchführen lassen. (Abg. Egger [ÖVP]: Sie brauchen nicht so aufgeregt sein!) All das ist Ausdruck eines Machtmissbrauchs, den Sie von der Österreichischen Volkspartei gelebt haben und immer noch leben. Sie haben es sich zurechtgerichtet in diesem Staat.
Und wenn Sie glauben, dass Sie jetzt mit irgendwelchen Ausreden durchkommen, von wegen: Ja, das sind so viele Punkte, Kraut und Rüben! – Nein! Im Fall Pilnacek geht es nur darum: Gab es einen Einfluss auf die Ermittlungen? Warum ist da so viel Ungereimtes geblieben? Warum hat man die elektronischen Geräte vernichtet? Warum ist das alles nicht gesichert worden? Gab es da möglicherweise politische Intervention? Und auch im Zusammenhang mit Corona ist die Frage: Was war die politische Intervention? Wer hat sie gelebt? Genau das ist Gegenstand dieses Untersuchungsausschusses! Es sind unterschiedliche Auswirkungen, aber alle zusammen treffen sich dann im Machtapparat ÖVP. Das ist es, das ist die gemeinsame Klammer. (Beifall bei der FPÖ.)
Und wissen Sie was? – Sie haben auch die Medien beeinflusst. Der ORF bekommt jetzt ja 35 Millionen Euro extra, zusätzlich zu den Zwangsgebühren, die alle Österreicherinnen und Österreicher zahlen müssen. Während Sie tief in die Taschen der Familien greifen, tief in die Taschen der Pensionisten, tief in die Taschen der Pflegebedürftigen, tief in die Taschen der Menschen mit Behinderungen, werden die Medien weiter angefüttert, damit sie Ihnen gute Nachrichten schreiben. Das machen Sie auch weiterhin. (Beifall bei der FPÖ.)
Das hat gute Tradition, diesen Einfluss auf die Medien haben Sie auch schon während Corona immer wieder ausgeübt. Und auch da müssen wir nachschauen: Was hat die Bundesregierung, aber im Speziellen die ÖVP, dort für einen Einfluss genommen? Denn: Alles, was gesagt wurde, wurde sofort als Fake News abgetan. Bürgerinnen und Bürger, die sich aufgelehnt haben, und Ärzte wurden vernadert. Ärzten wurde die Approbation entzogen. So ist es gewesen, auch in den ganzen Krisenstäben, die Sie aufgebaut haben: Mitglieder, die sich geweigert haben, das mitzutragen, was die Politik von ihnen verlangt hat, weil sie es aus ihrer Sicht als echte Experten nicht mittragen konnten, wurden aus den Mitarbeiter- und Expertenstäben entfernt. Das haben Sie gemacht! (Abg. Schallmeiner [Grüne]: Nein, niemand wurde entfernt!) Sie waren nicht an echter Expertise interessiert, Sie wollten eine politische Agenda durchsetzen. Genau das haben Sie gemacht! (Beifall bei der FPÖ.)
Diesen Druck, meine Damen und Herren, haben die Österreicherinnen und Österreicher spüren müssen – vom Kleinstkind bis hinauf ins hohe Alter. Und genau dieser Druck ist heute den Österreichern so klar und er ist der Grund dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger sich freuen, dass dieser Untersuchungsausschuss kommt. Sie spüren es ja, tagtäglich spüren sie die Abhängigkeit, die sie von politischer Einflussnahme haben. Da werden Bürgermeister irgendwann einmal vorstellig und sagen: Wenn du, du, du nicht brav bist, dann bekommst du das oder jenes nicht! – Das ist alles politischer Einfluss. Die Bürger in diesem Land haben es einfach satt, dass sie sich von ÖVP-Bürgermeistern unter Druck setzen lassen müssen, dass sie sich sagen lassen müssen, wo sie sich politisch engagieren dürfen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Baumgartner [ÖVP].)
All das ist Ausdruck dessen, wie Sie glauben, dieses Land seit 40 Jahren regieren zu müssen. Sie glauben tatsächlich, dieses Land gehört Ihnen. Das ist Ihr Problem. Sie setzen die Republik mit sich selber gleich. Jede Kritik, die geübt wird, versuchen Sie abzuschmettern, indem Sie sagen: Österreich nicht schlechtreden!
Meine Damen und Herren der Österreichischen Volkspartei, niemand von uns redet Österreich schlecht – niemand! (Abg. Egger [ÖVP]: O ja, 10 Minuten jetzt!) Sie machen Österreich schlecht. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie haben den Wohlstand abgebaut. Sie versuchen, die Meinungsfreiheit einzuschränken. Sie haben Maßnahmen gesetzt, die die Bürger eingesperrt haben. Sie haben Maßnahmen gesetzt, die Bürger unterdrückt haben. Sie haben Freiheiten genommen. Sie sind hergegangen und haben Einfluss auf Ermittlungen genommen – im Übrigen nicht das erste Mal, aber diesmal eben auch wieder. Das muss untersucht werden. (Abg. Egger [ÖVP]: Das ist jetzt der gleiche Zettel noch einmal! – Zwischenruf des Abg. Schmuckenschlager [ÖVP].)
RN/26.1
Das ist nicht Österreich, das ist die Österreichische Volkspartei, da ist ein ganz großer Unterschied. Österreich hat großartige Bürgerinnen und Bürger im Land, aber die Österreichische Volkspartei versucht, diese Bürger für sich einzunehmen. Ihnen ist das Wohlergehen der Leute in diesem Land vollkommen egal (die Rednerin streift unabsichtlich mit der Hand die Schaumstoffabdeckung eines Mikrofons ab – Abg. Egger [ÖVP]: Das Mikrofon kann nichts dafür!), Ihnen ist es völlig wurscht. (Beifall bei der FPÖ.)
Ihnen geht es einzig und allein um den Machterhalt. Sie leben in einem Machtrausch, meine Damen und Herren der Österreichischen Volkspartei. Das hat sich auch nach der letzten Nationalratswahl gezeigt. Es war Ihnen alles egal. Wichtig ist für Sie ja nur, den Kanzler zu stellen, die Macht über die Geheimdienste, über die Nachrichtendienste zu haben und all Ihre Personen zu versorgen. Es war Ihnen wichtig, dass Sie Nehammer, dass Sie Brunner wohl versorgen, dass die alle hinaufgefallen sind. Das wollen die Bürger dieses Landes nicht mehr. Wir werden aufklären ...
Präsidentin Doris Bures: Sie müssen jetzt Ihren Schlusssatz formulieren, Frau Abgeordnete. (Abg. Shetty [NEOS]: Das ist immer der beste Teil der Rede, der Schlusssatz!)
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (fortsetzend): Wir werden aufklären, welchen politischen Einfluss Sie als Österreichische Volkspartei genommen haben; und Sie von den NEOS werden mit dabei sein. (Beifall bei der FPÖ.)
17.13
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Hanger. – Redezeitbeschränkung: 5 Minuten, Herr Abgeordneter. (Abg. Lausch [FPÖ]: ...freunde!)
RN/27
17.14
Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Danke, Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Liebe Besucherinnen und Besucher auf der Galerie! Ich möchte zum Verlangen der FPÖ auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses eigentlich nur drei Dinge sagen. (Abg. Deimek [FPÖ]: Da ist nichts, da war nichts, da wird nichts sein!)
Zum Ersten, und das ist mir wirklich wichtig, weil wir am Beginn des Prozesses stehen: Ich möchte natürlich einmal ganz klar unsere Bundesverfassung ansprechen. Ein ganz wesentliches Instrument in unserer Bundesverfassung ist die Gewaltenteilung. Ich glaube, das sollten wir uns immer wieder in Erinnerung rufen. Was bedeutet die Gewaltenteilung im Wesentlichen aus meiner Sicht? (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Dass ihr nicht machen könnt, was ihr wollt!) Sie bedeutet, dass die Macht in einem Staat niemals auf eine Institution hin ausgerichtet sein soll, sondern dass sie auf mehrere Institutionen aufgeteilt werden muss.
Und: Es ist natürlich ganz wesentlich, dass es auch gegenseitige Kontrollrechte gibt. Es ist mir ganz wichtig, zu betonen, dass es enorm wichtig ist, dass es ein parlamentarisches Kontrollrecht gegenüber der Regierung gibt.
Dafür gibt es viele Instrumente, das möchte ich schon auch erwähnen. Da gibt es auf der einen Seite zum Beispiel die parlamentarische Anfrage – ja, ein wichtiges Instrument. Auf der anderen Seite ist, wenn man an einem Tag 827 Anfragen einbringt, vielleicht auch die Frage berechtigt: Wie sorgfältig wird mit diesem Instrument umgegangen?
Es ist ein Recht der Opposition – gar keine Frage (die Abgeordneten Belakowitsch [FPÖ] und Hafenecker [FPÖ]: Danke!) –, Sondersitzungen zu machen – überhaupt kein Thema (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch [FPÖ]) –, aber man könnte zum Beispiel das Verlangen im Sinne einer Effizienz auch morgen im Rahmen einer Sitzung, die ohnehin stattfindet, einbringen. (Zwischenruf des Abg. Steiner [FPÖ].)
Das Dritte ist: Natürlich ist es ein ganz wichtiges Kontrollrecht, parlamentarische Untersuchungsausschüsse einzusetzen – wirklich ein ganz klares Bekenntnis dazu. (Abg. Deimek [FPÖ]: ... wie der Brandstätter!) Aber – und das sei jetzt der Freiheitlichen Partei ins Stammbuch geschrieben –: Es braucht eine klare Definition des Untersuchungsgegenstandes. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Da bist du Experte dafür! Ihr braucht den GO-Ausschuss, damit ihr einen illegalen Ausschuss einsetzt! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Machst jetzt wieder eine Stehfrisur, wenn der U-Ausschuss anfangt?) Die Geschäftsordnung sieht ganz klar vor: Es muss – Christian Hafenecker, pass auf! – ein „bestimmter abgeschlossener“ – inhaltlich und zeitlich – „Vorgang“ in „der Vollziehung des Bundes“ untersucht werden. (Abg. Kassegger [FPÖ]: Als Beispiel nenne ich rot-blauer Machtmissbrauch!)
Ich würde euch wirklich höflich ersuchen, dass ihr euch das vielleicht noch einmal anschaut (Zwischenruf des Abg. Martin Graf [FPÖ]), denn was derzeit am Tisch liegt, sind Verschwörungstheorien (Abg. Kassegger [FPÖ]: Zum Beispiel die wunderbaren Anfragen zu rot-blauer Machtmissbrauch!): einerseits die Causa Pilnacek, dann kommen wir andererseits irgendwie zu Corona. Das ist offensichtlich wirklich den internen Debatten bei euch geschuldet. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wie oft hast denn den Antrag einbringen müssen, bis er funktioniert hat?) Man hat sich halt nicht einigen können. Vielleicht denkt man darüber noch einmal nach.
Aber bei aller Gelassenheit: Es ist ein wichtiges parlamentarisches Kontrollinstrument. Wir werden uns den Untersuchungsgegenstand jetzt natürlich im Detail anschauen.
Vielleicht noch ein kleines Schmankerl dazu, wie ernst man das Parlament nimmt: Dieser Untersuchungsgegenstand ist gestern schon in allen Medien zirkuliert, nur das Parlament kannte ihn nicht – auch eine ganz interessante Vorgangsweise, wie man Parlamentarismus lebt.
Wir prüfen jetzt in aller Ruhe diesen Untersuchungsgegenstand, sind momentan aber sehr skeptisch, dass er tatsächlich der Geschäftsordnung entspricht. Wir wollen das aber gründlich diskutieren und uns mit unseren Koalitionspartnern natürlich auch gut abstimmen. Alle, die an ordentlicher Aufklärung interessiert sind, laden wir ein, allen, die nur Showpolitik machen wollen, werden wir uns natürlich auch entgegenstellen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Du hast gesagt, dass du drei Punkte erwähnst, und beim ersten hast du schon aufgehört! – Abg. Kassegger [FPÖ]: Was sind die Punkte zwei und drei?)
17.17
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff.
RN/28
17.17
Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Danke, Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ich habe schon in meinem ersten Beitrag sehr viel zu diesem Untersuchungsausschuss gesagt. Ich möchte jetzt aber vielleicht mit Frau Kollegin Belakowitsch beginnen, die sich wieder einmal darüber aufgeregt hat, dass bei dieser Debatte keine Regierungsmitglieder anwesend sind.
Ich finde es immer wieder befremdlich, wenn man auf der einen Seite von einem selbstbewussten Parlament spricht, sich aber auf der anderen Seite, wenn es dann um parlamentarische Instrumente wie den Untersuchungsausschuss geht, plötzlich die Regierung unbedingt herbeiwünscht, insbesondere wenn der Klubobmann selber nicht hier ist. Das ist aber das Selbstbewusstsein des Parlaments, wenn es nach der FPÖ geht. (Beifall bei NEOS und ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen. – Ruf bei der FPÖ: Wo ist die Meinl-Reisinger?)
Herr Kickl ist leider meistens nicht da, wenn es um ein selbstbewusstes Parlament geht, aber das haben wir in der Vergangenheit schon oft genug gesehen. (Abg. Martin Graf [FPÖ]: Wo ist der Brandstätter?) – Herr Brandstätter, Herr Kollege, ist Europaabgeordneter und dementsprechend bei dieser Debatte nicht zugelassen. (Abg. Darmann [FPÖ]: Nicht einmal dort ist er im Parlament! Nicht einmal dort ist er in den Plenarsitzungen!) Es ist immer wieder erstaunlich, Herr Kollege Graf, Sie sitzen wirklich schon relativ lange hier in diesem Haus, Sie sollten die Geschäftsordnung kennen und wissen, dass Europaabgeordnete in Brüssel und in Straßburg im Europaparlament sind (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Er ist ja nie da, hab’ ich gelesen! Der faulste Abgeordnete! Das ist der faulste Abgeordnete!) und nicht im österreichischen Parlament, ausgenommen bei einer Aktuellen Europastunde; aber ja. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ. – Abg. Darmann [FPÖ]: Der eine hat zwei Dienstautos, der andere geht zu keinen Sitzungen, kassieren tun alle!)
Gut, kommen wir zurück zum Untersuchungsausschuss, denn das ist ja eigentlich die wesentliche Frage, die hier zu behandeln ist: Ich habe es schon in meinem vorigen Redebeitrag gesagt, ich glaube, es ist ein wichtiges parlamentarisches Instrument, dass wir hier ordentlich debattieren können und dann eben auch im Untersuchungsausschuss die notwendigen Maßnahmen setzen beziehungsweise ordentlich verhandeln und schauen können, dass wir auch Transparenz walten lassen.
Das ist uns ein Kernanliegen. Wir haben immer gesagt, egal ob wir in Regierung oder in Opposition sind, die Transparenz und den Parlamentarismus gilt es zu achten; und das werden wir selbstverständlich auch in Zukunft tun.
Ich glaube allerdings – ich habe es vorhin schon gesagt –: Wesentlich ist, dass es einen klaren roten Faden gibt (Abg. Darmann [FPÖ]: Es geht um einen schwarzen Faden! – Abg. Martin Graf [FPÖ]: Es geht um den schwarzen Filz, nicht um den roten Faden!) und dass es nicht nur darum geht, die innerparteilichen Kämpfe irgendwie zufriedenzustellen und dann hier die verschiedenen Fraktionen abzubilden, sondern es geht darum, ein Gesamtpaket zu haben.
Ich habe aber eine wesentliche Sache dazu: Wenn man sich heute das „Morgenjournal“ angehört hat, in dem Kollege Hafenecker zu hören war (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Das war ein sehr gutes Interview!), dann sieht man ja auch, dass dieses Paket, das uns die FPÖ heute hier vorgelegt hat, eben noch nicht ganz rund ist. Dementsprechend werden wir das natürlich umso intensiver prüfen, um zu schauen, ob es dann am Ende ein ordentlicher, sauberer Untersuchungsgegenstand ist, den man dann auch bearbeiten kann. Das werden wir in den nächsten Tagen und Wochen tun. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
17.20
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sigrid Maurer.
RN/29
17.20
Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher – auf der Galerie sind ein paar, aber auch vor den Bildschirmen! Wir sind jetzt in der kurzen Debatte, die ja die Verlängerung der vorigen Debatte ist, in der noch einmal alle Argumente zum vorliegenden Verlangen der Freiheitlichen Partei betreffend einen Untersuchungsausschuss zusammengefasst werden können.
Ich habe es schon gesagt, Untersuchungsausschüsse sind das wichtigste, das mächtigste Instrument des Parlaments – ein Minderheitsrecht –, das meiner Meinung nach auch mit großer Sorgfalt zu verwenden ist. Die Art und Weise, wie die Freiheitlichen das hier machen, ist äußerst fragwürdig, mit einem Riesenkonglomerat an komischen Verschwörungstheorien, was das Innenministerium betrifft (Abg. Martin Graf [FPÖ]: Sie hat „Konglomerat“ gesagt! Das gibt eine schlechte Presse!), was die Vorgänge während der Pandemie betrifft (Abg. Wurm [FPÖ]: Dass die Impfung nicht wirkt zum Beispiel!), und das ist ganz sicher nicht der Teil, der dazu dienen soll, in irgendeiner Weise faktenbasierte Aufklärung zu betreiben, sondern das soll dazu dienen (Abg. Darmann [FPÖ]: Dort, wo ihr überprüft werdets, das taugt euch nicht!), die Demokratie zu schwächen, das Vertrauen in die öffentlichen Institutionen, in die Medien zu schwächen und rechtsextreme Propagandafantasien zu verbreiten. (Abg. Wurm [FPÖ]: Ganz genau!) Das trieft aus jeder Pore dieses Untersuchungsausschussverlangens, und wir werden das im weiteren Verlauf auch ganz klar benennen und bekämpfen, denn dafür soll der Parlamentarismus nicht missbraucht werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Aber, auch das habe ich in meiner vorigen Rede bereits gesagt, selbstverständlich gibt es Umstände, die dringend untersucht gehören, und da kann dieser Untersuchungsausschuss – in welcher Form er dann tatsächlich stattfinden wird, wird sich weisen – einen wesentlichen Beitrag leisten, denn rund um das Ableben des ehemaligen Sektionschefs Christian Pilnacek gibt es eine so lange Liste an Fragen, auf die wir bis jetzt überhaupt keine vernünftigen Antworten bekommen haben, dass das tatsächlich geprüft und politisch geklärt werden muss. Wir als Grüne werden uns in diesem Untersuchungsausschuss ganz seriös an der Aufklärung dieser Fragen beteiligen.
Die Beamten und Beamtinnen aus dem Innenministerium werden da genauso Rede und Antwort stehen müssen wie die Kolleg:innen aus Niederösterreich. Es ist mir einfach schleierhaft, wie man in einer Situation, in der man eine berühmte Person tot auffindet, derart dilettantisch vorgehen kann – es tut mir leid. Kollegin Prammer hat vorhin aufgezählt, was da alles an Ermittlungsfehlern passiert ist. Da lässt man über den Tatort zigmal einen Lkw drüberfahren, man sperrt ihn nicht gescheit ab, man sagt der Ärztin noch: Nein, nein, das war Suizid, da brauchen wir keine Obduktion!, obwohl bei Wasserleichen immer eine Obduktion durchzuführen ist.
Es ist mir völlig schleierhaft, wie man auf die Idee kommen kann, keine Spuren zu sichern – nicht in dem Ausmaß, in dem es notwendig wäre. (Abg. Wurm [FPÖ]: Das ist mir nicht schleierhaft!) Es ist mir vollkommen schleierhaft (Abg. Wurm [FPÖ]: Mir nicht!), wie man elektronische Geräte nicht auswerten kann, insbesondere in einer solchen Situation. Klar, wir sind alle in der österreichischen Innenpolitik, wir verfolgen aktuelle politische Debatten viel intensiver als die meisten anderen Menschen, aber es kann doch an niemandem vorübergegangen sein, dass sich da möglicherweise irgendwelche brisanten Fragen stellen werden (Abg. Wurm [FPÖ]: Da habt ihr euch aber nie gemeldet, von den Grünen!), und ich muss mir doch als handelnde Ermittlerin oder als handelnder Ermittler überlegen: Bitte, ich darf in diesem prominenten Fall doch ganz sicher überhaupt keinen Fehler machen! (Abg. Wurm [FPÖ]: Das hat der alte Peter Pilz machen müssen! Ihr wart da still und leise, gemeinsam mit der ÖVP!) Warum das so dermaßen dilettantisch erfolgt ist und so viele (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wo war denn die Justizministerin?) – teilweise wird es so genannt (Abg. Wurm [FPÖ]: Alma, wo warst du?) – Versehen oder Pannen oder Schlampereien passiert sind: Die Zahl der Schlampereien in diesem Fall ist einfach zu groß, und deswegen muss das sauber und seriös aufgeklärt werden. (Abg. Wurm [FPÖ]: Justiz, wo war die Justiz?)
Wenn zum Schluss herauskommt, dass alles passt, so wie es war, dann ist es auch gut, aber es ist jedenfalls die politische Verantwortung zu klären, die Verantwortung der Ermittler:innen zu klären und der Ablauf der Geschehnisse zu klären.
Warum wurden da keine Daten ausgewertet? Das ist doch bitte absoluter Standard in jeder Netflix-Krimiserie oder auch im österreichischen „Tatort“. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: In der Netflix-Serie? Okay!)
Ich muss an dieser Stelle auch sagen: Die ÖVP macht es sich hier ein bisschen zu leicht. All diese Fragen stellen sich tatsächlich. Die stellen sich nicht nur einzelne Journalistinnen und Journalisten, die stellen sich nicht nur Leute mit Hang zu Verschwörungstheorien. Was ich an dieser Stelle auch sagen möchte: Spekulationen über die Todesursache sind völlig fehl am Platz. Es geht hier nicht darum, dass wir uns irgendwelche Verschwörungstheorien ausdenken, aber es geht sehr wohl darum, zu klären, was da passiert ist, und da muss sich auch die ÖVP unangenehme Fragen stellen lassen und sie muss sie vor allem dort, wo sie Verantwortung trägt, auch beantworten.
Wir sind dabei, mit Nina Tomaselli und anderen erfahrenen Abgeordneten, und werden wie immer für seriöse Aufklärungsarbeit stehen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
17.25
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Katayun Pracher-Hilander. (Abg. Shetty [NEOS]: Wo ist die Abgeordnete? – Abg. Wurm [FPÖ]: Bist ungeduldig, oder was? – Abg. Shetty [NEOS] – erheitert –: Ich freu mich schon so drauf! Die ganze Zeit!)
RN/30
17.25
Abgeordnete Mag. Katayun Pracher-Hilander (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Anwesende und Zuseher! Seit mittlerweile fünf Jahren ist der Regierung jedes Mittel recht, jede Gelegenheit willkommen, um gegen das eigene Volk vorzugehen. Sie führt einen permanenten Mehrfrontenkrieg gegen die eigene Bevölkerung: „Koste es, was es wolle“, wie wir wissen.
Wir sind Zeitzeugen einer politischen Führung, die nichts so sehr fürchtet wie eine geeinte, eine starke Gesellschaft, denn nur eine gespaltene, eine geschwächte Gesellschaft lässt sich Richtung Ruin und Unfreiheit regieren. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Maurer [Grüne]: Wer spaltet denn, Frau Kollegin?)
RN/30.1
Das ist das Ziel des Psychoterrors, dem wir seit Jahren permanent ausgesetzt sind, denn zur schleichenden Transformation von einer Demokratie hin zu einer zentralistisch-diktatorisch geführten Machtstruktur (Rufe bei den Grünen: Was?) muss uns im wahrsten Sinne des Wortes erst das Selbstbewusstsein abgewöhnt werden. Jeder Ausdruck einer Identität, ob auf individueller oder nationaler Ebene, muss mit allen Mitteln zum Schweigen gebracht werden und im Keim erstickt werden. (Abg. Lukas Hammer [Grüne]: Sie können die Rede auf jeden Fall in Moskau halten! – Abg. Kogler [Grüne]: Reden Sie von Russland?) Diese neue, diktatorisch geführte Staatsform darf natürlich nicht als solche erkannt werden. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit und Zwischenrufe bei den Grünen.) Um sich hierfür die notwendige Akzeptanz in der Gesellschaft zu sichern, läuft diese Transformation unter dem Deckmantel Brandmauer gegen rechts und zum Schutz der Demokratie. (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Jetzt müssen wir euch echt besachwalten dann schön langsam!) Kein anderes psychologisches Instrument ist hierbei so billig und so erfolgreich in der Umsetzung wie der altbewährte Konformitätsdruck. (Abg. Kogler [Grüne]: Stehen Sie auch auf der Gehaltsliste vom Putin?) Schon kann sich die Regierung der mehrheitlichen Zustimmung und des Schweigens der Masse sicher sein. (Abg. Herr [SPÖ]: Was heißt Zustimmung? – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Sie beweisen es gerade! – Ruf bei der SPÖ: Vielleicht Russland!) Das ist Machtmissbrauch in seiner allerperfidesten Form. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei den Grünen: Schöne Grüße aus Moskau!)
Rechtsextrem, Verschwörungs- -
RN/31
Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete, ich habe jetzt ersucht, mir das Protokoll - - (Abg. Pracher-Hilander [FPÖ] spricht weiter.) – Frau Abgeordnete, ich habe das Wort. Ich werde mir jetzt auch noch das Protokoll kommen lassen. Ich weiß nicht genau, an wen Sie die „diktatorisch geführte Staatsform“ gerichtet haben (Rufe bei der FPÖ: Beweisen Sie das, Frau Präsidentin! ... lesen Sie das Protokoll! Niemand konkreter! ) – ich weiß nicht genau, in welchem Zusammenhang, ich werde mir das Protokoll auch noch holen lassen –, erstens, und zweitens würde ich Sie bitten, sich im weiteren Verlauf Ihrer Rede in der Ausdrucksweise jedenfalls zu mäßigen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen. – Abg. Wurm [FPÖ]: Ja was hat sie denn gesagt, Frau Präsidentin? – Abg. Pracher-Hilander [FPÖ]: Was hab’ ich denn gesagt? Was hab’ ich gesagt?) – Ich habe es Ihnen gesagt, Frau Abgeordnete (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Na, Sie haben es nicht gesagt!): Sie haben von einer diktatorisch geführten Staatsform gesprochen (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Na und?), ohne dass ich genau gehört habe – vielleicht ist das dann im Protokoll ersichtlich –, in welchem Zusammenhang Sie das erwähnt haben. (Abg. Wurm [FPÖ]: Ein bissel mehr Frauensolidarität! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Deshalb werde ich mir das Protokoll bringen lassen. Sie können jetzt weiterreden, aber bitte mäßigen Sie sich in der Ausdrucksweise. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen. – Rufe bei der FPÖ: Dann holen Sie sich das Protokoll! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Dann holen Sie sich einmal das Protokoll, und dann stören Sie die Redner! Wenn Sie das Protokoll haben, können Sie die Redner stören! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sie stören systematisch, Frau Präsidentin! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Systematisch! Sie sind nicht unabhängig! Bei mir haben Sie die Nerven verloren, jetzt verlieren Sie die Nerven! Ich weiß nicht, was mit Ihnen los ist! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Immer dasselbe Muster bei Ihnen! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Sie wissen gar nicht, was im Protokoll steht, aber stören die Redner!)
RN/32
Abgeordnete Mag. Katayun Pracher-Hilander (fortsetzend): Das hat ja System, also lasst sie! Lasst sie, lasst sie, lasst sie! (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von SPÖ und Grünen sowie FPÖ. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: So ein schlechter Vorsitz! – Ruf bei der ÖVP: Schlechte Rede!) Kann ich jetzt weiterreden?
RN/33
Präsidentin Doris Bures: Ja, wenn Ihre Fraktion Sie reden lässt, können Sie weiterreden. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen. – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Was war das für eine Aussage? Eine unabhängige, Frau Präsidentin, oder? Mäßigen Sie sich am Vorsitz!)
RN/34
Abgeordnete Mag. Katayun Pracher-Hilander (fortsetzend): Danke schön. – Ja, gut. Ich hatte einmal Respekt vor Ihnen – hatte ich. (Rufe bei der ÖVP: Pah! Boah!)
RN/34.1
Rechtsextrem, Verschwörungstheoretiker, Coronaleugner, Fake News, oder: die FPÖ lebe von Problemen und biete keine Lösungen – das sind nicht nur Worte! (Ruf bei den Grünen: Das sind Fakten!) Vom Kanzler abwärts wurden Sie hier erfolgreich zum bunten Politpapagei konditioniert, ohne die Fähigkeit, zu durchblicken, dass die Floskeln, die Sie so bereitwillig nachplappern, in Wahrheit psychologische Waffen sind, die gegen jene gerichtet werden, die es wagen, für demokratische Grundrechte einzustehen oder auf die Straße zu gehen. (Zwischenruf der Abg. Krisper [NEOS].)
Menschen mit Zivilcourage gefährden nämlich den beschriebenen Transformationsprozess und seine lukrativen Geschäfte. Was nämlich der Masse als alternativlos – Maske, Testung, Impfung, militärische Sicherheit oder Energieunabhängigkeit – verkauft wird und wurde, sichert korrupten und skrupellosen Menschen das Geschäft ihres Lebens. So läuft das Geschäft mit der Angst. (Abg. Disoski [Grüne]: Das Geschäft mit der Angst können Sie am besten!) Während immer mehr Menschen nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, baden Profiteure der Angst im schmutzigen Geld.
Dank einer vollends abhängigen und versklavten Medienlandschaft (Abg. Disoski [Grüne]: Redezeit!) werden wir seit fünf langen Jahren mit billigster Regierungspropaganda zugemüllt (Heiterkeit des Abg. Michael Hammer [ÖVP]), hypnotisiert, terrorisiert und erfolgreich traumatisiert (Zwischenruf bei den Grünen) mit dem Ziel der absoluten psychischen Zermürbung und Kapitulation der einheimischen Bevölkerung. (Abg. Disoski [Grüne]: Was redest du?!) Medien und Politik leben in einer wechselseitigen Abhängigkeit. Die – unter Anführungszeichen – „guten“ Medien bekommen Geld und Inserate, die politischen Geschäftspartner Schlagzeilen. Das ist der schmutzige Deal, der beide Seiten aneinanderkettet. (Anhaltende Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ.) So hat sich eine einst hoch angesehene Berufsgruppe, die der Journalisten, vom Küniglberg abwärts, selbst zum Ableser, Abschreiber und Mittäter erniedrigt. Jeder in dieser Berufsgruppe, der sich dem politischen Druck widersetzt und nicht bereit ist, für die eigene Karriere den Berufskodex zu begraben, wird reflexartig als rechts diffamiert. (Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Zugabe! Zugabe!) Warum? – Weil dieser einem den Spiegel, den eigenen schwachen Charakter vor Augen hält. Deshalb!
Ohne die Angstpropaganda, ohne die mediale Hetze gegen Andersdenkende wäre es während der Coronazeit (Abg. Disoski [Grüne]: Redezeit!) nicht durchsetzbar gewesen, Bürger ihrer Grund- und Freiheitsrechte zu berauben. Nur durch politischen Druck von oben ist es möglich gewesen, dass sich uniformierte Söhne vor Mütter - -
RN/35
Präsidentin Doris Bures: Sie müssen jetzt Ihren Schlusssatz formulieren. Ich habe Ihnen auch für die Sitzungsunterbrechungen (Abg. Kogler [Grüne]: Das ist ja ein Witz, das Ganze! Wie soll denn die einen Schlusssatz sagen, die hat ja nicht einmal einen Anfang zusammengebracht?!) oder für den auch richtigen Einwand meinerseits die Zeit bereits dazugerechnet; also die Parlamentsdirektion hat das für die Vorsitzführung übernommen. Ich bitte Sie jetzt, Ihren Schlusssatz zu formulieren.
RN/36
Abgeordnete Mag. Katayun Pracher-Hilander (fortsetzend): Nichts und niemand wird uns von unserer gesellschaftlichen Verantwortung, von unserer politischen Pflicht abhalten können, dem Recht der Menschen auf Antworten nachzukommen, denn das Recht geht vom Volk aus! Und weil Ihnen das nur zuwider ist (Abg. Kogler [Grüne]: Das gibt es ja nicht!), sind Sie hier fehl am Platz, denn nur eine schwache Regierung hat Angst vor einem starken Volk! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.)
17.32
RN/37
Präsidentin Doris Bures: Für die Bezeichnung der hier gewählten Abgeordneten des österreichischen Nationalrates als bunte Politpapageien erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf, und auf das Protokoll warte ich jedenfalls noch. (Abg. Scherak [NEOS] – in Richtung FPÖ –: Ich glaube, dass die gerne den Fraktionsvorsitz bei euch übernimmt! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kogler [Grüne]: Wie viel zahlt Putin für so eine Rede?)
Nun gelangt Herr Abgeordneter Kai Jan Krainer zu Wort. – Bitte.
RN/38
17.33
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Danke, Frau Präsidentin. – Vielleicht nur einen Satz zur Vorrednerin – denn viel mehr möchte ich mich jetzt damit gar nicht beschäftigen –: Wenn Sie sagen, dass das, was wir in Österreich haben, irgendetwas in der Nähe einer Diktatur sei, dann ist das wirklich eine Verhöhnung all jener Menschen, die wirklich in einer Diktatur leben! (Beifall bei SPÖ, ÖVP, NEOS und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Wurm [FPÖ].) Wenn Sie sagen, in Österreich gibt es keine Meinungsfreiheit, dann ist das eine Verhöhnung all jener Menschen, die wirklich in einem Land leben, wo es keine Meinungsfreiheit gibt! (Beifall bei SPÖ, ÖVP, NEOS und Grünen.) Mehr will ich dazu jetzt ehrlich gesagt nicht sagen. Ich weiß auch gar nicht, ob ich mir dann das Protokoll durchlesen will – das war schon eine interessante Aneinanderreihung von Worten und Sätzen. (Heiterkeit bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)
Aber zum Gegenstand: Ja, es ist ein Untersuchungsausschuss verlangt. Das ist das gute Recht von Abgeordneten – hier von 46, und die haben das getan. Es ist für mich nicht auf den ersten Blick ersichtlich, was Pilnacek mit Covid und mit Versammlungsrecht zu tun hat. (Abg. Wurm [FPÖ]: Lesen!) Wir schauen uns das an. Ehrlich gesagt, wenn er eingesetzt ist – das ist er ja erst, wenn der Geschäftsordnungsausschuss seine Arbeit macht und es dann hier im Plenum verkündet wird –, dann werden wir als sozialdemokratische Fraktion wie bei jedem Untersuchungsausschuss konstruktiv mitarbeiten und den Untersuchungsgegenstand abarbeiten. (Abg. Wurm [FPÖ]: Vor ein paar Monaten war euch das sehr wohl klar, damals, vor der Regierungsbeteiligung!) – Herr Kollege, ich war schon Fraktionsführer in Untersuchungsausschüssen, als wir in der Regierung waren; an zwei erinnere ich mich konkret. Wenn Sie irgendeinen Tadel an der Art und Weise, wie ich damals vorgegangen bin, haben, dann bringen Sie ihn vor!
Zur Debatte vielleicht noch etwas: Wenn man hier die ganze Zeit Nichtargumente bringt, dann ist das eigentlich ein Zeichen dafür, dass man keine hat.
Das erste Nichtargument, das man hier gebracht hat – oder der erste Vorwurf –, ist, dass Bundeskanzler Stocker nicht hier ist. Wir haben aber alle hier erfahren – und ich habe mich auch in der Zwischenzeit erkundigt, als Sie das Verlangen eingebracht haben –, es hat fünf mögliche Termine gegeben. Der Bundeskanzler hat gesagt, an vier Terminen kann er, bei einem nicht. Die Freiheitlichen haben gesagt: Wir wollen den einen Termin, an dem er nicht kann. Und dann beklagen sich hier die Redner der Reihe nach darüber, dass er nicht da ist. (Rufe bei den Grünen: Oooh! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ich habe mich nicht beklagt! – Ruf bei der ÖVP: Letztklassig!) Das ist ehrlich gesagt dann so – das Wort darf ich jetzt nicht verwenden –, dass man kein Argument hat (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Was ist aus dir geworden, Kai Jan?), sondern dann regt man sich über etwas auf, was man selber herbeigeführt hat! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und NEOS.)
Es gab eine Reihe von Nichtargumenten, eines war das, was Kollegin Belakowitsch gemacht hat. Nach der Dringlichen, bei der übrigens durchgehend drei bis fünf Regierungsmitglieder anwesend waren – nie weniger als drei und bis zu fünf –, haben Sie sich, als diese dann, als die kurze Debatte aufgerufen wurde, aufgestanden und gegangen sind, aufgeregt: Schauen Sie sich das an, diese Regierung interessiert sich nicht dafür! (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, eh!) – Es hat hier noch nie eine kurze Debatte zu einem Untersuchungsausschuss gegeben und ein Regierungsmitglied ist hier gesessen. Auch als der Untersuchungsausschuss zum Beispiel zum BVT einberufen worden ist, ist hier kein Kickl und kein einziges freiheitliches Regierungsmitglied gesessen. (Abg. Steiner [FPÖ]: Ja, weil es in der Hofburg drüben war!) – Nein! Aus einem einfachen Grund: Weil das eine Sache ist, die uns als Abgeordnete etwas angeht, die Regierung hat bei der Debatte darüber gar nichts verloren. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und NEOS sowie bei Abgeordneten der Grünen.)
Wenn man hier eine seriöse Debatte führen will, dann sollte man bei sich selbst beginnen und seriöse Argumente vorbringen und hier auch seriös vorgehen. (Abg. Martin Graf [FPÖ]: Dann fangts einmal an!) Dann bleiben nur noch die echten Argumente über, und wenn Sie wirklich welche haben, dann verwenden Sie doch die und verwässern Sie nicht die Debatte mit Nichtargumenten. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und NEOS.)
Also wie gesagt: Wenn der Untersuchungsausschuss eingesetzt ist, dann werden wir ein Team zusammenstellen und werden uns sehr konstruktiv beteiligen und den Untersuchungsgegenstand nach bestem Wissen und Gewissen abarbeiten, so wie wir das in der Vergangenheit gemacht haben. Wir werden jetzt dieses Verlangen prüfen, werden uns dann auch interfraktionell einfach schon vorher sagen, was wir davon halten, und werden uns daran beteiligen. – Punkt. (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz [FPÖ].)
Wir freuen uns prinzipiell darüber, wenn das Parlament arbeitet! – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der NEOS.)
17.38
RN/39
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist nun niemand mehr gemeldet.
Da mir dieser Protokollauszug aber noch nicht vorliegt und ein Ordnungsruf aber nur in dieser Sitzung und nicht erst morgen erteilt werden kann, weil wir noch eine Zuweisungssitzung haben, würde ich jetzt nur kurz die Parlamentsdirektion fragen, wie lange es dauert, bis ich das Protokoll bekomme. (Die Präsidentin spricht mit Bediensteten der Parlamentsdirektion.) Also: Es dauert wenige Minuten, und ich würde darum ersuchen. Ich warte noch kurz auf dieses Protokoll, da sonst meinerseits diese Überprüfung nicht mehr stattfinden kann. Deshalb werde ich die Sitzung – bis das Stenographische Protokoll da ist – kurz unterbrechen.
Die Sitzung ist unterbrochen.
RN/40
Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
RN/41
Präsidentin Doris Bures: Ich bedanke mich beim Stenographischen Dienst und der Parlamentsdirektion, dass ich dieses Protokoll so schnell bekommen habe. (Allgemeiner Beifall.)
RN/42
Präsidentin Doris Bures: Ich erteile Frau Abgeordneter Katayun Pracher-Hilander für die Bezeichnung der österreichischen Regierung und damit der Republik Österreich (Ruf bei der FPÖ: Was? –Abg. Kickl [FPÖ]: Na, na, na, na!) als „neue, diktatorisch geführte Staatsform“ (Abg. Fürst [FPÖ]: Den ganzen Satz!) – ich zitiere aus der Rede: „Diese neue, diktatorisch geführte Staatsform darf [...] nicht als solche erkannt werden“ – einen Ordnungsruf. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen.)
Damit ist die Debatte geschlossen.
RN/43
Präsidentin Doris Bures: Gemäß § 33 Abs. 6 der Geschäftsordnung weise ich das Verlangen 1/US auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses betreffend „Klärung politischer Einflussnahme von ÖVP-Regierungsmitgliedern (ÖVP-Machtmissbrauchs-Untersuchungsausschuss)“ dem Geschäftsordnungsausschuss zu.
Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 17.48 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.
Diese Sitzung ist geschlossen.
RN/44
Schluss der Sitzung: 17.48 Uhr
RN/45
Anhang
Während der Sitzung eingebrachte Anträge im Gesamtwortlaut und Mitteilungsliste