Präsident Georg Keuschnigg: Da es kurz war, ist dieser Ausflug über den Tagesordnungspunkt hinaus toleriert worden.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Schreuder.
14.58
Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Auch wir werden diesem Gesetz zustimmen, und ich möchte es doch zum Anlass nehmen, um von hier aus hier einen recht leidenschaftlichen Appell an Sie zu richten. Kollege Wenger hat das Stichwort bereits genannt: Open Government, Open Data.
Geodaten sind ja tatsächlich ganz wesentliche Daten, die von den verschiedensten Institutionen, öffentlichen Einrichtungen, von ausgegliederten Unternehmen und so weiter gesammelt werden. Und wie wir Karten benützen in der Geschichte und heute, das erzählt ja unglaublich spannende Dinge über die Zeit, in der wir leben. Wenn man bedenkt, im Mittelalter war bei den Karten immer Jerusalem in der Mitte, und rundherum gab es dann Afrika, Asien und Europa. Jerusalem war das Zentrum – in der Zeit der Kreuzzüge und so weiter war das natürlich eine ganz zentrale Idee der Kirche, der Religion, die im Zentrum steht, bis dann – natürlich gab es dann auch noch andere Karten – 1569 die nächste Revolution erfolgte, nämlich von Mercator, die sogenannte Mercator-Projektion: Wie stellst du die Welt dar, die rund ist? – Zweidimensional.
Das war immer eine schwierige Frage. Die Schifffahrt hat ja damals begonnen, Amerika wurde entdeckt, und so weiter. Das ist sehr interessant. Und wie war diese Karte? – Eurozentristisch: Europa – Afrika war natürlich dabei – war im Zentrum. Europa war zu diesem Zeitpunkt das Zentrum der Welt. (Vizepräsidentin Mag. Kurz übernimmt den Vorsitz.)
Jetzt haben wir zum ersten Mal seit einiger Zeit eine neue Revolution der Karten. Ich brauche sozusagen nur mein Gerät zu starten. (Der Redner zeigt einen Tablet-PC, auf dessen Display der Ausschnitt einer Straßenkarte zu sehen ist.) Was ist jetzt im Zentrum, wenn wir Karten benützen? – Die Person selbst. Die Person selbst, die Karten benützt, ist sozusagen im Zentrum einer Karte. Das finde ich wirklich unfassbar spannend, nämlich was das für unseren täglichen Gebrauch von Karten – sei es in Navigationsgeräten, sei es in unseren Telefonen, sei es in anderen Geräten – bedeutet. Deshalb – und das ist jetzt mein leidenschaftlicher Appell – ist Open Data, das Zurverfügungstellen von Daten, die man in Karten verarbeiten kann, so enorm wichtig: weil wir unseren Gebrauch von Karten völlig neu definiert haben und wir das vollkommen anders denken.
In Wien gibt es ja eine recht starke Open-Data-Bewegung, und sehr viele Daten von Wien wurden ja bereits zur Verfügung gestellt, darunter auch unglaublich viele Geodaten. Das hat eine sehr interessante Konsequenz, nämlich dass junge Entwickler/Entwicklerinnen coole Maps machen, die sie dann verkaufen. Das heißt, das hat durchaus auch eine Wertschöpfungskette und spornt junge Unternehmen an, sehr spannende Dinge zu machen, die für den User und die Userin super zu gebrauchen sind. Am berühmtesten ist die sogenannte Toilet-App. In Wien kann man schauen, wo bin ich und wo ist die nächste öffentliche Toilette. Das ist zum Beispiel eines der Ergebnisse von Open Data.
Da heute so viele Bürgermeister und Bürgermeisterinnen da sind und viele auch in den Ländern und Regionen aktiv sind, mein leidenschaftlicher Appell: Die Kartenbenützung hat sich radikal geändert. Open Data muss ein Zukunftsprojekt sein! Das war heute ein Beispiel dafür. Daher: Diskutiert das auch zu Hause! Ich glaube, das ist es wert, denn das ist eine spannende Sache. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)
15.02
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite