Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 154

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zehn Kindern, sechs Betreuungspersonen, Betreuungszeiten, ich glaube, zwischen sieben Uhr morgens und achtzehn Uhr abends. So wurde das zumindest angekündigt.

Ich freue mich für diese Kinder, die diese ausgezeichneten Betreuungsmöglichkeiten vorfinden, und ich kann nur hoffen, daß Sie ähnliche Projekte auch anderswo initiieren, um den Verdacht einer Bevorzugung dieser Kinder gegenüber anderen erst gar nicht aufkommen zu lassen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Sehr geehrte Frau Ministerin! Es gibt in diesem Budget auch keine Ansätze im Bildungsbereich; auch diesbezüglich unterstütze ich Frau Kollegin Bauer. Frauenpolitik ist Querschnittsmaterie; berufliche Weiterbildung ist jedoch männerdominiert. Dies ist besonders problematisch für Frauen, weil Frauen eben ohnehin geringere Aufstiegschancen als Männer haben.

Im Bildungsbereich, sehr geehrte Frau Ministerin, hätten Sie ein weites Aufgabenfeld. Eine Bildungsdiskriminierung Frauen gegenüber ist nach wie vor existent, auch wenn die Mädchen da bereits, zumindest bei den Maturanten ist es so, aufholen. Aber nach wie vor haben bei den 20- bis 29jährigen Frauen 25 Prozent keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Schulabschluß. Das ist eine bedenkliche Situation – auch wenn man den engen Zusammenhang zwischen Bildungsstand, Erwerbstätigkeit und Einkommen bedenkt, und das ist sicherlich mit ein Grund für die höhere Arbeitslosenrate von Frauen in allen Bereichen, ebenso für die geringere Bezahlung der Frauen in allen Bereichen und auch dafür, daß Frauen nur die Hälfte der Pensionshöhe, die Männer beziehen, haben.

Die Koedukation kann zu Recht als Meilenstein in der Schulpolitik bezeichnet werden. Aber Sie wissen ganz genau – auch über diese interministerielle Arbeitsgruppe –, daß es, um ein wirkliches Umdenken in den Köpfen von Männern und Frauen zu erreichen, da ganz gezielter Ansätze bedarf. Solange in der Schule das tradierte Rollenverhalten unreflektiert nachgebildet wird, werden wir leider keine wesentlichen Erfolge erzielen können. Diesbezüglich wären dringend Initiativen der Ministerin, beginnend bei der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung, gefordert.

Sie, Frau Ministerin, haben dieses Budget als mutig und offensiv bezeichnet. – Über Frauen findet man allerdings primär nur in jenen Bereichen, in denen es um Einsparungen geht. Sie als Frauenministerin haben die Spar- und Notoperationen, kombiniert mit subtilen Geldbeschaffungsmethoden dieser Regierung, mitgetragen; Frauen müssen so überproportional zur Budgetkonsolidierung beitragen.

Sehr geehrte Frau Ministerin! Sie haben meiner Meinung nach mittlerweile jegliche frauenpolitische Vision leider aufgegeben. Sie zeigen ja nicht einmal so subtile Diskriminierungen wie etwa die Altersgrenze von 35 Jahren für Frauen auf, die ein Kind adoptieren wollen – eine Altersgrenze, die es bei Männern nicht gibt. Dafür bräuchten Sie kein Geld, sondern da, sehr geehrte Frau Ministerin, müßten Sie lediglich Aktivitäten setzen.

Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich vermisse Ihre Motivation, und ich glaube, Sie müssen sich eigentlich selbst die Frage stellen, ob Sie noch die Legitimation haben, Frauen zu vertreten, ob Sie da überhaupt noch eine moralische Instanz sein können.

Frauenpolitik kann auch nicht in Zeiten von Budgetknappheit allein aufs Geld reduziert werden! Es ist die Aufgabe einer Frauenministerin, Standpunkte zu vertreten, zur Bewußtseinsänderung beizutragen. – Sie hätten Ihr Gewicht als Ministerin in die Waagschale werfen müssen, damit die Unterschiede bei der Ungleichbehandlung von Frauen und Männern gemildert werden! Das haben Sie aber leider nicht getan.

Ich möchte jetzt einfach mit einem Vergleich schließen, der die Situation der Frauen im Alltag einmal mehr deutlich machen soll: Die schnellste Läuferin beim Wiener Marathon erhielt 60 000 S für die Bewältigung dieser Strecke. Der beste Läufer hingegen erhielt für die Bewältigung der gleich langen Strecke 130 000 S. Daran erkennt man: Frauen müßten für den gleichen Betrag mehr als zweimal soviel laufen, und sie müßten auch mehr als zweimal gewinnen.


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