Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 111

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so besonders großgeschrieben wurde, wurde von Ihnen leider erst in allerletzter Zeit entdeckt. In den Nachkriegsjahren wurde dort ganz entsetzlich geuraßt.

Als Herr Generaldirektor Eggl sicherlich sehr gröblich aus der Führungsetage der Bundesforste entfernt und durch den Konkurrenten von der anderen Fraktion, den Generaldirektor Braumandl, ersetzt wurde, kam Eggl als Wiedergutmachung natürlich auch wieder zurück. Dafür ist Braumandl wieder gegangen; man kann ja nicht so umgehen mit den Leuten. (Abg. Dipl.-Ing. Kaiser: Vorher hat man zwei entfernt!) Das verstehe ich auch wirklich aus politischen Gründen: einmal der Gigl, einmal der Gogl. Übrig bleibt nichts, nämlich auch keine Dividende. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Diese schwarz-rote Vergangenheit hat natürlich auch eine moderne Führung dieses großen Industrieunternehmens verhindert. Ich gebe zu, eine Führung in diesem Konglomerat aus Hunderttausenden Hektar, Tausenden Immobilien, Wasserrechten und vielen versteckten Reserven, die man gut nutzen kann, ist nicht einfach, aber das Ganze ist am Finanzminister vorbeigegangen, und die Wertentwicklung dieser Bundesforste in den letzten 20 Jahren, Herr Minister, war so gut wie Null. Denn wenn man vor 20 Jahren eine Bewertung der Bundesforste vorgenommen hat, dann war dieser Wert damals in etwa 100 Milliarden Schilling, und wenn man heute eine benevolente Bewertung macht und nicht eine so negative oder, besser gesagt, vorsichtige, wie sie, glaube ich, von Ihrem Ministerium oder aus dem Finanzministerium kommt, mit 76 Milliarden, dann, muß ich sagen, hat es weder eine Wertbeständigkeit dieses Vermögenswertes gegeben noch einen besonderen Umweltnutzen aufgrund der vorher geschilderten Entwicklungen und Maßnahmen bei den Bundesforsten, sondern herausgekommen ist ein Milliardenverlust für den Steuerzahler, denn es ist letztlich Steuerzahlers Besitz. Wir sollten uns also gemeinsam bemühen, diesen Milliardenverlust in Zukunft zu vermeiden. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Sie haben auch den Umweltschutz in den Bergregionen und Nationalparks erst sehr spät erkannt, nachdem bereits die Moore alle trassiert und die Asphaltstraßen in die Nationalparks hineingetrieben worden waren, die wir jetzt mit modernen Maschinen wieder abtragen werden. Es kommt zu Deasphaltierung in den Nationalparks, wie ich sie jetzt da und dort schon sehe.

Das sind Fehlentwicklungen, wie sie vielleicht weltweit geschehen sind, und Fehlentwicklungen, die man vielleicht erst im Laufe der Zeit erkennt, aber vor denen haben wir ja leider auch nicht haltgemacht in unserer großen Kultur und Tradition, was Natur und Umwelt betrifft. Wir haben den Wegebau in Bereiche vorgetrieben, wo wir das nie mehr reparieren können, wir haben vor neuen Technologien haltgemacht, haben die Seilbringung nicht forciert. Wir sind mit dem Bauhof und der Überkapazität an Maschinen in die Natur eingedrungen und haben letztlich Berge versetzt, und mit den Folgen all dessen werden wir heute schlecht fertig.

Aber auch die Organisation des Betriebes als solche war durch Jahrzehnte von einer einzigartigen Bürokratie geprägt. Es gab unendliche Entscheidungsebenen, man konnte gar nicht durchschauen. Das reichte in einer mehrstufigen Einrichtung vom lokalen Forstmeister zum inspizierenden und kontrollierenden. Eine moderne Matrixorganisation, Herr Minister, ist wirklich ein Dreck dagegen! Leidtragend waren wir alle, sicherlich auch Ihre Vorgänger, aber das Patt in dieser Situation, das Abgeordneter Firlinger heute schon sehr eindrucksvoll geschildert hat, war für uns alle eben ein großes Desaster.

Das Desaster gipfelt darin, daß wir jetzt wieder einmal zwei Vorschläge haben, einen Vorschlag der Sozialisten und einen Vorschlag der Volkspartei. (Abg. Freund: Und keinen Vorschlag der Freiheitlichen!) Finanzminister Klima hat natürlich eine Idee, und Sie haben natürlich die Idee – ich würde fast sagen, stiften zu gehen –, eine Stiftung dergestalt zu machen, um alles zu zementieren und möglichst alles zu belassen. (Abg. Freund: Wir haben wenigstens Ideen!) Glauben Sie mir, ich habe mich ein bißchen um Stiftungen und Stiftungsrecht auch schon gekümmert, ich kann dieser Stiftung eigentlich nichts anderes abgewinnen als das Einzementieren bestehender Dinge. (Abg. Rosemarie Bauer: Dann verstehen Sie nichts von Stiftungen!) Aber ich gebe zu, man kann mit einer Stiftung sehr viel gestalten, ungesehen gestalten, Herr Minister. Ich glaube, das ist wieder einmal ein Beispiel, wo man Staatsvermögen so transparent wie


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