Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 120

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ROI meint das anders, aber es ist in Wahrheit das gleiche: Je weiter entfernt von der eigentlichen Arbeitsdurchführung die Budget- und Mittelentscheidungen gefällt werden, umso unwahrscheinlicher ist dort eine präzise Kenntnis der benötigten Ressourcen. Es entstehen Ungerechtigkeiten, die Tendenz zu Insellösungen und unkontrolliertem Leistungsabbau. (Beifall bei der ÖVP.)

Ioan Holender meint das wesentlich prosaischer: Das Geld hat im Bundestheaterverband kein Mascherl. Ich finde das nicht gut. Es ist für jeden Betrieb schlecht, wenn die Stimmung herrscht, daß man das Geld, das man einnimmt, nicht zur Verfügung hat und gleichzeitig das Geld, das man nicht ausgibt, verliert beziehungsweise im nächsten Jahr weniger bekommt. – Das zu Kameralistik und zur Form der bestehenden Strukturen an diesem Theater.

Zum Bericht: Ich finde in diesem Bericht relativ wenig oder doch zumindest einiges nicht, was ich gerne finden würde. Wenn zum Beispiel da drinsteht: Regie, szenischer Dienst und Verwaltung. Was geht in Regie? Was geht in szenischen Dienst? Was geht in die Verwaltung?

Oder: Entgelte an Gäste, Externisten, Statisten, Substituten als eine Position. Was geht an Substituten? Was geht an Gäste? Was geht an Externisten?

Oder: Sonstiger Aufwand. Der "Sonstige Aufwand" macht bei der Staatsoper immerhin ungefähr 100 Millionen Schilling aus. Wie hoch ist der Anteil, den das Generalsekretariat hat, aufgeteilt auf die verschiedenen Häuser? Oder: Was kostet das Generalsekretariat den einzelnen Häusern?

Wenn auf Seite 133 die Ausgabendeckung für alle Häuser zusammen ausgewiesen ist, so ist das natürlich eine kosmetische Operation. Wenn Sie das, was im Bundestheaterbericht als Betriebsaufwand ausgewiesen ist, den Einnahmen der diversen Häuser gegenüberstellen, also den Deckungsgrad den Einnahmen gegenüberstellen, dann kommt für die Staatsoper der sagenhafte Wert 35 Prozent heraus, für die Volksoper noch immer 28 Prozent und für das Burgtheater und das Akademietheater 14 Prozent, und das ist wirklich sehr, sehr wenig.

Wenn man den Auslastungsrückgang im Burgtheater mit 5 Prozent und im Akademietheater mit 4 Prozent beziffert, bedeutet das im Burgtheater einen Rückgang auf 71,7 Prozent, im Akademietheater auf 87 Prozent. Wenn man dann noch berücksichtigt, daß die 100 Prozent im Burg- und Akademietheater überhaupt nicht 100 Prozent sind, sondern abzüglich der Sitze, die gesperrt sind, und abzüglich der Sitze, die das Bühnenbild verbaut, dann kommt man da auf einen noch wesentlich geringeren Wert.

Wenn wir dann hören, in Deutschland sei das alles viel schlimmer, dann tröstet mich das nicht wirklich, denn in Deutschland machen sie die Theater zu.

Ausnahmsweise gilt hier Gerhard Zeilers Wort: Wir müssen gesehen werden, sonst haben wir keine Gebühren(akzeptanz).

Die Entwicklung der Produktionsdichte ist mit fünf und sechs Produktionen im Bereich Burg- und Akademietheater nach wie vor immer noch zu gering, es sind beide Theater unter ihren potentiellen Möglichkeiten des Produktionsaufkommens.

Nach 1989 präsentierte die ÖVP erstmalig einen Vorschlag zur Ausgliederung der Bundestheater; er wurde 1993 noch einmal präzisiert. Im wesentlichen geht es dabei um die Autonomie der Häuser: weg von zentralistischen Organisationen, weg von nur ein bißchen Autonomie. Wir werden darüber diskutieren müssen, wie das ausschauen wird, und die Direktoren der Theater sind gefordert, ihren Beitrag dazu zu liefern.

Daß wir diskutieren müssen, ist "amtlich". Im Budgetprogramm der Bundesregierung für die Jahre 1996 bis 2000 lesen wir zum Kapital 71: Ausgliederung der Bundestheater. Da kann man nur sagen: Warum nicht gleich, Herr Minister? (Beifall bei der ÖVP. – Bundesminister Dr. Scholten: Das kann ich Ihnen sagen! – Abg. Morak geht zu Bundesminister Dr. Scholten. – Rufe bei der SPÖ: Zugabe!)

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