Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 70. Sitzung / Seite 138

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Der Einsatz von Solaranlagen im Gewerbe und in Industriebetrieben wird über die Österreichische Kommunalkredit gefördert. 1996 wurden rund 1,8 Prozent der gesamten Umweltförderung für Solaranlagen aufgewendet. Erfreulich ist, daß diese bereits seit dem Jahr 1990 laufende Förderaktion auf unbestimmte Zeit verlängert wurde.

Die in Österreich jährlich installierte Kollektorfläche betrug im Jahr 1985 rund 33 000 Quadratmeter. Zehn Jahre später hat sich diese Zahl fast versiebenfacht.

Die Preise für die Sonnenenergieanlagen und deren Zubehör sinken permanent. 1996 waren Kollektoren zur Heizung und Warmwasseraufbereitung um 25 Prozent günstiger als ein Jahr davor. Die Preise für Photovoltaik-Kollektoren sanken um etwa 50 Prozent. Es ist eine deutliche Bewegung des Marktes zu erkennen.

Als ein Beispiel dafür, daß der Staat mit gutem Beispiel vorangeht, möchte ich an die Energiesparoffensive erinnern, die an den heimischen Universitäten gestartet wurde. Über 400 Millionen Schilling werden jedes Jahr an den 18 Hochschulen für Energie ausgegeben. Das auf Anregung des damaligen Wissenschaftsministers Scholten ins Leben gerufene Projekt "Energieeffiziente Universitäten" soll nun helfen, den Verbrauch effizienter zu gestalten und damit die Kosten zu senken. Ziel der Initiative, die an allen heimischen Universitäten und Hochschulen durchgeführt wird und unter der Patronanz des Wissenschaftsministeriums, der Rektorenkonferenz und der Österreichischen Hochschülerschaft steht, ist es, das an den Universitäten vorhandene Know-how und Potential für die Steigerung der Energieeffizienz zu nutzen.

Wichtig ist es, wie ich glaube, daß die Ergebnisse des Projektes nicht nur auf die Universitäten beschränkt bleiben. Zwei Ziele wollen wir erreichen: zum einen Energieeinsparung und zum anderen mehr Beschäftigung. Grundsätzlich begrüße ich die Absichten und Ziele, die im Antrag des Abgeordneten Barmüller und dessen Kollegen formuliert sind. Nur die vorgeschlagene Umsetzung mittels eines starren rechtlichen Korsetts erscheint mir nicht sehr sinnvoll, weil ich glaube, daß nicht jedes Objekt energietechnisch gleich zu bewerten ist. Ich meine aber schon, daß der Bund eine Vorbildrolle in dieser Frage übernehmen sollte.

Meine Damen und Herren! Ich möchte nun ein Großprojekt, das beachtliche gesamtwirtschaftliche Auswirkungen hat und auch größere Energieeinsparungseffekte erzielen kann, kurz beschreiben, nämlich die systematische und umfassende thermische Gebäudesanierung.

In diesem Bereich der thermischen Gebäudesanierung ergäbe sich für Österreich über fünf Jahre ein jährliches Investitionsvolumen von 36 Milliarden Schilling. Die Folgen wären rund 40 000 Beschäftigte zusätzlich, Steuereinnahmen von 15 Milliarden Schilling, ein verminderter Aufwand für Arbeitslose von 9 Milliarden Schilling sowie im Endausbau eine Entlastung unserer Energieimporte um 15 bis 20 Milliarden Schilling. Diese Ergebnisse basieren auf einer Studie der Technischen Universität Wien aus dem Jahr 1994.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Wirtschaftsförderung bedarf das Projekt "Thermische Gebäudesanierung" weniger öffentlicher Finanzmittel als vielmehr einer konzentrierten Aktion von Bund, Ländern, Gemeinden, Gebäudeeigentümern, Bauwirtschaft und Kreditapparat.

Als erster Schritt müßte eine entsprechende Koordinationsstelle zur Vorbereitung des Projektes eingerichtet werden. In dieses Gesamtpaket könnte und müßte dann natürlich auch die Solartechnik integriert werden. Auch die Solarenergie selbst wollen wir nicht isoliert, sondern zusammen mit den anderen Formen der regenerativen Energien betrachten, nämlich mit Wasserkraft, Biomasse, Biogas, Windenergie und Abfallverbrennung. So gesehen ist unsere Situation in Österreich nicht schlecht.

In Österreich stammen 22 Prozent der Energieerzeugung und etwa 80 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern. Österreich ist damit weit an der Spitze aller europäischen Länder, in denen der Durchschnitt bei der Energieerzeugung aus erneuerbarer Energie bei zirka 3 Prozent liegt. Wir haben deshalb auch im internationalen Vergleich eine niedrige CO2-Emission pro Kopf der Bevölkerung, wenn wir von Ländern mit hoher Atomstromproduktion wie Frankreich oder von Ländern mit hoher Stromimportquote wie Italien absehen.


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