Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 56

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Herr Staatssekretär! Es gibt in vielen Bereichen dieses Landes Menschen, die kreativ tätig sind, die ein Potential besitzen, das förderungswürdig ist, für das nicht nur Mittel aus der Region, nicht nur aus dem betreffenden Land, sondern auch Bundesmittel aufgewendet werden könnten – aber sie schaffen es nicht. Sie schaffen es deswegen nicht, weil es in diesem Land Förderungsprofis gibt, die ganz genau wissen, wie man bundesstaatliche Geldquellen anzapft. Sie wissen, wann man die Anträge einbringt. Sie wissen, wie man diese Anträge begründet. Sie sind informiert darüber, bei wem dann auch das entsprechende Hintergrundgespräch zu führen ist. Sie haben Zugang zu den Beiräten. – Mit einem Wort: Sie richten es sich, und das ärgert uns, und das, Herr Staatssekretär, gilt es abzustellen.

Ich bin aber nicht einer, der einfach urteilt, sondern ich lasse auch jene sprechen, die in diesem Mechanismus mit drinnen sind. Ich zitiere hier aus dem Kunstbericht 1995, den Scholten in seiner Verantwortung uns, den Parlamentariern, vorgelegt hat. Scholten läßt in diesem Kunstbericht Peter Weibel beispielsweise folgendes sagen – ich zitiere –: Es gibt außerdem zuwenig Mitglieder aus den Bundesländern. Wenn ich etwas für die Bundesländer machen wollte, für Innsbruck, Linz oder Graz beispielsweise, dann bekam ich keine Unterstützung, denn der gesamte Beirat besteht aus Wienern. Für die Zukunft wünsche ich mir deshalb auch eine Pari-Besetzung durch die Bundesländer.

Oder, wieder aus dem Kunstbericht, Gunther Schneider als Mitglied des Musikbeirates: Er weist darauf hin, daß er der einzige Nicht-Wiener im Musikbeirat ist, und merkt an, daß die im Vergleich mit Wien schwache quantitative Präsenz der Bundesländer im Förderungsvolumen nicht in einer ablehnenden Haltung des Musikbeirates oder des BMUK begründet ist, sondern vielfach darin, daß viel zu wenige Betroffene in den Bundesländern – mit abnehmender Tendenz nach Westen – wissen, daß und wo sie Unterstützung für ihre Projekte finden könnten. Hier besteht offensichtlich ein Informationsdefizit, das es aufzuheben gilt. – Zitat aus dem Kunstbericht 1995.

Herr Staatssekretär! Einige wenige Förderungsprofis wissen also, wie man zu Geld kommt. Viele in diesem Land, die kreativ sind, Menschen, die ein unglaubliches Potential haben, Menschen, die wirklich etwas bewegen wollen, Menschen, die tagtäglich beweisen, daß sie in den Ländern, in den Städten und in den Gemeinden dieses unser Land im Kulturdasein auch prädestiniert vertreten, bekommen kein Geld, weil sie nicht wissen, wie sie zu einer Förderung kommen können, weil es keinen Informationsfluß gibt, weil sie nicht aufgeklärt und nicht informiert sind. Wir als Vertreter der diversen Bundesländer registrieren, daß es in den Bundesländern unterschiedlich klappt. Die Wiener "können" es anscheinend. Die Wiener "zapfen" anständig an, und in den Bundesländern registrieren wir, daß eben nur ganz wenige Projekte landesweit gefördert werden.

Es sind überhaupt nur mehr zwei Sektionen, zwei Abteilungen, die uns einen Einblick ermöglichen in das, was auf Länderebene passiert: die Abteilung 3.2 und die Abteilung 3.7. Und wenn man dann so schaut, was es beispielsweise in den einzelnen Bundesländern an Förderungen gibt: Da gibt es eine lange, lange Liste von Möglichkeiten, wie Wien sie beispielsweise ausschöpft, aber es gibt ein enormes Vakuum, wenn es um Vorarlberg, um Tirol, um Salzburg, um Oberösterreich, um Kärnten, um die Steiermark, um Niederösterreich und um das Burgenland geht.

Ich weiß sehr wohl, daß Kunst Landessache ist. Ich weiß aber auch, daß es Aufgabe der Verantwortlichen auf der Landesebene wäre, diese Aufklärung wahrzunehmen, diesen Informationsfluß weiterzuleiten, und ich sage als Burgenländer sehr betrübt, daß, anders als zu Zeiten eines Gerald Mader, anders als zu Zeiten einer Dr. Christa Krammer, als diese beiden Kulturlandesräte im Burgenland gewesen sind, unsere jetzige burgenländische Landeskulturrätin, Christa Prets, nicht imstande ist, genau diese Aufklärungsarbeit zu leisten und diesen Informationsfluß weiterzuleiten. Sie ist eigentlich auf Bundesebene nicht existent, und sie ist auch weithin unbekannt. Sie konzentriert sich eben auf die Landesagenden – gut, recht, schön, brav, bieder –, aber bezüglich dessen, was auf der hohen Ebene des Bundes, auf dem möglicherweise glatten Parkett, Herr Staatssekretär, passiert, ist sie eine Null-Nummer.


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