Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 74

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da erst die empirische Weiterentwicklung eine vergleichbare österreichweite Nachkalkulation zuläßt und damit für die Zukunft ein entsprechend fundiertes Datenmaterial liefern wird.

Als weiteren Punkt möchte ich die Ärztedichte ansprechen. Auf den ersten Blick erscheint diese sehr gut, zumal die Zahl der Ärzte in den letzten 15 Jahren um 70 Prozent gestiegen ist. Auch verglichen mit Europa – wir liegen an der zweiten Stelle hinter Italien – ist das ein sehr erfreulicher Wert. Aber auf den zweiten Blick ist doch das Problem der regionalen Verteilung erkennbar, nämlich daß die Ärztedichte in städtischen Zentren doppelt so hoch wie in ländlichen Regionen ist. Dieser eklatante Nachteil für die betroffene Bevölkerung ist bei gleicher direkter Kostenbelastung kaum erklärbar. Zu Recht fordern diese Bevölkerungsbereiche die Gleichbehandlung in der medizinischen Nahversorgung, und wir werden auch in Zukunft Lösungen diesbezüglich finden müssen.

Wenn es gleichzeitig gelingt, den Quasi-Gebietsschutz aufzuheben und damit Konkurrenz auch für Ärzte zuzulassen, dann wird das mehr Qualität für Patienten und auch mehr Arbeitsplätze für junge Ärzte bedeuten.

Neben vielen weiteren Informationen gibt dieser Bericht auch die Möglichkeit, Schlüsse für die weitere Entwicklung zu ziehen, was auch geschehen wird.

Ich darf daher zusammenfassend festhalten, daß es sich beim vorliegenden Bericht um einen umfassenden und qualitätsvollen Bericht handelt, den wir gerne zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der SPÖ.)

14.23

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Frau Abgeordnete Dr. Konrad ist die vorläufig letzte Rednerin in dieser Debatte. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

14.23

Abgeordnete Dr. Helga Konrad (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Auch wenn der Berichtszeitraum schon einige Zeit zurückliegt, wie einige Rednerinnen und Redner vor mir kritisiert haben, so bietet dieser Bericht doch eine gute Übersicht über Maßnahmen, die im Gesundheitsbereich gesetzt wurden, und er zeigt auch Mängel auf, was ich durchaus für eine wichtige Aufgabe von Berichten halte, um eben entsprechende Verbesserungen für die Zukunft einleiten zu können.

Es sind heute in dieser Debatte auch die Kosten im Gesundheitsbereich schon mehrmals angeschnitten worden. Ich finde es im Gegensatz zu anderen außerordentlich erfreulich, daß Österreich mit seinen Ausgaben im Gesundheitsbereich über dem EU- und OECD-Durchschnitt liegt, und zwar deshalb erfreulich, weil uns auch gleichzeitig ein ausgesprochen gutes Zeugnis ausgestellt wird und weil im Gesundheitsbereich, wie wir gehört haben, wichtige Investitionen notwendig sind.

Allerdings teile ich nicht die Auffassung des Präsidenten der Oberösterreichischen Ärztekammer – das sehe ich völlig anders –, der für ein alternatives Privatversicherungsmodell plädiert und gleichzeitig die Rute ins Fenster stellt, wenn er sagt: Wenn es so weitergeht, wird es auch außerhalb des Spitals eine zweite Klasse geben; wer sich keine Zusatzversicherung leistet, wird eben schlechter behandelt werden. – Da wird offensichtlich schon über eine private Sonderklasseversicherung für den ambulanten Bereich nachgedacht, was heißen soll, neue medizinische Leistungen sollen nur noch im Bereich der Privatversicherungen erbracht werden, und die soziale Krankenversicherung würde dann nur noch die Grundleistungen, was immer das dann genau ist, abdecken. Es freut mich, daß die Frau Ministerin hier klare Worte dazu gefunden hat. Einem solchen System erteilen wir jedenfalls eine klare Absage. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Wie gesagt, der Bericht soll ganz bewußt auch Mängel im Gesundheitswesen aufzeigen und sie auch konkret ansprechen, damit Veränderungen möglich werden. Einige Anregungen aus meiner Sicht: Der Darstellung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung sollte in Zukunft ein breiterer Raum eingeräumt werden. Vor allem die Abnützungsleiden,


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