Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 65

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beitet hat. Diese Betroffenheit ist wirklich echt – und sie eint uns. Wir alle haben ein Zusammenrücken mit den Amerikanern, aber auch in Europa und hier in Österreich gespürt.

An dieser Stelle möchte ich auch meinen Regierungskollegen danken, die noch in der Nacht, nachdem dies geschehen ist, sofort zur Verfügung gestanden sind und alle notwendigen Schritte eingeleitet haben. Aber auch den Parlamentariern möchte ich meinen Respekt zollen und meine Anerkennung aussprechen. Ich beginne mit Alfred Gusenbauer und Josef Cap, die als Vertreter der stimmenstärksten Fraktion hier im Hause gemeinsam mit Professor Van der Bellen zugestimmt haben, ungewöhnliche Schritte – auch geschäftsordnungsmäßig – zu setzen, damit wir handeln können.

Mein Dank gilt auch Susanne Riess-Passer und Peter Westenthaler sowie unserem Klubobmann Andreas Khol dahin gehend, dass wir hier wirklich zeigen konnten, dass Österreich in einer schwierigen Situation zu gemeinsamen Handlungen fähig ist.

Danken möchte ich auch den Sozialpartnern, die wenige Stunden nach dem Anschlag mit den Wirtschaftsforschern und gemeinsam mit uns beraten haben, was man tun kann.

Den Vertretern der verschiedenen Religionsgemeinschaften in Österreich möchte ich gleichfalls hier danken, die mit uns gemeinsam am europaweiten Tag der Trauer, am Freitag nach dem Anschlag, der Opfer gedacht haben.

Viele Österreicher fragen sich heute Folgendes: Wie betrifft uns das? Was heißt das für uns? Sind wir in unserem Lande sicher? Können/dürfen wir reisen? Wohin dürfen wir reisen? Sind weitere Attentate möglich? Wie wird die Reaktion der internationalen Gemeinschaft sein? – Das sind viele vitale und echte Fragen. Wir geben offen zu, dass man oft mehr Fragen als Antworten hat. Versuchen wir daher, einige Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

Zunächst die bittere Erkenntnis: Die schrecklichste Waffe ist noch immer der Mensch, denn die Attentäter hatten wenig mehr als Papiermesser und haben damit Unglaubliches, Unsägliches angerichtet. Eine Opferzahl von über 7 000 heißt, die Bevölkerung einer Kleinstadt innerhalb von wenigen Sekundenbruchteilen auszulöschen.

Es zwingt uns diese Erkenntnis auch zu einem Umdenken in manchen Dingen. Die Sicherheit, die wir als garantiert angenommen haben, ist so sicher nicht. Es stellen sich auch folgende Fragen: Wie sieht in einer solch veränderten Situation eine neue, moderne Form der Solidarität aus? Was ist uns Sicherheit – nicht nur, auch aber im materiellen Sinn – wert? Welchen Preis sind wir bereit, für eine Sicherheit, für eine menschenmögliche Sicherheit zu zahlen?

Gute Politik, so meine ich, hat hier vor allem und zuallererst die Aufgabe, Angst zu nehmen, auf die Sorgen richtig zu antworten, den richtigen Ton zu treffen. Ich meine, dass wir ehrlich sagen müssen, dass es in unserer Zeit keine hundertprozentige Sicherheit geben kann, aber dass wir in Österreich das Menschenmögliche tun wollen – in Österreich, um Österreich herum und auch international –, damit es möglichst viel an Sicherheit für uns, für unsere Bürger, aber auch global geben kann.

An dieser Stelle möchte ich jenen danken, die dafür gesorgt haben – und das ist ein großes Verdienst, das gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, auch wenn es manche als zu selbstverständlich nehmen –, dass Österreich zu einem der sichersten Länder der Welt geworden ist. Das sind zuallererst unsere Polizisten und Gendarmen, die oft unter Einsatz ihrer Psyche, ihrer Gesundheit und oft auch ihres Lebens für unsere Sicherheit einstehen. Wir sind ihnen Dank und Respekt dafür schuldig! (Allgemeiner Beifall.)

Gleiches gilt für das österreichische Bundesheer, das in einer schwierigen Zeit, manchmal nicht mit perfekter Ausstattung, den Dienst an der Grenze und den Katastrophenschutz nach innen ableistet. Es ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, wie mit geringen Mitteln größtmögliche Effizienz möglich ist. Daher Dank und Respekt an all jene, die hier Sicherheit geben! (Allgemeiner Beifall.)


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