Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 140

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17.29


Abgeordneter Rudolf Nürnberger (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler hat von der Regierungsbank herunter mit uns ein Frage-Antwort-Spiel gemacht: „Besser oder schlechter?“ – Herr Bundes­kanzler, dieses Spielchen können wir fortsetzen: Arbeitslose am 1. Jänner 2000: 278 657; Jänner 2003: 303 676. Herr Bundeskanzler, besser oder schlechter? – Schlechter! (Beifall bei der SPÖ.)

Arbeitslosenrate 2000: 5,8; 2001: 6,1; 2002: 6,9. Herr Bundeskanzler, besser oder schlechter? – Schlechter, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der SPÖ.)

Jene Fragen, die die Menschen betreffen, haben Sie wohlweislich ausgeklammert.

Frau Abgeordnete Rauch-Kallat hat ein ähnliches Beispiel gebracht: Sie hat zum Abgeordneten Pilz gesagt, er möge doch bei der Wahrheit bleiben. Ich darf das retour geben: Frau Abgeordnete Maria Rauch-Kallat, bleiben Sie bitte bei der Wahrheit! Sie haben sich wieder gerühmt mit der berühmten Angleichung von Arbeitern und Angestellten. Jetzt stelle ich mir dazu eine Frage: Es gibt eine Jubel-Broschüre der Bundeswirtschaftskammer – Reingewinn der Arbeitgeber: rund 3 Milliarden österreichische Schilling. Frage: Ist es für die Arbeitnehmer in diesem Lande besser oder schlechter, wenn die Arbeitgeber 3 Milliarden an Reingewinn haben? – Schlechter, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Kukacka: ... habt ihr zugestimmt! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Nun zu Herrn Abgeordnetem Stummvoll: Herr Abgeordneter! Ich darf Ihrem Langzeit­ge­dächt­nis – ich habe immer geglaubt, Sie verfügen über ein gutes Gedächtnis – ein bisschen nach­helfen. Die Erklärung, die Sie hier gegeben haben: Sie wollen nie wieder in diesem Hause in der Geiselhaft der sozialdemokratischen Gewerkschafter sein, wie das 1997 der Fall war ... (Abg. Dr. Stummvoll: Ja!) Dann zur Wahrheit! (Abg. Dr. Stummvoll: Das ist die Wahrheit!) Nein, das ist nicht die Wahrheit! Ich werde Ihnen als einer der Betroffenen die Wahrheit sagen. (Abg. Dr. Stummvoll: Sie wissen ...!)

Es gab Probleme im Zusammenhang mit der Pensionsreform. Es stimmt, dass hier gesprochen werden musste, bis es eine Einigung gab, eine Einigung zwischen dem damaligen Vizekanzler Schüssel und Klubobmann Khol – im Büro des damaligen Klubobmannes Khol –, dem Klub­obmann Kostelka und mir. Wissen Sie, worum es gegangen ist? Es ist im Zuge der großen Pensionsreform um die Verlängerung der Bemessungsgrundlage für alle gegangen.

Aber die Beamtengewerkschaft ... – Da ist mein lieber, geschätzter Kollege Neugebauer, wenn er genügend Zivilcourage hat, und die unterstelle ich ihm, wird er zugeben, dass er in der Hohenstaufengasse gesessen ist und wir leider aus Solidarität – das war vielleicht ein Fehler von mir – auch die „Kastanien“ des ÖAAB und der Christgewerkschafter verhandelt haben. Damals ging es – und das war letzten Endes der Kompromiss – um eine Deckelung bei der Bemessungsgrundlage für die Beamten, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Zwi­schenrufe bei der ÖVP.) Es haben also die sozialdemokratischen Gewerkschafter, Herr Abge­ordneter Stummvoll, die Regierung vor der Geiselhaft des ÖAAB und der Christgewerkschafter bewahrt! Das ist die Wahrheit, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Wieso?) Weil Sie sich bei Ihrem Beamtengewerkschafter, bei Ihrem ÖAABler nicht durchsetzen konnten!

Jetzt ein paar Bemerkungen grundsätzlich zur Pension. Es hat ja zwei Voraussetzungen dafür gegeben, dass man mit uns überhaupt in Koalitionsverhandlungen eintritt: den Abfangjägern von Haus aus zuzustimmen und auch zur Kenntnis zu nehmen, dass die Frühpensionsregelung abgeschafft wird.

Weil immer wieder das Märchen aufgetischt wird, gegen jede Pensionsreform wehren sich in erster Linie die Gewerkschafter, sie mauern ab und sind nicht verhandlungsbereit, sage ich Ihnen – das kann ich nachweisen, weil es die entsprechenden Beschlüsse gibt –: Seit ein­einhalb Jahrzehnten verlangen wir eine umfassende Pensionsreform! Aber dazu haben Sie sich nie durchringen können. Und zu den Vorschlägen, die unser Parteivorsitzender zur Pensions-


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