Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 146

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durch GATS weiter liberalisiert werden soll, dass es eine zweite Stufe geben soll und dass das im Rahmen der Entwicklungsrunde von Doha, der Doha Development Round, im Rahmen der zweiten WTO-Runde geschehen soll.

Sie sagen selbst, es gibt ein schlummerndes Potential. Wir wollen das heben, im Interesse der Österreicher, aber auch im Interesse der Entwicklungsländer, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Abg. Mag. Lunacek: Doch nicht in der öffentlichen Daseinsvorsorge!)

Lassen Sie mich zuerst zum Interesse Österreichs etwas sagen: 65 Prozent Dienstleistungs­anteil am Bruttoinlandsprodukt. Wir sind einer der weltweit führenden Dienstleistungsexpor­teure, haben einen Weltmarktanteil von 2,1 Prozent und liegen an 13. Stelle. Obwohl wir ein sehr erfolgreiches Exportland sind, haben wir im Warengüterexport lediglich 1 Prozent Markt­anteil und sind hier an 24. Stelle. Im Dienstleistungsbereich wird bereits ein Volumen von 37 Milliarden € abgewickelt, und das ist stark im Steigen begriffen, wie Sie, Frau Abgeordnete Lunacek, auch indirekt konzediert haben.

Ich sage es ganz deutlich: Es ist in unserem eigenen Interesse, GATS zu betreiben, nein zu „Stopp GATS“ zu sagen und diese Liberalisierung voranzubringen, so, wie es auch im Interesse der Entwicklungsländer ist. (Abg. Mag. Lunacek: Das ist vielleicht in Ihrem Interesse, aber nicht im Interesse ...!)

Die Kompetenzverteilung innerhalb der Europäischen Union zu hinterfragen, ist legitim, aber nicht sehr dienlich, weil die Kommission in Außenhandelsfragen und damit auch in GATS-Fragen kompetent und damit federführend ist. Österreich ist, so wie alle anderen Mitglied­staaten, im Wege des Artikel-133-Ausschusses voll eingebunden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Natürlich nehmen wir unsere Interessen wahr. Wir legen Wert darauf, dass es keine Angebote seitens Österreichs oder seitens der Europäischen Union im Bereich Bildung, Gesundheit, Audio oder Video gibt. Auch was die Wasserversorgung anlangt, gibt es kein GATS-Angebot im Rahmen der zuletzt gemachten Angebote der Euro­päischen Union, offiziell per Ende März in Genf auf den Tisch gelegt, inoffiziell über NGOs schon längst im Licht der Internet-Öffentlichkeit.

Sehr geehrte Frau Abgeordnete Lunacek! Dass Sie die Wasserversorgung in einem Atemzug mit der Abwasserentsorgung nennen und sagen, auch bei der Abwasserentsorgung und bei der Müllentsorgung dürfe es nichts geben, verstehe ich nicht. Ich denke, das ist ein Bereich, in dem in Österreich vieles auch auf Grund von Deregulierungsmaßnahmen relativ günstig ist und gut funktioniert. Im Regelfall sind es in Österreich inländische und keine ausländischen Unter­nehmen, die hier zum Einsatz kommen, aber das wäre wohl auch nicht das Problem. (Zwi­schenruf des Abg. Dipl.-Ing. Pirklhuber.)

GATS ist kein Abkommen, das ausdrücklich auf Reziprozität abstellt. GATS ist kein Abkommen, das Deregulierung oder gar Privatisierung fordert, sondern lediglich Inländer-Gleichbehandlung und den Marktzugang und dessen Öffnung. Transparenz und Nicht-Diskriminierung sind die Prinzipien von GATS.

Sehr geehrte Frau Abgeordnete Lunacek! Es waren wohl auch deswegen vier Parteien, die vor knapp einem Jahrzehnt GATS hier im Hohen Hause die Zustimmung gegeben haben. (Abg. Mag. Lunacek: Welche? Nicht die Grünen!)

Zur Transparenz meines Hauses kann ich Ihnen versichern, dass wir das EU-Mitgliedsland sind, das die gegebenen Möglichkeiten im Sinne der Informationsweitergabe an das Parlament, an NGOs weitestgehend ausnützt. Dass es hier eine Abstufung zwischen einer interministe­riellen Koordination und der Information der Bürgergesellschaft gibt, ist selbstverständlich und nicht nur auf GATS beschränkt.

Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Es hat nicht erst, seitdem irgendjemand Druck ausgeübt hat, Informationsveranstaltungen des von Ihnen ja auch geschätzten Sektionschefs Mayer gegeben, sondern seit Oktober 2001 gab es insgesamt sechs informative Veranstaltungen, zu denen


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