Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll61. Sitzung / Seite 89

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aufgefordert, dieser Entwicklung mit nachhaltigen familienpolitischen Maßnahmen entgegenzutreten.

Die nunmehr zu beschließende Elternteilzeit ist ein Stück eines Puzzles, zu dem ich mir noch viele Teile hinzu wünsche. Ein optimales Bild der schöneren Zukunft mag utopisch klingen, aber ich stelle es mir einmal vor: Beide Elternteile, egal ob im klassischen Familienbild oder allein erziehend, können ihr persönliches Berufsfeld weiter verfolgen und finden. Sie finden die maßgeschneiderten Rahmenbedingungen vor, um ihre Kinderbetreuung so zu organisieren, wie es ihren Bedürfnissen entspricht. Es darf nicht mehr die Ambivalenz zwischen Beruf und Familie geben, die Familie muss in jeder Lebensphase selbst gestalten können, und Frauen sollen zukünftig die Möglichkeit einer beruflichen Weiterentwicklung ohne schlechtes Gewissen wahrneh­men können. Ausbildung, Kinderwunsch, Familie, berufliches Weiterkommen, aber auch – und jetzt weise ich auf das Schild vor mir hin – die Pflege von älteren Familien­mitgliedern spielt dabei eine große Rolle. Auch mit der Familienhospizkarenz ist ein Stück jenes Puzzles, das ich vorhin angesprochen habe, von dieser Regierung dazu­gelegt worden.

Wenn wir diese Herausforderungen nicht meistern, sind die Probleme, die wir jetzt zu lösen versuchen, eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem, was uns demographisch in 20, 30 oder sogar 50 Jahren erwartet. Der Papa-Monat trägt dazu nachhaltig nichts bei; meine Erfahrung mit meinen vier Kindern ist eine andere. Leider habe ich die Möglichkeit der Elternteilzeit nie in Anspruch nehmen können. Trotzdem verspüren mein Mann und ich bei der Aufgabe der Begleitung und der Kindererziehung großes Glück.

Nach Ihren Ausführungen, Herr Kollege Krainer – ich weiß nicht, ob er da ist (Abg. Krainer: Ja!) –, kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie aus Erfahrung sprechen. (Abg. Mag. Prammer: O ja, er spricht aus Erfahrung! – Abg. Krainer: Ja!) Vater? (Abg. Mag. Prammer: Er war im Karenzjahr!) Super! Natürlich, Kinder sind nicht nur Frauensache; dieser Überzeugung bin auch ich. Aber im Rahmen einer nachhaltigen Familienpolitik wünsche ich mir viel mehr Maßnahmen, durch die immer besser ausgebildete Frauen in verschiedenen Familienformen individuell und wirksam Möglichkeiten vorfinden, mit denen Beruf und berufliche Weiterentwicklung keinen Widerspruch zu Kindern bedeuten.

Wir alle sind dazu aufgefordert, die noch fehlenden Puzzlesteine zu diesem großen Bild zeitgerecht und weitblickend zusammenzufügen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.34

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mandak. – Bitte, Frau Kollegin.

 


12.34

Abgeordnete Sabine Mandak (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Wir haben jetzt sehr viele Debattenbeiträge gehört, die die Elternteilzeit so, wie sie vorliegt, befür­worten. Die Eltern können sich endlich entscheiden, haben Sie zum Beispiel gesagt – ja, sie können sich entscheiden, wenn sie das Glück haben, in einem Betrieb mit mehr als 20 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beschäftigt zu sein. (Abg. Steibl: Das stimmt ja nicht! Unter 20 werden bis zum vierten Karenzjahr ...!) Frauen wissen selbst, was gut für sie ist – ja, das können sie wissen, aber es hat nur dann Konsequenzen, wenn sie in einem Betrieb beschäftigt sind, der mehr als 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat.

 


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