Bundesrat Stenographisches Protokoll 630. Sitzung / Seite 25

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Professor Weibel ist ein international anerkannter Künstler, der meiner Ansicht nach sehr wohl weiß, wie die Wiener Gruppe international darzustellen ist. Ich glaube, daß es ein durchaus aufsehenerregender Beitrag bei der Biennale war. (Bundesrat DDr. Königshofer: Ja! Das ist richtig!)

Ich darf darauf hinweisen, daß auch Ihr Kultursprecher sehr bereitwillig an der Eröffnung dieser Biennale teilgenommen, auch das Gespräch mit den Künstlern gesucht und bei weitem keine Aufregung dabei gefunden hat.

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Danke, Herr Staatssekretär.

Für eine Zusatzfrage hat sich weiters Herr Bundesrat Steinbichler gemeldet. – Bitte.

Bundesrat Leopold Steinbichler (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Einen Teil meiner Zusatzfrage haben Sie schon angesprochen. Wie beurteilen Sie die Tatsache, daß die FPÖ einerseits in einer auf unwahren Behauptungen beruhenden Inseratenkampagne verkündet, die Regierungsparteien hätten mit der Zustimmung zum Kunstbericht 1995 auch ein Urteil über den Biennale-Katalog abgegeben, andererseits aber, wie erwähnt, der FPÖ-Kultursprecher Dr. Krüger zur Eröffnung der Biennale nach Venedig gereist ist?

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Bitte, Herr Staatssekretär.

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Peter Wittmann: Grundsätzlich wird durch die Diskussion um den diesjährigen Beitrag Österreichs bei der Biennale gezeigt, daß die Kunstvermittlung weiterhin ein Anliegen bleiben muß, da die Bereitschaft, sich mit zeitgenössischer Kunst auseinanderzusetzen, derzeit nicht unbedingt gegeben ist.

Ich schätze es, wenn Parlamentarier durch Ihre Anwesenheit bei kulturell so wichtigen Ereignissen wie der Biennale ihr Interesse am Beitrag Österreichs demonstrieren.

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Danke, Herr Staatssekretär.

Für eine weitere Zusatzfrage hat sich Herr Dr. Ludwig gemeldet. – Bitte.

Bundesrat Dr. Michael Ludwig (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Es hat in der Vergangenheit immer wieder Versuche, auch von politischen Kräften und Parteien, gegeben, Zensurmaßnahmen zu setzen und Kulturschaffende in der Ausübung ihrer Tätigkeit einzuschränken. Werden Sie auch in Zukunft dafür eintreten, daß es in Österreich Rahmenbedingungen gibt, die es Kulturschaffenden ermöglichen, sich mit gesellschaftlichen Bedingungen auch kritisch auseinanderzusetzen? (Bundesrat DDr. Königshofer: Gehn’S, hören΄S auf!)

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Bitte, Herr Staatssekretär.

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Peter Wittmann: Zunächst ein klares Ja dazu, daß die Rahmenbedingungen für Kulturschaffende so weitläufig und frei bleiben, wie sie derzeit sind. Damit verbunden ist die Tatsache, daß es oft Schwierigkeiten geben kann, die es auf Seiten der Künstler auszutragen gilt.

Ich möchte aber dazu eine besondere Anmerkung machen: Bei dem hier immer wieder als Beispiel genannten Bild ging es darum, daß es im Jahr 1958, also in einer Zeit, in einer gesellschaftlichen Entwicklung, in der es Kindesmißbrauch ebenso wie im Jahre 1997 gegeben hat, nicht möglich war, darüber zu sprechen, weil dieses Thema tabuisiert wurde. Die Künstlergruppe, die wir bei der Biennale präsentiert haben, hat schon im Jahre 1958 versucht, diesen Mißstand, diese wirklich abscheulichen und abstoßenden Aktivitäten mancher anzuprangern und der Gesellschaft bewußt zu machen, daß sie sich darum zu kümmern hat, daß dagegen etwas unternommen werden soll.

Es hat offensichtlich bis zum Jahre 1997 gedauert, daß man dieses Thema offen diskutiert und auch offen über Gegenmaßnahmen spricht. Dies war auch ein Beitrag zur Bewältigung von gesellschaftlichen Problemen durch die Kunst, ein Beitrag, der seinerzeit sicherlich zukunfts


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