Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 162

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Präsident Dr. Heinrich Neisser: Der Abänderungsantrag, den Frau Abgeordnete Dr. Povysil vorgetragen hat, ist ausreichend unterstützt und wird in die Verhandlung miteinbezogen.

Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Abgeordneter Mag. Guggenberger. – Bitte, Herr Abgeordneter.

18.28

Abgeordneter Mag. Walter Guggenberger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Dr. Povysil ist ja bekanntlich eine Abgeordnete aus Oberösterreich, und es ist schon in einem Zwischenruf von meinem Kollegen Erhard Koppler erwähnt worden, was sich in diesem Bundesland abgespielt hat. In Oberösterreich hat es nämlich eine Stellungnahme aller 22 – ich betone: aller 22! – Krankenhausdirektoren beziehungsweise ärztlichen Direktoren gegeben, in welcher diese übereinstimmend festgestellt haben – ich zitiere –: Wir sind der Ansicht, daß die geplante gesetzliche Festschreibung der fachärztlichen Rufbereitschaft keinen unmittelbaren Qualitätsverlust bringt. – Das gleiche hat man mir auch in etlichen Tiroler Krankenhäusern, die ich in den letzten Wochen besucht habe, gesagt. Und Kollege Lackner kann Ihnen berichten, wie es in Vorarlberg ist.

Liebe Frau Kollegin! Wenn Sie in dieser Frage für Oberösterreich oder für Tirol oder für Vorarlberg reden, dann habe ich das Gefühl, daß Sie ein Häuptling ohne Indianer sind, denn die Ärzte in den Spitälern sehen das nämlich ganz anders, liebe Frau Kollegin. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Stadler: Das wird sich herausstellen!)

Meine Damen und Herren! Wir sind es ja schon gewohnt, daß Freiheitliche sich in Debatten wie dieser hier herausstellen und das System insgesamt krankjammern. Vor wenigen Tagen ist ein sehr bemerkenswertes, lesenswertes Buch mit dem Titel "Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich" erschienen. Darin werden die Gesundheitssysteme von 17 entwickelten Ländern verglichen.

Wissen Sie, was daraus zu entnehmen ist? – In Österreich ist es in den letzten zehn Jahren gelungen, die Lebenserwartung der Bevölkerung von 72 ½ Jahren auf 76 ½ Jahre zu steigern. Das ist ein Zuwachs der Lebenserwartung um vier Jahre! (Abg. Mag. Stadler: Wollen Sie jetzt gegensteuern?) Das ist ein Zuwachs, Herr Kollege Stadler, den es in keinem anderen Land der Welt gibt! Wenn das kein Indikator für das Funktionieren eines Systems ist, dann frage ich mich, was es überhaupt für Indikatoren gibt. Das ist der Beweis dafür, daß wir über ein ganz hervorragendes, gut funktionierendes System verfügen! (Beifall bei der SPÖ.)

Man kann natürlich kritisch fragen: Gut, das System funktioniert zwar, aber was kostet es uns denn? Ufern seine Kosten aus, ist es noch finanzierbar? – Aber auch im Kostenbereich können Sie feststellen, daß wir mit unserem System sogar geringfügig unter dem EU-Durchschnitt liegen.

Sehen Sie sich doch zum Beispiel an, welche Gesundheitskosten die von Ihnen immer so hochgelobte und als Beispiel hingestellte Schweiz hat. Wissen Sie, wie das dort ausschaut? – Die Schweiz hat das zweitteuerste Gesundheitssystem der Welt! Dort sind die Kosten für das Gesundheitssystem allein in den letzten sechs Jahren um 100 Prozent gestiegen! Die Qualität der Schweizer medizinischen Versorgung ist aber mit mitnichten besser als unsere.

So hat etwa die "Neue Zürcher Zeitung" vor wenigen Tagen über die Probleme des dortigen Gesundheitswesen berichtet, und sie schreibt: Die Probleme sind: laufende Ausdehnung des Leistungsangebotes, fehlende Planung und Koordination, Überkapazitäten im Krankenhaus, Überversorgung mit teuersten Diagnosegeräten, fehlende Kostentransparenz und mangelnde Kontrollen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! All das, was die Schweizer als fehlend kritisieren, all das, was die Schweizer urgieren, werden wir mit den Maßnahmen, die wir heute beschließen, in unserem Gesundheitssystem einführen. Wenn das kein Erfolg ist, was ist denn dann überhaupt ein Erfolg? – Haben Sie die Größe, auch einmal anzuerkennen, daß das, was hier und heute


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