Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 130

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17.36

Abgeordnete Edeltraud Gatterer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Wenn man bedenkt, daß 1897, also vor 100 Jahren, die erste Frau in Österreich, nämlich Gabriele Possanner, an einer österreichischen Universität promoviert hat, allerdings erst nachdem sie ein Medizinstudium im Ausland absolviert hatte, dann muß man sagen: Es ist für die Frauen sehr viel getan worden. Es ist 99 Jahre her, daß es Mädchen in Österreich erstmals möglich war zu maturieren, und zwar als Externistinnen an einem akademischen Gymnasium.

Wenn man das so betrachtet, dann muß ich sagen, daß wir sehr viel erreicht haben. Die Absolventenzahlen an der Universität von 1993/94 lauten: 4 616 Frauen gegenüber 5 807 Männern, und im Jahr 1999 sollen laut Voraussagen die Frauen mit den männlichen Kollegen gleichgezogen haben.

Trotzdem zeigen die vorliegenden Berichte, daß es zur wirklichen Gleichbehandlung noch ein weiter Weg ist. Frauen – da sind heute schon sehr viele Zahlen genannt worden – verdienen in zwei Jahren nur 68,8 Prozent eines mittleren Männereinkommens. Das zeigt, daß wir sehr viel Nachholbedarf haben, obwohl die Frauen großteils im Bildungsbereich sehr aufgeholt haben.

Die Probleme wurden aufgezeigt. Sie hängen zum Teil damit zusammen, daß Frauen durch Familienpflichten in ihrer Karriere behindert werden. Es fängt meistens damit an, daß sie bei gleichwertiger Ausbildung bei der Aufnahme bereits geringer eingestuft werden, und es hängt damit zusammen, daß Betriebe weniger Frauen zu Fortbildungskursen schicken. Ich glaube, wir haben da wirklich viele Zielsetzungen.

In den Berichten heißt es ja: Gesellschaftliche, familiäre und wirtschaftliche Benachteiligungen der Frauen sollen abgebaut werden. Ich bin sehr stolz, daß wir in Kärnten unter Landeshauptmann Zernatto das erste Landesgesetz geschaffen haben, das mehr oder weniger die Gleichbehandlung der Frauen im Landes- und im Gemeindedienst gewährleisten soll. Wir sind sehr stolz darauf, daß wir das durchgezogen haben.

Daß der öffentliche Dienst wirklich eine Vorbildfunktion hat, weil Frauen im öffentlichen Dienst mehr oder weniger für gleiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten, ist sehr positiv. Aber man muß natürlich auch sagen, daß sehr wenig Frauen Beamtenstatus haben. Und ich glaube, gerade bei Einsparungen im Bereich öffentlicher Dienst werden wir in Zukunft schauen müssen, daß es nicht heißt: Frauen zuerst, nämlich daß Frauen diejenigen sind, die als erste betroffen sind, wenn es um Einsparungsmaßnahmen geht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Frau Ministerin! Es ist leider so, daß wir diese Berichte zu einem Zeitpunkt diskutieren, zu dem Sie den Sitz auf der Regierungsbank wahrscheinlich wechseln und wieder in die Kollegenschaft zurückkehren.

Es ist deswegen heute auch nicht sehr angebracht, auf ideologische Unterschiede einzugehen, die wir durchaus haben und die auch legitim sind. Warum sollen alle Frauen einer Meinung sein? Warum sollen wir nicht ideologische Unterschiede in unseren Auffassungen haben und auch vertreten? Ich glaube, es wäre nicht in Ordnung – meine Kollegin Rosemarie Bauer hat das auch angeführt –, unsere Konflikte heute hier öffentlich auszutragen.

Die Diskussion, die Sie wahrscheinlich in letzter Zeit verfolgt haben, über die Aktion Männer machen halbe-halbe beziehungsweise Männer und Frauen machen halbe/halbe ... (Abg. Dr. Haselsteiner: Ganze Männer machen halbe/halbe!) Danke. Kollegin Schaffenrath hat so verwirrend dazu gesprochen, daß ich es schon fast nicht mehr sagen kann. Also: Ganze Männer machen halbe-halbe. Leider war es so, daß das zwar an den Wirtshaustischen sehr viel diskutiert wurde, aber der erste Mann, der das verwirklicht hat – und das tut mir leid –, ist der nächste Bundeskanzler, nämlich Herr Klima. Zwei Männer wollten von der Regierungsbank gehen, und zwei Frauen mußten von der Regierungsbank gehen. Ich würde sagen, vom ersten Ansatz her ist es sehr traurig, daß das genau da eingefordert und durchgeführt wird.


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