Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 40

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Was das Pro-Kopf-Einkommen betrifft, hat sich Österreich vom fünften auf den vierten Platz vorgearbeitet; bei der Arbeitsproduktivität um einen Platz verbessert (Abg. Mag. Wurm: Frauen kommen nicht vor?!); beim Wachstum einen Sprung um vier Plätze nach vorne; bei den realen Lohnstückkosten sind wir auf Platz zwei in der Europäischen Union. Und was den Budgetsaldo anlangt, haben wir – nicht ganz perfekt, aber immerhin – vier Plätze gutgemacht.

Nach den Niedrigeinkommensländern im Mittelmeerraum, die ja üblicherweise eine besonders niedrige Inflationsrate haben, ist Österreich das preisstabilste Land. Durch die Telekom-Libe­ralisierung haben wir einen deutlichen Sprung nach vorne bei den Ferngesprächen geschafft, und zwar innerhalb eines Jahres vom vorletzten Platz auf Platz sechs. Weitere Verbesserungen werden sich natürlich noch in den Rankings niederschlagen. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.)

Daher, meine Damen und Herren: Ich glaube, mit diesem Zwischenbericht liegen wir auf Kurs; zwar noch lange nicht dort, wo wir uns sehen wollen und wo unser eigentliches Potenzial liegt, aber ich glaube, dass wir in Österreich, wenn wir auf diesem mutigen Reformkurs voranschrei­ten, das Ziel, zu den besten drei Ländern Europas zu gehören, bald erreicht haben werden. (Anhaltender Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Die Abgeordneten von den Grünen er­heben sich von ihren Plätzen und halten Fahnen in den Regenbogenfarben mit dem Schrift­zug „Pace“ in die Höhe, die sie danach an ihren Bankreihen befestigen.)

11.02


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Dr. Alfred Gusen­bauer, der die Debatte über diese Erklärung einleitet. Seine Redezeit ist bekannt. – Bitte, Herr Abgeordneter.

11.03


Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! (Der Redner sowie die meisten Abgeordneten von der SPÖ tragen Ansteckkarten in den Regenbogenfarben mit dem Schriftzug „Friede“ am Revers.) Die Geschichte der Menschheit ist leider auch eine Geschichte von Krie­gen – und war es vor allem bis zum schrecklichsten aller Kriege, nämlich dem Zweiten Welt­krieg. Dieser Krieg hat das erste Mal in der Geschichte zum Umdenken geführt. Die Staaten haben erkannt, dass sie nicht gegeneinander Frieden und Sicherheit erhalten können, sondern nur miteinander. Daher wurden auf Initiative der Vereinigten Staaten von Amerika seinerzeit die Vereinten Nationen, sprich die UNO, gegründet. In diesen Vereinten Nationen wurde festge­halten: Es gibt ein Gewaltverbot, weil man Kriege – eben auf Grund der Erfahrung des Zweiten Weltkrieges – verhindern wollte.

Zur Anwendung militärischer Gewalt sollte es nur kommen, wenn sich ein Land verteidigen muss oder in Fällen, in denen der Weltsicherheitsrat der UNO zur Auffassung kommt, dass ein militärisches Eingreifen legitim ist.

Sie, Herr Bundeskanzler, haben nun eine dritte Möglichkeit angefügt, die sich gewohnheits­rechtlich ergeben könnte, nämlich dass, wenn eine humanitäre Katastrophe droht, auch die Anwendung militärischer Gewalt legitim ist.

Wenn wir bei diesen Prinzipien, die im Wesentlichen auf die Initiative großer amerikanischer Präsidenten zurückgehen, bleiben und diese auf die jetzige Situation anwenden, dann würde ich sagen: Ein Akt der Selbstverteidigung ist dieser Krieg gegen den Irak nicht. Ich sehe keine Gefährdung, die vom Irak in Bezug auf die Vereinigten Staaten von Amerika ausgeht. Da die USA berechtigterweise nach dem 11. September 2001 nach den Terroristen suchen, berech­tigterweise die Basen dieser Terroristen letztendlich aufzuspüren versuchen, wissen wir doch alle, dass sich diese nicht im Irak befinden, sondern in einer Reihe anderer Staaten.

Einen Beschluss des Sicherheitsrates hat es auch nicht gegeben, weil sich die Weltgemein­schaft nicht einig war, dass es da die Anwendung von militärischer Gewalt geben soll.

Zur Frage einer drohenden humanitären Katastrophe: Diese humanitären Katastrophen haben im Irak leider alle schon stattgefunden: durch die Hinrichtung von Kurden, durch den Einsatz


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