Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 18. Sitzung / Seite 105

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reich in diesem unglaublichen Ausmaß Dinge zu erzählen, die jeder Grundlage, jeder realistischen Grundlage entbehren! (Zwischenruf des Abg. Gaál.)

Haltung in der Politik zu haben und zu bewahren, bedeutet, zu den Überzeugungen, zu denen man gelangt ist, besonders auch dann, wenn es nicht leicht ist, besonders auch dann, wenn es nicht angenehm ist, zum Wohle aller zu stehen! – Ich bin froh, dass wir das geschafft haben. Ich danke herzlich und hoffe auf ein Einsehen der Opposition bis zum Beschluss dieser Reform. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

14.30

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet hat sich nunmehr Frau Abgeordnete Haidlmayr. Wunschgemäß ist die Uhr auf 6 Minuten eingestellt. – Bitte, Frau Abgeord­nete.

 


14.30

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Wer­te Herren auf der Regierungsbank! Frau Staatssekretärin Haubner ist auch da! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich das Revue passieren lasse, was heute gelaufen ist, frage ich mich wirklich, wo wir sind. Teilweise ist das so etwas von jen­seits, dass man niemandem, der heute vor dem Fernseher zugeschaut hat oder auf der Galerie sitzt, erklären kann, was hier heute abgeht. (Abg. Mag. Mainoni: Wir disku­tieren die Pensionsreform!)

Dazu muss man wirklich Phantasie haben, die fast schon wieder zum Anzweifeln ist. Aber diese Phantasie hat diese Bundesregierung, das zeigt sich ganz deutlich. Herr Bundeskanzler! Sie sind derjenige, der gesagt hat, er stehe – in dem Fall sitzen Sie jetzt (Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ) – für Gerechtigkeit, für Verantwortung und für Vertrauen. Wenn das Gerechtigkeit, Verantwortung und Vertrauen ist, was Sie uns mit dieser Pensionsreform vorlegen, dann haben Sie diese Begriffe aber ordentlich missbraucht. Das sage ich Ihnen jetzt ganz ehrlich! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wenn Sie immer noch meinen, dass Gerechtigkeit bei Ihnen dann beginnt, wenn Sie das meiste und die anderen nichts haben, dann ist das Ihre Gerechtigkeit, aber nicht die Gerechtigkeit, die wir meinen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Witt­auer: 50 Prozent Solidaritätsbeitrag ...!)

Herr Bundeskanzler! Sie lässt es offenbar kalt und Sie zwinkern nicht einmal mehr mit den Augen angesichts des Umstandes, dass Frauen in ihrer Pension mit 600 € im Mo­nat auskommen müssen (Ruf bei der ÖVP: Reden Sie eh über Österreich?) bezie­hungsweise in den nächsten Jahren nur 600 € bekommen werden. Für Sie ist es ein Leichtes und erzeugt ein Schmunzeln, wenn Sie diesen Frauen auch noch 10 Prozent ihrer Pension wegnehmen. Herr Bundeskanzler! Diese Auffassung von Verantwortung möchte ich nicht haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie rühmen sich jetzt und sagen, bei den Politikerpensionen werden Sie 15 Prozent herunterstreichen. Glauben Sie, dass das einen Herrn Stummvoll bewegt? Das ist ihm doch völlig Wurscht (Abg. Mag. Posch: Vier-Säulen-Modell!), weil diese 15 Prozent, die Sie ihm wegnehmen, sind das, was er an einem Wochenende, wenn er halbwegs normal lebt, sowieso verbraucht. Aber andere leben mit diesem Betrag in der Pension drei Monate lang und länger! 15 Prozent klingt gut, aber es ist ein Unterschied, von welcher Einkommenshöhe man ausgeht.

Wenn Sie diese Absicht jetzt mehr oder weniger als Fortschritt verkaufen wollen, Herr Bundeskanzler, dann muss ich mich schon fragen, ob Sie noch beide Füße am Boden haben, ob Sie wirklich noch wissen, wie es Leuten geht, für die der Tag auch nur 24 Stunden hat wie für Sie, die auch den ganzen Tag arbeiten, die am Abend auch


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