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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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6. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode

 

Mittwoch, 3. Dezember 2008

 

 


Stenographisches Protokoll

6. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode         Mittwoch, 3. Dezember 2008

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 3. Dezember 2008: 9.04 – 22.18 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Wahl der Zweiten Präsidentin/des Zweiten Präsidenten

2. Punkt: Erklärung der Bundesregierung

*****

Inhalt

Nationalrat

Mandatsverzicht der Abgeordneten Doris Bures, Mag. Norbert Darabos, Wer­ner Faymann, Mag. Andreas Schieder, Mag. Dr. Maria Theresia Fekter, Dr. Johannes Hahn, Dr. Reinhold Lopatka, Christine Marek, Dr. Reinhold Mitterlehner, Dipl.-Ing. Josef Pröll und Dr. Michael Spindelegger               ............................................................................................................................... 21

Angelobung der Abgeordneten Mag. Gertrude Aubauer, Gabriele Binder-Maier, Wolfgang Großruck, Ing. Norbert Kapeller, Mag. Johann Maier, Mag. Christine Muttonen, Dr. Sabine Oberhauser, Jochen Pack, Dr. Erwin Rasinger, Johannes Schmuckenschlager und Gabriele Tamandl                22

1. Punkt: Wahl der Zweiten Präsidentin/des Zweiten Präsidenten ............................... 25

Beschluss auf Durchführung einer Debatte ................................................................... 25

Redner/Rednerinnen:

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ..... 25

Karlheinz Kopf ........................................................................................................ ..... 26

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ..... 26

Ing. Peter Westenthaler .......................................................................................... ..... 27

Dieter Brosz ............................................................................................................. ..... 28

Wahlergebnis:

Zweiter Präsident: Fritz Neugebauer ............................................................................ 30


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 2

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 21

Ordnungsruf ................................................................................................................... 84

Geschäftsbehandlung

Antrag der Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen, dem Finanz­ausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 20/A der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird, gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäftsordnung eine Frist bis 10. Dezember 2008 zu setzen – Ablehnung     24, 246

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 25

Verlangen auf Durchführung der Wahl in Wahlzellen .................................................. 29

Unterbrechung der Sitzung .....................................................................  29, 30, 74, 243

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .................................. 243

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzlers Werner Faymann betreffend Amtsenthebung der mit der Fortführung der Verwaltung betrauten Bundesregierung sowie der Staatssekretäre im Bundeskanzleramt, des Staatssekretärs im Bundesministe­rium für europäische und internationale Angelegenheiten, des Staatssekretärs im Bundesministerium für Finanzen, der Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und der Staatssekretärin im Bundesministe­rium für Wirtschaft und Arbeit durch den Bundespräsidenten ................................................................................................. 22

Schreiben des Bundeskanzlers Werner Faymann betreffend Ernennung seiner Person zum Bundeskanzler, von Dipl.-Ing. Josef Pröll zum Vizekanzler und Bundesminister für Finanzen, von Dr. Michael Spindelegger zum Bundesminis­ter für europäische und internationale Angelegenheiten, von Alois Stöger zum Bundesminister für Gesundheit, Familie und Jugend, von Mag. Dr. Maria There­sia Fekter zur Bundesministerin für Inneres, von Dipl.-Ing. Nikolaus Berlako­vich zum Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt­schaft, von Mag. Norbert Darabos zum Bundesminister für Landesverteidigung, von Rudolf Hundstorfer zum Bundesminister für Soziales und Konsumenten­schutz, von Dr. Claudia Schmied zur Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, von Doris Bures zur Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Tech­nologie, von Dr. Reinhold Mitterlehner zum Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, von Dr. Johannes Hahn zum Bundesminister für Wissenschaft und For­schung, von Gabriele Heinisch-Hosek zur Bundesministerin ohne Portefeuille, von Dr. Josef Ostermayer zum Staatssekretär zu seiner Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung, von Dr. Reinhold Lo­patka und Mag. Andreas Schieder zu Staatssekretären zur Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung des Bundesministers für Finanzen und von Christine Marek zur Staatssekretärin zur Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit sowie Betrauung von Bundesminister Dr. Johannes Hahn mit der vorläufigen Leitung des Bundesministeriums für Justiz durch den Bundespräsidenten ................................................................................................. 22


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 3

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 24

Verhandlungen

2. Punkt: Erklärung der Bundesregierung ..................................................................... 31

Bundeskanzler Werner Faymann ......................................................................... ..... 31

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 der Geschäftsordnung              31

Redner/Rednerinnen:

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ..... 44

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ..... 48

Josef Bucher ........................................................................................................... ..... 52

Karlheinz Kopf ........................................................................................................ ..... 55

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .............................................................................. ..... 59

Vizekanzler Dipl.-Ing. Josef Pröll .......................................................................... ..... 63

Lutz Weinzinger ...................................................................................................... ..... 69

Jakob Auer .............................................................................................................. ..... 70

Herbert Scheibner .................................................................................................. ..... 72

Kai Jan Krainer ....................................................................................................... ..... 75

Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ..... 77

Bundesminister Rudolf Hundstorfer ................................................................... ..... 79

Renate Csörgits ...................................................................................................... ..... 80

Ridi Steibl ................................................................................................................ ..... 82

Ing. Norbert Hofer ................................................................................................... ..... 83

Ing. Peter Westenthaler ......................................................................................  84, 240

Mag. Birgit Schatz .................................................................................................. ..... 86

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ......................................................... ..... 87

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ..... 88

Dkfm. Dr. Günter Stummvoll ................................................................................ ..... 89

Bernhard Themessl ................................................................................................ ..... 90

Stefan Petzner .....................................................................................................  92, 240

Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ..... 93

Bundesministerin Doris Bures ............................................................................. ..... 93

Anton Heinzl ............................................................................................................ ..... 95

Franz Eßl .................................................................................................................. ..... 95

Harald Vilimsky ....................................................................................................... ..... 96

Mag. Ewald Stadler ................................................................................................. ..... 97

Dr. Gabriela Moser ....................................................................................................... 98

Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter .................................................. 99

Otto Pendl ................................................................................................................... 100

Günter Kößl ................................................................................................................ 101

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner ............................................................................... 102

Ursula Haubner ....................................................................................................... ... 103

Mag. Alev Korun ..................................................................................................... ... 104

Bundesministerin Dr. Claudia Schmied .............................................................. ... 105

Elmar Mayer ............................................................................................................ ... 107

Silvia Fuhrmann ...................................................................................................... ... 107

Mag. Heidemarie Unterreiner ................................................................................ ... 108

Sigisbert Dolinschek .............................................................................................. ... 109

Dr. Harald Walser .................................................................................................... ... 110

Bundesminister Dr. Michael Spindelegger ......................................................... ... 111

Mag. Elisabeth Grossmann ................................................................................... ... 113

Dr. Ursula Plassnik ................................................................................................. ... 114

Dr. Johannes Hübner ............................................................................................. ... 114


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 4

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 115

Mag. Ulrike Lunacek ............................................................................................... ... 116

Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek ....................................................... ... 117

Mag. Gisela Wurm .................................................................................................. ... 119

Dorothea Schittenhelm .......................................................................................... ... 120

Carmen Gartelgruber ............................................................................................. ... 121

Mag. Gernot Darmann ......................................................................................  122, 238

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................ ... 123

Bundesminister Dr. Johannes Hahn ..............................................................  124, 147

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................ ... 125

Mag. Dr. Beatrix Karl .............................................................................................. ... 126

Mag. Dr. Martin Graf ............................................................................................... ... 127

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ... 128

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 130

Bundesminister Alois Stöger ................................................................................ ... 130

Dr. Sabine Oberhauser .......................................................................................... ... 131

Karl Donabauer ....................................................................................................... ... 132

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 133

Dr. Wolfgang Spadiut ............................................................................................. ... 133

Karl Öllinger ............................................................................................................ ... 134

Bundesminister Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................ ... 135

Mag. Kurt Gaßner ................................................................................................... ... 136

Ing. Hermann Schultes ........................................................................................... ... 136

Harald Jannach ....................................................................................................... ... 137

Maximilian Linder ................................................................................................... ... 138

Mag. Christiane Brunner ....................................................................................... ... 138

Bundesminister Mag. Norbert Darabos ............................................................... ... 139

Stefan Prähauser .................................................................................................... ... 141

Peter Haubner ......................................................................................................... ... 142

Dr. Peter Fichtenbauer ........................................................................................... ... 143

Martina Schenk ....................................................................................................... ... 144

Tanja Windbüchler-Souschill ...........................................................................  147, 180

Dr. Johannes Jarolim ............................................................................................. ... 148

Mag. Heribert Donnerbauer ................................................................................... ... 149

Mag. Harald Stefan ................................................................................................. ... 150

Gerald Grosz ......................................................................................................  151, 239

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ... 155

Laura Rudas ............................................................................................................ ... 156

August Wöginger .................................................................................................... ... 157

Werner Neubauer .................................................................................................... ... 158

Ernest Windholz ...................................................................................................... ... 161

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................ ... 163

Dr. Günther Kräuter ............................................................................................... ... 165

Konrad Steindl ........................................................................................................ ... 166

Dr. Andreas Karlsböck ........................................................................................... ... 167

Ing. Robert Lugar .................................................................................................... ... 168

Mag. Daniela Musiol ............................................................................................... ... 171

Dr. Peter Wittmann ................................................................................................. ... 173

Hermann Gahr ........................................................................................................ ... 174

Wolfgang Zanger .................................................................................................... ... 175

Kurt List ................................................................................................................... ... 177

Heidrun Silhavy ....................................................................................................... ... 181

Dr. Peter Sonnberger ............................................................................................. ... 183

Alois Gradauer ........................................................................................................ ... 184

Josef Jury ................................................................................................................ ... 185

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl ...................................................................................... ... 187


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 5

Ing. Kurt Gartlehner ................................................................................................ ... 188

Mag. Karin Hakl ....................................................................................................... ... 189

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ... 190

Gerhard Huber ........................................................................................................ ... 192

Dieter Brosz ............................................................................................................. ... 194

Gabriele Binder-Maier ............................................................................................ ... 197

Franz Glaser ............................................................................................................ ... 198

Ing. Christian Höbart .............................................................................................. ... 199

Stefan Markowitz .................................................................................................... ... 201

Mag. Johann Maier ................................................................................................. ... 203

Gabriele Tamandl ................................................................................................... ... 204

Bernhard Vock ........................................................................................................ ... 205

Mag. Christine Muttonen ....................................................................................... ... 209

Gabriel Obernosterer ............................................................................................. ... 210

Mario Kunasek ........................................................................................................ ... 211

Petra Bayr ................................................................................................................ ... 213

Oswald Klikovits ..................................................................................................... ... 214

DDr. Werner Königshofer ...................................................................................... ... 215

Hermann Krist ......................................................................................................... ... 216

Leopold Mayerhofer ................................................................................................... 217

Mag. Ruth Becher ...................................................................................................... 218

Werner Herbert ....................................................................................................... ... 219

Mag. Josef Auer ...................................................................................................... ... 221

Dr. Gerhard Kurzmann .......................................................................................... ... 222

Gerhard Köfer ......................................................................................................... ... 223

Dr. Walter Rosenkranz ........................................................................................... ... 224

Peter Stauber .......................................................................................................... ... 226

Edith Mühlberghuber ............................................................................................. ... 227

Dietmar Keck ........................................................................................................... ... 229

Anneliese Kitzmüller .............................................................................................. ... 230

Ulrike Königsberger-Ludwig ................................................................................. ... 232

Rupert Doppler ....................................................................................................... ... 233

Christian Lausch ..................................................................................................... ... 235

Dr. Susanne Winter ................................................................................................ ... 235

Mag. Roman Haider ................................................................................................ ... 238

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag – Ablehnung                                                        129, 242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend umgehendes Einbringen einer Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik – Ablehnung            145, 242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kolle­gen betreffend Rückzahlung der Zuschüsse zum Kinderbetreuungsgeld – Ableh­nung ...................................  154, 242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Volksabstimmung über den Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag – Ablehnung      159, 242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend das Verhalten Tschechiens beim Ausbau des AKW Teme­lίn – Ablehnung ..............  160, 242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend unzureichende Verordnung zum Interbankmarktstärkungs- und Fi­nanzmarktstabilitätsgesetz – Ablehnung          170, 242


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 6

Entschließungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung der Prüfkompetenz des Rechnungshofes bei Übernahme von Haftungen durch den Staat – Ablehnung ............................................................................................................  176, 242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ankauf von drei zusätzlichen Black-Hawk-Hubschrau­bern durch das BMLV – Ablehnung              180, 242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Offenlegung und Deckelung von Gehältern im Bereich der Presseförderung und des ORF – Ablehnung          185, 242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Stefan Petzner, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine zusätzliche Erstaufnahmestelle Süd – Ablehnung (namentliche Abstimmung) .  186, 243

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissenschaft und Forschung in der XXIV. GP – Ableh­nung ..............................  191, 245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerhard Huber, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Erhaltung der Arbeitsplätze von Milchbauern und einem fairen Milchpreis – Ablehnung ....  194, 245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Christian Höbart, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gehaltsbeschränkungen für Manager staatsnaher Be­triebe und Manager, deren Banken die Unterstützung des Bundes in Anspruch nehmen – Ablehnung .........................................................  200, 245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Stefan Petzner, Kolleginnen und Kol­legen betreffend das Kärntner Forderungspaket an die neue Bundesregierung – Ablehnung ............................  202, 245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform beziehungsweise Abschaffung des Zuschusses zum Kinderbetreuungsgeld – Ablehnung          207, 245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Landesverteidigungspolitik in der XXIV. GP – Ablehnung ....................................  212, 245

Entschließungsantrag der Abgeordneten DDr. Werner Königshofer, Kollegin­nen und Kollegen betreffend die Bereitstellung von Krediten, vor allem an private Haushalte und KMUs – Ablehnung  216, 245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherheitspolitik in der XXIV. GP – Ablehnung ...................................................  221, 245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kulturpolitik in der XXIV. Gesetzgebungsperiode – Ab­lehnung ...........................  225, 246

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bildungspolitik in der XXIV. GP – Ablehnung .......................................................  228, 246

Entschließungsantrag der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Familienpolitik der Bundesregierung – Ablehnung ..............................................  231, 246

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sozialpolitik in der XXIV. GP – Ablehnung ...........................................................  234, 246


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 7

Entschließungsantrag der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kollegin-nen und Kollegen betreffend Europapolitik in der XXIV. Gesetzgebungsperiode – Ablehnung .........................  236, 246

Eingebracht wurden

Regierungsvorlagen ................................................................................................... 24

19: Bundesgesetz, mit dem das Privatfernsehgesetz und das Privatradiogesetz geändert werden

20: Bundesgesetz, mit dem das Mediengesetz geändert wird

21: Bundesgesetz über die Gewährung eines Bundeszuschusses an das Land Tirol aus Anlass des Jubiläumsjahres 2009 – 200 Jahre Erhebung Tirols

Berichte ......................................................................................................................... 24

Vorlage 4 BA: Bericht über die Genehmigung von Vorbelastungen für das 2. Quartal 2008; BM f. Finanzen

III-1: Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2007

III-14: Bericht über die Tätigkeit der Arbeitsinspektion im Jahr 2007; BM f. Wirt­schaft und Arbeit

III-15: Förderungsbericht 2007; Bundesregierung

Anträge der Abgeordneten

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bankwesengesetz geändert wird (75/A)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensgesetz 1988 geändert wird (76/A)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bankwesengesetz geändert wird (77/A)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensgesetz 1988 geändert wird (78/A)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Exekutionsordnung geändert wird (79/A)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Strafgesetzbuch (StGB), BGBl. 60/1974 i.d.g.F., geändert wird (80/A)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 15. Feber 1972 über die Tilgung von Verurteilungen und die Beschränkung der Auskunft (Tilgungsgesetz 1972), BGBl. Nr. 68/1972, geändert wird (81/A)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Straf­gesetzbuch – StGB), BGBl. Nr. 60/1974, geändert wird (82/A)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gewährung von Unterhalts­vorschüssen für Volljährige in Schulausbildung und volljährige erwerbsunfähige Behin­derte (83/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 8

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erfassung ansteckender Krank­heiten von Haftinsassen (84/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterschreitung des Exis­tenzminimums bei Exekutionen wegen Unterhaltsansprüchen (85/A)(E)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschwerde an den Obersten Gerichtshof wegen Ver­letzung des Grundrechts auf persönliche Freiheit (Grundrechtsbeschwerde-Gesetz – GRBG), BGBl. Nr. 864/1992, geändert wird (86/A)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Straf­gesetzbuch – StGB), BGBl. Nr. 60/1974, geändert wird (87/A)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend chemische Kastration von Personen, welche rechtskräftig nach § 206 StGB verurteilt wurden (88/A)(E)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 23. Jänner 1974, BGBl. 60, über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Strafgesetzbuch – StGB), BGBl. Nr. 56/2006, geändert wird (89/A)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verlässlichkeitsüberprüfung muslimischer Seelsorger in Justizanstalten (90/A)(E)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das gerichtliche Verfahren in Rechtsangelegenheiten außer Streitsachen (Außerstreitgesetz – AußStrG), BGBl. I Nr. 111/2003, geändert wird (91/A)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beschaffung von ATF – Allschutz-Transportfahrzeuge (92/A)(E)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortige Beschaffung von neuen Kampfanzügen für jeden österreichischen Soldaten (93/A)(E)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung des Landes­verteidigungsbudgets (94/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erstellung eines Plans zum Abbau baulicher Barrieren für die vom BMLV genutzten Gebäude (95/A)(E)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Adaptierungen, Ersatz- und Ausbauten von Kasernen im Zuge der Reform ÖBH 2010 (96/A)(E)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ar­beitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz (AMPFG), BGBl. Nr. 315/1994, geändert wird (97/A)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Prüfung der wirksamen Verwendung des Pflegegeldes durch Gesundheitsmanager (98/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Inflationsanpassung des Pfle­gegeldes (99/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherstellung der Ausbil­dung von Pflegekräften (100/A)(E)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Änderung des Zugangs zum Ar­beitsmarkt für Ausländer aus nicht EWR-Staaten (101/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 9

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 11. Dezember 1969 über die Einstellung und Beschäftigung Behinderter (Behinderteneinstellungsgesetz – BEinstG), BGBl. Nr. 22/1970, geändert wird (102/A)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einrichtung einer Bundesge­nossenschaft für Pflege und Betreuung (103/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erstellung eines Plans zum Abbau baulicher Barrieren für die vom BMLV genutzten Gebäude (104/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rechtsanspruch auf Persönli­che Assistenz (105/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vergütung von 20 Prozent des Kaufpreises bei der Anschaffung von Kraftfahrzeugen durch Behinderte (106/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pflegegeldleistungen mit Auslandsbezug (107/A)(E)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung des Angehörigen-Re­gresses (108/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Pauschalierung der Ver­waltungsaufwendungen für das Pflegegeld (109/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend das Versehen der Etappen­pläne zum Abbau baulicher Barrieren mit Zeitplänen (110/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Interessenvertretung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen (111/A)(E)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, BGBl. Nr. 609/1977, zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 82/2008, geändert wird (112/A)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Weiterversicherung in der Pensionsversicherung für pflegende Angehörige (113/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Renaissance des dualen Ausbildungssystems (114/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anerkennung der Taubblind­heit als eigenständige Behinderung (115/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stärkung der Rechte atypisch Beschäftigter (116/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Konkurrenzklauseln in Ar­beitsverträgen (117/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Sicherung der Pflege (118/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Betreuung von pflegebedürftigen Personen (119/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Beschränkung der Dauer des Pflegegeldverfahrens (120/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 10

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gebärdensprachkurse für El­tern gehörloser Kinder (121/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Betreuungsrechte von Laien (122/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend audiopädagogische Förde­rung für hörbehinderte Kinder (123/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung des Projektes „Smart Home“ (124/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer Förderung für behindertengerechte Umbauten an Autobussen (125/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Arbeitsverhältnis am zweiten Arbeitsmarkt (126/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Förderung von Generatio­nenwohnhäusern (127/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Standardisierung des Begut­achtungsverfahrens zur Bewertung des Pflegebedarfs (128/A)(E)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Teilzeitlehre (129/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend gerechte Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten (130/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend gesetzliche Verankerung der Werkstättenräte (131/A)(E)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 (AIVG), BGBl. Nr. 609/1977, geändert wird (132/A)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Freiwilliges Soziales Jahr – Zuerkennung der Familienbeihilfe (133/A)(E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entwertung/Vernichtung des Typenscheins bei Pkw-Totalhavarien (134/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Landwirtschaftsgesetz geändert wird (135/A)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Intervallverdichtung und Ausbau der Schnellbahnlinie S 7 (136/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kennzeich­nungspflicht für verarbeitete Eier (137/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 11

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung eines gesetzlichen Grenzwertes für trans-Fettsäuren in Lebensmitteln (138/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kennzeich­nungspflicht für verarbeitete Eier (139/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend gesetzliche Verankerung des Programms Ländliche Entwicklung 2007–2013 (140/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung eines gesetzlichen Grenzwertes für trans-Fettsäuren in Lebensmitteln (141/A)(E)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rahmenbedingungen für den Erhalt und den Ausbau von Verpackungs-Mehrwegsystemen (142/A)(E)

Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend mangelnde Bedachtnahme auf Gesundheitsschutz und Benachteiligung der ArbeitnehmerInnen im Arbeitszeitge­setz (143/A)(E)

Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungs­gesetz über die Einrichtung einer Arbeitslosenanwaltschaft (144/A)

Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Recht auf ein Girokonto (145/A)(E)

Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kontoüberziehungsrahmen (146/A)(E)

Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Teil- und Ratenzahlungsangebote (147/A)(E)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbesserung der EU-Tierschutzstandards (148/A)(E)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einfuhr- und Handels­verbot für Robbenprodukte (149/A)(E)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Staatsbürgerschaftsgesetz 1985 geändert wird (Staatsbürgerschaftsände­rungsgesetz 2008) (150/A)

Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungs­gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (151/A)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Maßnahmen zur Sicherung der Stabilität des Finanz­marktes (Finanzmarktstabilitätsgesetz – FinStaG) geändert wird (152/A)

Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kostenersatz für Alarm­starts durch den jeweiligen Verursacher (153/A)(E)

Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neustationierung einer Haflinger-Tragtierstaffel in Kärnten (154/A)(E)

Dr. Josef Cap, Karlheinz Kopf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Bundesministeriengesetz 1986 geändert wird (Bundesministerien­gesetz-Novelle 2008) (155/A)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Bezüge der Bundesbeamten (Gehaltsgesetz 1956 – GehG), BGBl. Nr. 54/1956, geändert wird (156/A)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anerkennung von Reli­gionsgemeinschaften (157/A)(E)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Beseitigung der Pensionsprivi­legien in der Oesterreichischen Nationalbank und Kürzung der bald über 2 Mrd € schweren OeNB-Pensionsreserve (158/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 12

Dr. Sabine Oberhauser, Dr. Erwin Rasinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gesundheitstelematikgesetz geändert wird (159/A)

Dr. Sabine Oberhauser, Dr. Erwin Rasinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-So­zialversicherungsgesetz und das Familienlastenausgleichsgesetz 1967 geändert wer­den (SRÄG 2008) (160/A)

Silvia Fuhrmann, Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend SPICE und andere biogene Suchtmittel (161/A)(E)

Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend den Neubau eines Reak­tors in Krško (162/A)(E)

Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform beziehungsweise Abschaffung des Zuschusses zum Kinderbetreuungsgeld (163/A)(E)

Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Abschaffung von Ar­beiterinnen und Arbeiter benachteiligende Entlassungstatbestände aus dem Jahr 1859 (164/A)(E)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Hebammenberatung und ‑betreu­ung im Rahmen des Mutter-Kind-Passes (165/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (245/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Medien und Regionalpolitik betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Minis­terbüros (246/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbei­ter der Ministerbüros (247/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (248/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit, Fa­milie und Jugend betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Minister­büros (249/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (250/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (251/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (252/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (253/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Minister­büros (254/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 13

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (255/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Mi­nisterbüros (256/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (257/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Prämien und Belohnungen für die Mitarbeiter der Ministerbüros (258/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Ausübung der Aufsicht über Vertriebssysteme für Finanzinstrumente am Beispiel AWD (259/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend offene Fragen zu § 53 SPG (260/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Ausübung der Aufsicht über Vermögensberater am Beispiel AWD (261/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Grenzraumsicherheit in Niederösterreich (262/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend fi­nanzielle Einsparungen durch die Staats- und Verwaltungsreform (263/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend vernünftige Ausbildung von Rekruten (264/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Anreize für die Miliz (265/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäi-sche und internationale Angelegenheiten betreffend Kasachstan-Reise von Herrn Bun­despräsidenten Heinz Fischer (266/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend Piraten-Überfall auf Tankschiff und die Rolle Chinas in Sachen Piraterie (267/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend angeblichen Piraten-Überfall auf ein Schiff mit nuklearer Ladung (268/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Gebarung und Subvention „Wiener Lustspiel­haus“ (269/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Polizeiinspektion Fiakerplatz (270/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Mindeststandards für Polizeiinspektionen (271/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 14

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Leasing von Fahrzeugen (272/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend Anti-Piraten-Einsatz der Europäi­schen Union (273/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Auslassung von Haltestellen in Hainburg (274/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Polizeiinspektion Keplergasse (275/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Sicherheitsbericht 2007-BMI (276/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Kostenexplosion einer ÖBB-Nachtverbindung (277/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend vollautomatische Vignettenkontrolle (278/J)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sicherheitsbericht 2007 (279/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Vergleich der Gesamtkriminalität in der Steiermark des Jahres 2007 gegenüber dem Jahr 2006 (280/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 15

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Untersuchungshäftling Mahmoud (281/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Vergleich der Gesamtkriminalität in Kärnten des Jahres 2007 gegenüber dem Jahr 2006 (282/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Vergleich der Gesamtkriminalität in Vorarlberg des Jahres 2007 gegenüber dem Jahr 2006 (283/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Vergleich der Gesamtkriminalität in Tirol des Jahres 2007 gegenüber dem Jahr 2006 (284/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Vergleich der Gesamtkriminalität in Salzburg des Jahres 2007 gegenüber dem Jahr 2006 (285/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Vergleich der Gesamtkriminalität in Oberösterreich des Jahres 2007 gegenüber dem Jahr 2006 (286/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Arbeitspflicht gemäß § 44 StVG (287/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Anzahl Haftinsassen (288/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Postamtsschließungen, massive Personalreduktion und Postliberalisierung (289/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Kompetenzverschiebung zu den Justizanstalten (290/J)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Verurteilungen nach dem Suchtmittelgesetz im Jahr 2007 (291/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Schreiben an den Generaldirektor für öffentliche Sicherheit (292/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung betreffend Einsatz im Kongo (293/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Umsetzung von Empfehlungen des Rechnungshofes durch das BMUKK (294/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Reorganisation der Strafvollzugsverwaltung – 4 (295/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Pensionskassengesetz (296/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Errichtung von Kompetenzzentren mittels des Programms COMET (297/J)

DDr. Werner Königshofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend FMA (298/J)

Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit, Familie und Jugend betreffend den Einsatz von gesundheitsgefährdendem Par­kettkleber (299/J)

DDr. Werner Königshofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend AeW (300/J)

DDr. Werner Königshofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend Neubau der ASFINAG Zentrale in Inns­bruck (301/J)

DDr. Werner Königshofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend Errichtung und Wartung von Lärmschutz­wänden entlang des Bundesstraßennetzes (Autobahnen und Schnellstraßen) (302/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Drogenersatz in Haft (303/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Verpflegung der Lehrgangsteilnehmer der Heeresversorgungsschule (HVS) (304/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Unterbringung von Lehrgangsteilnehmern der Heeresversorgungs­schule (HVS) in Wien (305/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Unzufriedenheit der Mitarbeiter des Bundesrechenzentrums (306/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Vergabe an KMUs durch das Bundesvergabeamt (307/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 16

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Auszahlung von Familienbeihilfe und Kindergeld an El­tern mit Mehrlingen (308/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Beschaffung Transportflugzeuge (309/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend „midlife update“ (310/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend fehlerhafte Geba­rung der Bundesforste AG (311/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend den Schlachthof Bergheim (312/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend österreichische Vertretung in Prag (313/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend mögliche Auflösung der Eurofighter GmbH (314/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Beschwerden von Eltern über ein Schulbuch (315/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend mögliche Auflösung der Eurofighter GmbH (316/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend möglichen Geldfluss vom Kabinett des Verteidigungsmi­nisters zur Zeitschrift „News“ und die Weitergabe von Verschlussakten an „News“ (317/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend österreichische Vertretungsbehör­de in den Vereinigten Staaten von Amerika (318/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesminis­terin für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Kostenerstattung für Auslands­patienten (319/J)

Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend den Einsatz von gesundheitsgefährdendem Parkettkleber (320/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend geplantes Schubhaftzentrum Leoben (321/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Aufenthalt von Alnur Mussayev in Österreich (322/J)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inne­res betreffend Beschaffung von Booten für die Wasserpolizei (323/J)

Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Zugang zum Gewerbe von ausgebildeten Barhufpflegern (324/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Gol­dene Ehrenzeichen“ für den IOC-Chef Jacques Rogge (325/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 17

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Kosten externer Berater der AUA (326/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Auflösung der Task Force Eurofighter (327/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Ersatzteilmangel für Block 5 Eurofighter (328/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Beendigung des Eurofighteruntersuchungsausschusses als Bedingung im Vergleich mit der Eurofighter GmbH (329/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend ungenaue Beantwortung der Anfrage betreffend die falsche Dar­stellung im Verfassungsschutzbericht hinsichtlich der Spionageaffäre Vozhzhov (330/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend österreichische Vertretungsbe­hörde im Königreich Spanien (Madrid) (331/J)

Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend Nichteinhaltung von Bescheidauflagen durch das Schotterwerk Meidling der Fa. Asamer & Hufnagel GmbH (332/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Steuerleistungen an die AUA (333/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Vergleich der Gesamtkriminalität im Burgenland des Jahres 2007 gegenüber dem Jahr 2006 (334/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Zuwanderung nach Österreich (335/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Krisenpflege (336/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend Pensionen unterhalb des Ausgleichszulagenrichtsatzes (337/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Verkehrsaufkommen in Jennersdorf (338/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Erfül­lung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (339/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Me­dien und Regionalpolitik betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (340/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungs­pflicht 2007 (341/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (342/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 18

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (343/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (344/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (345/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (346/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Erfüllung der Behindertenein­stellungspflicht 2007 (347/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (348/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (349/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (350/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (351/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2007 (352/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend: Welchen Einfluss hat die Steuergesetzgebung auf die Einkommens­unterschiede zwischen Frauen und Männern? (353/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit, Familie und Jugend betreffend Transport, Haltung und „Jagd“ von Zuchtfasa­nen (354/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend skandalöse Altersgutachten im Asylverfahren (355/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Neugestaltung der österreichischen Gedenkstätte im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau (356/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend fremde Tatverdächtige 2008 (357/J)

Stefan Petzner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Erstaufnahmezentrum Süd (358/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (359/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin ohne Portefeuille be­treffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (360/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 19

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (361/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (362/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fami­lie und Jugend betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (363/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (364/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (365/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (366/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (367/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (368/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (369/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (370/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (371/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend die Kosten der Berateraufträge der Ressorts (372/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Firmengeflecht Ernst Strasser – EUROCONTACT (373/J)

Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Stipendienprogramm mit Pakistan (374/J)

Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fa­milie und Jugend betreffend die Höhe der Grenzwerte für gepulste elektromagnetische Mobilfunkwellen (375/J)

Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Krebsstudien (376/J)

Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung betreffend den Gesundheitszustand von jungen Männern (377/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Illegaler Arbeitsmarkt und Lohnbetrug – Erpresserische Entführung von zwei Arbeitern“ (378/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Kfz-Treibstoffverbrauch – Falschangaben“ (379/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 20

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz betreffend „Kritische Personalsituation im Arbeitsinspektorat Salzburg“ (380/J)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abge­ordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (1/AB zu 35/J)

der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen (2/AB zu 129/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirkl­huber, Kolleginnen und Kollegen (3/AB zu 47/J)

der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (4/AB zu 3/J)

der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abge­ordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (5/AB zu 42/J)

der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abge­ordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (6/AB zu 48/J)

der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (7/AB zu 81/J)

der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (8/AB zu 109/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen (9/AB zu 167/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (10/AB zu 5/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11/AB zu 36/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (12/AB zu 62/J)

der Bundesministerin für Frauen, Medien und Regionalpolitik auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (13/AB zu 79/J)

der Bundesministerin für Frauen, Medien und Regionalpolitik auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (14/AB zu 106/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen (15/AB zu 228/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (16/AB zu 108/J)


09.04.05


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 21

Beginn der Sitzung: 9.04 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Fritz Neuge­bauer, Dritter Präsident Mag. Dr. Martin Graf.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich darf Sie bitten, Ihre Plätze einzunehmen.

Ich eröffne die 6. Sitzung des Nationalrates. Ganz besonders herzlich begrüße ich un­seren Herrn Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer in unserer Mitte. Herzlich willkom­men! (Allgemeiner Beifall.)

Die nicht verlesenen Teile des Amtlichen Protokolls der 4. Sitzung sowie das Amtliche Protokoll der 5. Sitzung vom 25. November 2008 sind in der Parlamentsdirektion auf­gelegen und unbeanstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind Frau Abgeordnete Hagenhofer und Herr Abgeordneter Kickl.

09.04.56Mandatsverzicht und Angelobung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Von der Bundeswahlbehörde sind die Mitteilun­gen eingelangt, dass die Abgeordneten Doris Bures, Mag. Norbert Darabos, Werner Faymann, Mag. Andreas Schieder, Mag. Dr. Maria Theresia Fekter, Dr. Johannes Hahn, Dr. Reinhold Lopatka, Christine Marek, Dr. Reinhold Mitterlehner, Dipl.-Ing. Jo­sef Pröll und Dr. Michael Spindelegger auf ihre Mandate verzichtet haben.

Das durch den Verzicht der Frau Abgeordneten Doris Bures freigewordene Mandat wurde der Frau Abgeordneten Laura Rudas und deren Mandat der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen zugewiesen.

Anstelle des Herrn Abgeordneten Mag. Norbert Darabos wurde Herr Abgeordneter Mag. Johann Maier und anstelle des Abgeordneten Werner Faymann die Abgeordne­te Gabriele Binder-Maier in den Nationalrat berufen.

Das Mandat des Abgeordneten Mag. Andreas Schieder wurde dem Abgeordneten Wolfgang Katzian und dessen Mandat der Frau Abgeordneten Dr. Sabine Oberhauser zugewiesen.

Anstelle der Frau Abgeordneten Mag. Dr. Maria Theresia Fekter wurde Herr Abgeordneter Wolfgang Großruck in den Nationalrat berufen.

Das freigewordene Mandat des Herrn Abgeordneten Dr. Johannes Hahn wurde der Frau Abgeordneten Gabriele Tamandl und das Mandat des Abgeordneten Dr. Rein­hold Lopatka dem Herrn Abgeordneten Jochen Pack zugewiesen.

Das durch den Verzicht der Frau Abgeordneten Christine Marek freigewordene Mandat erhielt Frau Abgeordnete Mag. Gertrude Aubauer; das freigewordene Mandat des Herrn Abgeordneten Dr. Reinhold Mitterlehner erhielt Herr Abgeordneter Ing. Norbert Kapeller und jenes des Abgeordneten Dipl.-Ing. Josef Pröll Herr Abgeordneter Dr. Er­win Rasinger.

Weiters wurde das freigewordene Mandat des Abgeordneten Dr. Michael Spindelegger dem Abgeordneten Johannes Schmuckenschlager zugewiesen.

Da die Wahlscheine bereits vorliegen und die Genannten im Hause anwesend sind, werde ich sogleich ihre Angelobung vornehmen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 22

Nach Verlesung der Gelöbnisformel und über Namensaufruf durch die Frau Schriftfüh­rerin werden die neuen Mandatare ihre Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben.

Ich ersuche nunmehr Frau Schriftführerin Mag. Lohfeyer um die Verlesung der Gelöb­nisformel und um den Namensaufruf.

 


9.07.08

Schriftführerin Mag. Rosa Lohfeyer: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“

Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Mag. Lohfeyer leisten die nachstehend angeführten Abgeordneten die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“:

von der SPÖ: Mag. Christine Muttonen, Mag. Johann Maier, Gabriele Binder-Maier, Dr. Sabine Oberhauser;

von der ÖVP: Wolfgang Großruck, Gabriele Tamandl, Jochen Pack, Mag. Gertrude Aubauer, Ing. Norbert Kapeller, Dr. Erwin Rasinger, Johannes Schmuckenschlager.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich begrüße die neuen Abgeordneten sehr herz­lich in unserer Mitte und wünsche ihnen alles Gute! (Allgemeiner Beifall.)

09.08.20Einlauf

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vom Herrn Bundeskanzler ist folgendes Schrei­ben eingelangt:

„Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Ich beehre mich mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung vom 2. Dezember 2008, GZ 300.000/7-BEV/08, die mit der Fortführung der Verwaltung be­traute Bundesregierung sowie die Staatssekretäre im Bundeskanzleramt, den Staats­sekretär im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, den Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, die Staatssekretärin im Bun­desministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und die Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit vom Amt enthoben hat.

Mit den besten Grüßen

Werner Faymann.“

*****

Ich nutze diese Gelegenheit, den ausgeschiedenen Mitgliedern der Bundesregierung sowie den Staatssekretärinnen und Staatssekretären ein herzliches Wort des Dankes zu sagen und die Anerkennung für ihre Tätigkeit im Dienste der Republik Österreich zum Ausdruck zu bringen.

*****

Weiters liegt ein Schreiben des Bundeskanzlers betreffend die Ernennung der Mitglie­der der neuen Bundesregierung vor.

„Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Ich beehre mich mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung vom 2. Dezember 2008, GZ 300.100/08-BEV/08, mich gemäß Artikel 70 Absatz 1 Bundes-Verfassungsgesetz zum Bundeskanzler ernannt hat.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 23

Weiters hat der Herr Bundespräsident gemäß Artikel 70 Absatz 1 Bundes-Verfas­sungsgesetz auf meinen Vorschlag Herrn Dipl.-Ing. Josef Pröll zum Vizekanzler und Bundesminister für Finanzen, Herrn Dr. Michael Spindelegger zum Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten, Herrn Alois Stöger zum Bundesmi­nister für Gesundheit, Familie und Jugend, Frau Dr. Maria Fekter zur Bundesministerin für Inneres, Herrn Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich zum Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft, Herrn Mag. Norbert Darabos zum Bun­desminister für Landesverteidigung, Herrn Rudolf Hundstorfer zum Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz, Frau Dr. Claudia Schmied zur Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Frau Doris Bures zur Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie, Herrn Dr. Reinhold Mitterlehner zum Bundesminister für Wirt­schaft und Arbeit, Herrn Dr. Johannes Hahn zum Bundesminister für Wissenschaft und Forschung und gemäß Artikel 70 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 78 Absatz 1 Bun­des-Verfassungsgesetz Frau Gabriele Heinisch-Hosek zur Bundesministerin ohne Portefeuille ernannt.

Ferner hat Herr Bundespräsident gemäß Artikel 70 Absatz 1 in Verbindung mit Arti­kel 78 Absatz 2 Bundes-Verfassungsgesetz Herrn Dr. Josef Ostermayer zum Staats­sekretär ernannt und mir zur Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamen­tarischen Vertretung beigegeben, Herrn Dr. Reinhold Lopatka und Herrn Mag. An­dreas Schieder zu Staatssekretären ernannt und sie zur Unterstützung in der Ge­schäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung dem Bundesminister für Finan­zen beigegeben, sowie Frau Christine Marek zur Staatssekretärin ernannt und sie zur Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung dem Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit beigegeben.

Schließlich hat der Herr Bundespräsident gemäß Artikel 70 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 77 Absatz 4 Bundes-Verfassungsgesetz Bundesminister Dr. Johannes Hahn mit der vorläufigen Leitung des Bundesministeriums für Justiz betraut.

Mit besten Grüßen

Werner Faymann.“

*****

Nachdem sich nach den Nationalratswahlen am 28. September 2008 der neugewählte Nationalrat am 28. Oktober 2008 konstituiert hat und nun nach den Regierungsver­handlungen eine neue Bundesregierung angelobt wurde, steht einer konstruktiven Zu­sammenarbeit des Nationalrates mit der Bundesregierung nichts mehr im Wege.

Ich gehe davon aus, dass in den Ausschüssen, ebenso im Plenum des Nationalrates, bei allen inhaltlichen Unterschieden und Debatten darüber, effizient gearbeitet werden wird.

Ich wünsche allen Mitgliedern der Bundesregierung sowie der Frau Staatssekretärin und den Herren Staatssekretären den besten Erfolg für ihre Arbeit im Dienste der Re­publik Österreich.

09.12.16Einlauf und Zuweisungen

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungs­gegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäfts­ordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 24

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 245/J bis 355/J;

2. Anfragebeantwortungen: 1/AB bis 16/AB;

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Privatfernsehgesetz und das Privatradiogesetz geändert werden (19 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem das Mediengesetz geändert wird (20 d.B.),

Bundesgesetz über die Gewährung eines Bundeszuschusses an das Land Tirol aus Anlass des Jubiläumsjahres 2009 – 200 Jahre Erhebung Tirols (21 d.B.).

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Bericht des Bundesministers für Finanzen über die Genehmigung von Vorbelastungen für das 2. Quartal 2008 (Vorlage 4 BA);

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Budgetausschuss:

Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2007 (III-1 d.B.);

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Bericht des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit über die Tätigkeit der Arbeits­inspektion im Jahr 2007 (III-14 d.B.);

Budgetausschuss:

Förderungsbericht 2007 der Bundesregierung (III-15 d.B.).

*****

09.12.39Fristsetzungsantrag

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich mit, dass Herr Abgeordneter Brosz beantragt hat, dem Finanzausschuss zur Berichterstat­tung über den Antrag 20/A der Abgeordneten Dr. Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird, eine Frist bis 10. Dezember 2008 zu setzen.

Der gegenständliche Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhandlungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht werden.

09.13.09*****

 


Wir gehen in die Tagesordnung ein.

Die heutige Sitzung wird in der Zeit von 9.05 Uhr bis 13 Uhr und von 13.15 Uhr bis 17 Uhr vom ORF live übertragen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 25

Redezeitbeschränkung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Für die Debatte über die Erklärung der Bundes­regierung wurde eine Tagesblockzeit von 10 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 135 Minuten, FPÖ 120 Minuten sowie BZÖ und Grüne je 105 Minuten.

Folgende Redezeitvereinbarungen wurden für die Übertragung der Sitzung durch den ORF in der Zeit von 9.40 Uhr bis 13 Uhr und von 13.15 Uhr bis 17 Uhr getroffen: Bun­deskanzler 50 Minuten; je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 13 Minuten, Vizekanzler 25 Minuten; je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 6 Minuten; ein Regierungsmitglied 4 Minuten; je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 4 Minuten; ein Regierungsmitglied 4 Minuten.

Anschließend 10 Runden mit je einer Wortmeldung pro Fraktion mit 3 Minuten und einem Regierungsmitglied mit 4 Minuten und schließlich eine Wortmeldung pro Frak­tion mit 3 Minuten; somit insgesamt 403 Minuten.

Der vorsitzführende Präsident verteilt vor Beginn der vorletzten Runde – nach Rück­sprache mit den Klubvorsitzenden – die allenfalls verbleibende Redezeit auf die fünf Fraktionen in der Weise, dass noch alle Fraktionen in der Fernsehzeit gleichmäßig zu Wort kommen.

Die RednerInnen-Reihenfolge in der ersten Runde lautet: FPÖ, SPÖ, BZÖ, ÖVP und Grüne; die RednerInnen-Reihenfolge in der zweiten Runde lautet: FPÖ, ÖVP, BZÖ, SPÖ und Grüne.

Ab der dritten Runde wird nach der Fraktionsstärke gesprochen.

Tatsächliche Berichtigungen werden erst nach Ende der Fernsehübertragung aufge­rufen.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung, und ich bitte jene Damen und Herren, die die­sem Vorschlag zustimmen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig an­genommen.

09.15.021. Punkt

Wahl der Zweiten Präsidentin/des Zweiten Präsidenten

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen nun zum 1. Punkt der Tagesord­nung.

In Übereinstimmung mit der Präsidialkonferenz schlage ich zu diesem Tagesordnungs­punkt die Durchführung einer Debatte mit einer Redezeit von je 3 Minuten pro Fraktion vor.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die sich dafür aussprechen, um ein entsprechen­des Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Es liegt ein Wahlvorschlag lautend auf Fritz Neugebauer vor.

Wir gehen nun in die Debatte ein.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Dr. Cap. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.15.42

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Wir werden diesem Vorschlag der ÖVP zustimmen. (Abg. Ing. Westentha­ler: Sonst gibt es eine Neuwahl!) Kollege Neugebauer ist ja kein unbeschriebenes


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 26

Blatt. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler.) Wir erwarten uns, dass sich Fritz Neugebauer mit seinem Gewicht für das Parlament, für die Interessen dieses Hauses sowie für den Ausbau der Demokratie einsetzen wird. Wir glauben, dass das sicherlich ein gutes Team sein wird in der Präsidiale und hoffen auf eine gute Zusam­menarbeit. Unsere Unterstützung haben Sie! (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Groß­ruck: Mein erster Applaus für Cap! – Abg. Ing. Westenthaler: Das war wieder eine Rede voller Engagement!)

9.16


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Klubobmann Kopf. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.16.27

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Vor wenigen Wochen haben wir hier an dieser Stel­le Herrn Dr. Michael Spindelegger neuerlich zum Zweiten Präsidenten des Nationalra­tes gewählt. Herr Dr. Spindelegger wurde inzwischen – auf Vorschlag des Bundespar­teiobmannes der Österreichischen Volkspartei Josef Pröll – vorgeschlagen für die Funktion des Außenministers und auch gestern vom Herrn Bundespräsidenten dazu ernannt. Lieber Herr Außenminister, ich gratulierte dir sehr herzlich zu dieser Ernen­nung! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Namens der Österreichischen Volkspartei darf ich Ihnen Fritz Neugebauer als Nach­folger Dr. Spindeleggers zur Wahl vorschlagen. Fritz Neugebauer hier vorzustellen, hieße, Eulen nach Athen zu tragen, daher nur kurz zwei, drei Sätze zu seiner Person.

Fritz Neugebauer ist ein erfahrener und engagierter Arbeitnehmervertreter, der in vie­len, vielen Verhandlungsrunden bewiesen hat, dass er sich für die Interessen insbe­sondere der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einsetzt. Fritz Neugebauer hat aber auch bewiesen, dass er ein konsensfähiger und sozialpartnerschaftlich agierender Mensch ist – und dass er vor allem ein Mensch mit Handschlagqualität ist. Und genau diese Tugenden wird er auch in die neue Funktion mitbringen.

Ich darf Sie daher alle bitten, Fritz Neugebauer das Vertrauen auszusprechen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

9.18


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Strache. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.18.10

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir Freiheit­lichen anerkennen das Recht der Fraktionen, je nach Stärke und auf Grund des Wahlergebnisses die Wahl des Ersten, des Zweiten beziehungsweise des Dritten Prä­sidenten hier mitbestimmen zu können, dafür also ein Vorschlagsrecht zu haben.

Die Österreichische Volkspartei hat mit dem zweiten Platz, den sie bei der vergange­nen NR-Wahl erreicht hat, selbstverständlich ein Recht auf diesen Platz zwei auch hier; wir anerkennen das und wollen daher keinesfalls irgendwelche politischen „Spielchen“ treiben. (Zwischenruf des Abg. Mag. Stadler.) – Das mag dem Herrn Stadler unbe­nommen sein, der ja immer gerne Spielchen spielt. (Abg. Mag. Stadler: ... Herausfor­derung auf Säbel oder Pistole?) Wir werden das nicht tun!

Wir anerkennen die Leistungen von Fritz Neugebauer, der ja als Abgeordneter hier durchaus bekannt und in vielen Bereichen eine sehr streitbare Persönlichkeit ist, wo wir durchaus unterschiedlichste Meinungen haben und durchaus schon heftige Diskussio­nen und Debatten geführt haben, aber, Kollege Neugebauer, Sie haben durchaus Ihre


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Verdienste – und man weiß bei Ihnen, woran man ist; das ist gut so, auch wenn wir nicht immer übereinstimmen.

Kollege Neugebauer, Sie kommen aus dem Beamtenbereich, und da waren Sie nicht immer gar so erfolgreich – das ist eben eine unterschiedliche Einschätzung –, denn als es beispielsweise um die Flexibilitätsregelungen oder auch um die Hackler-Regelung gegangen ist, konnten Sie sich in Ihrer eigenen Fraktion nicht immer inhaltlich durch­setzen. Da brauchen Sie vielleicht in Zukunft stärkere Unterstützung von uns Freiheitli­chen (ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP), aber wir schätzen Sie, Kollege Neugebauer, als Person. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir hoffen, dass Sie als Zweiter Präsident Ihre Aufgabe – und davon gehen wir aus – verantwortungsvoll und über die Parteigrenzen hinweg korrekt und objektiv ausüben werden, wo wir insgesamt die Hoffnung haben, dass alle drei Präsidenten das tun wer­den und dass durch die Präsidenten auch der Parlamentarismus gestärkt wird und wir eine Aufwertung des Parlaments gemeinsam zustande bringen. Das ist die Erwar­tungshaltung, die wir an die Präsidenten haben. Von unserer Seite werden Sie die Un­terstützung erhalten. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.20


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Ing. Westenthaler gelangt nun zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.20.26

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Meine sehr geehrten Damen und Her­ren! Wenn man beobachtet hat, mit welcher „Inbrunst“ und welchem „Engagement“ Klubobmann Cap hier einsilbig vorgetragen hat, den Kandidaten der ÖVP zu unterstüt­zen, dann hat man schon den Hauch des „neuen Parlamentarismus“ gemerkt, der hier sozusagen weht, getragen von einem Regierungsübereinkommen, das Ihnen, Herr Dr. Cap, vorschreibt, was Sie zu tun haben.

Herr Klubobmann Cap, Sie können sich in Zukunft nicht aussuchen, wie Sie hier ab­stimmen. Denn: Würden Sie heute den Kandidaten der ÖVP nicht unterstützen – wis­sen Sie, was dann wäre? –, dann würden wir Neuwahlen haben!

Das ist das Regierungsübereinkommen, dass das festschreibt, und deswegen sagen wir vom BZÖ ganz klar: Es ist eine Situation eingetreten, die wirklich einzigartig ist: Eine Regierung sucht sich aus, wie das Parlament zu handeln hat – und schreibt das auch noch in das Regierungsübereinkommen hinein; schreibt hinein, dass die Regie­rung beendet ist, Herr Klubobmann Cap, wenn man in Ausschüssen oder hier im Ho­hen Haus anders abstimmt, als es eine der beiden Koalitionsparteien will.

Sie schaffen Mittel der direkten Demokratie ab, indem Sie festhalten: keine Volksbefra­gungen, keine Volksabstimmungen mehr! – ja, man darf nicht einmal mehr einen An­trag stellen! Es geht gar nicht mehr um die Abstimmung, sondern die Regierung be­schließt, dass Abgeordnete der beiden Regierungsparteien nicht einmal mehr einen Antrag stellen dürfen!

Deswegen sind wir der Meinung: Wir brauchen ein neues Parlament, ein Parlament mit Rückgrat, mit Hartnäckigkeit und mit Verantwortungsbewusstsein! Ein solches Parla­ment brauchen wir, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)

Wir glauben – ich denke, da liegen wir nicht falsch –, dass wir im Kollegen Fritz Neuge­bauer doch auch einen Verbündeten haben, wenn es darum geht, diese Eigenschaften eines neuen Parlaments, eines mit Rückgrat und auch mit neuem Selbstbewusstsein, zu erzeugen, denn Kollege Neugebauer war in seiner gesamten Geschichte, in seiner Vertretung als Gewerkschafter – 40 Jahre lang Gewerkschafter, sieben Jahre lang im


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Parlament, 17 Jahre lang GÖD-Vorsitzender – nie einer, der sich hat knebeln lassen. Das muss man hier schon einmal klar sagen.

Herr Präsident Neugebauer, deswegen bekommen Sie auch heute von unserer Frak­tion das Vertrauen im Vorschuss, weil wir der Meinung sind, dass Sie nicht nur ein har­ter Verhandler mit Steherqualitäten sind, sondern auch jemand, der sich mit demselben Engagement, wie er für seine Beamten eingetreten ist, auch für die Eigenständigkeit dieses Parlaments einsetzen wird. Und deswegen unterstützen wir Sie, Herr Präsi­dent! (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir wissen in Ihnen jemanden, der Handschlagqualität besitzt, der zu dem steht, was er vereinbart. Sie sind einer, der auch aus der Arbeitnehmervertretung kommt; es ist gut, wenn ein Arbeitnehmervertreter auch in höchste Staatsfunktionen aufrückt.

Wir wünschen Ihnen, Kollege Neugebauer, für diese Tätigkeit alles Gute, wir unterstüt­zen Ihre Wahl und hoffen, dass Sie unser in Sie gesetzes Vertrauen auch rechtfertigen. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.23


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Brosz. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.23.11

Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Das Recht der ÖVP, einen Vorschlag für die Wahl des Zweiten NR-Präsidenten zu machen, ist unbestritten. Sie hätten es uns aber schon deutlich leichter machen können. Wir haben eine Regierung, bei der man zum Frauen­anteil, glaube ich, nicht viel sagen muss. Die Mitglieder der Bundesregierung sitzen hinter mir, die Bilder sprechen für sich; es sind aber noch nicht alle da.

Der Frauenanteil in dieser Regierung ist deutlich gesunken, der Frauenanteil im Parla­ment ist, außer bei den Grünen, bei den meisten Fraktionen deutlich gesunken! Von dem her wäre es schon ein Zeichen gewesen, eine Frau für das Amt der Zweiten Na­tionalratspräsidentin zu nominieren und auch zu wählen. (Beifall bei den Grünen.)

Wir kennen den Herrn Neugebauer natürlich auch seit längerem. Wir wissen, dass Herr Neugebauer in der letzten Legislaturperiode als Bildungssprecher der ÖVP tätig war, aber einen – sagen wir es einmal so – besonderen Reformgeist konnten wir bei ihm nicht wirklich verspüren. Es gab zwar diverse Unterausschüsse, aber das, was in der Bildungspolitik passiert ist, kann man nicht als große Reform bezeichnen, sondern das war eher ein Stillstand. Und das führt mich zu dem Punkt, den Sie auch öffentlich an­gesprochen haben, nämlich zur Frage der Minderheitsrechte im Parlament. Das ist schon ein ganz wesentlicher Punkt!

Die Minderheitsrechte hier in diesem Hause müssen ausgebaut werden. Ich hoffe, dass es diesbezüglich Übereinstimmung geben wird. Aber wenn offenbar schon im Vorfeld Vereinbarungen zwischen ÖVP und SPÖ getroffen worden sind, wie denn das ausschauen soll, nämlich ohne Einbindung der Oppositionsparteien, wenn es offenbar schon einen Konsens darüber gibt, wie das etwa in Sachen Untersuchungsausschuss ausschauen wird, wo wir als Opposition dann eine fertige Lösung auf den Tisch be­kommen, so nach dem Motto „Friss oder stirb!“, dann sage ich Ihnen: So sind die Ver­handlungen über eine Reform der Geschäftsordnung in diesem Haus in den letzten Jahren nicht geführt worden! Die letzte GO-Reform wurde einstimmig beschlossen, und da hat es wirklich Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition gegeben. Das erwarten wir uns auch bei dieser Geschäftsordnungsreform! (Beifall bei den Grünen.)


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Als ich mir das Koalitionsübereinkommen angeschaut habe, war ich mir gar nicht mehr sicher, ob diesbezüglich überhaupt etwas kommen soll, denn darin steht ja, dass alles gemeinsam beschlossen werden muss. Ich darf erinnern: In der letzten Gesetzge­bungsperiode hatten wir die Situation, dass die ÖVP noch die Sperrminorität hatte und eine Veränderung der Geschäftsordnung verhindern konnte. – Jetzt ist das nicht mehr der Fall! Insofern gehe ich davon aus, dass das ein Punkt ist, den zu entscheiden die­sem Haus zusteht – und nicht der Regierung!

Da hat Kollege Westenthaler recht, wenn er meint, die Knebelungsregelung im Regie­rungsübereinkommen sei unwürdig. Das Parlament sollte nämlich die Möglichkeit ha­ben, Rechte frei auszuüben. Im Übrigen hatten wir den Fall – das haben Sie nicht an­gesprochen – bereits in der letzten Woche, dass es eine Abstimmung in einem Aus­schuss dieses Hauses, nämlich im Immunitätsausschuss, gegeben hat, wo es um die Auslieferung des Kollegen Westenthaler wegen des Verdachts auf Widerstand gegen die Amtsgewalt und wegen Körperverletzung gegangen ist (Abg. Mag. Stadler: Dieses Delikt gibt es gar nicht! Strafrecht nachsitzen!), bei der die beiden Regierungsfraktio­nen unterschiedlich abgestimmt haben.

Die Absurdität dieses Regierungsübereinkommens zeigt sich ja schon daran. Denn: Wäre Westenthaler schlussendlich nicht ausgeliefert worden, weil unterschiedlich ab­gestimmt worden wäre, dann wäre die Regierung heute schon gescheitert, wenn man das Regierungsübereinkommen ernst nähme.

Angesichts dessen kann man nur sagen: Bitte ein Plädoyer für Minderheitsrechte, für ein offenes Parlament! Das ist das, was wir uns von Ihnen wünschen! (Beifall bei den Grünen.)

9.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Gemäß § 87 Abs. 7 der Geschäftsordnung ist die Wahl mit Stimmzetteln durchzufüh­ren. Es liegt das Verlangen vor, die Wahlen in Wahlzellen durchzuführen.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 87 Abs. 3 der Geschäftsordnung auch Stimmen gültig sind, die auf andere wählbare Kandidatinnen oder Kandidaten entfallen.

Ich unterbreche nunmehr kurz die Sitzung, um die technischen Voraussetzungen für die Wahlen in Wahlzellen zu schaffen.

Die Sitzung ist unterbrochen.

*****

(Die Sitzung wird um 9.27 Uhr unterbrochen und um 9.29 Uhr wieder aufge­nommen.)

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf. Die Vorbereitungen sind beendet.

Meine Damen und Herren! Der Stimmzettel, der zu benützen ist, wird samt Kuvert bei Namensaufruf durch die Frau Schriftführerin beziehungsweise den Herrn Schriftführer von den hiezu bestimmten Bediensteten der Parlamentsdirektion ausgegeben.

Für die Wahl ist ausschließlich der amtliche Stimmzettel zu verwenden. Auf diesen ist der Name der gewünschten Kandidatin/des gewünschten Kandidaten zu schreiben.


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Nach dem Ausfüllen des Stimmzettels in der Wahlzelle ist dieser im Kuvert verschlos­sen in die bereitgestellte Urne zu werfen.

Ich ersuche nunmehr die Abgeordneten bei Namensaufruf durch die Frau Schriftführe­rin beziehungsweise den Herrn Schriftführer Stimmzettel und Kuvert in Empfang zu nehmen und sich sodann in eine der Wahlzellen zu begeben.

Bitte, Frau Schriftführerin, beginnen Sie mit dem Namensaufruf.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Mag. Lohfeyer beziehungsweise durch den Schriftführer Jakob Auer begeben sich die Abgeordneten in die Wahlzellen und werfen sodann die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Meine Damen und Herren, die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr die Stimmenaus­zählung vornehmen. Ich unterbreche die Sitzung zu diesem Zweck für einige Minuten.

Die Sitzung ist unterbrochen.

*****

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenauszählung vor. – Die Sitzung wird um 9.58 Uhr unterbrochen und um 10.11 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

10.10.01 Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Wahlergebnis bekannt:

Abgegebene Stimmen: 180; davon gültig: 162. Die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen beträgt somit 82.

Es entfielen auf Herrn Abgeordneten Neugebauer 124 Stimmen, auf andere Abgeord­nete 38. (Allgemeiner anhaltender Beifall. – Die Abgeordneten der ÖVP spenden ste­hend Beifall. – Abgeordnete sowie Mitglieder der Bundesregierung begeben sich zu Abgeordnetem Neugebauer und beglückwünschen diesen.)

*****

(Die restlichen 38 Stimmen entfielen auf die Abgeordneten: Mag. Aubauer: 1; J. Auer: 1; Mag. Cortolezis-Schlager: 1; Dr. Glawischnig-Piesczek: 1; Großruck: 1; Kopf: 1; Mag. Molterer: 1; Dr. Plassnik: 16; Dr. Schüssel: 11; Mag. Stadler: 1; Steibl: 2; Wöginger: 1.)

*****

Damit ist Herr Abgeordneter Fritz Neugebauer zum Zweiten Präsidenten des Natio­nalrates gewählt.

Herr Abgeordneter, ich frage Sie, ob Sie die Wahl annehmen.

 


10.12.03

Abgeordneter Fritz Neugebauer (ÖVP): Ich danke für die Zustimmung und nehme die Wahl gerne an.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich beglückwünsche Sie sehr herzlich und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit. (Allgemeiner Beifall.)


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10.12.192. Punkt

Erklärung der Bundesregierung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zum 2. Punkt der Tagesord­nung: Erklärung der Bundesregierung.

Im Anschluss an diese Erklärung wird im Sinne des § 81 der Geschäftsordnung ent­sprechend dem vorliegenden Verlangen von fünf Abgeordneten eine Debatte stattfin­den.

Ich erteile nunmehr dem Herrn Bundeskanzler zur Abgabe der Erklärung das Wort. Es ist eine Redezeit von 50 Minuten vereinbart. – Bitte, Herr Bundeskanzler.

 


10.12.40

Bundeskanzler Werner Faymann: Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Frau Präsi­dentin des Nationalrates! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die neue österreichische Bundesregierung steht vor großen politischen Herausforderun­gen, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Wirtschaftsforscher sind übereinstim­mend der Ansicht, dass sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen wird und die reale Gefahr eines Nullwachstums besteht – beziehungsweise sogar die Gefahr einer Schrumpfung unserer Wirtschaftsleistung.

Dieses Szenario stellt nicht nur Österreich, sondern Europa und die ganze Welt vor große Herausforderungen. Um diese Herausforderungen zu meistern, bedarf es eines entschlossenen, raschen und gemeinsamen Handelns.

Es gilt aber auch festzustellen, dass nach übereinstimmender Prognose internationaler Experten die gesamte Weltwirtschaft auch in den kommenden Jahren um rund 2 Pro­zent zulegen wird. Im Vergleich zum exorbitanten Wachstum der vergangenen Jahre – im Schnitt der letzten fünf Jahre wuchs die Weltwirtschaft pro Jahr um 5 Prozent – wirkt das bescheiden. Dennoch muss man angesichts dieser Vorhersage deutlich sagen: Wir dürfen ruhig ein wenig optimistischer sein, als uns die Kommentatoren weisma­chen wollen!

Gefragt sind in der derzeitigen Situation vor allem drei wesentliche Dinge: eine sachli­che Analyse der Situation, rasche und ausreichende Maßnahmen – vor allem zur Absi­cherung von Arbeit und Einkommen – sowie ein gemeinschaftliches Handeln.

Die aktuelle Weltfinanzkrise erfordert mehr denn je das akkordierte Vorgehen von Staaten und Notenbanken. In der Europäischen Union gehen die Mitgliedsländer der­zeit unterschiedliche Wege und unterschiedliche Geschwindigkeiten. Manche Mit­gliedsländer haben – so wie Österreich – rasch umfangreiche Belebungsmaßnahmen für die Konjunktur beschlossen, andere zögern sowohl bei der Ausweitung staatlicher Investitionen als auch bei der Entlastung der Steuerzahler. Manche Mitgliedsländer setzen auf eine Senkung der Verbrauchssteuern, andere auf eine Entlastung bei der Einkommensbesteuerung.

Renommierte Wirtschaftsforscher schlagen derzeit sehr unterschiedliche Maßnahmen vor, um die Rezession möglichst kurz ausfallen zu lassen. Einigkeit herrscht aber in zentralen Punkten: Die Notenbanken müssen den Banken jetzt deutlich mehr Bargeld­reserven zur Verfügung stellen. Dies ist sowohl in den USA als auch in der Europäi­schen Union rasch und konsequent geschehen. Einigkeit besteht auch darüber, dass sich ein neues Weltfinanzsystem nicht nur auf den amerikanischen Dollar stützen kann, dass eine neue, weltweite Finanzstruktur erarbeitet werden muss, die auch die Finan­zierung der Entwicklungsländer auf stabile Beine stellt, und dass es einheitlicher Re­geln in einer globalen Finanzwelt bedarf, wenn man die Entstehung neuer Finanzbla­sen künftig verringern möchte.


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Die wohl wichtigste Entscheidung betrifft das Ausmaß der Kontrolle und der neuen Re­geln in einer internationalisierten Wirtschaft. Hier schlagen die anerkanntesten Ökono­men – beispielsweise der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul A. Samuelson – einen „Weg der Mitte“ vor. Denn: Eine Deregulierung, so Samuelson, wie in den USA ge­handhabt, führte uns geradewegs in die heutige Krise. Andererseits: Eine zu starke dauerhafte Reglementierung von Finanzwirtschaft und Wirtschaft verhindert Innovatio­nen.

Natürlich ist es wichtig, zu benennen, was die internationalen Finanzmärkte in den Bei­nahe-Crash geführt hat. Lassen Sie mich dazu den bekennenden Freund Amerikas und einen Altmeister europäischer Politik, Helmut Schmidt, zitieren, der bereits ganz am Beginn der Krise meinte:

„An der Wall Street herrscht ein Defizit an Durchblick, aber es herrscht auch ein morali­sches Defizit.“ (Abg. Ing. Westenthaler: Aber nicht nur dort! Auch am Ballhausplatz!) – Sie, Herr Westenthaler, hat er, glaube ich, nie kennengelernt! (Beifall bei der SPÖ.)

Weiter meinte Helmut Schmidt: „Die Politiker in Washington haben nicht gemerkt, was los war, sie haben die Entwicklung nicht durchschaut. Insofern trifft sie eine Mitschuld. Aber bei ihnen geht es weniger um ein moralisches Defizit als um ein Defizit an Ein­sicht und Tatkraft.“

Dem moralischen Defizit der Märkte und dem Defizit an Einsicht und Tatkraft muss sich Europa, muss sich Österreich und damit auch diese österreichische Bundesregierung entgegenstellen. Dazu braucht es klare Handlungsanleitungen:

Dem falsch verstandenen Freiheitsbegriff – Vorrang für Profitmaximierung, Wetten auf fallende oder steigende Kurse, undurchschaubare Finanzprodukte – sind deutliche Rie­gel vorzuschieben.

Für die Politik der kommenden Jahre braucht es klare Zielvereinbarungen. Die aller­erste muss lauten: Das Erfolgskriterium der Politik muss der Mensch sein – nicht der Umsatz oder der Gewinn.

Gerade in diesen Tagen müssen wir jene Errungenschaften beim Namen nennen kön­nen, die Grundlage eines breiten Wohlstands und eines wirtschaftlichen Erfolgsweges sind:

Unsere Reaktion auf die Krise der Finanz- und Weltwirtschaft muss einmal mehr lau­ten, unsere solidarischen Systeme abzusichern und sie finanzierbar zu erhalten. Gera­de in Zeiten der Krise gilt: Das Erreichte sichern. Österreich hat ein solidarisch finan­ziertes Gesundheits- und Pensionssystem, und das muss auch in Zukunft so bleiben! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Unsere Reaktion auf die Krise muss sein, die Verantwortung für den einzelnen Arbeit­nehmer und die Verantwortung für den Menschen über die Logik des Marktes zu stel­len. Wir geben den Märkten strengere Regeln, damit sie ihre Kernaufgabe – Wohlstand zu schaffen – erfüllen können. Folglich muss die Arbeit, muss der Arbeitsplatz auch in den Wirtschaftsbilanzen wieder einen höheren Stellenwert bekommen.

Eines liegt mir dabei besonders am Herzen: Unsere Reaktion auf die Krise muss auch sein, billige Schuldzuweisungen abzuwehren. Ich warne davor, jenen, die diese Krise am heftigsten trifft, die Schuld daran in die Schuhe zu schieben. Kein Arbeitnehmer dieses Landes – gleichgültig, ob dieser einen österreichischen Pass besitzt oder nicht – hat Schuld an der Krise der Finanzmärkte! Kein Arbeitnehmer hat Schuld an der Rezession! (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Mag. Stadler: Behauptet ja niemand! – Abg. Ing. Westenthaler: Behauptet ja keiner! Wer hat das behauptet?)


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Der Weg der Mitte heißt, Leistung und Erfolg zu fördern. Er heißt aber auch, Schutz zu gewähren, wo dieser notwendig ist. Leistung und Wettbewerb sind Elemente, ohne die eine Marktwirtschaft nicht funktionieren kann. Wir bekennen uns zu Leistung und Wett­bewerb.

Ob ein Staat, ob eine Volkswirtschaft erfolgreich ist, entscheidet sich aber an der Fä­higkeit, jene zu stützen, die unsere Hilfe brauchen. Der österreichische wirtschaftliche Weg der vergangenen Jahrzehnte beweist: Es gibt keinen Wohlstand ohne Spitzenleis­tung und ohne Wettbewerb. Aber Wettbewerb und Spitzenleistungen für sich allein ma­chen noch kein funktionierendes Gemeinwesen. Das Erfolgsprinzip ist die Festschrei­bung von Solidarität. Wir, die österreichische Bundesregierung, haben diese Solidarität zum Leitmotiv unserer Tätigkeit für die nächsten Jahre gemacht. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Diese österreichische Bundesregierung zeigt gerade auch durch die ihr angehörenden Persönlichkeiten, worauf es in nächster Zukunft besonders ankommen wird. Es wird darauf ankommen, jenes Prinzip, das Österreich zu einem der zehn wohlhabendsten Länder dieser Welt werden ließ, in Zeiten der Krise nicht über Bord zu werfen.

Es ist dies das Prinzip des Verhandelns, nicht des Streitens, das Prinzip des Augenma­ßes, nicht des Pendelns zwischen Extrempositionen, das Prinzip der gemeinsamen Entscheidungsfindung statt des Diktats einer Gruppe, das Prinzip des Ausgleichs und nicht des Gegensatzes, kurz: das Prinzip der österreichischen Sozialpartnerschaft, das sich als Erfolgsmodell während Jahrzehnten bewährt hat.

Wer den Ausgleich zwischen zwei Positionen sucht, der muss zuvor seinen Standpunkt klar formuliert haben. Beide Partner in dieser Regierungskoalition haben ihren jeweili­gen Standpunkt. Es gibt hier Unterschiede, und das ist auch gut so. Was aber die Poli­tikerinnen und Politiker in dieser Bundesregierung verbindet, sind der Wille zur gemein­samen Arbeit und die Bereitschaft zum politischen Kompromiss.

Einen gemeinsamen Nenner zu finden, das ist das Wesen der Demokratie. Ich bin da­von überzeugt, wenn zwei Parteien sich in allen Fragen diesen gemeinsamen Nenner zum Ziel machen, dann ist ihre Kraft nicht nur mit zwei, sondern mindestens mit vier zu multiplizieren. (Zwischenrufe beim BZÖ.) Das Prinzip der Suche nach dem gemeinsa­men Nenner gilt es auch gegenüber allen anderen Gruppen und Akteuren anzuwen­den.

Die Herausforderungen der nächsten Monate und Jahre, nämlich die Konjunktur zu stützen, den Arbeitsmarkt, das Gesundheits- und Pensionssystem zu sichern, in Bil­dung zu investieren, erfordern Partnerschaften auf allen Ebenen: Partnerschaften mit den Bundesländern, wenn es etwa um Gesundheit oder Bildung geht; mit den Städten und Gemeinden, wenn es um die Kinderbetreuung oder die Infrastruktur geht; mit den Seniorenverbänden und der Wirtschaft, wenn es um die Pensionen geht; mit den Ärz­ten, den Lehrern, den Elternvertretern, mit den im Nationalrat vertretenen Parteien, die nicht der Bundesregierung angehören; mit den Medien, die unsere Arbeit kritisch be­gleiten.

Die Herausforderung der Konjunkturstützung trifft alle Wirtschaftsnationen gleicher­maßen. Sie wird auch zu einer besonderen Herausforderung für die Europäische Union werden. Die Union wird so wie auch Österreich die Ziele eines stabilen Arbeitsmarktes, die Ziele einer sozialen, einer Arbeitnehmerunion voranstellen müssen.

SPÖ und ÖVP haben sich dazu entschlossen, in einer gemeinsamen Bundesregierung diese Herausforderungen anzunehmen. Die beiden Partner haben bereits in den Wo­chen nach der Nationalratswahl gezeigt, dass sie die berechtigten Erwartungen der Österreicherinnen und Österreicher erkannt haben. Es geht aber auch darum, die Pro-


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bleme zu orten und rasch an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten. Nun ist die präzise Arbeit das Gebot der Stunde – mit Konzentration auf rasche Erfordernisse und mit dem Blick auf die mittlere Distanz.

Wir müssen in der nächsten Zukunft alles tun, um die österreichische Wirtschaft bei der Bewältigung der Krise zu unterstützen, die Konjunktur zu stabilisieren und die Arbeits­plätze zu erhalten. Es ist aber ebenso unbedingt notwendig, die Kaufkraft der Österrei­cherinnen und Österreicher zu stärken, da neben Investitionen die Aufrechterhaltung der Inlandsnachfrage die bedeutsamste Stütze der Konjunktur darstellt.

Das erste Konjunkturpaket, das wir vor wenigen Wochen beschlossen haben, umfasst wichtige Maßnahmen zur Förderung der mittelständischen Wirtschaft. Bis 2012 ist jähr­lich 1 Milliarde € budgetiert, davon sind 700 Millionen € für zusätzliche Investitionen, zum Beispiel Bahninvestitionen, vorgesehen, ergänzt durch den Mittelstandsfonds und eine höhere Bausparförderung.

Für die nächsten beiden Jahre haben wir darüber hinaus ein Konjunkturpaket im Aus­maß von 1,9 Milliarden € vereinbart. Dieses wird Investitionsanreize für Unternehmen in Form einer vorzeitigen Abschreibung im Ausmaß von 570 Millionen € enthalten.

Und es ist auch von entscheidender Bedeutung, die öffentliche Nachfrage zu steigern, etwa durch Projekte der Bundesimmobiliengesellschaft um 850 Millionen €, die vorge­zogen werden, und so wesentliche Impulse für die österreichische Wirtschaft und damit für deren Ankurbelung zu setzen.

Daneben werden zusätzlich 100 Millionen € für die thermische Sanierung und 75 Millio­nen € für regionale Beschäftigungsprogramme zur Verfügung gestellt.

Allein diese beiden Konjunkturpakete sollen und werden Wachstum und Beschäftigung sichern. Sie flankieren ein europaweites Konjunkturpaket, das Maßnahmen im Ausmaß von 200 Milliarden € umfasst. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Diese Anstrengungen werden dann Früchte tragen, wenn auch die einzelnen Bürgerin­nen und Bürger merken, dass uns diese Kaufkraftsteigerung ein besonderes Anliegen ist, wie etwa die Unterstützung der Familien, damit auch den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern mehr Einkommen zur Verfügung steht.

Die neue Bundesregierung hat sich daher entschlossen, die Steuerreform vorzuzie­hen. Sie soll am 1. Jänner 2009 in Kraft treten. Über 2,2 Milliarden € sollen der Entlas­tung aller Steuerzahler, insbesondere des Mittelstands dienen.

Wir werden sicherstellen, dass künftig erst ab einem Einkommen von 11 000 € Steuern zu bezahlen sind. Bei den Bestverdienern wird die jährliche maximale Steuerersparnis 1 350 € betragen.

Neben der Steuerreform stellt die Entlastung für Familien und Kinder einen weiteren Schwerpunkt der neuen Bundesregierung dar. Dafür werden 500 Millionen € bereitge­stellt. Dies ermöglicht die Einführung eines Kinderfreibetrages von 220 € pro Kind, die Erhöhung des Kinderabsetzbetrages, die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten sowie eine steuerliche Begünstigung der Arbeitgeber, die zur Betreuung von Kindern ihrer ArbeitnehmerInnen einen Beitrag leisten. Die Steuerreform und die Entlastung von Familien werden dazu beitragen, das verfügbare Einkommen spürbar zu erhöhen.

Konkret bedeuten unsere Maßnahmen, dass etwa eine Alleinerzieherin mit zwei Kin­dern um jährlich 1 700 € entlastet wird, eine Familie mit zwei Kindern, wo beide Eltern­teile arbeiten, um jährlich 2 500 €.

Mit den Konjunkturmaßnahmen, der Steuerreform und der Familienentlastung setzt die Bundesregierung einen wesentlichen Impuls, um Österreich sicher und ohne Verwer­fungen durch ökonomisch schwierige Zeiten zu führen.


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Die Bundesregierung ist sich aber auch dessen bewusst, dass die Haushaltsdisziplin nicht außer Acht gelassen werden darf, dass es darum geht, über den Konjunktur­zyklus einen ausgeglichenen Haushalt herzustellen. Es ist daher auch notwendig, Kon­solidierungsmaßnahmen vorzusehen, die einen mittelfristigen Beitrag leisten.

Der Präsident des Rechnungshofes und der Vorsitzende des Staatsschuldenausschus­ses haben in gemeinsamen Tätigkeitsfeldern, die sie definiert haben, Vorschläge ge­macht, die zur Verwaltungsreform und zum Abbau der Bürokratie beitragen sollen. Die­se Vorschläge reichen von der Beseitigung von Doppelgleisigkeiten in der Verwaltung über die Verwaltungssteuerung, den Finanzausgleich, das Gesundheitswesen, das Schulwesen, die Wissenschaft und das Förderwesen bis zur Personalpolitik des Bun­des.

Die Bundesregierung nimmt diese Vorschläge ernst. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus dem Finanzminister, zwei Landeshauptleuten, Wirtschaftsforschern und mir selbst soll bereits im ersten Quartal des nächsten Jahres konkrete Vorschläge erarbeiten.

Seien wir uns aber im Klaren, dass die Konsolidierung und die Fortführung einer Ver­waltungsreform nur dann gelingen können, wenn alle gemeinsam dazu beitragen. Dies betrifft den Bund, die Länder, die Städte, die Gemeinden. Nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung wird es uns gelingen, Einsparungen vorzunehmen, Doppelgleisigkei­ten zu beseitigen, die notwendigen Mittel, die dadurch frei werden, an der richtigen Stelle einzusetzen.

Ein zentrales Anliegen der Bundesregierung ist dabei die Sicherung und Reform des für die Österreicherinnen und Österreicher so wichtigen Gesundheitswesens. Die Si­cherung und Finanzierung eines starken öffentlichen Gesundheitssystems hat nämlich für uns höchste Priorität. Es muss die Sanierung des Krankenversicherungssystems angegangen werden. Insgesamt haben sich im Krankenversicherungsbereich die Aus­gaben und Einnahmen der Krankenkassen stark auseinanderentwickelt, was dazu führt, dass einige Träger in eine prekäre finanzielle Situation gekommen sind.

Wir haben bereits erste Maßnahmen gemeinsam in diesem Haus beschlossen, etwa die Halbierung der Mehrwertsteuer auf Medikamente, und eine gewisse Entlastung für die Krankenkassen geschafft. Dieser Weg muss partnerschaftlich mit den Krankenkas­sen, den Bundesländern, den Ärztinnen und Ärzten, den Apotheken und der Pharma­wirtschaft weitergegangen werden.

Ich möchte aber auch gleich dazusagen, dass auf diesem Weg von allen beteiligten Partnern ein entsprechendes Ausmaß an Solidarität gefordert sein wird. Wir wollen das notwendige Geld aus Bundesmitteln in die Hand nehmen und fair und zielgerichtet ein­setzen. Dies muss ohne Belastung der im Mittelpunkt unserer Bemühung stehenden Patientinnen und Patienten erfolgen. Die mit Anfang dieses Jahres eingeführte Begren­zung von den von Patientinnen und Patienten zu bezahlenden Rezeptgebühren mit 2 Prozent des Nettoeinkommens greift und entlastet bereits über 200 000 Menschen.

Wir legen auch hier ein klares Bekenntnis dazu ab, dass es keine neuen Selbstbehalte geben darf. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir wissen, dass alles, was den Bereich der Spitäler betrifft und zu Recht auch in der öffentlichen Diskussion immer eingefordert wird, nach der Frage der Krankenkassen und der Finanzierung der Krankenkassen, dass diese Fragen nur in engster Koopera­tion mit den Ländern lösbar sind. Wir werden uns entsprechend den geltenden Verein­barungen darauf konzentrieren und zuerst ansehen und erheben, ob das im Spitalsbe­reich aufgewendete Geld richtig eingesetzt wird, und in einem zweiten Schritt dann ge­meinsam mit den Ländern Schlussfolgerungen ziehen.


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Es wäre leicht, das eine oder andere hier zu versprechen. Wir müssen aber sicherstel­len, dass der Partner, der dafür notwendig ist, und die Länder in die Diskussion ausrei­chend eingebunden werden. Daher haben wir uns hier auch einen Zeitplan gesetzt, der mit der Finanzierung der Krankenkassen als erstem Schritt beginnt.

Hinsichtlich Gesundheitsförderung und -prävention sollen erstmals nationale Gesund­heitsziele erarbeitet und formuliert, die betriebliche Gesundheitsförderung massiv aus­gebaut werden.

Im Mittelpunkt unseres Gesundheitssystems müssen und werden die PatientInnen ste­hen. So soll es ein transparentes Wartezeitenmanagement, genauso bessere Öff­nungszeiten, Erreichbarkeit in der Nacht im niedergelassenen Bereich und die Möglich­keit der Direktbelieferung von immobilen und chronisch kranken PatientInnen durch die Sozialversicherungsträger geben. Der Spitalsbereich und der Bereich der niedergelas­senen Ärzte müssen besser aufeinander abgestimmt werden. Im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit planen wir eine bessere Versorgung mit fachärztlichen Diens­ten vor allem zu den Tagesrandzeiten und an Sonn- und Feiertagen. Um unseren Kin­dern und unserer Jugend möglichst diese Leistungen auch anbieten zu können und ih­nen die Basis für ein gesundes Leben zu geben, werden wir eine Gesundheitsstrategie für erwerbstätige Jugendliche erarbeiten und das Projekt der gesunden Schule weiter­entwickeln. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Verstärkte Aufmerksamkeit werden wir auch dem Thema Frauengesundheit widmen. Um bestehende Qualität in der Gesundheitsversorgung zu halten und weiter auszu­bauen, werden aufbauend auf einem Qualitätsbericht messbare Qualitätsziele für alle Versorgungsbereiche formuliert. Es ist nur recht und billig, dass die öffentliche Hand, die ein Gesundheitssystem finanziert, auch die Qualitätsstandards für dieses System entwickelt und gemeinsam mit den schon öfters zitierten Partnern auch umsetzt.

Eine wesentliche Säule im Gesundheitssystem sind natürlich auch die Beschäftigten. Hier werden wir die bestehenden Berufsbilder weiterentwickeln und modernisieren so­wie eine stärkere Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Berufsbildern gewährleisten. Auch die gesundheitliche Situation der im Gesundheitswesen beschäftigten Menschen, vor allem derer, die schon älter sind, darf man nicht aus den Augen verlieren.

Wie ich schon eingangs ausgeführt habe, stellt die Sicherung von Arbeitsplätzen ein wesentliches Anliegen der Bundesregierung dar. Wir haben heute vor allem im interna­tionalen Vergleich eine sehr gute Situation auf dem Arbeitsmarkt. Diese drückt sich in einem sehr hohen Beschäftigungsstand und geringer Arbeitslosigkeit aus. Die abseh­bare Wirtschaftsentwicklung wird aber auch auf den österreichischen Arbeitsmarkt er­hebliche Auswirkungen haben.

Arbeitslosigkeit ist vor allem ein soziales Problem, das allerdings enorme wirtschaftli­che Auswirkungen hat. Deshalb ist es ganz besonders wichtig, neue und zusätzliche Beschäftigungspotenziale zu erschließen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wie auch Unternehmen auf die strukturellen Änderungen vorzubereiten, bei der Bewälti­gung dieser Änderungen zu unterstützen und vor allem – und das ist zu betonen – prä­ventiv, also vorsorglich, alles zu tun, um drohende Arbeitslosigkeit möglichst zu verhin­dern. Jeder zusätzliche Arbeitslose belastet das Solidarsystem. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Unsere gemeinsame Aufgabe ist es daher auch, zusätzlich jene arbeitsmarktpoliti­schen Maßnahmen zu setzen, um Menschen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, möglichst in ihren Unternehmen zu halten beziehungsweise unternehmensnah zu be­schäftigen. Ganz besonderes Augenmerk müssen wir dabei auf die Jugendbeschäfti­gung richten. Jugendliche müssen möglichst reibungslos von der Schule in das Be­schäftigungssystem integriert werden. Eine garantierte Berufsausbildung soll nachhalti-


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ge Erwerbskarrieren ermöglichen. Unsere Jugend ist für unsere Gesellschaft und na­türlich auch für unsere Wirtschaft das wichtigste Potenzial für die Zukunft. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Wer bei der Jugendbeschäftigung spart, der verspielt die Zu­kunft unserer Wirtschaft. Mit der Ausbildungsgarantie, diese haben wir gemeinsam vor­geschlagen, haben wir einen Weg eingeschlagen, den wir konsequent weiter verfolgen werden. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Die Maßnahmen der Ausbildungsgarantie – allen voran der Ausbau überbetrieblicher Lehrwerkstätten – müssen daher zügig umgesetzt werden. Wir werden für die Zukunft die dafür notwendigen Mittel bereitstellen. Aber unsere Anstrengungen werden sich nicht auf den Jugendbeschäftigungsbereich beschränken, sondern die aktive Arbeits­marktpolitik insgesamt betreffen. Qualifizierung ist für den österreichischen Arbeits­markt der wesentliche Schlüssel zum Erfolg, da sich bereits zu Hochkonjunkturzeiten zeigt, dass gerade die am schlechtesten Ausgebildeten als Erstes und am härtesten von Arbeitslosigkeit betroffen sind.

Für die Gruppe der älteren ArbeitnehmerInnen wird die Bundesregierung spezielle Maßnahmen setzen, auch spezielle Maßnahmen der Gesundheitsförderung zur Erhal­tung und Förderung der Arbeitsfähigkeit.

Die derzeit unbefriedigende Ausgestaltung der Pflegefreistellung wird novelliert wer­den. Wenn ich von Vereinbarkeit von Beruf und Familie spreche, dann meine ich aber nicht nur die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf, zu der ich dann noch etwas sagen möchte, sondern auch die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern. Hier werden wir die bestehende Familien­hospizkarenz ausbauen und dafür sorgen, dass pflegende Angehörige durch ihr Enga­gement keine sozialversicherungsrechtlichen Nachteile erleiden. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Die Chancengleichheit, die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt sowie die Her­stellung der Einkommensgerechtigkeit stellen wesentliche Ziele der österreichischen Bundesregierung dar. In diesem Zusammenhang wird es darum gehen, das Kinderbe­treuungsgeld weiterzuentwickeln sowie die Väterbeteiligung zu schaffen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir wollen den Ausbau der Kinderbetreuung weiter vorantreiben und die Defizite, die bestehen, beseitigen. Das gilt insbesondere für die Betreuung der unter Dreijährigen. Es geht darum, die Qualität der Kinderbetreuung zu sichern, grundlegende Standards und pädagogische Konzepte zu erarbeiten.

Im Bereich der Chancenpolitik hat sich die Bundesregierung dazu entschlossen, ge­meinsam mit den Sozialpartnern einen nationalen Aktionsplan für die Gleichstellung zu erarbeiten, der die Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen helfen wird sowie die Ein­kommensschere verringern helfen soll. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Die Bundesregierung wird sich generell im Laufe der Legislaturperiode grundlegend mit der Frage der Entlastung des Faktors Arbeit zu beschäftigen haben. Wir müssen da­bei sicherstellen, dass all die Systeme der sozialen Sicherheit auch finanzierbar blei­ben, ohne die gesamte Finanzierungslast auf die Schultern der Beschäftigten und de­ren Arbeitgeber zu legen.

Was die Öffnung des Arbeitsmarktes für Arbeitskräfte aus den neuen Mitgliedstaaten betrifft, so werden wir die Übergangsfristen ausschöpfen und parallel dazu den Arbeits­markt stufenweise für Fachkräfte öffnen.

Ähnliches gilt auch für den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte aus Drittstaaten nach Österreich. Hier wollen wir ein kriteriengeleitetes System schaffen, das vor allem auf Qualifikation und Integration abstellt. Begleitend dazu müssen aber die Bemühungen,


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Lohn- und Sozialdumping zu bekämpfen, verstärkt werden. Wir werden uns daher auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass grenzüberschreitende Rechtsdurchsetzung realistisch möglich ist. Europäische Integration muss sich auch auf Behördenzusam­menarbeit und darf sich nicht nur auf die Schaffung des Binnenmarktes beziehen.

Die Bundesregierung legt ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen Absicherung und zum Ausbau von sozialen Sicherheiten in unserem Land ab. Dazu gehört auch der Ausbau des gesetzlichen Pensionssystems. Damit der österreichische Nationalrat und die Bundesregierung ein klares Bild über die Situation der ersten Säule der Alterssiche­rung haben, werden wir ein Berichtswesen etablieren, das alle Beitragsleistungen und öffentlichen Mittel, die zur Alterssicherung aufgewendet werden, darstellt.

Aufgrund der politischen Diskussion der jüngeren Zeit erscheint es mir aber wichtig an­zumerken, dass es sich um ein Berichtswesen handelt, das der Gesetzgebung nicht die Verantwortung für etwaige Änderungen im System abnimmt. Fachexpertise ist wichtig und unverzichtbar, aber politische Entscheidungen sind von der Politik zu tref­fen und auch von dieser zu verantworten. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Invaliditäts- und Schwerarbeitspension soll unter Einbeziehung der Sozialpart­ner reformiert werden.

Es gibt auch viele Bereiche, in denen es darum geht, ungerechte Härten zu vermeiden. Die Bundesregierung plant daher beispielsweise auch eine Verbesserung der pen­sionsrechtlichen Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten.

Insgesamt bekennt sich die Bundesregierung zu einer umfassenden Absicherung, qua­litätsvollen Erweiterung und nachhaltigen Finanzierung der Pflege und Betreuung. Ähnlich wie im Bereich der Gesundheit handelt es sich bei den Fragen rund um die Pflege und Betreuung um Dienstleistungen, die zu einem guten Teil von den Bundes­ländern gestaltet und verantwortet werden.

Hier gilt es eine Reihe von Lücken zu schließen und entsprechende Antworten zu fin­den. Nicht vergessen sollen wir dabei auch auf die Menschen, die die Pflege durchfüh­ren. Auch für diese ist sozialversicherungsrechtlicher Schutz notwendig.

Bei der Bekämpfung von Armut ist uns in den vergangenen Legislaturperioden ge­meinsam mit den Sozialpartnern einiges gelungen, aber neben dem wesentlichen Schritt der Einführung des Mindestlohns ist noch die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung offen, die für uns ein wichtiges Anliegen darstellt.

Für die Zukunft unseres Landes ist es von entscheidender Bedeutung, auch neues Wissen zu nutzen und zu fördern. Die Forschung, die Universitäten, die außeruni­versitären Forschungszentren seien in diesem Zusammenhang nur stichwortartig genannt.

Ich habe in meiner Tätigkeit als Minister für Infrastruktur oft Gelegenheit gehabt, auch in diesem Haus über die Forschungsquote und die Bedeutung der Forschungsquote zu reden. Daher möchte ich heute dazu nur kurz anmerken, dass natürlich die Forschung einer der wesentlichen Schlüsselfaktoren für die Zukunft, für die wirtschaftlichen Chan­cen unseres Landes in Zukunft ist.

Das Bildungssystem im Gesamten ist einer jener Schlüsselfaktoren, die auch über den Reichtum der nächsten Generation entscheiden werden. Es gilt daher, die Über­gänge im Bildungssystem vom Kindergarten zur Schule und zu einer tertiären Ausbil­dung beziehungsweise zur Weiterbildung aktiv zu gestalten. Es steht für diese Maß­nahmen im Bildungsbereich – das haben wir vereinbart – zusätzlich ein Budget von 50 Millionen € pro Jahr zur Verfügung.


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Die Bundesregierung bekennt sich dazu, bereits den Kindergarten als Bildungsein­richtung zu sehen. Aus diesem Grund wollen wir ein verpflichtendes Kindergartenjahr für alle Fünfjährigen einführen und werden dafür jährlich 70 Millionen € zur Verfügung stellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Was die Tagesbetreuung betrifft, wird diese Bundesregierung ganztägige Schulformen und Ganztagsbetreuungsangebote ausbauen. Es soll eine Ausbildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr geben, damit allen Jugendlichen eine vollwertige Ausbildung er­möglicht wird, und es ist die Weiterentwicklung des dualen Ausbildungssystems ge­plant. Aber auch die erfolgreichen Modellversuche der Neuen Mittelschule der 10- bis 14-Jährigen sollen weiterentwickelt und vergleichbare Modelle in allen Bundesländern eingerichtet werden.

Alle Maßnahmen im Bildungs- und Ausbildungsbereich können nur dann von Erfolg ge­krönt sein, wenn bestens qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer eingesetzt werden. Dazu wird es auch notwendig sein, über ein leistungsorientiertes Dienst- und Besol­dungsrecht für alle neu eintretenden Lehrer zu reden und ein solches auch zu verwirk­lichen.

Es wird aber auch notwendig sein, die bestehende Organisation der Schulverwal­tung zu überdenken. Auch diesbezüglich gibt es eine Reihe von Vorschlägen in unse­rem Regierungsprogramm.

Die Bundesregierung bekennt sich auch zu besonderen Schwerpunkten im Hoch­schulbereich, wie etwa der ganzheitlichen Betrachtung von Universitäten, Fachhoch­schulen sowie pädagogischen Hochschulen und Privatuniversitäten.

Die österreichische Bundesregierung will zur Gestaltung einen österreichischen Hoch­schulplan entwickeln, der strategische Leitlinien und Standortoptimierungen enthält so­wie die Durchlässigkeit innerhalb des österreichischen Hochschulwesens sicherstellt.

Besonderes Augenmerk wird daher auf die Weiterentwicklung des Universitätsgeset­zes 2002 zu legen sein, um die österreichischen Universitäten für den internationalen Wettbewerb fit zu machen und gleichzeitig die bestmöglichen Ausbildungsplätze für Studierende zu garantieren.

In den vergangenen Jahren war die Ausbildung an österreichischen Fachhochschulen ein Erfolgsmodell. Dieses wurde zum fixen Bestandteil in der österreichischen Hoch­schullandschaft. Es soll daher die Erhöhung der Studienplatzfinanzierung vorgezogen werden und die Zahl der berufsbegleitenden Studiengänge deutlich ausgebaut werden.

Es soll Kooperationen in der Exzellenzenförderung geben. (Abg. Mag. Stadler: „Exzel­lenzenförderung“?!) Die Bundesregierung hat hier immer uneingeschränkt einen Schwerpunkt gesetzt, sowohl im Bereich der wissenschaftlichen Forschung als auch neben der Exzellenzförderung im Bereich der Anwendung, denn die Grenzen ver­schwimmen hier manchmal und machen gemeinsame Vorgangsweisen und Strategien notwendig. (Abg. Mag. Stadler: „Exzellenzenförderung“?! – Heiterkeit beim BZÖ.)

Die Bundesregierung – und damit sind wir bei einem für uns alle sehr wichtigen The­ma: dem europäischen Einigungswerk – hat sich immer klar zur Europäischen Union bekannt, zur Mitgliedschaft Österreichs in dieser Europäischen Union. Ich kann Ihnen versichern, dass Österreich auch weiterhin eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung des europäischen Integrationsprozesses einnehmen wird. Wir werden uns im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger kreativ und selbstbewusst in diesen Prozess einbrin­gen.

Wir stehen für ein starkes Österreich in diesem geeinten Europa und werden die Chan­cen, die uns die Europäische Union bietet, voll nutzen.


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Die Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union war für die erfolgreiche Ent­wicklung unseres Landes ein wesentlicher Faktor. Und gerade im Lichte der derzeiti­gen Krise zeigt sich, wie wichtig sie für wirtschaftliche und soziale Stabilität in unserem Land ist.

Die Zugehörigkeit zum Euro-System hat Österreich vor möglichen noch schwerer wiegenden Folgen der Finanzkrise bewahrt. Nationale Maßnahmen sind in einer derar­tigen Situation natürlich notwendig und sinnvoll, aber erst durch eine koordinierte euro­päische Vorgangsweise, so wie wir sie beim Europäischen Rat nächste Woche bespre­chen und vereinbaren wollen, können diese Maßnahmen ihre volle Wirksamkeit entfal­ten.

Umfragen zeigen immer wieder, dass die Österreicherinnen und Österreicher dem europäischen Integrationsprojekt und der europäischen Politikgestaltung zunehmend skeptisch bis kritisch gegenüberstehen. Diese Sorgen und diese Kritik müssen wir ernst nehmen. Wir müssen uns verstärkt in jenen Politikbereichen auf europäischer Ebene engagieren, die den Menschen spürbare Verbesserungen bringen. (Abg. Ing. Westenthaler: Das Wort „Volksabstimmung“ kommt gar nicht mehr vor!)

Die österreichische Bundesregierung wird sich daher dafür einsetzen, gemeinsam mit den Partnern in der Europäischen Union eine europäische Zukunftsoffensive zu ent­wickeln. Dies bedeutet vor allem ein stärkeres Engagement Österreichs in den Berei­chen Wachstum, Beschäftigung und Soziales. Die Menschen in Europa erwarten ein deutliches Signal für die reale Wirtschaft, die Unternehmen und die Beschäftigten. Die sozialen Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise müssen nachhaltig abgefedert wer­den. Sozialer Zusammenhalt, Verteilungsgerechtigkeit, Vollbeschäftigung und Ge­schlechtergleichstellung müssen mit nachhaltiger Entwicklung und Wettbewerbsfähig­keit Hand in Hand gehen. (Abg. Ing. Westenthaler: Wo ist denn die Volksabstim­mung? – Abg. Strache: Volksabstimmung? – Ein Bauchfleck!)

Aber auch in zahlreichen anderen Bereichen muss die Europäische Union ihre Hand­lungsfähigkeit unter Beweis stellen – Klimawandel, Umweltschutz, Energieversorgung, um nur einige zu nennen. Auch hier ist aktives, zielgerichtetes österreichisches Enga­gement gefragt.

Als Basis für diese Handlungsfähigkeit bleibt der Vertrag von Lissabon für Österreich ein wichtiger und bewahrenswerter Schritt. Ziel ist die rasche Inkraftsetzung und Um­setzung dieses Vertrages.

Neben den konkreten politischen Aktivitäten, die notwendig sind, um das Vertrauen der Österreicherinnen und Österreicher in die Europäische Union zu stärken, verpflichtet sich die österreichische Bundesregierung darüber hinaus zu einer umfassenden und kontinuierlichen Informationsarbeit zur Europäischen Union und zu einem intensiven Dialog mit den Bürgern.

Es geht aber nicht nur um die internen Politikfelder der Europäischen Union, sondern auch um unser Engagement im Bereich der Außenbeziehungen und der künftigen Erweiterung der Europäischen Union. Die Bundesregierung unterstützt das Ziel der EU-Erweiterung durch Kroatien, wo wir für eine zielstrebige Fortsetzung und für einen raschen Abschluss der Verhandlungen eintreten. (Abg. Strache: Mit Volksabstimmung, oder?) Die Bundesregierung wird darauf achten, dass der Erweiterungsprozess unter voller Berücksichtigung der Aufnahmefähigkeit der EU sorgfältig und umsichtig gestal­tet wird. (Abg. Mag. Stadler: Die Türkei haben Sie jetzt ausgelassen! – Abg. Ing. Wes­tenthaler: Im Text steht „Türkei“!) – Schön, dass Sie lesen können, das freut mich.

Kaum ein Wirtschaftsbereich ist so eng mit der Europäischen Union verbunden – wir könnten jetzt die einzelnen Bereiche durchgehen – wie die Land- und Forstwirt­schaft. Es ist daher auch für die österreichische Landwirtschaft von entscheidender


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Bedeutung, dass es der Europäischen Union gelingt ... (Abg. Strache: Sie lesen uns jetzt schon die ganze Zeit völlig emotionslos und ohne Herz was vor! Sie lesen!) – Sie werden mir verzeihen, dass ich mich, wenn ich meinen Text vorlese, freue, dass er im­mer wieder mitliest und schaut, ob es übereinstimmt. Nachdem wir es ja allen Parteien zur Verfügung gestellt haben, bin ich davon ausgegangen, dass auch jeder die Mög­lichkeit hat, das zu lesen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Sie sollten eigentlich nicht lesen! Eigentlich sollten Sie frei sprechen, nicht herunterlesen! Das ist zum Genieren, was Sie da machen! Das ist eine Riesenschande!)

Ich komme zu einem für unser Land wichtigen Bereich: der Land- und Forstwirtschaft in der Europäischen Union. Es ist auch für die österreichische Landwirtschaft von ent­scheidender Bedeutung, dass es der Europäischen Union gelingt, auf dem Weltmarkt ein eigenständiges, selbstbewusstes europäisches Agrarmodell zu entwickeln. In die­sem soll die österreichische Landwirtschaft ein ökonomisches, ökologisches und sozia­les Aushängeschild sein.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass Österreich im Vergleich zu anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union eine kleinstrukturierte Landwirtschaft hat. Bei der Weiterent­wicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013 müssen daher diese Betriebe und diese Betriebsstruktur besonders berücksichtigt werden. (Abg. Dr. Pirklhuber: ... jetzt bis 2013!) – Ja, richtig. (Heiterkeit.) Und weil Sie das richtig erkannt haben, könnte ich Ihnen zur Landwirtschaft, wo wir, wie ich glaube, ja übereinstimmen, unsere Position, die Sie im Regierungsprogramm ja sehen, auch klar darlegen.

Weil überhaupt im Regierungsprogramm eine Reihe von Maßnahmen sehr konkret ge­fasst sind, andere erst erarbeitet werden, wieder andere innerhalb der Europäischen Union durchzusetzen sind, habe ich versucht, das in der Rede, die ich Ihnen rechtzeitig schriftlich zur Verfügung gestellt habe, damit Sie alles gut sehen, klar darzustellen. (Abg. Strache: Ich habe keine bekommen!) Sie haben keine bekommen? (Abg. Stra­che: Nein, wir haben keine bekommen!) Wir haben sie aber eigentlich an alle Parteien dieses Hauses versandt! (Abg. Strache: Aber wir haben es ja vorgelesen bekommen!)

Der österreichischen Landwirtschaft kommt auch als Lebensmittelproduzenten sowie im Rahmen der Tourismuswirtschaft entscheidende Bedeutung zu. Die Erzeugung hochqualitativer Lebensmittel wird daher im Zentrum der Bemühungen stehen, ebenso der Ausbau der biologischen Landwirtschaft inklusive deren Förderung und Vermark­tung.

Die österreichische Bundesregierung setzt sich daher weiterhin dafür ein, dass dem Wunsch der Bevölkerung nach Ablehnung gentechnisch veränderter Lebensmittel Rechnung getragen wird.

Für die österreichische Landwirtschaft ist auch die energetische Nutzung von Biomas­se von erheblicher Bedeutung.

Insgesamt steht die österreichische Bundesregierung zu einer ambitionierten Klima­politik, die zur Verringerung des Einsatzes von fossilen Energieträgern und somit auch zu geringeren Emissionen von Luftschadstoffen führt. (Abg. Scheibner: Wir wollen den „Gusi“ wieder!) Aus diesem Grund soll in einem Bundesklimaschutzgesetz eine Lasten­verteilung mit den Ländern und den betroffenen Ministerien vorgenommen werden, die gesetzlich bindend ist. Darin sind einerseits die Klimaziele und andererseits die Ver­antwortlichkeiten festzulegen, um das Erreichen des EU-Reduktionszieles für das Jahr 2020 und für eine längere Perspektive zu sichern.

Der österreichische Klima- und Energiefonds hat sich bewährt. Er ist jährlich mit 150 Millionen € dotiert und soll weiterentwickelt werden.


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Was den europäischen Emissionshandel betrifft, so besteht im Interesse des Erhalts von Arbeitsplätzen und der Wertschöpfung ein Bekenntnis zur vollständigen Gratiszu­teilung von CO2-Emissionszertifikaten an international exponierte energieintensive Unternehmen.

Neben diesen Maßnahmen setzt die österreichische Bundesregierung auch auf den Klimaschutz im Gebäudebereich und tritt dafür ein, dass die Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern für mehr Klimaschutz im Wohnbau so rasch wie möglich abge­schlossen und ratifiziert werden, sodass diese Vereinbarungen Anfang des nächsten Jahres in Kraft treten können.

Wie auch in anderen Bereichen ist es Ziel der österreichischen Bundesregierung, die öffentliche Hand als Schrittmacher und Vorreiter für eine nachhaltige Entwicklung zu sehen. Die Bundesregierung setzt sich daher zum Ziel, die öffentliche Beschaffung nachhaltig zu gestalten und wird dazu konkrete Zielvorgaben erarbeiten.

Österreich ist eines der sichersten Länder der Welt. Die Bürgerinnen und Bürger unse­res Landes haben einen Anspruch auf Schutz und Sicherung ihrer Integrität. Dies betrifft sowohl die äußere Sicherheit als auch die Sicherheit vor Kriminalität im Inneren. Die österreichische Bundesregierung bekennt sich daher zum österreichischen Bun­desheer und seinen Aufgaben, die im Schutz der Souveränität und Neutralität liegen, wobei es darum geht, der Bevölkerung im Katastrophenfall wirkungsvoll zur Seite zu stehen, die militärische Landesverteidigung zu erfüllen sowie Assistenz im Inneren und einen solidarischen Beitrag im Rahmen europäischer und internationaler Maßnahmen der Friedenssicherung zu leisten. (Abg. Mag. Stadler: Das steht in der Verfassung!)

Dafür benötigt das österreichische Bundesheer ausreichende personelle und techni­sche Ausstattung. Die österreichische Bundesregierung bekennt sich daher zu den Empfehlungen der Bundesheerreformkommission, die mit breitem politischen Konsens die Grundlagen für das österreichische Bundesheer im 21. Jahrhundert gelegt hat.

Die Bundesregierung steht zur allgemeinen Wehrpflicht mit Miliz- und Berufskompo­nenten sowie der Beibehaltung des Wehrdienstes von sechs Monaten.

In den vergangenen Jahrzehnten hat das österreichische Bundesheer großartige Leis­tungen bei internationalen Friedenseinsätzen erbracht, die zugleich Friedenseinsätze für Österreich sind, da sie negative Rückwirkungen von Krisen und Katastrophen auf unser Land verringern und vermeiden helfen.

Die Bundesregierung bekennt sich zur weiteren Teilnahme des Bundesheeres an inter­nationalen Friedenseinsätzen und wird diese auf Basis des österreichischen Verfas­sungsrechts im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen weiter unterstützen.

Auch innerhalb der Grenzen Österreichs hat eine verantwortungsvolle Politik für Si­cherheit zu sorgen. Wir sind der Auffassung, dass soziale Sicherheit eine wesentliche Voraussetzung für die innere Sicherheit bedeutet. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Es ist aber auch von entscheidender Bedeutung, dass die österreichischen Polizeibe­hörden über effiziente Mittel verfügen, um die Kriminalität wirksam zu bekämpfen. Die Bundesregierung bekennt sich daher zur entsprechenden Ausrüstung der Sicherheits­behörden, aber auch zum Ausbau der Untersuchungsmittel, etwa durch die Ermögli­chung der Online-Durchsuchung unter Beachtung rechtsstaatlicher Grundsätze.

Für die Aufrechterhaltung und Verbesserung der Sicherheit Österreichs ist es aller­dings unumgänglich, die Ausbildung der Polizistinnen und Polizisten weiter zu verbes­sern und deren Einsatz flexibel zu gestalten. Insbesondere ist es notwendig, Polizisten dort einzusetzen, wo es vermehrt zu Kriminalität kommt.


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Die Bundesregierung wird daher in den nächsten fünf Jahren 1 000 Ausbildungsplätze für Polizistinnen und Polizisten zur Verfügung stellen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Die österreichische Bundesregierung bekennt sich zu einer verantwortungsvollen Zu­wanderungspolitik, die sich an den Interessen Österreichs und insbesondere am ös­terreichischen Arbeitsmarkt zu orientieren hat. Jede Zuwanderung setzt ein klares Be­kenntnis zur österreichischen Verfassungs- und Rechtsordnung voraus.

Die Bundesregierung plant daher, anstelle des Quotensystems eine Rot-Weiß-Rot-Card einzuführen. Dafür sollen Kriterien für die Zuwanderung entwickelt werden, insbe­sondere die notwendige Qualifikation, die Unbescholtenheit, aber auch die Selbsterhal­tungsfähigkeit.

Unbestritten ist, dass im Hinblick auf Außerlandesbringung von illegal in Österreich Aufhältigen – dies betrifft vor allem straffällig Gewordene – die Effizienz zu steigern ist. Dazu sollen die Fremdenpolizeibehörden personell aufgestockt und der Vollzug effi­zienter gestaltet werden.

Im Bereich des Asylrechts haben wir mit der Einrichtung des Asylgerichtshofs einen wesentlichen Beitrag sowohl zum Abbau des Rückstaus an offenen Verfahren als auch zur Beschleunigung der Verfahren geleistet.

Im Zusammenhang mit der Neuregelung des humanitären Aufenthaltsrechts plant die österreichische Bundesregierung eine Kommission einzusetzen, die den Grad der Inte­gration prüft. Dieser Beirat, bestehend aus dem zuständigen Landeshauptmann und den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden, soll sicherstellen, dass gut integrierte Personen, deren Asylverfahren schon mehrere Jahre lang andauert, ein humanitäres Aufenthaltsrecht zugesprochen bekommen.

Darüber hinaus ist es der Bundesregierung ein wichtiges Anliegen, allen hier dauerhaft Aufhältigen die Chance zur Integration und zum Aufstieg in der österreichischen Gesellschaft zu ermöglichen. Die österreichische Bundesregierung ist daher bestrebt, die Fragen der Integration in einem offenen Prozess mit allen Beteiligten zu diskutie­ren, um einen nationalen Integrationsplan zu verabschieden. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Hinsichtlich der Maßnahmen im Bereich der Justiz möchte ich wegen der gebotenen Kürze nur die Stärkung der Familiengerichtsbarkeit, die Justizakademie sowie das Partnerschaftsgesetz als Stichworte nennen. Die Bundesregierung plant weiters die Einführung von Landesverwaltungsgerichtshöfen. – Auch diesbezüglich ist wieder Zu­sammenarbeit mit den Ländern angesagt.

Mit den im Koalitionspakt vereinbarten Maßnahmen will die österreichische Bundesre­gierung die wirtschaftliche Kraft steigern und wesentliche soziale Werte für die Zukunft unserer sozialen Systeme sichern.

Abschließend möchte ich Ihnen daher sagen: Ich kann mir natürlich vorstellen, dass die Debattenredner jetzt bezüglich vieler Bereiche das wiederholen werden, was sie längst öffentlich gesagt haben. (Abg. Ing. Westenthaler: Das können Sie sich gar nicht vorstellen! Rufe beim BZÖ: Abwarten!) Ich möchte Sie aber bitten, messen Sie diese neue Bundesregierung in einer Zeit großer Herausforderungen an ihren Anstrengun­gen. (Abg. Mag. Stefan: Der Wille zählt fürs Werk! Abg. Mag. Stadler: Das sieht man!) Messen Sie uns an den Bemühungen, Verbesserungen für jene zu erreichen, die dem Wettbewerb in einer globalisierten Wirtschaft am schutzlosesten ausgeliefert sind. (Abg. Mag. Stadler: Man sieht, dass Sie bemüht sind, aber das genügt nicht!)

Messen Sie uns an unserem Engagement für die Jugendlichen Österreichs, denen nahtlos an ihre Berufsausbildung ein Einstieg ins Erwerbsleben ermöglich werden soll.


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Messen Sie uns an dem Bemühen, gemeinsam mit den Sozialpartnern die Auswirkun­gen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt gering zu halten; an unse­rem Willen, AlleinerzieherInnen die notwendigen Hilfen für die Organisation ihres All­tags bereitzustellen; an unserem Wollen, sämtliche vorhandenen Talente durch ein leistungsfähiges Bildungswesen zu fördern; an unserem Bestreben, die Stärken Öster­reichs dazu zu nützen, unerwünschten wirtschaftlichen Entwicklungen auszuweichen.

Für alle Mitglieder unserer Bundesregierung gilt, dass wir alle Chancen für unser Land im europäischen und internationalen Zusammenhang ergreifen wollen, dass wir in Ös­terreich und in Europa dafür sorgen wollen, dass Regeln für die wirtschaftliche und ge­sellschaftliche Zukunft erstellt werden, die die Menschen und die Arbeitnehmer zum Zentrum haben, und dass der unserer Übereinkunft zugrunde liegende Gedanke das gemeinsame Handeln zum Besten Österreichs ist. (Anhaltender Beifall bei SPÖ und ÖVP. Abg. Ing. Westenthaler: Gott schütze Österreich! Der Klima war ein Intellek­tueller dagegen! Das Schwächste, was ich jemals gehört habe! Durchgefallen, Herr Bundeskanzler!)

11.04


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gehen nunmehr in die Debatte ein.

Bezüglich der Redeordnung ist vereinbart, dass für die erste Runde je 13 Minuten Re­dezeit zur Verfügung stehen.

Erster Redner ist Herr Klubobmann Strache. – Bitte.

 


11.04.58

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Werte Bundesregierung! Meine sehr geehrten Da­men und Herren! Wir waren gerade Zeugen einer völlig emotionslos vorgetragenen, ja vorgelesenen Rede des Herrn Bundeskanzlers. Herr Bundeskanzler, Sie haben wirk­lich gezeigt, dass Sie in das, was Sie heute zum Ausdruck gebracht haben, überhaupt kein Herz hineingelegt haben. Sie stehen offenbar nicht einmal hinter dem, was Sie heute vorgelesen haben. Das war eine Pflichtübung, Sie haben das heruntergelesen; eine Regierungserklärung, die wirklich bewiesen hat, dass Sie, offen gesagt, nur viel heiße Luft produziert haben, genauso wie in den letzten Jahren. Und deshalb verdie­nen Sie auch keine Schonfrist vonseiten der Opposition. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie, Herr Faymann, sind ja nicht neu – diese Bundesregierung ist auch nicht neu –, und Sie haben zwar heute versucht, eine salbungsvolle Rede vorzulesen, sozusagen um eines Heiligenscheines willen, aber in Wirklichkeit haben Sie Scheinheiligkeit ge­lebt.

Herr Faymann, Sie sind jetzt Bundeskanzler, aber Sie sind auch jener Mann, der in den letzten Jahren als Regierungskoordinator Verantwortung hatte, genauso auch Ihr Vize­kanzler Josef Pröll, der ebenfalls für die vergangenen Jahre Verantwortung hatte, in denen Sie gescheitert sind, weshalb Sie ja am 28. September zu Recht abgewählt wor­den sind.

Im Grunde genommen haben Sie aber nichts dazugelernt. Sie haben nicht einmal an­dere Varianten geprüft. Sie sind nach dem Wahltag, nachdem Sie eine historische Wahlniederlage erlebt haben und erleiden mussten, einfach zur Tagesordnung überge­gangen.

Herr Bundeskanzler, das, was Sie den Österreichern da zumuten, ist schon ein starkes Stück! Damit meine ich auch Ihr aktuelles Regierungsprogramm, das mit hohlen Phra­sen und leeren Worthülsen ausgestattet ist, ein großes, gähnendes Nichts. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein schwarzes Loch, das in diesem Regierungsprogramm vorzufinden ist. Von diesem großen schwarzen Loch sind all Ihre Wahlversprechen


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nach dem Wahltag wieder geschluckt worden, sie sind verschwunden, und Sie versu­chen jetzt eben, das mit windigen Ausreden ein bisschen zu kompensieren.

Es ist bis hin zur Ministerbesetzung eine Zumutung: Wenn ich mir heute die Persön­lichkeiten hier auf der Regierungsbank ansehe, dann stelle ich fest, dass da fast aus­schließlich Minister und Staatssekretäre sitzen, die aus geschützten Bereichen kom­men, die nie in der Privatwirtschaft tätig waren, die gar keine praktische Erfahrung ha­ben (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Dr. Fekter– bis auf eine Ausnahme, entschuldigen Sie, Frau Fekter. Wir reden aber vom Gesamtbild dieser Bundesregie­rung, dieser gesamten Mannschaft (Beifall bei der FPÖ), und die besteht aus lauter Theoretikern, die nie als Unternehmer in der Privatwirtschaft tätig waren, uns aber heu­te – ohne Lebenserfahrung in der Privatwirtschaft gesammelt zu haben – weismachen wollen, wie es besser gehen sollte. Das ist schon ein eigenartiger Umstand, den wir auch beleuchten sollten!

Herr Vizekanzler, auch Sie haben – gemeinsam mit dem Herrn Kanzler – am letzten Wahltag das schlechteste Ergebnis Ihrer Parteigeschichte eingefahren. Das verbindet Sie beide. Es verbindet Sie auch, dass Sie bis dato Verantwortung als Regierungs­koordinatoren hatten. Es verbindet Sie weiters der Umstand, dass Sie für alle bis­herigen unsozialen Maßnahmen in den letzten Jahren Verantwortung getragen haben. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Es verbindet Sie auch, dass Sie in der Frage der Europäischen Unionspolitik in einem sehr knechthaften Verhalten in diesem Hohen Haus dem EU-Verfassungsvertrag zuge­stimmt haben und eine Volksabstimmung darüber in Österreich verhindert haben. All das verbindet Sie (Beifall bei der FPÖ): eine abgewählte Katastrophenregierung, die Sie mitgestaltet und mit zu verantworten hatten und die Sie jetzt in anderen Positionen fortsetzen.

Wenn man das Regierungsprogramm ein bisschen beleuchtet – wir haben ja leider Gottes nicht viel Zeit, weil die Redezeit in diesem Hohen Haus eine sehr beschränkte ist –, dann fällt ein Punkt besonders auf: Herr Bundeskanzler, ich erinnere Sie daran, Sie haben vor ein paar Monaten einen Brief an eine große Tageszeitung geschrieben, in dem Sie auch festgehalten und versprochen haben, dass Sie – gegen das EU-Ver­fassungsdiktat – in Österreich eine nationale Volksabstimmung über alle Änderungen bei EU-Verträgen sicherstellen werden, sollte es zu einer Veränderung kommen – und das wird der Fall sein.

Aber was ist jetzt, wenn es darum geht, Ihr Versprechen nach dem Wahltag einzuhal­ten? Das war ja das Herzstück Ihrer Wahlversprechen während Ihrer Kampagne! Und jetzt gehen Sie im Regierungsprogramm locker und lässig her, stimmen brav mit der ÖVP überein und halten auch schriftlich fest, dass Sie ganz brav sein werden, dass Sie selbstverständlich niemals gegen die ÖVP stimmen werden und dass Sie einander nicht überstimmen werden. – Sie haben also Ihr Wahlversprechen schon längst auf diesem ÖVP- und EU-Brüssel-Altar geopfert! Es gibt die Vereinbarung, dass Sie sich nicht gegenseitig überstimmen.

Wie gesagt, das Regierungsprogramm besteht überhaupt in vielen Bereichen aus sehr vielen Überschriften, ohne dass man irgendwelche Details oder irgendetwas Konkretes herauslesen könnte.

Es steht nichts Konkretes für den Bereich Infrastruktur drinnen, nichts Konkretes für den Mittelstand – außer das, was wir bereits an Minimalbeschlüssen kennen. Da sind keine wirkliche Erklärung und keine Zukunftsvision festzustellen, dass Sie zum Beispiel bereit wären, jetzt, wo der Hut brennt, zumindest 6 Milliarden € und mehr in die Hand zu nehmen, um den Mittelstand, die kleinen und mittleren Unternehmer zu entlasten und ein notwendiges Konjunkturpaket zu ermöglichen.


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Es ist nichts Konkretes für den Arbeitsmarkt herauszulesen, nicht einmal der Begriff „Armutsbekämpfung“ ist in Ihrem Regierungsprogramm zu finden. Es sind auch keine Maßnahmen gegen die illegale Massenzuwanderung zu finden, die wir seit Jahren er­leben müssen und die eingedämmt werden muss, auch keine Maßnahmen gegen den Asylmissbrauch, der abzustellen ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Straffällige gehören endlich abgeschoben. Es darf nicht so sein, wie Sie es in den letz­ten Jahren gehandhabt haben, dass über 6 000 Menschen, die Asylmissbrauch betrie­ben haben, einfach nicht abgeschoben werden. Die turnen sich ein paar Jahre bei uns im Land durch und sollen dann, wenn es nach Ihnen geht, automatisch eine Dauerauf­enthaltsgenehmigung erhalten. Das ist genau das, was die Österreicherinnen und Österreicher am 28. September abgewählt haben.

Mit diesem Regierungsprogramm geht es aber genauso inhaltsleer und belanglos wei­ter, wie auch Ihre bisherige Tätigkeit als Minister ausgesehen hat, Herr Faymann. Sie benehmen sich da zum Teil genau so wie Ihr Vorgänger, Bundeskanzler außer Dienst Gusenbauer, ganz nach dem Motto: Ist mir alles wurscht, Hauptsache, ich bin Kanzler! Dafür lassen Sie sich von der ÖVP durchaus am Nasenring vorführen, unterschreiben auch Knebelverträge und opfern so wie Gusenbauer vormals konkrete Wahlverspre­chen der SPÖ, nur um aus dem Kanzleramt heraus die Macht für Ihre Partei wieder ir­gendwie sichern zu können.

Man hat überhaupt das Gefühl, dass heute das Kabinett Gusenbauer II eine Regie­rungserklärung abgegeben hat. Das ist wie ein Gusenbauer-II-Kabinett, nur ohne Gu­senbauer; inhaltlich ist das aber die Fortsetzung. Darüber hinaus haben Sie ja neben den gebrochenen Wahlversprechen auch gezeigt und bewiesen, dass Sie bei der Mi­nisterienverteilung offenbar überhaupt kein Interesse an wichtigen Bereichen haben.

Das Sicherheitsressort interessiert Sie gar nicht. (Bundesministerin Dr. Fekter: Stimmt ja nicht!) Sicherheitspolitik ist Ihnen von der Sozialdemokratie völlig gleichgültig. Da wirft man dann neben dem Sicherheitsressort auch gleich das Justizressort der ÖVP zu. Das zeigt, dass Sie im Sicherheitsbereich alles komplett über Bord geworfen haben und überhaupt nicht mehr bereit sind, endlich eine Verbesserung im sicherheitspolizei­lichen Bereich herbeizuführen. Das haben Sie ganz aufgegeben, da haben Sie die Be­amten mittlerweile völlig im Stich gelassen. Davon wird sich aber jeder ein Bild machen können.

Deshalb sage ich ja auch, dass diese kosmetisch bearbeitete alte rot-schwarze Bun­desregierung jetzt eben eine Fortsetzung findet. Genau das ist auch das Gefühl, das die Menschen heute haben. Wenn Sie, Herr Kanzler Faymann, sagen, der Arbeitneh­mer hat keine Schuld an der Finanz- und Wirtschaftskrise und auch an der Rezes­sionsentwicklung, die wir erleben, dann sage ich Ihnen: Ja, die vielen Arbeitnehmer ha­ben überhaupt keine Schuld, aber Sie tragen – auch hinsichtlich der letzten Jahre – die Verantwortung dafür, dass die Arbeitnehmer, die Sie heute so sehr bemüht haben, in diesen Fragen im Stich gelassen wurden. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie sind die Verantwortlichen, die auch dort, wo Sie die Möglichkeiten haben, nichts bewirken. Nehmen Sie Wien als Beispiel: Da haben Sie ja mit Herrn Bürgermeister Häupl einen perfekten Lehrmeister gehabt. Dass er Ihr Lehrmeister war, haben wir ja heute erlebt. Sie haben ja heute hier wie ein Kommissar vorgetragen, da haben Sie auch die alte Häupl-Schule repräsentiert.

In Wien hat die Sozialdemokratie die absolute Mehrheit, und da gibt es Preiserhöhun­gen, da wird an der Preisschraube gedreht, zum Beispiel beim Gaspreis, der um über 20 Prozent erhöht wurde, oder beim Strompreis, der um über 8 Prozent erhöht wurde. Da geht es um existenzielle Probleme für die Bevölkerung, für die Menschen, die sich die Heizkosten jetzt im Winter nicht mehr leisten können, die nicht mehr wissen, wie


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sie Monat für Monat über die Runden kommen können. – Und das alles ist Ihnen – gelinde gesagt  gleichgültig. Ein Parteifreund von Ihnen selbst, Herr Faymann, hat Sie nicht umsonst einmal als aalglatt bezeichnet; das zeigt auch Ihr aktuelles Verhalten. (Abg. Bucher: Wer hat das gesagt? Der Pröll?)

Eine große Erneuerung findet da überhaupt nicht statt, im Gegenteil, man verkauft uns da etwas, das einfach eine Fortsetzung darstellt. Ich erinnere daran, dass es früher einmal eine durchaus gängige Praxis bei so manchen Supermarktketten war, abgelau­fenes Schnitzelfleisch kiloweise mit Gewürzen zu überdecken und das dann als Pusz­taschnitzel oder Zigeunerschnitzel zu verkaufen. Das Fleisch blieb trotzdem verdorben und nicht genießbar. Daher sage ich: Gewürze hin, Gewürze her – diese Regierung ist genau so zu betrachten. Da hat sich inhaltlich nichts verändert, und es sind auch die gleichen Persönlichkeiten weiter im Amt. Diese Bundesregierung ist ungenießbar.

Herr Faymann, bereits als Minister haben Sie in vielen Bereichen einiges verbockt; es seien da nur kurz der AUA- und der Postbereich erwähnt.

Sie, Herr Faymann, haben als Spitzenkandidat der SPÖ das historisch schlechteste Er­gebnis für Ihre Partei eingefahren! In der vergangenen Sitzung hat ein grüner Manda­tar – nicht zu Unrecht – gesagt, es werden wahrscheinlich noch so manche Sozialde­mokraten dem Gusenbauer ein paar Tränen nachweinen.

Interessant ist, wie Sie es doch geschafft haben, der SPÖ auf dem Medienmarkt eine gewisse „Zentralkomitee-Medienmacht“ zu sichern, die durchaus demokratiegefähr­dend ist und die man schon kritisch beleuchten muss. Ich rufe daher auch alle ehrli­chen und mutigen Journalisten und Medien dieses Landes auf, keinesfalls als peinliche Werbetexter der SPÖ eine SPÖ-Schleimspur zu unterstützen. Ich sage das ganz offen, denn es ist demokratiegefährdend, wenn in der Medienlandschaft nicht mehr die not­wendige Kritik und die notwendige Objektivität sichergestellt ist. Deshalb ist darauf zu achten und das auch besonders zu beobachten. (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Vizekanzler Pröll, Sie sind jetzt vom Regierungskoordinator zum Vizekanzler und Parteichef der ÖVP aufgestiegen. Als Neffe des Landeshauptmanns sind Sie doch schon seit langer Zeit als die ewige Zukunftshoffnung der ÖVP beschrieben worden. Ich glaube nicht, dass Sie eine große Zukunft haben werden.

Wir erleben in dieser Regierung einige Persönlichkeiten – bis hin zu Sozialminister Hundstorfer, der ja den ÖGB auch auf Karibikkurs geführt hat beziehungsweise mitver­antwortlich war –, die mentalitätsmäßig durchaus als typische Apparatschiks der alten Schule zu bezeichnen sind, Vertreter der Sozialpartner, die jetzt in der Regierung zu finden sind, was vorher von Rot und Schwarz noch schnell in der Verfassung abge­sichert – nämlich in den Verfassungsrang gesetzt – wurde.

Das zeigt schon, wohin die Reise geht und dass Sie offenbar dieses rot-schwarze Pro­porzsystem mit aller Gewalt noch einmal reanimieren wollen – ein letzter Versuch der Reanimation eines rot-schwarzen Proporz- und Machtsystems, das wir aufbrechen werden. (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen. Abg. Mag. Gaßner: Aus ist’s, und gut so!)

Ich kann Ihnen versprechen, Ihren alten Hüten werden wir neue Wege entgegenset­zen, und wir werden Ihnen mit Sicherheit keine Schonfrist geben, denn Sie haben sie nicht verdient. Wir als stärkste Oppositionskraft in diesem Haus werden die Interessen der Österreicher entsprechend vertreten! (Beifall bei der FPÖ.)

11.18


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Klubobmann Dr. Cap. – Bitte.

 



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11.18.44

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich habe mir im Laufe der Rede des Kollegen Strache – beim Kollegen Bucher und bei den anderen Oppositionsrednern wird es aber sicher nicht anders sein – gedacht, es wäre gut, wenn es einmal eine Reform der Oppositionsreden gäbe. (Abg. Strache auf das rot leuch­tende Lämpchen am Rednerpult deutend : Ihre Rede ist schon zu Ende! Herr Präsi­dent, das Licht brennt noch! Abg. Ing. Westenthaler: Die Zeit ist schon wieder um!)

Wenn ich mir Ihre Rede so anhöre – ich habe das schon in der Schule nicht leiden kön­nen, wenn ich dauernd belehrt worden bin –, dann muss ich sagen, Ihre Rede war eine einzige Belehrung, aber ohne Lehre – wenn, dann eine „Leere“ –, denn wo waren in Wirklichkeit Ihre Zukunftsvisionen? Wo waren Ihre Vorstellungen? Über das Gute ha­ben Sie überhaupt nicht geredet. Ich frage mich: Was finden Sie gut am Regierungs­programm, was finden Sie schlecht, und wie würden Sie das, was Sie schlecht finden, anders machen? Und wenn Sie es anders machten, wie würden Sie es anders ma­chen, wie würden Sie es finanzieren, wie schauen die Maßnahmen aus? (Abg. Stra­che: Aber, Herr Cap, es geht schon um die Regierungserklärung, darum, dass Sie vi­sionslos sind! Es geht schon um Ihre Visionslosigkeit!)

Wie wollen Sie eigentlich Ihre Wählerinnen und Wähler behalten, wenn Sie in der Kon­frontation um die Regierungserklärung nichts anzubieten haben? Wie wollen Sie das eigentlich machen? (Beifall bei der SPÖ. Abg. Ing. Westenthaler: Das sagen gerade Sie! Abg. Strache: Das beleuchten wir ja gerade! Abg. Dr. Haimbuchner: Kein Ap­plaus bei der ÖVP!)

Herr Kollege Bucher, bei Ihnen hat die Abwanderung ohnehin schon angefangen. Mit jeder Rede, die Sie halten, wird das noch mehr verstärkt werden. (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Sie haben die ... verloren in der Geschichte!) Aber ich würde vorschlagen, damit wir auch über Ideen von Ihnen diskutieren können, wenn Sie Ideen haben, wollen wir sie mit einfließen lassen. Aber dann dürfen Sie sie nicht verschweigen, sondern stellen Sie sich hier her und haben Sie den Mut zu konkreten Vorstellungen! Dann können wir konkret darüber diskutieren (Zwischenrufe der Abgeordneten Strache und Bucher) – und bringen Sie nicht einen depressiven Vortrag: Das wird alles nichts, ich bin so depressiv und ich will nicht mehr. – Das hat einfach keinen Sinn! (Abg. Strache: Wir haben keine 50 Minuten Zeit wie der Herr Faymann!)

Jetzt möchte ich Ihnen noch etwas sagen: Die Regierungserklärung muss nicht schrift­lich an Sie versandt werden. (Abg. Strache: Sie soll nicht vorgelesen werden! Und: mit mehr Emotion!) Das ist in Wirklichkeit ein Beitrag für ein lebendigeres Parlament. Sie haben gestern um 18.23 Uhr die Regierungserklärung bekommen. „Pudeln“ Sie sich nicht auf, wenn sie hier, sich an den Text haltend, so vorgetragen wird. Das ist nichts anderes als ein Zugehen auf die Oppositionsparteien, aber es muss auch nicht sein. (Abg. Ing. Westenthaler: Im Parlament gibt es die freie Rede!)

Ich kenne den Herrn Bundeskanzler, er redet ohnehin viel lieber frei, aber das war ein Entgegenkommen, damit Sie Zeit haben, sich von gestern 18.23 Uhr bis heute auf das vorzubereiten. Wenn Sie das nicht wollen ... (Ironische Heiterkeit bei FPÖ und BZÖ) – Ja, ist in Ordnung. Das Gelächter werden wir uns merken. (Abg. Strache: Sie sind ein verlorener Kabarettist! Sie sollten das Metier wechseln!) Schauen Sie, das ist natürlich auch im hohen Maße überheblich und arrogant, was Sie da präsentieren, denn das Übersenden der Regierungserklärung ist ein Entgegenkommen von uns an Sie. Wenn Sie das nicht wollen, dann nicht! Das sei einmal in aller Deutlichkeit gesagt. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte noch etwas sagen, und das ist fast wie eine Richtigstellung, weil Sie über die Strom- und Gaspreise in Wien gesprochen haben. Sie wissen natürlich selbst, dass der Heizkostenzuschuss in Wien verdoppelt wurde und dass er auch aufrechtbleibt,


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wenn der Heizkostenzuschuss des Bundes kommt. (Abg. Ing. Westenthaler: Der Chef des Knebelparlaments!) Also nicht mit Halbwahrheiten arbeiten, sondern auch dazusa­gen, dass das in Wien beschlossen wurde und dass das auch vom Bund hinzu­kommt! – Nur damit wir uns einmal darüber im Klaren sind.

Jetzt zu den inhaltlichen Punkten, weil Sie gesagt haben, es wird für die Sicherheit nichts getan. Der Herr Bundeskanzler hat vorhin gesagt, es gibt beispielsweise tau­send Polizisten mehr. (Abg. Strache: Bei 3 500 fehlenden Beamten!) Also es gibt na­türlich auch für die Sicherheit mehr.

Sie sagen, es wird für den Arbeitsmarkt nichts getan. Ich sage Ihnen, es geht hier um Einzelschicksale. Ich bin dagegen, dass da so herumgeschoben wird, dass da so he­rumjongliert wird. Es geht um Einzelschicksale! Es geht darum, dass Pensionistinnen und Pensionisten davon ausgehen können, dass ihre Pension sicher ist. Das interes­siert sie. Dafür haben wir alles zu unternehmen.

Das steht auch im Regierungsübereinkommen. Das hat auch der Bundeskanzler vorhin gesagt. Sie sollten das nicht negieren, denn das ist wichtig. Sie sollten nicht versuchen, Angst und Schrecken zu verbreiten (Abg. Strache: Das machen Sie schon besser!), sondern Sie sollten sich herstellen und das anerkennen, was wir wirklich drinnen steht. (Abg. Scheibner: Es steht nichts Konkretes drinnen!)

Jeder vernünftige Ökonom sagt, ein Konjunkturpaket ist notwendig, ein zweites, ein drittes, damit die Wirtschaft in der jetzigen Zeit angekurbelt wird, damit Kaufkraft da ist, damit die Menschen Geld in der Geldbörse haben. (Abg. Strache: Ein Mini-Paket! Da lachen ja die Hühner!) Gerade jetzt vor Weihnachten ist das so wichtig, wo die meisten Umsätze in den Unternehmungen getätigt werden.

Also müssen Sie herauskommen und das einmal anerkennen! Oder Sie nominieren hier einen Anerkennungsredner, der herauskommt und einmal das Positive erklärt (Abg. Strache: Wo denn? Das kann es nicht sein!), das da drinnen steht, sonst werden Sie doch unglaubwürdig. (Zwischenrufe bei FPÖ und BZÖ.) Sind Sie dagegen, dass es ein Konjunkturprogramm gibt? Sind Sie dagegen, dass für den Arbeitsmarkt etwas ge­macht wird? Sind Sie dagegen, dass die Politik hier im Haus immer zu bestimmen hat, wie mit den Pensionen umgegangen wird, dass es eben keine Automatik gibt? Das ist doch positiv!

Warum stellen Sie sich hier her und sagen: Das ist alles schlecht, ich bin so depressiv, eigentlich freut mich das ganze Leben nicht mehr!? – Das ist sinnlos. So können wir hier in Wahrheit nicht diskutieren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Haimbuchner: Die ÖVP applaudiert schon wieder nicht!)

Natürlich ist die Bildung ein ganz entscheidender Bereich für die Entwicklung eines Landes. Diesbezüglich stehen sowohl im Regierungsprogramm als auch in der Regie­rungserklärung maßgebliche Punkte, die auch nicht billig sind. Für den Bildungsbereich wird sehr viel Geld ausgegeben, auch für die Weiterentwicklung der Neuen Mittel­schule, den Infrastrukturausbau und alle Infrastrukturprogramme. Das wird also nicht Infrastruktur im engeren Sinne sein, was den Straßenausbau oder die Bahn betrifft, sondern das wird auch den Bildungseinrichtungen zugute kommen.

Kulturbauten, deren Ausbau und die Verbesserungen bei den Museen sind wichtig. Das ist bitte alles die Visitenkarte eines Landes, die darzustellen ist. Das sollte man auch anerkennen. Wenn Sie anderer Auffassung sind, dann machen Sie einen Vor­schlag. Für mich ist das Problem, dass ich bei Ihrer Rede, Herr Strache, auf gar
nichts eingehen kann, weil Sie gar nichts gesagt haben, auf das ich eingehen könnte. (Abg. Strache: „Unter Budgetvorbehalt“ steht drinnen!)


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Kollege Bucher kann ja seine Rede noch schnell umschreiben in der Weise, dass er statt Depression aus Kärnten einmal etwas Gescheites auf den Tisch legt und sagt, ich schlage vor, ich, Bucher, habe mir Gedanken gemacht. – Das wäre einmal eine Ab­wechslung. Und das Gleiche würde ich in Bezug auf die anderen Oppositionsredner auch meinen. (Abg. Strache: Sie sind beratungsresistent! Das ist das Problem!)

Wenn wir über Bildung und die Hochschulen reden, so sei gesagt: Gott sei Dank haben wir drei die Studiengebühren abgeschafft. Das ist auch ein Beitrag dafür, Barrieren ab­zubauen. Es gibt natürlich kein Schulgeld, es soll der Zugang zur Schule in Österreich weiter offen bleiben, es soll die Ausbildungsqualität gesteigert werden.

Das ist übrigens alles mit Ausgaben verbunden, aber wir bekennen uns dazu, gerade auch in diesen schwierigen Zeiten, dass dieser Zukunftsaspekt gewahrt ist. Uns geht es darum, dass unsere Kinder, Schüler und Studenten einen guten Zugang zur Ausbil­dung haben, auch die Lehrlinge mit dem Jugendbeschäftigungsprogramm. Das ist für ein Land wichtig, und es ist wichtig, dass wir darauf achten, dass es Beschäftigung gibt und dass diese auch ausgebaut wird, denn wenn es sie nicht gibt, wenn es wachsende Arbeitslosigkeit gibt, dann gibt es soziale Konflikte, dann höre ich wieder diese Law-and-order-Schreierei. Aber besser wäre es, von Haus aus für diese soziale Sicherheit zu sorgen, und genau das haben wir vor.

Mein Appell ist, dass wir dieses gute Spannungsverhältnis zwischen einer Regierung und den Oppositionsparteien, das in einer Demokratie vorhanden sein muss, qualitativ auf eine höhere Ebene stellen, dass diejenigen, die heute im Fernsehen zusehen (Abg. Ing. Westenthaler: Knebelparlament!), nicht immer die Zwischenrufe des Herrn Kolle­gen Westenthaler ertragen müssen, und vor allem, dass diejenigen, die im Fernsehen zusehen, erkennen, hier sind fünf Parteien im Hohen Haus, die sich bemühen, gemein­sam für Österreich das Beste herauszuholen. Das werden Sie nur dann glaubwürdig transportieren, wenn Sie nicht hier herauskommen, mit uns nur sinnlos formal streiten oder irgendwelche Beleidigungen anbringen, sondern wenn Sie sich inhaltlich der He­rausforderung für die Zukunft Österreichs stellen und konkrete Vorstellungen haben. Das wäre viel besser, als auf dem Klavier von Emotionen, von Vorurteilen, von Miss­verständnissen, von ich weiß nicht was noch alles zu spielen, wo am Ende des Tages nichts herauskommt.

Weil Sie vorhin auch die Europäische Union angesprochen haben, so muss ich sagen, wir gehören auch zu denjenigen, die meinen, man muss diese Skepsis ernst nehmen. Man muss eine kritische Reflexion vornehmen. (Abg. Vilimsky: Volksabstimmung!) Man muss sich anschauen, wo die Kritik liegt, warum es sie gibt und was auch die Europäische Union dazu beitragen kann, die ja die Summe der Mitgliedsländerregie­rungen ist, dass die Skepsis und die Kritik geringer werden. (Abg. Strache: Eine Volks­abstimmung wollen die Menschen!)

Da ist es, glaube ich, ganz entscheidend, zu erkennen, dass auch hier ein gewisses Schutzbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger gegeben ist. Sie wollen Nähe zu den Ins­titutionen, Nähe zur Politik, sie wollen keine abgehobene Politik. Und sie wollen diese Nähe nicht nur, indem jetzt der Staat diese Rolle, diese Schutzfunktion in der Wirt­schaftskrise erfüllt, diese Interventionen vornimmt – nein, sie wollen das auch von der Europäischen Union.

Sie wollen haben, dass dieser Globalisierungsdruck von der EU nicht eins zu eins wei­tergegeben wird, sondern dass wir ein eigenes europäisches Lebensmodell, Kultur­modell, Sozialmodell entwickeln und dass wir, Österreich, selbstbewusst in dieser Europäischen Union auftreten – wie der Herr Bundeskanzler gesagt hat, ein starkes Österreich –, selbstbewusst auftreten, und dass wir dafür kämpfen, dass es Regeln und Kontrollen der Finanzmärkte gibt, was man natürlich vor allem auf europäischer


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Ebene zu lösen hat, damit es Wachstum und Investitionen gibt und eine entsprechende Wirtschaftspolitik gemacht wird, die dann auch Beschäftigung fördert und unterstützt. (Abg. Strache: Was ist mit einer Volksabstimmung? Umgefallen!)

Jawohl, dass die Bürger mehr einbezogen werden! Richtig, die Partizipation der Bür­ger – dazu haben wir uns immer bekannt, dazu werden wir uns auch in Zukunft beken­nen (Abg. Ing. Westenthaler: Kein Wort dazu!) –, was bedeutet, dass diese Entfrem­dung abgebaut wird, die da und dort empfunden wird.

Diese Chance hat jetzt der Staat, national gesehen, und genauso kann die europäi­sche Ebene vorgehen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Ich habe den Eindruck, sie ist auf dem Weg dorthin, und ich habe den Eindruck, diese Verantwortung wird auch wirklich wahrgenommen. Das sollte man von Ihrer Seite einmal anerkennen. Da sollte man ein­mal herauskommen und sagen: Jawohl, ich finde, das war eine gute Initiative. (Abg. Bucher: „Super“!) – Super, der Herr Kollege Bucher ist schon auf Kurs, der sagt das schon. – Das wäre einmal ein Beitrag, den man, wie ich meine, in diesem Zusam­menhang auch leisten könnte. (Abg. Bucher: Dieselbe Rede wie 2007!)

Aber zu einem Land gehört auch die kulturelle Entwicklung, gehört die Kultur insge­samt. Es sind in diesem Regierungsübereinkommen 20 Millionen € mehr für das Kul­turbudget drinnen. Ein schöner Erfolg – Gratulation, Frau Minister! (Abg. Strache: Ster­mann, Grissemann und Cap! Das wäre eine Kombination!) Ich glaube, dass das wich­tig ist, auch um zu signalisieren, wir sind ein Kulturland, eine Kulturnation. Wir haben dadurch auch sehr viel Tourismus, sehr viele Besucher und tolle Ausstellungen in den Museen. Der Ausbau der Museumslandschaft ist ja einer der Punkte, von denen ich glaube, dass sie sehr positiv sind, und man will in Zukunft auch für die zeitgenössische Kunst sehr viel unternehmen. (Abg. Bucher: Konkret?)

Es wird die Filmförderung deutlich aufgestockt werden. Das ist wichtig. Sie können viel­leicht ohne Kultur leben, Herr Kollege Bucher, aber die Österreicherinnen und Österrei­cher wollen Kultur. Sie haben das Recht dazu. (Abg. Strache: Der kämpft um sein Lei­berl als Klubobmann!) Ich glaube auch, dass für die Integration der jungen Menschen, unserer Kinder und Jugendlichen, damit sie auch eine Identifikation mit diesem Land finden, die Kultur eine wesentliche Rolle spielt, an den Schulen zum Beispiel eine ganz wesentliche Rolle spielt. (Beifall bei der SPÖ.)

Daher finde ich es äußerst positiv, dass in diesem Bereich ebenfalls Elemente enthal­ten sind, die dafür sorgen sollen, dass diese ganzheitliche Antwort, die ein Regierungs­programm auf die Herausforderungen der Zeit zu geben hat, auch gegeben wird. Und sie wird gegeben!

Und wenn Sie haben wollen, dass die Einschaltquote weiter ... – Jetzt hat sie wahr­scheinlich besondere Spitzenwerte erreicht, aber sie soll ja gehalten werden. (Abg. Strache: Jetzt haben alle ausgeschaltet!) Dann gehen Sie bitte darauf ein, diskutieren Sie vernünftig, halten Sie andere Oppositionsreden als jene, die Sie bis jetzt gehalten haben, weil das im Endeffekt ja keinen Sinn hat! (Abg. Strache: Cap war im ORF im­mer schon der Quotenreißer!)

Was ist dann das Ergebnis am Ende des Tages? – Wir wollen doch am Ende des Ta­ges haben, dass es hier einen Informationsaustausch, einen Diskussionsprozess auf Basis des gegenseitigen Respekts gibt (Abg. Mag. Darmann: Cap-Kabarett!), dass wir uns Ideen mitteilen – von der Regierung natürlich das, was sie sich vorgenommen hat, was sie in den nächsten Jahren für Österreich tun will, wo alle offenen Fragen ange­gangen werden – Gesundheitssystem, soziale Sicherheit, Pensionen, Ausbildung, Frauen, Kinder, Jugend und Familie, Kultur, Sport, Landesverteidigung, innere Sicher­heit, alle offenen Fragen eben.


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Alle offenen Fragen werden angesprochen, werden mit Vorschlägen versehen (Abg. Bucher: Konkret?)  mag sein, dass das da und dort noch zu präzisieren ist, und das ist auch gut so. Es gibt Dinge, wo man sich noch zusammensetzen muss und das noch präziser machen muss. In allen Punkten hat die Opposition die Möglichkeit, Vor­stellungen einzubringen, Ideen einzubringen. Und das Versprechen gilt, dass diese Ideen, wenn sie gut sind, auch aufgegriffen werden. (Abg. Bucher: In den Ausschüs­sen vertagt! – Abg. Ing. Westenthaler: Ihr knebelt das Parlament!)

Sie sollten auch das zur Kenntnis nehmen, und Sie sollten die Chance wahrnehmen, sich auch hier im parlamentarischen Prozess einzubringen (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen – Rufe beim BZÖ: Schluss! Aus!), bei der Bearbeitung und Umsetzung dieser Vorlagen auch präsent zu sein, statt immer nur nein zu sagen und depressive Reden zu halten. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Kopf.)

11.31


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Klubobmann Bucher. – Bitte. (Abg. Bucher geht mit einem schwarz-weißen Plüschbären mit roter Schleife zum Rednerpult. – Abg. Strache: Kuschelbärli für die Regierung!)

 


11.32.12

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Der ist aber nicht für den Kollegen Cap, um das gleich einmal klarzustellen.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Wir haben uns gedacht: Was geben wir dieser neuen Regierung mit auf den Weg? – In Zeiten wie die­sen, in denen es vielen schlecht geht, sollte man etwas näher zusammenrücken. Und ich glaube, diese beiden Parteien, SPÖ und ÖVP, haben nach dem katastrophalen Wahlergebnis vom 28. September allen Grund dazu, zu kuscheln und zusammenzu­rücken. Daher wollen wir Ihnen als sichtbares Symbol für den guten Willen einer Op­positionspartei diesen Kuschelbären in Gestalt eines Koalabären überreichen (Beifall beim BZÖ), der Sie daran erinnern soll ... (Zwischenrufe. – Abg. Strache: Das ist ein Pandabär! Der schläft 20 Stunden am Tag!) – Entschuldigung, Pandabär. (Heiterkeit.) Ein Pandabär, der Sie daran erinnern soll, dass Sie, wenn Streitigkeiten aufkommen, wieder den Weg zueinander finden und wieder kuscheln. Bitte sehr. (Der Redner über­reicht Bundeskanzler Faymann den Plüschbären. – Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist ja kein Biologieunterricht (ironische Heiterkeit bei der SPÖ) und kein wissenschaftlicher Vortrag, sondern es geht darum, die Regierungserklärung zu kommentieren – eine Regierungserklärung, die wirklich nicht dem entspricht, was Österreich derzeit braucht. Ich glaube, dass wir die derzeiti­ge Situation in Österreich mit mehr Ernsthaftigkeit betrachten müssen, vor allem die Si­tuation der Wirtschaft und der Finanzmärkte müssen wir uns in den nächsten Monaten und Jahren immer vor Augen halten.

Diese Koalition der Verlierer, die hier in dieser Konstellation mit gutem Willen der Onkel gebildet wurde, die darauf eingewirkt haben, war ja absehbar. Es war ja für uns von Anfang an klar, dass es wieder zu einer Fortsetzung der großen Koalition kommen würde, wenngleich sich in Österreich viele hunderttausende Menschen fragen: Warum und wozu haben wir überhaupt gewählt?

Warum haben wir am 28. September diese sechs Millionen Menschen zu den Wahl­urnen gerufen, sie um ihre Stimme gebeten, damit dann wieder das herauskommt, was wir hier auf der Regierungsbank präsentiert bekommen? Warum haben wir 60 Millio­nen € hinausgeschmissen, damit wir jetzt eine abgehalfterte Bundesregierung präsen­tiert bekommen? 60 Millionen € – das ist gleich viel Geld, wie Sie für den Ganztagskin­dergarten zur Verfügung stellen wollen, meine Damen und Herren von SPÖ und ÖVP.


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Das ist reine Steuergeldverschwendung, die Sie hier betrieben haben (Beifall beim BZÖ), mit dem einzigen Ziel, das einzuzementieren, was Sie von der ÖVP schon über viele Jahre beabsichtigt haben, die Sie seit 22 Jahren in der Regierung sind.

Der ÖVP ist es ja nur darum gegangen, Macht zu erhalten, Macht einzufordern und das gemeinsam mit der SPÖ fortzuführen, denn das Regierungsprogramm war eine rein formelle Sache. Das war sofort erledigt – bis auf diese zehn ulkigen Fragen, die Sie über die Öffentlichkeit ausgetauscht haben. Das ist ja eigentlich an Hohn und Spott nicht mehr zu überbieten. Ich habe ja den Verdacht, dass diese Fragen nicht der Josef Pröll geschrieben hat, sondern der Werner Faymann, der dann gleichzeitig auch in der Lage war, sie so schnell zu beantworten, sodass es gar nicht den Anschein erweckt, als gäbe es irgendwelche Unstimmigkeiten. (Beifall beim BZÖ.)

Ich sage Ihnen Folgendes – weil Kollege Cap immer davon spricht, dass wir nur kon­krete Dinge kritisieren sollen –: In nur 13 Minuten sollen wir ganz konkrete Dinge kri­tisieren, wobei der Herr Bundeskanzler nicht einmal in der Lage war, uns innerhalb einer Stunde irgendetwas Konkretes anzubieten, was in den nächsten fünf Jahren zu passieren hat. (Beifall beim BZÖ sowie der Abgeordneten Strache und Dr. Graf. – Abg. Dr. Cap: Binden Sie uns keinen Bären auf!)

Das ist doch ein Hohn und ein Spott! Aber den Herrn Finanzminister möchte ich in An­betracht dieser Budgetzahlen und in Anbetracht der einen oder anderen Maßnahme warnen. Ich hoffe, das war ein Fehler, dass Sie 850 Milliarden € in die Bauten in­vestieren wollen, denn das ist ja mehr, als die USA und China zusammen investieren und zusammenbringen. (Abg. Mag. Stadler: Das ist ihm nicht einmal aufgefallen!)
Aber das allein zeigt ja schon den linkspopulistischen Ansatz des Bundeskanzlers. (Abg. Ing. Westenthaler: Steht da drinnen: „Milliarden“!)

Ich darf Sie davor warnen, Herr Finanzminister, diese Schuldenpolitik, die der unter­drückte, sehnsuchtgetriebene Herr Faymann, um es dem Herrn Kreisky nachzuma­chen, unbedingt umsetzen möchte, zuzulassen, denn die führt Österreich an den Rand des Abgrunds. Und diese Sehnsucht nach Schuldenpolitik in Österreich wird Sie noch ins Schwitzen versetzen, Herr Finanzminister. Da werden Sie gar nicht viel aus eige­nem Antrieb machen müssen, um Ihr Gewicht zu reduzieren, denn das wird alleine vonstatten gehen. Das kann ich Ihnen versprechen.

Aber es gibt ja auch etwas Positives in diesem Regierungsprogramm. Ich gratuliere je­nem Menschen, der auf Seite 267 aufgehört hat, dieses Regierungsprogramm weiter­zuschreiben, denn es ist ein Regierungsprogramm ohne Absichtserklärungen, ohne Verbindlichkeiten, ohne konkret zu werden. Es ist wirklich preisverdächtig, dass man so wenige Absichten und so wenig Konkretes auf 267 Seiten überhaupt ausdehnen kann. (Abg. Krainer: Wir haben es eh gekürzt von 500 Seiten!) Das ist nobelpreisver­dächtig, meine sehr geehrten Damen und Herren. Sie wissen ja: 267 Seiten umfasst diese Regierungsabsichtserklärung. Die letzte von Gusenbauer war ungefähr halb so lang, die erfolgreiche von 2002 bis 2006 war um die hundert Seiten lang, glaube ich, Herr Bundeskanzler a. D. Schüssel. (Oh-Rufe bei SPÖ und Grünen. – Abg. Csörgits: Binden Sie uns keinen Bären auf, Herr Kollege!)

Das lässt den Schluss zu: Je länger die Regierungserklärung, um so kürzer ist die Le­gislaturperiode. Das bleibt zu hoffen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ.)

Weil Sie immer konkrete Kritikpunkte einfordern: Schauen Sie sich diese Regierungs­erklärung einmal wirklich ernsthaft und konkret an! Ich hoffe, jeder hat sie durchgele­sen. Dann werden Sie darauf stoßen, dass in gezählten 75 Fällen vorkommt: Es wird „evaluiert“, es wird „geprüft“, es wird „konzipiert“, es wird „koordiniert“, es wird „opti­miert“. Und in 75 Fällen werden Arbeitskreise gebildet. (Abg. Strache: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bild’ ich einen Arbeitskreis!)


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Da werden Kommissionen, Sonderkommissionen eingerichtet. Man gewinnt ja förmlich den Eindruck, Sie wollen auf diese Art und Weise die Arbeitslosigkeit in Österreich be­kämpfen, indem Sie Arbeitskreise, Sonderkommissionen und dergleichen einrichten, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Riepl: Machen Sie einen Vorschlag! Nur einen!)

Ein konkretes Beispiel, Sie haben ja das Regierungsprogramm vor sich. Lesen Sie auf Seite 93! Da steht: Es werden Kommissionen eingesetzt, vorher Sonderkommissionen gebildet, die die Klarstellung für die Kommissionen treffen. – Zitatende.

Da muss man sich wirklich fragen: Hat das in einem Regierungsprogramm zu stehen, meine sehr geehrten Damen und Herren? (Beifall beim BZÖ. – Abg. Ing. Westentha­ler: Das ist peinlich!) – Ja, es ist wirklich peinlich, wie Kollege Peter Westenthaler sagt.

Diese Regierungserklärung ist zur Gänze ein Programm der Ideenlosigkeit, ohne Inhal­te, ohne Maßnahmen – und vor allem ohne gesteckte Ziele! Sie haben sich ja nicht ein­mal irgendwelche Ziele vorgenommen. Man muss sich einmal vorstellen: Da erstellen zwei Parteien ein Regierungsprogramm für die nächsten fünf Jahre und definieren nicht einmal konkrete Ziele! Das ist doch ein Programm für Politmasochisten, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ.)

Das kann man deutlich sehen, und zwar gerade vor dem Hintergrund, dass Sie eine Reihe von Baustellen in diesem Land haben. Sie wurden schon aufgezählt: AUA, Tele­kom, Post, ÖBB. (Abg. Strache: ASFINAG! ORF! – Ruf bei der ÖVP: BZÖ!) Die Öster­reichischen Bundesbahnen verspekulierten 600 Millionen €. Die ASFINAG hat über 12 Milliarden € Schulden. Das sind doch keine Lächerlichkeiten! Das sind doch keine Kleinigkeiten! Der ehrliche Steuerzahler erwartet, dass Sie sich dieser Probleme be­ziehungsweise dieser Aufgabenfelder endlich einmal annehmen und nicht davor kapi­tulieren. Die Österreicher wollen, dass Sie ernsthaft an die Arbeit gehen und sich nicht gegenseitig Fragen stellen und einen „Kuschelkurs“ fahren. Die österreichischen Bür­ger wollen, dass Sie ernsthaft bemüht sind, diese Probleme des Landes anzugehen. (Abg. Riepl: Bitte, machen Sie einen konkreten Vorschlag!)

Dort, wo man endlich einmal einigermaßen konkret wird – es gibt da drei, vier Fälle in Ihrem Regierungsprogramm –, ist plötzlich ein Sternchen. Das ist auch etwas Neues, das haben wir bisher noch nicht gekannt: ein Text mit einem Sternchen versehen! Ich kenne das nur von italienischen Speisekarten. Das Sternchen bedeutet so viel wie Budgetvorbehalt. Das heißt übersetzt: Guter Ansatz, gute Absicht, aber kein Geld! – Das ist die neue Art und Weise, wie man sich ein Programm für die Zukunft vornimmt. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Erfreulicherweise konnten wir auch etwas Positives lesen, nämlich, dass diese Bun­desregierung sich vornimmt, den Faktor Arbeit zu entlasten. Kollege Cap kennt das schon seit 25 Jahren: die Absicht, den Faktor Arbeit zu entlasten. Das wird Ihnen, mei­ne Damen und Herren von der SPÖ, nicht neu sein, denn schon nach dem Krieg, als auch die Sozialdemokraten in dieses Haus eingezogen sind, hat man die feste Absicht gehabt, den Faktor Arbeit zu entlasten. Es gibt ja Übereinstimmung dahin gehend, dass der Faktor Arbeit zu stark besteuert ist.

Voller Erwartung dachte ich zuerst: Das ist ein guter Ansatz! Diese Bundesregierung geht es jetzt an, die wird endlich den Faktor Arbeit entlasten! Aber was steht da dabei? Eine Art Entwarnung, nämlich: „Prüfung von Optionen“. (Ironische Heiterkeit beim BZÖ.) Das heißt: Es gibt wieder nichts Konkretes, es gibt wieder keine Lösung, um den Faktor Arbeit zu entlasten! (Abg. Riepl: Was ist Ihr konkreter Vorschlag?)

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, Sie müssen endlich einmal aus dem „Liebestaumel“ aufwachen und zur Kenntnis nehmen, dass die konjunkturellen „Flitterwochen“ vorbei sind, dass auf Europa eine enorme Rezession zukommt. Wir


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brauchen eine Regierung, die endlich damit beginnt, dieses Land zu gestalten, umzu­bauen, zukunftsfest zu machen. Es ist endlich einmal im Gesundheitsbereich, im Ver­waltungsbereich und bei der Staatsreform anzusetzen. Sie brauchen ja das Geld, das Sie investieren, dazu, die Wirtschaft fit zu machen. Ich frage mich, wie Sie das ma­chen, Herr Bundesminister für Finanzen – der Sie gerade nicht zuhören. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll spricht mit Abg. Mag. Molterer. – Abg. Strache: Der redet mit seinem Amtsvorgänger!)

Wo werden Sie denn das notwendige Geld hernehmen? – Sie werden in der Verwal­tung einsparen müssen. Sie werden auch bei den Staatsorganen endlich einmal den Hebel ansetzen müssen. Sie werden etwa fragen müssen: Wozu brauchen wir 183 Ab­geordnete? Wozu brauchen wir den Bundesrat? Wozu brauchen wir Landesschulräte? Wir haben in Österreich hunderte Landesschulräte, die mit dem Dienstwagen durch die Gegend fahren und nicht arbeiten. Meine Damen und Herren, da ist bares Geld! (Bei­fall beim BZÖ.)

Dasselbe gilt auch bei den Kassen. Sie gehen den völlig falschen Weg, indem Sie jetzt den Kassen hunderte Millionen zuschießen, ohne von ihnen Reformen einzufordern. Der richtige Weg wäre es, zu sagen: Wir wollen eine Zusammenlegung der Kranken­kassen, es sind Einsparungseffekte zu erzielen, dann bekommt ihr die Gelder vom Steuerzahler! Das wäre der richtige Weg, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)

Wir brauchen jetzt konjunkturstützende Maßnahmen, die wirklich in der Wirtschaft an­kommen. Sie jedoch haben Konjunkturpakete beschlossen, die bei der Wirtschaft nicht ankommen.

Sie haben ein Bankenrettungspaket beschlossen, das dazu führt, dass die Banken das gesamte Geld horten, aber die Wirtschaft keinen Zugang zu den Krediten bekommt. Da ist der falsche Weg eingeschlagen worden! Daher sagen wir: Wir brauchen eine ver­nünftige Politik, die die Chancen, aus der Finanzkrise zu kommen, jetzt endlich einmal aufgreift, die Veränderungen und Reformen durchführt und die dafür sorgt, dass Öster­reich eine wettbewerbsorientierte Zukunftspolitik gestaltet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben jetzt eine „große Koalition“, die noch nie so schwach an Mandaten, noch nie so schwach an Perspektiven war. Wir ha­ben jetzt eine „große Koalition“ beziehungsweise eine Bundesregierung, die im Grunde genommen die Vergangenheit verloren und die Zukunft verspielt hat, denn dieses Re­gierungsprogramm ist nicht konkret, ist unvollständig, ist unbrauchbar, um den wirt­schaftlichen Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. – Danke schön. (Bei­fall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

11.45


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Klubobmann Kopf.

 


11.45.32

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Nach so viel unkonkreter Pauschalkritik von Seiten der Opposition sage ich Ihnen als jemand, der aus der Wirtschaft kommt: Ich bin es gewohnt, dass wir über Probleme nicht nur reden, sondern dass wir sie auch lösen! Und das ist genau das, was die Österreicherinnen und Österreicher von dieser Regie­rung erwarten können: konkrete, engagierte Problemlösung! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir haben es bewiesen: Bei der Rettung der Banken war Österreich vorbildlich – wie kaum ein anderes Land! Und auch beim ersten Konjunkturpaket war Österreich vorbild­lich – wie kein anderes Land! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Bucher: Die Wirtschaft hat kein Geld!)


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Meine Damen und Herren, diese Koalition ist eine Koalition der praktischen Vernunft. Es gibt in beiden Parteien – zugegeben! – Kritiker, es gibt in beiden Parteien nicht we­nige, die sich eine andere Regierungskonstellation gewünscht hätten, aber eine über­wältigende Mehrheit der Politiker beider Parteien ist sich mit der Mehrheit der Bevölke­rung einig über diese Koalition, und die Bevölkerung vertraut in diesen Tagen der Zu­sammenarbeit von ÖVP und SPÖ. (Abg. Ing. Westenthaler: Wer sagt das?)

Eine Koalition dieser beiden Parteien muss nicht auf alle Zeiten der Weisheit letzter Schluss sein, aber sie ist im Augenblick mit Sicherheit eines für mich: Jetzt, in dieser schwierigen Situation, ist sie genau das Richtige! (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Mag. Stadler: Hört! Hört! Das Ganze steht auf einer Clausula rebus sic stantibus!)

Zugegeben, meine Damen und Herren, viel Grundsätzliches trennt SPÖ und ÖVP. Es geht ja bei dieser Koalition auch gar nicht darum, dass wir diese beiden Parteien mit­einander verschmelzen, sondern es geht schlicht und einfach darum, dass wir gegen­sätzliche Meinungen durchaus austragen, dass wir gegensätzliche Positionen durch­aus beziehen, dass wir in der Regierung Debatten führen, dass wir ein lebendiges Par­lament erleben, dass wir aber trotz aller Gegensätzlichkeiten letzten Endes aufeinan­der zugehen und das Gemeinsame über das Trennende stellen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Auch ein Wort an die Opposition: Wir wollen auch mit Ihnen zusammenarbeiten, und wir werden diesbezüglich Zeichen setzen!

Ein erster Schritt wird sein, dass wir unverzüglich mit Ihnen die Gespräche über die Minderheitsrechte hier im Hohen Haus – über Ihre Rechte, die Sie hier wahrnehmen sollen und wollen (Abg. Bucher: Sie werden sie selber bald brauchen!) – aufnehmen und offen mit Ihnen darüber reden. Das wird die erste Geste der Zusammenarbeit aller hier in diesem Haus sein. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Ing. Westenthaler: Wer’s glaubt, wird selig!)

Meine Damen und Herren! Die Politik war in diesen Tagen aufgefordert, rasch, aber überlegt, notwendige Maßnahmen gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise zu setzen. Wir haben mit dem Bankenpaket und dem Konjunkturpaket einen ersten Beweis dafür geliefert, dass wir dieser Herausforderung entsprechen. Das Bankenpaket hatte aus­schließlich zum Ziel, den Sparern ihre Spareinlagen zu sichern und den Klein- und Mit­telbetrieben, die dringend für ihre Geschäfte eine Finanzierung brauchen, die Finanzie­rung für ihre Betriebe zu sichern. (Beifall bei der ÖVP.)

Das stagnierende Wachstum ist für uns alle in Österreich ein Riesenproblem. Und es muss für uns alle doch um ein und dasselbe gehen: um die Sicherung der Arbeitsplät­ze für die Österreicherinnen und Österreicher! Wir tun das in dieser Bundesregierung! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, die Maßnahmen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise wer­den natürlich eine Menge Geld kosten – sie werden viel Geld kosten! –, und trotzdem müssen sie eingebettet sein in eine ordentliche Finanz- und Budgetpolitik. Das heißt, wir bekennen uns weiterhin zur 3-Prozent-Grenze des gesamtstaatlichen Defizits, und zwar schlicht und einfach deshalb, weil wir auch in späteren Zeiten noch genug Spiel­raum haben müssen, auf allfällige Krisen reagieren zu können. Und Gott sei Dank ist es uns in den letzten Jahren gelungen, mit einem geordneten Staatshaushalt auch tat­sächlich jenen Spielraum zu schaffen, den wir jetzt gerade im Sinne der Österreicherin­nen und Österreicher nützen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, eines der Kernstücke im Regierungsprogramm ist die Steu­erreform, die Entlastung der Österreicherinnen und Österreicher von einer –zugege­ben! – zu hohen Steuerbelastung. Wir konzentrieren uns darauf, dass wir all jene ent­lasten, die Steuer zahlen, nämlich die Leistungsträger unserer Gesellschaft und die


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Familien. Wir entlasten die Familien im Ausmaß von etwa 500 Millionen €. Das ist fair! Das stellt für die ÖVP einen ganz besonderen Wert dar, denn wir meinen: Investitionen in die Familien sind Investitionen in die Zukunft, und wenn wir auf die Entlastung der Familien vergessen, dann können wir unsere Zukunft vergessen! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber auch die vielen Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe werden mit dieser Steuerreform entlastet. Wir schaffen einen neuen Freibetrag und damit eine Begünstigung für die einkommensteuerpflichtigen Selbständigen. Sie bekommen damit eine Sechstelbe­günstigung, die vergleichbar ist mit der Entlastung durch das 13. und 14. Monatsgehalt.

Wichtig bei all den Entlastungsmaßnahmen ist aber auch eines: Diese Bundesregie­rung kommt bei der steuerlichen Entlastung der Leistungsträger, der Familien, ohne jegliche neue Belastungen aus! (Beifall bei der ÖVP.)

Wie geht das? – Es geht schlicht und einfach dadurch, dass wir uns einen ehrgeizigen Konsolidierungsfahrplan vorgenommen haben. Der Rechnungshof hat eine Fülle von Vorschlägen vorgelegt, und genau diesen Vorschlägen wollen wir folgen! Wir werden den Rechnungshof mit einbinden in diese Reformarbeit für das gesamte Staatssystem in Österreich.

Eines ist sicher, meine Damen und Herren, auch jene auf der Regierungsbank: Die Budgetverhandlungen in den nächsten Wochen werden sicher hart. Auch die Konsoli­dierung des Staatshaushaltes insgesamt wird ein großes Stück Arbeit und eine große Herausforderung sein.

Konsolidieren heißt letzten Endes auch – das muss uns allen klar sein! –, Unangeneh­mes anzusprechen und Unpopuläres zu tun. Das wird Kraft kosten, überhaupt keine Frage, aber die Verantwortung, die wir tragen, und zwar nicht nur für unsere Genera­tion, sondern auch für die nächsten Generationen, verlangt, dass wir auch Unange­nehmes ansprechen und auch Unangenehmes tun. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Mag. Wurm.)

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Diese Regierung bekennt sich zur sozialen Marktwirtschaft, denn diese ist die Basis für unser Wirtschafts-, unser Gesellschafts- und unser Sozialsystem. Der Staat soll selbstverständlich eine starke Rolle spielen – aber der Staat soll die Rolle des Steuerns und nicht die des Selbst-Ruderns spielen.

Eine besondere Verantwortung tragen wir alle vor allem in der Gestaltung von Rah­menbedingungen, die wir für eine flächendeckende Versorgung mit Dienstleistungen der Daseinsvorsorge brauchen. Aber auch da ist eines ganz klar: Im Wettbewerb ste­hende Unternehmen erbringen solche Leistungen in der Regel effizienter als Monopo­le, und deswegen sagen wir: Nur wettbewerbsfähige Unternehmen können Beschäfti­gung nachhaltig und langfristig sichern, und sie sind daher die Voraussetzung für den Wohlstand und für ein funktionierendes Sozialsystem! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Der Erhalt unseres Sozialsystems, das so gut ausgebaut ist, das uns so wichtig ist, stellt für uns eine enorme Herausforderung dar – für uns al­le, die wir hier in diesem Hohen Haus versammelt sind! Es muss eng geknüpft sein, es soll auch weiterhin eng geknüpft sein, und es soll vor allem für all jene, die gerade in schwierigen Zeiten dieses Sozialsystem brauchen, wie etwa Familien mit Kindern, Be­zieher kleinerer Einkommen, Menschen, die Gefahr laufen, ihre Arbeit zu verlieren, ein entsprechendes Auskommen sichern. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ja wo denn? Ja wie denn?)

Auch folgender Weg ist weiterhin zu beschreiten: die nachhaltige Sicherung unseres Pensionssystems! Nur eine faire Verteilung der Ansprüche und auch der Lasten zwi­schen den Generationen kann dieses System langfristig absichern. Das heißt: Wir wol-


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len, dass auch unsere Jugend eine Chance hat, weil sie auch ein Anrecht auf eine faire Pension hat. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Im Bereich der Pflege setzt diese Regierung mit einem ganzen Bündel von Maßnah­men einen Schwerpunkt, und sie setzt ihn vor allem dort, wo es notwendig ist anzuset­zen: bei den pflegenden Angehörigen! Die Volkspartei findet es absolut richtig – und wir haben auch dafür gesorgt, dass sich das in diesem Regierungsprogramm findet –, dass genau dieser oft unbedankten Personengruppe endlich mehr Unterstützung zuteil wird. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Österreich hat – und das ist vorhin schon vom Herrn Bundeskanzler angesprochen worden – unbestreitbar eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Ja, der Welt! Ich betone: Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme der Welt! Aber wenn wir diesen hohen Standard auch in Zukunft halten wollen, dann brauchen wir vor allem in diesem System eines: mehr Effizienz und mehr Kostenbewusstsein! Diese Bundesre­gierung wird daher genau jene notwendigen Reformen durchführen und jene Maßnah­men setzen, die eben der Effizienzsteigerung dieses Systems dienen.

Aber eines sei an die Adressen der Krankenkassen auch gesagt: Es wird Liquiditäts­hilfe und Unterstützung des Bundes nur dann geben, wenn die Kassen bereit sind, auch in ihrem eigenen Bereich die notwendigen Reformen durchzuführen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ein Wort auch zu unserem Bildungssystem: Ich halte es für viel besser, als sein Ruf uns weismachen will. Viel wird da schlechtgeredet – ungerechterweise. Wir haben in diesem Regierungsprogramm meiner Meinung nach genau die richtigen Maßnahmen enthalten: verpflichtendes kostenloses Kindergartenjahr, Erhaltung der Hauptschulen und der Gymnasien, Setzung eines Schwerpunktes bei den Hochschulen, denn insbe­sondere moderne Hochschulen sind ein entscheidender Zukunftsfaktor, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Auch die Sicherheit ist ein enorm hohes Gut. 1 000 zusätzliche Ausbildungsplätze die­nen dazu, in diesem Land eine ausreichende Anzahl von Exekutivkräften zu haben. Denn eines muss uns klar sein: Unsere Exekutivbeamtinnen und -beamten sind genau diejenigen, die das hohe Sicherheitsniveau, das wir bereits haben, auch in Zukunft si­cherstellen werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Wir brauchen mehr Parlamentarismus, wir brauchen mehr Zusammenarbeit über alle Parteigrenzen hinweg. Das muss geschehen einerseits von der Regierung aus in Richtung mehr Einbindung des Parlaments, aber andererseits muss es auch mehr Zusammenarbeit mit der Opposition geben, wie ich es schon ge­sagt habe. Als neuer Klubobmann der Österreichischen Volkspartei möchte ich den Oppositionsparteien hier an dieser Stelle die Hand zur Zusammenarbeit reichen.

Ihnen, Herr Bundeskanzler, und dir, Herr Vizekanzler, gratuliere ich zum Ergebnis der sehr konstruktiv geführten Regierungsverhandlungen und auch zum spürbaren neuen Geist der Zusammenarbeit. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Ironische Heiterkeit bei FPÖ und BZÖ. – Abg. Strache: Der weht „förmlich“ durchs Haus!)

Allen Regierungsmitgliedern möchte ich zu ihrer Ernennung recht herzlich gratulieren. Ich wünsche Ihnen, meine Damen und Herren, eine glückliche Hand bei Ihren Ent­scheidungen, und ich wünsche Ihnen vor allem bei den Aktivitäten, die Sie setzen wer­den, viel Erfolg – viel Erfolg im Interesse Österreichs! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

11.58


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächste spricht Klubobfrau Dr. Glawischnig-Pies­czek. – Bitte.

 



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11.59.08

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Herr Präsident! Meine ge­schätzten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich müsste man, wenn es nicht so ernst wäre, doch ein bisschen schmunzeln. (Abg. Großruck: Tun Sie es doch!) Es drängt sich die Frage auf: Warum hat Österreich eigentlich gewählt? Warum hat das österreichische Wahlvolk gewählt beziehungsweise warum musste es wählen? – Es gab im Wesentlichen zwei Begrün­dungen: die eine war der europapolitische Streit, der Schwenk der SPÖ in der Europa­politik, und die zweite war die Feststellung: Es sind keine Reformen, es sind keine Ent­scheidungen mehr möglich!

Das waren also die beiden Begründungen, und ich glaube, dass die Frage schon be­rechtigt ist: Was ist jetzt tatsächlich anders? Außer vielleicht der Stil: Wir haben jetzt einen Bundeskanzler und einen Vizekanzler, die sehr harmoniebedürftig sind, die sozu­sagen im Paarlauf überall auftreten, Händchen haltend. Das Ganze erinnert ein biss­chen an Hochzeitstortenzuckerguss, picksüß. Aber wo sind die zu fällenden Entschei­dungen, wo sind die notwendigen Reformen? Es bleibt mir nichts anderes übrig, als heute festzustellen, dass Ihre Regierungserklärung – ebenso wie das Regierungspro­gramm! – leider visionslos, mutlos und reformschwach ist. (Beifall bei den Grünen.)

Bezüglich der europapolitischen Frage denke ich: Okay, Sie sind jetzt nach wie vor un­terschiedlicher Meinung. Was ist jetzt aber der europapolitische Kurs dieser Regie­rung? Das ist eine wichtige, entscheidende Frage. Sie bekennen sich zwar zu allem, stellen aber gleichzeitig auch alles wieder in Frage. So wird es sicher nicht funktio­nieren.

Dasselbe gilt für die großen Probleme. Es hilft nichts, große Probleme einfach zu igno­rieren, sie auf die Seite zu schieben oder sie einfach in Arbeitskreise und Masterpläne und Sonderkommissionen zu delegieren. – Sie hätten es im Übrigen auch gleich ins Parlament delegieren können, wir wären auch gerne bereit gewesen, da mitzuarbei­ten. – Das löst also nichts. Das löst keine Probleme. (Beifall bei den Grünen.)

Eines möchte ich noch vorweg sagen: Alle Minister und Ministerinnen, die in ein neues Amt gewechselt sind, werden von uns selbstverständlich Zeit bekommen sich einzuar­beiten, sich die Probleme anzusehen und Lösungen vorzulegen. Das ist, wie ich mei­ne, selbstverständlich.

Herr Bundeskanzler Faymann, bei Ihnen habe ich aber überhaupt keine Einsicht, wa­rum man bei Ihnen noch weiter zusehen muss. Sie haben jetzt mehrere Chancen ge­habt – sowohl das Regierungsprogramm als auch die Regierungserklärung als auch eine Sondersitzung –, aber es kommt einfach nichts.

Auf dem Cover der deutschen Zeitschrift „Der Spiegel“ ist „Angela Mutlos“ zu lesen. Ich kann nur sagen, das passt auch auf Österreich: „Werner Mutlos“, das ist das Pro­gramm, vor dem wir heute stehen. Es ist wesentlich nicht geeignet, die großen Proble­me zu lösen.

Was ist positiv im Regierungsprogramm – das erkenne ich an und möchte ich auch aussprechen –? Es ist sicher ein Fortschritt, Gratiskindergärten anzubieten, obwohl die Frage völlig offen bleibt, warum das nur für den Vormittag gilt. Das entspricht über­haupt nicht der Lebensrealität der modernen Familien, schon gar nicht, wenn Kinder fünf Jahre alt sind. Das ist wirklich daneben gegriffen, allerdings ist es zumindest ein erster Schritt.

Das Forschungskapitel ist ein bisschen konkreter, als es das im Jahr 2007 war. Man kann sicher auch positiv dazu Stellung nehmen, dass es jährlich zusätzlich 1 000 Poli­zisten und vor allem auch Polizistinnen – nämlich auch mehr Frauen und auch mehr PolizistInnen mit Migrationshintergrund – geben soll. Das ist absolut in Ordnung.


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Herr Kollege Faymann, eines möchte ich Sie aber schon fragen: Was haben Sie, was Gusenbauer nicht hatte? (Heiterkeit des Abg. Strache. – Abg. Ing. Westenthaler: Die „Kronen Zeitung“!) Wo ist die Sozialpolitik geblieben? Wo ist das soziale Gewissen?

Sie haben gestern unglaublich stolz verkündet – auch Herr Klubobmann Kopf hat das gerade wieder getan –, es wird keine neuen Steuern geben. Okay. Da muss man aber schon präziser nachfragen. Heißt das, die Stiftungssteuer-Privilegien werden weiterge­führt? Heißt das, die Vermögenszuwachssteuer, auf die die SPÖ in den letzten Mona­ten so bestanden hat, wird einfach vergessen? Heißt das, es wird weiterhin steuerliche Begünstigungen für Manager geben, in Form der Stock Options zum Beispiel? Bleibt das alles bestehen? Ist es das, worauf Sie stolz sind, wenn Sie sagen: keine neuen Steuern, keine zusätzlichen Belastungen?

Es ist tatsächlich so, es gibt in Österreich Gruppen, die sehr wohl eine zusätzliche Be­lastung verdienen und die auch bereit sind, diese zu leisten. Das ist eine sehr große Gruppe von sehr, sehr reichen Menschen in Österreich, die meiner Meinung nach durchaus bereit wären, mehr zum Sozialsystem beizutragen. (Beifall bei den Grünen.)

Liebe SPÖ, was ist Ihnen da eingefallen, die gesamte außerparlamentarische Kontrol­le, den gesamten Bürgerrechtsbereich, Menschenrechtsbereich in die Hände der ÖVP zu geben? Warum haben Sie Justizministerin Berger entsorgt? Das ist mir ein völliges Rätsel. (Abg. Dr. Kräuter: Frau Kollegin, das ist eine partnerschaftliche Regierung!) Maria Berger war aus meiner Sicht – und ich glaube, das bestätigen viele fachkundige Experten und Expertinnen – eine gute Justizministerin. Warum musste sie gehen? Ent­schuldigung, das verstehe ich nicht. (Beifall bei den Grünen.)

Kollege Faymann, eine Frage sei mir auch noch erlaubt: Das große Thema im Wahl­kampf war die Teuerung, das war Ihr zentrales Projekt, die Bekämpfung der sogenann­ten Teuerung. Auf diesen 267 Seiten findet sich das Wort „Teuerung“ ein einziges Mal – in Ihrer Rede im Übrigen gar nicht mehr –, und dort nur als Rechtfertigung für die Erhöhung von Gebühren inklusive der Autobahnvignette. – Das ist alles, was zur Teue­rung drinnen steht. Ich weiß nicht, das kann es nicht gewesen sein.

Das gilt auch für die Wettbewerbsbehörde, die so wichtig war, und diese Preiszuschlä­ge, die es in Österreich gibt, die nicht notwendig sind. Die Wettbewerbsbehörde wird nur dann gestärkt, wenn zufällig ein bisschen Geld überbleibt, nämlich unter Budget- und Finanzierungsvorbehalt.

Das ist übrig geblieben aus dem Wahlkampf, und das ist nicht sehr viel. Da frage ich mich schon: Was haben Sie mehr, als Gusenbauer hatte, als er als Regierungschef an­trat?

Ich nenne Ihnen zwei Bereiche, die besonders bitter sind, weil sie so chancenreich sind, was Sie aber nicht erkennen – da reihen Sie sich in eine Tradition ein, die ich als „Sinowatz-Tradition“ bezeichnen will –: Das ist der ganze Bereich, in dem es darum geht, wie man diese Wirtschaftskrise, die Konjunkturkrise nutzen kann, um eine ökolo­gische Modernisierung zu schaffen. Das machen im Moment alle. Schauen Sie sich bit­te das Obama-Programm ein bisschen an. Klimaschutz ist die zentrale Schlüsselhe­rausforderung, mit der man Arbeitsplätze schaffen kann, mit der man energieunabhän­gig werden kann, mit der man auch soziale Krisen sehr gut bekämpfen kann, also sehr viele Fliegen mit einer Klappe schlagen kann.

Sie ignorieren das völlig. Sie brauchen offensichtlich auch keinen Experten mehr, denn Kollege Wabl ist nicht mehr notwendig. (Abg. Kopf: Der „ausgewiesene“ Experte!) Das machen wir selbst, war die Auskunft.

Allerdings: Dieses Programm ist ein Sinowatz-Programm, das ist vor Hainburg. (Zwi­schenrufe bei der ÖVP.) Sie wollen weitere Öl-Pipelines bauen, weitere Gas-Pipelines


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bauen. Das Einzige, was überlebt, ist der Klimafonds, aber mit diesem werden Sie die Klimaziele sicher nicht erreichen, vor allem aber, was sehr bedauerlich ist, die Tausen­den Arbeitsplätze, die in diesem Bereich schlummern, weiter verschlafen. Das ist die bedauerliche Feststellung. (Beifall bei den Grünen.)

Wo ist die Sozialpolitik? – Das ist die große Frage. Sie haben sich jetzt sehr lange über die Frage der Jugendbeschäftigung und Jugendarbeitslosigkeit ausgebreitet. Das ist wichtig. Die Ausbildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr war schon im alten Regie­rungsprogramm enthalten. Okay, das ist wichtig.

Nur, eines bleibt schon offen: Die soziale Situation von Kindern und Jugendlichen in Österreich. In Ihrem Regierungsprogramm findet sich das Ziel – das muss man sich tatsächlich auf der Zunge zergehen lassen –, die Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen in den nächsten zehn Jahren um ein Drittel zu reduzieren.

Wie schaut der Hintergrund aus? – Es gibt insgesamt 250 000 Kinder und Jugendliche, die armutsgefährdet sind. 100 000 davon leben in verfestigter Armut. Das heißt, sie ge­hen hungrig in die Schule oder in den Kindergarten, sie sitzen in schlecht geheizten Räumen und können bei den sozialen Veranstaltungen ihrer Generation in der Schule, beim Schikurs, bei den Schullandwochen nicht teilnehmen. Und Sie geben sich damit zufrieden, einem Drittel von diesen Kindern helfen zu wollen und die anderen zwei Drit­tel zu vergessen?! – Ich finde, das ist nicht akzeptabel. Kein einziges Kind, kein einzi­ger Jugendlicher darf vergessen werden! (Beifall bei den Grünen.)

Sie sprechen zwar über die Pensionssicherung – das ist auch wichtig, was junge Men­schen betrifft –, allerdings werden diese nach wie vor in die kapitalunterstützte Privat­vorsorge getrieben. Das staatliche Pensionssystem, krankgeredet vor allem auch von der ÖVP, kann nach wie vor nicht das leisten, was man als junge Generation tatsäch­lich braucht. Da haben Sie auch aus der Finanzkrise nichts gelernt, Herr Kollege Kopf!

Zu allem, was das Arbeitsleben betrifft, zu Situationen, vor denen viele junge Men­schen stehen, nämlich zu prekären Beschäftigungsverhältnissen, zu Praktika, dazu, dass sie teilweise über Monate hinweg einkommenslos beschäftigt werden, findet sich nichts im Regierungsprogramm. Dazu gab es übrigens ein großes Projekt von der Kol­legin Rudas – ich frage mich, wo das hingekommen ist –, um Bedingungen zu schaf­fen, dass keine neuen Ausbeutungsverhältnisse vor allem von jungen Leuten geschaf­fen werden. – Dazu, dass junge Menschen oft monatelang in Praktika arbeiten, ohne einen Euro zu verdienen, findet sich nichts.

Im Arbeitsleben gibt es die ganz klassischen Probleme. Stagnierende Realeinkommen sind für viele Menschen ein echtes Problem. Dazu findet sich kein Wort. Das ist sehr, sehr bedauerlich. Ich denke, viele haben sich schon eine gewisse Hoffnung gemacht, denn es war landauf, landab plakatiert: „Neu regieren“.

Wenn Sie über Notstandshilfe und Arbeitslosenunterstützung kein Wort verlieren, möchte ich es zumindest tun. Die Notstandsunterstützung und die Arbeitslosenunter­stützung sind seit über zehn Jahren nicht valorisiert worden. Das heißt, diese Men­schen haben immer weniger Geld zum Leben. Angesichts der Inflation und der Teue­rung, die wirklich ein Thema ist, werden diese einfach vergessen. Wo sind das soziale Herz und das soziale Gewissen der SPÖ?

Sowohl Klimaschutz, Umweltschutz als auch die Sozialpolitik sind wirklich riesige blin­de Flecken in diesem Programm. Das ist bedauerlich. Das ist vor allem deswegen be­dauerlich, weil Sie auf Ihre Fahnen diese Lippenbekenntnisse heften, die viele Men­schen nicht mehr hören wollen. Sie haben selbst gesagt, Sie wollen Maßnahmen und Entscheidungen. Diese finden sich hier nicht.


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Ich möchte die Rede nicht so ganz negativ ausklingen lassen, weil Sie von der ÖVP so streng herschauen. Von vielen Ideen, die in den letzten Jahren und Monaten auch von uns entwickelt wurden – moderne Familienpolitik zum Beispiel –, findet sich ein biss­chen etwas: einkommensabhängiges Karenzgeld zum Beispiel, damit auch mehr Väter die Möglichkeit haben, eine Zeit lang aus dem Beruf auszusteigen, der Vatermonat, der Ausbau der Kinderbetreuung.

Aber erlauben Sie mir schon die Frage: Warum ist das alles nicht so wichtig, dass es nur dann gemacht wird, wenn Geld übrig ist, nämlich wieder unter Finanzierungs- und Budgetvorbehalt? Das wären ganz wichtige Maßnahmen.

Sie haben von der Entlastung der Familien gesprochen. Sie nehmen zwar 500 Millio­nen € her – im Wesentlichen sind das Steuerabsetzbeträge, Freibeträge, das heißt, es ist gut für diejenigen, die Steuern zahlen; aber viele Familien haben diesen Luxus gar nicht, dass sie Steuern zahlen können. Alleinverdienerabsetzbeträge ... (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ja, es ist in Ordnung!

Allerdings gibt es eine ganz große Anzahl von Familien, die von diesem Paket über­haupt nichts haben. (Rufe bei der ÖVP: Nein! Das stimmt nicht!) Hätten Sie diese 500 Millionen € hergenommen und zum Beispiel flächendeckend den Gratiskindergar­ten in Österreich angeboten, wäre das eine tatsächliche reale Entlastung für Tausende Familien gewesen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Steibl: Den gibt es in der Steier­mark!)

Und zur Familienpolitik gehört auch eines, nämlich ein Menschenrecht: das Grundrecht auf Familienleben. Da muss ich mich wieder an die SPÖ wenden: Warum ist es nicht möglich gewesen, zumindest international anerkannte Grundrechte wie das Grundrecht auf Familienleben hier in Österreich durchzusetzen? Sie wollen das humanitäre Aufent­haltsrecht streichen. Sie wollen binationale Ehen weiter de facto verunmöglichen, die­sen Menschen das Leben schwer machen.

Zu etwas anderem in diesem Bereich: Sie wollen Kompetenzzentren für aufenthaltsbe­endende Maßnahmen, Effizienzsteigerung bei der Abschiebung. Wo endet bei Ihnen die Familienpolitik? Was bedeutet Familie für Sie? Familie hört nicht beim Reisepass auf und auch nicht an der österreichischen Staatsgrenze.

Ein letztes Kapitel, das besonders bedauerlich ist, betrifft die Frauen. Schauen wir uns in diesen Reihen um! Bei der FPÖ und bei der BZÖ kann man die Frauen mit der Lupe suchen. (Abg. Mag. Darmann: Bei dem BZÖ!) – Wie auch immer! Jedenfalls die gibt es nicht, die Frauen, oder nur ganz wenige. Aus Kärnten gibt es im Übrigen keine ein­zige Frau im Parlament, aus dem Burgenland auch nicht. Wer vertritt eigentlich die Kärntnerinnen und die Burgenländerinnen? Die ÖVP schafft es nicht einmal ... (Zwi­schenrufe bei SPÖ und BZÖ.) – Das werde ich ohnehin machen. (Abg. Steibl: Es geht um die Qualität, nicht um die Quantität!)

Die ÖVP schafft es nicht einmal, ihre eigene Frauensprecherin im Parlament zu veran­kern. In der Regierung sitzen jetzt nur mehr sechs Frauen und zwölf Männer. In diesem Haus sind nur 33 Prozent der Abgeordneten Frauen. Ich finde, das darf man sich nicht gefallen lassen als Frau in Österreich. Wirklich nicht! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Dr. Plassnik.)

Ich meine, wo ist die Mehrheit der Bevölkerung wirklich vertreten? Die Maßnahmen in der Frauenpolitik sind eher so etwas wie ein Wunschkonzert an die Sozialpartner. Da würde ich mir schon von den Frauen insbesondere in dieser Regierung ein bisschen mehr Mut wünschen und auch ein bisschen mehr Anstrengung, denn ohne das wird es nicht gehen.


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Herr Kollege Faymann, abschließend sei gesagt: Wir werden Ihnen vom ersten Tag an sehr, sehr genau auf die Finger schauen. Sie haben Ihre Chance gehabt und Sie soll­ten zur Kenntnis nehmen, dass Österreich keine Zuckerguss-Harmonie braucht, son­dern – und das war vor der Wahl so und ist nach der Wahl so – wir brauchen Entschei­dungen, wir brauchen krisenfeste Entscheidungen, wir brauchen ein bisschen Mut und ein bisschen Vision. Von dem allen habe ich heute ganz wenig gesehen. (Beifall bei den Grünen.)

12.12


Präsident Fritz Neugebauer: Von der Regierungsbank spricht nun Herr Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll. – Bitte.

 


12.12.15

Bundesminister für Finanzen Vizekanzler Dipl.-Ing. Josef Pröll: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Zuschauerga­lerie und auch zu Hause!

Wir – SPÖ und ÖVP – haben uns erst vor Kurzem, am 23. November 2008 entschie­den, ein gemeinsames Werk für Österreich anzugehen, nach fünf Wochen harter Ver­handlung nun fünf Jahre an Arbeit gemeinsam aufzunehmen. (Abg. Scheibner: Das war schon früher, die Entscheidung!)

Ich will auch keinen Zweifel daran lassen, dass es sich um zwei Parteien mit unter­schiedlicher Geschichte und unterschiedlicher Ideologie handelt (Abg. Dr. Glawisch­nig-Piesczek: Echt?), aber mit einem gemeinsamen Ziel. Es ist gerade dann, wenn wirtschaftlich schwierige Zeiten auf uns zukommen, wohl ein Gebot der Stunde, dass man, wenn man von der Qualität des Regierungsübereinkommens her zusammenkom­men kann, sich dazu entschließt, das zu tun, was die Menschen von uns zu Recht er­warten, nämlich handlungsfähig zu sein, die richtigen Antworten dort zu geben, wo Hil­fe notwendig und gefordert ist. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Strache: Welche Arbeit in den nächsten Jahren?)

Meine lieben Freunde! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Machen wir uns nichts vor! Wir steuern auf ein großes gemeinsames Projekt zu, das wir uns nicht selbst aus­gesucht haben, das sich, kommend aus der Finanzkrise in Amerika, in Europa ausge­weitet hat. Wir stehen vor der Tatsache, dass wir wirtschaftlich enorm herausfordern­den Zeiten – um es optimistisch zu sagen – entgegensehen.

Ich bin auch der felsenfesten Überzeugung, dass wir auf der Regierungsbank nicht al­leine bewältigen können, was da auf uns zukommt, sondern dass wir in vielen Fragen gemeinsam mit Ihnen, mit der Opposition und auch mit den Ländern, mit den Gebiets­körperschaften in Österreich diese große Herausforderung in den nächsten Monaten und Jahren werden bewältigen müssen.

Trotz der Hiobsbotschaften gibt es aber auch für uns durchaus positive Zeichen. Öster­reich steht so gut da wie wenige andere Länder in der Europäischen Union und welt­weit. Das ist der Arbeit der letzten Jahre zu verdanken, dass wir vorbereitet sind, dass wir eine Basis haben, diese Krise, die auf uns zukommt, gemeinsam zu bewältigen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es geht daher darum, kühlen Kopf zu bewahren und uns auf die Stärken zu konzentrie­ren, die wir haben: Qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, einen wettbe­werbsfähigen Exportsektor, Wohlstand in der Bevölkerung mit sozialem Ausgleich und solide Staatsbilanzen, auf die wir uns stützen können.

Die Grundlagen sind aus meiner Sicht gelegt, die Arbeit kann beginnen. Wir haben drei große politische Ziele zu verfolgen: zum Ersten die Krise zu meistern, zum Zweiten die Menschen zu entlasten und drittens die Wirtschaft zu stärken. (Beifall bei der ÖVP.)


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Das sind die drei großen Bögen, unter denen wir Politik zu gestalten und Politik zu ma­chen haben, und das vor allem hinsichtlich der Verantwortung für die kommenden Ge­nerationen.

Zur Frage der Wirtschaftsstärkung: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Oftmals wird so locker gesagt, auf die Unternehmer, auf die Industrie wird geschaut. – Wenn die Unternehmerinnen und Unternehmer dieses Landes, die Industrie nicht schauen, dass das Werkl am Laufen bleibt, dann können wir unser Ziel, Arbeitsplätze zu halten, in einer schwierigen Zeit nicht gemeinsam umsetzen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Deswegen werden wir mit einem eigenen Entlastungspaket gerade für die kleinen und mittleren Unternehmen im Sinne eines ordentlichen Wirtschaftens die richtigen Antwor­ten geben.

Wir haben uns seitens der Österreichischen Volkspartei entschlossen, in diese Regie­rung zu gehen, diese Verantwortung nicht zu delegieren, sondern diese Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich als neu gewählter Parteiobmann in meiner Partei für diese Verantwortung bereit bin, die Partei in diese Verantwortung einer Regierungsbildung führen will, dann bin ich auch persönlich bereit, die maximale Verantwortung in diesen Krisenzeiten zu übernehmen. Das Finanzressort ist sicher der Kopf der Finanzverwal­tung, aber es ist sicherlich auch zukünftig das Herz der Politikgestaltung, wenn es da­rum geht, die notwendigen Maßnahmen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen hier auf der Regierungsbank zu gestalten und die notwendigen Antworten zu finden.

Wir müssen auch in dieser Phase mit Zuversicht und Optimismus Sicherheit geben. Das ist wichtig als Signal von der Politik für die, die im Unternehmertum selbständig sind, die dafür sorgen, dass es entsprechend weitergeht.

Wir müssen parallel dazu etwas tun, um die Menschen zu entlasten. Es muss sich wie­der lohnen, durch Fleiß und Leistung zu Geld zu kommen. Das werden wir tun: mit der größten Steuerreform, die wir uns vorgenommen haben, mit der Senkung der Lohn- und Einkommensteuer, die schon ab 1. Jänner 2009 wirksam werden wird, um eben auch Kaufkraft zu stärken. Wir gehen mit 100 Prozent Energie an diese Entlastung he­ran. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Was wir in der Steuerreform vorgesehen haben, ist auch ein klares Bekenntnis zu den Leistungsträgern dieses Landes. Wenn man weiß, dass 13 Prozent der Steuerzahler derzeit 60 Prozent des Lohnsteueraufkommens bestreiten, dann müssen wir gerade für jene Menschen, die das System am Laufen halten, die den Wohlstand sichern und den Sozialstaat ermöglichen, jetzt auch etwas in die Geldbörse zurückgeben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

2,2 Milliarden € an Einkommensteuer- und Lohnsteuertarifentlastung, das ist die größte Lohn- und Einkommensteuersenkung, die es in Österreich gegeben hat.

Wir werden 500 Millionen € zur Stärkung der Familien, zur Entlastung der Familien be­reitstellen. Das ist uns viel wert, und das ist richtig so. Wenn man die 13. Familienbei­hilfe im Ausmaß von 250 Millionen € dazuzählt – Willi Molterer hat sie konzipiert und in den letzten Wochen bereits anweisen lassen –, die in Zukunft auch Bestand haben soll, und wenn man das Gratis-Kindergartenjahr dazuzählt, das wir gemeinsam einfüh­ren wollen und werden, dann reden wir über eine Summe von 900 Millionen € für Ös­terreichs Familien. Das ist ein Paket, das sich sehen lassen kann, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Stärkung der Familien ist für uns kein Lippenbekenntnis, sondern tiefe Überzeu­gung. Ein Ja zum Kind wird damit und darf damit nicht an finanziellen Hürden und


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Gründen scheitern. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird in dieser Bun­desregierung ganz zentraler Bestandteil unserer Politik für die Zukunft sein. Mit Chris­tine Marek wird eine Staatssekretärin dafür die entsprechende Verantwortung tragen. Danke dafür, dass du auch mitmachst im Team! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir werden für die Familien einen Mix an Maßnahmen anbieten. Er geht vom Kinder­freibetrag, den wir einführen, mit 220 € pro Kind für alle Kinder über den Kinderabsetz­betrag, den wir von 610 € auf 700 € erhöhen werden, über die 13. Familienbeihilfe bis hin zur Erhöhung des Kinderabsetzbetrages und auch der Absetzbarkeit der Kinderbe­treuung, die als neues Element im Steuersystem für die Familien in Österreich umge­setzt werden soll, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Was ist der Effekt? Viele Zuschauer werden sich fragen, wie das in der Praxis aus­sieht, wie sich das bei ihnen im Konkreten auswirken wird. Doppelverdienerhaushalt, drei Kinder, Familieneinkommen von 3 800 € – das ergibt eine Nettoentlastung von jährlich 3 660 €.

Wir können in diesem Ausmaß von so etwas wie einem 15., zusätzlichen Gehalt für eine Familie sprechen. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist ein Konzept, das sich auszahlt für Österreichs Familien! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Alleinverdienerhaushalt, ein Kind – um den Bogen zu spannen in der Vielfalt der Fami­lienmodelle und Familienaufstellungen –: Familieneinkommen 1 400 €, eine jährliche Entlastung von 1 320 €. – Auch das wieder ein Zusatzeinkommen im Ausmaß eines Monatsentgeltes durch die Entlastung im Familienpaket.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum zweiten Punkt: Senkung der Lohn- und Einkommensteuer. – Wir werden all jene Menschen, die in Österreich Steuern zahlen, die mit ihrem Einkommen und mit ihrer Steuerbelastung Österreich zu dem gemacht haben, was es ist, die all das, was wir für notwendig erachten für die Zukunft, auch fi­nanzieren, mit 400 € im untersten Bereich bis 1 350 € pro Jahr im oberen Einkom­mensbereich entlasten. In dieser Bandbreite wird sich die Lohn- und Einkommen­steuerentlastung einpendeln. Wir werden alle Einkommensteuer- und Lohnsteuersätze entsprechend entlasten – auch das wird sich für die Steuerzahler entsprechend aus­zahlen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir stärken auch den kleinen und mittleren Unternehmen in einer schwierigen Zeit den Rücken. Wir haben gegen Ende der Ver­handlungen sehr hart darum gerungen, diese Idee, die in der Wirtschaft geboren wur­de – 13., 14. adäquat für die Klein- und Mittelunternehmen –, umzusetzen, und wir wer­den mit einem Analogmodell auch die Selbständigen, die in Österreich für knapp 60 Prozent der Arbeitsplätze Verantwortung tragen, bei dieser Steuerreform berück­sichtigen. Wir werden für die einkommensteuerpflichtigen Selbständigen den Freibe­trag von derzeit 10 auf 13 Prozent erhöhen und auf alle betrieblichen Einkunfts- und Gewinnermittlungsarten ausdehnen. – Ein wichtiger Schritt für die, die wirtschaften und unternehmerisch in Österreich tätig sind. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich brauche jetzt gar nicht mehr so sehr auf das Konjunkturprogramm einzugehen, das Österreich als eines der ersten Länder der Europäischen Union federführend entwickelt und umgesetzt hat. Sie wissen um die Diskussion um 200 Milliarden € in der EU. Wie geht es weiter, wie soll das implementiert werden, haben die Nationalstaaten über das, was sie getan haben, hinaus noch Handlungsbedarf, ja oder nein? – Unser Konjunktur­paket, unsere Konjunkturpakete stehen! Wir werden sie in Kürze umsetzen, und sie werden das bringen, was wir uns vorgenommen haben, nämlich: in einer Konjunkturab­schwungphase Sicherheit und Halt zu geben.


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Ich nenne hier nur ein paar Eckpfeiler, weil es notwendig ist, über die Dinge auch Klar­text zu reden:

Investitionsanreize in Form der vorzeitigen Abschreibung: 570 Millionen €; 700 Millio­nen € für zusätzliche Bahninvestitionen; 100 Millionen € – ich kann mich erinnern an die vielen Debatten in meiner Zeit als Umweltminister über das Investment für den Kli­maschutz – für die thermische Sanierung; 75 Millionen € für regionale Beschäftigungs­programme, 50 Millionen € für Forschung und Entwicklung. Und der Bund wird mit Haf­tungsrahmen auch dafür sorgen, dass die Wirtschaft in Österreich Zugang zu Kapital und Kapitalmärkten hat, um Finanzierungen und Investitionen vorzunehmen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Federführend dafür wird Reinhold Mitterlehner in einem neuen Team seine Verantwor­tung wahrnehmen, damit diese Dinge, die gut sind für die Wirtschaft und damit gut für jeden Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin, entsprechend kompetent umgesetzt wer­den.

Dritter Punkt: Landwirtschaftspolitik, meine sehr geehrten Damen und Herren; auch ein wichtiger Bestandteil im Regierungsprogramm, und das nicht nur deshalb, weil wir stolz sind auf unsere bäuerliche Landwirtschaft, sondern auch, weil in der Frage der Landwirtschaftspolitik in der Europäischen Union in den nächsten Jahren in Bezug auf die Reformbereitschaft, die Reformnotwendigkeit, die Finanzierungsnotwendigkeit ganz neue Herausforderungen auf uns zukommen. Wir werden auch in Zukunft jeden Euro aus Brüssel abholen, auch zur Finanzierung unserer Programme in der Landwirtschaft und der ländlichen Regionen. Mit Nikolaus Berlakovich ist einer an Bord, der weiß, wie es geht. Er kommt aus dem Burgenland und hat dort diese Verantwortung schon wahr­genommen. Das kann uns sicher machen, dass die bäuerliche Landwirtschaft in Öster­reich Zukunft hat. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Er wird natürlich auch die Frage Klima- und Umweltschutz insgesamt zu betreuen haben und in Entsprechung der Herausforderung, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht auf Umwelt- und Klimaschutz zu vergessen, die notwendigen Antworten zu geben haben. Ich halte nichts davon – wie ich das derzeit mancherorts höre, auch, und ich muss das so ausdrücken, aus dem gewerkschaftlichen Eck –, zu sagen: Jetzt gibt es die Wirtschaftskrise, weg mit Klimaschutz und Klimaschutzbemühungen! Man darf das eine gegen das andere nicht ausspielen. Nur weil die Wirtschaftskrise gekommen ist, ist die Klimaveränderung noch lange nicht gestoppt. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Ab­geordneten der SPÖ.)

Wir haben auch in diesem Bereich entsprechend weiterzudenken, fossile Energieträger zu reduzieren, Klimaschutz zum Exportmotor und zum Arbeitsplatzmotor Nummer eins werden zu lassen.

Bildung und Wissenschaft, meine sehr geehrten Damen und Herren, wohl die Voraus­setzungen schlechthin für die Zukunft in Österreich. – Was wir hier investieren, ist In­vestment in die Zukunft. Wie wenig andere Euro werden die Euro im Bereich Bildung und Wissen auch Wurzeln bekommen und zu Bäumen heranwachsen. Wir haben vor, die entsprechenden Schritte dafür zu setzen. Ich habe mit Gio Hahn jemanden an mei­ner Seite – auch er sei willkommen im Team –, der Erfahrung hat in diesen Bereichen.

Ich freue mich sehr, dass wir drei Eckpunkte im Regierungsübereinkommen determi­niert haben.

Zum Ersten: Die undifferenzierte Gesamtschule wird es nicht geben, sondern wir wer­den das, was an Schulversuchen da ist, entwickeln, in Zukunft weniger über Strukturen diskutieren, sondern mehr über Qualität und Bildungsziele für unsere Kinder, und wir werden darauf achten, dass sowohl die Vielfalt an als auch die Wahlfreiheit zwischen


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Gymnasium und Hauptschule und auch neuen Projekten, die auf den Weg gebracht werden sollen und müssen, auch in Zukunft gegeben ist.

Besondere Begabtenförderung und die Ausbildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr sind Dinge, die wir für notwendig erachtet haben und die sich im gemeinsamen Regie­rungsübereinkommen auch wiederfinden.

Der Kindergarten als Bildungseinrichtung, das letzte Kindergartenjahr halbtags gratis sind Investments für die Zukunft unseres Bildungssystems und unserer Kinder. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, als weiterer wichtiger Standortfaktor für unser Land und für unsere Zukunft ganz besonders bedeutsam ist ohne Zweifel das Recht der Bevölkerung auf maximale Sicherheit. Ich will, dass sich die Menschen in Öster­reich auch weiterhin wohlfühlen können, deshalb haben wir mit der Sicherheitsoffensi­ve im Regierungsprogramm einen wirklichen Schwerpunkt gesetzt. – Ich danke Maria Theresia Fekter für ihr Engagement in diesem Bereich, und ich sage ihr auch: Lass dich von diesem Weg nicht abbringen! Es ist notwendig, in einem sehr sensiblen The­ma die notwendigen Schritte zu setzen. Mit 1 000 Ausbildungsplätzen mehr für die Po­lizei – das wurde heute schon angesprochen – wird eine Grundlage gelegt. Aber es ist auch klar, dass wir schärfer und klarer trennen müssen zwischen Menschen, die Asyl, Schutz und Hilfe brauchen und auch bekommen sollen, und jenen, die mit Asylmiss­brauch und Kriminalität unter dem Deckmantel von Asyl anderes im Sinne haben. (Bei­fall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir brauchen eine geregelte, bessere Zuwanderungspolitik. Mit der Rot-Weiß-Rot-Card – ähnlich der Green-Card in den USA – wird es uns gelingen, mit Parametern, die wir festschreiben wollen – Kenntnis der deutschen Sprache, Qualifikation und Ausbil­dung als Kriterium, Auswirkung auf den Arbeitsmarkt und Unbescholtenheit –, Zuwan­derung zukünftig stärker zu regeln, zu kontrollieren und die notwendigen, auch für Ös­terreichs Wirtschaft notwendigen Schritte gezielt und gemeinsam auf den Weg zu brin­gen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sicherheit zu gewähren, bezieht sich aber nicht nur auf die Frage der inneren Sicherheit. Wir haben auch die Aufgabe – und da spreche ich ein Thema gerade im Hinblick auf die Jugend dieses Landes an –, uns die Frage zu stellen: Was ist notwendig für die Jugend im Sinne des Generationenvertra­ges und der Verlässlichkeit für die Zukunft? Welche Schritte müssen zum Beispiel im Pensionssystem gesetzt werden, damit neben der zweiten und dritten Säule vor allem die erste Säule verlässlich in die Zukunft getragen werden kann? Das wird nicht gehen, indem man die Geschichte und den Status quo in die Zukunft führt, sondern das wird nur dadurch gehen, dass wir uns im Pensionssystem fit halten, die notwendigen Refor­men und Schritte setzen, damit auch unsere Jugend noch Anspruch darauf hat und in den Genuss von Pensionen kommt, die dieses Wort noch verdienen, meine sehr ge­ehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir werden auch im Gesundheitsbereich einen Wunsch nicht erfüllen können, der da heißt: Geld her für die kranken Kassen – und damit hat es sich, sondern wir müssen im Gesundheitssystem zur Sicherung der Qualität für die Krankenkassen im Gegenzug zu Geld, das wir gerne bereitstellen wollen – ab dem Jahr 2010 im Ausmaß von 110 Mil­lionen € pro Jahr –, vor allem eines verlangen: Reform, Reform, Reform! Wir müssen in diesem Bereich, auch in uns selbst, in den Kassen, im System, alles ausloten, was an Kooperation, was an Möglichkeiten für die Zukunft da ist, und erst dann werden wir über Geldmittel in diesem Bereich zu reden haben.

Hilfe dann, wenn Selbsthilfe bereits angelaufen ist, meine sehr geehrten Damen und Herren – ein Grundprinzip, das ich für notwendig erachte. (Beifall bei der ÖVP.)


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Die Finanzkrise hat in diesen Tagen und Wochen auch eines ganz klar und deutlich gezeigt: War die EU-Skepsis in Österreich durchaus sehr weit verbreitet, so hat – viele Auswertungen und Umfragen zeigen das – die Finanzkrise dazu geführt, dass die Zu­stimmung zur Europäischen Union (Abg. Strache: Na geh! Na bitte!) – Kollege Stra­che, lesen Sie Statistiken, beschäftigen Sie sich mit den Auswertungen, dann sehen Sie das auch! –, dass die Zustimmung zur Europäischen Union gewachsen ist, weil er­kannt wurde, dass die große Herausforderung, vor der wir stehen, nicht nur im nationa­len Alleingang und in der Abgrenzung und in der Abschottung zu erledigen sein wird, sondern dass gerade das Friedens- und Wirtschaftsprojekt der Europäischen Union unglaubliche Dienste geleistet hat und noch leisten wird. (Abg. Strache: Bitte nicht aus dem Märchenbuch!)

Es wird unsere Aufgabe als Bundesregierung sein, für Europa auch in Österreich ge­meinsam Stimmung zu machen (Abg. Strache: Rot-weiß-rote Interessen in den Vor­dergrund stellen sollte Ihre Aufgabe sein!), unverzüglich darauf zu achten, dass das, was notwendig ist, gemeinsam umgesetzt wird. Die ÖVP ist der Garant dafür, dass wir in einer offensiven Europapolitik niemals auf der Bremse, sondern im Zweifelsfall im­mer auf dem Gas stehen werden, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Mit Michael Spindelegger ist auch einer mit an Bord, der Garant ist für die Bewältigung der Aufgaben, die hier auf uns warten. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist tatsächlich so, dass ich schon von Re­gierungsseite und auch von vielen anderen, deren Wünsche im Regierungspaket fest­gemacht worden sind, vernommen habe: Es muss mehr Geld her für Ressorts (Abg. Ing. Westenthaler: Falsch! Weniger Ressorts, das wäre es gewesen!), es muss mehr Geld her für verschiedene politische Ziele, die notwendig und richtig sind! Ich appelliere daher von dieser Stelle aus als neuer Finanzminister – und ich darf an meiner Seite die Herren Reinhold Lopatka und Andreas Schieder ausdrücklich erwähnen –: Wir dürfen trotz Krisen, Herausforderungen, der Notwendigkeit von Investitionen für unsere Wirt­schaft, um den Kreislauf aufrechtzuerhalten, eines niemals aus der Hand geben und ein Prinzip niemals vergessen: Die Schulden von heute sind die Sparpakete von mor­gen! Wir zahlen heute noch an jenen Schulden, die vor Jahren und Jahrzehnten (Abg. Vilimsky: Rot und Schwarz gemacht haben! Sagen Sie es nur!) in Österreich gemacht wurden.

Deshalb müssen wir in Wirtschaft, in Bildung, in Infrastruktur, in Arbeit investieren, das ist überhaupt keine Frage, wir dürfen aber dabei nicht über unsere Verhältnisse leben. Sie können bei mir davon ausgehen, dass ich bereit bin, kraftvoll zu helfen, aber auch maßvoll hauszuhalten. Das Prinzip des ordentlichen Kaufmannes darf vor allem in einer Krise nicht über Bord geworfen werden – im Gegenteil! Wir wissen nicht, wie lan­ge die Krise dauert, wie viel Freiraum wir in den nächsten Jahren noch brauchen, und deshalb werden wir ganz sorgsam mit den Staatsfinanzen, mit den Budgetverhandlun­gen, mit den Notwendigkeiten, die jetzt auf uns zukommen, umgehen, um in Zukunft die richtigen Antworten und Möglichkeiten auch finanzieller Natur noch in der Hand zu haben.

Dazu müssen wir als Republik insgesamt leistungsstärker und dynamischer werden. Auch wenn manche heute die Arbeitsgruppen und die Ideen mit Rechnungshof, mit Wirtschaftsforschungsinstituten, mit dem Wifo, mit dem IHS und anderen, so abtun als eine Gruppe, die eben eingesetzt wird, um irgendetwas zu erledigen und dann unterm Teppich verschwinden zu lassen – das Gegenteil ist der Fall! Ich erwarte mir gerade von denen, die uns außerhalb der Regierung begleiten, im wissenschaftlichen, im wirt­schaftlichen Bereich Inputs, wie wir die Frage Konjunkturzyklus, wie wir die Frage Kon-


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solidierung gemeinsam angehen können. Da haben wir gemeinsam – wir, die Republik, die Bundesländer und die Gebietskörperschaften und die Ressorts – in Österreich gro­ße Aufgaben vor uns, aber es ist allemal besser, im System zu sparen als bei den Menschen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

In diesem Sinne: Gehen wir mit Engagement auf Basis eines Regierungsübereinkom­mens, das eine tragfähige Basis für die nächsten fünf Jahre darstellt, ans Werk! Ich sa­ge auch dazu, ganz im Geiste der Einrichtung der Österreich-Gespräche: Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Diskurs, die offene Diskussion und die Einbindung der Opposition auf diesem Weg in den nächsten fünf Jahren funktionieren werden, weil wir wissen, dass wir viele jener Mammutaufgaben, die auf uns zukommen, die im Regie­rungsübereinkommen noch gar nicht implementiert werden konnten, gemeinsam ange­hen müssen, dass wir eine Zweidrittelmehrheit in der einen oder anderen Frage brau­chen und dass wir – ich bin jedenfalls dazu bereit – daher den Kontakt mit der Opposi­tion entsprechend führen müssen.

Ich lade Sie ein zu dieser gemeinsamen Arbeit für Österreich. Die Menschen warten darauf, dass nicht gestritten, sondern gemeinsam gearbeitet wird – in der Regierung, aber auch hier im Hohen Haus. In diesem Sinne freut es mich sehr: Mit neuer Kraft für Österreich! (Beifall bei ÖVP und SPÖ und Bravorufe bei der ÖVP.)

12.36


Präsident Fritz Neugebauer: Ich danke dem Herrn Vizekanzler.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Kollege Weinzinger. – Bitte.

 


12.36.08

Abgeordneter Lutz Weinzinger (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Ist Ihnen aufgefallen, dass der Klub­obmann der SPÖ, also der den Kanzler stellenden Partei, die Regierungserklärung sei­nes Bundeskanzlers in seinen Ausführungen nicht einmal gestreift hat? Cap hat sie nicht erwähnt in seiner Rede; er war sehr froh und glücklich darüber, dass vor ihm Heinz-Christian Strache gesprochen hat (Abg. Riepl: Der keine Vorschläge gemacht hat!), dessen Rede er zerpflücken wollte – was ihm natürlich nicht gelungen ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Auf die Rede des Bundeskanzlers, auf die Erklärung einer Regierung, die – wie wir hö­ren, es aber nicht ganz glauben – fünf Jahre lang wirken will, ist er nicht eingegangen, der Klubobmann der Regierungspartei SPÖ, die den Bundeskanzler stellt.

Das ist aber auch kein Wunder, Herr Bundeskanzler. Die SPÖ hat zwar in Wien den Nikolaus abgeschafft – Vorsicht, Herr Landwirtschaftsminister, passen Sie auf Ihren Vornamen auf! –, doch Sie, Herr Bundeskanzler, haben gesprochen, als würden Sie aus dem Goldenen Buch des Nikolaus lesen. Sie haben auch gelesen, aber das ist in Ordnung; es ist ja ganz klar, dass man eine Regierungserklärung herunterliest. Man könnte vielleicht ein paar Höhen und Tiefen einbauen, aber das ist Geschmackssache. Nur, angesichts dessen, was Sie gesagt haben, hätten Sie uns Ihre Regierungserklä­rung nicht einen Tag beziehungsweise einige Stunden vorher schriftlich zukommen las­sen müssen, denn das hätten wir gewusst. Wir hätten nur wissen müssen, welche Res­sorts Sie wie reihen, denn was Sie dazu sagen, war vollkommen klar. Sie haben zu al­lem irgendwelche Absichtserklärungen abgegeben, aber herausgekommen ist im End­effekt nichts. Wir wissen inzwischen nur, dass die Absichtserklärungen auch nicht alle ernst zu nehmen sind, denn deren Umsetzung ist nur dann möglich, wenn man ent­sprechende Budgetbedeckungen zustande bringt, also wenn wir, die Bürger, mehr Steuern zahlen.


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Meine Damen und Herren, der Herr Vizekanzler war da eigentlich schon etwas konkre­ter. Er hat immerhin drei Punkte angeführt: Krise meistern, Menschen entlasten, Wirt­schaft stärken.

Lassen Sie mich zunächst einmal auf das „Menschen entlasten“ eingehen. „Menschen entlasten“ heißt im gegebenen Fall, weil der Herr Vizekanzler zugleich auch der Fi­nanzminister ist, eine Steuerreform. Er sprach tatsächlich von der größten Steuerre­form aller Zeiten. Ich weiß nicht, ob der ehemalige Finanzminister Lacina sich das an­gehört hat, aber wenn ja, wird er vermutlich zu einem Glas Weizenbier gegriffen haben, um den Ärger hinunterzuspülen. Wenn man nämlich von einer Steuerreform sprechen kann, die tatsächlich etwas gebracht hat, dann war das einzig die von Finanzminister Lacina, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Diese Steuerreform, mit der wir jetzt zu rechnen haben, ist, wenn man es genau nimmt, nichts anderes als eine Tarifanpassung, eine Tarifanpassung, die sehr, sehr spät kommt, weil unsere Mitbürger und vor allem der Mittelstand, der ja immer ausgesaugt wird, seit Jahr und Tag auf Grund der kalten Progression mehr und mehr und mehr an Steuern zahlen. Jeder Finanzminister dieser Republik hat das natürlich immer gewusst und hat immer ein wenig damit gerechnet. Sie haben aber diesmal offensichtlich be­sonders stark damit gerechnet. 2,2 Milliarden €, das ist die Tarifanpassung, die im End­effekt unseren Bürgern etwas bringt.

Aber nicht hinzugefügt haben Sie Ihren drei Punkten jene Punkte, die unseren Mitbür­gern wirklich auf den Fingernägeln brennen. Die eine Frage ist die Zuwanderung, die il­legale Einwanderung, die Sicherheit unseres Landes und das Verhältnis zur EU. Im Verhältnis zur EU müssen wir endlich einmal klarstellen, was diese unsere Republik Österreich in Hinblick auf die EU will und was sie für Absichten hat: Wollen wir ein sou­veräner Staat in einem Staatenbund bleiben? Oder wollen wir eine Art Bundesland in einem Bundesstaat werden?

Das ist die Frage, die wir uns zu stellen haben (Beifall bei der FPÖ) – und nicht dieses ewige Wischiwaschi: Wir werden als starker Staat in dieser Integration des europäi­schen Sicherheits- und Friedenswerkes drinnen bleiben und drinnen sein und als star­ker Staat mitwirken. Als wer werden wir mitwirken?, das ist die Frage! Als souveräner Staat in einem Staatenbund? Oder als ein Bundesland in einem Bundesstaat?

Das müsste dann auch die Grundvoraussetzung für eventuelle Staatsreformen in Ös­terreich sein. Denn dann steht eines fest: Dann müssen wir darum kämpfen, wenn wir wirklich zu einem Bundesland eines Bundesstaates werden (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll – Abg. Strache: Das ist Herrn Prölls Kurs!), dann müssen wir darum kämpfen, dass wir uns dort ein wenig Eigenentscheidung erhalten können, so wie es momentan die Bundesländer gegenüber unserer Republik machen.

Meine Damen und Herren, ich wünsche dieser Regierung zum Wohle unseres Landes, dass ihr möglichst vieles und Gutes gelingt. Ich befürchte aber in Hinblick auf das, was ich bis jetzt gehört, gesehen und gelesen habe, dass das nicht gelingen wird. Und da­zu, meine Damen und Herren, ist ja auch die Opposition da, nämlich darauf aufzupas­sen, dass Sie nicht über die Stränge schlagen. In diesem Sinne wünsche ich der Op­position und der Regierung ein fröhliches Zusammenarbeiten. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit des Vizekanzlers Dipl.-Ing. Pröll.)

12.42


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Kollege Jakob Auer. – Bitte.

 


12.42.47

Abgeordneter Jakob Auer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ja, Herr Kollege Weinzinger, in einem


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pflichte ich dir bei: Auch wir wünschen der Regierung und der Opposition eine positive Zusammenarbeit – in Abwandlung dessen, was du meintest, nämlich einer „fröhlichen Zusammenarbeit“. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, ich habe einen bemerkenswerten Artikel gelesen, der von einer durchaus populären Oppositionspolitikerin stammt. Es war dies Kollegin Langtha­ler von den Grünen, die einmal meinte: Manchmal gibt es auch von der Opposition „blöde Vorschläge“; wörtliches Zitat. (Abg. Strache: Die ist heute populär?) Diesen Vorwurf kann ich Ihnen heute nicht machen (Abg. Strache: Wer kennt diese Dame?), denn von Ihnen kamen keine, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Herr Kollege Strache, ein bisschen zur Erinnerung und Gedächtnisauffrischung, weil Sie meinten: Die Einzige hier, die in der Privatwirtschaft tätig war, sei Kollegin Fekter. – Meine Damen und Herren, Herr Kollege Strache! Herr Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich hat immerhin seinen Betrieb geführt – Landwirtschaft –, Kollegin Marek war immerhin über zehn Jahre in einem privatwirtschaftlichen Betrieb als Angestellte tätig (Abg. Strache: Wie lange ist das her?), und Kollege Hahn war immerhin auch in einem Betrieb Vorstandsvorsitzender, Herr Kollege Strache. (Abg. Strache: Novoma­tic!) Sie sollten dies alles nicht vergessen! (Abg. Strache: Das sind genau die ge­schützten Bereiche!) Sie sollten dies alles nicht vergessen, meine Damen und Herren. (Abg. Strache: ... mit Spielbetrieb! Das sind genau die geschützten Bereiche! – Weite­re Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Herr Kollege Strache, Sie meinten weiters, Sie machen sich um die Zukunft des Vize­kanzlers Pröll an und für sich Sorgen, denn er hätte keine Zukunft. – Sorgen Sie sich nicht um seine Zukunft, Sie sollten sich um Ihre Vergangenheit kümmern, meine Da­men und Herren! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ich habe mir die Regierungserklärung des Herrn Bundes­kanzlers Faymann tatsächlich ein wenig durchgelesen und angesehen. Ja, er hat recht, wenn er meint, man sollte nicht denen die Schuld in die Schuhe schieben, die absolut nichts für diese Finanzkrise können. Er sagte: die Arbeitnehmer; dem ist beizupflichten. Aber er hat vergessen, dass auch die Bauern nichts dafürkönnen und dass die Gewer­betreibenden nichts dafürkönnen. Das sei auch dem Herrn Bundeskanzler mitgegeben! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, interessant ist, wenn in dieser Regierungserklärung zu le­sen ist, dass einiges wichtig wäre: der Abbau von Doppelgleisigkeiten und so weiter, Verwaltungsreform, um mehr Effizienz zu erzielen. – Ja, dem ist beizupflichten.

Hier wird darauf hingewiesen, dass eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Finanz­minister, zwei Landeshauptleuten, Wirtschaftsforschern und so weiter, unter dem Vorsitz des Herrn Bundeskanzlers eingesetzt werden soll. (Abg. Strache: Wenn ich nicht mehr weiterweiß, gründ’ ich einen Arbeitskreis! 75 Arbeitskreise!) Daran ist nichts zu bekritteln, außer: Man hat wiederum auf die Gemeinden vergessen! Die Vertreter des Gemeinde- und Städtebundes sollten aber, wenn man schon Reformen angeht, die einschneidend auch in diese Bereiche hinein zielen, als wichtige Repräsentanten dabei nicht vergessen werden, meine Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Strache: Der Rechnungshof sollte auch alle prüfen können!)

Eines ist bemerkenswert, und das freut mich: Es ist zumindest einmal ein Riesenvor­teil, wenn Herr Bundeskanzler Faymann zum Kapitel Landwirtschaft doch einige be­merkenswerte und wichtige Hinweise gibt. Da weist er darauf hin, dass gerade auf Grund der Kleinstrukturierung der österreichischen bäuerlichen Betriebe diesem Wirt­schaftszweig eine besondere Bedeutung zukommt. Das hätte ich mir in den letzten Mo­naten auch von der Arbeiterkammer gewünscht, was diese unselige Preisdiskussion


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betrifft! Denn man kann nicht von einer klein strukturierten Bauernschaft in Österreich die höchste Qualität, die Erfüllung der größten Anforderungen und Preise wie auf dem Weltmarkt verlangen. (Beifall bei der ÖVP.)

Kein Einziger in Österreich würde sich bieten lassen, dass er einen Lohn wie vor 20 Jahren erhält, dass die sozialrechtlichen Bedingungen wie in Europa und ebenso andere Bereiche als Maßstab herangezogen werden – nur, von den österreichischen Bauern verlangt man den Weltmarktpreis unter schwierigeren Bedingungen des Tier­schutzes, der Größe der Betriebe und vieler anderer Bereiche! Wenn man haben will, dass man nicht weiß, wie irgendwo in Europa erzeugt wird, dann kann man alles im­portieren. Aber eines wird man nicht können, nämlich österreichische Landschaft zu importieren! (Beifall bei der ÖVP.) Das hat gerade auch für den österreichischen Tou­rismus eine besondere Bedeutung.

Meine Damen und Herren, ich hätte mir gewünscht, dass seitens der Opposition doch einige Vorschläge gekommen wären. Es wäre ja durchaus möglich, dass man hier den Wettbewerb und die besseren politischen Ideen diskutiert. Aber es ist wiederum einge­treten, was ich seit 1983 hier erlebe: Die Regierung lobt ihr eigenes Projekt – no na –, und die Opposition kritisiert dieses Projekt. Aber dass von der Opposition ein Vor­schlag kommt, wie man, dem gegenübergestellt, etwas besser machen könnte, ver­nünftiger, das ist wiederum nicht passiert, und das ist schade. Man könnte daher Ihre Beiträge abhaken unter dem Titel: konzeptlos, hilflos, erfolglos. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, zwei Punkte darf ich in diesem Bereich noch ansprechen. Ich bitte die Regierung und vor allem unseren neuen Finanzminister Pröll, auf europäi­scher und internationaler Ebene dringend dafür Sorge zu tragen, dass eine Neuord­nung des internationalen Finanzsystems wirklich zügig angegangen wird. (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Es kann nicht sein, dass gewisse Zocker auf der Welt schwer erspartes Geld verspie­len und Wirtschaftskrisen fabriziert werden, weil man meinte, man könnte aus nichts auch Geld machen, man könnte aus nichts auch etwas erwirtschaften. Es muss so sein (Abg. Dr. Pirklhuber: Da haben aber alle mitgespielt!), dass man diesen Leuten das Handwerk legt. (Präsident Neugebauer gibt neuerlich das Glockenzeichen.) Wir brau­chen dazu eine europäische Rating-Agentur und eine europäische Finanzmarktauf­sicht, um hier besser gewappnet zu sein. (Beifall bei der ÖVP.)

12.49


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Kollege Abgeordneter Scheibner. – Bitte.

 


12.49.31

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren von der Bundesregierung! (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Lesen Sie noch einmal alles vor!) – Ich soll das noch einmal vorlesen? Nein, Lesungen haben wir heute schon ge­nug gehört, Herr Vizekanzler. Wir Abgeordnete präferieren die freie Rede. Ich hoffe, das ist auf der Regierungsbank, in Zukunft zumindest, auch der Fall.

Sie aber, Herr Vizekanzler – wenn Sie mich schon aus dem Hintergrund ansprechen –, haben gesagt: „mit neuer Kraft für Österreich“. Jetzt ist die Frage: Wo kommt denn die­se neue Kraft her, oder, besser gesagt, wo soll sie herkommen? (Abg. Donabauer – in Richtung Regierungsbank deutend –: Von da!) Denn: Wir haben jetzt eine Bundesre­gierung, die in Wirklichkeit sehr, sehr alt ist, wenn auch vielleicht nicht an Lebensjah­ren. (Beifall beim BZÖ.) Aber die zwei, die jetzt als Kanzler und als Vizekanzler die Verantwortung haben, die hatten auch die Verantwortung in der alten Regierung, und zwar als Koordinatoren. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Geh!) – Was heißt „Geh!“? Was


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wart ihr dann für Koordinatoren? – Ich war auch einmal Koordinator einer, wie ich glau­be, besseren Regierung, damals in den Jahren 2000 bis 2006. (Beifall beim BZÖ.) Und es gab keine Maßnahme in der Regierung, die nicht das Okay, das Placet der Koordi­natoren gehabt hat!

Das heißt, Sie sind verantwortlich für das Desaster der zweijährigen Koalition von Rot und Schwarz. Wir haben alle schon einmal gesagt: Man hätte nicht geglaubt, dass man einmal sagt, Gusenbauer und Molterer haben es eigentlich ganz gut gemacht im Ver­hältnis zu dem, was uns heute hier als neue Kraft der Bundesregierung präsentiert worden ist.

Herr Vizekanzler und Herr Bundeskanzler! Es fragen sich die Leute – und das werden auch Sie gefragt werden –: Wozu haben wir denn am 28. September eine Nationalrats­wahl gehabt? Wozu? Was ist jetzt anders geworden? – Ja, Sie haben Ihre Chefs ir­gendwo versorgt oder entsorgt, und jetzt sind die Koordinatoren, die das ganze Desas­ter mit verursacht haben, eben an der ersten Stelle. Wenn man sich erhofft hätte, dass in diesem Regierungsprogramm eine neue Kraft ist (das Regierungsprogramm in die Hand nehmend): Ja, man braucht Kraft, um das öfter in die Luft zu werfen, aber inhalt­lich ist wenig Kraft dabei, Herr Vizekanzler!

Es ist auch gesagt worden, dass man nicht alles kritisieren soll. Das tun wir ohnehin nicht, denn das alles kann man in sechs Minuten Redezeit gar nicht kritisieren. Aber wenn hier 80 Mal ein Budgetvorbehalt gemacht worden ist, 18 Arbeitsgruppen einge­setzt werden, 23 Kommissionen, 30 Expertengruppen, lieber Kollege Auer, was soll man dann dazu sagen? – Man kann nicht über etwas diskutieren, was ihr selbst noch nicht wisst. (Zwischenruf des Abg. Dr. Haimbuchner.) Und so begeistert von dem Re­gierungsprogramm dürftest auch du nicht sein, wenn ich deinen Redebeitrag hier rich­tig aufgefasst habe. (Beifall beim BZÖ.)

Wenn konkrete Vorschläge gefragt sind, zum Beispiel in der Agrarpolitik, dann darf ich Ihnen auch als Nicht-Agrarexperte sagen, dass es eine Aufgabe für diese Bundesre­gierung wäre, einmal darauf zu schauen, dass auf der EU-Ebene nicht die Agrarfabri­ken in den Ländern – etwa in Großbritannien die Queen als größte Subventionsemp­fängerin oder die niederländischen Agrarfabriken – in erster Linie subventioniert wer­den, sondern unsere klein- und mittelständische Agrarstruktur. Das wäre eine Aufgabe einer aktiven Bundesregierung. (Beifall beim BZÖ.) Da werden wir sehr gespannt sein, wie ihr das umsetzt.

Das Bankenpaket ist angesprochen worden. Ja, wir haben auch als Opposition hier diesem Bankenpaket zugestimmt. (Abg. Bucher: Aus gutem Grund!) Es ist schon Wo­chen her, und damals hat man gesagt: Das ist ganz dringlich! – Natürlich, es wäre dringlich gewesen. Aber warum ist es noch nicht umgesetzt?

Ich höre, dass einige, die in dieser Gesellschaft eingesetzt worden sind, als wichtigstes Problem gehabt haben, dass sie ordentliche Büros haben, um dann zu arbeiten zu be­ginnen. Ausführungserlässe sind noch nicht gemacht worden. Die klein- und mittelstän­dische Wirtschaft, die Sie jetzt so unterstützen wollen – und es wäre notwendig! –, war­tet noch immer auf Kredite (Abg. Mag. Stadler: Schon zwei Monate!), weil die Banken noch immer ihre Safes geschlossen halten. Die sitzen auf dem Geld. 100 Milliarden € an Steuergeld haben wir garantiert, und es wird nichts weitergegeben. Da würden wir uns etwas erwarten, Herr Vizekanzler, Herr Bundeskanzler, von einer aktiven Regie­rung, die rasch handelt!

Oder die Steuerentlastung: 2,2 Milliarden €; ja, es ist gut. Auch das Familienpaket ist interessant. Da wollen wir nicht alles kritisieren. Aber in einer Wirtschaftskrise, wie wir sie jetzt haben, hätte man mehr Mut und mehr Initiative erwartet. So wie auch die Wirt-


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schaftsexperten sagen: Mit mindestens 4 bis 6 Milliarden € hätte diese steuerliche Ent­lastung ausfallen sollen. (Beifall beim BZÖ.) Das wären die Initiativen einer Regierung mit Kraft gewesen.

Oder im Bildungsbereich: Meine Damen und Herren, Sie sagen immer, man will kein Zwei-Klassen-Schulsystem. Wir haben es, vor allem im großstädtischen Bereich, wo der Run auf die Privatschulen der Fall ist! Aber Sie haben kein Konzept vorgelegt, dass man wenigstens garantieren kann, dass die Kinder mit deutscher Muttersprache in den Volksschulen oder vielleicht auch in den Kindergärten in Zukunft die Möglichkeit haben, zumindest zu zwei Dritteln anwesend zu sein, dass eine entsprechende Integration und eine entsprechende Ausbildung möglich ist. Das wären die Initiativen, die wir uns in diesem Regierungsprogramm erwartet hätten, aber leider vergeblich. (Beifall beim BZÖ.) Ja, aber über die Valorisierung, die Anhebung der Gebühren und der Abgaben haben Sie sich schon verständigt.

Interessant für uns als Parlamentarier ist außerdem, dass wir immer wieder hören: neuer Parlamentarismus! – Aber es wird hier keine Abstimmung geben, nicht einmal über Geschäftsordnungsfragen, in der Sie unterschiedliche Meinungen zum Ausdruck bringen können, weil es sonst sofort Neuwahlen gibt. Das verstehe ich überhaupt nicht, meine Damen und Herren!

Wie versteht man denn Demokratie? – Deshalb, weil eine Regierung einmal nicht einer Meinung ist, egal, in welcher Sache, muss das Parlament aufgelöst werden, und der Wähler, der sich jetzt schon darüber ärgert, dass er zwar diese Regierung am 28. September abgewählt hat – 26 Mandate minus! –, aber dieselbe Regierung jetzt wieder am Werken ist, der soll dann noch einmal zur Urne gehen?! (Abg. Mag. Gaß­ner: Wie war denn das 2002?) Was glauben Sie denn, was für eine Wahlbeteiligung wir dann haben werden?!

Das ist Uralt-Demokratieverständnis, das ist Uralt-Parlamentarismus! Da werden wir nicht mitspielen, und Sie werden sich mit einer sehr aktiven, konstruktiven Opposition des BZÖ auseinandersetzen müssen. Wir werden dort kritisieren, wo es notwendig ist, wir werden Ihnen aber auch die Alternativen gegenüberstellen, und das kann ich Ihnen sagen (Zwischenrufe bei der SPÖ): Der Vergleich wird den Wähler am nächsten Wahl­tag sicher machen. (Beifall beim BZÖ.)

12.56

12.55.30 Präsident Fritz Neugebauer: Vereinbarungsgemäß unterbreche ich die Sitzung bis 13.15 Uhr.

Die Sitzung ist unterbrochen.

*****

(Die Sitzung wird um 12.56 Uhr unterbrochen und um 13.16 Uhr wieder aufge­nommen.)

*****

 

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf (den Vorsitz übernehmend): Meine sehr geehrten Da­men und Herren, ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Krainer. Gewünschte Redezeit: 6 Minuten. Ich erteile es ihm.

 



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13.16.44

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die neue Bundesregierung stellt den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Politik. (Abg. Grosz: Die Bundesregierung ist noch gar nicht da!) Die wesentliche Fra­ge ... (Abg. Grosz: Wo bleibt die Bundesregierung?) – Ich weiß nicht, ob Sie ein Pro­blem damit haben. Ich habe damit jetzt im Moment kein Problem. (Abg. Grosz: Es ist immerhin die Debatte über die Regierungserklärung!)

Ich sage Ihnen nur: Das Wesentliche ist nicht, ob wir hier miteinander streiten, sondern das Wesentliche ist, ob die Politik, die wir machen, und die Politik, die die Bundesre­gierung macht, bei den Menschen auch ankommt, ob sie erfolgreich ist und die Situa­tion, die tagtägliche Situation der Menschen verbessert, und nicht die Frage, ob Sie und ich immer einer Meinung sind. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Grosz: Nein! Dass sie aber die Regierungserklärung abgeben und dann bei der Debatte fehlen ist schon be­zeichnend!)

Schauen wir uns doch an, was diese Regierungserklärung für den einzelnen Menschen bedeutet. Was sagt diese Bundesregierung einer Schülerin oder einem Lehrling? Sie sagt ihnen ganz klar: Wir können dir keinen Arbeitsplatz garantieren, aber das, was wir dir garantieren können, ist ein Ausbildungsplatz, und zwar unabhängig davon, ob du länger in die Schule gehen willst, dann können wir dir einen Schulplatz garantieren, oder ob du eine Ausbildung machen willst, etwas lernen willst, dann können wir dir eine Lehrausbildung garantieren.

Das, was wir jungen SchülerInnen, was wir Lehrlingen sagen, was wir jungen Men­schen sagen mit dieser Regierungserklärung, ist, dass wir weiterhin daran arbeiten werden, ihre Ausbildungssituation, ihre Situation in der Schule zu verbessern, indem wir weiterhin die Klassenschülerhöchstzahlen senken, indem wir mehr Geld für Bildung investieren, mehr für Integrationsmaßnahmen investieren, indem wir einfach auch sa­gen, dass wir auf keinen einzigen jungen Menschen verzichten wollen und auch nicht wollen, dass irgendjemand Probleme mit Lesen, Schreiben und Rechnen hat, sondern dass wir in die Ausbildung dieser jungen Menschen investieren und dass wir auch da­bei bleiben, dass es keine Studiengebühren gibt, keine unsozialen Barrieren für ein universitäres Studium.

Auch wenn wir klar sagen, dass wir keinen Arbeitsplatz garantieren können, so können wir schon eines garantieren, nämlich dass wir Jugendarbeitslosigkeit nicht einfach hin­nehmen werden, weder heute noch morgen, sondern dass wir alles tun werden, damit sie erst gar nicht entsteht, und dort, wo sie entstanden ist, dort, wo sie besteht, alles tun werden, damit wir sie beseitigen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Junge Menschen sollen glücklich und froh sein, dass sie in Österreich aufwachsen, weil sie dann sagen können: Bei uns ist die Jugendarbeitslosigkeit weit und breit am geringsten. Das ist das Ziel dieser Bundesregierung und das, was die Bundesregierung ganz klar sagen kann.

Was diese Bundesregierung jungen Menschen auch klar sagt, ist, dass wir das gute österreichische Pensionssystem fit halten, auch für heute Junge, damit auch die eine Pension aus der ersten Säule, aus der tragenden Säule bekommen, und dass wir das nicht machen, was heute auch kritisiert wurde, dass das andere machen würden, nämlich dass wir die Pension den Kapitalmärkten aussetzen. Wir sagen auch klar: Dein Lebensabend ist uns zu wichtig, um ihn dem Auf und Ab an irgendwelchen Börsen auszusetzen; wir sorgen dafür, dass die erste Säule tragfähig ist und dass du auf dem Weg über den Generationenvertrag eine ordentliche Pension bekommst!

Was sagen wir jungen Familien in unserem Land? – Denen haben wir sehr viel zu sa­gen! Wir sagen erstens den jungen Vätern, dass wir ein Modell erarbeiten, das es ih-


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nen ermöglicht, sich gleich nach der Geburt, in den ersten Wochen, gemeinsam mit der Frau und mit dem Kind auf die neue Lebenssituation einzustellen.

Wir sagen den jungen Eltern, dass wir daran arbeiten, das Kinderbetreuungsgeld fle­xibler zu gestalten, damit vor allem auch mehr Väter die Möglichkeit haben, sich über einen längeren Zeitraum um die Kinder zu kümmern.

Wir sagen ihnen, dass wir gemeinsam mit den Ländern und den Gemeinden die Quali­tät und auch die Quantität der Kinderbetreuungseinrichtungen verbessern wollen und dass wir dafür auch Geld in die Hand nehmen, und wir sagen ihnen darüber hinaus, dass wir diese steuerlich absetzbar machen – ein weiterer Schritt dazu, Beruf und Fa­milie besser miteinander vereinbar zu machen.

Wir sagen den jungen Eltern, dass wir die beste Ausbildung für ihre Kinder wollen. Und weil wir Kindergärten nicht als Aufbewahrungseinrichtungen sehen, sondern als Bil­dungseinrichtungen, machen wir das letzte Kindergartenjahr erstens verpflichtend und zweitens auch gratis, in einem ersten Schritt zumindest einmal den Halbtagsbesuch. Wir sagen nämlich, dass gerade im Kindergarten ganz wesentliche Kompetenzen ge­lernt werden – soziale Kompetenzen, aber auch sprachliche Kompetenz –, und wir wis­sen, wie wichtig die sprachliche Kompetenz ist und wie wichtig es ist, dass Kinder fit für die Schule sind. Deswegen führen wir dieses verpflichtende Kindergartenjahr ein.

Wir sagen ihnen auch, dass wir die Neue Mittelschule weiterentwickeln – die Zeit des gegenseitigen Blockierens ist vorbei, sie muss vorbei sein! Es geht darum, hier ge­meinsam neue Wege zu gehen und dass wir eine moderne Schule entwickeln, zuerst einmal als Projekt, aber dann, auf Sicht, sicher auch im Regelschulwesen, eine moder­ne Schule, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts auch gerecht wird.

Was wir den Familien weiters sagen, betrifft natürlich auch den monetären Aspekt. Ne­ben der Steuerreform, die natürlich auch für Familien voll wirkt, gibt es das Familienpa­ket, wo es über Kinderabsetzbeträge et cetera, also über eine ganze Reihe von Maß­nahmen, mehr Geld gibt. (Abg. Bucher: Wo werden Sie das hernehmen? Wo kommt das Geld her?)

Die Botschaft ist klar: Ja, Kinder kosten Geld! Sie werden auch in Zukunft Geld kosten, werden auch in Zukunft mehr Geld kosten, als ich mir steuerlich erspare, aber es wird ein größerer Teil der Kosten von der Gesellschaft refundiert. Das ist auch ein Signal beziehungsweise eine Botschaft der Politik, indem wir sagen, wir wollen uns gemein­sam mit den Eltern über die heranwachsenden Kinder freuen.

Was sagen wir der älteren Generation mit unserem Regierungsprogramm? Was sagen wir Pensionistinnen und Pensionisten? – Wir sagen ihnen, dass wir den Wert der Pen­sion erhalten wollen, dass wir die Kaufkraft der Pension erhalten wollen. Es gab ja in den letzten Wochen schon eine Reihe von Beschlüssen, durch die unter anderem die Pensionen um die Inflationsrate erhöht wurden, dass sie zwei Monate früher ausbe­zahlt wurde und dass es je nach Pensionshöhe einen Zuschuss gibt, eine Einmalzah­lung, und einen Heizkostenzuschuss von bis zu 250 € im Jahr. Es gibt also eine Reihe von klaren Signalen auch in diese Richtung. Natürlich wirkt die Steuerreform, die 2,2 Milliarden €, auch für Pensionisten voll, überhaupt keine Frage.

Betreffend die Pflege sagen wir, dass wir die Rahmenbedingungen für die Pflege zu Hause verbessern wollen, einerseits indem, wenn Familienangehörige pflegen, es kei­ne sozialrechtlichen Nachteile für diese geben soll, andererseits indem gemeinsam mit den Ländern die Pflegeförderung verbessert und ausgebaut wird.

Wir sagen den Pensionisten, die natürlich auf das Gesundheitssystem massiv ange­wiesen sind: Wir werden das Gesundheitssystem weiterentwickeln, wir werden es vor allem finanzierbar halten, aber – ich sage das ausdrücklich – ohne neue Selbstbehalte,


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ohne dass die Kranken quasi Strafe zahlen müssen, um das System zu finanzieren. Im Gegenteil, die 2-Prozent-Deckelung der Rezeptgebühren bleibt natürlich! Was diese und auch die vorherige Bundesregierung damit gemacht hat beziehungsweise macht, ist nicht, Selbstbehalte einzuführen, sondern bestehende Selbstbehalte für die Einzel­nen in Wahrheit zu deckeln und zu reduzieren.

Die Liste ließe sich lange fortsetzen, weil wir natürlich auch, Kollege Auer, etwas für die Landwirte tun, das ist überhaupt keine Frage – Sie haben das ohnehin erwähnt. Und wenn der Bundeskanzler hier als Erstes gesagt hat, die Arbeitnehmer sind nicht schuld daran, haben Sie recht: Natürlich, es sind auch die Gewerbetreibenden nicht schuld an der Finanzkrise, es sind auch die Landwirte nicht schuld an der Finanzkrise, aber auch nicht die Pensionisten und Hausfrauen und Schüler und Lehrlinge und so weiter, das ist keine Frage! (Abg. Dr. Haimbuchner: Aber irgendwer ist schuld!) – Aber die ersten von der Finanzkrise Betroffenen sind natürlich die Arbeitnehmer, die jetzt gekündigt werden. (Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.) Und deswegen hat er das
hier auch hervorgestrichen: weil sie natürlich die Ersten sind, die die Zeche zahlen. (Präsident Dr. Graf gibt neuerlich das Glockenzeichen. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Haimbuchner.)

In diesem Sinne sage ich aber trotzdem Folgendes: Eines ist sicher neu an dieser Re­gierung, das ist die Art und Weise, wie miteinander umgegangen wird. Es gibt sicher nach wie vor unterschiedliche Meinungen, aber diese werden nicht mehr am Balkon ausgetragen, sondern hier wird gemeinsam nach Lösungen gesucht.

Insofern ein herzliches Glückauf der neuen Bundesregierung, und ich freue mich auf die Zusammenarbeit im Parlament. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

13.25


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Kogler. Verfügbare Redezeit: 6 Minuten. Ich erteile ihm das Wort.

 


13.25.18

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Leicht machen Sie es einem ja nicht mit dieser Erklärung. (Abg. Bucher: Zu leicht!)

An sich gibt es tatsächlich eine Reihe von Problemen und eine handfeste Krise, die zu­gegebenermaßen nicht nur auf Österreich zurollt, sondern zumindest einmal auf ganz Europa. Sie bemühen sich hier unbestritten, einen neuen Stil zu präsentieren, gleich­zeitig sind aber die inhaltlichen Festlegungen in Ihrem Regierungsprogramm einerseits und in der Regierungserklärung hier und heute andererseits relativ dürftig. – Ich glau­be, dieses Programm und diese Ihre Erklärung hier heute sind im Vorfeld nicht zu Un­recht als „Drückebergerprogramm“ bewertet worden.

Sie machen es einem auch deshalb nicht leicht, weil man sich schon wirklich fragt, wie­so denn eigentlich zwei gescheiterte, jetzt aber auf dem Giebelkreuz sitzende und mit einer Boulevardzeitung wachelnde Regierungskoordinatoren das alles um so viel bes­ser machen sollten – noch dazu mit 14 Prozent weniger. – Das bleibt die Frage, der man aufgrund des Ernstes der Lage gar nicht ausführlich nachgehen kann.

Kommen wir zur Lehre des Programms. Es sind die Budgetvorbehalte angesprochen worden. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder Sie signalisieren, dass Sie tatsäch­lich bereit sind, entsprechende Einsparungen vorzunehmen, dass da einmal etwas wei­tergeht, oder Sie gehen her und bekennen sich gleich einmal zu Anfang dazu, dass Sie mit dem sogenannten Budgetpfad, der in dem Programm enthalten ist, eigentlich schon mit einem Schwindel gestartet sind.


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Das hat sich durch die gesamten Verhandlungen durchgezogen: Sie haben ein Bud­getprogramm vorgelegt, in dem davon ausgegangen wird, dass es aufgrund der soge­nannten Staats- und Verwaltungsreform massive Einsparungen gibt. – Das soll sein, in dem Punkt sind wir ja Partner, nur haben Sie nicht dazugesagt, dass die Budgetver­handlungsgruppe ein volles Programm von über 3 Milliarden € an Einsparungen einkal­kuliert hat, während die zuständige Verhandlungsgruppe Staatsreform dieselbe als Ganzes abgeblasen hat – als Ganzes! Das darf Sie nicht wundern, wenn Sie ausge­rechnet Herrn Niessl und Herrn Sausgruber in diese Gruppe aufnehmen. Da hätten Sie sich etwas anderes überlegen müssen!

Jetzt haben wir das zwar im Budgetprogramm, allein es ist eine Täuschung. – Ich muss Ihnen das von Anfang an sagen. Man fragt sich, was einem lieber ist: eine streitende Regierung wie früher – eine, die wirklich um etwas streitet –, oder eine, die mit einem Schwindel beginnt.

Jetzt haben Sie eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Im Regierungsprogramm stand noch – ich habe das jetzt herausgesucht; Seite 255 –:

„Der Arbeitsgruppe“, nämlich betreffend diese gloriose Einsparung, „sollen folgende Personen angehören: 1. der Präsident des RH, 2. Prof. Dr. Bernhard Felderer (IHS), 3. Prof. Dr. Karl Aiginger (WIFO), 4. der Bundeskanzler, 5. der Bundesminister für Finan­zen“.

Heute lesen und hören wir, dass der Erste und Wichtigste wahrscheinlich schon abge­sprungen ist, nämlich der Präsident des Rechnungshofes. – Das hätte ich an seiner Stelle auch gemacht, denn sich wieder mit zwei Landeshauptleuten hinzusetzen, die seit Jahrzehnten alles in dem Bereich blockieren, dabei kann er sich nur die Finger ver­brennen! Und außerdem ist es nicht seine Aufgabe, für derartigen Unfug Assistenz zu leisten. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Zu einem anderen Finanzthema: Leider zieht es sich ja wirklich durch dieses Pro­gramm, dass Sie Ihre Versprechen und Ihren Willen zum neuen Stil dann nicht durch­halten können, wenn es um konkrete Maßnahmen geht, etwa in der Steuerpolitik. – Damit zum Ernst der Sache.

Herr Kopf, wenn Sie sagen, es gibt eine Steuerentlastung für alle, die Steuern zahlen, dann ist das ziemlich zynisch. – Sie meinen: all jene, die Lohn- und Einkommenssteuer zahlen; richtig ist aber natürlich, dass alle in diesem Land eine besonders hohe Abga­ben- und Steuerlast zu tragen haben – MehrwertsteuerzahlerInnen zum Beispiel –, und das trifft gerade die, die besonders wenig verdienen. Das österreichische Steuersys­tem ist mitnichten umverteilend – jetzt schon nicht und in Zukunft noch weniger. (Abg. Kopf: Die geringste Spreizung aller Länder!) Das ist nicht so. Wenn man alle Abgaben und Steuern zusammenzählt, dann kommt das heraus, und genau das verstärken Sie jetzt noch. In Ihrer Politik ... (Abg. Dr. Ferdinand Maier schüttelt dem Bundeskanzler und weiteren Regierungsmitgliedern die Hand.) – Jetzt ist der Raiffeisenkonzern beim Bundeskanzler auch schon; ich habe immer geglaubt, er ist nur beim Vizekanzler. (Bei­fall bei den Grünen. – Abg. Jakob Auer: Wenn Sie Stabilität wollen, dann müssen Sie zu Raiffeisen gehen!)

Zurück zum Ernst: Wenn Sie solche Ankündigungen machen, dann wäre es vernünftig, wenn eine Steuerreform so ausschaut, dass auch diejenigen etwas davon haben, die besonders wenig verdienen. Die würden es außerdem – Stichwort Beschäftigungspoli­tik – sofort ausgeben. Das wäre vernünftig!

Langfristig werden wir mit diesem Programm nicht weit hüpfen! Wenn Sie all diese fünf Jahre hindurch fiskalpolitisch nichts anderes machen wollen als das, dann ist diese An­kündigung heute eine Drohung, weil die kalte Progression das in denselben fünf Jah­ren aufgefressen haben wird.


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Das kann nicht nur über die Lohn- und Einkommensteuer gelöst werden, wir werden für den nächsten großen Wurf auch Gegenfinanzierungen brauchen. Und da ist es nicht Ihr Versäumnis, sondern das der Sozialdemokraten, genau dort auszulassen, wo Kanzler Gusenbauer schon weiter war, als er über eine Vermögenszuwachssteuer ver­handelt hat. – All das wird jetzt gekippt.

Es fehlt Ihnen der Mut zu sagen, dass man wirkliche Umverteilung nur dann machen kann, wenn man endlich auch einmal wenigstens einen OECD-Standard oder auch nur einen EU-Standard in der Vermögensbesteuerung erreicht. (Beifall bei den Grünen.) Bei uns zahlen die am Vermögen gemessen reichsten 10 Prozent der Bevölkerung so gut wie keine Steuern von demselben Vermögen! Das ist doch Ihr Versäumnis! (Präsi­dent Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.)

Jetzt gehört da endlich einmal hin- und eingegriffen, damit wir uns wirkliche Reformen leisten können, die dringend notwendig sind. Wenn das nicht geschieht, ...

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Herr Kollege, bitte den Schlusssatz!

 


Abgeordneter Mag. Werner Kogler (fortsetzend): ... bleibt dieses Programm ein lee­res Programm, aber eine volle Drohung. (Beifall bei den Grünen.)

13.31


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner ist Herr Bundesminister Hunds­torfer. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.31.50

Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie können sich sicher vorstellen, dass es in 4 Minuten nicht möglich ist, Ihnen einen Überblick über das gesamte Res­sort zu geben. (Abg. Ing. Westenthaler: Wir können uns das gut vorstellen! Das kön­nen wir uns gut vorstellen! So geht es uns auch!)

Meine Damen und Herren, ich glaube, wir sind uns alle darin einig, dass es sich bei den derzeitigen Geschehnissen um eine Weltwirtschaftskrise handelt, die durch beden­kenlose Deregulierung der Finanzmärkte verursacht wurde und die durch die hem­mungslose Gier von einigen, die die gesamte Weltwirtschaft in die Krise gestürzt ha­ben, verursacht wurde.

Die Auswirkungen dieser Krise sind in Österreich teilweise feststellbar und teilweise – das muss man hier in aller Ehrlichkeit und Offenheit sagen – noch nicht abschätzbar. Jeder – vor allem jene von den Oppositionsparteien –, der meint, er wisse schon ganz genau, was kommen wird, dem danke ich und werde ihn für den Nobelpreis vor­schlagen.

Es ist aber Folgendes feststellbar: dass die österreichische Bundesregierung Antwor­ten gibt und diese Antworten in die Realität umgesetzt werden. Es ist feststellbar, dass wir Konjunkturpakete entwickelt haben, um die Krise auf dem österreichischen Arbeits­markt abzufedern, um für den Erhalt von so vielen Arbeitsplätzen als möglich zu kämp­fen, und auch um dafür zu kämpfen, Anreize zu setzen, neue Arbeitsplätze zu schaf­fen. – Selbst wenn das jetzt einige von Ihnen als visionär bezeichnen: Genau in dieser Vision liegt auch eine Antwort!

Ich bitte Sie jedoch alle, keine Wunder zu erwarten. Die Arbeitslosigkeit ist im Novem­ber gestiegen, sie wird auch im Dezember steigen, und wir haben uns damit auseinan­derzusetzen, diesen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu dämpfen. Wir haben uns dafür ein­zusetzen, Arbeitsplätze zu retten, und wir haben uns auch dafür einzusetzen, alternati­ve Beschäftigungsmodelle zu finden.


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Ich baue sehr auf die Gemeinsamkeit in der Bundesregierung, auf den Wirtschaftsmi­nister und auf den Finanzminister, ich baue aber auch auf die Zusammenarbeit mit je­nen Kräften in diesem Land, die die Voraussetzung dafür waren, dass dieses Land bis jetzt so gut funktioniert hat, nämlich die Sozialpartnerschaft. (Zwischenruf. – Zwischen­bemerkung von Bundesministerin Dr. Fekter.) – Die Sozialpartnerschaft wird eine Vo­raussetzung für ein funktionierendes Krisenmanagement sein.

Das Wichtigste dabei wird sein, dass Jugendliche und junge Menschen trotz Wirt­schaftskrise den Einstieg in den Arbeitsmarkt schaffen. Der Anstieg der Jugendarbeits­losigkeit um 6,9 Prozent im November zeigt, dass Jugendliche bereits jetzt von den Vorboten der Krise sehr stark betroffen sind. Meine Vision ist, dass kein Jugendlicher auf der Straße steht, dass alle jungen Menschen einen Ausbildungsplatz bekommen, dass dieser bereitgestellt wird. (Abg. Ing. Westenthaler: Das versprecht ihr ja schon so lange!) – Auch wenn Sie es schon kennen, Herr Westenthaler, es schadet nicht, wenn diejenigen, die uns via Medien zuhören, dies auch noch einmal hören. – Und es muss auch ganz klar sein, dass die Ausbildung in überbetrieblichen Ausbildungsein­richtungen stattfinden soll, wenn keine betriebliche Lehrwerkstätte gefunden werden kann.

In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen am heutigen UNO-Tag der Menschen mit Behinderung auch mitteilen, dass es eine Anhebung der Mittel für berufliche Integration geben wird.

Ich möchte an alle österreichischen Unternehmen appellieren, nach vorne zu blicken und der Jugend gemeinsam eine Chance zu geben, denn nach dieser Krise kommt auch wieder ein wirtschaftlicher Aufschwung, und dieser kann dann mit sehr gut ausge­bildeten Fachkräften besser genützt werden. – Das trifft natürlich auch auf ältere Men­schen mit ihrer Erfahrung zu. Nützen wir diese Zeit, indem wir vielleicht alternative Be­schäftigungsmodelle oder auch die Weiterbildung stärker ausbauen!

Wir werden auch ein Paket für die ältere Generation umsetzen und damit die Altersar­beitslosigkeit bremsen. (Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.) – Ich komme schon zum Schluss. Es sind alle aufgefordert, dabei mitzuwirken; es sind natürlich bei­spielsweise im Speziellen die Banken aufgefordert. – Das alles wurde heute schon ge­sagt.

Mein Ziel in dieser Position ist die Sicherung des Standortes Österreich betreffend die Arbeitsplätze und die Erhaltung der Lebensqualität. Mein Ziel ist es auch, die Auswir­kungen der Krise der Weltwirtschaft auf Österreich so gering wie möglich zu halten. Das ist mein Ziel in dieser Position, und ich kann nur alle dazu einladen, bei der Zieler­reichung mitzuwirken. – Ich danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.36


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Csörgits zu Wort. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.36.53

Abgeordnete Renate Csörgits (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Sehr ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung! Es ist heute schon oft gesagt worden, dass es notwendig, gut und richtig war, dass es rasch zur Bildung einer neuen Bundesregie­rung gekommen ist, und es ist ebenso gut, richtig und notwendig, dass das Regie­rungsübereinkommen dementsprechend gute Antworten auf die bevorstehende Krise hat. Die österreichische Bundesregierung hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Men­schen in schwierigen Zeiten wieder mehr soziale Sicherheit zu geben, und das ist gut so.


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Sehr wichtige Ansatzpunkte finden sich einerseits im Kapitel Soziales und andererseits im Kapitel Arbeit, und ich möchte auf zwei, die mir ganz besonders am Herzen liegen, eingehen.

Der erste Aspekt ist, dass im Regierungsübereinkommen festgeschrieben ist, dass es umfangreiche Konjunkturmaßnahmen geben muss. Ein Teil davon wurde ja schon initi­iert, und auch darüber hinaus sind im Regierungsübereinkommen noch sehr viele gute Maßnahmen enthalten. Es ist außerdem wichtig, dass die Steuerreform vorgezogen wird, um ganz einfach dafür Sorge zu tragen, dass die Kaufkraft im Land angehoben wird.

Für konjunktur- und beschäftigungspolitische Maßnahmen, sehr geschätzte Damen und Herren, sind für das Jahr 2009 6,15 Milliarden € vorgesehen; diese werden rasch, sicher und treffgenau eingesetzt, um der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Es geht dabei um öffentliche Investitionen im Zusammenhang mit der Infrastruktur genauso wie um Maßnahmen und Investitionen, was die Bildung anlangt; aber auch in die For­schung wird mehr investiert. – Das bedeutet einerseits, dass kurzfristig Arbeitsplätze gesichert werden, das bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass langfristig gese­hen wirklich viele positive Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsstandort Österreich gesetzt werden und dieser gesichert wird.

Sehr geschätzte Damen und Herren, auch jene Menschen, die bedauerlicherweise ar­beitslos sind, werden von uns nicht alleine gelassen: Die Qualifikationsoffensiven für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden weiter fortgesetzt. – 75 Millionen sind für regionale Beschäftigungsprogramme und vor allem auch für WiedereinsteigerInnen vorgesehen.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist bereits erwähnt worden. – Ich denke, dass diese Bun­desregierung mit aller Kraft alles unternehmen wird, dass es nicht zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt, denn wir sind uns wohl darin einig, dass Arbeitslosigkeit keine humane Form der Arbeitszeitverkürzung ist. Sie führt zu sehr vielen negativen Erfahrungen und schwierigen Schicksalen, und langfristig gesehen bedeutet sie natür­lich auch, dass das gute Sozialversicherungssystem in Österreich gefährdet ist.

Da bin ich schon bei der zweiten Sache, die mir am Herzen liegt, nämlich bei den Pen­sionen: Ich freue mich, dass es ein klares Bekenntnis zum staatlichen Pensionssys­tem gibt, dass dieses nachhaltig gesichert und weiter ausgebaut werden wird. – Das ist eine Lehre aus den leider negativen Auswirkungen der Finanzkrise.

Die Österreicher und Österreicherinnen, sehr geschätzte Damen und Herren, haben ein Recht auf einen ausreichenden Existenz- und Lebenshaltungsstandard im Alter. Das haben sich unsere „Oldies“, wenn ich es so sagen darf, ganz einfach verdient. Und dafür ist das gesetzliche Pensionssystem die wichtigste Säule, sehr geschätzte Da­men und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Es wird – und auch das ist mir sehr wichtig – keine Pensionsautomatik geben. Es wird ein Berichtswesen geben, und wir im Nationalrat haben dann die Aufgabe, entspre­chende Maßnahmen zu setzen.

Ebenfalls haben wir uns gemeinsam mit den Sozialpartnern vorgenommen, uns den Bereich der SchwerarbeiterInnen- und Invaliditätspension näher anzuschauen. Es ist notwendig, diese beiden Pensionsformen fairer zu gestalten, insbesondere auch im Hinblick auf die Auswirkungen auf und das Zusammenspiel mit anderen Pensionsarten im ASVG.

Gleichzeitig bekennen wir uns aber auch zu einer weiteren Harmonisierung der unter­schiedlichen Systeme der Alterssicherung, und wir werden daran arbeiten.

Was mich besonders freut, ist, dass wir im Zusammenhang mit der Pension auch fest­geschrieben haben, für Eltern, die Berufstätigkeit und Kinderbetreuung vereinbaren,


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ganz einfach eine bessere Bewertung bei der Pensionsberechnung für die ersten sie­ben Jahre bei Kindern herbeizuführen.

Ebenfalls wird es zu einer Verbesserung im Zusammenhang mit jenen Personen kom­men, die Pflege durchführen. (Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.) – Ich sehe das rote Licht noch nicht blinken, aber ich komme schon zum Schluss. Jetzt blinkt es.

Bedarfsorientierte Mindestsicherung wird ebenfalls verwirklicht. Und zum Schluss, sehr geschätzte Damen und Herren, möchte ich mich beim Verhandlungsteam Soziales recht herzlich bedanken, stellvertretend beim Kollegen Haberzettl und beim Kollegen Neugebauer. Wir haben engagiert diskutiert und ein gutes Programm gemacht, und die Bundesregierung wird es ebenfalls gut, rasch und zielführend durchsetzen und umset­zen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

13.42


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Steibl. Zur Verfügung stehende Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


13.42.30

Abgeordnete Ridi Steibl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Familienpolitik heißt nicht gleich Sozialpolitik, es ist aber eine gu­te Vernetzung, und die Familienpolitik ist ja jetzt sozusagen im Wirtschaftsministerium angesiedelt.

Familie stärken und Familie noch besser lebbar machen in all ihrer Vielfalt, das war und ist ein großes Anliegen der ÖVP. Nicht umsonst liegt Österreich europaweit im Spitzenfeld, was die Unterstützung von Familien betrifft.

Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang auch noch einmal an die Einführung der 13. Familienbeihilfe, die schon im November das erste Mal ausbezahlt wurde und über 1 Million Familien erreicht hat, wobei insgesamt zirka 254 Millionen € ausbezahlt wurden.

Sehr geehrte Damen und Herren und auch Mütter und Väter zu Hause an den Fern­sehschirmen, in Zukunft steht eine weitere umfassende Entlastung im Vordergrund. Diese Regierung, insbesondere der Bundeskanzler, der Vizekanzler sowie der zustän­dige Bundesminister Reinhold Mitterlehner und die Frau Staatssekretärin Christine Ma­rek, die auf diesem Gebiet schon erfahren ist, sind dafür verantwortlich, und wir werden weitere gezielte Maßnahmen setzen, um Familie noch besser lebbar zu machen.

Ich denke, dass es gut ist – auch wenn das heute im Rahmen des Regierungspro­gramms schon einige Male präsentiert wurde – zu wiederholen: Es werden an die 500 Millionen € im Zuge einer Familiensteuerentlastung eingebracht, außerdem gibt es die Kindergartenoffensive, um unsere Familien weiter zu unterstützen – mit insgesamt also um die 900 Millionen €.

Die Steuerentlastung wird Alleinerziehende und AlleinverdienerInnen ebenso unterstüt­zen wie Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind; Familien mit einem Kind ebenso wie jene mit zwei, drei oder mehr Kindern.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist für uns die Förderung der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dies soll mit Hilfe einer Weiterentwicklung des Kinderbetreuungs­geldes zu einem einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeld geschehen, das auf den bestehenden drei Säulen aufbaut, mit der Möglichkeit der Stärkung der Väterbetei­ligung unmittelbar nach der Geburt eines Kindes, auch mit der Überlegung der Einbin­dung der Sozialpartner, um eine arbeits- und sozialrechtliche Absicherung zu bekom­men, auch durch den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtung für unter Dreijährige, ebenso durch die Einführung eines verpflichtenden, kostenlosen letzten Kindergarten­jahres und durch die Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten.


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Das betrifft nicht nur die immer wieder zitierten Reichen, sondern auch die Mittelschicht und auch Menschen, die einer Arbeit in einer anderen Form nachgehen und sich eben eine Kinderbetreuung leisten müssen. Gerade Tagesmütter sind neben den vielen For­men, die es gibt, neben den staatlichen und den Gemeindekindergärten eine sehr, sehr gute Maßnahme.

Ich bin schon manchmal zum Lächeln darüber verurteilt – das ist ja auch notwendig in der Politik –, wie lange manche Dinge dauern. Das war eine meiner ersten Forderun­gen. Ich sage jetzt nicht unbedingt, wie lange das gedauert hat, aber viel zu lange. (Iro­nische Heiterkeit der Abg. Berlakowitsch-Jenewein.)

Ein wichtiger Punkt ist es auch, die Pflege und die Betreuung zu sichern. Angesichts der demografischen Entwicklungen wird gerade dieser Bereich in den kommenden Jahren eine große Herausforderung sein, auch für unseren Sozialminister.

Gerade wir seitens der ÖVP sehen es auch so, dass es insgesamt für die Betroffenen Erleichterungen geben muss – und zwar für jene, die pflegen, aber auch für jene, die gepflegt werden. Das heißt, es gibt auch den Aufbau eines Pflegefonds. Es muss auch die Ausweitung des Hospiz- und des Palliativwesens geben, aber auch eine Absiche­rung und Weiterentwicklung beim Pflegegeld.

Zusammengefasst: Die Stärkung des sozialen Zusammenhalts der Familien ist eine zentrale Zielsetzung, ebenso wie den Menschen zu helfen, den Sozialstaat zu sichern und weiterzuentwickeln und Familie in allen Formen zu stärken und, wie ich eingangs erwähnt habe, besser lebbar zu machen. Ich hoffe, dass uns das gelingt. (Beifall bei der ÖVP.)

13.47


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Hofer. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.47.28

Abgeordneter Ing. Norbert Hofer (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Ich glaube, es wäre falsch, eine Bundes­regierung vorzuverurteilen. Natürlich, die Arbeit beginnt, man wird sehen, wie diese Ar­beit geleistet wird. Wenn man sich aber das Regierungsprogramm ansieht und es durchaus kritisch betrachtet – das ist ja die Aufgabe einer Oppositionspartei –, dann fällt einem schon sehr stark auf, dass es sehr, sehr viele Absichtserklärungen gibt und dass man an Experten und Arbeitskreise delegiert.

Ich hätte Verständnis dafür, wenn das eine Partei macht, die zum ersten Mal regiert, aber beide Parteien haben eine sehr langjährige Regierungserfahrung, daher müssen wir davon ausgehen, dass diese beiden Parteien auch wissen sollten, wie es geht. Das ist offenbar aber nicht der Fall. Man delegiert an Ausschüsse, an Arbeitskreise.

Meine Damen und Herren, das ist der österreichische Weg: zu delegieren. Wenn Mo­ses ein Ausschuss gewesen wäre, meine Damen und Herren, dann wäre sein Volk noch heute in Ägypten. (Heiterkeit.) Das heißt, das kann nicht immer der richtige Weg sein. (Beifall bei der FPÖ.)

Was mich ganz besonders stört, ist, dass von einem meiner Vorredner behauptet wor­den ist, dass die Oppositionsparteien inhaltlich nicht aktiv wären, keine Vorschläge ein­brächten. Meine Damen und Herren, in der letzten Legislaturperiode waren es die Op­positionsparteien, die die inhaltliche Arbeit geleistet haben, viele Anträge eingebracht haben, Ideen eingebracht haben. Und was war der Fall? – Alles vertagt, alles abge­lehnt. Die Regierungsparteien haben selbst sehr wenig weitergebracht. Hier zu be­haupten, die Opposition sei nicht aktiv, das, meine Damen und Herren, ist eine glatte Lüge. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 84

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Herr Abgeordneter, für den Ausdruck „das ist eine glatte Lüge“ erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf.

Bitte, setzen Sie fort. (Ruf bei der SPÖ: Das ist der eigene Mann! – Abg. Vilimsky: Das ist unserer! – Heiterkeit.)

 


Abgeordneter Ing. Norbert Hofer (fortsetzend): Herr Präsident, ich nehme das zur Kenntnis. Es tut mir leid, ich konnte nicht anders. (Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, wir haben auch ein Regierungsprogramm erstellt, mit allen Maßnahmen – im Detail! –, die wir für unsere Heimat Österreich umsetzen wollen. Die­ses Programm ist 250 000 Mal von unserer Homepage heruntergeladen worden.

Herr Bundeskanzler, ich möchte Ihnen dieses Programm überreichen, damit Sie se­hen: Wir kritisieren nicht nur, wir bringen auch Vorschläge ein. (Beifall bei der FPÖ. – Der Redner überreicht Bundeskanzler Faymann eine Broschüre.)

Heute ist Weltbehindertentag. Es gibt leider nur mehr sehr wenige im Hohen Haus, die betroffen sind – genau genommen nur mehr einen. Da gibt es natürlich viel zu tun sehr viel zu tun! Eine Bundesregierung, die unter einem sozialdemokratischen Bundes­kanzler arbeitet und von einem Sozialdemokraten geführt wird, muss ganz besonders beweisen, dass sie für die Schwächsten in der Gesellschaft, das heißt für pflegebe­dürftige Menschen und für behinderte Menschen, wirklich ein Herz hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Da kann es nicht sein, dass 11 Prozent der Antragsteller versterben, bevor sie Pflege­geld bekommen. Da kann es nicht sein, dass es bei einem Pflegegeld keine Inflations­anpassung gibt. Und da kann es nicht sein, dass wir es uns leisten, keine Bundes­staatsreform durchzuführen, damit die notwendigen finanziellen Mittel frei gemacht werden, damit diese Mittel auch den Menschen direkt zugute kommen.

Herr Bundesminister für Soziales, ich hoffe sehr, dass Sie in dieser Funktion erfolg­reich sein werden. Es ist wichtig für den Sozialstaat Österreich.

Betonen möchte ich auch: Die Schwächsten in der Gesellschaft, das sind nicht die Banken, das sind auch nicht jene Zuwanderer – wenn es auch sehr viele tüchtige Zu­wanderer gibt –, die hierzulande Sozialhilfe beziehen, aber in der Heimat eine Arbeit finden würden, sondern das sind jene Menschen, die ein Leben lang für unsere Heimat gearbeitet haben, dann pflegebedürftig werden und dann die Hilfe und Unterstützung ihres Heimatlandes benötigen.

Meine Damen und Herren, für diese Menschen müssen wir uns einsetzen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.51


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Westenthaler. Verfügbare Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


13.51.48

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Die Regierung bemüht sich um ein neues Erscheinungsbild. Ich nenne es einmal Faser­schmeichler-Koalition, die sich da zusammengerauft hat. Die Probleme werden künf­tig nicht gelöst, sondern sie werden in erster Linie einmal weggelächelt. Das ist auch der Unterschied zwischen den beiden Regierungsbildungen in Amerika und in Öster­reich: Dort ein amerikanischer Präsident Obama, der sagt: Yes we can! – und hier ein sozialdemokratischer Bundeskanzler, der sagt: Yes, we smile! Das ist der große Unter­schied, nur ist nichts dahinter. Das ist die Wahrheit! (Beifall beim BZÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 85

Es ist nichts dahinter. Sie haben einen neuen Weg eingeschlagen nach dem Motto: Ist der Weg auch falsch und steinig, Hauptsache, wir sind uns einig! Es ist völlig egal, was dabei herauskommt, wir schreiben ein Regierungsübereinkommen, in dem nichts drin­steht. Wir haben keine Visionen, keine Dynamik, keine Aufbruchsstimmung, keine Zu­kunftsansagen. Wir täuschen Bewegung vor. Das schaut dann so aus, dass beide ein bisschen schneller auf der Stelle treten. Das ist halt dann die Bewegung, die vorge­täuscht wird.

Aber ich frage mich wirklich: Wo sind Ihre Ansagen? Wo ist Ihr Arbeitsplatzsicherungs­programm, Herr Kollege Hundstorfer und Herr Kollege Wirtschaftsminister? Gestern haben wir von einem Wirtschaftsminister gehört, seine einzige Ansage, was die Regie­rung jetzt machen muss, ist: Sie muss die Kurzarbeit unterstützen.

Herr Kollege Hundstorfer, wo ist Ihr Protest? Sie als Gewerkschafter wissen nämlich ganz genau, dass Kurzarbeit der erste Schritt in die Arbeitslosigkeit ist, und da hätten Sie sich eigentlich melden müssen, Herr Sozialminister! (Beifall beim BZÖ.)

Wo ist das Zukunftsprogramm für die Jugend, da doch die Arbeitslosenzahlen gerade bei Jugendlichen wieder steil ansteigen?

Wo ist die Pensionssicherung für Ältere? Herr Professor Tálos hat gesagt, dieses Pro­gramm hat keinerlei Garantien für künftige Pensionen. – Ist auch logisch, denn Sie ha­ben erst vor wenigen Monaten den Pensionisten für dieses Jahr die Pensionen zusam­mengestrichen, weil Sie sie unter der Inflationsrate erhöht haben und damit jeder Pen­sionist real an Geld verliert. – Das ist das zweifelhafte Verdienst der großen Koalition, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ.)

Wo ist die Ansage, Frau Innenministerin, gegen die Kriminalität? Wo ist Ihre Ansage? Wien ist täglich das „Mekka“ von Raubüberfällen. Tabak-Trafikanten werden überfallen, Tankstellen, Lokale. Wo ist die Sicherheitsansage, die Sie geben wollen? (Zwischen­rufe bei der SPÖ und den Grünen.) Sie sind – ich zitiere nun Herrn Professor Streiss­ler – auch auf budgetpolitischer Ebene eine Regierung der Ahnungslosen. – Das hat Streissler gesagt. (Beifall beim BZÖ.)

Keine Budgetplanung, keinerlei Visionen. Das ist kein Regierungsprogramm, was Sie da vorgelegt haben, sondern das ist eine Kapitulationsschrift, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ein Telefonbuch, glauben Sie mir das, ist informativer, denn da weiß ich wenigsten, an wen ich mich wenden kann. Das ist innovativer als Ihr Regie­rungsübereinkommen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Mag. Gaßner: Dann lesen Sie das Telefonbuch! Das wäre eh gescheiter!)

Herr Kanzler Faymann, Sie haben dasselbe Ergebnis nach Hause gebracht wie Gu­senbauer, nur ohne Justizministerium und ohne Sandkiste. Das ist der Verdienst Ihrer Regierungsbildung: Sie sind mit einigen Prozenten weniger hierher gekommen.

Herr Kollege Kopf – das ist ja putzig! Ich weiß nicht, woher kommen Sie jetzt als Klub­obmann? Waren Sie die letzten Jahre nicht da, haben Sie die Wahl irgendwie ver­säumt? – Er stellt sich hierher und sagt: Die Österreicherinnen und Österreicher wün­schen sich eine große Koalition. – Ja, woher haben Sie denn das? Sie von ÖVP und SPÖ haben gemeinsam 26 Mandate verloren – 14 Prozent –, und Sie haben die Stirn, sich hierherzustellen und die Österreicher zu interpretieren, dass sie das wieder haben wollen, was sie gerade abgewählt haben! Wie viel Realitätssinn haben Sie eigentlich noch, Herr Klubobmann Kopf? – Das muss man schon einmal fragen. (Beifall beim BZÖ.)

Es ist mutlos, es ist kraftlos, es ist ideenlos, es ist herzlos, das Programm, das Sie da haben – und genau so haben Sie es heute auch vorgelesen, Herr Faymann, Herr Bun­deskanzler!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 86

Sie haben auch Ihre Versprechungen nicht gehalten. Sie tun so, als hätten Sie alles gehalten. Wo ist denn die große Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel? Kein Wort. Wo ist die EU-Volksabstimmung? – Nicht einmal in der Regierungserklärung heute haben Sie sich getraut, etwas dazu zu sagen, denn es könnte ja die ÖVP böse sein. Sie haben den Menschen eine EU-Volksabstimmung versprochen, und wissen Sie, was herausgekommen ist? – Das Ende der Regierung, wenn Sie den Antrag ein­bringen. Na, wunderbar! Großartig! Das haben wir uns von Ihnen erwartet.

Sie, Herr Faymann, sind umgefallen wie ein Bahnschranken in der Nacht. Das ist die Wahrheit. Sie sind umgefallen und liegen am Boden, genauso wie Ihr Vorgänger. Und genauso wird diese Regierung auch erfolglos sein. Sie sind in Wirklichkeit nicht in der Lage – Sie waren es nicht als Koordinatoren, und Sie sind auch als Regierungsmitglie­der nicht in der Lage –, diese Regierung zu führen.

Herr Finanzminister Pröll, Ihnen wünsche ich alles Gute. Sie haben wenigsten einen richtigen Schritt gemacht: Wenn schon keinen Mann von Fach, haben Sie sich wenigs­tens einen Theologen als Staatssekretär ins Finanzministerium geholt. Damit ist Ihnen wenigsten die Unterstützung Gottes sicher, und die werden Sie brauchen bei Ihrer Poli­tik. Glauben Sie mir das! (Heiterkeit und Beifall beim BZÖ.)

13.56


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Schatz. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.56.25

Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Problem dieses Regierungsprogramms und der heutigen Erklärungen ist weniger das, was sie enthalten, sondern vielmehr das, was fehlt, was sie nicht enthalten, was übersehen wird, was ganz bewusst offenbar auch ignoriert wird. Das ist zum Beispiel die Tatsache, dass SPÖ und ÖVP durchaus Verantwortung tragen für das, was in den letzten Jahren passiert ist, oder auch für das, was eben noch immer nicht passiert ist.

Fakt ist, dass wir in Österreich nach wie vor enorm hohe Zahlen von Menschen haben, die arm und armutsgefährdet sind. Diese Zahlen steigen! Es steigen die Zahlen der Menschen, die sich Wohnen, Lebensmittel, Hygieneartikel nicht leisten können.

Was war die Antwort der rot-schwarzen Koalition alt? – Das Mindestsicherungsmodell. Und wo ist es? – Es ist noch immer nicht umgesetzt, auch wenn es mit 771 € peinlich niedrig angesetzt ist. Auch das System ist alles andere als ein mutiger zukunftsweisen­der Schritt, was die Emanzipation von wirtschaftlich benachteiligten Menschen betrifft. (Beifall bei den Grünen.)

Was steht dazu jetzt im neuen Regierungsprogramm? – Auf Basis des bisherigen Mo­dells soll weitergearbeitet werden. Und ich frage Sie schon: Wann konkret wird es so­weit sein? Wann können wir damit rechnen, dass wir endlich eine Mindestsicherung haben in Österreich, die vor Armut schützt? Sie haben es nicht geschafft in den fetten Jahren, so etwas umzusetzen. Was ist jetzt in der Krise zu erwarten? – Ich fürchte, we­nig, wenn ich in das Regierungsprogramm schaue.

Zum nächsten Thema. – Nicht nur Kinder, Jugendliche, AlleinerzieherInnen, ältere Menschen, Arbeitslose haben noch immer zu wenig zum Leben, sondern auch viele Menschen, die arbeiten. Tausende haben nur Teilzeitbeschäftigungen, prekäre Be­schäftigungen, von denen man nicht leben kann. Auch Menschen, die Vollzeit beschäf­tigt sind, haben manchmal noch immer ein Einkommen unter der Armutsgrenze. Die große Koalition ante hat dafür den Mindestlohn im Programm gehabt. Was ist daraus geworden – auch Ihretwegen, wegen Ihrer reaktionären Gewerkschaftspolitik, Herr Ex-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 87

Präsident Hundstorfer? – Ein Mindestlohn von 840 € für Vollzeit – und das nur für Leu­te mit Kollektivvertrag! Das ist bereits ein Rucksack, den Sie heute hier verantworten müssen.

Herr Ex-ÖGB-Präsident, Herr Minister Hundstorfer, ich frage mich auch: Wen werden Sie in Ihrer Funktion vertreten? (Abg. Dr. Fichtenbauer: Er wird die Gewerkschaft ver­treten!) So wie bisher hauptsächlich die Männer, die Arbeiter und die Angestellten in den abgesicherten Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen? Werden Sie, so wie bisher, auf die atypisch, prekär Beschäftigten, meist Frauen, vergessen? Oder: Wo finde ich im Regierungsprogramm Ihren offensiven Kampf für die Absicherung von prekär be­schäftigten Menschen? – Leider finde ich da nichts dergleichen, und in Ihrer Erklärung habe ich auch nichts dazu gehört.

Was wird von Ihnen zu erwarten sein, Herr Minister? – Ihr Programm verrät uns wenig. Ich kann Sie nur daran messen, was Sie bisher gemacht haben, was Sie gemacht ha­ben in Bezug auf Zustimmung zur Ausweitung der Höchst- und Normalarbeitszeit.
In Ihrer Verantwortung hat die Gewerkschaft der Verschlechterung der Zumutbarkeits­bestimmungen zugestimmt. Die Gewerkschaft hat zugestimmt – unter Ihrer Verantwor­tung!

Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, wie können Sie nur so klein­mütig zufrieden sein mit dem, was Sie uns heute hier präsentiert haben? Also ich bin es sicher nicht! Dabei wäre es so dringend notwendig gewesen, dass Sie uns mehr und Konkretes hier präsentiert hätten. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

13.59


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt jetzt Herr Bundesminister Dr. Mitter­lehner. 4 Minuten Redezeit. – Bitte. (Abg. Ing. Westenthaler: Ist das der mit der Kurz­arbeit, der „Kurzarbeitsminister“?)

 


14.00.28

Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Reinhold Mitterlehner: Herr Präsi­dent! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Meine sehr ge­ehrten Damen und Herren! Das Problem Wirtschaftskrise ist heute schon mehrmals angesprochen worden. Wir sehen, dass die Finanzkrise längst auch die Realwirtschaft in Österreich erreicht hat. Gerade heute haben die sinkenden Auftragszahlen wieder für Schlagzeilen gesorgt. Die Investitionen werden zurückgestellt.

Wir haben natürlich auch hier über die Schuldfrage diskutiert, und ich glaube, wir wer­den nicht punktgenau den einzelnen Österreicher finden können, weil es keinen gibt, der schuld ist. Es ist eine globale Krise. Sie wird sicherlich auch nur dann bewältigt werden können, wenn auf EU- und Weltebene die richtigen Maßnahmen gesetzt wer­den. Was wir aber tun können, ist, auf nationaler Ebene stimmig die richtigen Maßnah­men zu setzen. Ich glaube, dass es da auch um die Stimmung geht. Wir sollen die Wirtschaft jetzt nicht „krankreden“, das bekommt dann so einen selbsterfüllenden Cha­rakter, wir sollten sie aber auch nicht gesundbeten. Wir müssen den richtigen Mix an Maßnahmen finden.

Herr Kollege Westenthaler, da haben Sie mir gestern nicht zugehört. (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Ich habe genau zugehört!) Ich habe nicht mit der Kurzarbeit begonnen, son­dern das, was ich vorangestellt habe, war der offensive Teil. Das Konjunkturpaket I ist beschlossen und wird jetzt auch umgesetzt. Sie sollten es einmal anschauen und le­sen. Und da Sie das immer einfordern und meinen, es sei alles zu spät und viel zu we­nig: Wissen Sie, was Sie am 24. September hier gemacht haben? (Abg. Ing. Westen­thaler: Nehmen Sie das mit der Kurzarbeit zurück!) Sie haben – wie alle anderen auch – über die Inflation geredet und niemand über die Wirtschaftskrise. Jetzt haben Sie es noch eingefordert.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 88

Wissen Sie, Herr Kollege Westenthaler, was passiert wäre, wenn wir die Mehrwert­steuer gesenkt hätten? Jetzt haben wir sinkende Inflation, und dann hätten wir auch noch sinkende Einnahmen im Staatsbudget. Ich empfehle Ihnen, irgendwo auch das andere zu hören und nicht nur das eine anzusprechen! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Gaßner.)

Meine Damen und Herren, selbstverständlich ist es richtig, dass wir auch das Konjunk­turpaket II umsetzen müssen – mit den nachfrageorientierten Maßnahmen, die brau­chen wir genauso –, aber wir brauchen auch defensive Maßnahmen, und das sind Aussetzungsverträge, Kurzarbeit, Maßnahmen, die es eben gibt. (Abg. Mag. Stadler: Da schau her!) – Hören Sie mir zu, Herr Kollege!

Wir sollten uns überlegen, wie wir diese Maßnahmen auch weiterentwickeln, beispiels­weise mit Bildungsmaßnahmen verknüpfen und nicht nur Kurzarbeit negativ umsetzen. Ich muss in diesem Zusammenhang auch sagen, dass es mir durchaus leidtut, dass wir den Arbeitsmarktbereich nicht mehr in unserem Kompetenzbereich haben. Es ist aber bei einer Interessenvertretung längst nicht mehr so, dass man alles hundertpro­zentig und ungefiltert durchsetzen kann, sondern man braucht den Kompromiss, den erarbeiteten Kompromiss mit der anderen Seite.

Daher verstehe ich nicht, warum Sie solche Angst vor der Sozialpartnerschaft haben. Sozialpartnerschaft ist nicht dann gegeben, wenn ich als ehemaliger Interessenvertre­ter mache, was die Wirtschaftskammer wünscht, sondern wenn ich das mache, was der Standort braucht. (Abg. Ing. Westenthaler: Da haben Sie mich falsch verstanden!)

Ich finde es auch etwas abwertend, wenn eine Zeitung – es war nur eine – schreibt, es werde jetzt „Hundslehner“-Politik gemacht. Das finde ich wenig kreativ; eher armselig. Gestern hat jemand im „Report“ gesagt, Sozialpartnerschaft sei Klientelpolitik auf Kos­ten des Steuerzahlers. Da frage ich Sie, meine Damen und Herren: Was ist bei Abferti­gung neu? 60 Prozent, die nie eine Abfertigung bekommen haben, erhalten jetzt eine. Was ist bei Anmeldung beim Arbeitsbeginn? Der Staat profitiert, weil Sozialbetrug ver­mieden wird. Frau Abgeordnete Schatz hat vorhin den Mindestlohn von 1 000 € ange­sprochen. Frau Kollegin, das ist umgesetzt! Es ist nicht richtig, was Sie sagen! (Zwi­schenruf der Abg. Mag. Schatz.)

Darum komme ich darauf zurück, was der Punkt ist: Die Sozialpartnerschaft hat auch eine integrative Wirkung. Die integrative Wirkung besteht darin, dass Sie das, was Sie beschließen – und da ist der Souverän der Beschlussfassende –, auch umsetzen müs­sen, das müssen Sie leben. Deswegen bin ich auch so stolz und froh darüber, dass wir uns im Wirtschaftsministerium nicht nur mit dem Thema Wirtschaft, sondern auch mit den Themen Jugend und Familie befassen. Wir brauchen nämlich neben allem Kri­sen-Management auch ein Chancen-Management. Das interessiert den Bürger: wie sein Arbeitsplatz ausschaut, wie es mit der Jugendbeschäftigung und mit der Situation der Familien ausschaut! (Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.)

Gemeinsam mit Christine Marek werden wir dieses integrative Leben umsetzen. Ich glaube, das ist ein durchaus vernünftiger Ansatz, um die Krise bewältigen zu helfen. Al­leine werden wir das nicht schaffen, ich ersuche Sie daher um Zusammenarbeit! (Bei­fall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Schlechte Zeiten für Arbeitnehmer, meine Damen und Herren!)

14.04


Präsident Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt als Nächster Herr Abgeordneter Dr. Matz­netter. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.05.09

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Abgeordneter Bucher hat auf den „Spiegel“-Leitartikel


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 89

dieser Woche verwiesen, in dem die deutsche Kanzlerin als „Angela Mutlos“ bezeich­net wird. Kern der Kritik ist, dass die Bundesrepublik Deutschland auf diese Krise, die weltweit herrscht, unzureichend reagiert.

Schauen wir uns den Unterschied an: Die Bundesrepublik Deutschland ist derzeit nicht in der Lage, eine wesentliche Kaufkraftsteigerung für die Bevölkerung bereitzustellen. Sie hat ein Konjunkturprogramm, wo sie gerade einmal 3,1 Milliarden € – man verglei­che das mit der Größe der Volkswirtschaft! – in Bewegung setzt. Österreich ist hier ganz anders. Wir haben auch eine große Koalition, allerdings eine, die während des Wahlkampfes, vier Tage vor der Wahl bereits begonnen hat, Maßnahmen mit einem Volumen von über einer Milliarde zu setzen.

Wir haben eine große Koalition, die bereits während der Regierungsverhandlungen das Konjunkturpaket I mit über einer Milliarde an Volumen in diesem Haus umgesetzt hat und jetzt in Rekordzeit ein Regierungsprogramm vorgelegt hat, in welchem wir eine weitere Entlastung haben im Umfang von – Sie dürfen mitrechnen: 2,2 Milliarden für die Lohn- und Einkommenssteuerreform, 0,5 Milliarden für die Familien, 340 Millio­nen Euro pro Jahr, was ab dem Jahr 2 voll wirkt, für die vorzeitige Abschreibung für die KMUs – insgesamt mehr als 3 Milliarden. Addieren Sie dazu die Mehrwertsteuersen­kung – Sie haben ja alle da mitgestimmt – bei den Medikamenten mit 270 Millionen, die 13. Familienbeihilfe und den Arbeitslosenversicherungsbeitragsentfall, dann sind das 4 Milliarden Entlastung für die Bevölkerung. Das ist der richtige Weg, meine Damen und Herren, weil er nämlich jetzt entlastend ist für die Inlandskaufkraft! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe beim BZÖ.)

Es ist auch der richtige Weg, dass die KMUs gefördert werden und dass wir jetzt bei der AWS Haftungsvolumina haben, die es Betrieben erlauben werden, jenen Teil der Finanzierung, den sie bei den Banken nicht klaglos bekommen, zumindest über die Förderprogramme in einem gewissen Ausmaß ersetzt zu bekommen.

Teil II: Natürlich werden wir im Bereich des Konjunkturpaketes, den diese Bundesregie­rung als Konjunkturpaket II umsetzt, weitere Maßnahmen setzen, die über die vorzeiti­ge Abschreibung hinausgehen. (Abg. Ing. Westenthaler: Welche?) – Denken Sie an die thermische Sanierung! Die Umrüstung der Thermen alleine ist ein Beschäftigungs­programm für Tausende in den Bereichen der Gas-, Wasser- und Elektroinstallation.

Genau das sind die Maßnahmen, die breit wirken, die auch kleine Betriebe im Fokus haben und die zeigen werden, dass mit dem Programm dieser Bundesregierung Ös­terreich in dieser Krise besser dastehen und sie besser bewältigen wird als in anderen vergleichbaren Ländern. Darauf können wir stolz sein, denn dieses Land hat hervorra­gende Arbeitskräfte, hervorragende Betriebe und ein gutes Regierungsprogramm, mit dessen Umsetzung die Krise, da bin ich sicher, keine so schlimme werden wird. – Dan­ke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.08


Präsident Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.08.43

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundes­kanzler! Herr Vizekanzler! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regie­rungsbank! Hohes Haus! Ich glaube, diese Regierung tritt in einem wirtschaftlichen Umfeld an, über welches der frühere Chef der US-Notenbank Greenspan vor vier Wo­chen gesagt hat, dass das, was jetzt passiere, nur alle 80 bis 100 Jahre vorkomme. Wenn wir heute den Medien entnommen haben, dass in den USA gerade eine Rezes­sion herrscht wie seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht mehr, dann sehen wir die Größe dieser Herausforderung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 90

Aber jede Krise ist auch eine Chance! Wenn wir hier diese Regierungsform haben, so waren sich viele Politologen und Politikexperten in der Vergangenheit einig, dass die große Koalition – ich gebe zu, sie ist nicht mehr ganz so groß, wie sie früher war – im­mer dann sehr erfolgreich war, wenn es eine ganz große Herausforderung gab, etwa beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg oder beim EU-Beitritt. Ich glaube, man kann das, was jetzt als Herausforderung wirtschaftspolitisch da ist, durchaus mit den Herausforderungen vergleichen, die ich gerade genannt habe.

Daher: Jede Krise ist auch eine Chance! Ich bin davon überzeugt, dass diese Regie­rungsmannschaft diese Krise bewältigen wird. Wir haben bessere Voraussetzungen als viele andere Länder, gar keine Frage.

Ich sage seit vielen Jahren: Du kannst eine Wirtschaft nicht gesundbeten, aber „krank­jammern“ kannst du sie sehr wohl! Also seien wir so selbstbewusst zu sagen: Ja, wir stehen wirtschaftspolitisch vor einer großen Herausforderung, für die Generation der heute 40- bis 50-Jährigen ist es wahrscheinlich die größte Herausforderung ihres Le­bens, aber wir haben bessere Voraussetzungen als viele andere Länder!

Ich gebe gerne zu, in dieser Situation muss jemand, der wie ich immer auf die Stabilität der Staatsfinanzen hingewiesen hat, sagen: Man muss in dieser Krise Geld in die Hand nehmen, gar keine Frage! Konjunkturpaket I, Konjunkturpaket II, steuerliche Entlas­tung.

Zur steuerlichen Entlastung darf ich sagen, ich bin sehr froh darüber, dass dieses Kapi­tel sehr, sehr konkret ausformuliert ist, und ich muss weiters sagen: Für eine Familie mit zwei Verdienern und zwei Kindern bedeutet diese steuerliche Entlastung eine Er­sparnis von 2 500 €; in Schilling: 35 000 S pro Jahr – und das spüren die Menschen, das spüren junge Ehepaare mit zwei Kindern! (Abg. Ing. Westenthaler: Welches Ein­kommen?)

Lassen Sie mich auch noch sagen – ja, ich bekenne mich dazu, man muss jetzt Geld in die Hand nehmen –, dass ich schon sehr froh darüber bin, dass in diesem Regierungs­programm ein sehr ambitionierter Budgetpfad enthalten ist, denn wir dürfen nicht über­sehen, dass man die Krise nicht mit jenen Mitteln bekämpfen kann, die diese Krise ausgelöst haben. Ausgelöst wurde diese weltweite Finanzkrise durch eine exzessive öffentliche und private Verschuldung in den USA. Das war/ist der Kern der heutigen weltweiten Finanzkrise. (Abg. Strache: Banken-Manager haben mitspekuliert!)

Diesen Fehler sollten wir nicht machen! Daher brauchen wir eine ausgewogene Ba­lance zwischen Wettbewerbsstärkung, Wachstumspolitik, Konjunkturprogrammen und steuerlicher Entlastung, gleichzeitig aber auch solide Staatsfinanzen, wie sie in diesem Regierungsprogramm, eben im Budgetpfad, verankert sind. So stelle ich mir die An­nahme eine Herausforderung vor!

Abschließend – und ich beglückwünsche alle, die gestern angelobt wurden –: eine gute Mannschaft! Glückauf! Sie haben die Mehrheit des Parlaments hinter sich. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.11


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Themessl. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.12.09

Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister Mitterlehner, wer die Realität nicht so wahrnimmt, wie sie ist, der ist bereits an ihr ge­scheitert. (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 91

Wenn Sie, Herr Mitterlehner, scheitern, dann tut es mir aber nicht um Sie leid, denn Sie kommen aus einem geschützten Bereich und können auch dorthin wieder zurück, wer mir hingegen sehr wohl leid tut, sind die Tausenden Klein- und Mittelbetriebe in Öster­reich, die überhaupt nichts von den Maßnahmen dieser Bundesregierung haben wer­den.

Sie von SPÖ und ÖVP haben ja heute gesagt, was alles Sie vorhaben; ebenso haben wir in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers gehört, dass rasch ausreichende Maßnahmen zu setzen sind. – Da muss ich mich allerdings schon fragen, was Sie von der Bundesregierung unter dem Wort „rasch“ verstehen.

Ich weiß, dass es im Regierungspfad so vorgesehen ist, dass das Steuersenkungspa­ket beziehungsweise diese sogenannte Steuerreform – die wir Freiheitlichen nur als Tarifreform bezeichnen können – und das zweite Konjunkturpaket erst im März oder April kommenden Jahres beschlossen werden sollen. Was tun Sie denn bitte in den vier Monaten dazwischen?! Das muss ich Sie schon fragen. Warten Sie auf den weih­nachtlichen Segen oder auf eine göttliche Eingabe, dass es vielleicht von alleine bes­ser werden könnte?! (Beifall bei der FPÖ.)

Im September 2008 gab es in Österreich einen Beschäftigungsstand von 3,351 Millio­nen unselbständig Beschäftigten. Zwei Monate später, also jetzt im November 2008, haben wir einen Beschäftigungsstand von 3,291 Millionen unselbständig Beschäftigten. Das heißt also, innerhalb von zwei Monaten gingen 60 000 Arbeitsplätze verloren! Sie von ÖVP und SPÖ aber tun doch gerade so, als ob das nichts anderes als ein „Kris­chen“, also eine kleine Krise wäre!

Meine Damen und Herren, wir sind mitten in einer Weltwirtschaftskrise, einer Krise, die auch Österreich voll erfasst hat – aber Ihnen von der Bundesregierung fällt nichts an­deres ein, als Maßnahmen zu setzen, die nicht greifen! Der Herr Vizekanzler hat heute hier gesagt: Das Banken-Paket steht, das Konjunkturpaket, ebenso die sogenannte Mittelstandsmilliarde. – Sie haben recht, Herr Vizekanzler, ja, das alles steht, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, da bewegt sich nichts; das kommt bei den Leuten nicht an! (Beifall bei der FPÖ.)

Das Banken-Paket wirkt nicht, die Banken geben rigoros nach wie vor keine Kredite und sind auch nicht bereit, die Bewertungsgrundlagen in Bezug auf Kredite zu ändern, sind nicht bereit, die Bestimmungen zu lockern. Und was das AWS-Paket anlangt, das Sie hier angesprochen haben, wissen Sie ganz genau, dass dieses dort, wo es ankom­men sollte, nämlich bei den Klein- und Kleinstbetreiben, nicht ankommt, weil es näm­lich nicht wirkt! Selbst wenn Firmen die Möglichkeit haben, über das AWS anzusuchen, ist mit einer Zeitverzögerung zu rechnen, sodass in der Zwischenzeit der Betrieb flöten ginge, weil man nicht imstande ist, das rechtzeitig zu bearbeiten.

Meine Damen und Herren von dieser Bundesregierung, wenn Sie sich nicht mehr ein­fallen lassen als diese „Ideen“, die Sie in Ihrem Wirtschaftspaket zur Lösung dieser Kri­se vorhaben, dann kann ich nur sagen: Na, gute Nacht!

Herr Bundesminister Dr. Mitterlehner, Sie haben recht, wenn Sie sagen, man muss eine positive Stimmung erzeugen. – Dazu sind aber Sie von der Bundesregierung auf­gerufen! Wenn Sie mit so einem Regierungsprogramm eine positive Stimmung erzeu­gen wollen, dann bin ich schon sehr darauf gespannt, wie Sie das rüberbringen wollen.

Ich sage Ihnen abschließend: Es ist absolut mutlos, was Sie vorhaben, und hilft uns auf dem Arbeitsmarkt keinesfalls weiter! Die Klein- und Mittelbetriebe in Österreich können sich jetzt schon warm anziehen, denn der Winter wird kalt. (Beifall bei der FPÖ.)

14.15


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Petzner. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 92

14.15.18

Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Meine Damen und Herren, es gibt hier in unse­ren Reihen einen Mann, der einmal von „Angstmachern“ und „Mutmachern“ sowie da­von gesprochen hat, dass wir mehr Mutmacher und weniger Angstmacher brau­chen. Dieser Herr, der das gesagt hat, den kennen Sie ja alle, ist Wolfgang Schüssel.

Wenn ich jetzt kurz Revue passieren lasse, was von einzelnen ÖVP-Rednerinnen und Rednern hier gesagt wurde, dann muss ich schon feststellen: Da ist doch etwas gewal­tig schiefgelaufen in der Österreichischen Volkspartei, denn die Angstmacher sitzen heute hier oben (der Redner deutet auf die Regierungsbank hinter ihm) – und die Mut­macher sitzen (in Richtung Mitte des Plenarsaals zeigend) da unten! Das ist die Wahr­heit – und das ist auch das Problem dieser Bundesregierung! (Beifall beim BZÖ.)

Diese Bundesregierung, die heute hier ihr Programm präsentiert hat, agiert mit Angst. Angst ist der Motor, der diese Bundesregierung treibt. Sie von SPÖ und ÖVP haben doch sogar voreinander Angst. Und das geht sogar so weit, dass in Ihrem Regierungs­programm nicht steht, was sie tun wollen, sondern das, was sie nicht tun wollen, so zum Beispiel: Wir dürfen uns nicht überstimmen, wir dürfen keine EU-Volksabstim­mung machen!, und so weiter. Angst und Misstrauen herrschen zwischen SPÖ und ÖVP.

Angst ist es auch, die als Grund zur Bildung dieser sogenannten großen Koalition ge­nannt wird: die große Angst vor der Krise; der Krise, die kommt, der Krise, die da ist. Und da heißt es, die große Krise bedürfe einer großen Koalition. Warum? – Das ist doch falsch! (Abg. Strache: Es gibt ja gar keine große Mehrheit!)

Sie werden die Krise nicht lösen, meine Damen und Herren auf der Regierungsbank, denn Sie sind die Krise! Das ist die Wahrheit, und das werden in Österreich alle sehr, sehr schnell feststellen. (Beifall beim BZÖ.)

Amüsant ist doch, dass das Einzige, wo Sie Mut in diesem Regierungsprogramm be­wiesen haben – und das ist wirklich das Einzige; das steht übrigens auf Seite 105 –, Folgendes ist, und da komme ich jetzt auch gleich auf Frau Minister Fekter zu spre­chen, die ja eine besonders gute Bekannte von mir ist, und zwar aus früheren Zeiten. (Rufe bei der SPÖ: Oh, oh! Wie interessant!)

Unter Punkt 1.3. des Regierungsprogrammes heißt es – ich zitiere –:

„Zur Entlastung der Kapazität in den bestehenden Erstaufnahmestellen wird im Süden Österreichs eine neue, zusätzliche Erstaufnahmestelle geschaffen.“

Da hatten Sie von SPÖ und ÖVP den Mut, das in Ihr Regierungsprogramm hineinzu­schreiben.

Ich sage Ihnen an dieser Stelle, und zwar nicht nur im Namen der Kärntner, sondern auch der Steirer, der Burgenländer und der Osttiroler: Wagen Sie es nicht, im Süden Österreichs ein zweites „Traiskirchen“ aufzumachen! Sie würden dafür bei den Wahlen ärgstens bestraft werden; das garantiere ich Ihnen an dieser Stelle. Schon im März bei der Kärntner Landtagswahl und bei den Gemeinderatswahlen muss die ÖVP ohnehin aufpassen, dass sie nicht aus dem Kärntner Landtag hinausfliegt. Das ist die Wahrheit!

Dieser Bundesregierung und dem Herrn Pröll darf ich zum Schluss ein schönes Zitat von einem großen Literaten mit auf den Weg geben, der einmal gesagt hat:

Gib mir deine Angst, ich gebe dir die Hoffnung dafür! (Beifall beim BZÖ. – Ruf bei der SPÖ: Und tschüss! – Ruf bei der ÖVP: Lei, lei!)

14.18


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker. 3 Minuten Redezeit – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 93

14.18.29

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Minister Mitterlehner, Sie haben richtigerweise betont, dass es wichtig ist, dass in Zeiten wie diesen Optimismus und gute Stimmung herrschen. Ich gebe Ihnen da völlig recht, aber: Was verbreiten denn Sie mit diesem Regierungsprogramm, das Sie hier vorlegen? – Letztendlich nichts anderes als Verdrossenheit und Skepsis!

Einzelne und wenige enthaltene Verbesserungen können nicht darüber hinwegtäu­schen, dass diesem Programm Kraft, innovative Projekte und Ideen fehlen.

Gerade jetzt ist es wichtig, neue Wege anzudenken und auch neue Wege zu gehen. Mir als Ökonomin fehlen in diesem Programm insbesondere drei zentrale Bereiche.

Erstens: Wir brauchen dringend, und zwar jetzt und heute, eine ökologische Investi­tionsoffensive. (Beifall bei den Grünen.)

Alte Strukturen dürfen nicht einzementiert werden! Wir brauchen ein konsequentes und mutiges Umdenken sowie Investitionen in die Zukunft: Investitionen in den Klima­schutz, in die Energieeffizienz, in erneuerbare Energien. Das ist die Zukunft – und das wird auch den Menschen und der Wirtschaft Geld sparen helfen, das wird die Wirt­schaft stärken.

Wir haben in Österreich hunderte von Unternehmen, die hier sehr erfolgreich arbeiten. Es werden zigtausende Arbeitsplätze geschaffen. Und wer den Wandel als Erster voll­zieht, die Unternehmen, die beteiligt sind, die Volkswirtschaft, die voranschreitet, all die werden am meisten profitieren. Genau deshalb müssen wir jetzt und heute in den Kli­maschutz und in den Umweltschutz investieren. (Beifall bei den Grünen.)

Wir müssen aber auch die mehr als 250 000 Einpersonen- und Kleinstunternehmen stärken. Es ist Zeit, dass diese große Gruppe in Österreich endlich sozial besser abge­sichert und gerechter besteuert wird. Zudem hören wir täglich die Klagen von den klein- und mittelständischen Unternehmungen und von den Einpersonenunternehmun­gen, dass ihnen die Zugänge zu den Krediten fehlen. Auch hier muss man ansetzen und entsprechend absichern.

Wir brauchen eine Forschungsoffensive, denn die Forschung ist der Schlüssel für die Weiterentwicklung und für die Sicherung des Wohlstandes in diesem Land. Wir brau­chen hier mehr an Ressourcen. Wir müssen mindestens 100 Millionen € pro Jahr mehr investieren und Schluss machen mit der Kompetenzzersplitterung. Drei Ministerien sind zu viel!

Meine Damen und Herren, eines muss uns klar sein, denn das ist sicher: Die For­schung von heute sind die Arbeitsplätze von morgen!

Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank, die vielen Überschriften, Schlag­wörter, Worthülsen, die im Regierungsprogramm enthalten sind, das ist alles Luxus – und für Luxus haben wir kein Geld in dieser Zeit. (Beifall bei den Grünen.)

14.22


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesminis­terin Bures. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.22.01

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Herr Prä­sident! Liebe Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Ich den­ke, alle Abgeordneten, die dieses Regierungsübereinkommen wirklich genau studiert haben und sich vor allem den ganz wichtigen Bereich der Wirtschafts- und Beschäfti­gungspolitik angesehen haben, müssen erkennen, dass diese Bundesregierung die


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großen Herausforderungen annimmt, die vor uns stehen. Und da geht es nicht um Mut­mache oder Angstmache, sondern da geht es um einen realistischen Blick, wohin wir uns wirtschaftlich entwickeln, was die Gefahren sind, die auf uns zukommen. Und ich glaube, das Regierungsübereinkommen gibt darauf ganz konkrete Antworten.

Wir haben ein Konjunkturpaket geschnürt. Wir haben gesagt: Es ist uns wichtig, dass wir investieren, dass wir in die Infrastruktur investieren, dass wir Investitionsanreize schaffen, damit auch die private Wirtschaft einen Beitrag zur Ankurbelung der Konjunk­tur leisten kann!

Wir haben gesagt: Wir wollen die Kaufkraft der Menschen stärken, damit sie mehr im Geldbörsel haben und sich mehr leisten können!, und wir haben daher die Steuern ge­senkt. Ich glaube, das ist ein Beweis dafür, dass diese Bundesregierung die wichtigste Aufgabe, die sie in den nächsten Monaten hat, auch wirklich erfüllt, nämlich dass sie der Wirtschaftskrise gegensteuert und versucht, drohende Arbeitslosigkeit hintanzuhal­ten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin mir dessen bewusst, dass das Res­sort Verkehr, Innovation und Technologie auch ein ganz wichtiges Zukunftsministerium ist, auch auf Grund der wirtschaftlichen Situation. Neben den Konjunkturpaketen und den Investitionen wird es von Seiten dieses Ressorts bis zum Jahr 2013 20 Milliarden € für den Ausbau der Bahn, der Wasserwege und der Straßen geben. Auch das ist ein Wirtschaftsschub und sichert Beschäftigung in Österreich. Durch dieses Volumen wer­den jährlich direkt 50 000 zusätzliche Arbeitsplätze im Bereich der Wirtschaft, im Be­reich des Bau- und Baunebengewerbes geschaffen. Indirekt, mit den Zulieferfirmen, bedeutet das einen zusätzlichen Beschäftigungsimpuls im Ausmaß von 125 000 Ar­beitsplätzen in Österreich.

Das heißt, dass wir, wenn wir von Prognosen hören, wonach um bis zu 100 000 Men­schen mehr von Arbeitslosigkeit bedroht sind, das nicht als Realität hinnehmen, weil wir eben nicht wollen, dass aus diesen kalten Prognosen Einzelschicksale werden, und daher handelt diese Regierung und investiert ganz massiv in Forschung und Infrastruk­tur. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es hat gerade im Bereich Infrastruktur in den letzten beiden Jahren einen wirklichen Schub gegeben. Das versetzt mich als neue Ministerin in die Situation, dass 67 hochmoderne railjet-Garnituren vorhanden sind, deren Anschaffung Werner Faymann eingeleitet hat, was auch dazu führt, dass wir bessere Taktfahrpläne einrichten können, dass wir ein attraktiveres Angebot, eine Modernisierung auf der Schiene vornehmen können. Wir haben auch gesagt, Teil des Konjunkturpakets muss es sein, zur Modernisierung der Bahnhöfe beizutragen, weil das die Attraktivität steigert und wieder Beschäftigung sichert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin sehr froh, dass selbst die Opposition unser Forschungsprogramm sehr schätzt, das wir im Regierungsübereinkommen ver­einbart haben. Unser Ziel sind 3 Prozent Forschungsquote bis zum Jahr 2010 und 4 Prozent bis zum Jahr 2020. Das scheint glücklicherweise auf große Zustimmung zu stoßen.

Ich denke, wenn Sie unser Programm gelesen haben, dann werden Sie erkannt haben, dass wir in Österreich nicht nur das zweitgrößte Konjunkturpaket Europas auf Schiene gebracht haben, sondern dass es uns wirklich wichtig ist, die Wirtschaft anzukurbeln, für mehr Beschäftigung, für mehr Lebensqualität zu sorgen.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Hohen Haus. (Beifall bei der SPÖ so­wie bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.26



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 95

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Heinzl. 3 Minuten verfügbare Redezeit. – Bitte.

 


14.26.28

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Eine moderne Verkehrspolitik muss sich an den Bedürfnissen der Menschen und der Wirtschaft orientieren. Gleichzeitig dürfen der Um­weltschutz und der Schutz von Leben und Gesundheit nicht vergessen werden.

Zentraler Bestandteil jeder Verkehrspolitik ist der öffentliche Verkehr. Er ist in allen Re­gionen eine wesentliche Voraussetzung für die Mobilität aller Menschen. Investitionen in den öffentlichen Verkehr bedeuten Investitionen in die soziale Gerechtigkeit. Öffentli­cher Verkehr ist auch umweltfreundlicher als die Fahrt mit dem eigenen Pkw. „Lass dein Auto stehen!“ kann jedoch nur praktiziert werden, wenn das öffentliche Verkehrs­netz auch kundenfreundlich gestaltet ist.

Deshalb werden zusätzlich 700 Millionen € allein im Bereich der Bahn investiert. Die­ses Geld hilft den Unternehmen der Bauwirtschaft und eigentlich allen Österreicherin­nen und Österreichern.

Öffentlicher Verkehr ohne die ÖBB ist nicht denkbar. Um die Arbeit und das Angebot der ÖBB weiter zu verbessern, braucht es eine leistungsfähige, moderne Infrastruktur und leistungsstarke Unternehmen.

Hohes Haus! Nicht nur für den Personen-, sondern auch für den Güterverkehr gilt: weg von der Straße, hin zur Schiene. Die Situation in Sachen Rollende Landstraße und An­bindung von Unternehmen an die Bahn soll weiter verbessert werden.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir alle wissen, Österreich ist ein Transitland. Jähr­lich rollen abertausende Lkw durch Österreich und belasten mit ihren Abgasen die Um­welt. Gerade im Transitbereich ist eine wirkungsvolle, grenzüberschreitende Verlage­rung des Verkehrs weg von der Straße hin zur Bahn nur in europäischer Zusammenar­beit möglich. Es ist auch wichtig, den Wettbewerbsnachteil der Bahn gegenüber der Straße auszugleichen.

Hohes Haus! 2007 gab es in Österreich 686 Verkehrstote. Zwar ist das der geringste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, trotzdem ist jeder Tote zu viel. Das visionäre Vorhaben, dass es keine Todesopfer mehr auf Österreichs Straßen gibt, ist mit aller Kraft zu verfolgen. Es freut mich, dass die neue Bundesregierung sich ausdrücklich, wenn auch als langfristiges Ziel, dazu bekennt, mit zahlreichen Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen.

Hohes Haus! Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt. Es kostet viele unschuldige Menschen das Leben. Auch hier muss verstärkt Bewusstseinsbildung betrieben wer­den.

Es freut mich, sehr geehrte Damen und Herren, in den nächsten fünf Jahren gemein­sam mit dieser neuen Bundesregierung für Österreich arbeiten zu dürfen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.29


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Eßl. Verfügbare Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


14.30.01

Abgeordneter Franz Eßl (ÖVP): Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungs­bank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was erwarten sich die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land von dieser neuen Regierung? Das ist die Frage, die sich stellt. Ich be­haupte, dass die Regierung die Probleme erkennt, sich den Herausforderungen stellt und Antworten finden wird.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 96

Wenn wir den Worten des Vizekanzlers Sepp Pröll gefolgt sind, wissen wir, es gibt drei zentrale Ziele, die es zu erreichen gilt: Die Krise meistern, die Wirtschaft stärken und den Menschen helfen. Auf diesem Weg gibt es einige wichtige Bausteine: die Steuer­entlastung, das Familienpaket, die Sicherheitsoffensive, die Bildungsoffensive, aber auch ein Konjunkturpaket. Betreffend Konjunkturpaket meine ich, dass einer maßge­schneiderten Infrastruktur eine ganz zentrale Bedeutung zukommt.

Dabei ist es wichtig, dass in einigen strategischen Bereichen eine Modernisierung er­folgt, dass es Veränderungen gibt, die allerdings mit Maß und Ziel angegangen werden müssen, so etwa bei der Post. Wir wissen, dass 2011 die Marktöffnung stattfindet und wir auf Basis einer EU-Richtlinie im Jahr 2009 ein neues Postgesetz zu erarbeiten und zu beschließen haben. Diesbezüglich steht im Regierungsübereinkommen ganz klar und deutlich, dass darauf Bedacht genommen werden muss, dass auch nach der voll­ständigen Liberalisierung des Postmarktes eine flächendeckende, qualitativ hochwer­tige und leistbare Versorgung der Bevölkerung mit Postdienstleistungen, insbesondere auch im ländlichen Raum, sichergestellt wird. Die Menschen in entfernten Regionen dürfen nicht benachteiligt werden; das Bekenntnis dazu ist da.

Der Ausbau von Verkehrswegen ist wichtig für die Zukunft, und da darf ich an ein paar spezifische Salzburger Anliegen erinnern: Ausbau der Tauernbahn am Pass Lueg, zweite Tunnelkette, Anschluss Hagenau, sichere Verkehrsverbindungen in den Pinz­gau. Ich darf auch auf ein Anliegen der Lungauer hinweisen, das ich schon mehrmals urgiert habe: Wir brauchen eine zukunftsorientierte Ausrichtung der Mauttarife; auch dieser Punkt ist im Regierungsübereinkommen enthalten. Das Problem der Doppel­maut auf der Tauernautobahn-Scheitelstrecke mit Road Pricing und Maut benachteiligt die Lungauer Wirtschaft, und die Bundesregierung ist aufgefordert, hier eine Lösung zu finden.

Insgesamt darf ich sagen, dass das Regierungsübereinkommen ein Werk ist, das durchaus geeignet ist, dem Land Zukunft zu geben, den Menschen in Österreich Si­cherheit zu geben und der Jugend Chancen zu eröffnen. (Beifall bei der ÖVP.)

14.33


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Vilimsky. Verfügbare Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


14.33.00

Abgeordneter Harald Vilimsky (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kollegen! Wenn ich mir den Verlauf der heutigen Sitzung vor Augen führe, erinnert mich das ein bisschen an diese Serie auf „Ö3“ – ich weiß nicht, ob Sie das kennen – über die geheimen Regierungsprotokolle. Das, was Sie heute hier zelebrieren, ist mit Abstand schlimmer, parodistischer und sati­rischer als das, was wir bis vor Kurzem jeden Tag auf „Ö3“ hören konnten. Der einzige Unterschied ist der, dass das, was Sie machen, nicht zum Lachen, sondern zum Wei­nen ist. Das ist mit Abstand die schlechteste Bundesregierung, die diese Zweite Re­publik je gesehen hat! (Beifall bei der FPÖ.)

Das Breitbildformat 16 : 9 ist geblieben, aber die Tiefe der Politik ist völlig abhanden gekommen. Und ich war ja richtig davon angetan, als Klubobmann Cap heute versucht hat, uns mit einer Vielzahl von rhetorischen Verrenkungen zu erklären, wie gut denn dieses rot-schwarze Modell wirklich ist. Ich weiß, Sie eignen sich wahrscheinlich auch dazu, einem Eskimo einen Iglu zu verkaufen, Sie machen das mit viel rhetorischem Geschick, aber seien Sie wenigstens so ehrlich, heute hier einzugestehen, dass Sie das nicht einmal selbst glauben, was Sie dem Hohen Haus hier erzählt haben!

Wenn wir heute über den Infrastrukturbereich reden, ist es wichtig, sich eine Sache noch einmal vor Augen zu führen, die sich ereignet hat, als der jetzige Bundeskanzler


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 97

Faymann seinen Dienst als Verkehrsminister angetreten hat. Da habe ich ihm hier vor dem Hohen Haus den Vorschlag unterbreitet, er möge doch die Verkehrssprecher der anderen Fraktionen zu sich einladen, so eine Art Runden Tisch der Verkehrspolitik zu machen, denn er ist ja nicht der Einzige, der die Weisheit für sich gepachtet hat, es gibt auch in anderen Parteien gute Ideen. Ob es die Grünen mit der Frau Moser sind, ob es die Orangen mit dem Sigi Dolinschek sind, ob es wir von der FPÖ sind, jeder, der hier sitzt, hat gute Ideen, und es wäre gut, in einem ideologiefreien Sachraum wie der Ver­kehrspolitik einmal alle Ideen zu sammeln und zu schauen, wo es Schnittmengen gibt, wie wir mehr für die Menschen erreichen können. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist dann der Abgeordnete Kurt Eder von der SPÖ zu mir gekommen – Sie wissen, das ist derjenige, der seine Bezüge wegen seiner hohen OMV-Bezüge nicht offenlegen konnte – und hat gesagt: Hören S’, das ist eine gute Idee, das machen wir, ich rede mit dem Faymann! – Bis heute ist es nicht dazu gekommen. Vielleicht kann seine Nachfol­gerin, die Frau Bures, dafür Sorge tragen, dass man Verkehrspolitik im Interesse der Menschen macht.

Was aber hat der Herr Faymann in der Zeit seiner Zuständigkeit gemacht? – Er hat im Bereich der ÖBB zwei neue Holding-Vorstände mit einer halben Million Euro Jahresga­ge implementiert. Er hat im Bereich der Asfinag den ganzen Vorstand mit Millionen­aufwand wegrasiert. Er hat dabei zugeschaut, wie die AUA gegen die Wand geflogen wurde, und im Verkehrsbereich so ziemlich alles verbockt, was man hat verbocken können.

Im Ausschuss selbst sind alle Initiativen der Oppositionsmandatare, die ja Ihrer Mei­nung nach nichts Inhaltliches liefern, wegrasiert, abgeblockt, vertagt worden. Vielleicht kann das heute hier der Grundstein für eine neue, eine bessere Verkehrspolitik sein – die Verkehrspolitik unter Verkehrsminister Faymann war es mit Sicherheit nicht. – Dan­ke für Ihr Interesse. (Beifall bei der FPÖ.)

14.36


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Stadler. Verfügbare Redezeit: 3 Minuten.

 


14.36.30

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Her Präsident! Hohes Haus! Zunächst, Herr Vizekanzler, lassen Sie mich Ihnen kondolieren. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Mir?) Ja, ich kann Ihnen keinen Glückwunsch ausrichten, ich kann Ihnen nur kondolieren, dass Sie sich in diese Regierung haben „hineintheatern“ lassen. (Beifall beim BZÖ.)

Ich frage mich, wie Sie das Ihrer Partei erklären. Gehen Sie jetzt in Ihre Partei und sa­gen: Hurra, wir sind wieder Zweite! Wir haben eine vorgezogene Nationalratswahl ge­habt, aber wir sind wieder Zweite geworden! Hurra, wir sind wieder die Zweiten in der Bundesregierung! Hurra, wir stellen wieder den Vizekanzler, 6 Prozent leichter, 11 Mandate leichter!? – 15 Mandate, glaube ich, sind es bei Ihnen. Ja, 15 Mandate sind es bei Ihnen, 11 sind es auf der roten Seite.

Was ist das für ein Gefühl, wenn man Bundeskanzler hätte werden können und froh ist, dass man Vizekanzler geworden ist? – Deswegen sage ich Ihnen, Sie müssen fehlge­leitet gewesen sein, und deswegen kondoliere ich Ihnen. Ich kann Sie unmöglich zu dieser Regierungskonstellation beglückwünschen. (Beifall beim BZÖ.)

Sie, Herr Vizekanzler Josef Pröll, sind sicherlich ganz glücklich, dass Sie Ihrem On-
kel Erwin Pröll damit Genüge getan haben, dass Sie dem „Onkel Konrad“ Genüge getan haben. Ihre Onkel sind alle sicher glücklich, andere Onkel auf der roten Seite auch, aber ob Ihr Wähler damit glücklich ist, das wage ich doch zu bezweifeln. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen!)


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Herr Vizekanzler, ich bin ganz ehrlich, ich mache mir Ihre Sorgen wirklich nicht. Ich se­he darin eine Chance für die einzige bürgerliche Alternative im Spektrum, denn das ist unsere Chance. Wenn Sie so weitermachen, Herr Vizekanzler, wie Sie jetzt mit Ihrem Freund Faymann begonnen haben, dann werden Sie die ÖVP noch in ungeahnte Tie­fen führen. Das prophezeie ich Ihnen schon heute. (Beifall beim BZÖ.)

Es gilt die alte Volksweisheit des Österreichers, des gelernten skeptischen Öster­reichers: Es kommt nichts Besseres nach! Und diese Regierung ist ein einziger Beweis für die Richtigkeit dieser Volksweisheit.

Weil Kollege Kopf bemängelt hat, wir würden keine konkreten Vorschläge machen, drei konkrete Vorschläge:

Erstens: Sparen wir doch gleich ein Staatssekretariat für Propaganda ein! Da sitzt der früher hoch bezahlte Exsekretär und Kabinettschef des Herrn Faymann – jetzt ist er Staatssekretär für Propagandawesen geworden, der nur dazu da ist, Regierungspropa­ganda bei den Medien zu organisieren, damit sie eine regierungskonforme Berichter­stattung wie in einer großen Tageszeitung gewährleisten, und zwar durchgängig. Das ist eine Bedrohung für die Demokratie – und eine Regierung, die einen Propaganda­staatssekretär braucht, ist mir vom Ansatz her schon suspekt, meine Damen und Her­ren! Also: Einsparen dieses Staatssekretariats! (Beifall beim BZÖ.)

Zweiter konkreter Vorschlag, Karlheinz Kopf, in deine Richtung gesagt: Machen wir doch in Zukunft nicht den gleichen Fehler wieder, dass wir für die Wirtschaft wichtige Förderungen über den Umweg einer ÖIAG-Tochter ausschütten, wo sich dann zwei Monate lang nichts regt, obwohl wir im Oktober noch eine Sondersitzung dafür ge­braucht haben! Wir haben gesagt: direkt über einen Fonds, über einen Bundesfonds – und das Geld wäre bereits in der Wirtschaft. Die Banken streiten sich heute noch da­rum, wer welche Pensionsleistungen bekommen soll, welches Büro für welchen Super­manager dieser ÖIAG-Tochter vorgesehen werden soll.

Dritter Vorschlag: Türkei-Beitritt. Das, was der Herr Faymann heute ausgelassen hat, das werden wir jetzt der Bevölkerung mitteilen. Er hat nämlich nicht gesagt, er hat heu­te nicht vorgelesen, was in der schriftlich vorliegenden Fassung seiner Regierungs­erklärung auf Seite 17 steht: dass diese Regierung für den Türkei-Beitritt ist, meine Da­men und Herren! Eine gefährliche Drohung, kann ich nur sagen. (Beifall beim BZÖ.)

14.39


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Moser. Verfügbare Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


14.40.16

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank, im Hohen Haus und zu Hause vor den Fernsehschirmen! Sie waren jetzt Zeuginnen und Zeugen von Bemühungen, Bekenntnissen und Absichten. Interes­santerweise hat ja heute der Herr Bundeskanzler gesagt, dass wir diese neue Regie­rung an ihren Anstrengungen, an ihren Bemühungen und an ihrem Engagement mes­sen sollen. Ich glaube aber, was die Menschen am meisten brauchen, ist doch, dass diese Regierung, dass die Menschen, die hier auf der Regierungsbank sitzen, endlich etwas zusammenbringen, endlich etwas zuwege bringen, was den einzelnen Men­schen konkret, vor Ort wirklich im Alltagsleben nützt.

Gerade da, Frau Ministerin Bures – ich möchte auf Ihren Bereich besonders einge­hen –, liegt sehr, sehr viel im Argen. Frau Ministerin, was nützt Ihr 20-Milliarden-Investi­tionspaket im Infrastrukturbereich ganz konkret den Pendlerinnen und Pendlern, den Menschen, die täglich vor den öffentlichen Verkehrsmitteln stehen, die täglich auf einen Sitzplatz warten, die täglich schauen, ob sie nicht doch die Wartezeit, die Zugverspä­tung noch irgendwie in ihrem Tageszeitbudget unterbringen? – Nichts nützt es ihnen!


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Ich kann Ihnen das an einem ganz konkreten Beispiel zeigen, denn die großen Infra­strukturbaumaßnahmen, die Sie beabsichtigten – 700 Millionen € hat auch der Herr Bundeskanzler noch einmal in seiner Darlegung genannt –, dienen dazu, dass Bahn­strecken hochleistungsfähig werden, dass Geschwindigkeiten von über 200 Kilometer pro Stunde erzielt werden. Nur, Frau Ministerin: Es ist kein Geld dafür vorgesehen – in Ihrer Regierungserklärung ist von keinen zusätzlichen Mitteln die Rede –, dass dort auch wirklich mehr Züge fahren, dass es dort ein verstärktes Zugangebot für den Alltag gibt, dass in den einzelnen Fahrzeugen mehr Attraktivität herrscht, dass insgesamt die Busse mit den Zugfahrplänen besser vernetzt sind. Dafür haben Sie kein Geld! – Diese Baustelle hat uns Herr Verkehrsminister Faymann wirklich in ihrer ganzen Löchrigkeit und Unzulänglichkeit zur Gänze überlassen.

Wir haben in dieser Regierungserklärung, in diesem Regierungsprogramm erstens kei­ne Verkehrsprognosen – solche gibt es nicht –, zweitens kein Gesamtverkehrskonzept und drittens kein konzertiertes Maßnahmenpaket, wie diese Milliardenfinanzierung ins­gesamt überhaupt aufgestellt werden kann! Es ist Schuldenmachen! Es ist Schulden­machen für Großbauprojekte, für die Baulobby, aber nicht zugunsten der Menschen, denn: Was nützt es mir, wenn ich in rasender Geschwindigkeit von Wien nach Salz­burg komme, oder vielleicht noch nach München et cetera, wenn insgesamt die Züge unpünktlich sind, wenn der Komfort nicht passt, wenn ich im Alltag bei meinem Weg zur Arbeit ständig im Regen, im Nassen, im kalten Windbereich stehe und wieder Züge ausfallen?

Frau Ministerin, was wir brauchen, ist eine öffentliche Verkehrsinitiative, die den Men­schen vor Ort mehr Qualität bietet! Es ist nicht mit einem Geschenk für die Baulobby getan. Frau Ministerin, ich möchte haben, dass Sie Arbeitsplätze für die Menschen schaffen, vor allem auch im Wohnbereich. Sie kommen ja selbst aus diesem Sektor. Sie wissen ganz genau: 1 Milliarde € im Wohnbausanierungsbereich bedeutet über 25 000 Arbeitsplätze – 1 Milliarde € im Autobahnbereich hingegen 9 000 Arbeitsplätze.

Sie können rechnen. Bitte nehmen Sie die Milliarden in die Hand, aber für Dinge, die den Menschen täglich nützen! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

14.43


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesminis­terin Dr. Fekter. Verfügbare Restredezeit: 4 Minuten.

 


14.44.01

Bundesministerin für Inneres Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Herr Präsident! Ho­hes Haus! Werte Damen und Herren auf der Besuchergalerie und vor den Bildschir­men! Liebe Kollegin Moser, Sie haben zwar die Ministerin Bures angesprochen, aber da ich das Wohnpaket verhandelt habe, weise ich darauf hin, dass Ihrer Aufmerksam­keit entgangen sein dürfte, dass wir für die thermische Sanierung im Wohnbau sehr viel Geld in die Hand nehmen (Abg. Dr. Moser: Leider nur 100! Wir brauchen 300!) und dass die Infrastrukturprojekte ja dazu gedacht sind, Arbeitsplätze zu schaffen, da­mit es nicht zu Arbeitslosigkeit kommt. Und das nützt den Menschen, Frau Kollegin Moser! (Beifall bei der ÖVP.)

Im Sicherheitsbereich bin ich zuständig für die Kriminalitätsbekämpfung (Abg. Petz­ner: Was ist mit dem Erstaufnahmezentrum?), aber auch für Asyl und für Integration – und mir sind alle drei Bereiche gleich viel wert. Das heißt, wir haben im Bereich der Kri­minalitätsbekämpfung ganz gezielte Maßnahmen im Regierungsübereinkommen ge­setzt, mit denen wir neue Wege beschreiten, insbesondere bei der Sicherheitsleistung. Es genügt nicht, den Dieben und Einbrechern die Beute abzunehmen und sie auf frei­em Fuß anzuzeigen. Wir müssen ihnen eine Sicherheitsleistung abverlangen, die das Verfahren sicherstellt, die dann gleich die Strafe mit umfasst, die die Opfer entschädigt


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und Schadenersatzansprüche sicherstellt. (Beifall bei der ÖVP.) Das wird dann die kri­minelle Energie für Österreich nicht mehr so attraktiv machen.

Im Hinblick auf das Erstaufnahmezentrum, Herr Petzner: Es ist so, dass die Lasten, die wir haben, wenn wir Asyl gewähren, wenn wir jenen, die verfolgt sind, Schutz geben (Abg. Strache: Sie sollten jene, die aus sicheren Drittstaaten kommen, wieder zurück­schicken und nicht aufnehmen!), wenn wir aber auch Verfahren betreffend diejenigen abwickeln, die gar nicht nach Österreich gehören, sondern beispielsweise in Polen ihr Verfahren abwarten müssten (Abg. Strache: Jene, die aus sicheren Drittstaaten kom­men, sollten Sie zurückschicken, ...! – Das ist ja der Fehler, der passiert!), dass diese Lasten, die wir mit diesen Verfahren haben, in Österreich nicht gleichmäßig verteilt sind. Es gibt Bundesländer (Ruf: In Attnang-Puchheim ...!), die schwerere Lasten tra­gen, wie beispielsweise Oberösterreich oder Niederösterreich oder Wien, und dann gibt es Bundesländer, die sich hier doch ein bisschen zurückhalten und entsolidarisie­ren. (Abg. Strache: Sie sollten dafür Sorge tragen, dass jene, die aus sicheren Dritt­staaten kommen, hier nicht aufgenommen werden!)

Daher gehören zuerst die Quoten eingehalten, und zwar von allen Bundesländern glei­chermaßen. Dazu haben sich die Bundesländer ja freiwillig bereiterklärt (Zwischenruf des Abg. Petzner, der auf ein von ihm in die Höhe gehaltenes Dokument verweist) – und jetzt halten manche diese Quoten nicht ein! (Abg. Ing. Westenthaler: Sagen Sie dazu, welche Bundesländer! – Abg. Strache: Das Innenministerium hat sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben gehalten, Frau Bundesminister!)

Und das Zweite, neben der Einhaltung der Quoten: Es sind auch die Infrastrukturein­richtungen auf ganz Österreich gleichmäßig zu verteilen! Wir haben im Westen ein Erstaufnahmezentrum, und wir haben im Osten ein Erstaufnahmezentrum. Wir haben aber keines im Süden. Daher werden wir uns auf Standortsuche begeben (Rufe beim BZÖ: Wo? Wo?), werden die Planungen voranschreiten lassen und dann einen Kon­sens finden, dass wir auch ein Erstaufnahmezentrum im Süden bekommen. (Abg. Strache: Wenn Sie die Missbraucher nach Hause schicken, dann wird es keinen Platz­mangel geben!) Es müssen alle Bundesländer gleichermaßen dazu beitragen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Strache: Schicken Sie die Missbraucher nach Hause, dann gibt es keinen Platzmangel!)

Lassen Sie mich noch ein ganz neues und innovatives Instrument erwähnen, das wir für die Zuwanderung einführen: Wir wollen Zuwanderung nach den Interessen Öster­reichs steuern. Das heißt, es ist darauf Rücksicht zu nehmen, erstens, dass man die Sprache kann, wenn man kommt, zweitens eine Qualifikation mitbringt, drittens der Be­darf am Arbeitsmarkt mitberücksichtigt wird, viertens, dass man selbsterhaltungsfähig und selbstverständlich unbescholten ist. – Mit dieser „Rot-weiß-rot-Card“ werden wir neue Wege in der Zuwanderung beschreiten, im Sinne Österreichs, zu unser aller Nut­zen! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

14.48


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abge-ordneter Pendl. Verfügbare Redezeit: 3 Minuten. – Bitte. (Ruf beim BZÖ – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Pendl –: „Ein herzliches Grüßgott!“ –
Abg. Großruck: Sag’s ihnen eini, Pendl!)

 


14.48.16

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Herr Präsident! Meine geschätzten Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Ich glaube, in einer der schwierigsten wirtschaftlichen Situationen der letzten Jahrzehnte, in der wir uns jetzt befinden, gibt es für die Menschen in unserer Heimat, aber auch darüber hi­naus nur eines, was für sie wirklich zählt, und das ist Sicherheit, und zwar umfassen-


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de Sicherheit, denn: Die Menschen brauchen die Sicherheit, einen Arbeitsplatz zu ha­ben, sie brauchen die Sicherheit, einen Bildungsplatz zu bekommen, einen Kinderbe­treuungsplatz, sowie die Sicherheit, dass sie, wenn sie krank werden, die beste medizi­nische Versorgung haben. (Abg. Neubauer: Wer hindert euch daran? – Abg. Strache: Da zeigt die Realität, dass wir uns in sehr unsicheren Zeiten befinden!) Sie brauchen ein soziales Umfeld.

Meine geschätzten Damen und Herren, nachdem ich mir das hier jetzt stundenlang an­gehört habe, muss ich sagen: Es hat nur diese Bundesregierung herauskommen kön­nen, weil die Menschen in unserer Heimat ganz einfach auch Vertrauen in diese Regie­rung haben. Und diese Regierung wird die Menschen auch nicht enttäuschen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, nun einige wichtige Punkte, was den Bereich Sicherheit im engeren Sinn betrifft. Ich wundere mich etwas, denn einige haben, glau­be ich, alles vergessen, was sie uns in den letzten Monaten und in den letzten paar Jahren hier mitgeteilt haben. Es gibt jetzt erstmalig wieder mehr Planstellen für die Po­lizei. Ich glaube, nicht nur die tausend Planstellen mehr sind wichtig, Frau Ministerin, sondern auch eine verbesserte Ausbildung, eine verbesserte Ausrüstung, viele neue Fahndungsmethoden – ich will das nicht alles wiederholen. Aber eines sollten wir doch heute auch hier tun: unseren Kolleginnen und Kollegen von der Exekutive (Abg. Bu­cher: Danken!) für ihren schweren Dienst danken, liebe Freundinnen und Freunde! Das sollten wir auch tun und nicht vergessen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strache: Aber sie nicht im Regen stehen lassen! Die Kollegen eben nicht im Regen stehen las­sen, sondern ihnen den Rücken stärken!)

Noch etwas: Nächste Woche werden wir hier einen Gott sei Dank auch wirklich fairen neuen Gehaltsabschluss für das nächste Jahr diskutieren, und ich bedanke mich bei allen, die daran mitgewirkt haben, dafür, weil das ebenfalls ein wichtiger Beitrag für un­sere Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst ist, die ihren „Kopf“ – unter An­führungszeichen – für uns alle hinhalten. Das sollte man wenigstens außer Streit stel­len, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Ich glaube, dass dieses Regierungsprogramm mit Bundeskanzler Faymann, mit dem Vizekanzler, mit den Damen und Herren auf der Regierungsbank wirklich der Ansatz ist, um den Menschen in unserer Heimat querbeet die Sicherheit zu vermitteln, die sie brauchen.

Ich lade Sie alle ein: Arbeiten wir für unser schönes Österreich, für unsere Österreiche­rinnen und Österreicher! (Beifall und Bravorufe bei SPÖ und ÖVP.)

14.50


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kößl. 3 Minuten verfügbare Redezeit. – Bitte.

 


14.51.07

Abgeordneter Günter Kößl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Geschätzte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Aber vor allem: Liebe Frau Innenminister! Ich gratuliere sehr herzlich zur gestrigen Angelobung, und ich gratuliere auch zu die­sem Regierungsprogramm im Bereich Sicherheit, das sehr wesentlich Ihre Handschrift trägt. Es kann also der erfolgreiche Weg im Sicherheitsbereich auch zukünftig fortge­setzt werden. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sicherheit ist ein zentrales Thema der Menschen in unserem Lande, und ich glaube, wir sind aufgefordert, diesen Aufgaben auch tatsächlich gerecht zu werden, diesem Empfinden der Menschen auch dementsprechend gerecht zu werden. Und wir haben hier – und da meine ich wirklich alle hier Anwesenden – die Aufgabe, gemeinsam die


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politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Polizei eine effiziente Arbeit für die Bevölkerung leisten kann. Ich werde meinen Beitrag dazu leisten, und ich fordere Sie auf, hier ebenfalls mitzutun.

Das vorliegende Regierungsprogramm ist umfassend, ist ausgewogen und zukunfts­orientiert und gibt Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft. Besonders seien hier die Strategien zur Kriminalitätsbekämpfung erwähnt, wie die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit, die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Bundesheer, europaweite Ausbildungsstrategien – ich glaube, die internationale Kriminalität kann nur international bekämpft werden, und darum ist es wichtig, dass wir im Polizeibereich auch international zusammenarbeiten –, eine vermehrte Konzentration bei den DNA-Auswertungen – wir wissen auch ganz genau, dass der Sachbeweis eine immer größe­re Bedeutung im Justizbereich bekommt, und darum ist es erforderlich, auch hier dem­entsprechend verstärkt aufzutreten.

Sehr glücklich bin ich natürlich über die Aufstockung der Exekutive von 800 auf 1 000 Ausbildungsplätze jährlich. Das sagt natürlich auch aus, dass wir zukünftig die Perso­nalstärke des systemisierten Personalstandes auch tatsächlich auf den Dienststellen halten können. Das bedeutet mehr Sicherheit, und das bedeutet natürlich auch mehr präventive Sicherheit für die Bevölkerung.

Ebenfalls als sehr positiv empfinde ich die Änderungen im Asylbereich, wo Miss­brauchsmöglichkeiten eingeschränkt werden und verstärktes Augenmerk auf die Inte­gration gerichtet wird. Und die Zuwanderung wird nicht mehr wie bisher durch die Quo­tenregelungen, sondern maßgeschneidert durch die Vergabe einer „Rot-weiß-rot-Card“ geregelt, eine Karte, die nur an jene Personen vergeben wird, die auf dem Arbeits­markt auch tatsächlich benötigt werden.

In diesem Sinne, geschätzte Frau Innenminister, wünsche ich Ihnen und Ihrem Team alles Gute und freue mich auf eine wirklich gute Zusammenarbeit im Sinne der Sicher­heit für die Bevölkerung in unserem Lande. (Beifall bei der ÖVP.)

14.54


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Haimbuchner. Verfügbare Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


14.54.35

Abgeordneter Mag. Dr. Manfred Haimbuchner (FPÖ): Herr Präsident! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Wenn sich Kollege Pendl von der SPÖ bei jeder Rede in wirklich lobenswerter Weise bei den Exekutivbeamten und auch bei den Jus­tizwachebeamten bedankt, dann sollte man auch einmal erwähnen, dass man zwar hier immer ein Dankeschön ausspricht, aber wenn es darum geht, auch die Exekutiv­beamten zu schützen, auch die Exekutivbeamten zu vertreten, dann gibt es nieman­den, der das tut.

Wenn man sich einmal anschaut, wie gefährlich die Exekutivbeamten teilweise leben, wenn sie dem Gewaltmonopol des Staates zum Durchbruch verhelfen, dann muss man feststellen, dass sich die Exekutivbeamten immer nur rechtfertigen müssen und dann oft sehr langwierige Verfahren zu erwarten haben. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abge­ordneten des BZÖ.)

Frau Bundesministerin Fekter, ich bin ja schon sehr froh, dass Sie heute nicht vom „Si­cherheitsgefühl“ gesprochen haben. Ihr Vorgänger hat immer vom Sicherheitsgefühl gesprochen. – Wir brauchen kein Sicherheitsgefühl, sondern wir müssen für Sicher­heit in diesem Staat und für Sicherheit der Menschen in diesem Staate Sorge tragen! (Beifall bei der FPÖ.)


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Und dann werden wir uns einmal anschauen, wie Sie in Zukunft gegen das Schein­asylantentum vorgehen werden. Glauben Sie mir, Sie sind nicht die Maggie Thatcher aus Attnang-Puchheim! Das haben wir schon in manchen anderen Bereichen gesehen. Die ÖVP hat ja da schon eine gewisse Schizophrenie an den Tag gelegt. Da spricht man von Law and Order und davon, dass man dem Rechtsstaat zum Durchbruch ver­helfen muss (Abg. Strache: Bis heute untätig!) – und dann schaue man sich den Fall Zogaj an: Da hat ja die ÖVP eine ganz interessante Rolle gespielt. Zuerst hat sich Herr Landeshauptmann Pühringer von der ÖVP dafür eingesetzt, dass die Familie Zogaj un­bedingt hierbleiben muss – und bis heute sind Mutter und Tochter in Österreich, ob­wohl sie hier illegal aufhältig sind! Ich kann Sie hier nur darauf hinweisen, wie absurd diese Situation ist! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir, die Republik Österreich, finanzieren seit dem Jahr 1999 bis 2007 den Bundes­heereinsatz im Kosovo mit 255 Millionen €. Wir versuchen, dort Sicherheit nicht nur zu schaffen, sondern auch aufrechtzuerhalten, und zu gewährleisten, dass auch die Men­schen dort einen Aufbau leisten können.

Was aber macht man bei uns? – Bei uns ist es so, dass man nach wie vor für einen il­legalen Aufenthalt belohnt wird, dass man hier in Österreich den Weg eines Antrags­marathons beschreiten kann, dass man dann so lange bleibt, bis es heißt: Na, jetzt können wir niemanden mehr abschieben! (Abg. Strache: Jetzt ist er eh schon fünf Jah­re illegal da, jetzt soll er überhaupt dableiben!)

Wir müssen hier wirklich einmal für Sicherheit sorgen. Seien Sie einmal konsequent!  Wir werden Ihnen auf alle Fälle auf die Finger schauen. (Beifall bei der FPÖ.)

14.57


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Haubner. 3 Minuten verfügbare Redezeit. – Bitte.

 


14.57.22

Abgeordnete Ursula Haubner (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Mitglieder der Regierung! Das Programm, das uns vorliegt, könnte man auf zwei Punkte fokussieren und sagen: Es ist inhaltsleer und „sternchenreich“ – letzte­res aus dem einfachen Grund, dass insgesamt 80 Projekte finanziell nicht abgesichert sind, darunter sehr viele wichtige Familienprojekte wie zum Beispiel der Vätermonat, der Pflegefonds oder die erhöhte Familienbeihilfe für behinderte Kinder.

Das Programm, das uns vorliegt, ist keine große Herausforderung und wird auch den Herausforderungen der Zukunft nicht gerecht. Es ist bestenfalls ein verspätetes Krisen­managementprogramm. Es ist kein Programm der Erneuerung, sondern der vertanen Chancen. – Ich sage nur Steuerentlastung oder Gesundheitsreform. (Beifall beim BZÖ.)

Es ist kein mutiges Programm, denn man schießt zwar den Krankenkassen Unmengen an Geld zu, verabsäumt aber, in diesem Bereich wirklich Strukturreformen durchzufüh­ren wie zum Beispiel die Zusammenlegung der Sozialversicherungssysteme.

Und: Es ist ein Programm der Arbeitsgruppen. Es ist schade, dass der Herr Sozialmi­nister nicht mehr anwesend ist, denn gerade sein Ressort ist ein Beispiel für dieses „Arbeitsgruppenregierungsprogramm“: Wenn ich hier lese, dass Arbeitsgruppen einge­richtet werden bei den Themen Schwerarbeit, beim Zuverdienst zum Pensionsbezug, bei der Evaluierung des Ausgleichszulagenrechtes, beim Pensionssicherungsbeitrag für niedrige Versorgungsleistungen und beim Pensionistenpreisindex, dann frage ich mich, wozu wir eigentlich noch die Politik brauchen, wenn Arbeitsgruppen alles erledi­gen. Und dann heißt es noch, wo die Arbeitsgruppen nicht weiterkommen, werden die Sozialpartner einbezogen. (Abg. Neubauer: Ausschaltung des Parlaments!) Da denke ich mir, das ist kein politisches Programm, das auf die Zukunft ausgerichtet ist. (Beifall beim BZÖ.)


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Es ist auch ein Programm der gebrochenen Wahlversprechen. Es geht nicht nur um das gebrochene Wahlversprechen, was die EU-Volksabstimmung anbelangt, sondern auch, was die sogenannte Hacklerregelung betrifft. Im SPÖ-Wahlprogramm für die Na­tionalratswahl ist wortwörtlich gestanden: Wir halten an unseren Prinzipien fest, dass Männer nach 45 und Frauen nach 40 Jahren Arbeit im Alter von 66 beziehungsweise 55 Jahren ohne Abschläge in Pension gehen. (Abg. Dolinschek: Auf 66 wollt ihr es hi­naufdrehen?)

Meine Damen und Herren von der sozialdemokratischen Regierungsmannschaft, wo sind Ihre Prinzipien? Haben Sie Ihre Prinzipien in diesem Bereich auch über Bord ge­worfen? (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Schauen wir uns den Bereich Familien an: Den Familien wird so viel versprochen, aber wir glauben es erst, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen. Vieles von dem, was wir gefordert haben, ist jetzt auf einmal im Programm enthalten, zum Beispiel der Gratis­kindergarten. Ich freue mich, wenn er kommt, aber noch vor 3 Monaten, 14 Tage vor der Wahl (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen) hat der schwarze Lan­desrat aus Oberösterreich gesagt (die Rednerin zeigt einen Zeitungsartikel): „Gratis-Kindergarten ist populistisch“. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Wo steht das?) – Das zur Glaubwürdigkeit der ÖVP als Regierungspartei! (Beifall bei BZÖ und FPÖ. – Präsiden­tin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir werden – der Herr Bundeskanzler hat ge­sagt, wir sollen ihn an seinen Bemühungen ...

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete, Sie sind bereits eine halbe Minute über der Zeit. Bitte den Schlusssatz! (Abg. Ing. Westenthaler: Frau Csörgits hat 1:12 Minuten darüber geredet!)

 


Abgeordnete Ursula Haubner (fortsetzend): Wir werden diese Regierung und diesen Kanzler nicht an ihren Bemühungen messen, sondern an ihren Taten und daran, was sie für die Menschen machen, die es besonders brauchen. (Beifall beim BZÖ.)

Wir vom BZÖ haben unsere eigenen Ideen, und wir zeigen, wie man es besser machen kann und wie man das umsetzt. (Beifall beim BZÖ. – Zwischenruf des
Abg. Bucher.)

15.01


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache noch einmal darauf aufmerksam: Ich muss auf die Zeit achten – 3 Minuten sind kurz –, andernfalls werden sich die letzten Runden nicht mehr ausgehen. (Abg. Ing. Westenthaler: Dann schauen Sie sich die Redezeit der Frau Csörgits an!) – Ich werde meinem Kollegen Dr. Graf sagen, in Zu­kunft genau auf die Uhrzeit zu schauen.

Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Korun zu Wort. 3 Minuten. – Bitte.

 


15.01.44

Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Was unterscheidet eigentlich diese Bundesregierung von Jörg Haider in puncto Umgang mit höchstgerichtlichen Entschei­dungen? (Abg. Ing. Westenthaler: Lassen Sie den Jörg Haider in Ruhe!) Ich würde sa­gen: nichts. (Zwischenrufe beim BZÖ.) Jörg Haider hat höchstgerichtliche Entscheidun­gen – in Sachen zweisprachige Ortstafeln – ignoriert. (Abg. Strache: Lassen Sie den Herrn Dr. Haider in Ruhe, Frau Korun!) Und diese neue Bundesregierung ignoriert höchstgerichtliche Entscheidungen beim Bleiberecht.


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Der Verfassungsgerichtshof hat nämlich gesagt, es gibt ein Grundrecht auf Familien- und Privatleben. Dieses Grundrecht ist umzusetzen, und es handelt sich bei den Be­troffenen nicht um Bittsteller.

Und was macht unsere neue Bundesregierung? – Sie missachtet dieses höchstgericht­liche Urteil (Bundesministerin Dr. Fekter: Nein, tut sie nicht!) und führt ein „Gnadenver­fahren neu“ ein, wo schon wieder eine Kommission eingerichtet wird, in der der betrof­fene Landeshauptmann und die betroffenen Bürgermeister sitzen sollen, nach dem Motto: Wenn ich nicht mehr weiterweiß, gründe ich einen weiteren Arbeitskreis.

Die Betroffenen, um deren Grundrecht auf Familien- und Privatleben es geht, werden wieder und weiterhin zu Bittstellern degradiert, die dürfen sich sogenannte Paten und Patinnen suchen gehen, die – wohlgemerkt – Verpflichtungserklärungen für mindes­tens fünf Jahre unterschreiben sollen. Wir fragen uns: Wer kann sich das leisten? Wel­che humanitäre Organisation, welche Privatperson kann sich eine sogenannte Paten­schaft leisten? (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Dr. Fekter.)

Die betroffenen Personen gehen dann zu diesen Kommissionen, und die Bürgermeis­ter und die Landeshauptleute sollen eine sogenannte Integrationsgradprüfung durch­führen. (Zwischenruf des Abg. Großruck.) Da kann man nur sagen: Na gute Nacht! – Angesichts der Anzahl der Fälle werden die Landeshauptleute und die betroffenen Bür­germeister die nächsten fünf Jahre offensichtlich in diesen Kommissionen verbringen, um am laufenden Band diese Prüfungen durchzuführen. (Abg. Großruck: Was haben Sie gegen Bürgermeister?)

Sehr geehrte Damen und Herren von der Regierung! Das ist Problemverweigerung. Das löst kein einziges Problem, und Sie ignorieren das Grundrecht auf Privat- und Fa­milienleben. (Beifall bei den Grünen.)

Kurz zum Kapitel Integration: Integration ist eines der Zukunftsthemen für Österreich. Was macht die Bundesregierung? – Genau nichts! Sie gründet einen sogenannten Na­tionalen Aktionsplan – NAP. Ich behaupte, „NAP“ ist die Abkürzung für „Nächster Ar­beitsgruppenprozess“. Es soll wahrscheinlich der 56. Runde Tisch zum Thema Integra­tion geschaffen werden. So verkommt Integration zum PR-Gag für die Regierung und zur Beschäftigungstherapie für Experten/Expertinnen und für NGOs. (Abg. Großruck: Keine Ahnung, wovon Sie reden!)

Was ist aus dem Prozess geworden (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzei­chen), den der vorherige Integrationsminister (Abg. Ing. Westenthaler: Hätten Sie ge­schwiegen!), der sogenannte Integrationsminister, der Innenminister eingeleitet hat? – Offensichtlich nichts. (Ruf: Die Redezeit ...!)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete, den Schlusssatz, fünf Wör­ter. – Bitte.

 


Abgeordnete Mag. Alev Korun (fortsetzend): Integration bedeutet gleiche Chancen, gleiche Rechte und Teilhabe an der Gesellschaft.

Mit diesem Regierungsprogramm wird Integration ganz sicher nicht gelingen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.05


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Bundesministerin Dr. Schmied zu Wort. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


15.05.45

Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Der Wohl­stand unseres Landes wird im Klassenzimmer entschieden. Die Bildung steht daher


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auch in den kommenden fünf Jahren im Zentrum der Arbeit dieser Bundesregierung. Wir werden die begonnenen Reformen mit vollem Einsatz und Elan fortsetzen, denn wir brauchen die besten Schulen für alle Kinder. (Beifall bei der SPÖ.)

Für die anstehenden Reformprojekte möchte die Bundesregierung in einem ersten Schritt 50 Millionen € zusätzlich einsetzen, und zwar zusätzlich zu der Finanzierung der von Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, bereits vor Ende der letzten Le­gislaturperiode beschlossenen wichtigen Reformprojekte: kleinere Klassen, Lehre und Matura, Kleingruppenunterricht, Bildungsstandards. Das bedeutet am Ende der Legis­laturperiode 400 Millionen € mehr für Bildung. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Auch die Investitionen in moderne Schulbauten haben höchste Priorität. Unser Schulin­vestitionsprogramm mit einem Volumen von 1,7 Milliarden € werden wir umsetzen. Durch das Konjunkturprogramm der Bundesregierung werden wir 2009 und 2010 be­reits 600 Millionen € in bessere Schulen für unsere Kinder investieren.

Was wird 2013 konkret anders sein als heute?

Erstens: Die kleineren Klassen werden 2013 österreichweit Realität sein.

Zweitens: Das verpflichtende Gratiskindergartenjahr für alle Fünfjährigen führt dazu, dass für alle Kinder der Schulstart gut gelingt und es selbstverständlich ist, dass alle Kinder, die in Österreich zur Schule gehen, die deutsche Sprache gut beherrschen.

Drittens: Die Neue Mittelschule ist bis 2013 in allen Bundesländern etabliert – und sie wird kommen. (Zwischenruf des Abg. Neubauer.)

Viertens: Der Lehrberuf ist 2013 wieder ein hoch angesehener Beruf. Wir haben ein at­traktives Dienstrecht und eine neue Lehrerausbildung mit Aufnahmeverfahren.

Fünftens: Bildungsstandards und standardisierte Reifeprüfung sind 2013 fixe Bestand­teile des Schulalltags. (Abg. Dr. Haimbuchner: Gesamtschule, wirklich?)

Ich lade Sie ein, meine sehr geehrten Damen und Herren, diesen Weg der Bildungsre­form gemeinsam mit mir zu gehen. Ich möchte, dass wir gemeinsam auf unsere Schu­len, auf unsere Lehrerinnen und Lehrer und auf unsere Jugend stolz sind.

In der Kulturpolitik bekennen wir uns zu einer aktiven Kunst- und Kulturförderung. (Abg. Neubauer: ... Rotunde in Innsbruck!) Die Bundesregierung hat die Erhöhung des Bud­gets um 20 Millionen € erstmals in einem Budgetpfad festgeschrieben.

Außerdem werden wir im Rahmen des Konjunkturpakets auch die Investitionen in Kul­turbauten realisieren. Wir bekennen uns zur Erhöhung der Basisabgeltung für Bundes­museen und -theater, zum Gratiseintritt in die Bundesmuseen bis zum 19. Lebensjahr, und auch das Budget des Österreichischen Filminstituts wird endlich auf 20 Millionen € erhöht. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Steigerung der Teilhabe der Bevölkerung, vor allem der jungen Menschen, ist mein erklärtes kulturpolitisches Anliegen. Eine Kulturnation wie Österreich ermöglicht Neues und pflegt die Schätze der Vergangenheit. Kulturelles Leben kann man nicht verord­nen, und es kann auch nicht geplant werden, aber es kann gefördert und ermöglicht werden. – Dafür stehen wir, dafür stehe ich als Kulturministerin, dafür stehe ich als Bil­dungsministerin.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in der Bundesregierung (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen. Respekt und Wertschätzung sind mir dabei wichtig. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

15.10



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 107

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Mayer zu Wort. 3 Minuten. – Bitte.

 


15.10.11

Abgeordneter Elmar Mayer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Frau Ministerin, ich habe zuerst eine sehr angenehme Aufgabe: Ich darf Ihnen im Namen sehr vieler, die mit Bildungsarbeit zu tun haben – Lehrer, Bil­dungsaktivisten, bis hin zur Erwachsenenbildung, vor allem auch Eltern –, dafür dan­ken, dass Sie in der Bundesregierung wieder mit dabei sind, denn viele haben nach den langen mageren Jahren große Hoffnung geschöpft, dass Sie das, was Sie begon­nen haben, auch fortsetzen können. Das ist jetzt gewährleistet, und wir freuen uns. Ich gebe diesen Dank gerne weiter. Es freut uns, dass Sie wieder mit an Bord sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, wir alle wissen, wie entscheidend eine gute Ausbildung für die Lebensgestaltung des Einzelnen, aber auch für den Erhalt unserer Wohlstandsge­sellschaft insgesamt ist. Diese wichtige Erkenntnis hat sich auch im zur Diskussion ste­henden Regierungsprogramm durchgesetzt.

Die geplanten Maßnahmen der Regierung für Schule und Bildung gehen weit über das Kapitel Bildung, Wissenschaft und Forschung hinaus. Das Regierungsprogramm ist prall gefüllt mit Fördermaßnahmen für Kinder, Jugendliche und Familien. Lebensbeglei­tendes Lernen ist entscheidender denn je, und es ist auch klar festgeschrieben: Es soll im Kindesalter beginnen – und beginnt auch dort – und setzt sich in der Erwachsenen­bildung fort.

Claudia Schmieds Reformweg hat vor zwei Jahren sehr engagiert begonnen. Sie hat damals gesagt, ihr Ziel ist es, Österreich wieder an die internationale Spitze heranzu­führen. Und – und auch als Schulmann, der noch täglich seine Arbeit verrichtet, unter­streiche ich das – Individualisierung heißt ihr Zauberwort – Schwächere fördern und Stärkere fordern; Geld raus aus Doppelgleisigkeiten in der Verwaltung, hinein in die in­dividuelle Förderung unserer Kinder. Wir dürfen keine Begabungen wegwerfen, daher: Tagesbetreuung ausbauen und pädagogisch verbessern; Frühpädagogik – für mich die größte Herausforderung der nächsten Jahre – aufwerten; Lehrerausbildung zusam­menführen; Ausbildungsgarantie bis zu 18 Jahren; Schaffung von gemeinsamen Schul­standards; neues Besoldungsmodell und Ausbau der Schulautonomie.

Ich lade alle ein, diesen neuen österreichischen Bildungsweg der Claudia Schmied mit­zugestalten. Wir haben mit diesem Programm, das uns heute vorliegt, die Chance, dorthin zu kommen, wohin wir eigentlich gehören, nämlich an die internationale Spit­ze. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.13


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Fuhrmann ist die nächste Rednerin. – Bitte.

 


15.13.22

Abgeordnete Silvia Fuhrmann (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ich kann meinem Vorredner beipflichten, wenn es darum geht, dass dieses Bildungskapitel eines ist, auf das wir wirklich stolz sein können, und zwar deshalb, weil nicht die Dis­kussion um Strukturen im Vordergrund steht, sondern weil es auf der einen Seite in­haltlich tatsächlich um die Qualität des Bildungssystems geht, auf der anderen Seite aber auch darum, junge Menschen auf ihrem Bildungsweg, bei ihrer Bildungskarriere bestmöglich zu unterstützen. (Abg. Neubauer: Das heißt, Sie sind auch für die Ge­samtschule?)


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Ich bin sehr froh darüber, dass es der ÖVP gelungen ist, ihre Handschrift in diesem Bil­dungskapitel deutlich zu hinterlassen. Ich möchte diesbezüglich vier Bereiche heraus­greifen:

Erstens geht es um das Kindeswohl, das wir in den Mittelpunkt rücken wollen, und das beginnt durchaus – mein Vorredner hat das ebenfalls erwähnt – im Kindergarten.

Wir wollen einen Bildungsplan für Kindergärten, wir wollen aber auch – es ist eindeutig, dass das von der ÖVP kommt, da es Bundesminister Hahn in Wien schon sehr lange gefordert hat –, dass zumindest das letzte Kindergartenjahr – so sagt es jetzt auch das Regierungsprogramm – für alle Kinder dieses Landes vormittags beitragsfrei ist. Ich denke, dass das eine gute und wichtige Investition in junge Menschen ist, vor allem auch, wenn es darum geht, die weiteren Karrierechancen und die soziale Eingliede­rung zu unterstützen, aber auch Sprachförderung zu betreiben. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Strache.)

Bei uns nimmt aber auch die individuelle Bildungskarriere einen hohen Stellenwert ein. So bin ich sehr froh darüber, dass wir im Bildungskapitel die Wahlfreiheit sehr deutlich verankern konnten.

Ein weiterer Punkt, der im Rahmen der Bildungskarriere entscheidend ist, ist die Be­rufsorientierung. Wir wissen, dass junge Menschen in mehreren Schulstufen bessere Unterstützung als bisher brauchen, einerseits wenn es darum geht, sich in frühen Jah­ren – von der siebten bis zur neunten Schulstufe – weiterzuentwickeln, andererseits aber auch später im höheren Bildungsbereich.

Es geht aber auch um die Qualitätssicherung. Da die Weiterentwicklung der Bildungs­standards angesprochen worden ist, muss ich sagen, dass das nicht erst die letzten beiden Jahre diskutiert wird, sondern dass ich das als Abgeordnete im Unterrichtsaus­schuss bereits seit sechs Jahren kenne. Ich hoffe, dass diese Regierung das nun auch tatsächlich umsetzen kann. Das Gleiche gilt auch für die Weiterentwicklung der Modu­larisierung innerhalb der AHS-Oberstufe.

Aber auch die Schulpartnerschaft ist ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, wenn es darum geht, zwischen Schüler-, Lehrer- und Elternvertretern eine Feedback-Kultur zu schaffen.

Zu guter Letzt sollen die besten Lehrerinnen und Lehrer für unsere Kinder verantwort­lich sein. Deshalb soll es zu einer Neuordnung des Lehramtsstudiums kommen. Lehrer sollen für ihre Leistung aber auch bestmöglich entlohnt werden. Ich denke, ein zeitge­mäßes Dienst- und Besoldungsrecht ist mehr als notwendig. (Präsidentin Mag. Pram­mer gibt das Glockenzeichen.)

In diesem Sinne glaube ich, dass man diesem Bildungskapitel mit gutem Gewissen zu­stimmen kann. Ich lade alle Parteien ein, ihren Beitrag dazu zu leisten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

15.16


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Mag. Unterrei­ner zu Wort. 3 Minuten. – Bitte.

 


15.16.47

Abgeordnete Mag. Heidemarie Unterreiner (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Frau Ministe­rin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, dass in der Regierungserklärung von Bundeskanzler Faymann kein einziges Wort zur Kultur­politik gesagt wurde. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, lässt erahnen, wel­chen Stellenwert die Kultur in dieser neuen Regierung einnimmt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 109

Liest man sich nochmals durch, was das Regierungsprogramm diesbezüglich so bietet, muss man als Freiheitliche wirklich eine kulturpolitische Wende fordern.

Unsere Forderung an die Kulturpolitik lautet: Alles, was unsere Identität bewahrt, alles, was unsere Identität stärkt, muss gefördert werden (Beifall bei der FPÖ), denn die Be­wahrung der Identität ist das Gewissensthema unserer Epoche.

Grund für diesen Aufruf sind zwei große gesellschaftliche Veränderungen der letzten Jahrzehnte: zum einen die katastrophale Einwanderungspolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte, zum anderen der Einfluss linker Ideologien, die die Zerstörung unseres Wertegefüges zum Ziel hatten. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei den Grünen: Wo leben Sie?)

Die Sehnsucht nach Sinn im Leben und das Verlangen nach Werten wohnen jedoch nun einmal dem Menschen inne. Vor allem die Jugend hat erkannt, dass wir Freiheitli­chen Werte wie Heimat, Familie, Liebe  (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.) – Wenn Sie es nicht ertragen können, wenn man über das Schöne, das Gute und das Wahre spricht, dann ist das Ihr Problem! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich weiß schon, für die Linken ist das eine Art Gruselsache, wenn man über Heimat, über Liebe und über Freundschaft spricht. Wir hingegen finden, das sind Werte, die in unserer Gesellschaft notwendig sind. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist wohl mit ein Grund dafür, dass die Jugend uns Vertrauen geschenkt hat und nicht den anderen Parteien.

Nun liegt uns das Regierungsprogramm vor. Bezeichnend ist, dass von diesen 267 Seiten gerade einmal 7 Seiten für die Kultur übrig geblieben sind.

Herr Kollege Cap, Sie haben heute gesagt, man sollte auch einmal loben. Ich muss Ih­nen aber leider sagen, es fällt mir sehr schwer, das zu loben. Ganz im Gegenteil, be­stimmte Dinge sind sogar eine echte Tragödie, zum Beispiel – jetzt muss ich Sie an­sprechen, Frau Ministerin – das Thema Nachwuchsförderung im Bereich der musi­schen Ausbildung. Da gibt es zwar eine Machbarkeitsstudie für ein Ausbildungsange­bot im Bereich Popmusik, aber der gesamte Bereich der Wiener Klassik ist ausgeklam­mert. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Re­gierungsbank! Ich kehre zurück zu unserem Aufruf, zu unserer Maxime: Wir sind der Meinung, dass das Bewahren und die Stärkung unserer Identität das Gewissensthema unserer Epoche ist. (Beifall bei der FPÖ.)

15.19


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dolinschek zu Wort. – Bitte.

 


15.20.33

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank, deren Zahl mittlerweile auf ein Drit­tel zusammengeschrumpft ist! Dass die Regierungserklärung in einer Zeit wie dieser mit Finanz- und Wirtschaftskrise gehalten werden muss, das kann man der derzeitigen Regierung nicht vorwerfen. Wir sind, wie heute schon zu vernehmen war, alle keine Hellseher – wir Abgeordneten nicht, und die Regierung auch nicht. Klar ist aber, dass wir einige Mittel in die Hand nehmen müssen, um gegenzusteuern.

Das 100-Milliarden-Paket, das wir erst vor Kurzem alle gemeinsam beschlossen ha­ben, das aber bis jetzt noch nicht umgesetzt ist, hilft momentan weder den österreichi­schen Betrieben, noch – schon gar nicht – den Österreicherinnen und Österreichern, denn es muss erst einmal umgesetzt werden. Die steuerliche Entlastung in Höhe von


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2,2 Milliarden nimmt sich dagegen eigentlich sehr mickrig aus, denn es müsste wesent­lich mehr in die Hand genommen werden, nämlich 4 bis 6 Milliarden, geschätzte Da­men und Herren! (Beifall beim BZÖ.)

Das, was in den letzten Jahren durch die Lohnsteuer, durch die kalte Progression weg­gefressen worden ist, hat zu einem Reallohnverlust in Österreich geführt, wodurch auch die Binnenkonjunktur geschwächt wurde. Daher ist es wichtig gegenzusteuern. Ich bin schon froh, dass die ÖVP umgeschwenkt hat und die Steuerreform vorgezogen worden ist. – Man kann ja immer gescheiter werden. Wir haben das schon das ganze Jahr über verlangt.

Dass das jetzt gemacht worden ist, ist in Ordnung. Die Gebühren und Abgaben werden allerdings weiter steigen, aber das sagt niemand. Somit wird der aus diesen mickrigen Maßnahmen resultierende Vorteil wieder aufgefressen. Daher muss gehandelt werden.

In der Vergangenheit ist ein Mindestlohn von 1 000 € pro Monat beschlossen worden, aber der ist brutto und gilt erst ab 1. Jänner 2009, im Gegensatz dazu gibt es eine Min­destsicherung von 747 €. 1 000 € Brutto-Mindestlohn machen netto 840 € aus. Wo ist da die Differenz? Das wird durch die erhöhten Spritpreise schon bei der Fahrt zum Ar­beitsplatz aufgefressen, geschätzte Damen und Herren! Da müssen wird gegen­steuern.

Jetzt ein Wort zu den Sozialpartnern, die ja – da sie nun auch in der Verfassung ge­nannt werden – verstärkt in der Regierung vertreten sind. Dazu muss ich Folgendes sagen: Ich habe schon gewisse Sorgen, wenn ich Aussagen wie die des Präsidenten der Industriellenvereinigung Sorger lese, der von den Arbeitnehmern einen Lohnver­zicht in Höhe eines Viertels fordert – 25 Prozent Lohnsenkung bei Kurzarbeit! Wenn dem nichts Gescheiteres einfällt, dann soll er sich besser verabschieden, denn solche Wirtschaftskapitäne brauchen wir in Österreich nicht. (Beifall beim BZÖ.)

Wirtschaftsminister Mitterlehner hat von der Abfertigung neu gesprochen. Da muss ich ihm Folgendes mitgeben: Er soll darauf schauen, dass die Pensionskassen bezüglich der Verzinsung eine Mindestgarantie haben und dass vor allem der Prozentsatz von 1,53 auf 2,5 angehoben wird, damit die zweite Säule im Rahmen der Mitarbeitervor­sorge auch etwas für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abwirft.

Jetzt noch einmal zum halbstaatlichen Bereich in Österreich: Post, Telekom, AUA und so weiter. Dort gibt es Manager, die eigentlich überhaupt nichts zustande bringen, wo­mit die ganze ÖIAG in Frage gestellt werden muss, denn Manager, die nur Betriebe schließen und Mitarbeiter hinauswerfen, brauchen wir in Österreich nicht. (Beifall beim BZÖ.) Innovative Ideen für die Zukunft sind gefragt, geschätzte Damen und Herren! (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) – Frau Präsidentin, ich habe das Zeichen gehört, ich komme schon zum Schlusssatz.

Ich gebe dieser Bundesregierung Folgendes mit: Der Schlüssel für die Erhaltung und Sicherung unseres solidarischen Systems bei Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Gesundheit und Pensionssystem liegt in einer Verwaltungsreform und einer Bundesstaatsreform. (Beifall beim BZÖ.)

15.24


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, das waren mindestens drei Schlusssätze!

Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Walser zu Wort. – Bitte.

 


15.24.23

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Wir haben heute sehr vollmundige Worte gehört: Unser Bildungssystem sei der Schlüsselfaktor für die Zukunft, im Klassenzimmer ent-


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scheide sich die Zukunft unseres Landes, und Österreichs Bildungssystem müsse Weltspitze werden. – Ja, das muss es.

In der Vergangenheit haben wir allerdings leider Schritte in die falsche Richtung ge­macht. Unser Status quo, das, was wir an internationalen Ergebnissen vorweisen kön­nen, ist beschämend. Österreich fällt Jahr für Jahr zurück. Unser System ist eines, das an allen Ecken und Enden krankt, und zwar leider in allen Bereichen.

Wir haben heute auch gehört, die Opposition soll nicht nur kritisieren, sondern sie soll auch Vorschläge machen. Bitte, das machen wir seit Jahren. Seit Jahren erklären wir Ihnen, dass dieses System, Frau Kollegin Fuhrmann, krankt, und dass es nicht nur um inhaltliche Einzelheiten geht.

Natürlich müssen wir in Richtung Gesamtschule gehen. Natürlich brauchen wir die Ganztagsschule. Das sagt inzwischen jeder Fachmann. Das sind unsere Vorschläge. Schauen Sie nach Finnland, schauen Sie in jene Gegenden Europas, wo die Ergebnis­se bestens sind, wo man auf die Schülerinnen und Schüler und die Leistungen, die sie erbringen, stolz sein kann! Das ist in Österreich leider Gottes nicht der Fall.

Ihr Programm besteht hauptsächlich aus Überschriften, aus vollmundigen Erklärungen, und es ist zu befürchten, dass sich die Betonfraktion – vor allem in der ÖVP – durchge­setzt hat, die Reformverweigerer, die in Österreich seit vielen Jahren den Ton angeben und seit vielen Jahren verhindern, dass wir endlich den Anschluss an die europäische Spitze schaffen. (Beifall bei den Grünen.)

Wir brauchen in Österreich die massive Förderung der vorschulischen Erziehung, das weiß jeder. Es geschieht aber nicht. Das, was in diesem Regierungsprogramm steht, der Halbtagskindergarten, ist ja schon Realität. Ich gebe zu, dass es finanziell für Fami­lien eine Entlastung gibt, aber pädagogisch ist das kein Fortschritt.

Wir brauchen dringend den Ganztagskindergarten, wir brauchen ihn dringend auf zwei Jahre ausgebaut, und wir brauchen dringend Sprachförderung, gerade für migranti-sche Kinder, aber nicht nur für migrantische Kinder, sondern eben auch immer mehr für Kinder aus einheimischen Familien, die zu Hause oft nicht mehr jene Förderung erhalten, die sie brauchen würden, und denen wir die Chance bieten müssen, gefördert zu werden, und zwar im Kindergarten. Da müssen wir also die Bildungspyramide
vom Kopf wieder auf die Füße stellen und dürfen nicht nur Vorbehalte haben. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Zum Schluss kommend: Frau Ministerin, unsere Schule braucht eine Fürsprecherin. Ich habe leider nicht den Eindruck, dass derzeit Ihr ganzer Einsatz der Schule gilt. Wenn Sie Anschubhilfe brauchen, wir Grüne garantieren Ihnen, dass Sie sie bekom­men. Die Eltern, die Schülerinnen und Schüler, die Lehrerinnen und Lehrer in diesem Land können sich darauf verlassen, dass die Grünen an ihrer Seite stehen. (Beifall bei den Grünen.)

15.27


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Bundesminister Dr. Spindelegger. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


15.28.02

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Michael Spindelegger: Frau Präsidentin! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Hohes Haus! Ich möchte diese Generaldebatte zur Regierungserklärung nützen, um einige Schwerpunkte der Außenpolitik für die nächsten Jahre vorzustellen.

Der erste Schwerpunkt ergibt sich naturgemäß aus unserer Aufgabe, die unmittelbar vor uns liegt. Mit 1. Jänner nächsten Jahres wird Österreich am Tisch der Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Platz nehmen und damit eine sehr bedeu­tende Aufgabe – wie ich hoffe, zur Zufriedenheit auch aller Österreicherinnen und Ös-


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terreicher – erfüllen. Wir sind dafür bestens vorbereitet. Wir haben ein Team in New York mit Botschafter Mayr-Harting an der Spitze, das die Alltagsarbeit wirklich in pro­funder Weise erledigen wird.

Aber dass es so weit gekommen ist, ist besonders zwei Persönlichkeiten zu verdan­ken, denen ich heute auch ein besonderes Danke dafür sagen möchte. Das ist zum einen meine Amtsvorgängerin, Frau Bundesministerin Dr. Ursula Plassnik, die in un­zähligen Gesprächen, Diskussionen den österreichischen Standpunkt und die österrei­chischen Ziele für diese Mitgliedschaft im Sicherheitsrat vorgestellt hat und dabei er­folgreich war. Österreich ist im ersten Wahlgang gewählt worden. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Mag. Lunacek.) Vielen herzlichen Dank, Ursula, das war wirklich eine gute, professionelle Arbeit! Und ich denke, es ist gut, dass du jetzt im Nationalrat sitzt und deine Erfahrungen auch hier einbringen kannst.

Die zweite Persönlichkeit, der ich danken möchte, ist der ausgeschiedene Staatssekre­tär Dr. Hans Winkler. Er ist diesem Haus auch immer wieder zur Verfügung gestanden und hat in vielen Dienstreisen, in sehr vielen Gesprächen mit seinen Kollegen bewerk­stelligt, dass Österreich Mitglied im Sicherheitsrat wurde. Ich möchte auch Herrn Dr. Winkler, obwohl er heute nicht mehr da ist, ein herzliches Danke sagen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

Meine Damen und Herren, es stellt sich die Frage, welch positive Schlussfolgerungen wir aus dieser Mitgliedschaft im Sicherheitsrat ableiten können und was wir auch für Österreich gewinnen können.

Wir werden jetzt zwei Jahre im Sicherheitsrat mit am Tisch sitzen und uns mit unzähli­gen Konflikten auseinanderzusetzen haben. Meine große Zielvorstellung ist, dass wir dieses positive Echo, diese Befassung in wichtigen Fragen dazu nützen, Wien künftig wieder als „Drehscheibe des Friedens“ zu installieren. Ich glaube, dass wir dafür sehr gute Voraussetzungen haben und dass wir mit einem engagierten Programm nach zwei Jahren im Sicherheitsrat einen Dienst für die ganze Welt auch im Interesse Öster­reichs leisten können.

Ich möchte zum Zweiten einen Themenbereich ansprechen, der natürlich vielen am Herzen liegt – mir ganz besonders –, und zwar das Thema Europa. Wir wissen alle, dass wir dazu laufend Aufgaben zu erledigen haben – jeder Bundesminister im Rat, die österreichischen Parlamentarier im Europäischen Parlament –, und wir müssen natür­lich diesen Dialog führen. Ich stelle mir vor, dass wir nicht gleich mit einer großen Wer­bekampagne hinausgehen und sagen, weil es eine schlechte Stimmung gibt, werden wir mit Werbemitteln dagegen ankämpfen.

Ich halte es für wichtiger, jetzt einmal zuzuhören und genau hinzuhören, auch zu er­gründen, wo in der Tiefe diese Skepsis liegt – und nicht gleich mit „Rezepten“ zu rea­gieren, sondern das in profunder Weise und professionell anzugehen. Daher ist einmal Zuhören angesagt, und danach sind Maßnahmen zu setzen.

Ich möchte zum Dritten noch einen Schwerpunkt erwähnen, der weit in die Zukunft reicht. Wir haben in der österreichischen Außenpolitik auch die Aufgabe, zu erkennen, wo es auch zukünftige Möglichkeiten für Österreich gibt. Ich glaube, wir sind gut gefah­ren mit unserer Strategie in Bezug auf den Westbalkan. Wir sollten aber darüber hi­nausgehen und Nachbarschaftspolitik weiter sehen.

Ich nehme mir daher vor, auch den Bereich der Schwarzmeer-Region zukünftig zu einem Fokus für Österreich zu machen.

Ich glaube, das wären sehr lohnende Ziele. Ich kann nicht alle Ziele weiter ausführen, aber ich lade alle Sprecher der Außenpolitik, der Europapolitik ein, dass wir gemein­sam einen Konsens in der Außenpolitik auch in der Zukunft erhalten. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

15.32



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 113

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Grossmann. 3 Minuten. – Bitte.

 


15.32.21

Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Außenminister, diese Einladung nehme ich selbstverständlich gerne an.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ja, diese Regierungserklärung stellt klar, dass sich die österreichische Bundesregierung voll und ganz zum europäischen Eini­gungswerk bekennt, zu diesem erfolgreichsten Friedensprojekt in der Geschichte unse­res leidgeprüften Kontinents, zu einem starken, modernen Europa, das auch entschlos­sen ist, soziale Verantwortung zu übernehmen. Wir bekennen uns auch unmissver­ständlich dazu, dieses europäische Einigungswerk gemeinsam weiterzuentwickeln, um die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bewältigen zu können. Frie­denssicherung ist ein Dauerauftrag. Klimaschutz kann nur gemeinsam realisiert wer­den.

Aber die größte und derzeit wohl akuteste Herausforderung unserer Zeit ist die richtige Antwort auf die Finanz- und Wirtschaftskrise und die damit einhergehenden sozialen Folgen. Die Menschen in Europa erwarten sich zu Recht ein deutliches Signal für die reale Wirtschaft, für die Beschäftigten, für jene, die in diesen schwierigen Zeiten am notwendigsten Hilfe brauchen – aber nicht nur im Sinne von Akutmaßnahmen, um das Schlimmste abzuwenden, worüber heute schon sehr oft gesprochen wurde und wofür auch nächste Woche beim Europäischen Rat die Weichen gestellt werden, sondern es geht hier sehr stark um Präventivmaßnahmen, um eine derart dramatische Situation erst gar nicht mehr entstehen zu lassen. Auch hier haben wir uns auf gemeinsame Leitlinien verständigt und diese auch wörtlich festgehalten. Sozialer Zusammenhalt, Verteilungsgerechtigkeit, Vollbeschäftigung, Geschlechtergleichstellung müssen mit nachhaltiger Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen.

Wir sind uns einig darin, dass wir EU-weite Mindestvorschriften und eine koordinierte makroökonomische Politik brauchen, die europäischen Sozialpartner verstärkt in die Politikgestaltung eingebunden werden müssen und dass wir uns angesichts der Fi­nanzmarktkrise für eine koordinierte und transparente, durchsetzungsfähige Aufsichts­struktur einsetzen müssen. Wir wissen alle, dass es im europäischen Kontext unter­schiedliche Haltungen zu diesen Themen gibt. Umso wichtiger ist das entschlossene, geschlossene Signal der österreichischen Bundesregierung, sich europaweit und inter­national in diesem Sinne zu verwenden.

Damit spanne ich auch den Bogen zur generellen Außenpolitik, wo es unser gemeinsa­mes Anliegen ist, den Prozess der Globalisierung sozial gerecht und ökologisch zu ge­stalten. Die Gelegenheiten zur Mitgestaltung werden hier engagiert genützt werden, et­wa im UNO-Sicherheitsrat, im Rahmen der OSZE, um nur einige Beispiele zu nennen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Entwicklungszusammenarbeit hält an bewährten Schwerpunkten fest wie etwa Frauen­förderung, fokussiert aber auch sehr stark auf andere Bereiche wie Krankheitsbe­kämpfung.

Ich wünsche dem neuen Außenminister bei der Bewältigung seiner Aufgaben alles, al­les Gute und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Fraktionen dieses Hauses. – Ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

15.35


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dr. Plassnik zu Wort. – Bitte.

 



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15.36.00

Abgeordnete Dr. Ursula Plassnik (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Ich wünsche zunächst dieser Bundesregierung Kraft, Mut, Erfolg auf ihrem Weg für die Österreicher und Österreicherinnen, für ein starkes Österreich in einem geeinten Europa.

Was ich mir wünsche, was ich uns allen wünsche, auch der Bundesregierung, ist ein europäisches Selbstbewusstsein. Es geht auch darum, das in der Bevölkerung bes­ser zu verankern. Und siehe da, es gibt Rückenwind, es gibt neue Schlagzeilen. Ich le­se heute in der Zeitung: Finanzkrise macht die EU plötzlich beliebt, „Die neue Liebe der Österreicher zur EU“, „Krise lässt EU-Stimmung steigen“. (Abg. Strache: Da ist der Wunsch der Vater des Gedankens!)

Nun, wir wissen, über einen längeren Zeitraum ist die Stimmung unverändert. Sie hat zwar ihre Einbußen beim Bild, das sich Menschen von der Europäischen Union ma­chen. Die Krise zeigt ja ganz klar, Europa muss zusammenhalten. Nur das macht Sinn. Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher sind der Ansicht, dass nur mit Hilfe der Europäischen Union, also gemeinsam und als Teilhaber dieser Europäischen Uni­on, die Folgen der weltweiten Finanz- und wohl auch Wirtschaftskrise bewältigt werden können.

Die gemeinsame Währung, der Euro, ist eine Art „Krisenschutzfaktor“, besonders für kleinere und mittlere Staaten. Auch das erleben wir jetzt in ziemlich eindrucksvoller Art und Weise. Schweden und Dänemark hätten gern den Euro. Ungarn überlegt sich, wie man vorgreifen und möglichst schnell zum Euro kommen könnte. Ich brauche gar nicht über Island zu sprechen. Auch das haben wir ja jetzt sozusagen hautnah erlebt.

Europa schützt, Europa nützt. Meine Damen und Herren, das ist der Kern der Sache. Da wird es auch notwendig sein, die Zusammenhänge besser zu erklären. Dafür gibt es in diesem Regierungsprogramm eine gute Grundlage. Dafür gibt es ganz konkrete Maßnahmen. Es gibt ein Bündel von Maßnahmen, um das Vertrauen in Europa zu stärken. Das ist und bleibt ein vorrangiges Anliegen der Bundesregierung. Da wird noch vieles zu leisten sein.

Ich gebe drei Beispiele, die in diesem Regierungsprogramm enthalten sind, auf der Ba­sis neuer Wege der Vermittlung eines Europabildes, das der Realität und nicht media­len Verzerrungen oder negativem Wunschdenken entspricht – die Bürgermeister sind gefordert, wir hier in diesem Hohen Haus sind gefordert –: Europa-Profile der Gemein­den, ein eigenes Logo, ein österreichisches Logo für die Kennzeichnung von EU-För­derungen und die Jugend, meine Damen und Herren, die Ausweitung der Programme, die es hier gibt. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Sehr geehrter Herr Außenminister, ich wünsche dir, deinem Team und der gesamten österreichischen Bundesregierung Vertrauen, Mut, Erfolg auf diesem Weg! Außenpoli­tik ist Teamarbeit. Alles Gute! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

15.39


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Hüb­ner. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


15.40.01

Abgeordneter Dr. Johannes Hübner (FPÖ): Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Herr Außenminister Dr. Spindelegger hat mir insoweit Hoffnung gemacht, als er zwar anerkannt hat, dass es Aufklärungs- und Beratungsbedarf gibt, aber immerhin gesagt hat, man muss die Propagandamaßnahmen, die das Regierungsprogramm auf zwei Seiten ankündigt, ein bisschen zurückstellen und nachdenken, was geschehen soll.


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Frau Dr. Plassnik, meine Vorrednerin, hat wiederum nur von der Propaganda gespro­chen, fast nur, also geschätzte 60, 70 Prozent der Zeit von den sogenannten Maßnah­men, diesen berühmten Seiten 228 und 229 des Regierungsprogramms.

Man kann natürlich über die EU aufklären, man kann informieren – ja man muss es tun –, aber wir sind, mit Verlaub gesagt, nicht im Josephinismus. Wir sollen aufklären, also Schatten und Licht darstellen, und die Menschen nicht einer Regierungspropagan­da aussetzen. Wir sind nicht in einer Phase, wo man sagen kann: Alles für das Volk, nichts durch das Volk!, sondern wir sind in einer Phase, wo es heißen muss: Alles durch das Volk und alles für das Volk! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn ich jetzt im Programm weiterblättere und sehe, was den Leuten „verkauft“ oder nähergebracht werden soll, also welche Vision man von der EU hat, dann komme ich auf die Seite 223, „Europäische Zukunftsoffensive“, wo die EU so beschrieben wird, wie die Regierung sich die EU vorstellt:

„Die EU muss eine europäische Zukunftsoffensive entwickeln, um das europäische Le­bensmodell mit seiner ausgeprägten sozialen Dimension im Zeitalter der Globalisie­rung abzusichern und dynamisch weiterzuentwickeln.“

Wie man das den Leuten erklären will, wie man den Sinn einer solchen Propagierung über die Rampe bringen will, ist mir nicht ganz klar.

Eines sollten wir ehrlicherweise sagen: Welche EU wollen wir? Wollen wir eine EU, wie sie heute ist? Wollen wir eine EU, wie sie vor einem Jahr war? Oder wollen wir eine EU, wie sie sich in der Entwicklung anbahnt? Das heißt, wollen wir eine stärker und stärker zentralisierte EU? Oder sind wir bereit, eine Grenze zu setzen? Sind wir bereit, den Leuten zu sagen: Bis hierher entwickelt sich die EU, dann machen wir nicht mehr mit!? – Ich glaube, bevor wir den Leuten irgendetwas sagen, sollten wir uns für Letz­teres entscheiden und dann, ausgehend von dieser Grenze, sagen, welche EU wir wollen.

Nur zu sagen, die EU ist das große oder das größte europäische Friedenswerk, ist wohl auch zu wenig, denn glauben Sie, Herr Minister, wirklich, dass ohne die EU in den vergangenen 50 Jahren Deutschland wieder mit Frankreich Krieg um Elsaß-Lothringen geführt hätte oder Österreich einen Einmarsch nach Südtirol erwogen hätte? Oder wel­che Bedrohungs- und Kriegsszenarien meinen wir, die die EU verhindert hätte? Ich kenne jedenfalls keine.

Daher darf ich im Gefolge des Appells des Herrn Bundesministers zur Zusammenarbeit aller außenpolitischen Sprecher mitteilen, dass ich dazu gerne bereit bin und das gerne aufgreife, aber da sollten wir uns vorher einigen, worüber wir reden und was wir wol­len. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

15.42


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. 3 Minuten Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


15.43.01

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! – Die Zahl der Regierungs­mitglieder hier ist ja schon stark dezimiert. Wenn ich mich zur Regierungsbank umdre­he, muss ich sagen: Der Herr Faymann, der Herr Bundeskanzler, ist schon länger nicht mehr anwesend. Mir kommt vor, den versteckt man nach seiner „brillanten“ Rede schon wie den Herrn Gusenbauer im Wahlkampf. – Na ja, fängt schon gut an! (Beifall beim BZÖ. – Ruf bei der SPÖ: Der wird schon kommen!)


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Herr Abgeordneter Eßl hat vorhin von Erwartungen in die Regierung gesprochen. Ich muss sagen, die Erwartungen waren sehr groß, aber was sehen wir? – Das Regie­rungsprogramm ist nicht Fisch und nicht Fleisch, höchstens ein bisschen Gammel­fleisch, mehr kann man da nicht herausholen. Lauter Ankündigungen und Absichtser­klärungen!

Der Sicherheitsbereich ist besonders dürftig ausgearbeitet, und da möchte ich auf ein paar Kleinigkeiten zu sprechen kommen.

Die Kriminalstatistik wird neuerlich frisiert, das kann man herauslesen (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ) – eine der wenigen konkreten Sachen, die da drinnen stehen. Frau Bundesminister Fekter verschärft Strassers Statistikwahnsinn – so könnte in diesem Zusammenhang eine Überschrift in einer Zeitung lauten. (Neuerli­cher Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ. - Abg. Strache: Das ist rich­tig!)

Meine Damen und Herren, zehn Pkw-Einbrüche in einer Straße sind nur ein Fall in der Kriminalstatistik! Das muss man sich einmal vor Augen führen! Hier wird getürkt, hier werden die Menschen hinters Licht geführt. So kann es nicht weitergehen! Aber wenn ich die neue Regierungserklärung lese, muss ich sagen, es wird noch ärger.

So kann man auch die Zahl der Dämmerungseinbrüche, die in den letzten Tagen und Wochen, aber auch schon Monaten laufend passiert sind, dank dieser getürkten Statis­tik sehr niedrig halten. Dadurch wird den Leuten auch nicht bewusst, dass die Wirklich­keit, nämlich eine Zunahme der Kriminalität nach dem Schengen-Beitritt des Ostens, hier etwas vertuscht wird.

Kleines Beispiel: ein Lkw-Diebstahl in Lauterach, Vorarlberg. Der Lkw ist bis nach Po­len „gewandert“, und der Eigentümer hat ihn selbst zurückholen und auch Lösegeld zahlen müssen. – So „gut“ funktioniert die Sicherheitspolitik in der EU! (Beifall beim BZÖ.)

Die Frau Innenminister hat von Sicherheitsleistungen bei auf frischer Tat ertappten Straftätern gesprochen. – Wenn ich mir die Rumänen-Banden anschaue: Die haben „sicher“ die Säcke voll Geld, da kann man sicher viel holen. – Ich glaube daher, das ist wieder nur Theorie und sonst nichts.

Herr Kollege Pendl hat vorhin die Exekutive gelobt. Das finde ich positiv, aber Sie soll­ten mehr tun. Sie sollten dafür sorgen, dass die Exekutivbeamten ein anständiges Gehalt bekommen, dass die Exekutivbeamten besser entlohnt werden, dass sie ein
All-inclusive-Gehalt bekommen, und dass statt der 200 Beamten mehr – es sind näm­lich wirklich nur 200: 1 000 statt 800 neue Ausbildungsplätze – auch diesbezüglich et­was getan wird.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass die gesamte Personalvertretung der FSG im LPK Vorarlberg wegen dieser Regierung zurückgetreten ist und alle die Par­teimitgliedschaft niedergelegt haben. (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Strache. – Abg. Strache: Zu Recht!)

15.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Mag. Lunacek zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


15.46.32

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Außenminister! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren hier und auch vor dem Fernsehschirm! Die frühere Außenministerin Ursula Plassnik hat ihre Kritik an dem Programm dieser neuen Regierung ja sehr gut verpackt, habe ich gefunden. Sie wünscht dieser neuen Bundesregierung Mut und Kraft und vor allem europäisches Selbstbewusstsein. – Das würde ich ihr auch wünschen, dieser


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neuen Bundesregierung, denn dieses europäische Selbstbewusstsein findet sich in dem Regierungsprogramm nicht. Und das bedauere ich sehr. (Abg. Strache: Österrei­chisches Selbstbewusstsein sollte man einmal nach Europa tragen! Das österreichi­sche Selbstbewusstsein fehlt!)

Wenn ich mir das Regierungsprogramm von vor etwas mehr als eineinhalb Jahren, von 2007, ansehe: Da stand die Europapolitik auf den ersten Seiten! Heute steht sie ganz am Schluss, irgendwo ganz ans Ende gerückt, und ich denke, das hat Symbolwert, nämlich für die Spaltung in der Europapolitik, die es in dieser Bundesregierung gibt.

Kanzler Faymann sagte gestern – heute hat er das nicht gesagt –, und zwar in der „ZiB 2“, die SPÖ beharrt auf einer nationalen Volksabstimmung zu EU-Verträgen. Vize­kanzler Pröll meinte gestern in der „ZiB 2“, es sei ein guter Kompromiss, gegen den Willen der ÖVP werde es das nicht geben.

Und wir wissen ganz genau, dass die ÖVP diesen Kniefall der SPÖ vor der „Kronen Zeitung“ damit anerkennt. Warum wäre sonst Frau Ex-Außenministerin Plassnik nicht mehr in dieser Regierung? Also diese Spaltung, diese Halbherzigkeit im Engagement für ein gemeinsames Europa findet sich auch in diesem Regierungsprogramm, denn es ist nichts Konkretes drinnen. – Abgesehen von dieser Ausstiegsklausel aus der Regie­rung: Wenn die einen eine nationale Volksabstimmung verlangen, dann platzt diese Regierung. Sonst findet sich nicht wirklich etwas Neues. Und wir Grüne sind dafür nicht zu haben.

Was wir in der Europa-Politik bräuchten, sind auch klare Aussagen, zum Beispiel zur sozialen Frage, zum Beispiel so etwas wie eine Sozialkarte für Europa, wo man Ver­sicherungsleistungen in verschiedenen Ländern abrufen kann, wenn man nicht nur in einem Land arbeitet, sondern in mehreren. So etwas würde man brauchen.

Da die Redezeit sehr kurz ist, gleich zum Kapitel Entwicklungszusammenarbeit. – Herr Minister, Sie haben heute leider dazu nichts gesagt. Im Text des Regierungspro­gramms steht drinnen, das Budget wird schwierig zu erreichen sein. Ich sehe das so, dass man zwar sagt, man will globale Mitverantwortung übernehmen, aber kosten darf es bitte nichts.

Österreich ist da hintennach. Die Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung ist gerade zu Ende gegangen: Österreich muss nach EU-Vereinbarung bis 2010 0,51 Prozent des Bruttonationaleinkommens schaffen. Im Programm steht drinnen: Es wird schwierig. – Ich weiß schon, dass es eine Finanzkrise gibt, aber die Verpflichtung für die globale Mitverantwortung heißt auch (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), Geld dafür in die Hand zu nehmen, und eine gute Möglichkeit wäre ja, endlich die Fi­nanztransaktionssteuer auf europäischer Ebene einzuführen. Das könnten Sie nächste Woche im Rahmen der Europäischen Union vereinbaren. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Bundesministerin Hei­nisch-Hosek. 4 Minuten. – Bitte, Frau Ministerin.

 


15.50.01

Bundesministerin ohne Portefeuille Gabriele Heinisch-Hosek: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Sehr be­wusst wiederhole ich jetzt etwas, das heute schon etliche Male gesagt wurde, und ich sage das auch sehr ernst: Wir steuern auf wirtschaftlich sehr schwierige Zeiten zu. Und manche glauben vielleicht, dass es in Zeiten, in denen es um Arbeitsplätze geht, in Zeiten, in denen es um die Belebung der Wirtschaft und die Bewältigung der Finanz­krise geht, vielleicht nicht so wichtig ist, über Frauen- und Gleichstellungspolitik zu sprechen.


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Ich aber meine – und fast alle oder sogar alle hier im Haus werden mir auch zustim­men –, dass genau das Gegenteil der Fall ist, denn es sind gerade die Frauen, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als Erste betroffen sind. Frauen arbeiten in schlecht bezahlten Jobs, haben Teilzeitjobs, haben Jobs mit geringen Qualifikationsanforde­rungen, und das sind genau die Arbeitsplätze, die als erste wegrationalisiert werden. Daher ist es umso wichtiger, denke ich, eine fordernde Frauenpolitik zu machen, die Frauen eine starke Stimme verleiht und die Anliegen aller Frauen auch bestmöglich vertritt. (Beifall bei der SPÖ.)

Dafür habe ich früher gearbeitet, und ich werde diesen Weg sehr konsequent auch als Frauenministerin weitergehen – rasch, entschlossen und gemeinsam, wie Bundes­kanzler Werner Faymann heute schon gesagt hat.

Es wird meine zentrale Aufgabe sein, meine sehr geehrten Damen und Herren, al-
les daranzusetzen, dass Frauen Arbeit haben, und zwar Arbeit, von der sie leben kön­nen. Frauen brauchen Arbeit, und die Wirtschaft braucht die Frauen. Die Wirtschaft kann auf die Qualifikationen und auf das Potential und die Kompetenzen von Frauen nicht verzichten, und wir alle können und wollen darauf auch nicht verzichten.
(Abg. Weinzinger: Die Kinder brauchen aber ihre Mütter!)

Wir haben einen geringen Spielraum zur Verfügung, das ist heute auch schon einige Male gesagt worden, aber genau diesen Spielraum müssen wir bestmöglich ausschöp­fen. (Abg. Weinzinger: Die Kinder brauchen ihre Mütter!) Ich freue mich daher sehr, dass es gelungen ist, ein gemeinsames Bekenntnis zur Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt in Form des Nationalen Aktionsplanes für Gleichstellung abzulegen, und ich garantiere Ihnen, Herr Kollege: Ich bin schon im Dialog mit dem Sozial- und Ar­beitsminister, mit meinen Kolleginnen und Kollegen hier in der Regierung, mit den So­zialpartnern, und das ist schon der erste Schritt zu einer Lösung. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wollen wir natürlich weitere Schritte setzen, um den unterschiedlichen Lebenssituationen von Männern und Frauen gerecht werden zu können. Dazu gehört natürlich die Weiterentwicklung in manchen Bereichen: das einkommensabhängige Kindergeld zur weiteren Flexibilisierung, das verpflichtende letzte Kindergartenjahr, der Papamonat zur Stärkung der Väterbeteili­gung. (Abg. Weinzinger: Was hat der Papamonat damit zu tun? Was ist das für ein Blödsinn?) All das soll möglichst rasch umgesetzt werden, so wie natürlich auch der Ausbau von qualitätsvollen Kinderbetreuungseinrichtungen.

Ich denke, es ist ein gemeinsames Ziel aller Parteien hier im Haus, alles daranzuset­zen, dass Armut verhindert werden kann. Armut macht krank, Armut isoliert, und Armut trennt die Menschen. Ein ganz wesentlicher Schritt dagegen ist mit der Einführung von 1 000 € Mindestlohn gelungen, und das hilft vor allem den Frauen, die auch am aller­meisten von Armut betroffen sind.

Im Übrigen gilt das nicht nur für Frauen, die unselbständig erwerbstätig sind, sondern auch für selbständige Frauen, die zu einem sehr großen Teil selber Ein-Personen-Un­ternehmerinnen sind und auch mehr, als wir glauben, von Armut betroffen sind. Auch für die müssen wir ein offenes Ohr haben, auch für die müssen wir unsere Pakete schnüren und hier Abhilfe schaffen.

Es ist mir natürlich wichtig, als Frauenministerin auch klarzustellen – aber in der Kürze hier ist das nicht möglich –, dass viele andere Bereiche, wie die rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Gender-Fragen und der Gewaltschutz­bereich, zu meinen Schwerpunkten gehören werden (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), und ich freue mich besonders – das ist der Schlusssatz – auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Potenzial und der Stärke der Bediensteten des öf­fentlichen Dienstes. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Weinzinger: Entsetzlich!)

15.54



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 119

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Wurm. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


15.54.20

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren und Damen auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Chancengleichheit, Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, Einkommensge­rechtigkeit und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden im Regierungspro­gramm mit wichtigen Maßnahmen unterstützt. Frauen brauchen Arbeit, von der sie auch leben können. Die neue Frauenministerin – und ich wünsche dir, Gabriele Hei­nisch-Hosek, wirklich viel Erfolg für uns, für die Frauen, für die Hälfte der Menschheit (Abg. Weinzinger: Kinder brauchen ihre Mütter!) – hat schon erwähnt, dass dieser Na­tionale Aktionsplan, koordiniert über die Frauenministerin, schon im Entstehen ist.

Das ist ein ganz zentraler Punkt für die Frauen: ein Einkommen zum Auskommen. Wir müssen Maßnahmen setzen, damit die Einkommensschere nicht so weit ausein­andergeht, und das werden wir nur etappenweise schaffen; sofort wird es nicht gehen. Es ist aber eine große Ungerechtigkeit, wenn Frauen für die gleiche Leistung so viel weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)

Dieses Regierungsprogramm enthält auch viele andere Maßnahmen, zum Beispiel – und das ist eines der dunkelsten Kapitel, die wir zu behandeln haben – betreffend die Gewalt an Frauen, die Gewalt an Frauen im häuslichen Bereich. Dort, wo sich Frau­en am sichersten fühlen sollten, werden sie oft geschlagen und gedemütigt! Und da ha­ben wir schon vieles auf den Weg gebracht. Das Gewaltschutzgesetz ist zehn Jahre alt, aber es liegt schon die Regierungsvorlage zur Verbesserung des Gewaltschutzes hier, und im Regierungsübereinkommen ist auch die Regionalisierung der Gewalt­schutzzentren verankert. Das ist eine wichtige Maßnahme für Frauen, die Hilfe brau­chen, die Opfer von Gewalt wurden, vor allen Dingen im ländlichen Bereich, und diese Maßnahme soll weiter ausgebaut werden.

Eine weitere wichtige Forderung ist das einkommensabhängige Kindergeld. Da geht es darum, dass jene, die bisher schon Kindergeld bekommen haben, es weiterhin be­kommen, aber es soll ausgeweitet werden in der Form, dass, damit auch die Väter mehr Anreiz haben, wenn das Einkommen höher ist, auch mehr Karenzgeld bezogen werden kann. Das ist, glaube ich, ein emanzipatorischer Ansatz. Wir haben das schon lange gefordert, genau wie den Papamonat; auch hier ist im Regierungsübereinkom­men das Nötige verankert.

Die Frage der Kinderbetreuung im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine ganz zentrale Frage für die Frauen, für Frauen mit Betreuungspflich­ten, für Alleinerzieherinnen. Daher ist es wichtig und notwendig, dass das Programm, von der vorigen Frauenministerin schon begonnen, mit den Ländern gemeinsam den Ausbau von qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungseinrichtungen voranzutreiben, fortgesetzt wird. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Das ist eine zentrale Maßnahme, an der wir weiter arbeiten werden, die aber schon im Laufen ist.

Andererseits geht es – es wurde heute schon einige Male erwähnt – um das verpflich­tende Kindergartenjahr zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr und auch um die sprach­liche Frühförderung für unsere MigrantInnen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt neuer­lich das Glockenzeichen.)

Und eines möchte ich zum Schluss auch noch erwähnen  (Abg. Strache: Jetzt ist aber schon lange überzogen!)

15.57



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 120

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete, das war bereits der Schluss­satz, Sie sind schon weit drüber!

(Beifall bei der SPÖ für die das Rednerpult verlassende Abg. Mag. Wurm.)

Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Schittenhelm zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


15.58.03

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ge­schätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Das Frauenthema ist natürlich auch im Regierungsprogramm nicht nur niedergeschrieben, sondern ich hoffe sehr, dass unsere neue Frauenministerin das auch umsetzen wird.

Wir Frauen bestimmen in einem immer stärkeren Maße die Entwicklung in der Arbeits­welt. Das wissen wir alle. Wir Frauen haben längst eine von Individualität und Partner­schaft getragene Rolle in der Gesellschaft übernommen, und wir Frauen haben das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre und Jahrzehnte mit erarbeitet und auch mit zu verantworten. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Mag. Wurm.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, oft sind frauen- und familienpolitische An­liegen nicht zu trennen, vor allem dann, wenn Frauen auch Kinder haben, wenn Kinder ihr Lebensmittelpunkt sind – und das ist wichtig und richtig so (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ), und das bedeutet für die Frauenpolitik der Volkspartei eine gesamte, umfas­sende Politik. (Abg. Strache – Beifall spendend –: Da haben Sie recht!)

Noch nie in der Lebensgestaltung der Frauen, meine geschätzten Damen und Herren, hat es so viele Lebensmodelle und Lebensformen gegeben wie heute. Frauenleben sind heute wesentlich stärker bestimmt vom Streben nach Berufstätigkeit, nach Karrie­re, Kompetenz und Verwirklichung der eigenen Vorstellungen – und nicht von dem, was die anderen wollen, wie dies noch vor zehn, 15, 20 Jahren der Fall war. Und wir müssen dem Rechnung tragen und den Frauen ihren Willen und ihr Können, ihre Krea­tivität und ihre Innovation zugestehen und die Frauen und ihre Anliegen auch unterstüt­zen. (Abg. Strache: Aber auch die Wahlfreiheit!)

Trotzdem konnten wir, obwohl wir in der Ära Wolfgang Schüssel und Frauenministerin Maria Rauch-Kallat Meilensteine in der Frauen- und Familienpolitik gesetzt haben, eine echte Chancengerechtigkeit zwischen Männern und Frauen, was die Verteilung von Familien- und Erwerbsarbeit angeht, nicht erreichen. Das ist Faktum.

Ziel unserer Bemühungen muss es daher sein, meine sehr geehrten Damen und Her­ren, nicht von Gleichheit zu reden, sondern von Gleichwertigkeit und gleichen Chan­cen für alle.

Nur über eine eigene Erwerbstätigkeit für Frauen ist letztendlich eine vollständige so­ziale Absicherung möglich, und das wollen wir für die Frauen hier bei uns in Österreich. Sie brauchen diese soziale Absicherung, und daher freue ich mich, wenn dieser Ak­tionsplan gemeinsam mit den Sozialpartnern umgesetzt wird.

Zwei Punkte möchte ich noch ansprechen; erstens die Gendermedizin, die mir ein be­sonderes Anliegen ist. Wir brauchen die Erweiterung, die Weiterführung in der For­schung und Diagnostik, um gendermedizingerecht vorbeugen und behandeln zu kön­nen. – Das ist ein wesentlicher Punkt. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

Ein zweiter Punkt ist mir noch ein besonderes Herzensanliegen: Das Pensionssplitting gibt es ja schon seit der zweiten Steuerreform. Wir wollen, dass jemand, der Hausar­beit leistet und Kinder zuhause betreut, keinen Nachteil bei der Pensionsberechnung hat. Ich hoffe, dass dieses Pensionssplitting in Ihrer Arbeit in den nächsten fünf Jahren,


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sehr geehrte Frau Bundesminister, auch seinen Niederschlag finden wird. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.01


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Gartelgruber zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.01.15

Abgeordnete Carmen Gartelgruber (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätz­te Vertreter der Bundesregierung! Hohes Haus! Wenn man sich das Programm der Bundesregierung anschaut, wird einem sogar bei einer oberflächlichen Betrachtung klar, dass es in frauenpolitischer Hinsicht auch in den kommenden Jahren nur wenig Weiterentwicklung geben wird. (Abg. Steibl: Gut, aber in der FPÖ gibt es auch nicht viel!)

Ein grundlegender Systemfehler liegt darin, dass das Modell der Wahlfreiheit im Regie­rungspakt wenig berücksichtigt wird und die unbezahlte aber gesellschaftspolitisch wertvolle Arbeit von haushaltführenden Frauen wenig bis gar keine Anerkennung fin­det. (Beifall bei der FPÖ.)

Wer es aber verabsäumt, finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Frauen selbst entscheiden können, ob sie bei der Familie zuhause bleiben oder den Weg in die Berufstätigkeit gehen wollen, nimmt damit nicht nur den Frauen den ih­nen zustehenden Entscheidungsspielraum, sondern steht auch einer gesunden gesell­schaftlichen Entwicklung im Wege.

Im Übrigen entspricht es nicht der Vorstellung vieler Österreicherinnen und Österrei­cher, ihre Kinder von der Wiege bis zur Volljährigkeit von einer Betreuungseinrichtung in die nächste zu reichen. Das Kind verliert dabei die Bindung an die Familie und wird einem gewissen Stresspegel ausgesetzt, wenn es täglich der Betreuungsmaschinerie ausgeliefert wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Auch viele Frauen leiden unter dieser Situation, wenngleich ihnen von bestimmter Sei­te eingeredet wird, dass nur die Fremdbetreuung ihrer Kinder das Wahre sei.

Ein großes Manko sehe ich auch hinsichtlich der Verbesserung der sozialen Situation von Frauen. Dieses wichtige Thema wird im Regierungsprogramm aber nur in wenigen dürftigen Sätzen behandelt. Die Verbesserung der Situation von Frauen im ländlichen Raum ist Ihnen ein Anliegen, allerdings geht es da nicht nur um die Ausbildung und um politische Mitbestimmung, wie in Ihrem Programm suggeriert wird, vielmehr wäre auch die Verbesserung der Einkommenssituation vor allem von Bäuerinnen eine dringliche Aufgabe. (Beifall bei der FPÖ.)

Nicht einmal hinsichtlich des im Regierungsprogramm festgeschriebenen Ziels, berufs­tätige Frauen zu fördern und mehr Frauen im öffentlichen Dienst zu beschäftigen, scheint man konkrete Maßnahmen gefunden zu haben. Es handelt sich dabei größten­teils um schwammige Absichtserklärungen, wie etwa die dürren Bemerkungen im Kapi­tel über Inneres, Justiz und Landesverteidigung.

Zusammenfassend bleibt also nur festzustellen, dass das frauenpolitische Programm der neuen Bundesregierung alles andere als ambitioniert ist und in seiner finanziellen Ausrichtung zu kurz greift. Ein großer Wurf sieht zweifelsohne anders aus. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

16.04


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Darmann zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 122

16.04.31

Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (BZÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte neue Mit­glieder dieser Bundesregierung! Werte aus zwei Jahren Dauerstreit bekannte Alt-Re­gierungsmitglieder! Werte Zuseher zuhause und auf der Galerie, die Sie sich sicher zum Großteil diese Regierung, die hinter mir sitzt, nicht gewünscht haben! Hohes Haus! – Diese Begrüßung musste sein, auch wenn ich nur drei Minuten für diese Rede zur Verfügung habe. (Beifall beim BZÖ. Abg. Heinzl: Es reicht!)

Herr Kollege, ich weiß, dass Sie das nicht hören wollen, weil es beschämend für Ihr Regierungsprogramm ist. (Rufe bei der SPÖ: Was?!) Man müsste ja viel mehr Zeit ha­ben, denn es müsste heute so viel gesagt werden, speziell auch – weil der Wissen­schaftsminister hinter mir sitzt – über die Zukunft der Bildung und Wissenschaft in un­serem Land. Es ist nämlich besorgniserregend, dass auch weiterhin zwei Fraktionen miteinander an den Schrauben der Bildung und Wissenschaft drehen werden, die sich in den letzten zwei Jahren nichts geschenkt haben und alles getan haben, um unsere Wissenschaft herunterzuwirtschaften. (Beifall beim BZÖ.)

Im Speziellen sei aber doch hervorgehoben, dass der „Schwarze Peter“ – das ist viel­leicht ein kleines Wortspiel – zu den Roten gehört. (Abg. Mag. Gaßner: Was war das?! Ein Wortspiel?!)

Es sei aber auch dazugesagt – und darin wird der Schwerpunkt meiner Ausführungen in den nächsten zwei Minuten liegen –, dass die Sicherheitspolitik in diesem Land – da sind jetzt speziell Bundesminister Darabos und Bundesministerin Fekter angespro­chen – sehr zu wünschen übriglässt. Es kann nicht sein, dass es in diesem Regie­rungsprogramm weiterhin nur Versprechungen gibt, Versprechungen auch vom Vertei­digungsminister, auf unseren Assistenzeinsatz an den Grenzen zu schauen und auch das Bundesheer weiterhin für die Sicherheit der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, und weiterhin nichts getan wird, um unsere Soldatinnen und Soldaten, die für viel Geld an unseren Grenzen stehen, aber letztlich keine Kompetenzen haben, endlich mit mehr Kompetenzen auszustatten. (Beifall beim BZÖ.)

Das heißt, unsere Bevölkerung vertraut auf eine Sicherheitsgewährleistung durch das österreichische Bundesheer, durch die Polizei, aber unser Bundesheer muss an den Grenzen immer auf die Polizei zurückgreifen. – Das kann es nicht sein. Da gibt es an­dere Rezepte. Ich erinnere den Verteidigungsminister an das Konzept der Carabinieri in Italien, die ein Teil der italienischen Armee sind und die EU-rechtskonform an den Grenzen und auch sonst überall mit Polizeikompetenz einschreiten. Das wäre ein Weg, für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen. (Beifall beim BZÖ.)

Herr Bundesminister Darabos, Sie haben in diesem Regierungsprogramm auch keine Absichtserklärungen gegeben, wie Sie das Budget des Bundesheeres aufstellen wol­len. Sie wissen ganz genau, unser Bundesheer braucht ein starkes Budget, um nur die Kernkompetenz laut Verfassung entsprechend gewährleisten zu können. Wir haben dieses Geld nicht, auch wenn Sie jetzt das voriges Jahr hergeschenkte Geld für die vermeintliche Einsparung beim Eurofighter wieder für sich lukrieren wollen. Wir werden sehen, ob die ÖVP dem zustimmen wird. Tatsache ist, unser Bundesheer benötigt Geld, allein schon um die Katastropheneinsätze und die Sicherheitsagenden in Öster­reich zu gewährleisten.

Zum Schluss kommend darf ich mir eine kleine Korrektur zu den Worten des Herrn Vi­zekanzlers erlauben. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Er hat festgestellt, die Bevölkerung will eine handlungsfähige Regierung.

Tatsache ist – und ich ergänze –: Die Regierung sollte auch handlungswillig sein. Das muss hier gesagt werden. Es darf nicht nur bei den Worten bleiben, sondern es müssen auch Taten folgen. – Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)

16.08



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 123

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Schwentner. Ich darf die Damen und Herren Klubobleute parallel dazu kurz zu mir bitten. Es geht um die Redezeit. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


16.08.18

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Man kann es nicht oft genug wiederholen: In diesem ehrwürdigen Saal befinden sich zu viele Männer. (Zwischen­rufe bei männlichen Abgeordneten von SPÖ und FPÖ. Abg. Ing. Gartlehner: Sollen wir gehen, oder was?!) Wenn wir hier nämlich die österreichische Bevölkerung reprä­sentieren sollen, dann ist etwas schief gelaufen. Über 51,4 Prozent der österreichi­schen Bevölkerung sind Frauen. – Die sind hier bekannterweise nicht aliquot repräsen­tiert. In diesem Saal erleben wir heute einen historischen Tiefstand: Es sind nur 50 von 183 Abgeordneten weiblich; das sind nur mehr 27,3 Prozent. Es geht dabei nicht nur um bloße Repräsentation, sondern auch um die Interessenvertretung von Frauen. (Bei­fall bei den Grünen.)

Da stellt sich natürlich die Frage, welche Schlüsse die neue Regierung daraus zieht, die ja übrigens auch nur zu einem Drittel aus Frauen besteht. Welche Maßnahmen sol­len künftig gesetzt werden, damit Frauen in der Politik wie in der Wirtschaft gleicherma­ßen gut vertreten sind? Und wie kann es sein, dass das, was Frauen für unsere Gesell­schaft leisten, nicht genügend honoriert wird; dass Teilzeitarbeit noch immer weiblich ist; dass die geringfügig Beschäftigten zu über 70 Prozent weiblich sind und dass auch Armut weiblich ist?

Damit wäre ich beim Programm der neuen Regierung: Das liest sich leider noch wie ein kurzer Wunschzettel an das Christkind, denn nur ganze sechs Seiten von den ins­gesamt 267 sind den Frauen gewidmet. Hinweise auf konkrete Maßnahmen  (Abg. Silhavy: Da haben Sie schlecht gelesen! Ein Kapitel Frauenpolitik! Zwi­schenruf der Abg. Mag. Wurm.– Das schon, aber immer nur seitenweise und absatz­weise ganz kurz. Ich habe es schon ganz genau gelesen, danke. Aber das Frauenkapi­tel ist trotzdem sehr kurz. Gender Budgeting ist ein Fremdwort, ein gesetzlicher Min­destlohn wird auch nicht erwähnt – gerade Maßnahmen, die Frauen betreffen würden!

Kein Wunder also, dass die geplante Steuerreform in erster Linie Männern zugute kommt. Jede dritte erwerbstätige Frau – nämlich 1,6 Millionen Frauen – wird keine Ent­lastung spüren.

Ein nationaler Aktionsplan für Gleichstellung, wie er im Programm steht, ist zwar schön, wir brauchen aber verbindliche Handlungsaufträge. Wo finden wir in diesem Programm einen Vorschlag, wie Frauen zu besser bezahlter Erwerbsarbeit kommen sollen und wie qualifizierte Teilzeitarbeit forciert werden soll? (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Sehr schön, wir unterstützen Sie gerne dabei.

Im gesamten Kapitel finden sich keine konkreten Budgetansätze. Nicht einmal die be­rühmten „Sternchen“ – mit denen sonst die Passagen mit Budgetvorbehalt gekenn­zeichnet sind – kommen vor. Noch sind es nichts als Lippenbekenntnisse, und wir hof­fen, dass diese frauenpolitisch sehr wichtigen Lippenbekenntnisse mit frauenpoliti­schen Inhalten gefüllt werden. Wir Grünen unterstützen Sie sehr gerne dabei, Frau Mi­nister. Danke. (Beifall bei den Grünen.)

16.11


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bevor ich nun Herrn Bundesminister Dr. Hahn das Wort erteile, gebe ich bekannt, dass die Redezeitvereinbarung nach Rücksprache mit den Klubs nunmehr bis 17 Uhr so aussieht, dass die kommende Runde noch wie besprochen abläuft, dass aber in der Runde Gesundheit – beginnend mit Herrn Bun­desminister Stöger – und in der Runde Landwirtschaft – beginnend mit Herrn Bundes­minister Berlakovich – die Redezeit der Abgeordneten auf jeweils 2 Minuten verkürzt


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wird. Die Runden danach sind bereits außerhalb der Fernsehzeit und können daher von der Zeitdimension her etwas freier gestaltet werden.

Herr Bundesminister Dr. Hahn gelangt nun zu Wort. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.11.56

Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Johannes Hahn, betraut mit der Leitung des Bundesministeriums für Justiz: Frau Präsidentin! Herr Bundes­kanzler! Meine Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Hohes Haus! (Abg. Mag. Stadler: Mit der Begrüßung ist schon die halbe Redezeit weg!) – Ich werde das schon noch einholen. Ich konzentriere mich auf die wesentlichen Dinge, Herr Kollege. Damit komme ich gleich dazu, dass ich festhalten möchte: Wir wollen den erfolgreichen Weg der letzten Jahre auch in der Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungspolitik fortsetzen. Das bedeutet im Klartext eine weitere Hebung der Qualität und eine Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen und im globa­len Kontext.

Was ist dazu notwendig? – Wesentlich ist, dass wir sicherstellen, dass die Absolven­ten- und Absolventinnenzahlen an den Universitäten und an den Fachhochschulen weiter steigen.

In diesem Zusammenhang verweise ich auf das erfolgreiche Pilotprojekt Studienche­cker, wo es um eine sehr substanzielle, mehrstufige Studieninformation an den höhe­ren Schulen geht. Die nächste Phase, die wir nun einleiten wollen, ist die Ermöglichung substanzieller, sehr konkreter und hochqualitativer Studieneingangsphasen. Es wird auch möglich sein, den Universitäten im Rahmen ihrer akademischen Freiheiten die Möglichkeit zu qualitativen Zugangsbedingungen im Bereich von Master- und PhD-Stu­dien einzuräumen, wie überhaupt das Thema der Qualitätssicherung in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle haben soll.

Daher wollen wir auch die verschiedenen Akkreditierungsräte und Qualitätssicherungs­agenturen sozusagen unter einer Dachmarke zusammenfassen, um auch das österrei­chische Wissenschafts- und Bildungssystem dort, wo gewünscht, zu exportieren und mit Expertise zur Verfügung zu stehen.

Ein dritter großer Bereich, der unsererseits besonderes Augenmerk finden wird, ist die Propagierung und wirkliche Implementierung der Bologna-Struktur, und da insbesonde­re der Bachelor-Ausbildung – nicht nur der Ausbildung per se, sondern der Weiterent­wicklung der entsprechenden Curricula und vor allen Dingen der Gewährleistung, dass der Bachelor-Abschluss am Arbeitsmarkt tatsächlich als vollwertiger akademischer Ab­schluss anerkannt wird, sowohl im öffentlichen Bereich, als auch in der Industrie und der Privatwirtschaft. Es ist ja ein vollwertiger Abschluss, aber da hat es zugegebener­maßen bei der Einführung kommunikative Hoppalas gegeben.

Schließlich ist es sicher notwendig, dass wir einen gesamtösterreichischen Hochschul­plan entwickeln. Ich glaube, da bin ich eines Sinnes mit allen Fraktionen dieses Hau­ses. In diesen Hochschulplan soll der gesamte tertiäre Sektor eingebettet sein, also auch die Fachhochschulen, die Pädagogischen Hochschulen, aber auch die privaten Universitäten – also eine gesamte Betrachtung mit dem Ziel, angesichts angespannter budgetärer Möglichkeiten, aber auch zusätzlicher berechtigter Bedürfnisse zu schauen, wo wir optimieren können und wo wir uns in den Angeboten regional, thematisch und sozusagen auch von den Anbietern her entsprechend abstimmen können.

Es wird auch notwendig sein – und ich hoffe, das gelingt im ersten Halbjahr des kom­menden Jahres – die schon angedachte UG-Novelle einer parlamentarischen Behand­lung und Beschlussfassung zuzuführen. Ich freue mich auch, dass es in den Koalitions­gesprächen gelungen ist, manches von den Beschlüssen des 24. September in Zu­kunft in eine Fasson gießen zu lassen, die, wie ich meine, den europäischen Bedürfnis­sen Rechnung trägt, insbesondere die Sicherung einer weiterhin qualitativ hochwerti-


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gen Mediziner-Ausbildung in Österreich für Absolventinnen und Absolventen österrei­chischer Hochschulen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Es wird – wie ich schon angesprochen habe – angesichts der budgetären Verhältnisse notwendig sein, auch entsprechende Optimierungspotenziale zu heben. Die Redezeit ist wie immer zu knapp, deswegen sage ich zum Schluss nur mehr: Auch auf die For­schung werden wir quer über alle Ressortzuständigkeiten hinweg unser besonderes Augenmerk legen, denn gerade in Zeiten wirtschaftlicher Engpässe ist es notwendig, in solch zukunftsorientierte Bereiche wie Forschung, Entwicklung und Innovation zu in­vestieren, und ich weiß, dass da die gesamte Bundesregierung an einem Strang zieht. Vielen herzlichen Dank! (Beifall bei der ÖVP.)

16.16


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache nochmals darauf aufmerksam: Ich werde bei den nächsten Rednern etwas früher abläuten. Wenn die Redezeit jetzt nicht punktgenau eingehalten wird, wird auch die Runde Landwirtschaft außerhalb der Fern­sehübertragungszeit liegen, weil wir sehr knapp mit der Zeit sind. (Abg. Ing. Westen­thaler: Das Fernsehparlament!) Ich bitte Sie daher dringend, die Zeit einzuhalten.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.17.00

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Die Be­deutung der Wissenschaftspolitik geht ja weit darüber hinaus, die Arbeitsbedingungen von Lehrenden und Lernenden an den österreichischen Hochschulen weiter zu verbes­sern. Vor diesem Hintergrund wollen wir in den nächsten Jahren besondere Anstren­gungen unternehmen, die Chancen Österreichs als Wissenschaftsstandort und als For­schungsstandort zu verbessern, weil wir wissen, dass das eine wesentliche Grundlage für die Chancen Österreichs, für die Entwicklung Österreichs als Wirtschaftsstandort in den nächsten Jahren sein wird und damit auch einen wesentlichen Beitrag für die Ent­wicklung des allgemeinen Wohlstands in unserem Land leisten wird.

Vor diesem Hintergrund ist es uns sehr wichtig – der Herr Bundesminister hat es schon betont –, in den nächsten Jahren auch dazu beizutragen, die Akademikerquote weiter anzuheben. Daher war es meiner Fraktion wichtig, in den Verhandlungen darauf zu be­stehen, durchzusetzen und zu gewährleisten, dass in Österreich der freie Hochschul­zugang auch weiterhin bestehen bleibt.

Das heißt einerseits, dass die Studiengebühren, die wir hier im Hohen Haus vor den Wahlen gemeinsam abgeschafft haben, abgeschafft bleiben. Es geht aber nicht nur da­rum, den gebührenfreien Zugang zu den Hochschulen zu erhalten, sondern es geht auch darum, für die Studierenden einen fairen, offenen Zugang zu den Hochschulen aufrechtzuerhalten. Daher wollen wir in den nächsten Jahren für mehr Transparenz und Fairness am Studienbeginn sorgen.

Sie wissen vermutlich, dass es an den Hochschulen zunehmend die Praxis gibt, am Anfang Knock-out-Prüfungen durchzuführen, im Zuge derer ein Großteil der Studienan­fänger nach undurchsichtigen Kriterien ausgesiebt wird. Das ist nicht in unserem Sin­ne. Wir wollen stattdessen Einstiegshilfen für die Studierenden schaffen, indem wir die Universitäten dazu verpflichten, den Studierenden Einstiegs- und Orientierungsphasen anzubieten.

Wir wollen mehr Geld für die Universitäten; wir wollen die Studienbedingungen verbes­sern; wir wollen das Ziel, 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Wissenschaft zur Verfügung zu stellen, schrittweise erreichen; wir wollen die Rahmenbedingungen für die Studierenden verbessern; und es soll eine bessere Betreuungsrelation zwischen Lehrenden und Lernenden an den Universitäten geben.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 126

Wir wollen mehr Studienplätze für Medizin, Zahnmedizin und Psychologie schaffen, und wir wollen – das ist besonders wichtig! – mehr Studienplätze an den Fachhoch­schulen schaffen und da besonders die berufsbegleitenden Studiengänge besser aus­statten und besser dotieren. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Die Frauenförderung ist uns auch ein wichtiges Anliegen und viele andere Punkte, zu denen ich nicht mehr komme. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit im Hause.

Besonders in Bildungsfragen gibt es ja immer ein sehr ...

16.20


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete, ich muss Sie unterbrechen.

(Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Steibl für die das Rednerpult verlassende Abg. Mag. Kuntzl.)

Frau Abgeordnete Dr. Karl ist die nächste Rednerin. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.20.19

Abgeordnete Mag. Dr. Beatrix Karl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Re­gierungsmitglieder! Hohes Haus! Die ÖVP will die Menschen als die Chancenträger der Zukunft in den Mittelpunkt stellen. Diese grundlegende Position spiegelt sich auch im Kapitel „Wissenschaft und Forschung“ des Regierungsprogramms wider. Wir sehen al­le Angehörigen der österreichischen Universitäten und Fachhochschulen als Chancen­träger der Zukunft und wollen sie dabei bestmöglich unterstützen und fördern.

Das vorliegende Regierungsprogramm eröffnet den österreichischen Hochschulange­hörigen etwa durch hohe Qualitätsstandards, durch die Förderung von Mobilität, inter­nationaler Vernetzung und Exzellenz große Chancen. Auslandserfahrung und interna­tionale Vernetzung in Forschung und Wissenschaft sind bedeutende Erfolgsfaktoren, die wir für unsere Universitäten und Hochschulen in Zukunft noch besser nutzen wol­len. Dies wird sowohl den individuellen Karrierewegen als auch dem Wissenschafts- und Forschungsstandort generell zugutekommen.

Chancen eröffnen bedeutet für uns aber auch neue Karrierewege zu ermöglichen. Dies soll durch den Universitäten-Kollektivvertrag geschehen. Dementsprechend ist im Re­gierungsprogramm festgeschrieben, dass für eine ausreichende und nachhaltige Dotie­rung für die Umsetzung dieses Kollektivsvertrags gesorgt wird. Ausdrücklich festgelegt ist auch die Förderung junger Wissenschafter und Wissenschafterinnen sowie die För­derung von Frauen im gesamten Ausbildungs- und Berufsverlauf im gesamten Wissen­schaftsbereich. Konkret geht es dabei jetzt um die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, aber auch um die Entwicklung und Förderung neuer Karrieremodelle in Wissenschaft und Forschung.

Chancen eröffnen sich auch durch die im Regierungsprogramm festgelegten konkreten Maßnahmen zur Erhöhung der Absolventen- und Absolventinnenquote und auch der Erfolgsquote. Dazu dient zum Beispiel die aktive Unterstützung Studienwilliger bei der individuellen Studienwahlentscheidung. Erwähnt sei schließlich das klare Bekenntnis zur Ermöglichung berufsbegleitenden Studierens.

Diesen Maßnahmen würde es zugutekommen, wenn am 24. September dieses Jahres die Studiengebühren nicht abgeschafft worden wären. Dann könnten nämlich allein für das Jahr 2009 150 Millionen € nicht als bloßer Ersatz für die entfallenen Studiengebüh­ren, sondern als zusätzliche Mittel an die Universitäten geleistet werden. Es ist daher zynisch, Herr Kollege Grünewald, wenn Sie in Ihrer gestrigen Presseaussendung die schlechte budgetäre Lage der Universitäten beklagen. (Abg. Dr. Grünewald: Träumen Sie? – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Einerseits beklagen Sie das, andererseits haben Sie aber für die Abschaffung der Stu­diengebühren gestimmt. Wäre es nicht zur Abschaffung der Studiengebühren gekom-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 127

men, müssten Sie sich um die budgetäre Situation der Universitäten weit weniger Sor­gen machen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.23


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Graf zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.23.33

Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Damen und Herren der Bundesregierung! Sehr geehrter Herr Justizminister Hahn! Ich beschäftige mich jetzt in aller Kürze mit dem Kapitel Wissenschaft und möchte Folgendes feststellen: Die Universitäten, die Hochschulen und der gesamte wissenschaftliche Bereich, insbesondere der Forschungs- und industrienahe For­schungsbereich brauchen in Österreich eines: Sicherheit, Verbindlichkeit und Be­stimmtheit. Das ist leider in den 15 Seiten des Regierungsprogramms – ich habe es hier, es sind nicht mehr –, die sich mit diesen Themen befassen, nicht erkennbar. Zwei Seiten sind überhaupt nur allgemeine Einleitung, bleiben 13 Seiten übrig.

Dort geht es die ganze Zeit, in jedem Absatz, mehrfach so: soll geprüft werden, soll evaluiert werden, soll verbessert werden, soll gefördert werden, soll eine Expertengrup­pe eingesetzt werden, soll vertieft und ausgebaut werden, soll weiterentwickelt werden, soll vorangetrieben werden, soll unterstützt werden, soll fortgesetzt werden. – Lauter „soll“.

Warum nie „ist“? Warum kein Zeitplan? Warum keine Daten, wann was passiert? Das ist überhaupt nicht vorhanden! Es ist unverbindlich, unbestimmt und dauert noch dazu fünf Jahre. Mir graut davor.

Das Einzige, was neu ist – und da sei dem Vizekanzler gedankt, der beste Beziehun­gen zum niederösterreichischen Landeshauptmann hat –, ist, dass die Donau-Universi­tät Krems als neue Universität in das UG 2002 eingliedert werden soll, damit man von dem Gesamtbudget der Universitäten in Zukunft einen Teil abbekommt. Danke an Nie­derösterreich!

Ich sage: Wir brauchen nicht zusätzliche öffentlich-rechtliche Universitäten, sondern wir brauchen gut funktionierende öffentlich-rechtliche Universitäten. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist nichts Konkretes drinnen, außer dort, wo Budgetvorbehalte gesetzt wurden: beim Kollektivvertrag zum Beispiel oder bei der Fachhochschuloffensive. Ansonsten ist kein einziger Betrag festgesetzt.

Übrigens, Herr Justizminister Hahn, das Wissenschaftskapitel ist das einzige Kapitel von allen Kapiteln, die Sie in diesem Regierungsprogramm durchforsten können, wo keine einzige pekunäre Zahl steht, also nie über Euro-Beträge geredet wird. Das ist eigentlich fahrlässig – abgesehen davon, dass das mit den 150 Millionen € entfallener Studienbeiträge nicht stimmt, aber das werden wir Ihnen auch noch erklären, denn es wurden ja bis jetzt aus budgetärer Sicht auch 35 Millionen im Wege der Studienbeihilfe ersetzt; ungefähr 30 Prozent der Studierenden zahlen weiter und auch ausländische Studierende zahlen weiter. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Das heißt also mit einem Satz: Sie bleiben allgemein, sagen am Schluss noch, Sie hof­fen, es gelingt Ihnen etwas. – Hoffnung ist bei so vielen Solls schon ein gutes Prinzip. Ich kann nicht erkennen, dass Sie bis jetzt etwas Gutes bewirkt haben. Ich hoffe aber, es wird besser. (Beifall bei der FPÖ.)

16.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Widmann. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 128

16.26.48

Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Hohes Haus! Erlauben Sie mir, mich mit dem Kapitel Energiepolitik dieser Regierung ausein­anderzusetzen. Dieses Kapitel ist an sich ein Zukunftsthema, vernetzt mit der Klimapo­litik, mit der Nachhaltigkeitspolitik, zeigt uns aber, dass diese Regierung nicht in der La­ge ist, diesem gerecht zu werden.

Das Regierungsprogramm begnügt sich mit Allgemeinaussagen: Die Energie muss ef­fizient sein, sie muss erneuerbar sein, sie muss innovativ sein!, aber es gibt keine kon­kreten Absichtserklärungen, es gibt keine konkreten Ziele, etwa bei neuen Biomasse­anlagen – wie viele werden wir bekommen? –, bei der Steigerung der Energieeffizienz in Prozentzahlen, bei der generellen Effizienzsteigerung für den Energieeinsatz in Ös­terreich. Es gibt auch keine Angaben darüber, wie viele fossile Anlagen wir in Öster­reich einsparen wollen. Man findet keine einzige Zahl dazu in diesem Regierungspro­gramm. Es liest sich wie ein Lehrbuch von vor 15 Jahren von der Universität. (Beifall beim BZÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Das dürfte auch der Grund dafür sein – diese In­haltsleere zieht sich ja wie ein rot-schwarzer Faden durch das Regierungsprogramm –, dass es hier kein Inhaltsverzeichnis gibt. Haben Sie das schon gesehen? Es gibt in diesem Programm kein Inhaltsverzeichnis, weil es inhaltsleer ist!

Ich darf aber auch zu aktuellen Themen kommen, zu Versäumnissen der letzten bezie­hungsweise der jetzigen Regierung. Denken wir an das Ökostromgesetz! Es harrt in Brüssel der Notifikation. Es wäre notwendig, dass der Herr Wirtschaftsminister einen Brief schreibt, um die Notifikation endlich vonstatten gehen zu lassen, weil die Unter­nehmer darauf warten, in Ökostromanlagen investieren zu können. 3,8 Milliarden wä­ren bis zum Jahr 2015 möglich.

Dasselbe gilt für die Ökostromverordnung. Bis 31. Dezember existiert die bestehende Verordnung, dann ist es aus. Auch da wollen die Unternehmer Sicherheit haben. Ich frage mich, warum in Zeiten der Wirtschaftskrise der Wirtschaftsminister nicht eine Ver­ordnung schafft, um auch da in Zukunft investieren zu können. Ein Wirtschaftsminister als Wirtschaftsbremse? (Beifall beim BZÖ.)

Und zuletzt Temelín und EURATOM. Nehmen Sie heute die Gelegenheit wahr: Unter­stützen Sie die Anträge des BZÖ auf eine Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik zur Umsetzung des Melker Prozesses, zur Sicherheitsnachrüstung, und neh­men Sie auch die Gelegenheit wahr, heute mit uns bezüglich EURATOM mitzustim­men, dass wir in Zukunft nicht 40 Millionen € jährlich in die europäische Atomlobby in­vestieren, sondern in unsere erneuerbaren Energien.

Dazu bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Widmann, Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um einen sofortigen Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag zu veranlassen. Die frei werdenden finanziellen Mittel sollen als Konjunkturbelebung in den Ausbau von er­neuerbaren Energien investiert werden.“

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 129

Sehr geehrte Damen und Herren, unterstützen Sie die erneuerbaren Energien und sa­gen Sie stopp zur freien Fahrt der Atomkraft in Europa und in Österreich! – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

16.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Widmann, Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag

eingebracht im Zuge der Debatte zur Regierungserklärung

Im Regierungsprogramm für die XXIV. GP ist auf Seite 79 festgehalten, dass die öster­reichische Bundesregierung weiterhin daran festhält, dass die Kernenergie weder eine nachhaltige Form der Energieversorgung, noch eine tragfähige Option zur Bekämpfung des Klimawandels darstellt. Trotzdem subventioniert Österreich die Atomenergie mit jährlichen Zahlungen in Millionenhöhe im Zuge des 7. Rahmenforschungsprogramm. Indirekt wird dadurch auch die Errichtung und Modernisierung und der Ausbau von AKWs finanziert (Temelín, Mochovce, Bohunice, Krsko)

Ferner steht im Regierungsprogramm: „Die Bundesregierung wird ihre Bemühungen im Hinblick auf eine Reform des EURATOM-Vertrages fortsetzen, insbesondere um den Förderzweck zu eliminieren, den Schutzzweck auszubauen, einen fairen Wettbewerb der Energieträger herzustellen und die Entscheidungsprozesse zu demokratisieren.“

Dass die Absichten bezüglich Reform des Vertrags einem Lippenbekenntnis entspre­chen ist offensichtlich, da alle Mitgliedsstaaten der EU (Vertragspartner) dafür stimmen müssten. Dies erscheint quasi unmöglich, wenn man einen Blick auf die Länder Euro­pas wirft, die sich klar für die Atomenergie aussprechen, so zum Beispiel einige Nach­barländer Österreichs. Das sollte generell bekannt sein.

Tatsächlich demokratisch wäre es, jenen 78 Prozent der Bevölkerung („market“-Umfra­ge) nachzukommen, die einen EURATOM-Ausstieg fordern, ebenso, wie diverse Orga­nisationen (Umweltdachverband, Global2000, atomstopp, ...) und alle Bundesländer, außer das Burgenland, die jeweils eine Landesresolution für den Ausstieg beschlossen haben. Die Bundesregierung hat erneut die Chance zu beweisen, dass ihre Verspre­chungen nicht nur leere Worte enthalten und sie sich an ihr eigenes Regierungspro­gramm hält.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um einen sofortigen Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag zu veranlassen. Die frei wer­denden finanziellen Mittel sollen als Konjunkturbelebung in den Ausbau von erneuerba­ren Energien investiert werden.“

*****

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 130

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Grünewald gelangt als nächster Redner zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.30.01

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ge­schätzte Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Liebe Kollegin Karl, Sie wissen, dass For­schung und Wissenschaft der Wahrheit dienen sollen. – Viel habe ich bis jetzt in die­sem Regierungsprogramm aber nicht davon gefunden. Ich muss sagen, Abgeordnete – wie das heute Vormittag geschehen ist – treffsicher in die Lage zu versetzen, zwischen Panda- und Koalabären zu unterscheiden, ist mir als Bildungs- und Forschungsziel zu wenig. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Dr. Graf.)

Da hier von Qualität, von Rankings, von Nachwuchsförderung gesprochen wird: Lesen Sie doch bitte einmal, was darüber im Regierungsprogramm steht! Jeder Mensch, der sich heute auf das Abenteuer Wissenschaft und Forschung einlässt, ist de facto dazu gezwungen, ein Gelöbnis zu Armut und zu zölibatärem Leben abzulegen! Das ist die reale Perspektive!

Sie von SPÖ und ÖVP reden von Qualität, aber: Wissen Sie denn nicht, wie Qualität entsteht? Wenn schon Rankings, dann auch eines, was die Unterdotierung der Univer­sitäten betrifft: zu wenige Studierende, zu hohe soziale Selektion, zu schlechte Betreu­ungsverhältnisse! Österreich liegt da auf Platz 17 – und das bei 18 Ländern!

Ich möchte ganz gerne einmal ein Ranking von Regierungen und Wissenschaftsminis­terien zur Dotierung der Universitäten haben. Sie, Herr Bundesminister Hahn, sind für das Umfeld Forschung verantwortlich, Sie sind dafür verantwortlich, ob junge Leute an die Universität gehen und wie sie gebildet werden können.

Wenn Sie, Herr Dr. Hahn, sagen, Sie seien ein einsamer Rufer in der „Wüste“, in der Regierung, und zwar bei Rot und Schwarz, dann sind Sie entweder in der falschen Re­gierung – oder Sie rufen zu leise.

Die Regierung hat sich den Schwerpunkt gesetzt: Bildung und Forschung mit hohen Renditen für den Staat und für die Bevölkerung. Ich habe allerdings noch nie gesehen, dass man bei Schwerpunkten, die man sich selbst setzt, spart! Diese „Logik“ wird an Philosophischen Fakultäten nach meinem Wissensstand jedenfalls nicht gelehrt.

Zu positiven Dingen, die auch enthalten sind und die einmal beschlossen wurden – Kollege Cap hat uns ja den Tipp gegeben, zu sagen, was man haben möchte –: Ich will das, was ich mit Ihnen und anderen Oppositionsparteien beschlossen habe, umgesetzt sehen, da gibt es auch ganz klare Budgetpfade. – Einen solchen haben Sie aber jetzt nicht. Sie finanzieren Ihre Slogans mit null! „Moderate Erhöhung“ nennen Sie das.

In Ihrem Regierungsprogramm sind so viele Kreuzerl und Sternchen zu sehen, die alle bedeuten: „je nach finanzieller Bedeckbarkeit oder Alternativen“, sodass ein griechi­sches Orakel mehr Verbindlichkeit aufweist als das Kapitel Wissenschaft und For­schung, das die Universitäten umfasst, in Ihrem Programm. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der FPÖ.)

16.32


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Bundesminister Stö­ger. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.32.52

Bundesminister für Gesundheit, Familie und Jugend Alois Stöger: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen in der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Die neue österreichische Bundesregierung hat sich vorgenommen, die Menschen dieses Landes in den Mittelpunkt ihres Han­delns zu stellen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 131

Bundeskanzler Werner Faymann hat in seiner Regierungserklärung klargemacht, dass die Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise eine zentrale Aufgabe sein wird. Für das Gesundheitssystem bedeuten wirtschaftlich schlechtere Zeiten einen Rückgang der Beiträge der Versicherten, was geringere Einnahmen in den Krankenkassen und in der Folge auch geringere Einnahmen in der Krankenanstaltenfinanzierung befürchten lässt.

So, wie sich die gesamte Bundesregierung dem Ziel widmen wird, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise abzumildern, werde ich als Gesundheitsminister dafür eintreten, die Leistungsfähigkeit und Finanzierbarkeit des österreichischen Gesundheitssystems zu erhalten und auch auszubauen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich habe gelernt, dass es im Gesundheitswesen zwei zentrale Erfolgsfaktoren gibt. Erstens: offene und faire Zusammenarbeit mit allen zentralen Partnern. Diese Zusam­menarbeit bedeutet weder, dass man immer einer Meinung sein muss, noch, dass die Rollen oder gar die Verantwortung getauscht werden können. Ich bin aber zutiefst da­von überzeugt, dass man auf Basis gemeinsamer Ziele weiterkommt und dass man Ziele im Einzelfall auch ausstreiten muss.

Zweitens muss man im Gesundheitswesen bereit sein, genau hinzusehen. Man muss sich auf die Komplexität dieses wichtigen Bereichs einlassen; wir sprechen ja von einem Zehntel unserer Volkswirtschaft und von Gesundheitsleistungen. Einfache Ant­worten und einfache Lösungen auf komplexe Fragen gibt es nicht – und schon gar nicht im Gesundheitswesen.

Ich bekenne mich zu Zusammenarbeit und Gemeinsamkeit, und nur dann, wenn alle Partner des Systems – die Ärztinnen und Ärzte, die Krankenpflegerinnen und Kranken­pfleger, die Länder, die Krankenversicherungsträger, aber auch der Gesundheitsminis­ter und alle anderen Beschäftigten – konstruktiv zusammenwirken, wird es gelingen, Reformen zu erarbeiten, die bei den Menschen auch tatsächlich ankommen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich plädiere daher für einen wertschätzenden Umgang mit allen Beteiligten auf Grund­lage gemeinsamer Ziele, für ein Bekenntnis zur patientenorientierten Qualität. Das be­deutet, Strukturen zu schaffen, wonach Entscheidung und Verantwortung zusammen­fallen und auch wahrgenommen werden. Transparenz, Benchmarking, das Lernen von anderen und Wettbewerb in Form von Vergleichbarkeit können die Entscheidungsträ­ger befähigen, effizient, effektiv und patientenorientiert zu wirtschaften.

Ich trete dafür ein, dass wir eine sichere Gesundheitsversorgung und einen gleichen Zugang zu spitzenmedizinischen Leistungen haben. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Eine wichtige Aufgabe wird sein, die Finanzierung der Gebiets­krankenkassen sicherzustellen. Diese Bundesregierung bekennt sich dazu.

Ich lade Sie ein, den Weg einer sachorientierten und konstruktiven Gesundheitspolitik mitzugehen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.36


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dr. Oberhauser zu Wort. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.36.52

Abgeordnete Dr. Sabine Oberhauser (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, uns alle hier eint eines: dass wir unser gutes Gesundheitssystem nicht nur erhalten, sondern auch weiter aus­bauen wollen. Im Regierungsprogramm findet sich auch ein klares Bekenntnis, dass der Staat seine Aufgabe in der Gesundheitsversorgung nicht abgibt, sondern auch wei­terhin wahrnimmt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 132

Es gibt weiters ein klares Bekenntnis zur solidarischen Finanzierung und ein klares Be­kenntnis dazu, dass Patientinnen und Patienten nicht die Leidtragenden eines Systems sein sollen. Das heißt, dass der Weg der Beschränkung von Selbstbehalten, der mit der letzten Bundesregierung begonnen wurde, auch in dieser Legislaturperiode fortge­setzt wird.

Wir alle sind uns, wie ich meine, im Klaren darüber, dass der „beste Patient“ derjenige ist, der erst gar keiner wird. Das heißt, dem Kapitel „Prävention und Gesundheitsförde­rung“ ist in diesem Regierungsprogramm ein breiter Teil gewidmet, und zwar begin­nend mit dem bereits bestehenden Projekt „Gesunde Schule“ bis hin zum Projekt einer Förderung von erwerbstätigen Jugendlichen in ihrer Gesundheitsversorgung. Wir alle wissen, dass es gerade bei dieser Gruppe von Jugendlichen schlechte Gesundheitsda­ten gibt und es da daher einiges zu investieren gilt.

Kommunikation ist, Bundesminister Alois Stöger hat das ja auch hier gesagt, im Ge­sundheitswesen eines der wichtigsten Dinge. Ich schätze Alois Stöger sehr und hoffe daher, dass uns die Kommunikation mit allen Betroffenen im System vor dem Schei­tern einer Gesundheitsreform, wie wir es das letzte Mal erlebt haben, in dieser Legisla­turperiode bewahren wird. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Prinz.)

16.38


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dona­bauer. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.38.34

Abgeordneter Karl Donabauer (ÖVP): Frau Präsident! Meine Damen und Herren vor den Fernsehapparaten! Hohes Haus! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Es wurde heute sehr oft gefragt, warum sich denn die ÖVP an dieser Regierung beteiligt. – Die Antwort: Es ist notwendig, dass jemand für unser Land arbeitet. Es gibt so viele Par­teien, die sich nur in Opposition begeben und von dieser Position aus den Besserwis­ser spielen. (Ironische Heiterkeit bei den Grünen.) Das wird nicht gut gehen, denn wir brauchen Menschen, die handeln! (Beifall bei der ÖVP.)

Gerade im Gesundheitsbereich wird es notwendig sein, die begonnene Arbeit fortzu­setzen. Dass das Gesundheitsreformpaket gescheitert ist, lag auch an mangelnder Kommunikation. Das müssen wir in Zukunft besser machen. Wir sind den Bürgerinnen und Bürgern in allen Bereichen verpflichtet.

Meiner Vorrednerin stimme ich zu, dass im Gesundheitsbereich der Prävention breite­rer Raum gegeben werden muss. Ich glaube, dass wir endlich beginnen müssen, eine Antwort auf die demographische Entwicklung zu finden. Es gibt eben eine höhere Le­benserwartung, und da braucht es natürlich gerade im Gesundheitsbereich eine klare Antwort.

Wir müssen auch danach trachten – Herr Minister Stöger, Sie haben ja sehr deutlich gesagt, dass Sie bereit sind zum Dialog, zur Diskussion mit den Gebietskörperschaf­ten –, Doppelgleisigkeiten, die wir auf breiter Ebene immer wieder vorfinden und die uns viel Geld kosten, in vernünftiger Art und Weise zu beseitigen.

Wenn heute in den Sozialversicherungen und in den Krankenkassen Geld gebraucht wird, dann wird es – dafür hat sich diese Bundesregierung ausgesprochen – auch Geld geben. Aber vorweg muss auch eigene Arbeit geleistet werden, Selbstverantwortung wahrgenommen und Selbsthilfe angewendet werden. Es wird nicht angehen, dass man nur nach dem Staat ruft, aber selbst nichts verändert.

In dieser Regierungserklärung sind die Themen noch nicht aufgeschlüsselt, und ich denke, Herr Minister, wir werden uns dazu durchringen müssen, auch über Strukturfra­gen zu reden. Dazu ist es höchst an der Zeit. Ich glaube nicht, dass wir Selbstbehalte


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 133

für alle Zeiten aus der Diskussion nehmen sollten. Wir werden sie diskutieren müssen. (Aha-Rufe beim BZÖ.) Moment! Wir können sie ruhig abschaffen, aber dann bitte bei allen Versicherten. Das ist eine ganz wichtige Botschaft, die ich am heutigen Tage hier transportieren möchte! (Beifall bei der ÖVP.)

16.40


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Bela­kowitsch-Jenewein. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.40.52

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Nach dem, was mein Vorredner jetzt gesagt hat, ist es ganz offensichtlich: Die ÖVP möchte die Selbstbehalte wieder einführen. Sie möchte sie verstärken. Das hat sie ja schon vor der Wahl angekündigt. Sie würde es schon jetzt gerne machen. Das alles lässt ja dieses Regierungsprogramm offen. Es steht ja nichts Konkretes drinnen, es sind lediglich Absichtserklärungen enthalten. Es ist ein „Friedhof“ der Überschriften, der da zu finden ist. Wie gesagt, es steht überhaupt nichts Konkretes drinnen.

Eine einzige konkrete Maßnahme gibt es da – und die haben Sie, Herr Bundesminister, jetzt in Ihrer Erklärung sozusagen ausgespart –, und zwar ist jetzt auch noch ein Angriff auf die Apothekerschaft geplant, indem Sie die freien Apotheken zusperren wollen, in­dem Sie von den Sozialversicherungsträgern die Medikamente direkt an die Patienten liefern wollen. Wie Sie sich das vorstellen, haben Sie nicht geschrieben. Wie sollen dann die Medikamente, wenn irgendwann die Post überhaupt nicht mehr existiert, zu den Patienten kommen?

Das bedeutet das Ende der freien Apotheken. Das ist der nächste Anschlag! Nachdem Sie im Frühsommer versucht haben, die niedergelassenen Ärzte wirtschaftlich zu rui­nieren, versuchen Sie es jetzt bei den Apothekern. Damit schaffen Sie im Gesundheits­system ein weiteres Problem. (Beifall bei der FPÖ.)

Nächster Punkt: In Ihrem „Friedhof“ der Schlagwörter habe ich schon erkannt, wie Sie mit dem e-card-Missbrauch umgehen. Ich anerkenne, dass Sie jetzt immerhin sagen, dass es ihn gibt. Aber wenn im Regierungsprogramm steht, die Identifizierung der Pa­tienten müsse von den Partnern gemacht werden, weil Sie sich da vom Hauptverband wieder sozusagen ans Gängelband haben nehmen lassen und weil der Vorschlag mit dem Foto auf der e-card jetzt vom Tisch ist, dann ist es halt ein bisschen schwierig, Ih­nen zu glauben, wenn Sie sagen, es gibt eine Anwendungskontrolle, Auffälligkeiten sind vom Krankenversicherungsträger zu prüfen und Maßnahmen gegen missbräuchli­che Verwendung sind zu setzen. No na net! Dafür braucht es kein Regierungspro­gramm. Ich denke, es ist geltendes Recht in Österreich, dass Versicherungsmiss­brauch geahndet wird. (Beifall bei der FPÖ.)

16.42


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Spadiut ist der nächste Redner. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.42.53

Abgeordneter Dr. Wolfgang Spadiut (BZÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Im neu­en Regierungsprogramm umfasst die Gesundheits- und Kassenreform gerade einmal sieben Seiten. Darin ist nicht zu erkennen, welche Richtung das System in Zukunft ein­schlagen soll. Es ist von nicht näher definierten Reformen die Rede, von einer Ent­schuldung der Krankenkasse mit einer Finanzspritze von 450 Millionen €, aber sonst sind keine Reformpläne erkennbar, wie die bestehenden Engpässe der Krankenkassen beseitigt werden sollen. (Beifall beim BZÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 134

Der Herr Gesundheitsminister hat bei einer Podiumsdiskussion am 13. November die­ses Jahres im Haus der Industrie – damals noch in der Funktion des Obmanns der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse – erklärt, er gäbe nur so viel Geld aus, wie er einnehme. Das ist eine durchaus selbstverständliche Handlungsweise. Nur: Was be­deutet das für die Krankenkassen? – Für die Krankenkassen bedeutet das eine Anhe­bung der Beiträge und eine Einschränkung der Versorgung mit hochwirksamen, best­wirksamen und hochwertigen Medikamenten. – So geht das nicht mit uns, Herr Ge­sundheitsminister! (Beifall beim BZÖ.)

In Oberösterreich wird den Ärzten ein gewisses Einkommen über Jahre hinaus garan­tiert, wenn Sie billigere und weniger Medikamente verschreiben. Das ist eine wirklich sehr fragwürdige Vorgangsweise! Für das Defizit kann man nicht den Medikamenten­aufwand und die medizinische Versorgung verantwortlich machen. Verantwortlich ge­macht werden muss für das Defizit einzig und allein der aufgeblasene Verwaltungs­apparat der Krankenkassen! (Beifall beim BZÖ.)

Wir fordern daher: Sicherstellung der Krankenkassa, Sicherstellung der Medikamen­tenversorgung der Beitragszahler, Zusammenlegung der Krankenversicherungsträ­ger – eine Kasse pro Bundesland –, einheitliche Leistungskataloge, eine zentrale Ver­rechnungsstelle, Abbau der Bürokratie und dadurch Einsparung von Milliarden an Euro.

Wir sagen ja zur Gesundheitsreform, wir sagen ja zur Sanierung der Krankenkassen – aber nein zu einer Mehrbelastung der Steuer- und Beitragszahler! (Beifall und Bravo­rufe beim BZÖ.)

16.45


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Öllinger zu Wort. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.45.16

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister Stöger, Sie sind entweder ein sehr mutiger oder ein sehr leichtsinniger Mensch (Ruf bei der SPÖ: Mutig!), wenn Sie sich angesichts der Geschichte der Ge­sundheitsminister in der Zweiten Republik, aber auch angesichts Ihrer eigenen Einstel­lung zu den geplanten Reformen auf diesen Job einlassen. Sei’s drum!

Wenn Sie mit uns einer Meinung sind, Herr Bundesminister, dass es notwendig ist, im Interesse einer höheren Gesundheit, im Interesse einer besseren Versorgung von kranken Menschen Reformen durchzuführen, dann sind wir bei Ihnen.

Ich sage Ihnen: Das ist genau der Punkt, der unter den Zielen, die im Kapitel Gesund­heit angeführt werden, falsch definiert wird, denn da heißt es nämlich: Im Mittelpunkt der Gesundheitspolitik der Bundesregierung steht der Bedarf der PatientInnen.

Falsch! Im Mittelpunkt müssten stehen die möglichst hohe Gesundheit und natürlich auch die möglichst hohe und optimale Versorgung von kranken Menschen. Und es müsste dann auch dabeistehen, was man tut, um eine möglichst hohe Gesundheit der Menschen zu erreichen. Man müsste Ziele vorgeben! Beispielsweise bei den Erkran­kungen des Bewegungsapparates: Reduktion, sagen wir einmal, um 10 Prozent. Kon­krete Ziele müssten vorgegeben werden, an denen wir und die Menschen die Gesund­heitspolitik in diesem Land messen können.

Es heißt weiters in Ihrem Papier: Die Entwicklung hin zu einer Zwei-Klassen-Medizin ist zu verhindern. – Unrealistisch, denn wir haben sie schon! Wir haben bereits eine Mehr­klassenmedizin. Aber wir erwarten von Ihnen, Herr Bundesminister, dass die medizini­sche Versorgung für alle Menschen – egal, ob sie in der Stadt oder auf dem Land le-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 135

ben, ob sie viel Geld oder wenig Geld haben – die gleiche optimale Qualität und eine möglichst hohe Gesundheit bedeutet. Wenn Sie das tun, dann sind wir bei Ihnen! (Bei­fall bei den Grünen.)

16.47


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich. – Bitte.

 


16.47.26

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Land- und Forstwirtschaft, der Klimaschutz und der Umwelt­schutz sind zentrale Schwerpunkte dieses Regierungsprogramms. Das ist auch be­rechtigt, weil das wichtige Anliegen sind, die letztendlich die Lebensgrundlagen unserer Gesellschaft schaffen.

Ich bin daher froh darüber und freue mich, dass ich mit dem Lebensministerium ein starkes Ressort übernehme, das Josef Pröll in der Vergangenheit geprägt hat, das aber auch Männer wie Willi Molterer und seine Vorgänger stark gestaltet haben. Mein Ziel ist es, dass wir diese begonnene Politik konsequent weiterentwickeln.

Klare Ziele meinerseits und die der Bundesregierung sind: vorrangig den heimischen Bäuerinnen und Bauern Zukunftsmöglichkeiten zu sichern; Chancen im ländlichen Raum zu eröffnen, aber auch zufriedene Konsumentinnen und Konsumenten zu ha­ben, die den Wert einer hochqualitativen heimischen Lebensmittelproduktion erkennen; Sicherung und Steigerung der Lebensqualität im Land, und zwar nicht nur im ländli­chen Raum, sondern auch für die städtische Bevölkerung; Sicherung unserer natürli­chen Lebensgrundlagen, Boden, Luft und Wasser, im Sinne unserer Gesellschaft; letzt­endlich auch der Schutz vor Naturgefahren – die Hochwässer haben es gezeigt –, der ein vorrangiges Thema in meinem Ressort und eine Herausforderung darstellt.

Wie kein anderes Land hat Österreich eine bäuerlich strukturierte ökologische Land­wirtschaft. Hinzu kommt, dass zirka 66 Prozent der Betriebe im Bergbauerngebiet oder im benachteiligten Gebiet wirtschaften. Das bedeutet strukturelle Nachteile. Diese Be­triebe können nicht im internationalen Wettbewerb bestehen, wenn wir sie dem freien Markt ausliefern und wenn wir ihnen keine Unterstützung geben. Daher müssen wir uns den Herausforderungen stellen.

Der Health Check, der Gesundheitscheck, in der Europäischen Union ist ausverhan­delt. Es geht darum, dass sich diese Bundesregierung klar bekennt zum Milchstandort Österreich, dass wir weiterhin insbesondere jene Betriebe unterstützen, die im Berg­bauerngebiet, im benachteiligten Gebiet Milch produzieren, auch wenn die Milchquote ausläuft. Das kann nur über ein System von Bezuschussung und Unterstützung gehen. Das ist gerade in strukturschwachen Gebieten notwendig. (Beifall bei der ÖVP.)

Es geht aber auch um die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Landwirtschafts­betriebe insgesamt, und daher brauchen wir auch die Unterstützung der Betriebe in Gunstlagen, denn wir treffen uns auf Weltmärkten, und wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe, die für eine gesicherte Le­bensmittelversorgung in Österreich sorgen, nicht unterstützen, dann kommen wir ins Hintertreffen. Stichworte: Erhöhung der Mineralölsteuer-Rückvergütung, Agrardiesel und andere Dinge mehr. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ist uns daher ein zentrales Anliegen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist auch wichtig, dass wir uns jetzt schon der Diskussion für die Zeit nach 2013 stel­len, nämlich der Diskussion über die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union. Wir werden diese Diskussion jetzt schon beginnen, sagt die


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Bundesregierung und bekennt sich klar zur ersten Säule der Agrarpolitik mit dem Sys­tem von Direktzahlungen als Grundabsicherung für die Betriebe und zu einer Weiter­entwicklung der zweiten Säule der Agrarpolitik, nämlich der ländlichen Entwicklung, auf die wir sehr stark setzen, wo es Leistungsabgeltungen für Öko-Leistungen der Bauern gibt, aber auch Investitionsförderung und Wettbewerbsstärkung der Betriebe.

Die Bundesregierung unterstützt das Anliegen der Ausfinanzierung der Programme für die ländliche Entwicklung. Viele andere Dinge könnte ich noch aufzählen, etwa das kla­re Bekenntnis zum GVO-freien Anbau. Österreich war diesbezüglich Vorbild und wird es auch weiterhin sein. Stichworte: biologische Landwirtschaft, Bioenergie und Umwelt­schutz.

Abschließend: Es startet gerade die große UNO-Klimakonferenz in Polen. Wir werden alles daransetzen, dass wir dort die ehrgeizigen Klimaschutzziele erreichen. Das geht aber nur dann, wenn es eine nationale Kraftanstrengung gibt, denn der Umweltminister allein kann das nicht machen. Das müssen wir alle tun: Bund, Länder und Gemein­den. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.51


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Gaßner zu Wort. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.51.19

Abgeordneter Mag. Kurt Gaßner (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Herr Landwirtschaftsminister, ich habe Ihren Erläuterungen, Ihren Ausführungen genau zugehört und ich unterstreiche grundsätzlich all das, was Sie hier gesagt haben. (Demonstrativer Beifall bei der ÖVP.)

Der Bereich, in dem wir zusammenarbeiten, ist ein höchst spannender. Er reicht von der Erzeugung gesunder Lebensmittel bis hin zum Schutz vor Naturgefahren. Sie ha­ben da eine große Palette aufgezählt, und ich bin davon überzeugt, dass es dieser Re­gierung gelingen wird, die Maßnahmen so zu setzen, wie sie im Regierungsprogramm vorgesehen sind. Ich bin auch davon überzeugt, dass es uns hier herinnen als Koali­tionspartner gelingen wird, diese Regierung dabei zu unterstützen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein sehr wesentlicher Punkt im Bereich der Landwirtschaft ist die Förderung des ländlichen Raumes, der ländlichen Entwicklung. Sie, Herr Minister, haben mit einem Satz geendet, der da gelautet hat: Bund, Länder und Gemeinden müssen zusammenarbeiten! – Herr Landwirtschaftsminister, die Ge­meinden sind ein starker Partner für die Landwirtschaft im ländlichen Raum. Ich hoffe, dass das auch bei den Konjunkturpaketen zum Tragen kommt, denn jeder Euro, der bei uns investiert wird, geht sofort in die KMUs und in die Arbeitsplätze.

In diesem Zusammenhang darf ich noch eines sagen: Einen wesentlichen Punkt haben wir gleich einmal zu klären, und das ist das Problem der Milchwirtschaft in Österreich. Ich denke, wir sollten da eine Koalition zwischen den Landwirten, den Bauern und den Konsumenten eingehen und diese unselige Diskussion endlich beenden.

Bei uns im Mühlviertel sagt man: Auf geht’s! (Beifall bei der SPÖ.)

16.53


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Ing. Schultes gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.53.17

Abgeordneter Ing. Hermann Schultes (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Zuerst einmal möchte ich unserem neuen Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt-


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schaft ein herzliches Willkommen sagen. Wir wissen, dass du deine Arbeit gut machen wirst, denn wir haben das schon bei deiner Arbeit im Burgenland gesehen. Wir freuen uns darauf, dass du für die Bauern in Niederösterreich, für die Bauern in Oberöster­reich, in Tirol und in allen anderen Bundesländern die Verantwortung übernehmen wirst. Wir wissen, dass du auch auf europäischer Ebene für unsere Anliegen eintreten wirst.

Liebe Freunde! Wir haben mit dem neuen Landwirtschaftsminister einen Mann, der in die Zukunft sieht und der es verdient, dass wir ihn unterstützen, denn seine Aufgabe, die eine sehr schwere sein wird, ist es, in einer Zeit stark wechselnder Preise dafür zu sorgen, dass die Bauern mit dem Risiko leben können. Da brauchen wir neue Instru­mente, denn die Herausforderung ist für die Bauern gewaltig. Es kann nicht so sein, dass auf der einen Seite die Bauern für Preisentwicklungen verantwortlich gemacht werden und dass auf der anderen Seite, wenn die Preise zusammenbrechen, jeder wegschaut.

Der neue Landwirtschafts- und Umweltminister wird auch dann Hilfe und Unterstützung brauchen, wenn es für ganz Österreich darum geht, die Klimaschutzziele zu erreichen. Da haben wir viele Aufgaben vor uns, sehr ernste Aufgaben vor uns. Wir werden im europäischen Konzert dabei sein und werden alles ausschöpfen müssen, was es da gibt: die Reduktion, die Effizienzsteigerung und auch alle Maßnahmen, die notwendig sind, um erneuerbare Energien aus Biomasse, aus Wasserkraft, Wind und Photovoltaik vom Wald und genauso vom Acker zu entwickeln.

Herr Landwirtschaftsminister, wir vertrauen auf dich und wünschen dir alles Gute! Wir können was – wir können mehr – und mit dir viel mehr! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Jannach zu Wort. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.55.10

Abgeordneter Harald Jannach (FPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ich habe mir auch das Regierungsprogramm bezüglich des Kapitels Landwirtschaft ange­sehen, und da steht drinnen, bäuerliche Einkommen sollen sozial, gerecht und fair ge­staltet werden. – No na, dafür sind auch wir!

Die Bundesregierung will sich für den Milchstandort Österreich einsetzen. – Auch dafür sind wir als Opposition! Aber gerade im Bereich der Milch hat die letzte Bundesregie­rung vor der Brüsseler Agrar-Lobby total kapituliert. Die Aufhebung der Milchquotenre­gelung war der größte Fehler, den die Landwirtschaftspolitik in Österreich je gemacht hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Jeder weiß, dass zu viel Milch auf dem Markt ist und dass dadurch der Preis verfällt. Und jeder weiß auch, dass die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft niemals mit den Großbetrieben in Europa mithalten kann. Wir hätten erwartet, dass im Regie­rungsprogramm drinnen steht: Der österreichische Landwirtschaftsminister wird keiner Aufhebung der Milchquote zustimmen und notfalls auch ein Veto einlegen, um die hei­mische Landwirtschaft zu schützen! – Mit irgendwelchen Milchkuh- und sonstigen Prä­mien können Sie den Preisverfall nicht stoppen. Und Sie führen die Bauern damit in die Abhängigkeit. Das wissen Sie! (Abg. Ing. Schultes: Ahnungslos!)

Zum Thema „Bürokratismus“ schreiben Sie: Vereinfachungen bei den Cross-Complian­ce-Regelungen sind anzustreben. – Wir hätten erwartet, dass im Regierungsprogramm drinnen steht: Wir werden diesen undurchsichtigen und ungerechten Antrags- und För­derdschungel, bei dem sich nur noch Spezialisten auskennen, endgültig roden! (Beifall bei der FPÖ.)


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Wir hätten uns erwartet, dass im Regierungsprogramm drinnen steht: Wir werden die­ses ungerechte Fördersystem in der Landwirtschaft, von dem nur die Großbetriebe profitieren, endgültig reformieren! 20 Prozent der Betriebe erhalten noch immer 80 Pro­zent der Förderungen. Die Großbetriebe stopfen sich die Taschen voll.

Wir verlangen, dass sich die neue Bundesregierung nicht nur mit Worthülsen der Land­wirtschaft annimmt, sondern in Brüssel, wo die Agrarpolitik gemacht wird, so auftritt, wie es sich für einen Nettozahler gehört, nämlich selbstbewusst, und dass sie nicht bei leichtem Gegenwind gleich in die Knie geht. Wir haben die Interessen der österreichi­schen Landwirte zu vertreten! (Beifall bei der FPÖ.)

16.57


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Linder ist der nächste Red­ner. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.57.17

Abgeordneter Maximilian Linder (BZÖ): Geschätzte Präsidentin! Sehr geehrte Da­men und Herren! Der Tourismus hat einen Anteil von 16,5 Prozent am Bruttoinlands­produkt, und 267 Seiten umfasst das Regierungsprogramm. Stellt man das in ein Ver­hältnis zueinander, so müsste das Regierungsprogramm mindestens 42 Seiten zum Thema „Tourismus“ enthalten. Es sind aber lediglich zweieinhalb Seiten.

Es ist sicherlich so, dass man nicht alles unter das Bruttoinlandsprodukt stellen kann, aber richtig ist, dass es 74 000 Betriebe gibt, die sich mit dem Tourismus befassen, dass jeder fünfte Vollarbeitsplatz von der Tourismus- und Freizeitwirtschaft generiert wird. Aber das alles ist unserer Regierung nur zweieinhalb inhaltsleere Seiten wert – Seiten, die sich befassen mit dem Evaluieren, Überprüfen und Optimieren. Hier, Herr Bundeskanzler, fällt es uns schwer, Sie nur an Ihrem Willen zu messen. Das einzig wirklich Festgeschriebene ist die Erhöhung der TOP-Tourismus-Förderung, und da steht ein Sternchen dabei. Das heißt, es war der Regierung nicht wert, Geld dafür vor­zusehen. (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Dr. Graf.)

Von den Damen und Herren der SPÖ haben wir nicht erwartet, dass sie ihr Herzblut in den Tourismus stecken, aber, liebe Kollegen von der ÖVP, es tut uns leid, dass Ihnen der Tourismus nicht mehr wert ist.

Wir fordern die Erhöhung der Förderung für die Österreich-Werbung um mindestens 10 Millionen €! Wir fordern auch, dass Sie wirklich mit Freude hinter dem Tourismus stehen! – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

16.59


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Mag. Brunner gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.59.13

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Da­men und Herren auf der Regierungsbank, im Saal und zu Hause! Was mich in dieses Haus geführt hat, ist fehlende und verfehlte Umweltschutzpolitik. Es werden quer durch Österreich Autobahnen und überdimensionierte Müllverbrennungsanlagen gebaut. Wir haben auch immer mehr Plastikflaschen in den Regalen, mehr Feinstaub-Sanierungs­gebiete und werden die Kyoto-Ziele nicht erreichen. Das Umwelt-Musterland Öster­reich gibt es nicht mehr, und vor diesem Hintergrund ist es schon interessant, sich an­zuschauen, was Sie in den nächsten Jahren im Umweltbereich vorhaben.

Als Allererstes fällt auf, dass es nicht einmal ein eigenes Umweltministerium gibt. Der Umweltschutz als „Beiwagerl“ der Landwirtschaft zeigt deutlich den Stellenwert, den der Umweltbereich in dieser Bundesregierung hat. (Beifall bei den Grünen.)


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Wenn es um Wasser, um Luftgüte und um Lärmschutz geht, sehen Sie auch nur die Einhaltung von Mindeststandards vor und nicht das, was tatsächlich für den Schutz der Menschen notwendig ist. Wenn es um den Schutz der Menschen geht, dann ist auch sehr, sehr kritisch zu beobachten, was Sie im Bereich der Verfahren vorhaben. Sie wollen diese nämlich straffen. Das Straffen von Verfahren – das möchte ich hier fest­halten – darf keinesfalls auf Kosten von Bürgerinnen und Bürgern, von Nachbarinnen und Nachbarn und auf Kosten der vielen Bürgerinitiativen in ganz Österreich gehen. (Beifall bei den Grünen.)

Eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance ist der Klimaschutz. Sie erkennen hier auch die Notwendigkeit einer Klimaschutz- und Energiestrategie. Aller­dings haben Sie keinerlei Maßnahmen vorgesehen, im Gegensatz zur letzten Bundes­regierung auch nicht einmal mehr Ziele, was zum Beispiel den Ausbau der erneuerba­ren Energieträger in Österreich angeht.

Herr Minister Berlakovich, wenn ich Sie von Burgenländerin zu Burgenländer persön­lich ansprechen darf: Sie wissen, welche Möglichkeiten es im Bereich Energieunab­hängigkeit und Arbeitsplatzbeschaffung gibt. Wir haben das Musterbeispiel dafür in Burgenland, in Güssing. Ich erwarte mir von Ihnen, dass Sie solche Entwicklungen auch anderen Gemeinden ermöglichen. Ich möchte mit der Hoffnung schließen, dass Sie nicht nur Landwirtschaftsminister, sondern auch Umweltminister sein werden. (Bei­fall bei den Grünen.)

17.01


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun kommt Herr Bundesminister Mag. Darabos zu Wort, der aufgrund dessen, dass wir uns bereits außerhalb der Zeit der Fernseh­übertragung befinden, keine Redezeitbeschränkung mehr hat. – Bitte, Herr Bundesmi­nister. (Abg. Dr. Graf: Jetzt geht’s los!)

 


17.01.32

Bundesminister für Landesverteidigung Mag. Norbert Darabos: Sehr geehrte
Frau Präsidentin! Hohes Haus! Mir wäre lieber gewesen, wir wären noch in der Zeit
der Fernsehübertragung gewesen, denn der Bereich der Landesverteidigung ist ein wichtiger aus meiner Sicht. Auch die Agenden des Sports sind sehr wichtig, auch wenn meine Zuständigkeit erst im Bundesministeriengesetz festgelegt werden muss. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Wir haben heute mehrfach in den Wortmeldungen vor allem der Abgeordneten der Op­position, aber auch der Regierungsparteien den Begriff „Mut“ oder „Mutlosigkeit“ ge­hört. Ich bin der Meinung, dass der Bereich der Landesverteidigung, den ich gemein­sam mit Frau Kollegin Fekter ausverhandeln durfte, in die Kategorie „Mut“ fällt. Es ist mutig, dass sich Österreich nach wie vor – und das ist das zentrale sicherheitspoliti­sche Element – zu einer aktiven Neutralitätspolitik bekennt. Die Wiedererstehung Ös­terreichs ist auf dieser Neutralität fußend. Und es ist wichtig und mutig, im Rahmen von 27 EU-Staaten, wovon 22 der NATO angehören und nur vier neutral sind, sich diesem Begriff nicht nur anzunähern, sondern ihn zentral in ein Regierungsprogramm hineinzu­schreiben. Ich bin stolz darauf, dass unsere Neutralität im Regierungsprogramm so prominent verankert ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Das österreichische Bundesheer – und auch das ist mutig – wird in den nächsten Jah­ren als Friedensheer zu konstituieren und zu verankern sein. Wir haben den Schutz der Bevölkerung im Katastrophenfall verankert. Wir haben solidarische Beitragsleistun­gen bei internationalen Friedensmissionen verankert. Wir haben auch den humanitären Katastrophenschutz im Ausland verankert. Auch das ist mutig. (Abg. Mag. Darmann: Oh­ne Geld!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 140

Das Motto, das das Bundesheer schon seit Jahren hat, das aber unter Schwarz-Blau damals – weil Sie mich so anschauen, Herr Kollege Darmann – ein bisschen vernach­lässigt wurde, nämlich das Motto „Schutz und Hilfe“, hat jetzt mehr Bedeutung als je zuvor. Wir werden als österreichisches Bundesheer dafür sorgen, dass die Folgen von Naturkatastrophen, die in Österreich leider auch wieder vorkommen werden, vom ös­terreichischen Bundesheer gelindert und abgefedert werden. (Abg. Mag. Darmann: Wir brauchen Geld!)

Wir werden Assistenzeinsätze im Inland durchführen, beispielsweise in meinem Hei­matbundesland Burgenland, den Bereich des Assistenzeinsatzes an der burgenländi­schen, niederösterreichischen, ungarischen, slowakischen und tschechischen Grenze, auch wenn das von der FPÖ kritisiert wurde. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bevölkerung, ich würde sagen, zu 99 Prozent hinter diesem Einsatz steht. Wir werden dafür sorgen, dass dieser Einsatz so lange aufrechterhalten wird, solange ihn die Be­völkerung braucht und solange es den sicherheitspolitischen Erfordernissen Öster­reichs entspricht. Wir werden das im nächsten Jahr evaluieren. Wir haben auch die fi­nanziellen Mittel, da können Sie – Gift darauf nehmen, möchte ich nicht sagen, aber – sicher sein, dass wir diese finanziellen Mittel auch zur Verfügung stellen werden. (Abg. Weinzinger: Aber wir müssen unsere Buben zur Landesverteidigung heranziehen! Die müssen auch ausgebildet werden!)

Zum Stichwort Auslandseinsätze: Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten als Re­publik Österreich einen exzellenten Ruf durch das österreichische Bundesheer, durch die Beschickung internationaler Friedensmissionen durchaus erarbeitet. Ich möchte hier nur einige herausgreifen: die Mission am Golan, die Mission im Kosovo, die Mis­sion in Bosnien und auch die Mission – von der Opposition viel kritisiert – im Tschad. Wir werden in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass diese Missionen weitergeführt werden, dass diese Missionen auch die internationale Reputation Österreichs weiter stärken werden. Wir stehen selbstverständlich unter Beobachtung. Wir sind jetzt Mit­glied des Sicherheitsrates, und man erwartet von Österreich das Engagement, das wir in den letzten Jahren angelegt haben. Dieses Engagement ist richtig und wichtig. Mit rund 1 400 Soldatinnen und Soldaten in 14 UN-mandatierten Missionen sind wir inter­national herausragend vertreten. Das wissen auch die Verantwortlichen im Bereich der UNO.

Wir werden – auch mutig – die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik ge­meinsam mit Ihnen im Hohen Haus weiterzuentwickeln haben. Ja, wir sind neutral, aber es geht auch darum, klar Flagge zu zeigen, wenn es um Kriseninterventionen in Europa geht. Der Name Battle Groups gefällt mir nicht besonders gut, aber wir haben uns im Regierungsprogramm verpflichtet, diese Battle Groups in den Jahren 2011 und 2012 mit österreichischen Soldatinnen und Soldaten zu beschicken.

Wir stehen zur allgemeinen Wehrpflicht und zu dem Mischsystem mit der Miliz. Wir ste­hen zu den sechs Monaten Grundwehrdienst. Wir stehen zu einer Steigerung des Frauenanteiles im österreichischen Bundesheer. (Beifall bei der SPÖ.)

Zehn Jahre Frauen im österreichischen Bundesheer, das wurde dieses Jahr gefeiert. Ich denke erstmals daran, auch im Generalstabskurs Frauen einzubinden. Das ist das erste Mal in der Geschichte des österreichischen Bundesheeres. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis auch Frauen im Generalstabsdienst sind, auch wenn es Ihnen viel­leicht nicht gefällt, Herr Kollege Weinzinger! (Zwischenruf des Abg. Weinzinger.)

Ich komme zum Bereich Beschaffung. Wir haben im Regierungsprogramm klar fest­geschrieben, dass wir selbstverständlich dafür sorgen möchten, dass es im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten österreichische Wertschöpfung gibt. Wir haben auch si­chergestellt – dafür danke ich dem Regierungspartner –, dass 100 Prozent der Liegen-


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schaftserlöse im Bundesministerium für Landesverteidigung verbleiben werden. Ich denke, das ist ein rundes, mutiges Programm in diesem sehr sensiblen sicherheitspoli­tischen Bereich.

Nun zum Sport: In den letzten Tagen sind manche Aussagen durchaus auf Wider­stand gestoßen. Ich bin aber der felsenfesten Überzeugung, dass der österreichische Sport mit insgesamt 7,5 Prozent für die Wertschöpfung in Österreich ein großer Faktor ist. Es gibt Verpflichtungen im Gesundheitsbereich, im Sozialbereich, im Wirtschaftsbe­reich, im Tourismusbereich und im Bildungsbereich. Wir werden das Verhältnis Spit­zensport/Breitensport klar definieren müssen. Ich bin ein bekennender Verfechter des Spitzensports, weil ich der Meinung bin, dass der Spitzensport auf den Breitensport wirkt und umgekehrt.

Wir werden uns an den Grundlagen des Konzepts „Zukunft Sport“, das noch in der letz­ten Regierungsperiode erarbeitet wurde, orientieren. Es ist ein hervorragendes Kon­zept für die Zukunft des österreichischen Sports.

Wir werden natürlich alle Anstrengungen intensivieren, was den Behindertensport be­trifft. Wir werden einen Modernisierungsschub bei den Sportstätten vornehmen, und wir werden uns auch des ganz heiklen Themas Doping annehmen. Ich werde mich hier auch nicht beirren lassen von Drohungen, die vor allem aus diesem Bereich kommen. Offensichtlich gibt es hier einiges aufzuarbeiten. Österreich hat mit dem Anti-Doping-Gesetz einen ersten Schritt gesetzt, aber es ist noch nicht alles getan, wie wir auch an den letzten Wortmeldungen gesehen haben. (Ruf beim BZÖ: Wie ist das jetzt mit der Haftstrafe? – Abg. Ing. Westenthaler: Sportler tun wir nicht kriminalisieren!)

Herr Kollege Westenthaler, Sie haben als Vorstand einer gewissen Organisation schon bewiesen, dass Sie im Sportbereich nicht besonders kompetent sind. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Stadler: Kollege Wittmann hat ...!) Ich würde Sie daher bitten, diese Wortmeldungen einzustellen! (Abg. Ing. Westenthaler: Sie sind ein ziemlich überhebli­cher Pimpf! – Abg. Mag. Stadler: Und ziemlich daneben!)

Ich werde mich dafür einsetzen, dass Doping in Österreich nicht als Kavaliersdelikt, sondern als Delikt angesehen wird, wie es auch die große Mehrheit der österreichi­schen Bevölkerung sieht. (Abg. Ing. Westenthaler: ... werden wir uns wiedersehen, Herr Kollege!) – Wir werden uns wiedersehen, ja! Ich freue mich schon auf die Ausein­andersetzungen. (Abg. Mag. Stadler: Haftstrafen für Doping! Wo sind wir denn?)

Insgesamt glaube ich, dass wir in diesem Bereich sehr viel aufzuarbeiten haben, es
ist ein rundes Programm. Ich freue mich auf die Herausforderungen. Ich freue mich auch auf die Auseinandersetzungen mit Ihnen. – Danke.
(Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Stadler: Gott sei Dank gibt es den Kollegen Wittmann, der eine Ahnung hat! – Abg. Ing. Westenthaler: Herr Minister, Sie sind ein Feind der Sportler!)

17.10


Präsident Fritz Neugebauer: Ich danke dem Herrn Bundesminister. – Zu Wort gemel­det ist Herr Abgeordneter Prähauser. – Bitte.

 


17.10.26

Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren der Bundesregierung! Hohes Haus! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Herr Bun­desminister, ich danke für die klaren Aussagen. Ich möchte aber nicht versäumen, mich auch bei unserem Koalitionspartner für die Verhandlungen zu bedanken, die in einem ausgesprochen konstruktiven Klima abgelaufen sind. Damit bin ich bei meinem Hauptanliegen angelangt. Ich denke, Landesverteidigung taugt für vieles, aber nicht für persönliches Polit-Hickhack. Es ist auch die Opposition aufgerufen, Konstruktives ein­zubringen und sich gemeinsam mit der Regierung Sorgen über die Landesverteidigung


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 142

und den Schutz des Landes zu machen. Jene Gedanken, die wir hier gemeinsam zu­stande bringen, können nur zum Nutzen unserer gemeinsamen Sicherheit sein.

Meine Damen und Herren, Herr Bundesminister Darabos hat es bereits ausgeführt: Diese Bundesregierung bekennt sich ganz klar zum sechsmonatigen Wehrdienst, sie bekennt sich zur Miliz, sie bekennt sich auch zur Bundesheer-Reform, die ja im Laufen ist.

Selbstverständlich, meine Damen und Herren, wissen wir, dass in Zeiten wie diesen solche Maßnahmen auch finanzieller Mittel bedürfen, die momentan nicht so üppig zur Verfügung stehen. Wir brauchen sie zurzeit für ganz, ganz wichtige andere Dinge. Wir haben aber doch Aussicht darauf, dass bei den speziellen Finanzierungspaketen auch das Bundesheer beteilt wird. Es geht um Infrastrukturverbesserungen. Geld hat ja kein Mascherl. Wir haben beim Bundesheer sehr viel in der Infrastruktur in den Gebäuden aufzuholen, um die Unterkünfte Soldatinnen-gerecht zu machen.

Wir wollen aber auch unserem Auftrag nachkommen, die Aufgaben außerhalb Öster­reichs wahrzunehmen. Österreich hat nicht erst seit 1960, als es im Kongo für Frie­denserhaltung sorgte, immer wieder Meriten erworben. Ich denke nur an die Auseinan­dersetzungen vor etwa eineinhalb Jahren, als es darum ging, Truppen in den Tschad zu entsenden. Meine Damen und Herren, wir wissen, da sind die „Hackeln“ ganz tief geflogen. Heute, wo wir eigentlich wissen, dass der Einsatz gerechtfertigt und notwen­dig war, sind wir leise stolz und reden momentan nicht darüber. Wir haben stilles Aner­kennen dem Herrn Bundesminister zu zollen.

Herr Bundesminister, danke dafür, dass du hart geblieben bist im Interesse des huma­nitären Einsatzes, um Menschen zu helfen. Das Parlament hat ein bisschen gebraucht, dich zu verstehen, aber heute steht es hinter dir. Ich wünsche der Bundesregierung, aber auch dem Verteidigungsressort alles erdenklich Gute für die kommende Arbeit.

Ich begrüße auch, dass der Sport zur Landesverteidigung hinzugekommen ist – der Kollege Haubner lacht ein bisschen –, weil sehr viele Soldatinnen und Soldaten die Pa­radesportler von Österreich darstellen, die ja Präsenzdiener oder Bundesheerangehöri­ge sind. Ich glaube auch, dass eine Vernetzung noch dichter werden kann und mögli­cherweise noch größere sportliche Erfolge erzielt werden können.

Herr Bundesminister, meine Unterstützung mit meiner Fraktion darf ich dir zusagen! (Beifall bei der SPÖ.)

17.13


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Haubner. – Bit­te. (Abg. Ing. Westenthaler – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Haubner –: Peter, jetzt sag ihm einmal die Linie! Er kennt sich nicht so aus!)

 


17.13.41

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Frau Staatssekretär! Ich möchte zuerst ganz kurz zur Landesverteidigung noch etwas sagen. Ich glaube, dass es gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr wichtig ist, dass wir schauen, dass gerade im Beschaffungswesen, wie angesprochen, die Wertschöpfung in Österreich behalten wird und dass österreichische Betriebe mit den Aufträgen bevorzugt werden.

Ich komme nun zum Bereich Sport. Da möchte ich grundsätzlich festhalten: Im Sport war es bisher Usus, dass ein breiter Konsens zwischen allen Parteien gerade bei den heiklen Themen im Sport gepflegt wurde. (Abg. Ing. Westenthaler: Genauso ist es! Das weiß der da hinten nicht!) Es war auch das Erfolgsgeheimnis des österreichischen Sports, dass wir gemeinsam im Sport über Parteigrenzen hinweg an Lösungen für die Sportlerinnen und Sportler gearbeitet haben.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 143

Wenn wir heute einen Grundkonsens, nämlich den, dass Sportler nicht kriminalisiert werden, verlassen, dann, muss ich sagen, kann ich als Sportvertreter hier nicht zustim­men. (Beifall der Abgeordneten Ing. Westenthaler und Petzner.) Denn ich bin grund­sätzlich der Überzeugung, dass wir eine klare Festlegung haben: Diejenigen, die Do­ping organisieren, gehören strafrechtlich verfolgt, aber diejenigen, die sportlich eine Leistung erbringen, aber diese nicht mehr erbringen können, sind im Sport schon damit bestraft, dass sie von ihrem Verband für die Ausübung der Tätigkeit gesperrt werden. (Beifall bei ÖVP und BZÖ.)

Herr Sportminister, ich glaube, das muss ich Ihnen bewusst sagen: Wir müssen auf­passen! Sie sind Vertreter der Sportlerinnen und Sportler! Und ich fühle mich als Präsi­dent der Sportunion Österreich auch meinen Sportlerinnen und Sportlern und meinen Trainern und Trainerinnen und den ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Verbänden ver­pflichtet. Wir müssen aufpassen, dass wir keinen Keil zwischen den SportlerInnen und ihren Betreuern hineinbringen.

Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns dem Thema Doping weiterhin ganz, ganz heikel und ganz, ganz sensibel widmen, so wie wir es in der Vergangenheit gemacht haben und so wie wir jetzt auch vorgehen wollten, dass wir die neuen Richtlinien und die neu­en Standards von der WADA in einem Ausschuss speziell einarbeiten wollten, dass wir uns dieser Thematik widmen. Wir sollten aber bei unserem Grundkonsens bleiben, den wir im Sport immer pflegten, nämlich den, dass Sportlerinnen und Sportler auf eine ge­meinsame Basis im Parlament bauen können. – Danke. (Beifall bei ÖVP und BZÖ.)

17.16


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Fichten­bauer. – Bitte.

 


17.16.21

Abgeordneter Dr. Peter Fichtenbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren im Hohen Haus! Erstens, ich finde es vernünftig, dass Sport zum Militär ressortieren soll, denn Faktum ist, öffentlich kaum wahrgenommen, dass ohne die Leistung des Militärs ein großer Teil des Spitzen­sportes in Österreich nicht machbar wäre. Das ist ein Faktum. (Beifall bei der FPÖ.)

Nächster Punkt: Der überwiegende Teil des Regierungsprogramms ist zu unterschrei­ben, mit einer großen Ausnahme vom Standpunkt meiner Fraktion aus: das Bekennt­nis – den Begriff finde ich etwas zu euphorisch in diesem Zusammenhang – zur Beibe­haltung des auf sechs Monate verkürzten Wehrdienstes.

Verehrter Herr Bundesminister, Sie haben von Mut gesprochen. Das wäre jetzt mutig gewesen zu sagen: Das war ein Fehler, wir sollten wieder auf acht Monate Wehrdienst zurückgehen! Denn genau die zwei Monate fehlen uns für die Nährrate der Miliz. (Bei­fall bei der FPÖ.)

Herr Bundesminister, Sie bekennen sich zur Miliz, das ist gut und richtig, aber wir wis­sen bis heute überhaupt nicht, wie wir die Miliz als Truppe, die nachhaltig wahrnehm­bar ist, aufstellen können. Ein Ausspruch, den wir dem berühmten weiland Feldmar­schall Montecuccoli verdanken, der schon tausende Male zitiert worden ist, ist: Was brauche ich für das Heer: Geld, Geld und noch einmal Geld. – Und das fehlt völlig.

Wenn wir und Sie sich zur Erfüllung der Aufträge oder der Vorstellungen der Ergebnis­se der Bundesheerreformkommission bekennen, so erinnere ich Sie in diesem Zusam­menhang auch an die Worte des kürzlich verstorbenen Dr. Zilk, Vorsitzenden dieses Gremiums, der die Übergabe des Schlussdokumentes mit den Worten begleitet hat: Zur Umsetzung bedarf es eines Anteiles am Bruttoinlandsprodukt von 1 Prozent. – Und


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 144

davon sind wir weit entfernt. Das Heer ist und bleibt systematisch budgetär ausge­dünnt, unterversorgt, und das führt auch zu einer breiten Frustrierung des gesamten Personals.

Sie werden in der Opposition jederzeit die Unterstützung zur Verbesserung dieses Zu­standes haben, aber Ihre Hauptaufgabe in den künftigen Strukturumständen und in den Aufgaben, die Sie wahrzunehmen haben, ist es, um jeden Groschen Geld zu kämpfen. Es kann nicht so weitergehen, dass wir bei rund einem dreiviertel Prozent des BIP landen, große Aufgaben beschreiben, die alle zu unterschreiben sind, aber von der Budgetpolitik her nicht annähernd die notwendige Unterstützung bereitgestellt wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Neben allem anderen Wichtigen ist selbstverständlich alles, was wir heute schon ge­hört haben, gut und unterschreibenswert, weil es ja im Prinzip nur an Überschriftstex­ten festmachbar ist. Es ist immer das Gute im Menschen zu unterstellen, und ich unter­stelle das Gute in den Absichten der Regierung. Das ist alles richtig und in Ordnung, aber das Heer kann ohne entscheidende Aufbesserung budgetärer Mittel nicht ordent­lich weiterexistieren. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

17.20


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin ist Frau Kollegin Schenk. – Bitte.

 


17.20.11

Abgeordnete Martina Schenk (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das alte Regierungsprogramm umfasste 168 Seiten, das neue 267 und meines Erachtens in vielen Bereichen mit noch ober­flächlicheren Lippenbekenntnissen, vor allem auch im Bereich der Frauenpolitik.

Dass dem Frauenministerium nicht wirklich viel Bedeutung zukommt, spiegelt sich auch im dafür vorgesehenen Budget von 4 Millionen € wider. Dieses Budget bildet so­mit das Schlusslicht der Fördertöpfe, aber vielleicht gibt ja die ehemalige Frauenminis­terin Bures – es ist jetzt keine der beiden Damen anwesend –, die nun Infrastrukturmi­nisterin ist und ein Budget von 330 Millionen € verwaltet, der neuen Frauenministerin etwas von dem Geld ab, wer weiß! (Beifall beim BZÖ.)

Im Grunde genommen ist das Frauenministerium ein Feigenblatt ohne wirkliche Um­setzungskompetenz. Das Frauenministerium hat heute nicht mehr Kompetenzen als zu Zeiten von Johanna Dohnal. (Abg. Mag. Wurm: Hat aber viel bewirkt, die Johanna Dohnal!) Meines Erachtens wäre es in diesem Zusammenhang auch sinnvoll, darüber zu diskutieren – was wir schon des Öfteren gemacht haben –, ein Gleichstellungsmi­nisterium zu installieren, wo auch die Agenden der Männer miteinbezogen werden. (Beifall beim BZÖ.)

Im letzten Regierungsübereinkommen wurde noch ein Mindestlohn von 1 000 € gefor­dert und auch umgesetzt, dieses Mal gibt es die Forderung nach einer Mindestsiche­rung. – Wir fordern einen Mindestlohn von 1 300 € brutto, das sind 1 000 € netto. (Bei­fall beim BZÖ.)

Jetzt gibt es innerhalb von zwei Jahren die dritte Frauenministerin. Gut, schauen wir einmal, vielleicht bringt ja sie etwas weiter. Ihre Vorgängerin – und nun komme ich auch auf Frau Silhavy zu sprechen – hat im Wahlkampf noch inseriert – ich zitiere –: Gleichbehandlung auch im Alltag – erledigt, abgehakt. Statt des Hakerls hätte meines Erachtens ein Fehlzeichen ins Inserat gehört, zumal die EU-Kommission Österreich kürzlich zum zweiten Mal ermahnt hat bezüglich der Nichtumsetzung der Gleichbe­handlungsrichtlinie betreffend Männer und Frauen, weil sie Österreich immer noch Mängel vorwirft bei Rechten der Kündigung und beim Mutterschutz. Sollte hier keine Änderung passieren, droht Klage beim Europäischen Gerichtshof.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 145

Aber das sind nicht die einzigen Mängel, die es anzuführen gilt. Die weit auseinander­klaffende Einkommensschere zwischen Frauen und Männern zum Beispiel ist nach wie vor unerledigt. Das BZÖ hat zwar derzeit den geringsten Frauenanteil bei den Abge­ordneten unter den Parlamentsparteien (Abg. Mag. Wurm: Oh!), aber uns haben sehr viele Frauen gewählt, sehr viele vor allem auch nicht erwerbstätige Frauen. Uns haben mehr Frauen gewählt als die sogenannten Quotenparteien, und das spricht für uns. (Beifall beim BZÖ.)

Das spricht dafür, dass unsere Politik gut und richtig ist, dass wir genau dort ansetzen, wo Hilfe gebraucht wird. Wir gehen diesen Weg konsequent weiter – für die Frauen und für die Mütter in diesem Land; die Mütter sind im Regierungsübereinkommen nicht wirklich berücksichtigt worden. Wir gehen weiter unseren Weg, wenn es um die Einfüh­rung des Babygeldes, um Gratiskindergärten, Schulstartgeld, Müttergehalt, Mütterpen­sion und so weiter geht. Wir werden diesen Weg weiter verfolgen, wir sind ein kon­struktiver Partner, und ich bitte Sie, auch unsere Vorschläge aufzugreifen.

Ich schließe meine Rede, bringe aber in Bezug auf das Aufgreifen der Vorschläge noch folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Widmann, Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend umgehendes Einbringen einer Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem einstimmig beschlossenen Entschlie­ßungsantrag vom 14.12.2006 nachzukommen und umgehend eine Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik wegen Bruchs des zwischen der Tschechischen Re­publik und der Republik Österreich geschlossenen internationalen und völkerrechtlich verbindlichen Vertrages (Melker Protokoll – Brüsseler Fassung) einzuleiten.“

*****

Vielen Dank. (Beifall beim BZÖ.)

17.25


Präsident Fritz Neugebauer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist aus­reichend unterstützt und wird daher mit verhandelt.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Widmann, Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend umgehendes Einbringen einer Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik

eingebracht im Zuge der Debatte zur Regierungserklärung

Am 14.12.2006 wurde mit Zustimmung aller Parteien eine Entschließung verabschie­det, der zufolge die Bundesregierung einstimmig beauftragt wurde, insbesondere eine Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik wegen Bruchs des zwischen der Tschechischen Republik und der Republik Österreich geschlossenen internationalen und völkerrechtlich verbindlichen Vertrages (Melker Protokoll-Brüsseler Fassung) ein­zuleiten, für den Fall, dass seitens der Tschechischen Republik nicht umgehend der Nachweis der Umsetzung aller offenen Sicherheitsmaßnahmen betreffend das AKW Temelin, wie im Anhang I (BGBl. 2001/266) zum Melker Protokoll festgeschrieben, er­bracht wird.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 146

In der Temelin-Debatte gibt es mittlerweile ein großes Glaubwürdigkeitsproblem. Auf der einen Seite die Versprechungen und leeren Phrasen Tschechiens, auf der anderen Seite die Ankündigungen heimischer Politiker. Seit dem Beschluss der erwähnten Ent­schließung sind mittlerweile zwei Jahre vergangen, aber noch immer ist die Nachweis­erbringung ausständig. Als ein Antrag auf Einbringung einer Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik am 13.03.2008 im Nationalrat behandelt wurde, meinte der damalige Umweltminister Pröll:

„... dass in weiteren Workshops nun die Fragen Qualifikation der Ventile und die hoch­energetischen Rohrleitungen auf der 28,8-m-Bühne besprochen werden sollen... Und ich werde dann, nach dieser Arbeit der gemischt parlamentarischen Kommission, na­türlich dafür Sorge tragen - das kündige ich hiermit an -, dass die Ergebnisse und Dis­kussionen dieser parlamentarischen Kommission auch hinsichtlich des Stands der Um­setzung der Vereinbarung von Brüssel zu einer Neubewertung durch Experten führen.“

Tatsächlich hat auch die parlamentarische Kommission keine Lösung der noch offenen Sicherheitsfragen bewirkt. Aber schon im Jahr 2001 gab es vollmundige Ankündigun­gen. So meinte der damalige Vizekanzler Molterer, dass Temelin nicht in den kommer­ziellen Betrieb gehen werde, bevor die Punkte im Melker Abkommen umgesetzt seien. Bis heute haben diverse Politiker immer wieder ihren vehementen Einsatz gegen das AKW Temelin versichert. Aber dieser Einsatz dürfte sich nur auf die Theorie bezogen haben. Während sich die österreichische Bundesregierung in ihrem Regierungspro­gramm damit begnügt den Sicherheitsdialog „intensiv“ fortzusetzen, wird zeitgleich die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung massiv gefährdet, wie die zahlreichen Störfälle in Temelin beweisen. Alleine im Jahr 2008 gab es über zehn Störfälle. Trotz monatelanger Reparaturarbeiten musste der Block I Ende Oktober außer Betrieb ge­nommen werden, kurz danach auch der Block 2. Der durch diverse Pannen alleine heuer bedingte Strom-Produktionsausfall kostet Tschechien rund 100 Millionen Euro. Um effizienter produzieren zu können, wurde vor einigen Monaten bekannt, dass am Standort Temelin zwei neue Reaktoren erbaut werden sollen. Auch diesbezüglich inter­pretiert Tschechien die internationale Rechtssprechung auf ihre Weise. In der tschechi­schen Republik ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung kein Teil des Genehmigungsver­fahrens, sondern stellt lediglich eine fachliche Grundlage dar, die nicht gerichtlich an­gefochten werden kann. Dies widerspricht geltendem EU-Recht, konkret der UVP-Richtlinie 85/337/EWG, was die Tschechische Republik als EU- Mitgliedsstaat wissen müsste, aber nicht akzeptieren will.

Auf der Homepage des Bundesministeriums für europäische und internationale Ange­legenheiten wurde, datiert mit dem 12.12.2001, von der damaligen Außenministerin Ferrero-Waldner explizit festgehalten, dass die Brüsseler Vereinbarung beim Europäi­schen Gerichtshof einklagbar sein werde. Es ist an der Zeit, diese Möglichkeit endlich zu nutzen.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem einstimmig beschlossenen Entschlie­ßungsantrag vom 14.12.2006 nachzukommen und umgehend eine Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik wegen Bruchs des zwischen der Tschechischen Re­publik und der Republik Österreich geschlossenen internationalen und völkerrechtlich verbindlichen Vertrages (Melker Protokoll – Brüsseler Fassung) einzuleiten.“

*****

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 147

Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Wortmeldung: Frau Kollegin Windbüchler-Sou­schill. – Bitte.

 


17.25.04

Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne): Sehr geehrtes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher, einige sind ja noch da! Sehr ge­ehrter Herr Verteidigungsminister! Das Verteidigungsressort hat sich heute ganz klar zu zwei Maßnahmen bekannt, die wahrscheinlich mutig sind, sich aber aus grüner Sicht als sehr unbedarft und sehr unklug darstellen.

Erstens: Ausbau der Militärinterventionen bis hin zum aktiven Angriff und zu High-Tech-Blitzkriegen durch die Zustimmung zu den gesamten Petersberg-Aufgaben.
Nur zur Erinnerung: Die Petersberg-Aufgaben haben im Konsens ergeben, dass
die untere und mittlere Ebene vollbracht werden sollen, nämlich die Sanitätsdienste und das Peacekeeping, aber auf keinen Fall die oberste Ebene mit aktiven Angriffen. (Abg. Mag. Darmann: Steht aber drin!)

Zweitens: eine diesbezüglich notwendige Aufrüstung. – Aufrüstung, Aufrüstung, Auf­rüstung! Die Beschaffung der Ausrüstung, die im Konsens beschlossen wurde, hat mit der Aufrüstung, die jetzt hiermit bekannt wurde, nichts zu tun. Das passiert alles im Na­men des Friedens, im Namen der Sicherheit und im Namen der Neutralität. Mit dem Wort „Friedenseinsatz“ wird uns ein Sack verkauft, in dem eine Katze, nein, nicht ein­mal eine Katze, ein Tiger sitzt, der das Mascherl „pax, pacis, Friede“ trägt. Ich gratulie­re uns allen jetzt schon für den Fall, dass dieser Tiger freigelassen wird.

Friedenseinsatz im Ausland kann nicht bedeuten, dass der Militarismus vorangetrieben wird, sondern Friedenseinsatz im Ausland bedeutet die Unterstützung der zivilen Frie­densdienste und die Unterstützung der Zivilgesellschaft vor Ort. (Beifall bei den Grü­nen.)

Friedenseinsätze im Inland, das kann nicht bedeuten, dass es zu den polizeilichen Auf­gaben gehört, den Grenzschutz weiterhin zu übernehmen, sondern Friedensdienst im Inland bedeutet die Absicherung des Zivildienstes, die Absicherung der Zivildienstträ­ger, der Einrichtungen zum Schutz des Sozialstaates oder zur Sicherung des Sozial­staates, inklusive der Zivildienstersatzdienste, und das ganz klare Bekenntnis zur Neu­tralität. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

17.28


Präsident Fritz Neugebauer: Von der Regierungsbank aus spricht nun Herr Bundes­minister Dr. Hahn. – Bitte.

 


17.28.10

Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Johannes Hahn, betraut mit der Leitung des Bundesministeriums für Justiz: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie werden verstehen, dass ich die künftige Frau Justizministerin Dr. Claudia Bandion-Ortner nicht im wahrsten Sinne des Wortes präjudizieren möchte. Ich schicke ihr von dieser Stelle aus auch die besten Wünsche zur Besserung und ein gedeihliches Schreiben des Urteils.

Ich möchte als Vertreter der Bundesregierung die Gelegenheit nutzen, doch auch klipp und klar zum Ausdruck zu bringen – und ich denke, dieses Selbstverständnis haben wir alle –, dass wir alle gemeinsam Interesse haben müssen an einer qualitativ hoch­wertigen und unabhängigen Justiz und dass es unser gemeinsames Anliegen sein muss, die Justiz als Pfeiler eines demokratischen und pluralistischen Rechtsstaates auch weiterhin zu stützen, zu stärken und die Unparteilichkeit und die Unabhängigkeit sicherzustellen. Daher, denke ich, war es auch eine kluge Entscheidung von Sepp


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 148

Pröll, die unabhängige Richterin Claudia Bandion-Ortner einzuladen, mit uns auf der Regierungsbank Platz zu nehmen.

Ich glaube, dass eine unabhängige Rechtsprechung das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger braucht, und daher werden wir in der kommenden Legislaturperiode auf die Erhaltung und die weitere Verbesserung der Qualität der Aufgabenerfüllung der Justiz, der Bürgernähe und insbesondere des Zuganges zum Recht besonderen Wert legen müssen.

Ich möchte aber – ich sage das ganz offen –, wenn ich schon die Chance habe, einige wenige Wochen lang zwei Funktionen gleichzeitig auszuüben, die Gelegenheit doch nutzen, sozusagen der Wissenschaft einen besseren Stellenwert auch im Zusammen­hang mit der Verfolgung qualitativ hochwertiger und rascher Gerichtsverfahren einzu­räumen. Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit haben werde, im Zusammenwirken mit den beiden Ressorts, insbesondere mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Justiz­ressorts, eine sehr vernünftige und praktikable Lösung zu finden, sodass wir in Hin­kunft auch sichergestellt haben, gerade bei der Begutachtung im Rahmen der Ge­richtsmedizin eine hoch qualitative wissenschaftliche Begleitung und Sicherstellung vorzufinden. (Beifall bei der ÖVP.)

Schlussendlich gilt es, noch einmal festzuhalten und immer wieder zu betonen, dass Sicherheit zu leben ein Urbedürfnis jedes einzelnen Menschen darstellt, und ich denke, dass das zwischen den Koalitionspartnern vereinbarte Justizprogramm dahin gehend ganz konkrete Antworten gibt.

Insbesondere darf ich verweisen auf das bereits im September 2008 beschlossene zweite Gewaltschutzgesetz, das zwischen meiner Amtsvorgängerin Maria Berger und der Frau Innenministerin so weit akkordiert wurde, dass ich hoffe, dass es dem Parla­ment bald zugeleitet und schlussendlich finalisiert werden kann, denn es richtet sich insbesondere gegen die Gewalt an Kindern und dient der Verbesserung des Opfer­schutzes.

In diesem Zusammenhang darf ich auch darauf hinweisen, dass wir gerade im Hinblick auf den Opferschutz festhalten wollen, dass Einrichtungen wie der Verein Neustart in diesem Zusammenhang eine maßgebliche Bedeutung haben und auch in Hinkunft unsere Unterstützung finden werden.

Ich denke – und das wird heute im Laufe der Debatte sicher noch zum Ausdruck kom­men –, dass das Justizressort und der gesamte Justizbereich sich eine Vielzahl von Maßnahmen vorgenommen haben, die weit in die Zukunft reichen. Ich glaube, dass es auch in diesem Bereich, wie schon in der Vergangenheit, im Justizressort eine kon­struktive Zusammenarbeit gibt, und möchte von dieser Stelle aus den dortigen Mitar­beiterinnen und Mitarbeitern für die freundliche Aufnahme meiner Person, wenn es auch nur für wenige Wochen sein wird, recht herzlich danken. Ich kann mir vorstellen, es war ein kleiner Kulturschock, zum ersten Mal in der Geschichte des Justizressorts einen Nichtjuristen als Ressortleiter zu haben; aber vielleicht ist das auch eine span­nende Bereicherung der Geschichte dieses Hauses. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

17.33


Präsident Fritz Neugebauer: Danke, Herr Bundesminister.

Zu Wort gemeldet ist Herr Kollege Dr. Jarolim. – Bitte.

 


17.33.05

Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim (SPÖ): Sehr geehrter Herr Minister! Ich glaube, es ist nicht gar so erstaunlich, dass Sie als Wissenschaftsminister für einige Zeit das Justizressort übernehmen, denn die Justiz hängt ja in ihrer gesellschaftlichen Entwick-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 149

lung und in der Schaffung von Rahmenmodellen doch auch sehr von der Überzeu­gungsarbeit ab, damit das, was wir neu einführen, auch bestmögliches Verständnis in der Bevölkerung erfährt. Daher ist es auch wichtig, dass wir intensiv und viel miteinan­der diskutieren und dass wir wirklich versuchen, das größtmögliche Gemeinsame best­möglich umzusetzen.

Das Justizprogramm spannt einen sehr weiten Bogen von gesellschaftspolitischen bis hin zu wirtschaftsrechtlichen Aspekten. Wenn wir – wie auch heute immer wieder – zur Wirtschaftskrise sprechen, dann ist es auch wichtig zu erwähnen, dass wir gerade dort, wo es um Preisregulierungen geht, die Diskussion über das Kartellrecht, über die Ver­besserung der Mechanismen begonnen haben und auch fortsetzen sollten.

Sie, Herr Minister, haben davon gesprochen, dass die Funktionalität der Justiz – und das ist natürlich ein Bekenntnis, das wir alle unterstreichen – von hohem Wert ist. Die Funktionalität hängt natürlich auch davon ab, dass die Qualität, aber letztlich auch die Quantität der verfügbaren Richterinnen und Richter entsprechend hoch ist.

Gleiches gilt für die Bundeswettbewerbsbehörde. Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Bundeswettbewerbsbehörde im Kampf gegen Preismissbrauch, gegen Preistreibe­rei – ein Drittel der Inflation in Österreich ist hausgemacht, ist dadurch bedingt, dass es zu Missbräuchen marktbeherrschender Stellungen kommt – entsprechend auszustat­ten ist. Wir haben das im Regierungsprogramm angedeutet, aber ich glaube, es ist sehr wichtig, das auch wirklich umzusetzen, vielleicht auch einen bereichsübergreifen­den Budgetansatz zu suchen, damit wir diese 15 Positionen, die wir uns intern vorge­nommen haben, umsetzen können.

Das Familienrecht wird sicherlich einer weitergehenden Diskussion bedürfen. In Bezug auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften gibt es eine Grundsatzeinigung, die wir wei­ter diskutieren müssen.

Verbraucherrecht – eine Verbesserung bei der Aufklärung und die Unwirksamkeit der Verträge, die über Werbeanrufe zustande kommen, sind nur einige wenige Aspekte.

Mietrechtsgesetz: Zur Abgrenzung von Erhaltungs- und Wartungsverpflichtung gibt es eine unterschiedliche Judikatur des Obersten Gerichtshofes. Daher ist es ganz wichtig, dass wir da voranschreiten.

Bei der Reform der Verfahrensrechte, insbesondere bei der Hauptverhandlung im Strafrecht, wird es sehr wichtig sein, Verfahrensverkürzungen dort durchzuführen, wo weitestgehend Geständnisse vorliegen und somit eine exzessive Länge der Verfahren nicht notwendig ist.

Ich glaube, dass wir gemeinsam eine vernünftige Justizpolitik entwickeln werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.36


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Donner­bauer. – Bitte.

 


17.36.28

Abgeordneter Mag. Heribert Donnerbauer (ÖVP): Meine sehr geehrten Herren Mi­nister! Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Justizkapitel – das wurde heute ja schon einige Male erwähnt – ist durchaus eines, das sehr umfang­reich ist. Im ersten Moment denkt man vor allem an die Gerichtsbarkeit. Natürlich ist es wichtig, die unabhängige Rechtsprechung aufrechtzuerhalten und entsprechend zu un­terstützen, auch mit den rechtlichen Grundlagen und den dazu notwendigen Gesetzen. Das ist auch die personelle Aufgabe des Justizressorts.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 150

Darüber hinaus hat gerade das Justizressort im Bereich der Gesetzgebung einen gro­ßen Bogen zu spannen – vom gesamten Zivilrecht über das Strafrecht mit verschiede­nen Spezialstrafgesetzen bis hin auch zu Organisationsvorschriften von vielen Rechts­subjekten, mit denen wir tagtäglich im Wirtschaftsleben und im realen Leben zu tun ha­ben und die einfach zu unserer modernen Gesellschaft dazugehören, bis letztlich na­türlich auch zu den Rechtsberufen im engeren Sinn, deren Organisationsvorschriften und Regeln, die zu einer entsprechenden Ausübung notwendig sind, auch im Justizbe­reich ressortieren.

Dementsprechend sind natürlich die Verhandlungen zum Thema Justiz umfangreich gewesen. Es sind immerhin 21 Seiten in diesem Regierungsübereinkommen, die sich dem Thema Justiz in diesem umfassenden Sinn widmen.

Da heute manchmal auch Kritik dahin gehend gekommen ist, wie detailliert oder wie allgemein gehalten ein Regierungsübereinkommen sein soll: Da kann ich nur die Lek­türe des Justizkapitels des Regierungsübereinkommens empfehlen, weil dort, wie ich glaube, die richtige Mischung vorgezeigt wird. Natürlich soll es einerseits detaillierte Bestimmungen zu einzelnen Themenbereichen geben, wozu auch schon in der Ver­gangenheit Vorarbeit geleistet wurde. Beispiele dazu wurden schon von meinem Vor­redner aufgezählt, ich möchte nur noch als besondere Schwerpunkte, die in den Ver­handlungen schon sehr weit gediehen sind und im Regierungsübereinkommen sehr detailliert ausgestaltet sind, Folgende erwähnen: das Thema Gewaltschutz, das Thema Familienrecht – insbesondere Unterhaltsvorschuss, der erweitert werden soll – bis zu konkreten Vorschriften zum Beispiel gegen das Phänomen Hassprediger.

Aber natürlich muss es auf der anderen Seite in diesem Regierungsübereinkommen auch viele allgemein gehaltene Teile geben, gerade im Bereich der Justiz, denn eine ABGB-Reform oder auch die Reform des Hauptverfahrens im Strafprozessrecht eignen sich nicht dazu, dass man das in Regierungsverhandlungen schon bis aufs letzte i-Tüpfelchen genau ausverhandelt, sondern da ist auch die Einbindung der Praxis, der Experten und so weiter notwendig.

Auf die spannende Arbeit in den nächsten Monaten und Jahren freue ich mich, zu­nächst einmal natürlich in Zusammenarbeit mit dem neuen Justizminister Johannes Hahn – ich glaube, er kann auch aus der Sicht der Wissenschaft sehr viel mit einbrin­gen; diese Kombination ist durchaus eine spannende –, und in wenigen Wochen dann auch in Zusammenarbeit mit der neuen und designierten Justizministerin Bandion-Ortner.

Ich freue mich aber auch auf die Zusammenarbeit im Justizausschuss mit Ihnen allen. Ich glaube, dass wir dort eine sehr sachliche Arbeit pflegen, und ich hoffe, dass das auch in den nächsten Jahren so sein wird – im Interesse unseres Landes und einer funktionierenden Justiz. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

17.39


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Stefan. – Bitte.

 


17.40.01

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr ge­ehrter Herr Wissenschaftsminister! Ich hätte sehr gerne gesehen, wie die designierte unabhängige Justizministerin das Regierungsprogramm vertritt, denn immerhin ist es ja von den Regierungsparteien erarbeitet worden. Wo da der Platz für die unabhängige Justizministerin bleibt, das hätte ich, wie gesagt, gerne gesehen.

Vielleicht liegt das daran, dass man, sehr allgemein formuliert, ideenlos bleibt, wie heu­te schon mehrfach angedeutet wurde. Darauf führe ich auch zurück, dass die Redner


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der Regierungsparteien anfangs immer wieder eingefordert haben, dass wir doch kon­krete Vorschläge machen und Ideen einbringen sollen. – Ja, wenn sie Ihnen fehlen – wir werden sie in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren liefern; heute, in 3 Minu­ten, ist dazu keine Zeit. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Faul: ... dass es ohne Sie nicht geht!)

Es ist natürlich traurig, dass die Justizministerin krank ist. Aber es ist ja nirgendwo ein Nachteil, wo nicht auch ein Vorteil ist. Immerhin kann sie jetzt in Ruhe das BAWAG-Ur­teil schreiben, und die Justiz erspart sich eine vollkommene Neuaufrollung des Verfah­rens. Das ist doch sehr erfreulich.

Insgesamt baut ja diese Regierung auf einem Sündenfall der letzten Regierung auf, nämlich dem, die Sozialpartner in den Verfassungsrang zu heben. Man hat damit die Schattenregierung also auch noch in die Verfassung gestellt – eine Schattenregierung, in der die Entscheidungsfindung vollkommen undurchsichtig ist, die keine demokrati­schen Strukturen im eigentlichen Sinn hat, die aber dann über Umwege und mittlerwei­le direkt die Regierung beeinflusst.

Das kommt mir so vor, als wäre das eine Art „Trutzburg“, in die man sich zurückzieht, wenn alles andere verloren ist. Wenn man also merkt, dass man massiv Stimmen ver­liert, dann muss man sich dorthin zurückziehen, wo man noch die Mehrheit sichern kann, wo man noch die Macht erhalten kann – und das sind nun einmal die Sozialpart­ner –, und über den Umweg versucht man dann, zu regieren. Auf Dauer wird auch das nicht gelingen, denn die Wahlen entscheiden letztlich doch, und dann werden irgend­wann einmal die Sozialpartner auch dort an Bedeutung verlieren.

Gefragt wäre in diesem Regierungsprogramm allerdings die Abkehr von sozialutopi­schen Theorien. Wir sehen das einerseits in diesem übertriebenen Gender Mainstrea­ming. (Abg. Mag. Wurm: Oh, oh!) Das geht bis in den Sportbereich hinein – Förderung von Gender-politischen Maßnahmen im Sport –, oder es betrifft dann natürlich auch die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, vielleicht in letzter Konsequenz irgendwann auch mit Adoptionsrecht. Kinder als Versuchskaninchen, das ist sehr unverantwortlich! (Beifall bei der FPÖ.)

Viel sinnvoller wäre es, zum Beispiel im Bereich der Trennungsopfer etwa zu tun – denn dort sind Kinder tatsächlich die Opfer. Das betrifft sehr viele Menschen in Öster­reich. Wir haben ganz konkret verlangt, dass Maßnahmen zur Verfahrensverkürzung bei Besuchs- und Obsorgestreitigkeiten gesetzt werden. Es muss innerhalb von sechs Monaten eine Entscheidung geben, und man kann sich nicht darauf ausreden, dass vielleicht Sachverständige ihr Gutachten nicht rechtzeitig abliefern. Da besteht ein tat­sächlicher Handlungsbedarf, das ist tatsächliche gesellschaftliche Realität und hat mit diesen Sozial-Utopien nichts zu tun.

Jedenfalls gibt es erfreulicherweise Folgendes zu bemerken: Diese Proporz-Sozialpart­ner-Koalition hat keine Verfassungsmehrheit. Daher wird es uns in Zukunft gelingen, die Fehler, die jetzt im legistischen Bereich gemacht werden, wieder gutzumachen. (Beifall bei der FPÖ.)

17.43


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Grosz. – Bitte.

 


17.43.24

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Mitglieder oder zu­mindest Restbestände der künftigen Bundesregierung, die zu dieser Zeit noch ihrer Aufgabe im Parlament nachkommen! (Abg. Ing. Westenthaler: ... fehlen bereits am ersten Tag!) Hohes Haus! Es ist schon eigenartig, dass sich eine Regierung dem Par­lament erklärt oder verklärt oder was auch immer, und jetzt ist es 17.45 Uhr, und die


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neuen Mitglieder der Bundesregierung, die voller Stolz und Verantwortungsbewusst­sein in dieses Haus geschritten sind, tummeln und quälen sich am Buffet der Cafeteria, anstatt sich hier der Demokratie und dem Parlament zu stellen. Das ist die erste Frech­heit, die sich diese Bundesregierung erlaubt! (Beifall beim BZÖ.)

Aber offensichtlich gelten auch Alfred Gusenbauers prophetische Worte nicht dem Par­lament, sondern der künftigen Bundesregierung, denn sie sind es nicht gewohnt, nach 16 Uhr noch zu arbeiten. Gott schütze Österreich, bei dieser Arbeitsmoral! (Beifall beim BZÖ.)

Wir führen seit 9 Uhr früh des heutigen Tages eine Diskussion über diese Bundesre­gierung, und es zieht sich wie ein roter Faden durch alle Redebeiträge, aber mir hat das bis jetzt niemand erklären können: Wozu haben wir eigentlich am 28. September gewählt? (Zwischenrufe beim BZÖ.) – Eine ganze Reihe von Abgeordneten der Sozial­demokratie und der ÖVP quälen sich hier am Pult mit schlechtem Gewissen, um den Menschen zu erklären, wie dieses Unglück eigentlich zustande gekommen ist, aber bis heute konnte mir niemand erklären: Wozu haben wir gewählt, wenn zwar Molterer und Gusenbauer nicht auf der Regierungsbank sitzen, wohl aber Restbestände aus einer großen Koalition wie in den neunziger Jahren?

Wir haben Gewerkschafter in der Regierung, wir haben Wirtschaftskämmerer in der Regierung, wir haben den Staub der neunziger Jahre aufkommen lassen. Bei der Gele­genheit muss man schon auch sagen: Da waren die Vranitzkys der neunziger Jahre, die Regierung eines Herrn Klima (Abg. Mag. Stadler: Fortschrittlich!) und die Regie­rung eines Herrn Gusenbauer ein Ausbund an Energie, ein Ausbund an Sympathie, an Menschlichkeit und an Einsatz, verglichen mit dieser Regierung, die sich in Restbe­ständen noch hier auf der Regierungsbank versammelt. (Beifall beim BZÖ.)

Das frage nicht nur ich mich, das fragen sich nicht nur viele Abgeordnete dieses Hau­ses – guten Morgen, Herr Sozialminister, ich hoffe, das Essen, das Sie vor 10 Minuten noch eingenommen haben, hat gut geschmeckt –, sondern das fragen sich viele Men­schen in unserem Land (Zwischenrufe bei der SPÖ): Wie kann es sein, dass 20 Mona­te Streit, Chaos und Stillstand mit dem gestrigen beziehungsweise mit dem heutigen Tag eine Fortsetzung finden?

Ich sage nur: Am 28. September haben die Menschen unseres Landes an den Wahlur­nen gerufen: Befreit uns von dieser Regierung! Befreit uns von diesem Zustand der Po­litik! (Beifall beim BZÖ.)

Was kommt jetzt? – Regierungsmitglieder, die ihre Parteifunktion offensichtlich nur deswegen definiert haben, damit sie sich schnell in Regierungsämter drängen! Das ist keine vertrauensbildende Maßnahme für die Zukunft, auch nicht in schwierigen Zeiten.

Wir haben heute schon so oft von schwierigen Zeiten gesprochen. Ja, die Menschen in unserem Land, die Bürgerinnen und Bürger, haben Sorgen, sie haben nackte Exis­tenzsorgen! Wir lesen jeden Tag die Zeitung, und wir lesen Buchstabenfolgen: EPCOS, MAGNA, Thyssen, ATB, AT & S. Genosse Androsch hat gerade wie eine Heuschrecke einen Betrieb niedergeführt und baut nach Indien aus, anstatt Arbeitsplät­ze hier in Österreich zu halten. Die Menschen in diesem Land haben Sorgen, und sie erwarten sich von einer Bundesregierung, dass darin Verantwortungsträger sitzen und arbeiten, die sich bei dieser Entwicklung, die wir in Österreich erleben müssen, schüt­zend vor sie stellen. (Beifall beim BZÖ.)

Hinter diesen Buchstabenfolgen – MAGNA, Thyssen, AT & S (Ruf bei der SPÖ: BZÖ! – Heiterkeit bei der SPÖ) – stehen nicht nur Betriebe, sondern da stehen in Zukunft Ar­beitsplätze ... (Abg. Ing. Westenthaler: Die lachen auch noch darüber!) Das mag für Sie witzig sein: arbeitslose Menschen. Bei Ihrem Gehalt müssen Sie sich ja über Ar-


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beitslosigkeit keine Gedanken machen. Wir machen uns Gedanken über arbeitslose Menschen! (Beifall beim BZÖ.)

Daher sage ich Ihnen auch: Dahinter stehen Menschen, die in Zukunft arbeitslos sind und vom Arbeitsmarktservice des Herrn Hundstorfer zum nächsten Strickkurs des AMS geschickt werden. Das ist nicht das, was unter Menschenrecht zu verstehen ist! Men­schenrecht ist eine Arbeit, eine Beschäftigung; Menschenrecht ist, sich in einer Be­schäftigung wiederzufinden. Das garantiert diese Bundesregierung nicht. Wenn ich mir das Programm richtig durchgelesen habe – diese Worthülsen, diese Überschriften –, gibt es kein einziges konkretes Investitionsprogramm, das diese Bundesregierung zum Erhalt der Klein- und Mittelbetriebe vorsieht. Kein einziges Projekt, kein einziges Infra­strukturprojekt!

Sie haben in diesem Regierungsprogramm Überschriften produziert und in den Über­schriften beispielsweise 17 Mal das Wort „Wien“ eingebaut. Überschriften über Wien, was da in Wien – der Gehsteig wird geräumt, oder was auch immer – nicht alles pas­siert. Kein einziges Mal kommt das Wort „Steiermark“ vor, Graz, Auto-Cluster, Arbeit­nehmer, Wirtschaft. Kein einziges Mal kommt das Wort „Kärnten“ oder „Klagenfurt“ vor. Kein einziges Mal kommen die Bundesländer vor, die gerade in dieser Situation Infra­strukturprojekte brauchen, die Investitionen brauchen. (Beifall beim BZÖ.)

Was kommt in Ihrem Regierungsprogramm vor? – Es kommt ein Asyl-Erstaufnahme­zentrum Süd vor! Die „Krot“ sollen wir schlucken; Arbeitsplätze sollen wir verlieren, aber ein Asyl-Erstaufnahmezentrum bekommen wir. Und es kommt ein Schubhaftzen­trum Leoben vor. Das werden wir nicht zulassen! Kollege Petzner hat es auch schon gesagt: Es kann nicht sein, dass man die Bundesländer im Süden wirtschafts- und ar­beitsmarktpolitisch aushungert.

Wenn Sie schon ein Asyl-Erstaufnahmezentrum Süd haben wollen, dann stellen Sie es südlich des Hauseinganges der Frau Innenminister Fekter in Attnang-Puchheim auf! Dann ist es auch ein Asyl-Erstaufnahmezentrum Süd, direkt vor der Haustür. Da kön­nen Sie es haben, aber weder in der Steiermark noch in Kärnten! (Beifall beim BZÖ.)

Wir brauchen Taten statt Worte! Wir brauchen eine Flat Tax, wir brauchen einen Mittel­standsfonds. Klubobmann Bucher hat es richtigerweise gesagt: Wir brauchen Initiati­ven für Klein- und Mittelbetriebe. Wir brauchen aber auch eine Regierung, die sich schützend vor die Menschen stellt, wenn es um die Teuerung geht.

Daher werden wir eine Regierung nicht unterstützen, die auch weiterhin meint, mit dem Kindergeld-Raubzug Erfolge feiern zu können. Daher werden wir heute auch als erste Maßnahme einen Entschließungsantrag einbringen, mit dem wir das unterbinden wer­den, und wir hoffen auf eine soziale Einsicht Ihrerseits.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ursula Haubner, Josef Bucher, Kollegin und Kollegen betreffend Rückzahlung der Zuschüsse zum Kinderbetreuungsgeld, eingebracht im Zuge der De­batte zur Erklärung der Bundesregierung (TOP 2)

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat einen Gesetzentwurf zuzuleiten, der bezüglich der Rückzahlungsverpflichtungen der Zuschüsse zum Kinderbetreuungs­geld


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a) eine Erfassung von Härtefällen ermöglicht, die jedenfalls folgende Punkte umfasst:

Berücksichtigung kumulierter Zahlungsverpflichtungen der Betroffenen,

Anrechnung von Unterhaltszahlungen und Alimenten

b) die Anhörung des zur Rückzahlung verpflichteten Elternteils

c) und die Möglichkeit der Entbindung von der Zahlungsverpflichtung vorsieht.

*****

Ich ersuche Sie um Ihre Zustimmung. Das wäre sozial – in einer Zeit, in der Sie den Menschen ein unsoziales Regierungsprogramm vorgelegt haben. – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

17.51


Präsident Fritz Neugebauer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht, ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ursula Haubner, Josef Bucher, Kollegin und Kollegen betreffend Rückzahlung der Zuschüsse zum Kinderbetreuungsgeld, eingebracht im Zuge der De­batte zur Erklärung der Bundesregierung (TOP 2)

Das Kinderbetreuungsgeld wurde ursprünglich mit der Intention eingeführt, die Betreu­ungsleistung der Eltern, vor allem der Mütter, anzuerkennen und zumindest eine teil­weise Abgeltung zu schaffen. Als zusätzliche Maßnahme wurde die Möglichkeit der In­anspruchnahme einer Art zinsenlosen Kredits in Form eines Zuschusses zum Kinder­betreuungsgeld eingerichtet. Hat nach dem Kinderbetreuungsgeldgesetz der Elternteil des Kindes, welcher den Zuschuss erhalten hat (z.B. eine allein stehende Mutter) den anderen Elternteil bekannt gegeben, dann ist dieser (in diesem Fall der Vater) zur Rückzahlung verpflichtet. Diese Verpflichtung stellt in der Praxis (meist nach einer nicht einvernehmlichen Trennung der Eltern) einen ökonomisch schlecht gestellten Vater oft vor kaum zu bewältigende finanzielle Probleme. Kumulierende Zahlungsverpflichtun­gen drängen im Zusammenwirken mit den durch die Finanzämter verfügten Rückzah­lungsverpflichtungen die Betroffenen in Existenz bedrohende Situationen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Rückforderungen bis vor kurzem nicht vollzogen wurden, nun aber zwei Jahresbeträge auf einmal eingehoben werden. Damit werden Familien, die es gerade geschafft haben, ihr Einkommen in durchschnittliche Höhe zu bringen und getrennt lebenden Vätern innerhalb eines halben Jahres bis zu 36% eines Jahreseinkommens abverlangt. Zwischen 2002 und heute haben ca. 75.000 Eltern den Zuschuss bezogen. Den bisher 4.500 von den Finanzämtern zur Rückzahlung aufge­forderten Personen werden in der nächsten Zeit Tausende folgen, die mit kumulierten Zahlungsverpflichtungen an den Rand ihrer Existenz gedrängt werden. Die derzeit an­gewandte Umsetzung der Rückzahlungsverpflichtung trägt zu dieser Existenzgefähr­dung bei.

Die weltweite Wirtschaftskrise hat Österreich erreicht und trifft wie überall in der Welt besonders die sozial Schwachen. In diesem Zusammenhang stellt sich die grundsätz­lich Frage in wieweit die derzeitige Vollziehung der einschlägigen Bestimmungen im Kinderbgeldbetreuungsgesetz der ursprünglichen Intention des Gesetzgebers nicht zu­widerläuft.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 155

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf zuzuleiten, der bezüglich der Rückzahlungsverpflichtungen der Zuschüsse zum Kinderbetreuungs­geld

a) eine Erfassung von Härtefällen ermöglicht, die jedenfalls folgende Punkte umfasst:

Berücksichtigung kumulierter Zahlungsverpflichtungen der Betroffenen

Anrechnung von Unterhaltszahlungen und Alimenten

b) die Anhörung des zur Rückzahlung verpflichteten Elternteils

c) und die Möglichkeit der Entbindung von der Zahlungsverpflichtung vorsieht.

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Stein­hauser. – Bitte.

 


17.51.22

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Justizminister! Sie sind tatsächlich die größte personelle Überra­schung, die die Bundesregierung zu bieten hat; sonst war ja nicht viel Aufregendes da­bei. Ich habe lesen können, dass Sie selbst über Ihre Bestellung verwundert waren. Ich nehme an, das hat damit zu tun, dass Sie justizpolitisch nicht besonders viele Berüh­rungspunkte haben und dass man Sie als themenfremd bezeichnen kann.

Ich werfe Ihnen das nicht vor. Ich kann Ihnen das gar nicht vorwerfen, denn in einer Regierung, in der zwei Staatssekretäre und ein Finanzminister in ihrem Ressort als themenfremd einzuschätzen sind, in der wir eine Infrastrukturministerin haben, die nichts mit Infrastruktur zu tun hat, fallen Sie als Wissenschaftsminister, der Justizpolitik macht, eigentlich gar nicht auf. (Beifall bei den Grünen.)

Das eigentliche Problem im Zusammenhang mit Ihrem Ressort ist auch ein ganz ande­res. Das eigentliche Problem ist, dass man zukünftig der ÖVP sicherheitspolitisch eine umfassende Machtfülle gegeben hat. Ich wundere mich eigentlich darüber, dass sie nicht gleich auch noch das Verteidigungsministerium von der SPÖ dazubekommen ha­ben; dann hätten Sie sämtliche sicherheitspolitischen Agenden bei der ÖVP geparkt.

Das Ganze ist deswegen verwunderlich, weil wir gerade einen Untersuchungsaus­schuss Innenministerium hinter uns haben, in dem auch einige Kollegen und Kollegin­nen von der SPÖ aktiv mitgearbeitet haben. Ich möchte da ein paar Dinge in Erinne­rung rufen: parteipolitisch motivierte Postenbesetzungen im Innenministerium; das ge­samte Vorgehen bei der Flüchtlingsfamilie Zogaj, wobei Polizeibeamte politisch moti­viert Daten abgefragt und Journalisten zugespielt haben, um öffentlich Stimmung zu machen (Abg. Scheibner: Das macht ihr nie, gell!); politisch motivierte Ermittlungen im BAWAG-Fall, wo die Polizei im Wahlkampf bewusst auf den BAWAG-Fall angesetzt wurde, um politisches Kapital daraus zu schlagen.

Und was ist der Lohn dafür? – Die ÖVP bekommt von der SPÖ das politisch sensible Justizministerium. – Das ist das eine. Und was ist das andere? Was wird die Konse­quenz daraus sein? – Ich schaue mir das Regierungsprogramm an und sehe gewisse Vorhaben, die darin verankert sind: Ausbau des Überwachungsstaats, Stichwort On­line-Durchsuchung. Wie wird das in Zukunft ablaufen? – Die ÖVP-Innenministerin wird mit der ÖVP-Justizministerin verhandeln. Ausbau der Anti-Terror-Gesetzgebung: Die ÖVP-Innenministerin wird mit der ÖVP-Justizministerin verhandeln.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 156

Es ist nicht so, dass ich der SPÖ zutraue, da ein Korrektiv zu sein. Ich erinnere daran, wie vor einem Jahr das Sicherheitspolizeigesetz hier im Haus diskutiert wurde. Es ging um den Ausbau der Polizeirechte im Sicherheitspolizeigesetz: Die eine Hälfte der SPÖ hat geschlafen, und die andere hat Platter die Wünsche von den Lippen abgelesen.

Aber ich sehe schon ein Problem darin, dass die SPÖ den sicherheitspolitischen Be­reich aufgegeben hat. Das zeigt nämlich, welchen Stellenwert ein gesellschaftspolitisch so wichtiges Ministerium wie das Justizministerium für die SPÖ hat. Der Stellenwert kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass der Bundeskanzler in seiner schriftlichen Regierungserklärung der Justizpolitik gerade einen Absatz gewidmet hat; in seiner mündlichen Darstellung war es dann nur noch ein Satz.

Das Justizministerium ist gesellschaftspolitisch wichtig, und ich frage mich: Hat die SPÖ zu so wichtigen Materien wie dem Mietrecht nichts mehr zu sagen? – Da gibt es einen sozialpolitischen Gestaltungsspielraum. Warum ist dieser aufgegeben worden? Die Leute geben heute einen Großteil ihres Haushaltseinkommens für Mieten aus, da kann man sozialpolitisch etwas machen. Was macht die SPÖ? – Sie gibt das Ministe­rium der ÖVP, und wir wissen, wie die Mietrechtspolitik der ÖVP aussieht. (Beifall bei den Grünen.)

Modernes Familienrecht: genau das Gleiche! Da kann man gesellschaftspolitisch seine Handschrift zeigen. Was macht die SPÖ? – Sie gibt das Justizministerium der ÖVP, und wir wissen, welche Positionen die ÖVP im Familienrecht vertritt.

Der Rechtsstaat, der Schutz des Rechtsstaats, das wäre eine wichtige Aufgabe, die die SPÖ hätte wahrnehmen können. Es interessiert die SPÖ nicht, und noch schlimmer: Selbst jene Projekte, die Justizministerin Berger in den letzten eineinhalb Jahren auf die Beine gestellt hat, werden in diesem Regierungsübereinkommen in Frage gestellt.

Jugendgerichtshof: Dieser steht zwar drin, aber unter Finanzierungsvorbehalt. Jeder, der die finanzielle, die budgetäre Situation in der Justiz kennt, weiß, dass sich das nicht ausgehen wird. Das Gleiche bei der Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft: Eine Sache, für die sich Berger massiv eingesetzt hat, steht unter Finanzierungsvorbehalt. Das kann sich unter den gegebenen Rahmenbedingungen – wer die Budgetsituation in der Justizpolitik kennt, weiß es – nicht ausgehen. (Abg. Neubauer: Jetzt weint ihr Berger nach, und vorher habt ihr gestritten!)

Das Haftentlastungspaket wird evaluiert. Gut, da kann man noch hoffen, dass zumin­dest das bleibt, weil die Evaluierung positiv ausgeht.

Der Gipfelpunkt war wahrscheinlich die Ablöse der Justizministerin Berger. Ich war nicht immer einer Meinung mit ihr, in vielen Punkten sogar nicht ihrer Meinung, aber eines muss man ihr lassen: Sie war engagiert, sie hat einiges versucht. Der Dank war, dass sie ausgetauscht worden ist. Das versteht niemand! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

17.56


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächste spricht Frau Abgeordnete Rudas. – Bitte.

 


17.56.55

Abgeordnete Laura Rudas (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe ZuseherInnen und ZuhörerInnen auf der Galerie! Kollege Grosz, ich habe auf­merksam zugehört und habe einfach nicht verstanden, wo da der rote Faden sein soll. – Ach so, er ist gar nicht hier. Kollege Grosz beschwert sich über das Essverhal­ten unserer Regierungsmitglieder und ist selbst nicht im Haus; schade. (Ruf bei der ÖVP: Auch essen gegangen!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 157

Vielleicht können Sie es ihm ausrichten – Mahlzeit an den Kollegen! –: Ich habe den roten Faden nicht verstanden. (Abg. Scheibner: Dass Sie etwas Rotes nicht verste­hen?!) Er zeigt auf einen Kollegen, wie viel er verdient; es verdienen alle Abgeordneten gleich viel. Er überlegt sich, wo Minister zu Mittag essen. Das ist ja keine politisch in­haltliche Auseinandersetzung!

Ich glaube, die Leute haben dieses Hickhack an sich einfach satt und wollen politisch inhaltliche Auseinandersetzungen. (Abg. Scheibner: Dann fangen Sie einmal an!) Da­für gibt es ja genügend Spielraum. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Es gibt im Re­gierungsprogramm genügend Spielraum für politische Auseinandersetzungen (Abg. Mag. Stadler: ... Häupl nennen!), es gibt hier genügend Spielraum. Aber wenn sich die Politik selbst nicht mehr ernst nimmt – und dieser Auftritt war mehr als sich selbst nicht ernst nehmend –, dann wird das auch niemand anderer mehr machen. Irgendwann kommt dann der Tag, an dem keiner mehr wählen geht. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Deswegen hat mich die Ankündigung des Kollegen Stefan gefreut, dass er Ideen lie­fern wird, Ideen bringen wird. Denn das Regierungsprogramm verfügt natürlich über ausreichend Spielraum, alle Ideen einzubringen. Das ist ja auch der Sinn. Wir hätten alle eine Freude, wenn Verhandler sich innerhalb von ein paar Wochen einen Tages­plan für die nächsten fünf Jahre ausmachen. Natürlich ist es wichtig, dass man Ideen einbringt, und es ist richtig, wenn die Regierung – für alle Parteien, für alle Menschen – guten Ideen gegenüber offen ist. Das Regierungsprogramm lässt genügend Spielraum, und darüber sollte gerade die Opposition froh sein, dass sie sich einbringen kann. Des­wegen freue ich mich auf die Ideen des Kollegen Stefan, weil hier für politische Diskus­sionen genügend Spielraum vorhanden sein sollte.

Das gilt auch für den Justizbereich, Kollege Steinhauser, den ich natürlich auch gerne bei uns gehabt hätte, genauso wie Inneres und Finanzen; das ist keine Frage. Aber ich glaube, eine neue Form der Politik sollte auch eine neue Form des Teamgeists in der Regierung sein, sodass man gemeinsam Angelegenheiten und Gegenstände erarbei­tet. Da wird die Einbindung der Opposition ganz wesentlich sein.

Deshalb würde ich mich nicht so darauf versteifen, wer welche Ressorts hat, und der neuen Justizministerin auch aufgrund ihrer Parteiunabhängigkeit genügend Vorschuss­vertrauen schenken, um sie am Anfang, vor allem am Anfang, zu unterstützen. Ich denke, wenn man jemandem optimistisch – was nicht „unkritisch“ heißen muss –, kri­tisch optimistisch entgegentritt, dann wird die Zusammenarbeit besser funktionieren als in den letzten 18 Monaten. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

17.59


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wöginger. – Bitte.

 


18.00.01

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglie­der der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Etwas bringt diese Debatte rund um die Regierungserklärung wieder einmal klar zum Ausdruck: Der Standort bestimmt den Standpunkt.

Die Opposition kritisiert naturgemäß das Regierungsprogramm. (Abg. Neubauer: Zu Recht!) Ich meine, eine ehrliche, offene Kritik ist grundsätzlich etwas Positives. Was aber weitgehend beziehungsweise zum Teil zur Gänze fehlt, sind die Lösungsansätze. (Zwischenruf des Abg. Grillitsch.) Sie sagen nicht dazu, wie Sie es anders oder bes­ser machen wollen! Würden Sie das sagen, dann könnten wir auch ordentlich darüber diskutieren.


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Sie sitzen in Ihren Gemeinden ja vielfach auch in den Gemeinderäten oder sind dort Funktionäre. Jetzt frage ich Sie als Vertreter der Oppositionsparteien: Können Sie zu Hause so argumentieren, dass Sie sagen, dass Sie dagegen sind, dass Sie Ihrer Be­völkerung aber nicht erklären, warum Sie dagegen sind? Können Sie sagen, dass Sie dagegen sind, aber keinen Lösungsansatz haben, wie Sie es anders und besser ma­chen möchten? (Zwischenruf des Abg. Dr. Haimbuchner.) In meiner Heimatgemeinde geht das nicht, und dort wird das auch von keiner der Parteien, die dort vertreten sind, gemacht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Außerdem werden auch die wirklich konkre­ten, positiven Maßnahmen einfach schlechtgeredet und völlig unnötig negativ darge­stellt. Das ist meiner Meinung nach nicht in Ordnung! Lesen Sie zumindest die letzten Seiten des Regierungsprogramms, in dem ab Seite 274 im Finanzkapitel ganz klar und deutlich dargestellt ist, wie viel Geld diese Regierung in die Hand nimmt, um erstens Steuerzahler und Familien zu entlasten und zweitens der Finanz- und Wirtschaftskrise entgegenzuwirken, nämlich mit zwei Konjunkturpaketen in Höhe von rund 1,1 Milliar­den € – wobei die Bundesländer auch noch zusätzlich Pakete beschließen wie zum Beispiel Oberösterreich – sowie mit der Tarifentlastung im Steuersystem von rund 2,3 Milliarden €, womit die Steuerzahler und der Mittelstand entlastet werden. Zudem gibt es ein Entlastungspaket für Familien mit insgesamt 900 Millionen €. Und all das ist nichts? All das ist nichts wert? – Ich bitte alle Mandatare, auch jene der Opposition, zu­mindest das anzuerkennen und wertzuschätzen, was in diesem Bereich getan wird.

In diesem Zusammenhang nenne ich ferner die 13. Familienbeihilfe, den Gratiskinder­garten vor dem Schuleintritt, die Entlastung für Familien mit dem Freibetrag oder auch mit der Anhebung des Kinderabsetzbetrages. Frau Kollegin Glawischnig hat es heute so dargestellt, als ob diejenigen Familien oder Personen, die keine Steuer bezahlen, überhaupt nichts von dem Familienpaket haben. – Das ist natürlich falsch, weil der Kin­derabsetzbetrag für alle Kinder und für alle Familien gilt. (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) – Aber dazusagen sollte man es, Herr Kogler! Aber es wird hier halt wie­der einmal die Unwahrheit dargestellt.

Zuletzt nenne ich Ihnen noch die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskos­ten in der Höhe von 2 300 € pro Jahr bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes. Das be­deutet für eine Alleinverdienerfamilie mit einem Einkommen von monatlich 1 400 € brutto – und von diesen gibt es viele in Österreich – eine Entlastung von jährlich rund 2 000 €, und in Anbetracht dessen frage ich mich, ob es nicht wirklich erwähnenswert ist, dass das richtige Maßnahmen sind, die treffsicher sind, weil die Hilfe genau dort ankommt, wo wir sie haben wollen.

Meine Damen und Herren, daher ersuche ich Sie als Oppositionsabgeordnete, bei aller offenen Kritik, die bei der Debatte um ein Regierungsprogramm durchaus auch not­wendig ist, auch die positiven Maßnahmen, die zweifelsohne hier enthalten sind, anzu­erkennen und wertzuschätzen! Ich meine, Letzteres sollten Sie als Volksvertreter tun! (Beifall bei der ÖVP.)

18.03


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Neubauer. – Bitte.

 


18.04.01

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! In einem Punkt muss ich dem Kollegen Grosz Recht geben. Dass der neue Bundeskanzler und der Vizekanzler derart respekt­los auftreten, indem sie schon um 18 Uhr durch Abwesenheit glänzen, ist schlicht ge­sagt ein Skandal! Das muss man wirklich noch einmal wiederholen. (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 159

Da fragt man sich: War das jetzt wirklich alles? War das alles, wofür wir neu gewählt haben? War das das Produkt, das sich ergeben hat durch diese neue Regierung, die von einer Tageszeitung sozusagen in die Regierung gedrängt wurde? Wenn das so ist, dann glaube ich es fast! Wenn man nämlich mit dem, was hier vorgelegt wurde, meine Damen und Herren, den Anspruch erhebt, dieses Land Österreich zu regieren, dann ist das wenig ehrgeizig. Das sage ich Ihnen von dieser Stelle wirklich ganz klar! Sie haben mit diesem Regierungsprogramm die Ziele so weit nach unten gesetzt, dass Sie ein Scheitern möglichst jetzt schon ausschließen können.

Kollege Wöginger hat gerade gesagt, man solle das auch wertschätzen. Herr Kollege Wöginger! Wertschätzen kann ich dann etwas, wenn es mit Leben erfüllt ist, wenn die­se Absichtserklärungen also auch mit Inhalten gefüllt sind, meine sehr geehrten Da­men und Herren.

Ich frage anschließend an das, was Kollege Westenthaler am Vormittag schon in den Raum gestellt hat: Wo sind Ihre Konzepte zur Armutsbekämpfung? Eine Million Öster­reicher nagt quasi an der Armutsgrenze. 3 500 Menschen können in diesem Winter ih­re Wohnungen nicht heizen. Sie haben Senioren zugesichert, dass Sie in Zukunft noch den Pensionistenpreisindex absichern werden. Aber auch hier sind Sie umgefallen! Sie sind bei der Pensionsautomatik umgefallen, Sie sind bei der Hacklerregelung umge­fallen, und Sie sind bei der Rezeptgebührobergrenzenregelung umgefallen. Da muss man ja schon Angst um Ihre Gesundheit haben! Sie müssen alle schon ein Schleuder­trauma haben, weil Sie so oft umgefallen sind!

Ganz zum Schluss haben Sie im Zusammenhang mit dem Thema Sicherheit hinsicht­lich Temelín dem Fass wirklich den Boden ausgeschlagen. Sie haben es tatsächlich geschafft, zum Thema Temelín einen Satz und gleichzeitig zum Thema EURATOM-Vertrag zwei Sätze im Regierungsprogramm zu haben.

Ich werde deshalb zwei Entschließungsanträge einbringen.

Der erste Antrag lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Ing. Norbert Hofer, Werner Neubauer und weiterer Abgeordneter betreffend Volksabstimmung über den Ausstieg Österreichs aus dem EURATOM-Vertrag.

Im Jahr 1956 wurde die Österreichische Studiengesellschaft für Kernenergie gegrün­det. Die Aktivitäten dieser Gesellschaft führten zum Beschluss der Bundesregierung über einen Energieplan, der drei Kernkraftwerke in Österreich vorsah. Das erste davon sollte in Zwentendorf gebaut werden. Am 5. November 1978 haben sich die Österrei­cher im Rahmen einer Volksabstimmung klar gegen die Nutzung von Kernkraft ausge­sprochen. Zwentendorf wurde nicht in Betrieb genommen. Im Herbst dieses Jahres jährt sich diese Volksabstimmung zum 30. Mal.

Unabhängig davon fließen viele Millionen aus dem österreichischen Staatshaushalt an Euratom. Damit finanziert Österreich über diesen Umweg die europäische Atom­energie. Ein Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag und die Verwendung der dafür bis­her gebundenen finanziellen Mittel für den Bereich Forschung und Entwicklung wären daher ein Gebot der Stunde. Im Geiste des Ergebnisses der Volksabstimmung über Zwentendorf und des Mitspracherechts der Österreicher wäre eine Volksabstimmung über den Ausstieg Österreichs aus dem EURATOM-Vertrag zielführend.

Der Salzburger Völkerrechtsexperte Univ.-Prof. Michael Geistlinger hat den bedeu­tungsvollen Hinweis geliefert, dass es „Kraft des Völkergewohnheitsrechts, das durch


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Art. 56 der Wiener Vertragskonvention (WKV) kodifiziert wurde“ möglich ist, aus dem Euratom-Vertrag auszusteigen, ohne die EU-Mitgliedschaft in Frage zu stellen. Ein Umstand, der andersmeinende Gutachten obsolet werden lässt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzulei­ten, die im Sinne einer aktiven Anti-Atompolitik Österreichs und des Ergebnisses der Volksabstimmung über Zwentendorf eine Volksabstimmung über einen Ausstieg Öster­reichs aus dem EURATOM-Vertrag vorsieht.“

*****

Ich ersuche um wohlwollende Zustimmung.

Der zweite Antrag lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Werner Neubauer, Ing. Norbert Hofer, Mag. Roman Haider, Annelie­se Kitzmüller und weiterer Abgeordneter betreffend das Verhalten Tschechiens beim Ausbau des AKW Temelín

Am 25. November 2008 musste der zweite Block des tschechischen Atomkraftwerks Temelín vom Netz genommen werden. Nachdem der erste Block des AKW bereits En­de Juli wegen Turbinenproblemen heruntergefahren wurde, stand das Kraftwerk damit vorübergehend still. Die Abschaltung erfolgte automatisch auf Grund eines Signals des Schutzsystems des Generators, die genaue Ursache ist bisher unbekannt.

Mit diesem neuerlichen Störfall wird Temelín immer mehr zu einem technischen und ökonomischen Desaster. Eine Meinung, der sich auch der Anti-Atom-Beauftragte des Landes Oberösterreich, Radko Pavlovec, anschließt. Seit Inbetriebnahme des AKW Temelín Ende 2000 ist es bereits zu über 100 Störfällen gekommen.

Trotz der unzähligen Störfälle und der massiven Sicherheitsbedenken ist der Energie­konzern ČEZ dabei, das AKW Temelín auszubauen und um die geplanten Blöcke 3 und 4 zu erweitern. Die Fertigstellung der Blöcke 3 und 4 könnte bis zu 130 Milliarden Kronen, das heißt umgerechnet rund 5,53 Milliarden(!) €, kosten; Baubeginn soll 2013 sein.

Aktuelles Problem dabei ist die Durchführung eines ordentlichen UVP-Verfahrens, das seitens Tschechiens bisher verweigert wurde. Die Europäische Kommission hat Tsche­chien bereits im Mai 2007 bezüglich der Durchführung einer UVP nach tschechischem Recht eine Absage erteilt und die Regierung aufgefordert, die europäische Richtlinie 85/337/EEG, 10a anzuwenden sowie eine Frist zur Abgabe einer Stellungnahme von zwei Monaten eingeräumt. Geschehen ist bis heute nichts. Damit ist Tschechien also bei der Temelín-UVP seit über eineinhalb Jahren säumig. Seitens der Europäischen Union wurden bislang keine Schritte gesetzt.

Tschechien setzt sich damit im Rahmen der Energieversorgung durch Atomkraft über alle Regeln und Gesetze des europäischen Geistes hinweg. Eine Geisteshaltung, die sich bereits beim Melker Abkommen klar gezeigt hat. Damals distanzierte sich Tsche­chien vom Inhalt und von der völkerrechtlichen Verbindlichkeit des Abkommens.


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Vom 22. September bis zum 11. Oktober 2008 fand in Bayern und Sachsen zwar ein grenzüberschreitendes „Vorverfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung“ statt; Teilneh­mer dieses UVP-Verfahrens zur Errichtung neuer AKW-Blöcke in Temelín – drei Anti-Atomgruppen aus Bayern, Tschechien und Oberösterreich – haben eine Beschwerde gegen die Verletzung des EU-Rechts und wegen Missachtung von Europarichtlinien zur Regelung von Umweltverträglichkeitsprüfungen bei der EU-Kommission einge­bracht.

Die tschechische Regierung hat die im Rahmen eines offenen Schreibens übermittel­ten Vorschläge zur außergerichtlichen Beilegung des Konfliktes abgelehnt. Die Regie­rung Tschechiens toleriert damit wissentlich den Bruch des EU-Rechts und dies trotz der kurz bevorstehenden EU-Präsidentschaft Tschechiens.

In Tschechien ist das UVP-Verfahren nämlich kein Teil des Genehmigungsverfahrens, sondern hat eine ganz isolierte Stellung. Der UVP-Bescheid ist nicht im tschechischen Verwaltungsrecht verankert, sondern stellt lediglich eine „fachliche Grundlage“ für die „nachfolgenden Verfahren“ (zum Beispiel baurechtliche Verfahren) dar. Er stellt auch keinen Bescheid im rechtlichen Sinne dar und kann somit gerichtlich nicht angefochten werden.

Dies hat zur Folge, dass auch ein negativer UVP-Bescheid nicht automatisch zum Aus für das Projekt führen muss. Diese Regelung widerspricht dem EU-Recht, konkret dem Artikel 10a der UVP-Richtlinie 85/337/EWG, welcher den Zugang der Verfahrensteil­nehmer zur gerichtlichen Überprüfung regelt.

Auf Grund der angeführten Tatsachen und Fakten sowie der drohenden Gefährdung der österreichischen Bevölkerung stellen die unterfertigten Abgeordneten daher folgen­den

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie der Bundesminister für europäische und interna­tionale Angelegenheiten werden aufgefordert, auf die Europäische Union beziehungs­weise Europäische Kommission sowie auf Tschechien dahingehend einzuwirken, damit im Zuge des Ausbaus der Blöcke 3 und 4 des AKW Temelín – speziell bei den damit in Zusammenhang stehenden UVP-Verfahren – sowohl völkerrechtliche Verträge als auch europäisches Recht eingehalten und umgesetzt werden.“

Darüber hinaus wird die Bundesregierung aufgefordert, dem Parlament innerhalb einer Frist von drei Monaten einen Bericht über den Fortschritt der Maßnahmen vorzulegen.

*****

Ich ersuche auch in diesem Fall um Annahme unserer Anträge. (Beifall bei der FPÖ.)

18.08


Präsident Fritz Neugebauer: Beide Entschließungsanträge sind ausreichend unter­stützt und stehen daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Windholz. – Bitte.

 


18.08.12

Abgeordneter Ernest Windholz (BZÖ): Geschätzter Herr Präsident! Hohes Haus! Den öffentlichen Dienst habe ich hinsichtlich Reformankündigungen vergeblich in die-


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sem Programm gesucht, mit Ausnahme der Ankündigung, dass es mehr Polizisten ge­ben soll, allerdings aufgeteilt auf fünf Jahre. Darauf werde ich später noch konkret ein­gehen.

Am wichtigsten im Zusammenhang mit dem öffentlichen Dienst ist für mich immer die Motivation. Wir hatten jedoch in den letzten zwei Jahren immer wieder sogenannte in­nerliche Kündigungen, und zwar nicht zuletzt aufgrund des Verhaltens der letzten Bun­desregierung, und mit dem heutigen Programm wird es wohl so weitergehen. Die in­nerliche Kündigung, die vermehrt anzutreffen ist, verursacht im öffentlichen Dienst mitt­lerweile tatsächlich immer wieder Kündigungsfälle.

Die Ankündigung, dass es zusätzlich 1 000 Polizisten geben soll, ist aus meiner Sicht ein bisschen strittig. Die zuständige Ministerin hat hiezu Ankündigungen gemacht, und es gibt auch eine Regierungsvorlage. In der Ankündigung hat sie von 800 Personen gesprochen: Da werden Posten neu besetzt, die durch Pensionierungen frei wurden. Dann soll es weitere 200 pro Jahr geben. Und bei den 800 schränkt sie schon ein biss­chen ein. Ich zitiere Ministerin Fekter jetzt aus der APA:

Es sei derzeit noch überhaupt nichts konkret im Werden. Ob dem tatsächlich so sei, hänge von der Zahl der Pensionierungen ab. – Zitatende.

Das ist also nicht so sicher! Das mit den zusätzlichen 200 Posten ist eine Absichts­erklärung.

Dann wird es überhaupt ganz schwierig, und ich meine, der Präsident sollte die Ankün­digung der Änderung des Beamten-Dienstrechtsgesetzes auch in seiner Funktion als GÖD-Vorsitzender noch einmal überdenken! Jetzt wird einem Beamten ein Arbeitsplatz zugewiesen. Mit einer Versetzung konnte ihm bisher auch ein anderer Posten zugeteilt werden, und zwar kann drei Monate im Jahr eine Dienstzuteilung auch gegen den Wil­len des Bediensteten erfolgen.

Jetzt erfindet man aber noch etwas ganz anderes, nämlich eine Zuweisung, und das im Hinblick darauf, dass es RGV-mäßig, also reisegebührenmäßig, keine Abgeltung gibt. Das ist eine deutliche Schlechterstellung! Wie Sie damit eine Motivation erreichen wol­len, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! (Beifall beim BZÖ.)

Abgeordnete Rudas hat gesagt, dass sie für konstruktive Vorschläge offen ist. – Wenn ich mir die derzeitige Kriminalitätsstatistik ansehe, dann ist es mir hinsichtlich dessen, was sich im Bereich der Sicherheit abspielt, ein Rätsel, dass man nicht sagt: Wir neh­men sofort tausend zusätzliche Polizisten auf! Ich meine, dass tausend zusätzliche Planstellen die richtige Antwort auf das wären, was wir jetzt im Bereich der Kriminalität erleben! (Beifall beim BZÖ.)

Hinsichtlich der Ausbildungszeit von zwei Jahren muss man sich das einmal vorstellen: Wenn man jetzt von tausend Planstellen und davon spricht, dass in fünf Jahren die letzte Tranche von zweihundert Personen aufgenommen werden soll, dann bedeutet das sieben Jahre, bis alle voll einsetzbar sind.

Kollegin Rudas hat auch vom „Flexipool“ gesprochen. – Das ist eigentlich nur die Ver­schleierung dafür, dass man Rechte aberkennen will! Kollegin Rudas hat gesagt, dass diese Mitarbeiter dann fünf Jahre kein Recht auf Versetzung haben und diese Einsatz­kräfte nach ihrer Grundausbildung für zwei Jahre flexibel dort eingesetzt werden, wo der größte Bedarf besteht; das wären zwei Jahre nach der Ausbildung im E2c-Bereich zwei Jahre, das dritte und das vierte Dienstjahr. – In der Regierungsvorlage ist, wenn nicht ein redaktionelles Versehen vorliegt, davon die Rede, dass das im E2b-Bereich in der Zuständigkeit des Landespolizeikommandos stattfindet. Die Kollegin hat vorerst of­fen gelassen, ob das nicht sogar bundesweit anzuwenden ist.


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Ich stelle mir jetzt ein Beispiel in Niederösterreich vor: Ein Kollege bekommt in Gmünd einen Marschbefehl nach Wiener Neustadt oder noch ein bisschen weiter in den Sü­den. Er enthält keine reisegebührenrechtliche Abgeltung und wird einfach für zwei Jah­re verschickt. Wenn man sich all das vor Augen hält, was alles bei Dr. Haidinger aufge­brochen ist, dann kann man sich vorstellen, wie im Innenministerium umgegangen wird!

Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als es niederösterreichische Innenminister gab. Diese haben auch kein Unrechtsbewusstsein entwickelt. Das wundert mich nicht, denn wenn im Land Niederösterreich bei einer Personalvertretungswahl auf den Stimmzetteln nur mehr eine Partei aufscheint, dann weiß man, wie man dort mit Be­diensteten im öffentlichen Bereich umgeht. (Beifall beim BZÖ.)

Daher sprechen wir uns auch entschieden gegen die Einführung einer solchen Zuwei­sung aus, denn diesfalls bleibt immer zu befürchten, dass man dann am politischen Gängelband genommen wird und dass man schon den ganz jungen Kollegen erklärt, wie wichtig es ist, dass mich sich vielleicht gar bei der ÖVP engagiert.

Kanzler Faymann hat heute betreffend die Frage, wer denn schuld am Finanzdebakel ist, gleich einmal gesagt, dass es die Arbeitnehmer nicht sind. Der von mir sehr ge­schätzte Kollege Auer hat dann gesagt, dass es die Gewerbetreibenden und die in der Landwirtschaft Tätigen natürlich auch nicht sind. Und selbstverständlich sind es auch nicht jene, die im öffentlichen Dienst sind! – Das zeigt allerdings einmal mehr die Ge­ringschätzung, die jetzt eingekehrt ist. Wir wollen von dieser nächsten Bundesregie­rung sinnvolle Reformen, bei denen an der Spitze die Motivation des einzelnen Be­diensteten steht. (Beifall beim BZÖ.)

18.13


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Pirklhuber. – Bitte.

 


18.14.08

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Abge­ordneter Windholz hat gerade von der Notwendigkeit von mehr Motivation gespro­chen. – Das ist durchaus berechtigt, denn angesichts der Performance der neuen Bun­desregierung muss man heute Mutlosigkeit beim Kanzler und müde Statements der Regierungsverantwortlichen feststellen.

Der Gesundheitsminister hat offensichtlich ein mehrfaches Schlafdefizit. Das mag per­sönliche Gründe haben. Vielleicht können Sie uns das noch erläutern. Herr Gesund­heitsminister! Sie werden in den nächsten Wochen und Monaten einiges zu bewältigen haben, und ich möchte Sie nur darauf verweisen, dass es nicht dabei bleiben wird, dass man die entsprechenden notwendigen Rahmenbedingungen im Gesundheitssek­tor verändert, sondern dass Sie ganz wesentliche Aufgaben in Ihrem Bereich haben werden, zum Beispiel die Verteidigung der österreichischen Importverbote von Gen­technikpflanzen auf europäischer Ebene. Es werden also Anforderungen an Sie ge­stellt werden, die deutlich über das Maß von technischer Bewältigung oder administra­tiver Tätigkeiten hinausgehen.

Ich gestehe Ihnen zu, gerade der Lebensmittelsicherheitsbereich ist einer der wenigen Punkte im Regierungsprogramm mit etwas mehr Konkretheit. Dass das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz geändert und die Agentur für Gesundheit und Ernäh­rungssicherheit endlich auf nachvollziehbare und sozusagen langfristige finanzielle Bei­ne gestellt wird, entspricht einer Kritik des Rechnungshofes und auch der Grünen hier im Haus, dass die Finanzierung gesichert werden muss. – Wir sind neugierig auf Ihre Budgetvorschläge dazu, wir werden sie ja in Kürze hier diskutieren.


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Es sind auch Punkte wie die Evaluierung des Lebensmittelsicherheits- und Verbrau­cherschutzgesetzes sowie die Schlussfolgerungen, die daraus zu ziehen sind, darin enthalten. – Darauf sind wir neugierig und erwarten eine konstruktive und kritische diesbezügliche Debatte in den Ausschüssen.

Ich meine, in diesen wenigen Punkten, die offensichtlich Kollege Maier, der seit heute auch wieder als Abgeordneter im Haus ist, mitkonzipiert hat, sehen wir eine gewisse Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit, in diesem Bereich weiterzuarbeiten. Und das wird große Herausforderungen bedeuten, Herr Bundesminister Stöger, weil Sie diesbezüg­lich auf europäischer Ebene gefordert sind! Ich meine daher, dass Sie in Ihrem Ressort sehr rasch dafür sorgen sollten, dass die notwendigen Zuarbeiten von Mitarbeiterseite gewährleistet sind, wie das bisher durchaus der Fall war. Im Gesundheitsressort gibt es ausgezeichnete Expertinnen und Experten auf Beamtenebene.

Ich möchte jetzt noch auf die Ausführungen Ihres Kollegen Berlakovich eingehen,
der jetzt offensichtlich schon bei der Jause ist. (Abg. Peter Haubner: Nicht blöd reden!) Er hat zur Lebensmittelsicherheit hier klar Stellung bezogen. (Zwischenruf des Abg. Grillitsch.)

Kollege Berlakovich, meine Damen und Herren von der ÖVP, wird morgen seine erste Nagelprobe bestehen müssen: Morgen und am 5. Dezember findet der EU-Umweltmi­nisterrat statt, in dessen Rahmen über die Vorschläge der Kommission diskutiert wer­den wird, die Verbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen verstärkt hintanzu­halten und Maßnahmen zu setzen, um eine gentechnikfreie Produktion zu gewährleis­ten. Österreich – und auch das österreichische Parlament – hat im Rahmen dieser De­batte bisher gute Vorschläge eingebracht. (Zwischenruf des Abg. Peter Haubner.) Ich erinnere an den Fünf-Parteien-Antrag im Juli, Herr Kollege! Damals haben wir alle ge­meinsam gesagt: Die neue Bundesregierung muss für das Selbstbestimmungsrecht der gentechnikfreien Regionen auf europäischer Ebene arbeiten.

Der Herr Bundeskanzler hat heute bei seiner Lesung, wie man richtig sagen muss, ge­nau jenen diesbezüglichen Satz, der sich in der Redeunterlage befindet, ausgelassen. Ich lese Ihnen diesen vor, denn diesen Satz muss er sich hinter die Ohren schreiben, dafür muss er auf höchster Ebene arbeiten. Daher lese ich es Ihnen jetzt vor:

„Österreich will die entsprechenden Rahmenbedingungen absichern, damit Österreich auch weiterhin selbstbestimmt entscheiden kann, ob es der Verwendung gentechnisch veränderter Lebensmittel zustimmt oder nicht.“

Ich meine, daran wird sich wirklich beweisen, wie ernsthaft es Ihnen damit ist, die Le­bensgrundlagen in diesem Land sicherzustellen, die Lebensmittelsicherheit zu gewähr­leisten und den Interessen der Bürgerinnen und Bürger auf eine intakte Umwelt und auf gesunde Lebensmittel auch wirklich auf europäischer Ebene entsprechend Rech­nung zu tragen.

Wie gesagt: Berlakovich hat morgen diese Herausforderung zu bestehen. Er hat dieses Dossier zu verteidigen und sicherzustellen, dass Saatgut gentechnikfrei bleibt und dass unsere gentechnikfreien Konzepte und das Selbstbestimmungsrecht umgesetzt wer­den.

Es ist nämlich schon klar: Wenn ein Landwirtschaftsminister heute nur ganz wenige Worte zur Umweltpolitik findet, dann muss man das auch einmal ganz offen kritisieren, und zwar gerade auch aus agrarpolitischer Sicht. (Zwischenruf des Abg. Prinz.) Man muss das kritisieren, weil Agrarpolitik im Kern, wenn sie gute Agrarpolitik ist, ein Ele­ment einer effizienten Umweltpolitik ist, Herr Kollege! Darin besteht die Herausforde­rung, nämlich den Biolandbau weiterzuentwickeln; die Wasserressourcen sicherzustel­len und die Qualität des Wassers zu gewährleisten.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 165

Und eines hätte er heute auch erwähnen können: ein Abgehen von den völlig überzo­genen Zielen bei den Agrotreibstoffen.

Meine Damen und Herren, der Deutsche Bundestag, die Sachverständigen des Deut­schen Bundestags haben gerade jetzt in einer Expertise der deutschen Bundesregie­rung geraten, diese Ziele zu revidieren. In diesem Regierungsübereinkommen findet sich kein Wort dazu, dass abgegangen werden soll von der Verspritung von Mais, von der Erzeugung von Diesel aus Raps, in letzter Konsequenz aus Lebensmitteln, wenn es um die Veresterung von Getreidepflanzen geht.

Ein Wort noch zum ländlichen Raum und zur Wirtschaftsentwicklung: Das Konjunktur­paket für die ländlichen Regionen – wo ist es? Der Schutz der bäuerlichen Arbeitsplät­ze. Das wäre die Herausforderung, deren Annahme ich mir erwarten würde, und nicht das ewige Gezeter um Wettbewerbsverbesserung und Strukturwandel, wie es heute von dieser Seite (in Richtung ÖVP weisend) gekommen ist.

Diese Antworten sind Sie uns schuldig geblieben. Wir werden dann in der konkreten Arbeit – denn Maßnahmen liegen noch keine vor – sehen, wie ernst Sie es mit einem tatsächlichen Neustart für Österreich meinen. Derzeit stehen die Zeichen auf jeden Fall nicht auf Zukunft, sondern eher auf Status quo, auf Bewahren statt die zukünftigen He­rausforderungen aktiv anzugehen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

18.21


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Dr. Kräuter. – Bitte.

 


18.21.30

Abgeordneter Dr. Günther Kräuter (SPÖ): Meine Damen und Herren auf der Regie­rungsbank! Herr Kollege Pirklhuber, es ist eigentlich unter Ihrem Niveau, dass Sie einem Minister, der nach einer mehr als neun Stunden dauernden Sitzung vielleicht einmal kurz etwas zu sich nimmt, das vorwerfen. Ich kenne Sie als seriös argumentie­renden Politiker, aber heute sind wir eben eines anderen belehrt worden.

Die Kernfrage, meine Damen und Herren, ist wohl, wovon die Opposition in den letzten zwei Jahren eigentlich gelebt hat. Waren es Konzepte, waren es Ideen, waren es cha­rismatische Persönlichkeiten oder waren es der Streit und die Auseinandersetzung in­nerhalb der letzten Bundesregierung? (Abg. Mag. Kogler: Kann ja sein, dass es bei­des war!)

Diesen Vorwurf haben Sie zu Recht erhoben. Sie haben gesagt: Das ist keine Partner­schaft, das ist keine Zusammenarbeit, das ist keine Gemeinsamkeit. Was machen Sie jetzt, wo es eine Partnerschaft gibt, eine Zusammenarbeit und eine Gemeinsamkeit? Sie reden von Knebelungsverträgen, Apparatschiks, erheben den Kuschelvorwurf. – Was haben Sie zu bieten? Erstens einmal eine Superblamage in allgemeiner Bären­kunde; unakzeptable Entgleisungen in den letzten Tagen und nach wie vor keine Kon­zepte, keine Ideen, keine Persönlichkeiten.

Zum Thema Schonfrist: Das ist ja wirklich einzigartig. Das habe ich überhaupt noch nie erlebt, dass eine Bundesregierung, die noch gar nicht angelobt ist, schon im Vorfeld beschimpft wird. (Abg. Scheibner: Da haben Sie 2000 vergessen! Jetzt wird immerhin nicht gegen die Regierung demonstriert, und es gibt keine Sanktionen gegen Öster­reich!)

Zum Thema Schonfrist fällt mir ein: Die Opposition kann mit keiner Schonfrist rechnen. Wir werden gnadenlos von der Opposition Konzepte, Ideen und Vorschläge einfordern. (Abg. Grosz: Da müssen Sie nur unsere Resolutionen lesen!)


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Zum Stil, Kollege Scheibner: Beleidigungen, Verbalinjurien, Herabwürdigungen – ich erwähne nur „Gruselkabinett“ oder das Beschimpfen eines Landeshauptmanns als Großmaul. Nahrungsaufnahme vorzuwerfen – Kollege Grosz, das war besonders origi­nell. Glauben Sie im Ernst, dass die Bevölkerung das goutiert? Glauben Sie im Ernst, dass das etwas mit Politik oder mit parlamentarischer Auseinandersetzung zu tun hat?

Meine Damen und Herren, die Bevölkerung macht sich da schon ein ganz anderes Bild davon. (Beifall bei der SPÖ.)

Trotzdem biete ich natürlich Zusammenarbeit an. Ich habe auch ganz gute Erfahrun­gen mit Kolleginnen und Kollegen aller Parteien. Wir werden dann sehen, wie diese in­haltliche Auseinandersetzung läuft.

Selbstverständlich wird es auch Diskussionen, Debatten und Kontroversen, einen Wettbewerb der Ideen zwischen SPÖ und ÖVP geben. Das ist ja ganz normal, das sind doch auch verschiedene Parteien. So viel kann ich allerdings garantieren: Das wird im Stil und in der Form sehr kultiviert und sehr konstruktiv sein. Das erwartet sich die Bevölkerung auch zu Recht.

Im Zentrum der Arbeit wird Arbeitnehmerpolitik stehen, meine Damen und Herren. Die vorgezogene Steuerreform, die die Kaufkraft erhöht, Konjunkturpakete, die helfen wer­den, Arbeitslosigkeit so gering wie möglich zu halten. Vizekanzler Josef Pröll hat richtig gesagt: Das ist eine gemeinsame Sachpolitik, die Krise wollen wir meistern, die Men­schen entlasten und die Wirtschaft stärken. Wie lautet das Bekenntnis unseres Bun­deskanzlers? Was ist Faymann wichtig? Soziale Werte im Land, Engagement für die Jugend und eine solidarische Gesellschaft. – Viel Glück dieser Bundesregierung! (Bei­fall bei der SPÖ.)

18.24


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Steindl. – Bitte.

 


18.25.00

Abgeordneter Konrad Steindl (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Polemische Opposi­tionspolitik ist eine Sache, verantwortungsvolle Regierungspolitik eine andere. Ich halte mich lieber an die Fakten und Daten der verantwortungsvollen Regierungspolitik seit dem Jahr 2000.

Die Fakten sind einfach überzeugend: Wir haben beispielsweise die Exporte von 20 Prozent des Bruttosozialprodukts auf über 50 Prozent gesteigert. Wir haben in Ös­terreich eine Beschäftigung, wie wir sie nie zuvor hatten. Das war möglich auf Grundla­ge der nachhaltigen Steuer- und Wirtschaftspolitik, die wir in Österreich gemeinsam mit den verschiedenen Regierungspartnern gemacht haben.

Daher muss auch weiterhin oberstes Ziel sein, die Abgabenquote konsequent zu sen­ken und keine neuen Steuern einzuführen. Wir haben im europäischen und im interna­tionalen Vergleich noch Defizite, die wir beseitigen müssen. Mir ist klar, dass wir das nicht nur über die Einnahmenseite schaffen werden, sondern dass wir auch über die Ausgabenseite Maßnahmen zu treffen haben. Deswegen werden wir an einer Struktur­reform der Verwaltung nicht vorbeikommen.

Die geplanten Maßnahmen der neuen Regierung sind dazu geeignet, der aufkommen­den Wirtschaftskrise energisch entgegenzutreten. Die vorgezogene Tarifentlastung wird die Kaufkraft entsprechend stärken und zusätzlichen Konsum bewirken. (Ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ.) – Da brauchen Sie nicht so zu lachen. 2 500 € Entlastung für eine Familie mit zwei Kindern, das hat es, glaube ich, zuvor in dieser Größenordnung noch nie gegeben.


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Die Erhöhung der Freibeträge für investierte Gewinne ist eine Maßnahme, die helfen wird, die Diskriminierung bei der Unternehmensbesteuerung zu beseitigen und zusätz­lich neue steuerliche Anreize für Investitionen zu schaffen.

Mit den Konjunkturpaketen wird durch vorgezogene Infrastrukturinvestitionen zusätz­lich Beschäftigung gesichert. Zusätzliche, temporäre steuerliche Absetzmöglichkeiten wie beispielsweise die degressive AfA werden entsprechende Impulse für die Beschäf­tigung bringen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Die Regierung Faymann und Pröll wird mit ihrem Team die großen volkswirtschaftlichen Herausforderungen meistern, aber sie braucht dazu auch die Unterstützung aller Parteien, vor allem auch der Parteien der Opposi­tion. Es wäre sicher gescheiter, dabei mitzuwirken, diese Herausforderungen tatsäch­lich zu meistern. Es ist jedoch von ganz besonderer Bedeutung, dass die Parlaments­klubs der Sozialistischen Partei und der ÖVP an einem Strang ziehen.

Wir werden diese Krise nicht mit Pessimismus und Angstmache, wie sie immer wieder von den Oppositionsparteien zu hören sind, meistern können. Nein! Das Gegenteil ist der Fall! Mit den gezeigten Ansagen und Maßnahmen werden wir imstande sein, Ös­terreich weiterhin auf gutem Weg zu führen. (Beifall bei der ÖVP.)

18.28


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Karlsböck. – Bitte.

 


18.28.15

Abgeordneter Dr. Andreas Karlsböck (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn die Österreicher Husten haben, gehen sie nicht zum Arzt, sondern ins Konzert, lautet ein uralter Witz – der zum Entsetzen vieler Dirigenten einen wahren Kern hat. Die andere Wahrheit ist, dass wir Österreicher uns eines der besten, aber auch der aufwendigsten Gesundheitssysteme der Welt leisten.

Mit Ausgaben von rund 10,3 Prozent des BIP bewegen wir uns zwar im oberen euro­päischen Drittel, der Anteil blieb allerdings ungeachtet des medizinischen Fortschritts seit 1999 annähernd gleich. Wir haben also offenbar kein Ausgabenproblem, wenn wir von einer Finanzierungskrise des Gesundheitssystems sprechen, sondern wir haben ein Einnahmenproblem, vor allem deshalb, weil das Finanzierungssystem lohnabhän­gig ist.

Warum erzähle ich Ihnen dieses nicht gerade Neue hier in der Generaldebatte? – Ich spreche es deshalb an, weil ich immer noch davon beeindruckt bin, wie amateurhaft im Frühling dieses Jahres über die Reform des heimischen Gesundheitssystems diskutiert worden ist. Ich bespreche es deswegen, weil im Windschatten dieser Reform ein letz­tes Stück Freiheit, nämlich die Freiheit des niedergelassenen Ärztestandes geopfert werden sollte. Und ich sage Ihnen: Das wird nicht funktionieren, das wird auf unseren härtesten und schärfsten Widerstand stoßen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich spreche das deshalb an, weil ich davon ausgehe, dass in wenigen Wochen wieder über eine Gesundheitsreform diskutiert werden wird, bei der wiederum nicht über die wahren Ursachen der Finanzierungskrise gesprochen werden wird. Ich spreche es auch deswegen an, weil ich, als ich das Regierungsprogramm gelesen habe, eigentlich nur viele Allgemeinplätze und nichts Neues und Mutiges erkennen konnte.

Ich sage Ihnen, dass eine wirklich substanzielle Reform ansteht. – Soll vielleicht die Aussage, dass sich die Bundesregierung zur Sicherung der solidarischen Finanzierung des österreichischen Gesundheitswesens bekennt, als Fingerzeig in eine bessere Zu­kunft verstanden werden?


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 168

Meine Damen und Herren! Herr Minister! Wenn Sie ernsthaft an einer Reform des hei­mischen Gesundheitssystems interessiert sind, müssen Sie zur Kenntnis nehmen, dass der wichtigste Kostentreiber die Krankenhäuser sind und dass 20 Krankenkassen ohne strukturellen Ausgleich untereinander nicht tragbar sind. Sie müssen zur Kenntnis nehmen, dass die billigste, effizienteste und früheste Behandlung im niedergelassenen Bereich zu finden ist, den es zu schützen und auszubauen gilt. Das erwarten wir von Ihnen.

Herr Minister Stöger, in der vergangenen Legislaturperiode war die Gesundheitspolitik von Csárdás, Schweinsbraten, Zank und Hader geprägt. Insofern ist Ihre Ankündigung positiv zu bewerten, alle Beteiligten im Gesundheitswesen in den Reformprozess mit­einzubeziehen. Das gilt besonders für die Ärzteschaft, über die in der Vergangenheit oft nur drübergefahren wurde. Das Wohl unserer Patienten darf nicht den Lobbyisten und Ökonomen überlassen werden. Wir erwarten von Ihnen unmissverständliche Zei­chen, die der Bevölkerung und vor allem den Leistungserbringern die große Sorge über mögliche Verschlechterungen im österreichischen Gesundheitssystem nehmen. Die Regierungserklärung heute war noch nicht das, was wir uns – hoffentlich – in Zu­kunft von Ihnen erwarten dürfen. (Beifall bei der FPÖ.)

18.31


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ing. Lugar. – Bitte.

 


18.31.32

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! (Heiterkeit.) Entschuldigung: Herr Präsident! Hohes Haus! (Abg. Keck: Falsche Rede!) Bundes­kanzler Faymann hat gesagt, dass, was die Finanzkrise betrifft, den Wallstreet-Ban­kern der Durchblick gefehlt habe. – Ich kann nur sagen: Ganz im Gegenteil! Die haben genau gewusst, was sie getan haben. Die haben es nämlich geschafft, Finanzproduk­te, die gelinde gesagt sehr kreativ waren und letztlich keinen Wert enthalten haben, un­seren, und nicht nur unseren Banken, sondern den internationalen Banken anzudre­hen. Die haben ganz genau gewusst, was sie tun.

Wem tatsächlich der Durchblick gefehlt hat, das waren unsere Banken. Unsere Bank­manager haben Produkte gekauft, von denen sie im Nachhinein zugeben mussten, dass sie sie nicht verstanden haben. Jetzt, wo sozusagen Feuer am Dach ist, haben die österreichischen Banken endlich begriffen, dass es so nicht gehen kann und haben öffentlich erklärt, dass sie ab jetzt keine Produkte mehr kaufen werden, die sie nicht verstehen. – Ich kann nur sagen: Bravo! Die Einsicht ist nur leider etwas spät gekom­men. (Beifall beim BZÖ.)

Das Hauptproblem ist, dass die Rechnung für diese Spekulationen wieder einmal der Steuerzahler bezahlt. Und wir werden doppelt zur Kassa gebeten: Wir müssen die 15 Milliarden € aufbringen, die hier schon – aus meiner Sicht: leider – beschlossen worden sind. Das wird aber nicht reichen. Das heißt, es wird noch viel mehr in ein Fass ohne Boden fließen.

Dieses Finanzsystem, dieses Bankensystem ist so nicht haltbar. Ich bringe hier ein Beispiel: Es gibt einen weltweiten Derivatemarkt. Für alle, die es nicht wissen: Derivate sind von realen Gütern, Aktien oder Sonstigem abgeleitete Produkte. Sogar bezogen auf das Wetter kann man abgeleitete Produkte kreieren. Und da kann man dann auf fallende oder steigende Kurse wetten. Diese Derivate machen weltweit sage und schreibe 600 000 Milliarden US-Dollar aus. Das sind nur die Derivate, die weltweit im Umlauf sind, und das ist zwölfmal so viel wie die gesamte Weltwirtschaftsleistung. Das heißt, es wird zwölfmal so viel verspekuliert als tatsächlich in die Wirtschaft fließt und tatsächlich Mehrwert schafft. Das muss uns wirklich zu denken geben!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 169

Internationale Finanzexperten sagen, dass wahrscheinlich 1 bis 5 Prozent dieser Deri­vate faul sind, das heißt, dass diese Derivate letztlich nicht werthaltig sind und irgend­wo abgeschrieben werden müssen. Wenn ich nur mit einem Prozent rechne, wären das immerhin 6 000 Milliarden US-Dollar. Wenn es wirklich 5 Prozent sein sollten, wie internationale Finanzexperten vermuten, dann ist das die halbe Weltwirtschaftsleistung, die abgeschrieben werden muss, wenn man nur 5 Prozent der Derivate abschreiben muss.

Man sieht also: Das Bankensystem in der Form, wie es jetzt pervertiert wurde – und das muss man wirklich sagen, es wurde pervertiert –, kann so nicht halten. Es kann auf Dauer nicht halten. Das ist genau der Punkt! Wenn wir jetzt gutes Steuergeld in ein Fi­nanzsystem stecken, das nicht haltbar ist, dann kann ich nur eines sagen: Die Banken hätten normalerweise die Aufgabe, das Geld in die Wirtschaft zu stecken. Das heißt, jemand leistet Konsumverzicht und die Bank gibt das Geld weiter, um Mehrwert zu schaffen. Ein Unternehmer kann Mehrwert schaffen, indem er investiert. Das ist die na­türliche, nicht pervertierte Funktion einer Bank. Wenn die Bank dazu nicht bereit oder nicht imstande ist, dann muss der Staat das übernehmen und das Geld in die Wirt­schaft stecken und nicht in die Banken. (Beifall beim BZÖ.)

Vor ein paar Tagen ist eine Frau in Niederösterreich an mich herangetreten, eine Un­ternehmerin, die eine Neugründung mit drei Mitarbeitern durchgeführt hat. Die hat von einer Bank nicht einmal ein Konto bekommen mit der Auskunft, dass sie nicht kredit­würdig sei, und wenn sie keinen Kredit bekommen könne, sei sie kein Geschäft für die Bank, und deshalb gebe es auch kein Konto. Sie ist zu einer zweiten Bank gegangen und hat auch kein Konto bekommen. Erst nachdem ich mich um die Sache gekümmert habe und an die Medien herangetreten bin, hat das funktioniert. Das ist genau der Punkt! So kann es nicht gehen! (Beifall beim BZÖ.)

Das heißt, wenn wir schon so viel Geld in die Hand nehmen, dann sollte es volkswirt­schaftlich Sinn machen und wir sollten auf jeden Fall das Geld dort investieren, wo pro­duziert wird, und nicht, wo spekuliert wird.

Jetzt bringe ich noch folgenden Entschließungsantrag ein:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, die Verordnung zum Interbankmarktstärkungsge­setz und zum Finanzmarktstabilitätsgesetz mit der Zielsetzung nachzubessern, die Vorgaben, die in der Verordnungsermächtigung der §§ 2 Abs. 5 Finanzmarktstabilitäts­gesetz und § 1 Abs. 4 Interbankmarktstärkungsgesetz enthalten sind, präziser und wirksamer umzusetzen, so dass beispielsweise bei Innanspruchnahme von Begünsti­gungen nach dem Interbankmarktstärkungs- und dem Finanzmarktstabilitätsgesetz

die maximale Vergütung von Organmitgliedern und Geschäftsleitern in Hinblick auf ihre Mitverantwortung niedrig begrenzt wird,

die begünstigten Banken einen bestimmten Prozentsatz der erhaltenden Summe für Kredite an KMUs verwenden müssen, statt diesen deren vorhandene Überziehungs­möglichkeiten zu streichen und keine neuen Kredite zu vergeben und

die Erhaltung der Arbeitsplätze im Unternehmen sichergestellt werden muss.“

*****

Danke. (Beifall beim BZÖ.)

18.37



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 170

Präsident Fritz Neugebauer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Bucher, Ing. Westenthaler, Windholz, Kolleginnen und Kollegen be­treffend unzureichende Verordnung zum Interbankmarktstärkungs- und Finanzmarkt­stabilitätsgesetz, eingebracht im Zuge der Debatte über die Erklärung der Bundesre­gierung (TOP 2)

Mit dem vom Nationalrat beschlossenen „Bankenrettungspaket“ wurde eine staatliche Hilfsmaßnahme in einem Gesamtumfang von 90 Milliarden Euro für Banken und Versi­cherungen geschnürt, was zur Stabilisierung des Finanzmarktes und zur Sicherung des österreichischen Wohlstandes notwendig war.

Im Rahmen der Vorverhandlungen des Bankenpaketes vertrat das BZÖ vehement die Ansicht, dass die Begünstigungen nur unter strengen Auflagen und Bedingungen ge­währt werden dürfen und präsentierte einen Abänderungsantrag, dessen Inhalt größ­tenteils in die §§ 2 Abs. 5 Finanzmarktstabilitätsgesetz und § 1 Abs. 4 Interbankmarkt­stärkungsgesetz Eingang gefunden hat. Rechtstechnisch wurde der Weg über eine Verordnungsermächtigung gewählt, um ein konkretes Regelwerk für die Inanspruch­nahme von Begünstigungen zu erreichen. Die Regelungen der Verordnungsermächti­gung sollten dazu dienen, einem verantwortungsvollen und objektiven Verordnungsge­ber gewisse Zielvorgaben zu geben.

Die Idee zur Bindung der Begünstigungen an bestimmte Anforderung basierte insbe­sondere auf dem Gedanken, dass die Banken einen erheblichen Beitrag zur aktuellen Situation der Märkte geleistet haben und daher eine gewisse Mitverantwortung tragen, so dass sie umgekehrt bei Inanspruchnahme von staatlichen Begünstigungen auch ge­wisse Gegenleistungen und -pflichten erfüllen müssen. Zu bedenken ist auch, dass im Haftungsfalle letztlich Steuergelder und somit das Geld der Bürgerinnen und Bürger betroffen ist. Sicherzustellen ist daher, dass die Steuergelder treuhänderisch ausrei­chend geschützt werden.

Betrachtet man unter diesem Blickwinkel die geschaffene Verordnung, so erscheinen die dort getroffenen Regelungen nicht streng genug. Diese zeichnen sich nämlich da­durch aus, dass sie äußerst unbestimmt sind und weitestgehend eher Zielbestimmun­gen beinhalten, als konkreten Grenzen. Daher genügen die Regelungen in der aktuel­len Form nicht, den durch die Verordnungsermächtigung verfolgten Zweck sicherzu­stellen. Vielmehr scheinen die Regelungen erheblich vom Einfluss der begünstigten Banken und Versicherungen geprägt zu sein, was jedoch aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger nicht zu rechtfertigen ist.

Beachtlich ist weiters, dass ein Rechtsvergleich mit der entsprechenden deutschen Verordnung ergibt, dass die deutsche Regelung wesentlich schärfere Regelungen ent­hält. So ist beispielsweise in Deutschland gesetzlich verankert, dass „Organmitglieder und Geschäftsleiter unter Einbeziehung von etwaigen Konzernbezügen keine unange­messene Gesamtvergütung erhalten“ dürfen, wobei zugleich geregelt ist, dass „bei Or­ganmitgliedern und Geschäftsleitern eine monetäre Vergütung, die 500.000 Euro pro Jahr übersteigt, grundsätzlich als unangemessen gilt.“ Dagegen wird in Österreich nur vage von „angemessenen Maße“ oder von „keine unangemessenen Entgelte“ gespro­chen, wobei weitergehende Konkretisierungen nicht enthalten sind.

Insgesamt ist es daher dringend erforderlich, die aktuelle Verordnung nachzubessern, um sicherzustellen, dass die in der Verordnungsermächtigung für den Fall einer Inan­spruchnahme von Begünstigungen nach dem Interbankmarktstärkungs- und dem Fi-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 171

nanzmarktstabilitätsgesetz vorgesehenen Ziele auch tatsächlich verwirklicht werden (müssen), da nur so die Steuergelder ausreichend geschützt werden und die Akzep­tanz in der Bevölkerung sichergestellt wird. Dabei sind insbesondere die in der Verord­nungsermächtigung vorgesehenen Aspekte wie beispielsweise „Kreditvergabe an KMUs“, „Managementvergütung“, „Arbeitsplatzsicherung“ konkreter zu fassen, weil bis­her keine Verbesserungen in diesem Bereichen erkennbar sind.

Aus den genannten Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, die Verordnung zum Interbankmarktstärkungsge­setz und zum Finanzmarktstabilitätsgesetz mit der Zielsetzung nachzubessern, die Vorgaben, die in der Verordnungsermächtigung der §§ 2 Abs. 5 Finanzmarktstabilitäts­gesetz und § 1 Abs. 4 Interbankmarktstärkungsgesetz enthalten sind, präziser und wirksamer umzusetzen, so dass beispielsweise bei Innanspruchnahme von Begünsti­gungen nach dem Interbankmarktstärkungs- und dem Finanzmarktstabilitätsgesetz

die maximale Vergütung von Organmitgliedern und Geschäftsleitern in Hinblick auf ihre Mitverantwortung niedrig begrenzt wird,

die begünstigten Banken einen bestimmten Prozentsatz der erhaltenden Summe für Kredite an KMUs verwenden müssen, statt diesen deren vorhandene Überziehungs­möglichkeiten zu streichen und keine neuen Kredite zu vergeben und

die Erhaltung der Arbeitsplätze im Unternehmen sichergestellt werden muss.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Musiol. – Bitte.

 


18.37.56

Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Marek! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Sehr geehrte Damen und Herren auf den Galerien! Ich stehe hier zum ersten Mal als Familien- und Verfassungs­sprecherin der Grünen und werde zu beiden Themen kurz Stellung nehmen.

Zu Beginn zum Familienpaket: Was beinhaltet dieses Familienpaket denn nun ge­nau? – Es bietet meines Erachtens einen sehr schwachen Anreiz zur Väterbeteiligung. Es beinhaltet ein einkommensabhängiges Kindergeld und den so genannten Papamo­nat. Da sind wir Grüne, das hat Eva Glawischnig heute schon ausgeführt, natürlich sehr froh, dass unsere langjährigen Forderungen aufgenommen wurden und zu einem Umdenken angeregt haben. Die öffentlichen Äußerungen oder Konkretisierungen durch Sie, Frau Staatssekretärin, lassen jedoch eher vermuten, dass bei der Väterbe­teiligung an der Kindererziehung, an der Kinderbetreuung keine nachhaltige Trendwen­de erreicht werden wird. Sie als alleinerziehende Mutter und ich als alleinerziehende Mutter wissen, wie wichtig das wäre. (Beifall bei den Grünen.)

Weiters ist dieses Familienpaket sozial unfertig und kurzsichtig, denn einkommens­schwache Familien werden nicht bis kaum berücksichtigt. Ihre Vorschläge im gesam­ten Regierungsübereinkommen beinhalten kaum bis keine Vorschläge zur Bekämpfung von Armut. Bei diesem Punkt möchte ich mich etwas länger aufhalten.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 172

Sie nehmen 500 Millionen € als sogenanntes Familienentlastungspaket in die Hand. Diese kommen aber hauptsächlich besser verdienenden, einkommensstärkeren Fami­lien zugute. (Abg. Kopf: Absetzbeträge!) Wer wieder durch die Finger sieht, das sind Familien, die eben keine Steuern zahlen. Das ist aus meiner Sicht familien-, frauen- und sozialpolitische Vogel-Strauß-Politik, weil Sie die Probleme nicht sehen und sie auch nicht angreifen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kopf: Absetzbeträge! Absetzbe­träge sind genau für die Kleinen!)

Sie wissen – und das haben wir heute schon mehrfach gehört – eine Million Menschen in Österreich lebt in Armut, darunter 250 000 Kinder und Jugendliche, darüber hinaus hauptsächlich alleinerziehende Frauen. Die österreichischen Familien sind vielfachen Belastungen ausgesetzt – steigende Wohnkosten, steigende Lebensmittelkosten, Kin­derbetreuungskosten und vieles mehr; ich brauche Ihnen das nicht aufzuzählen – und viele Familien können sich ihr Leben jetzt gerade noch leisten.

Es gibt also nicht nur die Familien, die in Armut leben und es sich jetzt schon nicht mehr leisten können, sondern auch jene, die es sich gerade noch leisten können, die aber in der berechtigten Angst leben, dass sich das recht schnell ändern könnte und dass sie recht rasch in diese Armut abgleiten könnten – und das in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt! Das ist beschämend!

Daher ist es nicht einzusehen, dass wir nach wie vor zusehen, dass die Ressourcen in diesem Land so ungerecht verteilt sind. Ich fordere daher alle Damen und Herren in diesem Haus auf, mit uns gemeinsam mutig eine wirkliche, echte, gerechte Vertei­lungspolitik anzugehen, denn sonst sieht es schlecht aus für die Menschen in diesem Land, denn wir müssen den Menschen helfen, die diese Hilfe tatsächlich brauchen. (Beifall bei den Grünen.)

Aus der Regierungserklärung wurde uns heute schon vorgelesen – auch ich möchte aus ihr zitieren –:

„Messen Sie uns an unseren Bemühungen, Verbesserungen für jene zu erreichen, die dem Wettbewerb in einer globalisierten Wirtschaft am schutzlosesten ausgeliefert sind!“

Ja, liebe Regierung, ich nehme sie hier beim Wort! Ich frage mich ohnedies, wo Sie, die Damen und Herren der Regierungsparteien, Ihr soziales Gewissen und Ihren frau­enpolitischen Blick abgegeben haben. Ich hoffe, im „Pfandl“ – oder für alle, die Wiene­risch nicht verstehen: in der Pfandleihe, weil dort kann man es wieder auslösen, und das wäre dringend notwendig.

Ich fordere daher echte Lösungen, faire Lösungen, treffsichere soziale Lösungen, und ich möchte diese hier noch einmal kurz wiederholen: soziale Sicherheit für alle, Be­kämpfung von Armut durch beispielsweise bedarfsorientierte Grundsicherung, gesetzli­chen Mindestlohn, Bekenntnis und Mut zu verteilungspolitischen Schritten, die wesent­lich auch zur Finanzierung anderer Leistungen beitragen würden, Investition in Infra­struktur, das heißt, flächendeckende kostenlose Kinderbetreuung inklusive der qualita­tiven Standards für das Personal, das in diesen Bereichen tätig ist, einen Vaterschutz­monat, der einen vollen Einkommensersatz beinhaltet, Modelle, die Gleichstellung be­fördern und frauenpolitisch wirksam sind, beispielsweise ein durchgängiges Modell des einkommensabhängigen Karenzgeldes, und zu guter Letzt die Valorisierung der Fami­lienbeihilfe. (Beifall bei den Grünen.)

Sehen Sie, so könnte soziale Politik aussehen! Wir Grünen im Allgemeinen und ich als Familiensprecherin im Speziellen werde diese die nächsten Jahre einfordern, dessen können Sie gewiss sein.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 173

Und noch ein Letztes zur Familienpolitik: Familienpolitik heißt auch gleiche Rechte für Lesben und Schwule. – Hier ist ein Arbeitskreis nicht genug, wir fordern ein Partner­schaftsgesetz, in welchem pensions- und sozialversicherungsrechtliche Regelungen beinhaltet sind, und vor allem auch Rechte für binationale Paare, sodass beide Partner in diesem Land leben können. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hörl: Können sie eh!)

Jetzt möchte ich mich noch kurz der – mageren – Verfassungs- und Verwaltungsre­form widmen, die in diesem Programm zu finden ist: Wir begrüßen das Vorhaben der Einführung der mehrstufigen Verwaltungsgerichtsbarkeit, doch so, wie es sich in die­sem Regierungsübereinkommen liest, wird hier hauptsächlich auf Effizienz gesetzt.

Wir hoffen und wir erwarten, dass hier durchaus auch auf die Frage des Rechtsschut­zes Rücksicht genommen und dass darauf ein Schwerpunkt gelegt werden wird, denn wir sehen am Beispiel des Asylgerichtshofes, dass Vorhaben, die der Beschleunigung dienen sollen, zum einen nicht immer der Beschleunigung dienen – das sehen wir an den Zahlen –, dass es aber auf der anderen Seite auch zu Folgekonsequenzen kommt, beispielsweise im Verfassungsgerichtshof, wo eine Verdoppelung der Fälle erwartet wird, ohne dass eine ausreichende Ausstattung gewährleistet ist.

Es gibt noch einige weitere Reformvorhaben, betreffend welche wir uns gerne an einer Diskussion beteiligen, beginnend beim Ausbau der Kontrolle über einen Grundrechts- und Kompetenzkatalog, die Diskussion über direkte Demokratie, die BürgerInnenpar­tizipation, die Aufwertung des Parlamentarismus bis zur Aufwertung der Minderheits­rechte im Parlament – als Beispiel sei hier der Untersuchungsausschuss als Minder­heitsrecht genannt –, und wir werden, das kann ich Ihnen versichern, hier zahlreiche Initiativen für Diskussionen, aber auch für konkrete Regelungen einbringen.

Eine habe ich heute gemeinsam mit Kollegin Korun schon in Form eines Antrages ein­gebracht, und zwar eines Antrages für das kommunale Wahlrecht für ImmigrantInnen. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Kolleginnen und Kollegen der Wiener SPÖ, sei es jetzt auf der Regierungsbank oder im Hohen Haus, sich dazu positionieren werden, je­ne KollegInnen, die dieses Vorhaben in Wien durchaus mitgetragen haben. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

18.45


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Wittmann. – Bitte.

 


18.45.42

Abgeordneter Dr. Peter Wittmann (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! In vielen Reden der Oppo­sition wurde beklagt, dass das Parlament eigentlich keine große Rolle mehr spielen würde. – Ich glaube, dass es durchaus ein Betätigungsfeld gibt, bei dem eine Zusam­menarbeit gewünscht und gesucht wird, nämlich im Bereich der Verfassungs- und Ver­waltungsreform, und ich glaube, dass diese durchaus die Möglichkeit bietet, dass die­ses große Kapitel nicht nur von der Regierung alleine behandelt wird, sondern letztend­lich hier im Parlament abgesegnet und zu Ende verhandelt werden muss.

Ich glaube, dass es durchaus Gebiete gibt, bei denen eine Übereinstimmung auch mit einer großen Mehrheit möglich ist. Da bietet sich natürlich eines jener Kapitel an, das im Konvent sehr viel Konsens gefunden hat, nämlich die Einführung der Landesverwal­tungsgerichtshöfe, die in einem zweistufigen Instanzenzug grundsätzlich mit Einzelrich­terentscheidungen tätig sind, über Materiengesetzgebung aber auch Senatsentschei­dungen möglich machen sollen und in denen letztendlich auch Fachsenate tätig wer­den können.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 174

Diesbezüglich gibt es eine Übereinstimmung von vier Parteien in diesem Parlament. Ich glaube, dass man hier ansetzen und wirklich etwas weiterbringen kann. – Es wird an uns hier im Parlament liegen, denn diesbezüglich wird die Initiative nicht von der Regierung, sondern vom Parlament ausgehen, und ich glaube, dass es da eine ver­nünftige Regelung geben kann.

Ich glaube auch, dass wir das Briefwahlrecht auf seine Fehler hin zu untersuchen ha-ben, betreffend die wir wissen, dass es zu Missbräuchen gekommen ist beziehungs­weise dass eine Fehleranfälligkeit gegeben ist. Ich denke nur daran, dass es zum Bei­spiel nicht möglich war, die Briefwahl dort auszuüben, wo man sich die Wahlkarte ge­holt hat. Das war für viele ältere Personen ein Problem. – Ich denke, dass man diesbe­züglich Abhilfe schaffen sollte.

Ich meine auch, dass wir uns darüber einig sind, dass man in der Rechtsbereinigung der Bundesverfassung weitermachen und eine einfachere, lesbarere Verfassung mit weniger Verfassungsbestimmungen, die eigentlich schon totes Recht sind, erstellen sollte.

Ich glaube, wir haben damit ein Betätigungsfeld, bei dem die Initiative hier im Parla­ment liegt, bei dem wir nicht nur von Vorhaben der Regierung abhängig sind, sondern letztendlich das Heft in die Hand nehmen und eine parteienübergreifende Vereinba­rung in dem einen oder anderen doch sehr wichtigen Punkt erzielen können. (Beifall bei der SPÖ.)

18.48


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gahr. – Bitte.

 


18.48.40

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine geschätz­ten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Der Bereich Sicherheit wurde heute schon sehr oft strapaziert, und wenn man einen Blick zurück wirft, dann hat sich in den letzten Jahren gerade im Bereich Sicherheit vieles bewegt. Ich denke, die einzige Ant­wort auf die Herausforderungen in der Sicherheitspolitik ist, dass sich die Rahmenbe­dingungen ständig anpassen und verbessern.

Machen wir einen Blick zurück: Unter Ernst Strasser fand die Einleitung der Polizei- und Gendarmeriereform „team04“ statt, dann folgte Frau Bundesministerin Prokop, Bundesminister Platter und nun Frau Bundesministerin Fekter. – Es hat sich vieles be­wegt, und ich glaube – das ist ganz wichtig, das spiegelt schon das Regierungspro­gramm wider –, es muss sich auch zukünftig diesbezüglich vieles tun, um den Anforderungen international und national zu entsprechen.

Es geht einfach darum, dass wir alle ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis haben, und dieses Bedürfnis können wir nur befriedigen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

In diesem Zusammenhang wurde natürlich das Thema Personal schon oft kritisch hin­terfragt; das Personalmanagement ist also ein zentrales Thema im Sicherheitsbereich: Wo und wie kommt das Personal zum Einsatz, wo gibt es Zusatzbedarf, wo kann man Personal flexibler und effizienter einsetzen?

Im Regierungsprogramm wurden ja 1 000 Ausbildungsplätze über fünf Jahre festge­schrieben, das heißt also, insgesamt werden 5 000 neue Polizistinnen und Polizisten für den Sicherheitsdienst ausgebildet.

Weiters wurde festgelegt, dass es zukünftig einen sogenannten Personalpool geben wird, um Karenzen auszugleichen und um flexible Zuteilungen zu ermöglichen, und na­türlich auch – ich sage das ganz offen, wir haben ja verstärkt auch Frauen im Sicher­heitsdienst, und damit, so glaube ich, ist das ein faires Modell –, damit man mit diesem Pool einen Ausgleich schaffen kann.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 175

Ich habe aber auch eine Bitte betreffend das mobile Einsatzkommando Cobra, und zwar, dass wir zukünftig verstärkt auf die Praxiseinsätze Rücksicht nehmen, dass wir die Fixeinheiten vielleicht flexibler halten und damit das alltägliche Sicherheitsbedürfnis befriedigen können.

Abschließend, so glaube ich, kann man feststellen, dass es in Österreich hohe Sicher­heitsstandards gibt – internationale Rankings beweisen, dass Österreich diesbezüglich durchaus im internationalen Spitzenfeld liegt. Die Latte liegt sehr hoch, denn wir wollen nach dem erfolgreichen Projekt Schengen und der Europameisterschaft auch in Zu­kunft Sicherheit in allen Lebenslagen garantieren können.

Aus meiner Sicht ist der Garant dafür das Regierungsprogramm und natürlich in einem ganz hohen Maß auch unsere Innenministerin Maria Fekter. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

18.51


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Zanger. – Bitte.

 


18.51.26

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundes­regierung! Hohes Haus! Das, wovor ich in der ersten Sitzung des Nationalrates ge­warnt habe, ist mittlerweile eingetroffen und Realität geworden: Es erreichen mich im­mer mehr Anrufe von Freunden, Bekannten und ehemaligen Kunden mit dem Inhalt, dass die Banken ihre Konten sperren, dass geringfügige Überziehungen nicht mehr möglich sind, und das wegen möglicherweise 50, 100, 250 € bei zum Teil lebensnot­wendigen Zahlungen. Diese Menschen können sich nicht mehr sicher sein, dass sie nur die mindesten Weihnachtswünsche ihrer nächsten Angehörigen und Kinder erfüllen können – eigentlich ein sehr trauriger Umstand.

Das hat aber natürlich damit zu tun, dass die Regierung säumig ist und nicht die not­wendigen Schritte setzt, um die im Hohen Haus beschlossenen Maßnahmen dort an­kommen zu lassen, wo sie hingehören, nämlich bei der Bevölkerung, bei den fleißigen, arbeitenden Bürger in diesem Land, bei den Klein- und Mittelbetrieben, die es so not­wendig braucht, um eine Wirtschaft am Leben zu halten. (Beifall bei der FPÖ.)

Des Weiteren müssen wir jetzt wirklich jeden Schritt setzen und Druck auf die Banken ausüben, diese Kredite auch weiterzugeben.

Wenn wir aber schon so weit gegangen sind, dass wir 100 Milliarden € zur Verfügung gestellt haben – mit viel Bauchweh, wie fast alle Fraktionen hier betont haben –, so muss man auch sicherstellen, dass man die Kontrolle über das hat, was einen mögli­cherweise treffen kann. Denn auch wenn es nur, wie oft gesagt wurde, Haftungen sind, so sind es doch Kredite und Verbindlichkeiten, bezüglich der man schon wissen sollte, was damit passiert.

In diesem Zusammenhang bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung der Prüf­kompetenz des Rechnungshofes bei Übernahme von Haftungen durch den Staat

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vor­zulegen, die es dem Rechnungshof erlaubt, Maßnahmen, die aufgrund des Interbank­marktstärkungsgesetzes oder aufgrund des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes ge-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 176

setzt werden, wie insbesondere die Prüfung von Staatshaftungen und die Weitergabe und Verwendung von Steuergelder an Private, zu prüfen.“

*****

Bezug nehmend auf die heutige Präsentation der Regierung und des Regierungspro­gramms kann ich nur Folgendes festhalten: Angesichts der bevorstehenden Brauch­tumstage war dies ein politischer Perchtenlauf! Schwarz-Rot rasselt mit den Ketten und spuckt Feuer in Form von Worthülsen, zeigt sich aber wieder sofort inhaltsleer und löst sich in Schall und Rauch auf. Aber anders als bei den traditionellen Perchten, von de­nen unsere Kinder wissen, dass sie vor ihnen keine Scheu zu haben brauchen, ist die­se Regierung und ihr Programm sehr wohl zu fürchten.

Die Steiermark wird mit keinem einzigen Wort erwähnt! Sie wissen, ich komme aus einem Gebiet, das stark von Abwanderung betroffen ist: Die Jugend läuft uns davon, weil es keine Ausbildungsmöglichkeiten und keine Arbeitsplätze gibt. Die Firma ATB wurde angesprochen, aber es gibt noch viele andere mehr: Stahl Judenburg, Styria Fe­dern – Kurzarbeit oder Entlassungen in einer krisengeschüttelten Region, die mit den Eurofightern leben muss und gerne mit ihnen lebt.

Ich werde in den nächsten Wochen eine Initiative einbringen, und ich hoffe auf die Un­terstützung vor allem der dort ansässigen Mandatare. Und weil Kollege Grillitsch in der ersten Reihe sitzt: Wir müssen etwas tun, lieber Fritz, und ich glaube, wenn wir es wol­len, dann schaffen wir das auch fraktionsübergreifend. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

18.55


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und wird mit behandelt.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung der Prüf­kompetenz des Rechnungshofes bei Übernahme von Haftungen durch den Staat

eingebracht im Zuge der Debatte zur Erklärung der Bundesregierung in der 6. Sitzung des Nationalrates am 3. Dezember 2008

Im Hinblick auf das Finanzpaket (Bericht 683 des Finanzausschusses über die Regie­rungsvorlage 682 d.B.), welches am 20. Oktober 2008 im Nationalrat und am 21. Okto­ber 2008 im Bundesrat in der XXIII GP beschlossen wurde, das eine gesetzlichen Grundlage geschaffen hat, die den Bund in die Lage versetzt, rasch Maßnahmen zur Sicherung der Stabilität des Finanzmarktes zur Vermeidung einer beträchtlichen Stö­rung im Wirtschaftsleben Österreichs, zur Sicherstellung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes zu setzen, sind die fehlenden Kontrollmöglichkeiten des Rechnungs­hofes nicht bedachtet worden.

Zu den "finanziellen Auswirkungen" der Regierungsvorlage zu diesem Gesetz halten die Erläuterungen fest: "Die mit dem Bundesgesetz allenfalls verbundenen finanziellen Belastungen könnten beträchtlich sein, sind jedoch im Hinblick auf die Stärkung des Vertrauens in den Finanzsektor geboten. Zudem wird eine budgetäre Belastung erst durch die konkrete Umsetzung der Maßnahmen erfolgen."


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 177

Maßnahmen nach dem IBSG dürfen den Gesamtbetrag von 75 Mrd. EUR nicht über­steigen, jene nach dem FinStaG den Gesamtbetrag von 15 Mrd. EUR.

Fest steht, dass öffentliche Mittel einzusetzen sind, und dieser Einsatz der Steuermittel in bedeutendem Umfang "Gebarung des Bundes" iSd Art. 121 Abs. 1 B-VG darstellt.

Derzeit ist nach den Bestimmungen des B-VG nicht zweifelsfrei, ob dem Rechnungshof etwa bei der Übernahme von Haftungen eine Prüfkompetenz zukommt, wenn diese für Unternehmungen bzw. Privatrechtssubjekte übernommen werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vor­zulegen, die es dem Rechnungshof erlaubt Maßnahmen, die auf Grund des IBSG oder auf Grund des FinStaG gesetzt werden, wie insbesondere die Prüfung von Staatshaf­tungen und die Weitergabe und Verwendung von Steuergelder an Private, zu prüfen.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter List. – Bitte.

 


18.55.38

Abgeordneter Kurt List (BZÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und der Herr auf der Regierungsbank! Das Verhältnis beträgt 3 : 1, also im Moment ist die Frauenquote auf der Regierungsbank eindeutig gegeben. Hohes Haus! Ich kann es mir heute nicht verkneifen, ein paar Bemerkungen zur leidigen Regierungserklärungsdebatte zu ma­chen.

Wenn ich die Rednerliste anschaue – wir sind derzeit bei der Nummer 98 von insge­samt 131 Rednern (Abg. Dr. Graf: Das ist aber kein Ranking!) –, dann kann ich fest­stellen, dass sich von der ÖVP von den ehemaligen Regierungsmitgliedern, von Bun­deskanzler Schüssel über Vizekanzler Molterer über Minister Bartenstein, nur die ehe­malige Außenministerin Dr. Plassnik zu Wort gemeldet hat und sich für die ÖVP und für dieses Regierungsprogramm eingesetzt hat. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich hätte gerne gewusst – und möchte jetzt wirklich ein bisschen Salz in die Wunden der ÖVP streuen –, ob es korrekt ist, dass die gesamte ÖVP hinter diesem Regie­rungsprogramm und hinter Pröll steht. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Mag. Molterer stellt sich seitlich hinter die Regierungsbank.) – Ich glaube nicht, dass es so ist, aber Herr Ex-Vizekanzler Molterer wird es vielleicht erklären. Es wäre für die Medien und für den ORF gut gewesen, wenn er während der Fernsehübertragung gesagt hätte, dass er hinter dieser neuen Regierung steht oder auch nicht. (Abg. Mag. Molterer – noch im­mer seitlich der Regierungsbank stehend –: Da können Sie noch etwas lernen! – Rufe und Gegenrufe zwischen Abg. Grosz und Abg. Dr. Sonnberger.)

Der Herr Vizekanzler – Ihr Nachfolger, Herr Vizekanzler Pröll – hat in Wels erklärt, dass eine Regierungsbeteiligung oder ein Regieren nur mit der SPÖ möglich ist. – Das hat er eindeutig erklärt, und dadurch waren wir eigentlich aus dem Rennen, obwohl das BZÖ auf alle Fälle mitregieren wollte. Sie haben uns nicht einmal gefragt, Sie haben uns nicht einmal zu Verhandlungen eingeladen! Sie sind lieber mit einem Wahlverlierer


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gemeinsam in Verhandlungen und in die nächste Regierung gegangen, als mit einem oder mit beiden Wahlsiegern – zusammen haben wir ja mehr als 15 Prozent gewon­nen.

Und damit bin ich jetzt bei der SPÖ, bei der roten Reichshälfte in diesem Hohen Haus. Kollege Klubobmann Cap – er ist Senioren-Klubobmann, denn er ist schon ewig in die­sem Haus (Abg. Grosz: ... schaut sehr mumifiziert aus!); ich kann mich gar nicht daran erinnern, ich glaube, da war ich noch gar nicht auf der Welt, dass Abgeordneter Cap in diesem Haus noch nicht Klubobmann war (Beifall beim BZÖ – Ruf bei der SPÖ: Dafür schaut er noch sehr jugendlich aus! – Abg. Grosz: Na, jugendlich schaut er nicht mehr aus!) – hat heute als Klubobmann eine Rede zur Regierungserklärung gehalten und einige Aussagen getätigt.

Er hat gesagt, die Opposition und im Besonderen das BZÖ hat keine Alternativen bei den Programmen und Ähnliches. – Dann kann er bei der letzten Sitzung, bei der Son­dersitzung des Nationalrates, nicht in diesem Haus gewesen sein! Denn wenn er hier gewesen wäre oder zugehört hätte, dann hätte er mitbekommen, dass das BZÖ min­destens zehn Anträge zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise, zum Konjunkturpaket ein­gebracht hat – das hätte er mitbekommen! (Beifall beim BZÖ.)

Wir werden den Bürgerinnen und Bürgern in Bälde auch ein eigenes Programm prä­sentieren, ein Alternativprogramm zu diesem Regierungsprogramm mit 267 Seiten. Es ist leicht, bei diesem inhaltslosen Programm etwas anderes zu machen. Wir machen das bessere Programm! (Beifall beim BZÖ.)

An die Adresse des Kollegen Kräuter aus meinem Bezirk, aus Graz-Umgebung – er ist nicht hier; es wäre für ihn das Gleiche gewesen, wahrscheinlich schließt er schon wie­der das BZÖ aus –: Wer hat eigentlich die Freiheitlichen, die schließe ich jetzt mit ein, und das BZÖ ausgegrenzt, vor der Wahl und nach der Wahl? – Das waren die Sozial­demokraten, ausschließlich die Sozialdemokraten! Diese haben Freiheitliche und BZÖ nach der Wahl und vor der Wahl ausgegrenzt! (Beifall beim BZÖ. – Ruf: Skandal!)

Hier wurden Millionen von Wählern gemeinsam mit Füßen getreten, und die Wähler werden das den Sozialdemokraten bei der nächsten Wahl sicherlich heimzahlen. Sie werden die Rechnung präsentiert bekommen.

Jetzt zur Regierungsbank: Wie sieht die Regierungsbank aus? – Derzeit ist sie sehr kopflastig, also wienlastig. Von den Mitgliedern sind die meisten aus den Bundes­ländern Niederösterreich, aus Wien und aus dem Burgenland – aus Burgenland sogar mit zwei Nachbarministern, was ja in Ordnung ist –, aber ich hätte mir das nicht ge­fallen gelassen, wenn ich in der Regierung gewesen wäre. Ich hätte nicht zugelassen, dass auf die anderen Bundesländer südlich und westlich im österreichischen Hoheitsgebiet verzichtet wird. Also ich hätte mich schon dafür eingesetzt, dass auch
für diese Leute der eine oder andere Minister zum Zug kommt.
(Beifall beim BZÖ. – Abg. Dr. Pirklhuber: Auch ein Kärntner!)

Aber wir werden auf alle Fälle diese Aufgabe übernehmen und uns für diese Regionen einsetzen. Es ist genauso, wie der Gerald Grosz es heute schon gesagt hat: In diesen 267 Seiten des Regierungsprogramm, da ist einfach nichts drinnen. Es kommen die Worte Graz, Steiermark oder Klagenfurt, Kärnten kein einziges Mal vor. Das heißt, die ÖVP und die SPÖ haben bereits aufgegeben. Sie haben alles Wien überlassen und hier der großen Koalition, die jetzt von Faymann und Pröll geführt wird. Aber wir wer­den uns trotzdem für diese Länder einsetzen. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Silhavy: Sie können sich ja auch hier zu Wort melden! Warum nicht?) Selbstverständlich.

Geschätzte Damen und Herren, jetzt zum Applaus bei der heutigen Sitzung. Es ist ein­fach logisch, dass der Applaus sehr schwach war. Da hat Faymann referiert, seinen


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Vortrag, seine Regierungserklärung vorgelesen, da hat die SPÖ manchmal ein biss­chen – es waren ungefähr sechs Mal – applaudiert.

Da hat Pröll, der Vizekanzler, seine Regierungserklärung vorgelesen, da hat die ÖVP auch schwach, nicht unbedingt euphorisch applaudiert. (Abg. Mag. Molterer: Un
gefähr 25 Mal, schätze ich!)
Ich würde sagen, 25 bis 27 Mal. Lassen wir das Mittel leben, okay. Aber auf alle Fälle in Summe hätte sich mehr Applaus ausgezahlt.
(Abg. Höfinger: Hätten Sie beim Inhalt aufgepasst, dann hätten Sie auch applaudiert!)

Man sieht also, dass hier die beiden Großen, die jetzt wieder zusammen sind, nicht un­bedingt auch zusammen wollen. Der erste Krach war ja schon vorprogrammiert bei der Diskussion über die Postämterschließung, beim Stellenabbau. Hier hat jeder Einzelne versucht, einen Profit zu bekommen. Das wurde nicht erreicht. Das wurde nicht er­reicht, weil Faymann sich einfach mit einer Verordnung, die ohnehin bestanden hat, für sechs Monate eingesetzt hat, was er ohnehin wusste. Keiner wollte einfach der Sieger oder der Verlierer sein.

Hier hätte ich zum ersten Mal von der neuen Regierung, vom neuen Stil dieser Regie­rung erwartet, dass sie gemeinsam etwas verändert, nachdem sie sich über die Situa­tion informiert hat. Das haben Sie nicht gemacht, und so wird es auch in Zukunft sein. (Beifall beim BZÖ.) Also man sieht, dass nicht gewollt wird, hier gemeinsam für dieses Land zu arbeiten.

Es tut mir leid, dass mein eigener Minister, mein Minister, der Verteidigungsminister Darabos, nicht hier ist. (Abg. Dr. Pirklhuber: Sie können ja einen Antrag auf Anwesen­heit des Ministers stellen!) – Das brauchen wir nicht, wir werden ihn schon in der einen oder anderen Diskussion in die Debatte einbauen.

Ich darf hier jetzt zusammenfassen, dass es wesentlich ist, dass wir bei den Orangen, beim Bündnis Zukunft Österreich, die weitaus besseren Alternativen haben als die zwei Regierungsparteien. Das ist einmal das Wesentliche.

Abschließend und zu guter Letzt darf ich folgenden Antrag zum Bereich Sicherheit ein­bringen.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Darmann, List

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Landesverteidigung wird aufgefordert, die Staffelgröße der im österreichischen Bundesheer im Einsatz befindlichen S-70 Black-Hawk Hubschrauber auf den international üblichen Stand von 12 Stück zu erhöhen um vor allem auch für al­le Anforderungen von möglichen Hilfs- und Katastropheneinsätze gerüstet zu sein und umgehend den Beschaffungsvorgang umzusetzen.“

*****

Ich bitte die Damen und Herren des Hohen Hauses, diesem Entschließungsantrag des BZÖ zuzustimmen. (Beifall beim BZÖ.)

19.04


Präsident Fritz Neugebauer: Der Entschließungsantrag, der soeben eingebracht wur­de, ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.


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Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

gemäß § 26 GOG-NR

der Abgeordneten Mag. Darmann, List, Scheibner, Kolleginnen und Kollegen

eingebracht im Zuge der Debatte zur Regierungserklärung

betreffend Ankauf von drei zusätzlichen Black-Hawk Hubschraubern durch das BMLV

Das österreichische Bundesheer hat zur Zeit neun Hubschrauber des Typs S-70 Black-Hawk im Einsatz. Bei der Beschaffung ist man von einem Bedarf von 12 Stück ausge­gangen, wobei man sich vorerst mit 9 Hubschraubern und einer Option auf drei weitere zufrieden gegeben hat.

Letztes Jahr haben die heimischen Medien schon darüber berichtet, dass es ein kon­kretes Angebot der Black-Hawk Erzeugerfirma Sikorsky an das BMLV gegeben hat. In diesem Angebot soll ein Stückpreis von 12 Millionen Euro vorgesehen gewesen sein. Mit einer Zusatzfinanzierung hätten somit drei zusätzliche S-70 Black-Hawk angekauft werden können. Diese Gelegenheit ließ man leider ungenützt verstreichen. Dadurch wären allfällige Hilfs- und Katastropheneinsätze im bevorstehenden Winter und darü­ber hinaus auch alle anderen Einsätze weiter gewährleistet. Neben der international üblichen Staffelgröße von 12 Hubschraubern erscheint vor allem im Sinne von Aus­landseinsätzen die Anschaffung von drei zusätzlichen S-70 Black-Hawk unumgänglich.

Gerade die bevorstehenden Budgetverhandlungen bieten eine gute Gelegenheit, be­reits zu Beginn der Gesetzgebungsperiode entsprechende Prioritäten bei der Beschaf­fung zu setzen.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachfolgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Landesverteidigung wird aufgefordert, die Staffelgröße der im österreichischen Bundesheer im Einsatz befindlichen S-70 Black-Hawk Hubschrauber auf den international üblichen Stand von 12 Stück zu erhöhen um vor allem auch für alle Anforderungen von möglichen Hilfs- und Katastropheneinsätzen gerüstet zu sein und umgehend den Beschaffungsvorgang umzusetzen“.

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Herr Kollege List! Zu Ihrer Bemerkung, dass 131 Kolle­ginnen und Kollegen auf der Rednerliste stehen, darf ich sagen, nach der mir vorlie­genden aktuellen Liste sind es 140, und Ihre Fraktion hat eine Restredezeit von 21 Mi­nuten.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Windbüchler-Souschill. – Frau Kollegin, Sie sind am Wort.

 


19.05.28

Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kollegen und Kolle­ginnen! Liebe – letzte – Besucher und Besucherinnen! Jetzt bin ich hier in meiner


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 181

Funktion als Jugendsprecherin, und im Regierungsprogramm ist die klare Zuerkennung dargelegt, dass Kinder und junge Menschen das wichtigste Potential für die Zukunft unseres Lebens sind.

Ich finde das großartig, ich finde das sehr positiv, aber verzeihen Sie mir, dass ich da jetzt nicht anfange, irgendwelche Freudentänze aufzuführen, denn so weit geht es nicht. (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)

Bis jetzt wurde in diesem Hohen Haus über Jugendpolitik nur dann gesprochen, wenn es um Beschäftigung gegangen ist, um Ausbildung gegangen ist, um Lehre gegangen ist und um Bildung gegangen ist. Wieso, frage ich mich, ist es dem Wirtschaftsminister nicht wert gewesen, jugendpolitische Maßnahmen anzusprechen, zu präsentieren? Das Regierungsprogramm an sich hätte einige Schlagwörter drinnen, die aber wahr­scheinlich vor allem als leere Worthülsen gekennzeichnet werden können. Die Antwort könnte sein, dass Bundeskanzler Faymann heute am Vormittag schon gesagt hat: So manches muss erst erarbeitet werden. Und das ist so meine Antwort auf diese Frage.

Worte wie „Jugendverschuldung“, „Demokratieerziehung“, „Jugendverträglichkeitsprü­fung“, „Stärkung der außerschulischen Jugendarbeit“ oder „Stärkung der Jugendkultu­ren“ sind einfach nur große Worthülsen in diesem Regierungsprogramm, aber sie sind ohne Wegweiser. Denn wohin geht denn der Weg der Jugendpolitik?

Bundesministerin Fekter – sie sitzt ja jetzt auch hinter mir auf der Regierungsbank – hat vor nicht einmal so geraumer Zeit gefordert, dass es Erziehungscamps für Kinder geben soll. Für Kinder Erziehungscamps! Wenn das der Weg ist, den diese Regierung einschlägt, dann können wir Grüne auf keinen Fall mitgehen. (Beifall bei den Grünen.)

Kurzum, das Jugendprogramm scheint, als wäre es ein nicht aufgeblasener Luftballon, und anscheinend fehlt der Staatssekretärin noch die Puste. Aber anschließend an mei­ne Vorrednerin, Laura Rudas, die meinte, wir sollten uns alle zusammensetzen, gebe ich sozusagen diesen Vorschlag volée weiter an die Staatssekretärin und hoffe doch, dass sie den Antrag über die Kinderrechtskonvention, den die Grünen schon vorige Woche eingebracht haben, auch gelesen hat. Und zwar hat er geheißen: „16 Jahre Warten sind genug! – Die Kinderrechtskonvention in die Verfassung!“

Es ist sehr viel Zeit vergangen seit der Ratifizierung der Kinderrechtskonvention, und es ist an der Zeit, die Grundrechte von Kindern und Jugendlichen endlich in die Verfas­sung zu bringen. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte Sie, Frau Staatssekretärin, ganz herzlich einladen, gemeinsam diese For­derung umzusetzen, und ich freue mich schon auf eine gute Zusammenarbeit. Ich freue mich auch über viele innovative Ideen und hoffe, dass das, was heute den gan­zen Tag mehr oder minder kolportiert wurde, nämlich ein neuer Stil in diesem Haus, vor allem in der Jugendpolitik greifen wird. (Beifall bei den Grünen.)

19.09


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Sil­havy. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.09.13

Abgeordnete Heidrun Silhavy (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frauen Bundes­ministerinnen! Sehr geehrte Herren Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Als ich den Reden der Oppositionsabgeordneten heute gelauscht habe, bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Die Opposition befindet sich offensichtlich in einer Sinnkrise. (Lebhafte ironische Heiterkeit bei allen Oppositionsparteien. – Abg. Dr. Pirklhuber: Dann hat die Regierung eine Depression! Sie ist depressiv!) In einer Sinnkrise deshalb, weil die Finanzkrise, ausgelöst durch die Wirtschaftskrise, auch die Realwirtschaft erfasst hat, aber diese Bundesregierung sofort darauf reagiert hat und dieser Krise entschieden entgegentritt. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Pirklhuber: Re-


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den Sie von der Depression der Bundesregierung, von der Mutlosigkeit des Bundes­kanzlers?) Herr Kollege Pirklhuber, was ist der Grund für Ihre Aufregung? Ich habe von Ihnen keinen konstruktiven Vorschlag gehört.

Es gibt ein Konjunkturpaket, es gibt Maßnahmen für die Arbeitsmarktpolitik, es gibt eine Steuerreform, es gibt ein Bündel von Maßnahmen, um die Auswirkungen dieser Krise abzufangen und die voraussichtlichen negativen Auswirkungen im Vorhinein zu bekämpfen. Diese Bundesregierung bietet nämlich der Krise die Stirn, im Gegensatz zu Ihnen, die Sie nicht wissen, wie Sie mit Ihrer eigenen Oppositionskrise umgehen sollen.

Meine Damen und Herren, ein wesentlicher Punkt und ein Punkt, der in Österreich schon von Bedeutung ist, ist die Tourismusbranche, die etwa 16 Prozent des BIP er­wirtschaftet und damit nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Beschäfti­gungspolitik eine wesentliche und bedeutende Rolle hat.

Wir wissen, dass die Entwicklung heuer in der Wintersaison noch relativ gut ausschaut, es sind noch kaum Stornierungen da, der Beschäftigungsstand dürfte gehalten werden, aber wir wissen auch, dass die Entwicklung im Jahr 2009 sehr, sehr unsicher ist, weil wir aus den Umfragen erkennen und sehen müssen, dass 2009 mit einem Rückgang der Nächtigungen und der touristischen Umsätze zu rechnen ist, weil die Geschäftrei­sen und vor allem die Städtereisen davon betroffen sind.

Auch da gilt: Weil diese Bundesregierung die Menschen in den Mittelpunkt stellt, weil sie weiß, dass es nur dann der Wirtschaft gut geht, wenn es den Menschen gut geht, wurde im Regierungsprogramm für zusätzliche Anstrengungen der Branche Vorsorge getroffen.

Dies geschieht durch die Erhöhung des Haftungsrahmens der ÖHT von 250 Millionen € auf 500 Millionen €, durch die Erhöhung der TOP-Tourismusförderung um 20 Prozent, durch die Erhöhung der Ausbildung und Arbeitsplatzqualität, die unmittelbar damit zu­sammenhängt, ob man auch wirklich eine Erhöhung der Qualität im Tourismus zusam­menbringt.

Auch ich möchte eine Herausforderung gerade in der Tourismusbranche besonders ansprechen, nämlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die in dieser Branche besonders schwierig ist, und vor allem auch das Lohnniveau, das ein wesentlicher As­pekt ist.

Eine verstärkte Zusammenarbeit – weil das hier angesprochen worden ist aus der Sicht der Bundesländer – der Österreich Werbung mit den touristischen Organisatio­nen der Länder halte ich für besonders wichtig, weil man dann vor Ort nämlich genau die richtigen Maßnahmen setzen kann.

Wichtig ist auch die Fortsetzung und Weiterentwicklung von Modellregionen – auch et­was, was in die Bundesländer hineingeht; das nur zur Information der Herren, die ge­meint haben, dass die Bundesländer zu kurz kommen –, vor allem aber auch die Stär­kung des Wirtschaftsgefüges „Ländlicher Raum“ inklusive Erweiterung der Infrastruk­tur, denn Tourismus ist auch eine Chance gerade für ländliche Entwicklungsgebiete, für die Gebiete, die eine nicht so dynamische Wirtschaftsentwicklung haben wie zum Beispiel städtische Ballungszentren.

Dass Tourismus eine Chance für die Menschen ist, dass Tourismus ein wesentlicher Wirtschaftszweig, aber auch ein wesentlicher Arbeitgeber ist, das erkennt man an den Maßnahmen, die die Bundesregierung in Vorsorge auf Befürchtungen bezüglich der Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft setzt. Und deswegen verstehe ich, dass die Opposition in einer Krise ist, denn Sie kann dem offensichtlich nichts ent­gegensetzen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.13



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 183

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Sonnberger. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.13.18

Abgeordneter Dr. Peter Sonnberger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätz­te Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Ich möchte einige Bemer­kungen zu den Themen Wohnen und Wohnrecht machen und darf zu Beginn meiner Rede auf die Vereinbarung zwischen Bund und Ländern für mehr Klimaschutz im Wohnbau hinweisen.

Die diesbezüglichen gesetzlichen Angelegenheiten sollen in den nächsten Wochen in den Landtagen ratifiziert werden. Es werden die zu erreichenden Energiekennzahlen in den Bauordnungen strenger, und es müssen auch bestimmte Energiekennzahlen er­reicht werden, um überhaupt Wohnbauförderungsmittel erlangen zu können. Auch ist der Einsatz innovativer, klimarelevanter Heizungs- und Warmwassersysteme zukünftig Voraussetzung für die Gewährung von Wohnbauförderungsmitteln.

Als Anreiz für die thermische Sanierung und Heizungserneuerung stellt der Bund 2009 und 2010 100 Millionen € zur Verfügung, die gleichmäßig auf private Haushalte und Unternehmen aufgeteilt werden sollen. Ich glaube, da übernimmt der Bund durchaus eine Vorreiterfunktion, wissen wir doch, dass die Hauptlast da bei den Ländern liegt und wir uns von den Ländern schon auch entsprechende Impulse auch für die thermi­sche Sanierung in den nächsten Jahren erwarten, weil das auch konjunkturpolitisch sehr viel bringen würde.

Der Neubau und die Sanierung von öffentlichen Gebäuden sollen sich an den strengen Förderungsstandards der neuen Bund-Länder-Vereinbarung orientieren. Bis 2020 sind alle Gebäude, deren Sanierung dringend notwendig ist, zu sanieren. Im Regierungs­übereinkommen wurde auch die gesetzliche Regelung der Kostentragung beim Ener­gieausweis festgeschrieben.

Weiters wurde im Regierungsprogramm eine Mindestrücklage im WEG fixiert, wobei hinsichtlich der Höhe das Alter und der Erhaltungszustand des Hauses zu berücksichti­gen sind, die Eigentümer aber mit Mehrheitsbeschluss eine andere Vorgangsweise wählen können, es sich also um dispositives Recht handelt.

Weiters ist vorgesehen, dass der Begriff Erhaltung bei Sanierungen so zu erweitern ist, dass der Einbau einer Solaranlage im Zuge einer Dachreparatur möglich ist. Auch gibt es Änderungen im Heizkostenabrechnungsgesetz, weil eine individuelle Heizkos­tenabrechnung bei Passivhäusern wohl nicht mehr sehr viel Sinn ergeben würde.

Weitere wesentliche wohnrechtliche Neuerungen im Schlagwortstil: Klarstellung der Er­haltungs- und Wartungspflicht zwischen Mieter und Vermieter für das Innere des Miet­gegenstandes unter Abwägung der OGH-Judikatur; Erleichterung der Willensbildung im Wohnungseigentum; Schaffung einer richterlichen Möglichkeit, missbräuchlichen Vetorechten einzelner Wohnungseigentümer in Fällen, wo Einstimmigkeit erforderlich ist, durch ein erweitertes Schikaneverbot entgegenzuwirken; Einführung eines Schwell­werts von 5 Prozent bei den Richtwerten, wobei aber Voraussetzung die Wertbestän­digkeit der Miete ist; Verbesserungen für die Wohnungsmieter im Bereich der Makler­provisionen.

Ich glaube, in Summe gesehen – damit möchte ich zum Schluss kommen – war bei den Verhandlungen über das Wohnrecht die Konzentration auf das gemeinsame Mögli­che im Vordergrund und wurden die trennenden Regelungsinhalte ausgeklammert.

Wenn das vorliegende Regierungsprogramm seriös umgesetzt wird, so ist dies ein wohnrechtlicher richtiger Schritt in die richtige Richtung. (Beifall bei der ÖVP.)

19.16



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 184

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Gradauer. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


19.16.56

Abgeordneter Alois Gradauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Ich beginne mit einem Entschließungsan­trag; dieser betrifft die Offenlegung und Deckelung von Gehältern im Bereich der Pres­seförderung und des ORF.

Einige Fakten dazu: Die Presseförderung wird im Jahr 2008 zirka 13 Millionen € betra­gen. Drei Viertel dieses gesamten Betrages gehen an nur 14 österreichische namhafte Zeitungen und Zeitschriften.

Es ist vor kurzem in einem E-Mail, das uns zugespielt wurde, bekanntgegeben worden, dass in einem bekannten Printmedium in den Führungsbereichen Gehälter bis zu 25 000 € pro Monat üblich sein sollen. Im ORF gibt es, wie Sie wissen – das ist ja kein Geheimnis –, märchenhafte Gagen, die ausbezahlt werden und die dazu beitragen, dass der ORF derzeit am Hungertuch nagt und kurz vor dem Konkurs steht.

In Anbetracht dessen, dass aus dem Kreis dieser Medienleute immer wieder Kritik an überbezahlten Politikern laut wird, gleichzeitig jedoch Steuergeld angenommen und teilweise auch mit diesem Riesengehälter ausbezahlt werden, stellen die unterfertigten Abgeordneten Vilimsky, Gradauer folgenden Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zu­zuleiten, welche eine verpflichtende Offenlegung von Gehältern und sonstigen Zuwen­dungen, welche von Medienunternehmen an Herausgeber und Chefredakteure ausbe­zahlt werden, die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden, vorsieht. Überdies ist vorzu­sehen, dass Gehälter in diesem Bereich den Bezug eines Abgeordneten zum österrei­chischen Nationalrat nicht übersteigen.“

*****

Ende des Entschließungsantrages. (Beifall bei der FPÖ.)

Da bin ich bei meinem Thema, beim Sparen im öffentlichen Bereich und Sparen bei den Staatsfinanzen selbst. Das ist mein Thema als Budgetsprecher der Freiheitlichen Partei. Ich möchte daran erinnern, dass wir im Staatshaushalt zurzeit 190 Milliarden € an Schulden haben, wofür wir 9 Milliarden € an Zinsen zu bezahlen haben, nämlich der Steuerzahler. In den nächsten fünf Jahren kommen, grob gerechnet, aufgrund der Bud­getvorplanung zirka 30 Milliarden € an Schulden dazu, die Zinsen werden gut über 10 Milliarden € jährlich ausmachen.

Der Umgang mit Geld im öffentlichen Bereich in der Republik Österreich ist für mich abenteuerlich. Sparen und Steuergeld ist im öffentlichen Bereich nahezu ein Fremd­wort. Für mich als ehemaligen Manager in der Privatwirtschaft ist es unvorstellbar, wie sorglos da mit enormen Geldmitteln, Steuermitteln umgegangen wird. Es ist zu be­fürchten, dass sich daran auch in der nächsten Zeit nichts ändern wird. Es wurde heute von der Regierung erwähnt, sie stehe immer auf dem Gas. Ich befürchte, dass dieses Fahrzeug, wenn es so weiterfährt, gegen die Wand fahren wird. – Danke vielmals. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Bucher.)

19.20


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhand­lung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 185

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Vilimsky, Gradauer und weiterer Abgeordneter betreffend Offenle­gung und Deckelung von Gehältern im Bereich der Presseförderung und des ORF ein­gebracht im Zuge der Debatte zum Tagesordnungspunkt 2, Erklärung der Bundesre­gierung, in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 3. Dezember 2008.

Die Presseförderung wird im Jahr 2008 12,837.999,70 Euro betragen. Davon gehen nicht weniger als 8,035.361,92 Euro (62,6%) an die 7 meistgeförderten Druckwerke in unserem Land. An 7 weitere Druckwerke fließen 1,686.622,60 Euro (13,1 %). Damit gehen über ¾ der gesamten Presseförderung an nur 14 Zeitungen und Zeitschriften.

In letzter Zeit ist durch einen Irrtum im Zusammenhang mit der Versendung eine E-Mail, welche die Gehaltsstruktur eines bekannten Printmediums zum Inhalt hatte, an einen breiten Verteilerkreis gesandt worden. Durch diese „Indiskretion“ wurde bekannt, dass im Führungsbereich der Medien Gehälter von über 25.000 Euro pro Monat üblich zu sein scheinen.

Auch im ins Trudeln geratenen ORF werden an einige Personen märchenhafte Gagen ausbezahlt, während das eigentlich operative Personal ausgehungert wird. Die Ge­haltsstruktur des ORF dürfte Mitschuld an der wirtschaftlich desaströsen Lage des ORF tragen. Nicht umsonst gilt der ORF sogar bei ihm nahestehenden Personen als „Geldvernichtungsmaschine“.

In Anbetracht dessen, dass aus dem Kreis dieser Medienleute immer wieder Kritik an „überbezahlten“ Politikern laut wird, gleichzeitig jedoch Steuergeld angenommen und teilweise auch mit diesem Riesengehälter ausbezahlt werden, stellen die Unterfertigten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zu­zuleiten, welche eine verpflichtende Offenlegung von Gehältern und sonstigen Zuwen­dungen, welche von Medienunternehmen an Herausgeber und Chefredakteure ausbe­zahlt werden, die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden, vorsieht. Überdies ist vorzu­sehen, dass Gehälter in diesem Bereich den Bezug eines Abgeordneten zum österrei­chischen Nationalrat nicht übersteigen.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Jury. Ge­wünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.21.05

Abgeordneter Josef Jury (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Ich bin heute das erste Mal hier am Rednerpult im österreichischen Parlament und muss sagen: Ich bin ein bisschen ent­täuscht! Ich bin enttäuscht von dieser Regierungserklärung, die zu den Themen EU-Beitritt der Türkei, Integration, Zuwanderung und Erstaufnahmestelle Süd, sprich: Flüchtlingslager Süd, keine Debattenbeiträge liefert. Den einzigen Debattenbeitrag zum schleichenden EU-Beitritt oder schrittweisen EU-Beitritt der Türkei habe ich von der Abgeordneten Korun gehört, ihres Zeichens türkische Migrantin hier in Österreich. Für mich ist das beschämend, sehr verehrte Damen und Herren von der Regierung, aber auch jene von der Opposition.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 186

Herr Strache, Sie, der Sie sich immer als Beschützer der Österreicher und Österreiche­rinnen darstellen, melden sich dazu nicht einmal zu Wort! (Abg. Strache: Sie sind doch immer für den Türkei-Beitritt gewesen, Sie haben das ja forciert! Wir haben das BZÖ doch zur Ordnung gerufen! Sie sind im falschen Film!) – Nein, Herr Strache, ich bin nicht im falschen Film! Für mich ist es entlarvend: Sie reden dauernd über zuviel Zu­wanderung und über Belastung der einheimischen Bevölkerung, aber Sie selbst äu­ßern sich zu diesem Problem in diesem Haus nicht!

Zur Frau Abgeordneten Korun möchte ich auch etwas sagen. Frau Korun, wer redet hier mit gespaltener Zunge? Sind Sie es, die sagt, in Österreich werde zu wenig für In­tegration getan, oder ist es der türkische Premier, der vor einem Jahr in Köln, in Deutschland gesagt hat, Integration sei ein „Anschlag auf die Menschenrechte“? (Zwi­schenruf der Abg. Mag. Korun.) Dazu hätte ich als Deutsch sprechender Österreicher gerne einmal eine Antwort! (Beifall beim BZÖ.)

Weiters möchte ich zum Regierungsprogramm und zur Regierungserklärung Folgen­des sagen: Natürlich sagt der Herr Minister Faymann (Abg. Haberzettl: Bundeskanz­ler!), es soll gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung keine Zuwanderung ge­ben. Aber in derselben Zeile steht, dass das humanitäre Aufenthaltsrecht in ausgewei­teter Form eingeführt werden soll. – Das ist schleichende Zuwanderung durch die Hin­tertür! (Abg. Mag. Korun: Das glauben Sie doch selber nicht!)

Frau Innenministerin – sie sitzt jetzt nicht mehr da, wahrscheinlich ist sie schon im Sü­den auf der Suche nach einer Herberge für ein neues Flüchtlingslager –, so wird das nicht gehen! (Beifall beim BZÖ.) Wir Kärntner, Steirer und Burgendländer werden uns gegen diese Zuwanderung, die weder in Wien noch sonstwo funktioniert, mit der die österreichische Bevölkerung überfordert wird, wehren!

Daher bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird ersucht, von der Schaffung einer zusätzlichen Erstaufnahmestelle Süd für Asylwerber im Interesse der Bevölkerung in Kärnten und in der Steiermark Abstand zu nehmen und statt dessen verstärkt Maßnahmen zu setzen, um den Zustrom neuer Asylwerber massiv zu drosseln und die Verfahren deutlich zu verkürzen.“

*****

Danke sehr. (Beifall beim BZÖ.)

19.26


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhand­lung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petzner, Grosz, Ing. Westenthaler, Hagen und Kollegen, einge­bracht im Zuge der Debatte über die Regierungserklärung, betreffend keine zusätzliche Erstaufnahmestelle Süd

Dem Regierungsprogramm ist zu entnehmen, dass neben den schon bestehenden Erstaufnahmestellen im Süden Österreichs eine „neue, zusätzliche EASt geschaffen“ werden soll.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 187

Es müsste eigentlich Ziel der Bundesregierung sein, sowohl den Zustrom neuer Asyl­werber massiv zu drosseln als auch die Verfahren und damit die Aufenthaltsdauer von Personen, die zu unrecht Asyl in Anspruch nehmen, massiv zu verkürzen. Allen derarti­gen Beteuerungen, die im Regierungsprogramm aufscheinen, kann man aber wenig Glauben schenken, wenn gleichzeitig jedenfalls ein zusätzliches Erstaufnahmezentrum errichtet werden soll.

In Kärnten, aber auch bei der Bevölkerung der Steiermark gibt es kein Verständnis für das angedrohte zusätzliche Erstaufnahmezentrum. In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird ersucht, von der Schaffung einer zusätzlichen Erstaufnahmestelle Süd für Asylwerber im Interesse der Bevölkerung in Kärnten und in der Steiermark Abstand zu nehmen und statt dessen verstärkt Maßnahmen zu setzen, um den Zustrom neuer Asylwerber massiv zu drosseln und die Verfahren deutlich zu verkürzen.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt als Nächster Herr Abgeordneter Dr. Zinggl. Gewünschte Redezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


19.26.30

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (Grüne): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich ein paar ruhigere Worte sagen und einige Anmerkungen zur Kulturpolitik machen. Ich glaube, es ist his­torisch erstmalig, dass in der Regierungserklärung das Wort Kultur nicht einmal vor­kommt. Auf 24 Seiten kommt das Wort „Kultur“ nicht vor. Es kommt auch mündlich nicht vor, auch nicht vom Vizekanzler.

Es ist auch kein Wunder, dass im Regierungsprogramm zur Kultur, das Tage davor veröffentlicht wurde, nicht sehr viel steht. Es ist im Wesentlichen das, was schon vor zwei Jahren veröffentlicht wurde. Ich glaube, in der Zwischenzeit ist es so, dass es so etwas wie ein Standardprogramm gibt, das für alle Regierungen der großen Koalition Geltung haben wird und nie erfüllt wird. Daher wollte auch ich mir keine Arbeit machen und habe nur geschaut, was ich dazu vor zwei Jahren gesagt habe, wenn doch schon das Regierungsprogramm das gleiche ist. Das habe ich jetzt vor mir liegen.

Es ist tatsächlich so, dass Satz für Satz alles, was ich damals gesagt habe, jetzt wieder gesagt werden könnte, ich brauche es nicht vorzulesen. Ich könnte wieder darauf hin­weisen, dass die rot-schwarze Regierung 1999 ein Weißbuch herausgebracht hat, wo auf 200 Seiten Punkt für Punkt geschrieben steht, was alles gemacht werden könnte und dringend gemacht werden müsste, was dann in das Regierungsprogramm 2006 nicht aufgenommen wurde und auch im aktuellen Regierungsprogramm wieder nicht enthalten ist. Statt dessen kommen wieder die gleichen „Luftpolster“, die gleichen, we­nig inspirierten „Tapetentexte“.

Ich glaube, jetzt ist zumindest in der Kulturpolitik irgendwie eine Zeit der Apparatschiks angebrochen. Ich könnte wieder darauf hinweisen, dass offensichtlich eine Absicht da­rin besteht, da nichts hineinzuschreiben. Denn: Wenn nichts versprochen wird, dann braucht auch nichts gehalten werden.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 188

Was steht noch drinnen? – Ja, natürlich, auch wir sind dafür und waren auch schon vor zwei Jahren dafür, dass die kulturelle Vielfalt gestärkt wird. Wir beziehungsweise das Parlament hat ja vor zwei Jahren beschlossen, dass die UNESCO-Konvention zur kul­turellen Vielfalt unterschrieben werden soll. In der Zwischenzeit wurde sie bereits un­terschrieben, also was soll das? Es müsste konkret drinnen stehen, wie das umgesetzt wird, aber das erfahren wir nicht.

Ebenfalls vor zwei Jahren war eine Erhöhung des Filmbudgets geplant, dann wurden lediglich die Reserven aufgebraucht. Es kann schon sein, dass es jetzt vielleicht tat­sächlich zu einer Erhöhung des Filmbudgets kommt, aber wenn wir gleichzeitig erfah­ren müssen, dass der ORF seine Unterstützung der Filmwirtschaft zurückziehen möch­te, dann müssen wir sagen: Das ist eigentlich ein Nullsummenspiel und dient uns letz­ten Endes überhaupt nicht!

Ja, der Text enthält auch wieder die veraltete Passage, dass im kommenden Jahr, 2009, Linz Kulturhauptstadt wird. Meine Damen und Herren, das ist schon peinlich! Im Dezember 2008 steht im Regierungsprogramm, dass im Jänner 2009 Linz Kulturhaupt­stadt sein soll! Man hat offensichtlich einfach vergessen, diesen Satz herauszustrei­chen. Es hat sich also niemand etwas dazu überlegt. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)

Einen Satz würde ich vielleicht doch ändern, nämlich meinen Schlusssatz, den ich vor zwei Jahren gesagt habe. Da habe ich nämlich die Ministerin bedauert, weil sie bei den Budgetverhandlungen ein Regierungsprogramm verteidigen musste, das Sie selbst nicht verhandelt hat. Sie ist erst später Ministerin geworden und hat da irgendetwas vorgesetzt bekommen, das sie dann budgetär verhandeln musste, und das ist eine un­angenehme Geschichte.

Sie selbst hat in ihrer Erklärung damals gesagt, dass das nicht so einfach sein würde und dass sie das anders gemacht hätte. Aber jetzt hat sie es verhandelt, und es steht genau das Gleiche drinnen. Ja was heißt „verhandelt“? Sie hat copy-and-paste ge­macht! Ich kann nur sagen: Es ist in den letzten zwei Jahren nichts passiert. Das kann man daran erkennen, dass das gleiche Programm kommt. Es passiert jetzt nichts, und es wird auch in den kommenden fünf Jahren nichts passieren. Aber von Kulturnation zu reden, das haben wir gern! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

19.30


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ing. Gartlehner. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.30.47

Abgeordneter Ing. Kurt Gartlehner (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kollegin auf der Regierungsbank! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Plenum! Ich möchte ganz kurz über Forschung und Innovation sowie über dieses Kapitel sprechen und einen aktuellen Artikel, der morgen in den Zeitungen stehen wird, zum Anlass nehmen, hier einzusteigen. (Der Redner hält ein Exemplar des „Kurier“ in die Höhe.)

„Absturz der US-Autobauer“, steht hier geschrieben. Wenn man die amerikanische Automobilindustrie der letzten Jahrzehnte betrachtet, so war das in den USA ein sehr forschungsarmes Feld; die Automobilindustrie war in den USA insgesamt sehr proble­matisch: alte Technologien, kaum Fachkräfte in den Fabriken. Es war also nicht mög­lich, in diesem Bereich Innovationen voranzutreiben.

Der europäische Automobilhersteller Opel, eine Tochter des US-amerikanischen Auto­mobilkonzerns General Motors, hat vor sieben Jahren mit Elektrofahrzeugen einen Großversuch unternommen, zirka 1 000 Fahrzeuge waren an Leasingnehmer vermie-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 189

tet. Sie waren sehr zufrieden mit diesen Fahrzeugen. Diese wurden dann vor sieben Jahren eingezogen und verschrottet, die Leasingverträge wurden aufgelöst, weil der Konzern diese Technologie nicht haben wollte.

Jetzt ist General Motors in der Situation, dass die Aktie bei null steht und der Schulden­stand des Konzerns 351 Milliarden Dollar ausmacht. Lieber Kollege Gradauer, das ist wesentlich mehr, als die Republik Österreich an Investitionen getätigt – und nicht Schulden gemacht – hat. Daher ist derzeit, meine ich, ein Fenster im automotiven und im produktionswissenschaftlichen Bereich. Auch bei der Qualifizierung, bei der Ausbil­dung der Mitarbeiter sind Maßnahmen zu setzen. Ich glaube, man sieht es auch im Re­gierungsprogramm abgebildet, dass die österreichische Bundesregierung aktiv daran arbeitet, hier im Forschungs- und Innovationsbereich zum europäischen Spitzenreiter aufzuschließen.

Felder, die ich schon erwähnt habe, aber auch die Energiewirtschaft, die Entwicklung von Treibstoffen dritter Generation, Photovoltaik und dergleichen sind ganz wesentli­che Forschungsfelder, die uns in den nächsten Jahren möglicherweise die Innovatio­nen und die Beschäftigung flächendeckend wieder sichern können, falls wir in diesem Segment Erfolge erzielen.

In diesem Sinne, glaube ich, besteht für unsere Forschungsfirmen und unsere Univer­sitäten die Möglichkeit, in den nächsten Jahren erfolgreich tätig zu sein und dieses Fenster für neue Technologien zu nutzen. Ich bin sehr optimistisch und denke, dass die Regierungsmitglieder, die dafür verantwortlich sind, alles unternehmen werden, da­mit wir auf diesem Gebiet erfolgreich sind. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.33


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Hakl. Ge­wünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.33.52

Abgeordnete Mag. Karin Hakl (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Herren Bundesminister! Hohes Haus! Diese Bundesregierung tritt ihr Amt zu einem denkbar schwierigen Zeitpunkt an. Wir müssen uns die Situation anschauen, die wir jetzt in Europa und auf der ganzen Welt haben, vielleicht auch aus dem Blickwinkel eines jungen Menschen, der über gute Ausbildung verfügt, studiert hat, voller Taten­drang ist, sich vielleicht selbständig machen oder in einem Unternehmen vorwärtskom­men möchte und jetzt mit dem Umstand konfrontiert ist, dass alle größeren Unterneh­men vorsichtig gesagt keine Mitarbeiter einstellen oder möglicherweise welche ab­bauen müssen, dass der Finanzmarkt in einer sehr, sehr schwierigen Situation ist, dass unsere Banken derzeit wenig junge Menschen anstellen.

Ich denke, die Herausforderung, vor der wir stehen, besteht darin, sicherzustellen, dass genau diese jungen Menschen in Österreich die Möglichkeit finden, kreativ, inno­vativ und mit Elan Neues zu starten. Das ist ganz wesentlich, wenn wir den Bereich In­novation und Forschung betrachten. Dazu gibt es Rahmenbedingungen, die wir jetzt vonseiten der Politik zur Verfügung zu stellen haben:

Wenn bei uns ein Mensch etwas Neues anfangen will, braucht er Startkapital. Wir ha­ben mit den Konjunkturpaketen über die AWS Kreditlinien aufgelegt, die insbesondere für innovative technologieorientierte Unternehmen eine Unterstützung darstellen sollen, zinsgünstige Kredite zu bekommen.

Wie schaut die Situation aber heute wirklich aus? – Ein Fall aus der Praxis, den ich heute mitbekommen habe: Ein Unternehmer aus Wien besitzt unbelastete Grund­stücke im Wert von 150 Millionen €. Dessen Sohn möchte ein neues Unternehmen starten und fällt unter diese Kreditlinien. Er würde diese Förderungen bekommen, aber


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 190

die Bank gibt ihm trotz der Sicherheit – 80 Prozent werden von der AWS abgesichert – die restlichen 20 Prozent nicht!

Ich meine, das muss uns alle ins Mark erschüttern; da haben wir ein Problem. Wir müssen deshalb in einen intensiven Dialog mit unseren Banken eintreten, die nicht erst seit dieser Krise, aber seither noch mehr ihr eigentliches Geschäft, nämlich Geld auszuleihen und Spareinlagen zu halten, gegenüber dem größeren Gewinn, der auf andere Art und Weise machbar war, vernachlässigt haben. – Das ist jetzt der drin­gendste und größte Vorsatz, den wir haben müssen, denn sonst entsteht in diesem Land nichts Neues.

Darüber hinaus brauchen wir auch eine etwas visionärere Wirtschafts- und Industrie­politik, als sie sich unser kleines Land in der Vergangenheit immer zugetraut hat. Es ist gut, es ist schön, es ist richtig und wichtig, dass wir sehr erfolgreiche kleine und mittle­re Unternehmen haben, aber es wird hier in diesem Hohen Haus mit entschieden wer­den, ob wir auch noch große Industrien wie die OMV, die Mobilkom und andere große, teilweise ehemals staatliche Unternehmen mit Sitz in Österreich behalten werden. Ich bin jedenfalls froh, dass die Headquarters-Strategie ausfinanziert ist und weitergeführt wird. Das kann aber für uns alle für die kommenden fünf Jahre erst der Anfang sein. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

19.37


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Dei­mek. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.37.37

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Wer­te Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Kurz vor der Wahl haben sich einige Parteien, darunter die FPÖ und die SPÖ, zur Umsetzung eines Universi­tätspaketes bekannt. Jetzt, einige Wochen nach der Wahl, hören wir ein Regierungs­übereinkommen, ein Regierungsprogramm, das mich etwas an dieser Umsetzung zweifeln lässt. Obwohl der Herr Bundeskanzler gesagt hat, Wissenschaft und For­schung seien die Schlüsselfaktoren für den Reichtum der kommenden Generationen, entdecke ich im Werk selbst nicht unbedingt die Punkte, die mich daran glauben ließen.

Wir alle kennen die verheerenden Wirkungen der Schwerkraft. Daher wollen wir Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ, Schutz und Stütze anbieten, um Sie vor dem Umfallen zu schützen und zu stützen und vor den Konsequenzen zu bewahren.

Wir bringen daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Graf, Dipl.-Ing. Deimek, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung wird aufgefordert, ehestmöglich eine Regierungsvorlage vorzulegen, die die Umsetzung folgender Punkte beinhaltet:

die Erhöhung der Budgets für den tertiären Bildungssektor durch öffentliche und private Investitionen ab dem Jahr 2009 bis spätestens 2020 auf 2 Prozent des BIP

die Erhöhung der Globalbudgetierung der Universitäten im Vergleich mit dem Budget des Jahres 2008 - im Jahr 2009 um 200 Millionen, im Jahr 2010 um 400 Millionen, im Jahr 2011 um 600 Millionen und im Jahr 2012 um 800 Millionen

eine durchschnittliche Erhöhung des Bundesbeitrages zur Finanzierung der Fachhoch­schulstudienplätze pro Studienplatz um 34 Prozent


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 191

in der Budgetplanung für die Bereitstellung von zusätzlichen 30 Millionen € jährlich in den Jahren 2009, 2010, 2011 und 2012 für Vorziehprofessuren und andere Hochschul­lehrer Sorge zu tragen

eine Vereinfachung und Entbürokratisierung der Leistungsvereinbarungen des UG 2002, die die Finanzierung der Universitäten aus Gründen der Verwaltungsverein­fachung anhand von maximal 5 Kennzahlen steuert

alle notwendigen Maßnahmen, um den Kollektivvertrag für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Universitäten mit 1.1.2009 in Kraft setzen zu können, insbesondere die Bereitstellung der Finanzierung allfälliger Mehrkosten.“

*****

Wenn Herr Kollege Wöginger konstruktive Vorschläge vermisst hat: Hier hat er sie! (Ruf bei der FPÖ: Jetzt ist er nicht mehr da!) – Jetzt ist er nicht mehr da, richtig; wahr­scheinlich ist er auf eine handfeste Innviertler Jause gegangen. – Die Opposition in un­serer Gegend, die nur meckert und keine Vorschläge bringt, das ist bei uns zu Hause nämlich die ÖVP; da kann er den pensionierten Wehrsprecher der ÖVP fragen. Die Regierung in diesem Haus stellen aber immer noch SPÖ und ÖVP, und von diesen er­warten wir uns in erster Linie Vorschläge oder Konstruktives.

In Zeiten der Globalisierung und der Wirtschaftskrise ist die Bildung wirklich unser wichtigstes Kapital, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dafür benötigen wir moderne und bürokratiearme Universitäten, um die Studenten entsprechend vorzubereiten. Eine freie Gesellschaft braucht den freien Zugang zu freien Universitäten. (Beifall bei der FPÖ.)

19.41


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Graf, DI Deimek und weiterer Abgeordneter betreffend Wissen­schaft und Forschung in der XXIV. GP

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2 in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 3. Dezember 2008, Erklärung der Bundesregierung

Das Regierungsprogramm für die XXIV. Gesetzgebungsperiode, das SPÖ und ÖVP beschlossen haben, enthält im Kapitel Wissenschaft und Forschung eine Rücknahme bzw. Relativierung der am Ende der letzten GP beschlossenen Maßnahmen im Univer­sitätsbereich. So sollen die festgelegten Studierendenzahlen im Bereich Medizin, Zahnmedizin und Psychologie verringert und die Frist für die Umsetzung bis 2015 ver­längert werden.

Verschärft wird die Situation im Universitätsbereich auch deshalb, weil das Ministerium für Wissenschaft und Forschung verabsäumt hat, den Universitäten Vorgaben für die Umsetzung des Beschlusses über den teilweisen Entfall der Studiengebühren zu ma­chen und die im Regierungsprogramm in Aussicht genommenen Maßnahmen unter Budgetvorbehalt stehen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 192

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung wird aufgefordert, ehestmöglich eine Regierungsvorlage vorzulegen, die die Umsetzung folgender Punkte beinhaltet:

die Erhöhung der Budgets für den tertiären Bildungssektor durch öffentliche und private Investitionen ab dem Jahr 2009 bis spätestens 2020 auf 2 % des BIP

die Erhöhung der Globalbudgetierung der Universitäten im Vergleich mit dem Budget des Jahres 2008 – im Jahr 2009 um 200 Mio., im Jahr 2010 um 400 Mio., im Jahr 2011 um 600 Mio. und im Jahr 2012 um 800 Mio.

eine durchschnittliche Erhöhung des Bundesbeitrages zur Finanzierung der Fachhoch­schulstudienplätze pro Studienplatz um 34 %

in der Budgetplanung für die Bereitstellung von zusätzlichen 30 Mio. EUR jährlich in den Jahren 2009, 2010, 2011 und 2012 für Vorziehprofessuren und andere Hochschul­lehrer Sorge zu tragen

eine Vereinfachung und Entbürokratisierung der Leistungsvereinbarungen des UG 2002 die die Finanzierung der Universitäten aus Gründen der Verwaltungsvereinfa­chung anhand von maximal 5 Kennzahlen steuert

alle notwendigen Maßnahmen, um den Kollektivvertrag für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Universitäten mit 1.1.2009 in Kraft setzen zu können, insbesondere Bereitstellung der Finanzierung allfälliger Mehrkosten.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Huber. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.41.33

Abgeordneter Gerhard Huber (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Über die Landwirtschaft wurde heute schon sehr viel gesprochen. Fakt ist, am 17. No­vember ist in Brüssel das Milchkontingent aufgehoben worden – auch unter Zustim­mung unseres österreichischen Landwirtschaftsministers Pröll. Das wirkt sich so aus: Bis zum Jahr 2015 erfolgt eine schrittweise Erhöhung der Quote, und 2015 wird sie ge­strichen. Hiermit wird das komplette Eigenkapital der existenzgefährdeten Milchprodu­zenten ruiniert.

Unter Zustimmung sowohl aller Landwirtschaftskammerpräsidenten als auch des Herrn Vizekanzlers Pröll ist dieses Eigenkapital vernichtet worden. Der durchschnittliche ös­terreichische Milchproduzent hat 100 000 Liter Milch-Quote. Das ergibt einen Kapital­wert von heute 75 000 €. Dieses Kapital wurde vernichtet.

Als alternativen Ausgleich hat man den Landwirten eine Milchkuhprämie in Höhe von 50 Millionen € angeboten. Bitte, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Das ergibt pro Liter Milch 0,8 Eurocent. Im Moment verlieren die österreichischen Landwirte durch einen schwachen Milchpreis im Schnitt 5 500 € pro Jahr.

Sehr geehrter Herr Minister! Sie sind aufgefordert: Setzen Sie Taten und tun Sie nicht Überschriften unterstreichen! (Beifall beim BZÖ.)

Die österreichischen Milchbetriebe befinden sich zu 87 Prozent im Bergland. Wir kön­nen nicht dabei zuschauen, dass diese Betriebe der holländischen und norddeutschen Agrarindustrie gleichgestellt werden. (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Dr. Pirklhuber.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 193

Herr Minister, ich fordere Sie auf: Setzen Sie umgehend ein Milchpaket in Höhe von 40 Millionen € zum Ausgleich für die österreichischen Milchbauern um, machen Sie diese Mittel frei! Ansonsten muss ich Sie wirklich fragen: Wie viele Betriebe müssen noch zusperren? Diese Bauern pflegen unser Grünland, die haben das verdient! Wir brauchen faire Preise für den Produzenten und dürfen die Bauern nicht als Bittsteller abstempeln! (Beifall beim BZÖ.)

Herr Minister, es muss auch ganz dringend die Ungerechtigkeit bei der Mehrwertsteuer aufgegriffen werden. Der österreichische Landwirt bekommt 12 Prozent, muss aber für alle seine Betriebsmittel 20 Prozent bezahlen. Diese Ungerechtigkeit im Ausmaß von 8 Prozent gehört sofort vom Finanzamt ausgeglichen. Geben Sie die entsprechenden Anweisungen! Machen Sie bitte keine Lippenbekenntnisse, sondern setzen Sie Taten – und diese sofort! (Beifall beim BZÖ.)

Des Weiteren ist eine sehr wichtige Forderung, dass der sogenannte Agrardiesel sofort von der Mineralölsteuer befreit wird. Die Bauern bekommen heuer einen Getreidepreis, der unter jeder Kritik ist. Bitte, setzen Sie diese Schritte! (Abg. Riepl: Sonst noch et­was?)

Zu diesem Thema bringen wir noch folgenden Antrag ein:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 194

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Huber, Jury, Linder, Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft wird aufgefordert,

alles zu unternehmen, um die Milchpreisentwicklung nach unten zu stoppen und damit weiteren Schaden von den österreichischen Milchbauern abzuhalten

durch geeignete Maßnahmen wie einen Mindestmilchpreis dafür zu sorgen, dass die Erzeuger einen fairen und kostendeckenden Preis erhalten

im Bereich seiner Möglichkeiten sicherzustellen, dass Arbeitsplätze im Bereich der Molkereien erhalten bleiben

öffentliche Ausschreibungen von staatsnahen Einrichtungen, aber auch Krankenhäu­sern, Kindergärten und Schulen so zu gestalten, dass die hochwertigen österreichi­schen Produkte nicht benachteiligt werden

für die Milchbauern ein effektives Fördersystem zu entwickeln, um den Klein- und Mit­telbauernstand zu erhalten

sicherzustellen, dass hochqualitative heimische Bauernmilch nicht in billige Eigenmar­ken des Handels abgefüllt wird.“

*****

Danke. (Beifall beim BZÖ.)

19.46


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Huber, Jury, Linder, Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen

eingebracht im Zuge der Debatte über die Regierungserklärung

betreffend Erhaltung der Arbeitsplätze von Milchbauern und einem fairen Milchpreis

Für Milcherzeuger in Bergregionen wird es nach einer Einigung der EU-Agrarminister zwar Ausgleichszahlungen aus nicht abgerufenen Direktfördermitteln der EU geben, die aus nationalen Mitteln aufgestockt werden können, das wird aber keinen Betrieb vor dem Zusperren bewahren können.

Zurzeit verliert ein durchschnittlicher Milchbauer 5.500 Euro pro Jahr auf Grund der Senkung des Milchpreises. Diese Situation ist nicht nur für Landwirte katastrophal son­dern führt auch zu einer Ausdünnung des ländlichen Raumes.

Gerade in Österreich, wo ca. 87 Prozent der Milchproduktion in Bergregionen erfolgt, bringt diese Entwicklung die Betriebe in eine Existenz bedrohende Situation. Diesen Betrieben, die durch ihre Bewirtschaftung der Grünlandflächen im Bergland einen we­sentlichen Beitrag zur Erhaltung der Landeskultur leisten, muss eine wirtschaftlich sinn­volle Zukunft gewährleistet werden.

In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten daher nachste­henden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft wird aufgefordert,

alles zu unternehmen, um die Milchpreisentwicklung nach unten zu stoppen und damit weiteren Schaden von den österreichischen Milchbauern abzuhalten

durch geeignete Maßnahmen wie einem Mindestmilchpreis dafür zu sorgen, dass die Erzeuger einen fairen und kostendeckenden Preis erhalten

im Bereich seiner Möglichkeiten sicher zu stellen, dass Arbeitsplätze im Bereich der Molkereien erhalten bleiben

öffentliche Ausschreibungen von staatsnahen Einrichtungen aber auch Krankenhäu­sern, Kindergärten und Schulen so zu gestalten, dass die hochwertigen österreichi­schen Produkte nicht benachteiligt werden

für die Milchbauern ein effektives Fördersystem zu entwickeln, um den Klein- und Mit­telbauernstand zu erhalten

sicher zu stellen, dass hochqualitative heimische Bauernmilch nicht in billige Eigenmar­ken des Handels abgefüllt wird.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Brosz. Gewünschte Redezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


19.46.42

Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Da zumindest einer der Minister, zu denen ich sprechen woll-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 195

te, anwesend ist, werde ich mit dem Sport beginnen und es ausnützen, dass es hier einen Dialog geben kann. Peter Haubner, der Sportsprecher der ÖVP, ist auch da.

Es gibt da eine unterschiedliche Bewertung. Das Regierungsübereinkommen – na ja, da könnte ich es jetzt wie Kollege Zinggl halten und die Kalauer aus dem letzten Pro­gramm zitieren. Die „tägliche Bewegungseinheit“ verfolgt uns, glaube ich, seit Jahr­zehnten. In manchen Schulen müsste man mittlerweile froh sein, wenn es eine wö­chentliche Bewegungseinheit geben würde. Also so, dass sich diesbezüglich etwas verbessert hätte, ist es ja nicht wirklich.

Gut hat mir auch die „bedarfsorientierte Gestaltung von Sport- und Bewegungsräumen“ als Ziel gefallen. Ich habe mich gefragt: Was wäre denn eigentlich das Gegenteil da­von, wenn man das nicht bedarfsorientiert gestaltet? Und: Doping als zusätzliches Mit­tel.

Es ist also nicht viel Neues drinnen, man weiß ja auch, wer es verhandelt hat, welche Interessen dahinter stehen – aber es muss ja nicht alles nur schlecht sein. Und dann kamen die Interviews von Minister Darabos. Die habe ich schon sehr interessant ge­funden, und die Debatte im Haus lässt ja zumindest darauf schließen, dass wir da eini­ge spannende Diskussionen haben werden.

Ich habe mir gedacht: Mutig! Ich habe auch gewisse Auseinandersetzungen verfolgt, von Schweitzer angefangen, beispielsweise zum Thema „Bündelung der Spitzensport­förderung“. Das, finde ich, ist ein sehr spannendes Thema, wo man absolut darüber diskutieren sollte, wo die Schwerpunktsetzungen sind. Denn, ganz neutral betrachtet: Für das Geld, das wir in die Hand nehmen, könnte auch im Bereich des Spitzensports zum Teil deutlich mehr herausschauen. Und ich finde, die Zielsetzung, dass man sagt, es gibt hier eine Bewertung, und Verbände, die erfolgreiche Modelle haben, die gute Nachwuchsarbeit betreiben, bekommen entsprechend mehr, ist eine sehr vernünftige Zielsetzung, wenn man den Spitzensport ernst nimmt.

Und das tue ich, weil Spitzensport einfach die Basis für Breitensport ist, das wissen wir, und zwar in allen Bereichen. Ich war früher einmal Tennislehrer und kann mich noch gut erinnern, in der Zeit, als Muster „Paris“ gewonnen hat, sind auf einmal 120 Kinder in einem Ort mit 2 000 Einwohnern auf dem Tennisplatz gestanden. Daran kann man ablesen, dass Vorbildwirkung doch auch zu sportlicher Betätigung im Breitensport führt und das einen Sinn macht.

Da finden Sie also in uns einen Partner, wenn man das mutig anzugehen probiert. Den in Ihren eigenen Parteien zu finden mag möglicherweise schon schwieriger sein.

Was die ganze Frage der Aufteilung über die Verbände betrifft, gibt es auch Widerstän­de – nicht nur von den Verbänden, sondern natürlich auch von der BSO. Casting zum Beispiel. Also mit Casting ist jetzt nicht „Starmania“ gemeint, was man glauben könnte, sondern das ist dieser berühmte Sport, wo man auf der Wiese steht und fliegenfischt, also Zielwerfen mit der Angel. Und dafür gibt es auch eine breite Förderung.

Sie haben, glaube ich, Darts genannt. Da kann man auch darüber diskutieren, wenn man Darts im Fernsehen schaut. Also mit unter 120 Kilogramm ist selten jemand in der Spitzenklasse dabei. Also das ist nicht gerade die klassische Sport-Geschichte. Die ha­ben offenbar eine ruhige Hand, wenn sie entsprechend gesettled sind. Wobei: Darts ist schon eine interessante Sache, auch zwecks der Konzentration. Also, ich finde, darü­ber kann man schon reden.

Zweiter Punkt: Doping. Und das ist schon eine spannende Diskussion, weil da auch heftiger Widerstand von Peter Haubner und, ich glaube, auch von Peter Wittmann ge­kommen ist; die beiden Peters, fällt mir da gerade auf. Das ist schon eine Diskussion, die man nach dem Fall Kohl jetzt anders führen muss.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 196

Richtig ist, es gab immer den Konsens – den habe ich auch mitgetragen –: Differenzie­ren wir; wenn ein Sportler gedopt hat und gesperrt wird, ist er doch damit in einem ho­hen Ausmaß bestraft.

Nach dem Fall Kohl habe ich mir gedacht: Na ja, ganz so stimmt unsere Doktrin nicht mehr, denn was passiert denn im Fall Kohl, wenn man es neutral betrachtet? Jeder, der das verfolgt, weiß: Im Radsport heißt Doping, man kommt nicht mehr hinein ins Geschäft; fällt man diesbezüglich auf, kann es sich kein Spitzensportteam leisten, einen gesperrten Doping-Sünder im Radsport wieder aufzunehmen, weil das ganze Sponsoring zusammenfällt. Das geht also nicht mehr.

Welche Motivation hätte denn der Herr Kohl, seine Hintermänner zu outen?! Er wird nicht für zwei Jahre gesperrt, aber das kann ihm ziemlich egal sein, denn ob er nach einem Jahr keinen Vertrag mehr kriegt oder nach zwei Jahren nicht mehr, ist auch schon egal.

Zum Vorschlag: Erhöhen wir die Sperre auf fünf Jahre! – Das halte ich eher für kontra­produktiv, denn wenn man weiß, es gibt sowieso keine Fortsetzung der Karriere mehr, warum soll denn dann jemand überhaupt auspacken?

So, wie Sie es angesprochen haben, ist es völlig richtig: Wir müssen uns überlegen – auch gegen den Widerstand von Herrn Westenthaler, der dazu massiv mit Zwischenru­fen „geglänzt“ hat –, wie wir, wenn wir Doping bekämpfen wollen, die Leute dazu brin­gen, zu reden, auszupacken. Das ist der Punkt.

Ich halte die Vorstellung nach wie vor für absurd, dass jemand, der gedopt hat und überführt worden ist, dann in den Häf’n kommt; das ist ja nicht unbedingt der Punkt. Die Frage, gibt es effektive Möglichkeiten ... (Ruf beim BZÖ: Das war der Vorschlag vom Sportminister!) – Ja, und was ist die Antwort? – Der Kohl sagt: Diesen hier! – und alle sagen: Na, es ist halt so! Es gibt da de facto keine Handhabe. (Neuerliche Zwi­schenrufe beim BZÖ.)

Wenn wir es ernst nehmen mit dem Bekämpfen von Doping, dann brauchen wir wohl eine Möglichkeit – und sei es mit der Methode der Verpflichtung zu einer wahrheitsge­mäßen Aussage –, da auch an die Hintermänner zu kommen. (Abg. Grosz: Der Se­xualstraftäter soll freigehen, und der Dopingsünder soll eingesperrt werden!)

Ich weiß, dass das BZÖ da immer Riesenprobleme gemacht hat, und ich habe mich gefragt, warum. Diverse Artikel über die Frage, wer in den letzten Tagen in welchen Staffeln gelaufen ist, waren schon ganz interessant, und es ist auch interessant, sich anzuschauen, welche Kontakte auch ehemalige Sportpolitiker hatten. Ich erinnere nur daran: Karl Schweitzer, Stefan Matschinger – gemeinsamer Staffel-Lauf und so weiter. Da kann man schon darüber nachdenken, wo das herkommt.

Ich finde, wenn wir Dopingbekämpfung ernst nehmen, müssen wir uns auch überlegen, wie wir es schaffen, dass auch Leute, die nichts mehr zu verlieren haben, aussagen. – 37-jährige Langläufer, die bei Olympia gesperrt wurden, kann man zehn Jahre auch sperren, das wird ihnen egal sein. Man wird sich also überlegen müssen: Wie gibt es über die Verbände, wie gibt es über die Struktur dort die Möglichkeit, die Leute dazu zu bewegen, in diesen Fällen tatsächlich auszusagen? Das gibt es in Österreich bislang nicht. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben da also noch eine spannende Diskussion vor uns, auch zum Vergleich inter­nationaler Modelle. Auf den Kopf gefallen sind die Italiener ja auch nicht, die haben an­dere Modelle, wobei ich das Bild, das in diesem Zusammenhang gezeichnet wird, dass Sportler massenhaft im Häf’n sitzen, nicht für sinnvoll halte. Wahrnehmen aber muss man: Wenn man in allen internationalen Berichten erkennen muss, dass es ein paar Länder gibt, die sozusagen Doping-Drehscheiben sind, und dort Österreich immer wie-


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der vorkommt, dann haben wir ein massives Problem für die Sport-Politik in unserem Lande. Daher sollten wir da relativ rigoros eingreifen. – So viel zum Thema Sport.

Was das Thema Medien betrifft, muss ich feststellen, dass ich jetzt keinen direkten An­sprechpartner habe, aber jedenfalls möchte ich zum ORF so viel sagen: Das Regie­rungsübereinkommen ist auch da unverbindlich, wie eben auch in vielen anderen Be­reichen – und etwas steht nicht drinnen, worüber es aber eine sehr interessante Debat­te gab: Steht dem ORF eine Vergütung für Gebührenbefreiungen zu?

Natürlich kann man über diese ganze Debatte so diskutieren, dass man sagt, dass die eben dort auch ihre Hausaufgaben machen müssen, dass sie Strukturen haben, die unerträglich sind, dass jemand knapp vor der Pensionierung aus dem Angestelltenver­hältnis ins Direktorium wechselt und die Abfertigung voll kassiert – über all das kann man reden.

Wenn es jedoch ein Ziel ist, dass es eine Gebührenbefreiung für sozial Bedürftige gibt, dann ist das eine politische Verantwortung – und nicht etwas, was der ORF tragen muss. Zumindest bei diesem Teil gibt es seit Schwarz-Blau etwas, was den ORF zu­sätzlich finanziell belastet, nämlich: Gebührenbefreiungen ja, aber der ORF soll das selbst tragen!

Diese Fragen müssen geklärt werden; da bedarf es einer Vergütung. Über den Rest muss man in aller Form reden, denn so wird es beim ORF in den nächsten Jahren nicht weitergehen können. (Beifall bei den Grünen.)

19.53


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Binder-Maier. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.53.59

Abgeordnete Gabriele Binder-Maier (SPÖ): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen und Herren! Den Wunsch nach Familie beziehungs­weise in einem Verband von vertrauten Menschen zu leben und aufgehoben zu sein, haben sehr, sehr viele Menschen; ich behaupte, der Großteil der Menschen. Aber wie so oft sind Wunsch und Wirklichkeit nicht immer eins, vor allen Dingen der Begriff „Fa­milie“ hat einen großen Interpretationsspielraum.

Lebensbedingungen, Lebensumstände, aber auch Lebensrealitäten zeigen, dass Fa­milie sehr vielfältig, manchmal sehr bunt und sehr unkonventionell gestaltet sein kann. Meine persönliche Definition von Familie ist das verantwortungsbewusste, partner­schaftliche und gleichberechtigte Zusammenleben von Menschen – und ich ergänze: mit oder ohne Kinder. Und meiner Überzeugung nach hat auch die Qualität Vorrang – und nicht die äußere Form.

Vielfältige Formen des Zusammenlebens müssen respektiert, anerkannt und vor allen Dingen unterstützt werden. Damit Familie gelebt werden kann, bedarf es, wie ich mei­ne, vieler Unterstützungen, vieler Rahmenbedingungen.

Bei Durchsicht des Regierungsprogrammes entdecken wir in vielen Politikbereichen fa­milienrelevante Verbesserungen und Vorhaben, die wichtig und notwendig sind, aber einige konkrete Maßnahmen, die speziell familienpolitische Punkte beinhalten, möchte ich Ihnen gerne noch einmal ins Bewusstsein rufen, denn eine moderne Familienpolitik, so, wie sie im Regierungsprogramm beinhaltet ist, bedeutet Chancen: Chancen für die Kinder und Chancen für die Eltern.

Vorrangiges Ziel in unserem Regierungsprogramm ist die Verbesserung der Vereinbar­keit von Beruf und Familie, ebenso die Schaffung zusätzlicher Rahmenbedingungen, so etwa das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld, das verpflichtende kosten­lose Kindergartenjahr, die Väterbeteiligung, der Papa-Monat. Ebenso anführen möchte


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ich in diesem Zusammenhang die Steuerreform, die finanzielle Verbesserungen für die Familien bringt. Ich spreche da jetzt von 500 Millionen €, wiewohl aber schon auch zu bedenken ist, dass die Familienbeihilfe erst am 24. September 2008 erhöht wurde.

Meine Damen und Herren, die ersten Positionierungen liegen auf dem Tisch; zum Teil sind sie sehr unterschiedlich. Ich denke, es bedarf gemeinsamer Anstrengungen, um die Familien in Österreich zu unterstützen. Frau Kollegin Haubner hat davon gespro­chen, dass den Worten auch Taten folgen müssen. Ich kann Ihnen versprechen, Frau Kollegin Steibl, dass wir gemeinsam mit Frau Staatssekretärin Marek diesen Worten Taten folgen werden lassen, und wir werden vor allen Dingen auch Nägel mit Köpfen machen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Steibl.)

19.57


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Glaser. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.57.53

Abgeordneter Franz Glaser (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Frau Mi­nisterin! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eingangs möchte ich mich gegen die wiederholte Vereinnahmung des Burgen­landes durch einige BZÖ-Redner verwahren und feststellen: Die Politik im Burgenland bestimmen schon wir selbst! (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.) Kärntner Landes­politik ist etwas, was in Kärnten bleiben soll. Wir vertreten unsere Interessen selbst – und natürlich ebenso unsere Politik. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe beim BZÖ.)

Nun zu meinem eigentlichen Thema. Generell: Wir haben eigentlich ein Hauptthema, das ist die Finanz- und die Wirtschaftskrise, die in den letzten Wochen und Monaten verstärkt zur Diskussion stand und steht. Natürlich geht es einerseits darum, dass es jetzt einen härteren Verteilungskampf gibt, und andererseits geht es auch darum, richti­ge und notwendige Maßnahmen dagegen zu setzen. Ich glaube, dass in diesem Zu­sammenhang das Wort Solidarität ganz wichtig ist. Und wir müssen vermeiden, dass jetzt eine Gruppe sozusagen zum Handkuss kommt.

Es geht aber in dieser Krise auch darum, solidarisches Handeln weltweit zustande zu bringen, denn gerade für schwache Staaten und für schwache Gesellschaften ist diese Krise noch bedrohlicher als für uns; diese Länder spüren eine solche als Erste und am härtesten. Und sie haben auch damit zu kämpfen, dass sie wahrscheinlich von uns in dieser Phase der Wirtschaftsentwicklung mit eher weniger Unterstützung als bisher rechnen können. Und die Folge sehen wir jetzt schon, auch in den Statistiken, dass der Migrationsdruck entsprechend zunimmt.

Ich bin deswegen froh, dass im Kapitel Außenpolitik ausdrücklich festgestellt wird, dass die internationalen Verpflichtungen, die wir eingegangen sind, auch eingehalten wer­den sollen – die 0,51 Prozent des BIP bis 2010, die 0,7 Prozent bis 2015 –, obwohl auch festgestellt wurde, dass es schwierig werden wird, diese einzuhalten. Ich glaube aber jedenfalls, wir alle sollten uns wirklich dazu verpflichtet fühlen, dass wir den Kampf gegen Armut, gegen Hunger und gegen Krankheit gerade dort, wo es am not­wendigsten ist, auch weiterhin führen und nicht durch die Wirtschaftskrise zu sehr be­einflussen lassen. (Beifall des Abg. Prinz.)

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass ich glaube, dass die Fest­legung im Kapitel Finanzen, dass wir uns für die Einführung einer Spekulationssteuer und für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer europaweit einsetzen werden, eine wichtige ist – wir haben das ja auch hier im Parlament beschlossen –, wichtig aus zweierlei Gründen: zum einen, weil wir ganz einfach diese Regeln für einen funktionie­renden Finanzmarkt brauchen, zum anderen aber auch deswegen, weil wir damit Fi-


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nanzmittel für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung stellen könnten und Fi­nanzmittel auch für die EU-Eigenfinanzierung, wie wir das ja alle Parteien gemeinsam hier im Parlament beschlossen haben.

Geschätzte Damen und Herren, ich möchte abschließend noch ein herzliches Danke an unsere scheidende Außenministerin Dr. Plassnik richten, die Österreich in Europa und in der Welt gut vertreten hat. Frau Dr. Plassnik hat das Kapitel Äußeres und Euro­pa verhandelt. Sie hat im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit gerade die Rechte der Frauen entsprechend vertreten. Ich möchte ihr dafür ein sehr herzliches Danke sa­gen. Ich glaube, dass wir mit Michael Spindelegger einen würdigen Nachfolger gefun­den haben. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

20.01


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Höbart. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte. (Abg. Ing. Höbart begibt sich zum Rednerpult und platziert dort ein Schild mit der Aufschrift „FPÖ“.)

 


20.01.52

Abgeordneter Ing. Christian Höbart (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Vertreter auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Ich hätte mich heute hier sehr gerne substan­zielleren Themen gewidmet. Allerdings: Nachdem ich als Jugendsprecher meiner Par­tei draufgekommen bin, wie substanzlos das ist, was hier im so genannten Regierungs­programm zum Thema Jugend kundgetan wurde, muss ich heute doch deutlichere Worte finden. (Abg. Steibl: Aber Sie können nicht Jugendsprecher sein! – Das wundert mich!) – Hören Sie nur gut zu! Vielleicht können Sie auch einiges mitnehmen.

Der Bundeskanzler hat beispielsweise davon gesprochen, dass er eine so genannte Ausbildungsgarantie für Jugendliche sicherstellen will. – Wie sagt man so schön: Ihre Worte hör’ ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube! – Ich frage mich ganz konkret: Wie soll denn das alles funktionieren? Etwa mit der so genannten Maßnahme, das Wahlalter von Jugendlichen bei Betriebsratswahlen abzusenken? – Das kann es ja wirklich nicht sein. Ich muss ganz offen sagen, da lachen ja die Hühner, dass das mit so einer Maß­nahme funktionieren soll. (Beifall bei der FPÖ.)

Wie ich es auch eingangs erwähnt habe: Letztlich handelt es sich um Luftblasen, um nicht mehr und nicht weniger.

Weiteres Beispiel: Man kündigt einen verstärkten Gewaltschutz für Jugendliche an. – Da stelle ich wiederum die Frage: Was meint man damit konkret, etwas anzukündigen, verstärkte Maßnahmen anzukündigen? – Nichts Konkretes, alles nur Blabla.

Ich habe auch erfolglos versucht, bei den so genannten jugendpolitischen Maßnahmen in diesem Regierungsprogramm konkrete Maßnahmen herauszulesen. Da wird bei­spielsweise die Jugendvertretung als Sozialpartnerkomponente angekündigt. – Das würde ich maximal als gefährliche Drohung einstufen, denn ich gehe davon aus, dass noch kein Jugendlicher in unserem Land jemals etwas von dieser Organisation gehört hat. (Abg. Dr. Pirklhuber: Was?) Das ist genau der Punkt, auf den ich hinweisen möchte. (Abg. Dr. Pirklhuber: Das lernen sie doch in der Schule!) Wir sollten schlicht­weg das Ohr bei den Jugendlichen haben, und das ist letztlich auch ein Tipp von uns: Hören Sie sich endlich einmal unter Jugendlichen um! Haben Sie das Ohr bei den Ju­gendlichen!

Wir haben es in unserer Wahlbewegung getan, wir waren bei den Jugendlichen. Und wenn wir daran denken, dass jetzt ein regelrechter Ausnahmezustand in dieser Re­publik ausgebrochen ist, weil die Freiheitliche Partei bei den jungen Wählern bei über 40 Prozent gelandet ist, dann sollten sich alle von den anderen Parteien einmal die Frage stellen, warum das so war. (Beifall bei der FPÖ.)


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Wir haben Probleme angesprochen, wir haben Lösungen angeboten. Wir haben den Jugendlichen Halt gegeben. Das war letztendlich der Grund, warum wir in dieses Wäh­lersegment so stark einbrechen konnten. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)

Noch kurz zur Integrationssprecherin der Grünen, die jetzt leider nicht mehr anwesend ist. Ich sage hier ganz klar: Recht auf Heimat ist auch ein Grundrecht für die österrei­chische Bevölkerung. (Abg. Dr. Pirklhuber: Es gibt nur einen Planeten, Kollege! Ein Planet für uns alle – nicht mehr und nicht weniger! Unsere Heimat ist der Planet!) Ich persönlich würde mir wünschen, dass man endlich einmal Vorschläge dazu macht, wie man mit diesem Grundrecht für die österreichische Bevölkerung umgeht. Das ist, glau­be ich, viel, viel essentieller für die Zukunft. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)

Auch noch eine kleine Bemerkung zum Kollegen Jury: Ich möchte nur daran erinnern, welch bekannter Proponent des Bündnisses Zukunft Österreich ja eigentlich für den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union gestanden ist. Denkt einmal darüber nach! Ich glaube, ihr wisst schon, wen ich meine. (Beifall bei der FPÖ.)

Abschließend möchte ich folgenden Antrag einbringen, der sehr gut zum Thema Wirt­schaftskrise passt:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Höbart, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gehaltsbeschränkun­gen für Manager staatsnaher Betriebe und Manager, deren Banken die Unterstützung des Bundes in Anspruch nehmen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie und Bundesminister für Finanzen werden aufgefordert, das Erforderliche zu veranlassen, damit die Gehälter der Manager von staatsnahen Betrieben (wie zum Beispiel der ÖBB, ASFINAG) und der Manager jener Banken und Versicherungen, die die staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen, mit der Höhe des Gehaltes des Bundes­kanzlers gemäß dem Bundesbezügegesetz gedeckelt werden.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

20.06


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Ing. Höbart und weiterer Abgeordneter betreffend Gehaltsbeschrän­kungen für Manager staatsnaher Betreibe und Manager, deren Banken die Unterstüt­zung des Bundes in Anspruch nehmen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2, Erklärung der Bundesregierung, in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV.GP, am 3. Dezember 2008

Durch die Wirtschaftskrise und der von der alten und neuen SPÖ-ÖVP Koalitionsregie­rung auferlegten massiven Belastungen der Bürger ist es dringend geboten, auch einen umfassenden Abbau der Managerprivilegien im staatsnahen Bereich einzuleiten.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 201

Den Österreichern fehlt nämlich im zunehmenden Maße jedes Verständnis für die üppi­gen, sachlich nicht gerechtfertigten Begünstigungen der Manager.

Im Bankenbereich musste von der Bundesregierung durch die Bereitstellung öffentli­cher Geldmittel ein Hilfspaket geschnürt werden, um die Stabilität des Geld- und Kre­ditmarktes zu sichern. Es darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass u.a. die Manager gefährdeter Bankinstitute für die hochspekulativen Geschäfte verantwortlich zeichnen und daher diese Führungskräfte in Hinkunft größere Sorgfalt bei der Veranla­gung der ihnen anvertrauten Gelder walten lassen müssen.

Jene Spitzenmanager, die übermäßig riskant mit dem Geld der Sparer oder Steuerzah­ler spekulieren, sollten im Falle von Verlusten persönlich haftbar gemacht werden. Denn das von den Menschen hart erarbeitete Geld darf unter keinen Umständen leicht­fertig aufs Spiel gesetzt werden. So haben doch gerade sie durch die Spekulations­(schein)gewinne, teilweise horrende Bonuszahlungen erhalten.

Das äußerst wichtige Maßnahmenpaket, welches die Stabilität des Geld- und Kredit­marktes sichern und durch Bereitstellung öffentlicher Geldmittel im Einzelfall bei ge­fährdeten Instituten existenzsichernd wirken soll, bedarf eben auch der Inanspruchnah­me der gesetzlichen Möglichkeiten des Bundesministers für Finanzen in bezug auf die Festlegung der Vergütung von Vorständen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie und Bundesminister für Finanzen werden aufgefordert, das Erforderliche zu veranlassen, damit die Gehälter der Manager von staatsnahen Betrieben (wie z.B. der ÖBB, ASFINAG) und der Manager jener Banken und Versicherungen, die die staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen, mit der Höhe des Gehaltes des Bundeskanz­lers gemäß dem Bundesbezügegesetz gedeckelt werden.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Markowitz. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.06.50

Abgeordneter Stefan Markowitz (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Regie­rungsmitglieder! Hohes Haus! Als junger Abgeordneter erwartet man sich ziemlich viel, was das Regierungspaket betrifft. Und dann findet man da einen Satz, in dem steht: Die Regierung fordert die Einführung einer Jugendverträglichkeitsprüfung. – Das ist der administrative Unfug, den sich beamtete Theoretiker ausgedacht haben, um hilflosen Politikern von SPÖ und ÖVP geistige Krücken zu reichen. (Beifall beim BZÖ.)

Wir dagegen fordern einen Jugendintegrationsbeauftragten. Das sollte eine Person mit Migrantenhintergrund sein, die damit beauftragt wird, Jugendliche im Alltag erfolgreich zu betreuen. Er sollte Ansprechpartner, Konfliktlöser, Motivator wie auch Unterstützer bei Sprachförderungen sein. (Beifall beim BZÖ.)

Wir wissen, dass die zirka vier bis sechs Stunden, in denen Jugendliche in der Schule Deutsch sprechen, zu wenig sind. Sobald sie zu Hause ankommen, sprechen sie wie­der in ihrer Muttersprache. Jugendliche sollten aber in ihrer Freizeit, in Musikvereinen,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 202

Sportvereinen auch die Umgangssprache kennenlernen. Nur so schaffen wir es, eine erfolgreiche Integration durchzuführen und zu vollenden. (Beifall beim BZÖ.)

Wir wollen den Migranten zweiten und dritten Grades unsere Sprache als Rüstzeug für ihren zukünftigen Lebensweg in Österreich mitgeben, denn wenn sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind, werden sie sowohl in der Arbeitswelt als auch im Privatle­ben erheblich benachteiligt sein, zum Beispiel beim Unterzeichnen eines Arbeitsvertra­ges oder als unzufriedene Kunden. (Beifall beim BZÖ.)

Wir alle wissen ja, wie das ist, wenn Facharbeiter eine tolle Arbeit leisten, das aber nicht richtig vollenden, weil sie die Sprache nicht verstehen. Das bringt dem Arbeitge­ber wenig und dem Arbeitnehmer auch nichts. Das sind die Ursachen, die auf lange Sicht den Verlust des Arbeitsplatzes mit sich bringen. Die Rechtfertigung unserer For­derung sehen wir darin, dass sich diese Menschen Österreich als ihren Lebensmittel­punkt selbst ausgesucht haben.

Zum Schluss möchte ich noch folgenden Antrag, in dem es um zehn Forderungen für Kärnten geht, einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petzner, Dolinschek, Mag. Darmann, Linder, Jury, Markowitz, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend das Kärntner Forderungspaket an die neue Bundesre­gierung

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, das in der Begründung zitierte Kärntner Forde­rungspaket an die Bundesregierung umzusetzen und dem Nationalrat über den Stand der Umsetzung jeweils bis zum Jahresende zu berichten.“

*****

Vielen Dank. (Beifall beim BZÖ.)

20.09


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petzner, Dolinschek, Mag. Darmann, Linder, Jury, Markowitz

Kolleginnen und Kollegen, eingebracht im Zuge der Debatte über die Regierungserklä­rung, betreffend das Kärntner Forderungspaket an die neue Bundesregierung

Am 24. November 2008 stellte der Landeshauptmann von Kärnten, Gerhard Dörfler, an die neue Bundesregierung folgendes Forderungspaket:

„10 Forderungen für Kärnten

1. Aufrechterhaltung sämtlicher derzeit in Kärnten bestehenden Postgeschäftsstellen sowie Beschäftigungsgarantie für die derzeit in Kärnten beschäftigten Postmitarbei­terInnen. Schaffung der erforderlichen rechtlichen Rahmenbedingungen rechtzeitig vor der Liberalisierung des Briefverkehrs wie z.B. Änderung des Postgesetzes und der Uni­versaldienstverordnung zur flächendeckenden Versorgung mit Universaldiensten durch Postgeschäftsstellen und nicht durch Briefträger als mobiles Postamt.


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2. Vorantreibung der Aufnahme der Baltisch-Adriatischen Achse in das prioritäre Netz der europäischen TEN-Korridore im Zuge der Revision der TEN-Leitlinien durch die EU 2009/20010 und Sicherstellung der notwendigen Planungsmittel im ÖBB-Rahmenplan für den Abschnitt Klagenfurt-Wörthersee-Villach inklusive Knoten Villach.

3. Berücksichtigung Kärntens beim 800-Mio-Infrastrukturpaket des Bundes für Kärntner Infrastrukturprojekte wie z.B. Logistikprojekt CCT-Fürnitz in Höhe von 80 Mio Euro. Zu­sätzlich sollen 7 % von 800 Mio = 56 Mio Euro für Kärnten bereit gestellt werden.

4. Stärkung der Wirtschaftsstandorte in Südkärnten durch Güterbahnanschluss Fa. Ur­bas in Eis/Ruden und Güterbahnanschluss für Gewerbepark Kühnsdorf-Südkärnten.

5. Bundesfinanzierung ab 1.1.2009 für das Kärntner Modell des verpflichtenden vor­schulisches Bildungsjahres im Kindergarten und Finanzierung des Gratis-Kindergar­tens in Kärnten in Höhe von 4,8 Mio Euro pro KG-Jahr sowie Mitfinanzierung des Bun­des beim Kärntner Volksgruppen-Kindergartenfonds wie in den Jahren vor 2007 (Rück­nahme der Streichung der Mittel durch alte Bundesregierung im Jahr 2007).

6. Erhöhung und Sicherstellung des notwendigen Personaleinsatzes der Exekutive zur Bekämpfung der steigende Kriminalität sowie Erhöhung der Verkehrssicherheit.

7. Verschärfung Asylgesetz – straffällige Asylwerber müssen sofort abgeschoben wer­den. Asylrecht bedeutet Asylpflicht. Keine Errichtung einer zusätzlichen Erstaufnahme­stelle in Kärnten – ein zweites Traiskirchen in Kärnten wird nicht akzeptiert.

8. Keine zusätzlichen zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten. Eine verfassungsgesetz­liche Regelung als Lösung der Ortstafelfrage in Kärnten darf nur im Einvernehmen mit Kärnten erfolgen.

9. Unterstützung der Bewerbung für die 3-Länder Ski-WM. Die Kärntner Initiative der Bewerbung für eine grenzüberschreitende Ski-WM in Bad Kleinkirchheim, Tarvis und Kranjska Gora soll sowohl finanziell als auch politisch von der neuen Bundesregierung unterstützt werden.

10. Förderung des Kärnten Taktes aus dem Klimafonds und Schnüren eines Förderpa­ketes zur Unterstützung klima- und umweltfreundlicher Projekte für ein „energieautar­kes Kärnten“ in der Höhe von 50 Mio Euro.“

In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, das in der Begründung zitierte Kärntner Forde­rungspaket an die Bundesregierung umzusetzen und dem Nationalrat über den Stand der Umsetzung jeweils bis zum Jahresende zu berichten.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Johann Maier. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.10.27

Abgeordneter Mag. Johann Maier (SPÖ): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bun­desregierung! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Konsumenten­schutz ist eine Querschnittsmaterie. Entgegen der Auffassung von Oppositionsabge­ordneten erlaube ich mir festzuhalten, dass es uns gelungen ist, in diesem Regierungs-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 204

übereinkommen ganz konkrete Festlegungen zu treffen. Ich möchte mich bei den Ver­handlungspartnern von der ÖVP recht herzlich bedanken, weil es uns zum ersten Mal gelungen ist, im Bereich Konsumentenschutz und Verbrauchergesundheit Akzente zu setzen.

Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wird zum ersten Mal nach internationalem Vorbild einen Aktionsplan Verbraucherschutz geben, es wird zum ers­ten Mal im Gesetz geregelt werden, dass es jährlich einen Bericht zur Lage der Ver­braucher gibt, werte Kollegen von der FPÖ. Auch Sie haben das verlangt, nur: Jetzt steht es im Regierungsprogramm, und wir werden das gemeinsam realisieren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich bedanke mich insbesondere auch bei den Kollegen von der ÖVP, dass es uns ge­lungen ist, im Bereich der Lebensmittelsicherheit neue Akzente zu setzen. In der Frage der Kontrolle der Lebensmittelkette – auch das war ein Anliegen des BZÖ, Kollege Grosz – wird es neue Ansätze geben. Es wird ein Gütesiegelgesetz geben – das von der FPÖ gefordert wurde, von den Grünen gefordert wurde und von den Sozialdemo­kraten –; eine ganz konkrete Festlegung. – Sie kommen nicht aus: Das Regierungspro­gramm ist in vielen Bereichen konkret und bietet sehr viel für die Interessen der Konsu­menten.

Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Konsumentenschutz als Quer­schnittsmaterie findet sich in allen Bereichen. Er findet sich im Bereich der inneren Si­cherheit, der Justiz, und wir werden als Parlament in der Frage der Bekämpfung der In­ternetkriminalität sowohl mit der Frau Innenministerin als auch mit der Frau Justizminis­terin zusammenarbeiten müssen. Wir werden mit dem Herrn Vizekanzler in der Frage des Anlegerschutzes zusammenarbeiten müssen, weil hier die Fragen konkretisiert werden müssen, nämlich welche Schutzmaßnahmen konkret getroffen werden müs­sen.

Es gibt viele Anliegen, die wir gemeinsam lösen können, und wir sollten sie auch ge­meinsam lösen. Namens der Sozialdemokratischen Partei darf ich Sie einladen, mit uns gemeinsam diese Zielsetzungen für die österreichischen Konsumenten hier in die­sem Parlament zu entscheiden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.13


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Tamandl. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.13.44

Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Nach­dem ich mir heute die Debatte und die Ausführungen von Ihnen, meine Damen und Herren von der Opposition, so angehört habe, frage ich mich, wenn Sie so wenig Mut beweisen, in eine Koalition zu gehen, in eine Regierung zu gehen, warum Sie dann heute so mutig sind, dieses Regierungsprogramm dermaßen schlechtzureden, wo Sie noch gar nicht wissen, wie sich die Arbeit mit dem Regierungsprogramm dann gestal­ten wird.

Wir haben in diesem Regierungsprogramm sehr viele Versprechen wahrgemacht, so etwa betreffend ein Thema, das mir auch besonders wichtig ist, nämlich dass es keine neuen Steuern gibt. Im Gegensatz zu dem, was unser früherer und auch jetziger Koali­tionspartner gefordert hat, nämlich die Vermögenszuwachssteuer, musste man jetzt auch bei der SPÖ erkennen, dass es natürlich gerade jetzt, in Zeiten einer Finanz- und


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 205

Wirtschaftskrise, überhaupt kontraproduktiv wäre, wenn wir eine Vermögenszuwachs­steuer einführen würden, bei der wir ja dann auch mit den Verlusten irgendwelche steuerlichen Maßnahmen treffen müssten. – Es ist daher ganz klar, dass das nicht kommt und dass es keine neuen Steuern gibt, so wie wir das auch gefordert und auch immer gesagt haben.

Was wir aber mit 1. Jänner 2009 bekommen werden – leider Gottes rückwirkend, weil sich natürlich ein Beschluss vorher nicht mehr ausgehen wird, aber auch rückwirkend ist es gut –, das ist eine Steuerreform, eine Tarifreform. Und auch dieses Konzept im Regierungsprogramm trägt die Handschrift der ÖVP, nämlich dahin gehend, dass die Entlastung nicht bei einem Bruttoeinkommen von 4 000 € im Monat aufhört, sondern dass die Entlastung kontinuierlich von 400 € bis 1 350 € geht und auch jene, die über 60 000 € Jahreseinkommen haben, noch mit 1 350 € steuerlich entlastet werden.

Wahrgemacht wurde auch unsere Forderung nach einer Familienbesteuerung, die durchaus auch vom ÖAAB immer wieder in einer Form gefordert wurde, die dieses Ziel, vor dem wir jetzt stehen, gehabt hat, nämlich dass es einen Freibetrag gibt, damit wir die Menschen entlasten, die wirklich den größten Teil der Steuern in den Steuertopf einzahlen. Und das ist ja das Wesentliche, denn die Zahl derjenigen, die keine Steuern bezahlen, ist jetzt mittlerweile von 2,55 auf 2,7 Millionen angestiegen, weil wir ja auch bei den unteren Einkommen eine Entlastung herbeigeführt haben.

Weitere wesentliche Forderungen, die jahrelang vom ÖAAB und natürlich auch von an­deren Teilen der ÖVP, von den Frauen, erhoben wurden: die Absetzbarkeit der Kinder­betreuungskosten – ganz, ganz wichtig –, auch für Alleinerzieherinnen selbstverständ­lich, sowie die Anhebung des Kinderabsetzbetrages – auch eine wichtige Sache.

Aber natürlich heißt das nicht, dass wir heute hier aufhören und sagen, das ist schon alles, mehr brauchen wir nicht. Natürlich müssen wir darüber weiterreden und auch Strukturreformen durchführen, eine Vereinfachung des Steuersystems herbeiführen. Natürlich müssen wir darüber nachdenken, wie wir unterschiedliche Gewinnermitt­lungsarten in eine gerechte Steuerberechnung bringen. Und natürlich müssen wir auch über die Situation der Pendler nachdenken. Leider Gottes gibt es den Kollegen Ross­mann von den Grünen nicht mehr hier im Haus, der hat ja auch immer die jetzige Si­tuation bekrittelt und gesagt, so, wie es jetzt geregelt ist, ist es nur eine Förderung der Zersiedelungspolitik.

Darüber müssen wir uns Gedanken machen. Ich lade Sie gerne ein, mit uns darüber zu diskutieren, und ich hoffe, dass Sie nicht dann wieder im Nachhinein alles schlecht­machen. Denn: Wer für die Regierung keinen Mut hat, der braucht die Regierung auch nicht in diesem Ausmaß zu kritisieren, meine Damen und Herren! (Beifall bei Abgeord­neten der ÖVP. – Abg. Dr. Haimbuchner: Aber der Applaus bei der ÖVP war auch nicht besonders mutig jetzt!)

20.17


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Vock. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


20.17.50

Abgeordneter Bernhard Vock (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren von der Bundesregierung! Kollege Cap, der leider nicht anwesend ist, hat gesagt, da die Regierung zu wenige Ideen hatte, bittet er die Opposition, Anträge ein­zubringen.

Daher bringe ich folgenden Antrag ein:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 206

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kitzmüller, Vock, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform be­ziehungsweise Abschaffung des Zuschusses zum Kinderbetreuungsgeld

Der Nationalrat möge beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend dem Nationalrat eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, welche die Regelungen des Zuschusses zum Kinderbetreuungs­geld entweder drastisch reformiert oder aber ersatzlos streicht. Bei einer Reform sind insbesondere folgende Punkte zu beachten:

Abschaffung der Bezeichnung ,Zuschuss’ wegen Irreführung,

Änderung der Bedingungen zur Erlangung des Zuschusses zum Kinderbetreuungsgeld bei getrennt lebenden Eltern,

Verringerung der jährlichen Prozentsätze im Bereich der Rückzahlung,

Erhöhung der Einkommensgrenzen im Bereich der Rückzahlung,

Verringerung der Zuverdienstgrenze auf ein wirklich als sozial treffsicher zu bezeich­nendes Niveau,

Vermeidung von kumulierten Rückforderungen über mehrere Jahre innerhalb eines Ka­lenderjahres.

*****

Wir haben uns jetzt auch das ganze Programm angeschaut, und im Bereich des Bau­tenausschusses sehe ich relativ wenige Ideen der Bundesregierung. Man sagt natür­lich, die BIG soll Bauten vorziehen, nur: Wenn man das Billigstbieterprinzip kennt, weiß man, es werden diese Bauten wahrscheinlich von irgendwelchen EU-Konzernen durch­geführt; die Kaufkraft in Österreich wird dadurch wahrscheinlich kaum verbessert wer­den.

Dann gibt es eine so genannte thermische Sanierungsoffensive. Tragen muss diese aber der Hausbesitzer, der Wohnungsbesitzer, und nicht die Bundesregierung.

Ich vermisse auch im Bereich des Tierschutzes, dass der Tierschutz in die Verfassung kommen soll. Das ist zwar etwas, worüber es hier einen Allparteienkonsens gibt, aber die Regierung hat es nicht ins Programm geschrieben. (Beifall bei der FPÖ.)

Auch die Verbesserung des Tierschutzes durch verstärkte und verbesserte Kontrollen, wie zum Beispiel der EU-Tiertransporte, finde ich in diesem Regierungsprogramm lei­der nicht.

Und verunsichert ist die Tierschutzszene derzeit durch eine schwer nachvollziehbare Auslegung des § 278a StGB. Da ist es so, dass die Justiz das in gewisser Weise eigenwillig auslegt.

Es gibt nachvollziehbare Gesetze. Wenn kriminelle Handlungen gesetzt werden, dann soll man diese nach den entsprechenden Paragraphen aburteilen, man soll aber nicht einen Paragraphen in einem Gesetz anwenden, um politisch Andersdenkende auszu­grenzen. (Beifall bei FPÖ und Grünen. – Abg. Mag. Kogler: Bravo!)

Seien wir dankbar, wenn es noch Vereine gibt, die sich für den Tierschutz engagie­ren – unsere Regierung tut es offensichtlich nicht. (Beifall bei der FPÖ.)

20.20



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 207

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kitzmüller, Vock, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform bzw. Abschaffung des Zuschusses zum Kinderbetreuungsgeld

eingebracht im Zuge der Debatte zum Tagesordnungspunkt 2, Erklärung der Bundes­regierung, in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV GP, am 3. Dezember 2008.

Der „Zuschuss“ zum Kinderbetreuungsgeld steht wegen der laufenden Rückforderun­gen in der öffentlichen Kritik. Laut Arbeiterkammer sollen im September und Oktober rund 4.500 Eltern von Finanzämtern aufgefordert worden sein, bis 31. Oktober 2008 er­gänzende Angaben über ihre Einkünfte in den Jahren 2002 und 2003 zu machen.

Seit 2002 haben etwa 75.000 Eltern den „Zuschuss“ zum Kinderbetreuungsgeld bean­tragt. Die Mittel dieser Leistung kommen aus dem Familienlastenausgleichsfonds, sie werden über die Gebietskrankenkassen ausgeschüttet und vom Finanzamt rückgefor­dert. Eine höchst komplizierte, umständliche und verwaltungsintensive Konstruktion, welche im Bereich des Familienlastenausgleichs auch als systemfremd zu bezeichnen ist (soziale Staffelung, Einkommensabhängigkeit war dem FLAF bislang eher fremd.

Durch die vermurkste Reform des Kinderbetreuungsgeldgesetzes wurde die „Zuver­dienstgrenze“ des Zuschusses auf jene des Kinderbetreuungsgeldes angehoben, was dazu geführt hat, dass die Anträge zum Bezug des Zuschusses weiter gestiegen sind.

1. Bezeichnung „Zuschuss“:

Der Begriff „Zuschuss“ wird in Wikipedia wie folgt definiert: „Ein Zuschuss (engl. Grant) ist ein Transfer in Form von Barmitteln, Gütern oder Dienstleistungen, für den grund­sätzlich keine Rückzahlung gefordert wird.“

Die Bezeichnung Zuschuss weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden und provoziert damit vermehrte Beantragungen, welche zu erhöhtem Verwaltungsaufwand führen und oft unter einem Irrtum über die Art der Leistung zustande kommen. Beim Zuschuss zum Kinderbetreuungsgeld handelt es sich um einen zinsenlosen Kredit, der in nahezu allen Fällen bis zum Erreichen des 15. Lebensjahres des Kindes zurückzuzahlen ist. Selbst die Verwaltungs-Informationsseite der Bundesregierung (www.help.gv.at) weist in der ersten Zeile zu diesem Thema darauf hin, dass es sich um einen zinsenlosen Kredit handelt. Die Präsentation des Zuschusses auf dieser Seite hat sich in den letz­ten Jahren stark gewandelt. Das erste Kapitel behandelt nun die Rückzahlung, so als wollte die österreichische Verwaltung die Bürger eindringlich davor warnen, diese ver­meintliche „Leistung“ auch wirklich zu beantragen. Dem Faktum, dass es sich um einen Kredit handelt, müsste um Irrtümer zu vermeiden, schon in der Bezeichnung dieser Leistung entsprochen werden (Vorschlag „Elternkredit“).

2. Rückzahlungsmodalitäten:

Bereits ab einem monatlichen Bruttoeinkommen von 1.260,- Euro entsteht eine Rück­zahlungsverpflichtung in Höhe von 3-9% (bei getrennt lebenden Elternteilen), welche am Ende des Jahres im Zuge der Arbeitnehmerveranlagung einbehalten wird. Bei einem Jahreseinkommen von 14.000,- Euro sind das 420,- Euro. Bei Eltern im gemein­samen Haushalt entsteht eine Rückzahlungsverpflichtung in Höhe von 5-9 % ab einem Einkommen von 35.000,- Euro (4.100,- Brutto-Monatsgehalt bei Alleinverdiener). Der einbehaltene Betrag beläuft sich dabei auf 1.750,- Euro. Vor allem bei den Modalitäten


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 208

betreffend getrennt lebender Elternteile herrscht Handlungsbedarf, da der Elternteil, der mit dem Kind im gemeinsamen Haushalt lebt durch die Beantragung des Zuschus­ses einen Kredit zu Lasten Dritter vertraglich vereinbart, von dessen Abschluss der Zahlungspflichtige nur unterrichtet wird, jedoch nichts dagegen unternehmen kann.

Durch die Anhebung der Zuverdienstgrenze zum Zuschuss auf das Niveau jener
des Kinderbetreuungsgeldes hat heute jeder Alleinerzieher, der einen Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld hat die Möglichkeit einen Kreditvertrag in Höhe von bis zu 5.529,75 Euro (6,06,- mal 365 Tage mal 2,5 Jahre) zu Lasten des getrennt lebenden Elternteils abzuschließen. Eine Maßnahme welche weder sozial- noch familienpolitisch ausgewogen, differenziert oder gerecht erscheint.

Selbst die sonst eher Trennungsväter-feindliche Arbeiterkammer bringt diesen Missgriff auf den Punkt:

„Darüber hinaus sollten auch die grundsätzlichen Bedenken geklärt werden, ob einem getrennt lebenden Vater, der den Unterhalt für sein Kind leistet, zusätzlich eine Rück­zahlungsverpflichtung für einen Betrag auferlegt werden kann, der eine gerichtlich fest­gelegte und an den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Unterhaltsverpflichteten ausge­richtete Unterhaltsleistung übersteigt.“

Laut Arbeiterkammer kann es dazu kommen, dass da die Rückforderungen bis jetzt nie vollzogen wurden, zwei Jahresbeträge auf einmal - und dem Vernehmen nach schon Anfang 2009 weitere zwei Jahresbeträge (für 2004 und 2005) eingehoben werden. Da­mit wird Familien, die es gerade geschafft haben, ihr Einkommen in durchschnittliche Höhe zu bringen und getrennt lebenden Elternteilen innerhalb eines halben Jahres bis zu 36 Prozent (4 x 9 Prozent) eines Jahreseinkommens abverlangt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat möge beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend dem Nationalrat eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, welche die Regelungen des Zuschusses zum Kinderbetreuungs­geld entweder drastisch reformiert oder aber ersatzlos streicht. Bei einer Reform sind insbesondere folgende Punkte zu beachten:

Abschaffung der Bezeichnung „Zuschuss“ wegen Irreführung

Änderung der Bedingungen zur Erlangung des Zuschusses zum Kinderbetreuungsgeld bei getrennt lebenden Eltern.

Verringerung der jährlichen Prozentsätze im Bereich der Rückzahlung

Erhöhung der Einkommensgrenzen im Bereich der Rückzahlung

Verringerung der Zuverdienstgrenze auf ein wirklich als sozial treffsicher zu bezeich­nendes Niveau

Vermeidung von kumulierten Rückforderungen über mehrere Jahre innerhalb eines Ka­lenderjahres.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 209

20.20.39

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen und Herren! Das Regierungsübereinkommen im Be­reich Kunst und Kultur ist ambitioniert und enthält ein klares Bekenntnis der Bundesre­gierung zu einer engagierten Kulturpolitik.

Anders als Kollege Zinggl sehe ich vier zentrale Aufgabenfelder für die Kulturpolitik der nächsten Jahre, die aus meiner Sicht auch richtig gewählt sind: der Erhalt und der Aus­bau der von Ihnen erwähnten kulturellen Vielfalt und eines offenen kulturellen Klimas; die besondere Förderung des zeitgenössischen Kunstschaffens; spezielles Augenmerk auf Fragen der kulturellen Partizipation, um möglichst vielen Menschen die Teilnahme an der Wissens- und Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts zu ermöglichen. Und besonders freut es mich, dass das Regierungsübereinkommen ein klares Be­kenntnis zu einer ausreichend dotierten öffentlichen Kulturfinanzierung und zur Siche­rung der kulturellen Infrastruktur enthält, weil das ja doch eine wichtige Investition in die Zukunft unseres Landes ist. (Abg. Mag. Darmann: Was ist mit der Volkskultur?)

Es ist das ein wichtiges Signal, dass in Zeiten der allgemeinen globalen Krise nicht ge­spart wird. Internationale Beispiele, Beispiele in anderen Ländern zeigen, dass es lei­der auch ganz anders sein kann.

Meine Damen und Herren! 20 Millionen € Steigerung für das Kulturbudget sind wirklich ein schöner Erfolg, auf den sich aufbauen lässt – mehr kann es für die Kultur natürlich immer sein. Zudem soll ein großer Teil der geplanten Investitionen Teil des Konjunktur­paketes sein.

Wo sollen also die Schwerpunkte gesetzt werden? Welche Maßnahmen sind vorran­gig? – Im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Museenlandschaft, die schon in der letzten Legislaturperiode auf Schiene gebracht wurde, ist mir die rasche Einfüh­rung des freien Eintritts für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre in alle Bundesmuseen ein besonderes Anliegen.

Die Filmförderung soll deutlich aufgestockt und der Stellenwert der audiovisuellen Me­dien weiter ausgebaut werden. Positiv und sehr wichtig finde ich auch die geplante verstärkte Förderung des Programmkinos.

Zentrales Element der Kulturpolitik sind und bleiben die Förderung des zeitgenössi­schen Kulturschaffens sowie die Nachwuchsförderung und die Internationalisierung, auf die ein besonderer Schwerpunkt gelegt werden soll. (Abg. Mag. Darmann: Gibt es eine Förderung der Volkskultur?)

Zahlreiche Abgeordnete haben in der letzten Legislaturperiode an der großen parla­mentarischen Musik-Enquete teilgenommen, die wir hier veranstaltet haben. Ich war damals vom Beispiel der Popakademie Mannheim sehr beeindruckt. Umso mehr freut es mich, dass im aktuellen Regierungsübereinkommen eine Machbarkeitsstudie für ein attraktives Ausbildungsangebot im Bereich der Popmusik und des Musikbusiness in Aussicht genommen ist.

Womit wir uns weiter beschäftigen werden und müssen, ist die soziale Lage der Künst­ler und Künstlerinnen. In der letzten Legislaturperiode ist ja eine Studie in Auftrag ge­geben worden, die wir sicher demnächst im Kulturausschuss behandeln werden. Ich hoffe, dass sich die angekündigte interministerielle Arbeitsgruppe mit diesem Thema sehr rasch beschäftigen wird.

Ganz zum Schluss: Die Erhöhung des Budgets der Auslandskultur finde ich auch sehr schön und sehr wichtig.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 210

Ich denke, es ist das eine Fülle von Herausforderungen, der sich die Regierung stellen wird. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Darmann: Leider kein Budget für Volkskultur!)

20.24



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 211

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Obernosterer. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


20.25.00

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mein heutiger Debatten­beitrag befasst sich natürlich mit dem Tourismus, weil ich ja selbst aus der Tourismus­branche komme.

Zirka 90 000 Betriebe in Österreich mit 170 000 Beschäftigten erwirtschaften zirka 16 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Der Tourismus ist aber auch ein Exportpro­dukt, das bei weitem unterschätzt wird.

Wenn die Oesterreichische Nationalbank für 2007 den Leistungsbilanzüberschuss mit 8,6 Milliarden € berechnet hat, so muss man wissen, dass allein vom Tourismus 6,8 Milliarden an Überschuss erwirtschaftet wurden (Abg. Dr. Pirklhuber: Super!), um zu erkennen, welchen Stellenwert der Tourismus in Österreich hat.

Der Tourismus und seine Betriebe sind im Grunde genommen auch eine Standortga­rantie. Die 90 000 Betriebe mit 170 000 bis 180 000 Beschäftigten können es nicht wie zum Beispiel Nokia machen und mit ihren Betrieben auswandern, sondern sämtliche Förderungen, die der Tourismus bekommt, bleiben bei uns im Land.

Der Stellenwert des Tourismus ist in der Bevölkerung wirklich sehr hoch. 71 Prozent der Bevölkerung sagen, dass der Tourismus wichtig ist und dass Österreichs Wirt­schaft sehr vom Tourismus abhängig ist. (Beifall bei der ÖVP.) Im Westen sind es so­gar 89 Prozent.

Kollege Linder hat heute gesagt, dass im Regierungsabkommen über den Tourismus nichts drinsteht. – Er hat das vielleicht nicht genau durchgelesen. In der letzten Regie­rungserklärung vor zirka zwei Jahren war dem Tourismus eine halbe Seite gewidmet, heute sind es drei Seiten. (Abg. Mag. Darmann: Größere Schrift! Zeilenabstand!) Es kommt nicht auf die Länge an, sondern wichtig ist, was drinsteht, und es stehen Fakten und Zahlen drinnen.

Da Kollege Linder gesagt hat, es seien keine Zahlen enthalten, möchte ich ihm das einfach vorlesen:

„Verdoppelung des Haftungsrahmens der ÖHT – Österreichische Hotel- und Touris­musbank von 250 auf 500 Mio EUR sowie

Erhöhung der Top-Tourismusförderung während der nächsten zwei Jahre jeweils um 20 %“ – das sind, wenn ich das ausrechne, jeweils zirka 5 Millionen €.

Auch für die betriebliche Struktur wird sehr viel in Angriff genommen: die Stärkung der Eigenkapitalbildung, die degressive AfA und die Vereinfachung der Betriebsübergabe.

Wie lautet ein alter Spruch? – Wer nicht wirbt, stirbt! – Der Tourismus ist in Österreich eine Erfolgsgeschichte, und der Tourismus soll auch eine Erfolgsgeschichte bleiben und in Zukunft sein.

Die Koalitionspartner treten so wie auch wir ganz klar dafür ein, gerade in dieser schwierigen Zeit in Kooperation mit den Ländern mehr Geld in die Hand zu nehmen, um für den Tourismus in Österreich zu werben. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

20.28


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kunasek. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.28.41

Abgeordneter Mario Kunasek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Als Lehrlingssprecher meiner Fraktion habe ich heute natürlich aufmerksam die Diskussion und Debatte verfolgt und muss leider feststellen, dass der Bereich Lehrlinge, Lehrlingspolitik sehr wenig bis gar nicht hier angesprochen wurde. Einzig Herr Abgeordneter Krainer ist mir in Erinne­rung, der gemeint hat, die Jugend solle froh sein, dass sie in Österreich ist, denn hier sei alles so schön und gut. – Herr Abgeordneter Krainer, erzählen Sie das einmal den 15 000 Lehrstellensuchenden, die keine Lehrstelle in Österreich finden, die auf der Su­che sind. Ich glaube, die werden das ein bisschen anders sehen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.)

Zum Regierungsprogramm in diesem Bereich: Es war Ihnen genau eine Seite wert, eine Seite voll mit Überschriften. Ich glaube, das erklärt auch, warum die jungen Men­schen – die FPÖ hat ja 44 Prozent der Erst- und Jungwähler von sich überzeugen kön­nen – eine Alternative in uns suchen und auch finden werden. Die Interessen der Lehr­linge werden auf alle Fälle von SPÖ und ÖVP nicht vertreten!

Ein zweiter Bereich, den ich auch ansprechen möchte, weil er mir aufgrund meines Be­rufes ein großes Anliegen ist, ist der Bereich Landesverteidigung. (Ruf bei der ÖVP: Was ist Ihr Beruf?) Als Berufssoldat und Personalvertreter im österreichischen Bundes­heer muss ich tagtäglich mit ansehen, wie dramatisch es teilweise um die finanzielle Situation des Bundesheeres bestellt ist. Das Sparen der letzten Jahre, ja ich traue mich sogar zu sagen Jahrzehnte, ist bei Ausbildung, Ausrüstung, Transportkapazität, Infra­struktur klar ablesbar und erkennbar.

Sehr geehrter Herr Bundesminister, Sie haben heute sehr viel über Mut gesprochen, über mutige Programme, mutige Schritte, die in diesem Regierungsübereinkommen enthalten sind. Sie haben aber selbst nicht den Mut gehabt, einen wesentlichen Teil anzusprechen, nämlich die Reform BH 2010, die ja mittlerweile eine Transformation sein soll. Ich glaube, auch den Grund dafür zu wissen: nämlich dass die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind, um diese voranzutreiben und letztlich auch umzusetzen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Bundesheer hat auf alle Fälle seine Hausaufgaben gemacht – dies im Gegensatz zur Politik. (Beifall bei der FPÖ.) Es fehlt in vielen Bereichen an finanziellen Mitteln. Uns als verantwortungsvollen Politikern in diesem Haus muss dieser Bereich, wie ich meine, ein großes Anliegen sein.

Für uns Freiheitliche waren und sind die Sicherheitspolitik und die Verteidigungspolitik ein wichtiges Thema. Ich kann Ihnen versichern – ich weiß, meine Fraktion wird mir da zustimmen –, wir werden nicht müde werden, auch in Zukunft für ein sicheres Öster­reich und für ein funktionierendes Bundesheer einzutreten und auch für die Tausenden Soldaten, die im In- oder im Ausland im Einsatz sind. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kunasek, Dr. Fichtenbauer, Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Landesverteidigungspolitik in der XXIV. GP

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, für das Budget ,Militärische Angelegenheiten‘, für das Jahr 2009 ein Gesamtbudget von mindestens 2,86 Milliarden Euro, also min­destens 1 Prozent des BIP Österreichs, zur Verfügung zu stellen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 212

Zudem wird die Bundesregierung aufgefordert, eine Anschubfinanzierung zur Umset­zung der Bundesheerreform bereit zu stellen.“

*****

Meine geschätzten Damen und Herren, ich bitte Sie, unterstützen Sie diesen Antrag! Setzen wir ein Zeichen dafür, dass uns das Bundesheer und ein sicheres Österreich auch in diesem Haus ein Anliegen sind! (Beifall bei der FPÖ.)

20.32


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kunasek, Dr. Fichtenbauer, Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Landesverteidigungspolitik in der XXIV. GP

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt 2 betreffend Erklä­rung der Bundesregierung in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 3. De­zember 2008.

Das Regierungsprogramm für die XXIV. Gesetzgebungsperiode, das SPÖ und ÖVP beschlossen haben, enthält im Kapitel Inneres, Justiz, Landesverteidigung sehr wenig konkrete Vorhaben und Pläne, dafür Lippenbekenntnisse, Evaluierungen und Überprü­fungen.

Das Regierungsprogramm besagt im Unterkapitel Landesverteidigung: „Das Österrei­chische Bundesheer ist in den kommenden Jahren in mehrfacher Weise gefordert. Es muss seine Aufgaben zum Schutz der Souveränität und Neutralität und im Bereich der militärischen Landesverteidigung erfüllen, der Bevölkerung im Katastrophenfall wir­kungsvoll zur Seite stehen, Assistenz im Inneren leisten, solidarisch zu Maßnahmen im Rahmen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik beitragen und sich an anderen internationalen Maßnahmen der Friedenssicherung, der humanitären und Ka­tastrophenhilfe beteiligen können. Das Bundesheer braucht dazu ausreichend perso­nelle Ressourcen, aber auch jene Organisation, Ausrüstung, Ausstattung und Ausbil­dung, die für moderne Armeen zur Bewältigung der Anforderungen des 21. Jahrhun­derts bei optimalem Schutz der eingesetzten Soldaten und Soldatinnen notwendig sind.“

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, für das Budget ,Militärische Angelegenheiten‘, für das Jahr 2009, ein Gesamtbudget von mindestens 2,86 Milliarden Euro, also min­destens 1 Prozent des BIP Österreichs, zur Verfügung zu stellen.

Zudem wird die Bundesregierung aufgefordert, eine Anschubfinanzierung zur Umset­zung der Bundesheerreform bereit zu stellen.“

*****

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 213

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Bayr. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.32.44

Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben in diesem Regie­rungsprogramm dem Klimaschutz einen sehr breiten Raum eingeräumt. Nicht nur im Umweltkapitel, sondern auch in sehr vielen anderen Kapiteln wird Klimaschutz, werden klimapolitische Maßnahmen angesprochen. Wir begreifen, weil das auch kritisiert wor­den ist, Klimaschutz und diesbezügliche Maßnahmen durchaus nicht als Bürde, son­dern als Chance, die sich uns bietet. (Abg. Dr. Pirklhuber: Na hoffentlich, Kollegin Bayr!)

Einerseits können so Arbeitsplätze generiert werden, andererseits ist dies eine Frage von nachhaltigerem Leben (Abg. Dr. Pirklhuber: Das wäre schön!), wertvollerem Le­ben und bietet natürlich auch die Möglichkeit der Wertschöpfung im Inland. Das ist auch der Grund dafür, dass wir uns in diesem Programm sehr klar dazu bekennen, dass wir künftig nicht unser Hauptaugenmerk darauf legen wollen, Zertifikate im Aus­land zu kaufen, sondern wirklich Maßnahmen im Inland zu setzen. Dementsprechend sehen wir bereits in diesem Programm, aber auch in den Budgets für die nächsten Jah­re viel Geld dafür vor.

Einerseits halte ich es für sehr wichtig, dass wir die Maßnahmen, die ganze Schiene der Umweltförderungen im Inland beinahe verdoppeln werden. Da geht es darum, sehr effiziente Maßnahmen zu setzen und so vor allem Klimaschutz im betrieblichen, aber auch im Gemeindebereich zu betreiben. (Abg. Dr. Pirklhuber: Das ist wichtig!) Das sind Maßnahmen, die sehr arbeitsplatzintensiv sind, das sind Maßnahmen, wo die Kosten dafür, dass eine Tonne CO2 gespart wird, auf die Lebensdauer der Investitio­nen gerechnet etwas über 7 € betragen, was relativ günstig ist im Vergleich zu anderen Maßnahmen. Wir werden die Mittel dafür beinahe verdoppeln.

Eine zweite Schiene, wofür es auch um einiges Mehr an Geld geben wird, ist die ganze Frage der thermischen Sanierung sowohl im Bereich von Betrieben als auch im Be­reich von Wohngebäuden, wofür wir 100 Millionen € zur Verfügung stellen.

Ein dritter Bereich ist einer, der sich bereits bewährt hat: Wir werden weiterhin mit 150 Millionen € pro Jahr einen strafferen, abgeschlankteren, noch effizienteren Klima- und Energiefonds finanzieren.

Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen vorgesehen, wie ein Bundesklimaschutzge­setz, wo es darum gehen wird, dass Länder und unterschiedliche Ministerien als wichti­ge Stakeholder in dieser Frage synergetischer, gemeinsamer, koordinierter arbeiten sollen als bisher, mit klaren Pfaden, wie wir unsere Treibhausgasausstöße weit über 2020 hinweg reduzieren wollen und reduzieren müssen, weil das natürlich nicht nur eine nationale, sondern durchaus auch eine internationale Aufgabe ist.

Diese und nächste Woche findet in Poznan in Polen die Klimakonferenz statt, die die Weichen für ein Post-Kyoto-Regime stellen wird, das dann im nächsten Jahr in Kopen­hagen beschlossen werden soll. Ich möchte daher darauf hinweisen, dass abgesehen von der Verminderung der Emissionen zwei ganz wichtige Fragen prioritär sein wer­den: Erstens: Wie wird es in Entwicklungsländern klappen, Anpassungsmaßnahmen an die jetzt schon spürbare Erderwärmung zu finanzieren? Und zweitens: Wie werden wir Finanzmittel für den Technologietransfer bereitstellen können? – Das sind Heraus­forderungen, die weit über die Entwicklungszusammenarbeitsgelder hinausgehen.

Ich bin mir sicher, dass wir auch in dieser Frage der offiziellen Entwicklungspolitik un­sere internationalen Verpflichtungen einhalten werden. Ich freue mich auch sehr, dass in diesem Regierungsprogramm ein klares Bekenntnis zu einer Devisentransaktions-,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 214

zu einer Spekulationssteuer enthalten ist, was uns nicht nur helfen wird, auch genug Schwung dafür zu bekommen, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in Österreich die Mittel zu erhöhen, sondern auch auf europäischer, auf internationaler Ebene genug Mittel für künftige internationale Herausforderungen zu haben. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.36


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Kli­kovits. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


20.36.57

Abgeordneter Oswald Klikovits (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen auf der Regierungsbank! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ho­hes Haus! Es ist schon interessant, wenn man als neuer Abgeordneter hier im Hohen Haus das Wechselspiel zwischen Regierung und Opposition beobachtet, vor allem ist sehr interessant, welch große Sorgen sich die Oppositionsparteien nicht nur um die Befindlichkeit dieser Bundesregierung, sondern vor allem auch um die Inhalte macht (Abg. Dr. Pirklhuber: Stimmt! Genau!), was ich ja noch verstehe. Aber den Pessimis­mus, den Sie haben, können wir naturgemäß nicht teilen, schon allein deswegen nicht, weil Pessimisten bekanntermaßen nie erfolgreich sein können. Aus diesem Grund ha­ben wir als Österreichische Volkspartei auch sehr viel, wie ich meine, in dieses Regie­rungsprogramm mit eingebracht. Wir sind auch personell so aufgestellt, dass wir aus unserer Sicht zumindest frohen Mutes in die nächsten fünf Jahre gehen können.

Ich darf ein paar Anmerkungen zum Kapitel Soziales und Gesundheit machen, schon allein deswegen, weil ich als Obmann des Burgenländischen Hilfswerks mit dem Be­reich der Pflege tagtäglich konfrontiert bin und weil uns vor allem – geschätzte Damen und Herren, das ist heute bereits angesprochen worden – die demographische Ent­wicklung Sorgen machen muss, und zwar nicht nur bei der Bewältigung der vielfältigen Probleme in der Pflegefrage, sondern natürlich auch bei der Finanzierung dieser um­fangreichen Bereiche.

Wenn beim Kapitel Pensionen angesprochen wurde, dass die nachhaltige Sicherung der staatlichen Altersvorsorge und die Reform des Organisationsrechtes, des Präven­tionsrechtes und des Invaliditätsrechtes Priorität haben, so muss ich sagen: Das wirkt sich natürlich auch auf die Pflege aus. Auch hier haben wir in 17 Punkten durchaus sehr gute Ansätze, wie ich meine, klar definiert, damit wir diese Problematik auch lösen können.

Da heute auch der Tag der Menschen mit Behinderung ist, möchte ich darauf verwei­sen, dass in diesem Regierungsprogramm auch sehr konkrete Punkte dazu beinhaltet sind. Die Zeit erlaubt es nicht, diese sehr wichtigen Punkte aufzuzeigen. Aber Sie, mei­ne geschätzten Damen und Herren, können versichert sein, dass wir Parlamentarier der Regierungsparteien alles daransetzen werden, dass dieses umfangreiche und sehr ambitionierte Programm, das wir uns vorgenommen haben, auch tatsächlich zur Um­setzung gelangt, denn dann ist gewährleistet, dass Österreich auch in Zukunft einen guten Weg gehen wird.

Wenn Sie als Opposition auch mitarbeiten und hier nicht nur alles schlechtreden, son­dern vielleicht auch etwas gutreden würden (Abg. Dr. Pirklhuber: Wir werden Vor­schläge machen!), wenn es die eigenen Vorschläge sind, dann wären wir natürlich auch dankbar dafür, weil natürlich auch das Wechselspiel funktionieren muss, zum Wohle Österreichs und seiner Menschen. (Beifall bei der ÖVP.)

20.40


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr DDr. Königshofer. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 215

20.40.39

Abgeordneter DDr. Werner Königshofer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! „Pecunia non olet“, das sagte der römische Kaiser Vespasian, als er in Rom eine sogenannte Latri­nensteuer einführte. „Geld stinkt nicht“ dürften sich heute auch die Manager jener Ban­ken sagen, die sich bei der sogenannten Banken-ÖIAG um entsprechende Mittel an­stellen, um sogenanntes Partizipationskapital in Milliardenhöhe aus dem staatlichen Hilfspaket zu bekommen.

Meine Damen und Herren, ein bisschen Wehmut müsste eigentlich die sozialdemokra­tische Fraktion befallen, und da vor allem die Gewerkschafter, denn man stelle sich vor, der BAWAG wäre es gelungen, ihre riesigen Milliardenverluste aus den Karibikge­schäften über zwei, drei Jahre bis in die heutigen Tage hinein zu verschleiern und zu verstecken. Dann wäre selbstverständlich auch die BAWAG an diese Banken-ÖIAG herangetreten und würde Beträge in Höhe von einer, zwei oder drei Milliarden anfor­dern. Ist doch ganz klar! (Abg. Jakob Auer: Wer hat denn damals gehaftet für die BAWAG?) Das regt Sie auf, das ist klar! Aber ich sage der sozialdemokratischen Frak­tion, sie sollte einmal darüber nachdenken. Die anderen fordern es an, Sie können es nicht mehr.

Wäre es so gekommen, wie ich es gesagt habe, hätten Sie sich ein riesiges Schlamas­sel erspart, vor allem hätten Sie sich erspart, die BAWAG an das amerikanische Unter­nehmen Cerberus zu verkaufen. Das ist jetzt nicht mehr möglich. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber ich möchte jetzt noch einmal zu diesem Bankenpaket kommen und dazu auch einen Entschließungsantrag einbringen. Uns geht es nämlich darum, dass die entspre­chende Verwendung dieser Gelder, die der Staat und damit auch der Steuerzahler zur Verfügung stellt, gewährleistet und sichergestellt wird. Es kann nicht sein, dass die Banken jetzt wieder hergehen, das Geld verwenden und so wie bisher weitermachen, ins internationale Casino gehen oder Unternehmensaufkäufe tätigen. Wir wollen, dass diese Mittel in die österreichische Realwirtschaft investiert werden (Beifall bei der FPÖ), und zwar in Form von Krediten und Darlehen an kleine und mittlere Betriebe, aber auch an Industriebetriebe, wenn diese entsprechenden Investitions- oder Be­triebsmittelbedarf haben.

Deshalb stelle ich in meinem Namen und im Namen weiterer Abgeordneter folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten DDr. Königshofer und weiterer Abgeordneter betreffend die Bereit­stellung von Krediten, vor allem an private Haushalte und KMUs

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, das Erforderliche zu veranlassen, um für die heimische Wirtschaft eine Lockerung der Kreditvergabepraxis jener Banken, die das staatliche Bankenhilfspaket in Anspruch genommen haben oder nehmen werden, si­cherzustellen.“

*****

Meine Damen und Herren, ich ersuche Sie, im Sinne der österreichischen Wirtschaft diesen Antrag zu unterstützen. (Beifall bei der FPÖ.)

20.44



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 216

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten DDr. Königshofer und weiterer Abgeordneter betreffend die Bereit­stellung von Krediten, vor allem an private Haushalte und KMUs

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2, Erklärung der Bundesregierung, in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 3. Dezember 2008

Im Zuge der aktuellen Finanzkrise kommen auch österreichische Unternehmen im-mer mehr in finanzielle Schwierigkeiten, wodurch in Folge die heimische Infrastruktur sowie unzählige Arbeitsplätze massiv bedroht sind.

Im Bankenbereich musste von der Bundesregierung durch die Bereitstellung öffentli-cher Geldmittel ein Hilfspaket geschnürt werden, um die Stabilität des Geld- und Kre­ditmarktes zu sichern. Es ist jedoch dafür Sorge zu tragen, dass die Gelder des Hilfs­paketes der heimischen Wirtschaft zu Gute kommen.

So ist in der „Kronen Zeitung“ vom 22.11.2008 zu lesen: „Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny fordert jetzt für jene Banken, die eine staatliche Geldspritze bekom-men, eine überprüfbare Verpflichtung, Kredite zu vergeben. Es sei derzeit die wich-tigste Aufgabe der Geldinstitute überhaupt, für ausreichende Liquidität in den Unter-nehmen zu sorgen, will man eine schwerere Rezession vermeiden.“

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, das Erforderliche zu veranlassen, um für die heimische Wirtschaft eine Lockerung der Kreditvergabepraxis jener Banken, die das staatliche Bankenhilfspaket in Anspruch genommen haben oder nehmen werden, si­cherzustellen.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Krist. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.44.20

Abgeordneter Hermann Krist (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Der Sport gibt uns die wunderbare Mög­lichkeit, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten die Menschen zu berühren. Sport, Bildung, Gesundheit sind in Wirklichkeit eine Einheit. Es heißt in Zukunft, das noch mehr zu verknüpfen und sich gegenseitig zu ergänzen.

Wir können da auf eine ausgezeichnete Zusammenarbeit der Dach- und Fachverbände verweisen. Die hervorragende Arbeit unserer vielen ehrenamtlich tätigen FunktionärIn­nen und der unzähligen ausgezeichneten TrainerInnen ist die wertvolle Basis für eine gute Sportpolitik in unserem Land.

Für Spaß an Bewegung und Lust auf sportliche Betätigung muss meiner Meinung nach bereits im Kindergarten der Grundstein gelegt werden. Dort muss der gesundheitliche


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 217

Ansatz noch selbstverständlicher, ja verpflichtender werden und in den Schulen dann seine zwingende Fortsetzung finden.

Die intensive Zusammenarbeit mit den örtlichen Sportvereinen kann eine wunderbare Ergänzung und Bereicherung für beide Seiten bringen. Ein strategisch ausgerichteter, die unterschiedlichen Sportarten unterstützender und wirtschaftlich umsetzbarer Mas­terplan für den Sportstättenbau ist genauso wichtig wie der Kampf gegen Doping, den Betrug an Tausenden ehrlichen SportlerInnen, an Zigtausenden Fans und an sehr vie­len Sponsoren und Unterstützern.

Die hochnotpeinliche Befragung gibt es ja Gott sei Dank nicht mehr. Daher meine ich, dass unser Antidopinggesetz, das jetzt noch um den aktuellen WADA-Code ergänzt werden muss, eine sehr gute Basis für nachhaltige Schritte gegen Dopingsünder und deren Hintermänner darstellt. Natürlich muss man auch dieses Gesetz immer wieder evaluieren und verbessern.

Es wäre auch sehr, sehr gut, ein einheitliches und auf europäischer Ebene koordinier­tes Vorgehen einzuführen. Es wäre wünschenswert. Wir brauchen, denke ich einmal, keinesfalls solche Zustände wie in Italien, wo das Überfallskommando mit dem Staats­anwalt kommt, die Sportler mediengerecht kriminalisiert werden und dann jahrelang, wie es jetzt der Fall ist, keine Anklageschrift vorgelegt wird.

Ich würde es begrüßen, meine Damen und Herren, wenn die Medien diese überführten Dopingsünder, wie man es in der Tageszeitung – ihr braucht nur auf eure Tische zu schauen – sehen kann (der Redner zeigt einen Zeitungsausschnitt), nicht immer noch anhimmelten und diese als Ehrengäste bei Charity-Veranstaltungen empfangen wür­den. Ich denke, das ist das falsche Zeichen für diese Damen und Herren, die den Sport so verraten haben.

Verstärkte Förderung des Behindertensports, Nutzung des Sports als Integrationsfaktor und Förderung von speziellen Mädchen- und Frauensportprojekten sind große Aufga­ben, die im Regierungsprogramm verankert sind und an deren Umsetzung wir intensiv gemeinsam arbeiten werden, eine spannende Herausforderung an alle, wie ich meine, im Parlament vertretenen Parteien. Ich freue mich schon auf die gute Zusammenarbeit so wie bisher. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.47


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mayerhofer. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.47.36

Abgeordneter Leopold Mayerhofer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Als noch immer praktizierender Polizist in Teilzeit darf ich in ein paar Sätzen zum Thema Sicherheit Stellung nehmen.

Zunächst noch ein paar Bemerkungen zur Regierungserklärung 2006. Zur Auffri­schung: Da steht im ersten Satz:

„Es ist eine zentrale Aufgabe des Staates, die Freiheit und Sicherheit seiner Bürgerin­nen und Bürger zu schützen. Freiheit ist ohne Sicherheit nicht denkbar. Die Österrei­cherinnen und Österreicher haben einen Anspruch darauf, vor Kriminalität geschützt zu werden.“

Alle drei Sätze sind richtig, kann man jederzeit unterschreiben. Tatsache ist allerdings, dass in den letzten zwei Jahren diesbezüglich wenig bis nichts passiert ist. Der Bürger kann nur mit Wehmut auf diese Regierungserklärung zurückblicken und ist enttäuscht, darf ich Ihnen berichten.

Es darf auch mit Recht angenommen werden, dass die Regierungserklärung 2008, von der wir heute reden und über die wir diskutieren, nur Ankündigungen beinhaltet. Ich


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 218

darf gleich darauf eingehen: Kriminalstatistik. – Lippenbekenntnisse paaren sich mit fri­sierten Kriminalstatistiken. Es wird nicht die Zählweise endlich überarbeitet, sondern die Statistik wird bekämpft.

Dann ist noch angekündigt, dass für die nächsten fünf Jahre angeblich 1 000 Ausbil­dungsplätze zur Verfügung gestellt werden sollen. Da sind wirklich wiederum alle Inter­pretationen möglich, denn wenn ein Ausbildungsplatz zur Verfügung gestellt wird, heißt das noch lange nicht, dass er auch wirklich besetzt ist und somit jemand ausgebildet wird. Das ist das Problem!

Überhaupt nicht eingegangen wurde auf die Tatsache, dass 1974 bis 1980 und 1982 sehr viele Polizeibeamte und Gendarmeriebeamte aufgenommen wurden, die damals 20 bis 26 Jahre alt waren und jetzt zur Pensionierung anstehen. Das ist das Problem! Wir haben ein überaltertes Polizeicorps. Aber die Minister reagieren leider nicht darauf. (Abg. Kößl: Das stimmt ja nicht!) Ja, das stimmt schon, Herr Kollege, das kann ich dir beweisen! Dass wir alle zwei Jahre nur 1 000 Polizisten hervorbringen, das dürfte auch dir nicht ganz unbekannt sein. Und ich sage dir nur, dass 800 im Jahr in Pension ge­hen. (Beifall bei der FPÖ.) Also es wird nicht einmal der Abgang ausgeglichen.

Ich darf hier auch auf einige Ungereimtheiten eingehen, beispielsweise beim Bundes­amt zur Korruptionsbekämpfung. Eine besorgniserregende Entwicklung ist bei der In­stallierung des neuen Bundesamtes zur Korruptionsbekämpfung feststellbar, weil diese neue Regierung zu diesem Thema vermutlich neuerlich einen Ministerialentwurf ein­bringen wird und offensichtlich jemand damit spekuliert hat, dass die darin formulierten Ungereimtheiten niemandem auffallen werden. Aber mitnichten! Herr Chefinspektor Kößl, das kannst du ruhig jenem Herrn, den wir beide gut kennen, mitteilen.

Die Absicht war, ein weisungsfreies Bundesamt gegen Korruption zu entwickeln. Das ist aus meiner Sicht aber nur dann möglich, wenn man dieses Bundesamt ähnlich wie den Rechnungshof installiert. Ein direkt dem Minister unterstellter Leiter des Bundes­amtes ist auf das Neuerliche weisungsgebunden. Herr Chefinspektor, da kannst du la­chen, wie du willst. Das glaube ich schon, dass das dir passt, du bist nämlich von sei­ner Fraktion. Dieses Gesetz wurde nämlich auf genau eine Person hin geschrieben. Das ist bedauerlich!

Jawohl, Herr Bundeskanzler, Sie haben uns in Vertretung der gesamten Bundesregie­rung aufgefordert, Sie an den Taten zu messen. Wir nehmen Maß in Gesellschaft der betroffenen Bürger. Wir nehmen auch dort Maß, wo die Polizisten keine Verbesserun­gen verspüren, weder personell noch materiell. Das will ich jetzt auch einmal klar sa­gen. Da liegt es ganz besonders im Argen.

Meine Kollegen Personalvertreter bei den Polizeiinspektionen, aber auch die Kollegen meiner Fraktion werden Sie kräftig daran erinnern, dass Ihre Versprechungen endlich vielleicht doch eingehalten werden. (Beifall bei der FPÖ.)

20.51


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Becher. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.51.52

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte kurz ein paar Bemerkungen zur Wohnungspolitik machen. In jüngster Zeit haben sowohl der Euro­päische Verbindungsausschuss der sozialen Wohnungswirtschaft, der aus 45 Woh­nungsverbänden aus 19 EU-Ländern besteht und immerhin 18 Millionen Wohnungen vertritt, als auch die EU-Kommission in ihrem Wirtschaftsprogramm vom Herbst 2008 festgestellt, dass die weltwirtschaftliche Situation in Österreich nicht mit aller Härte


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durchschlägt, weil unser Land durch den hohen Bestand an sozial geförderten Miet­wohnungen weniger krisenanfällig ist als die Staaten, die einen hohen Anteil von Woh­nungseigentum und freifinanziertem Wohnbau haben.

Aus dieser Grundhaltung heraus ist in Bezug auf den Bereich Wohnen auch im Regie­rungsprogramm ein entsprechender Passus festgehalten. Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme ist es besonders wichtig, dass ein Bekenntnis zu rasch wirksamen konjunk­turpolitischen Maßnahmen in der Wohnungspolitik abgelegt wird. Erfreulicherweise liegt dabei ein Schwerpunkt auf der Schaffung zahlenmäßig ausreichender, geförder­ter, leistbarer Neubauwohnungen.

Der zweite Schwerpunkt im wohnbaupolitischen Bereich betrifft die Reduktion des Energieverbrauchs, um die Klimaziele zu erreichen. Dazu hat meine Kollegin Bayr auch schon Stellung bezogen. Das ist einerseits die thermische Sanierung, die da for­ciert werden soll, wobei es wichtig ist, festzuhalten, dass dieser Bereich der Gebäude­sanierung nicht auf Kosten des Neubaues gehen darf.

Ein zweiter Bereich liegt beim Klimaschutz in Gebäuden, wo die Artikel-15a-Vereinba­rungen rasch ratifiziert werden sollen, um auch 2009 starten zu können, um das Ziel des Ausstiegs von 40 000 Haushalten aus Ölheizungen auch zu erreichen.

Ich möchte ganz kurz noch einige Punkte ansprechen, die mir auch besonders wichtig erscheinen. Das ist einerseits die beabsichtigte Klarstellung von Erhaltungs- und War­tungspflichten zwischen Mieter und Vermieter, andererseits eine Regelung über die Valorisierung des Mietzinses zur Vermeidung allzu häufiger Mietzinserhöhungen. We­sentliche Besserstellungen werden die Rückforderungsmöglichkeit von Kautionen und die Überprüfung von Heizkostenabrechnungen im außerstreitigen Verfahren darstellen.

Ganz zum Schluss: Es ist mir wichtig, zu betonen, dass ein Bekenntnis zum gemein­nützigen Wohnbau ein wichtiges Signal für das Weiterbestehen eines gesunden und sozial verträglichen Wohnungsmarkts darstellt. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

20.55


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Herbert. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.55.17

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Über das Regierungsprogramm haben wir heute ja schon viel gesprochen. Es wurde berechtigtermaßen auch schon viel Kritik geübt. Auch im Bereich öffentlicher Dienst lässt das vielzitierte Regierungsprogramm doch sehr viele Fragen offen. Man könnte eigentlich überspitzt formuliert sagen: Die Baustelle öffentlicher Dienst wird wei­terhin prolongiert! (Beifall bei der FPÖ.)

Man braucht sich nur anzuschauen, in welch katastrophalem Zustand manche öffentli­chen Dienststellen sind, und dieser Zustand ist schon jahrelang bekannt. Doch nichts wurde da gemacht. Kein Wort darüber im Regierungsübereinkommen. Mängel in der Ausstattung im öffentlichen Dienst. Viel zu geringe Zuwendungen, die da erfolgt sind. Den Ministern in den vergangenen Jahren allseits bekannt. Wie gesagt, kein Wort da­rüber im Regierungsübereinkommen.

Die Ausrüstung und Ausstattung im gesamten öffentlichen Dienst, aber insbesondere beim Bundesheer und bei der Exekutive gehen fast an die Grenzen der Einsatzbereit­schaft. Ich denke, da wurde der öffentliche Dienst, insbesondere die Exekutive und das Bundesheer, schmählichst vernachlässigt.

Im Regierungsübereinkommen ist die Exekutive überhaupt ein bisschen ein Stiefkind. Wenn ich mir die vielen allgemeinen Absichtserklärungen ansehe, aber kaum konkrete


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Umsetzungsansätze finde, dann frage ich mich: Wie will man das wohl eklatanteste Problem im öffentlichen Dienst und bei der Exekutive, wie will man die Personalmisere und das Personalproblem, das in den kommenden Jahren auf uns massiv hereinstür­zen wird, in den Griff bekommen?

Die tausend Ausbildungsplanstellen, die dort angeführt werden, werden es wahrschein­lich nicht sein. Diese Ausbildungsplanstellen, die noch dazu schwer interpretierbar sind und in der Möglichkeit der Auslegung ja doch große Spielräume offen lassen, decken selbst bei wohlwollendster Beurteilung nicht einmal den Personalbedarf, den wir derzeit noch offen haben. Es ist ja wohl auch den anderen Fraktionen bekannt, dass wir in den kommenden Jahren, speziell ab 2011, 2012, massive Pensionsabgänge haben wer­den, durch die starken Jahrgänge, auch durch die damals erfolgten massiven Aufnah­men bei der Exekutive, die damals notwendig waren. Somit denke ich mir, hier wird oh­ne jegliche Zukunftsoptionen für die Exekutive gefuhrwerkt.

Auch der von der Innenministerin Fekter angesprochene „Flexipool“ zeugt – ich sage es einmal so – von personalpolitischem Dilettantismus. Ich denke, er ist ein ausbil­dungstechnischer Unsinn und demotivierend für junge und neu bei der Polizei aufge­nommene Beamte. (Abg. Dr. Sonnberger: Fragen Sie die Leute!)

Herr Kollege, Sie wissen das vielleicht nicht, aber ich habe es am eigenen Leib erfah­ren. Es gab Anfang der achtziger Jahre ein ähnliches Modell bei der Polizeidirektion Wien. Dort wurde dieses Problem oder dieses Modell damals noch auf sechs Monate Pool-Lösung beschränkt, aber nach wenigen Jahren wieder abgesetzt, weil es keinerlei Lenkungseffekte erzielt hat, weil es keine Akzeptanz gehabt hat, weder bei den Dienstvorgesetzten noch bei den eingeteilten Beamten, und weil es eine extrem hohe Wiederausstiegsrate an neu hinzugenommenen und aufgenommenen Exekutivbeam­ten gegeben hat. Das wissen Sie vielleicht nicht. Ich weiß es. Ich bin nämlich schon lange bei der Polizei, und ich kann da als aktiver Beamter auch mitreden. (Abg. Dr. Sonn­berger: Die wollen das! Da müssen Sie mit den Kollegen sprechen!)

Daher sehe ich nicht ein, warum junge Polizeibeamte, die motiviert sind und danach drängen, in den Außendienst zu kommen, als temporäre Lückenbüßer für eine verfehl­te Personalpolitik der letzten Jahre herhalten müssen. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)

Das sind personalpolitische Scheinmaßnahmen, die nicht geeignet sind, die geforder­ten Sicherheitsansprüche der Bevölkerung zu erfüllen.

Ich darf daher folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Herbert, Vilimsky, Mayerhofer

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, den Nationalrat schnellstmöglichst eine Regie­rungsvorlage betreffend ein neues Exekutivdienstgesetz vorzulegen.

Zudem wird die Bundesregierung aufgefordert, die Zahl der Planstellen für die österrei­chische Exekutive um 3 000 Planstellen aufzustocken.

*****

Ich ersuche um Ihre Zustimmung zu diesem Antrag, denn damit wird es möglich sein, auch die zukünftigen personellen Herausforderungen der Exekutive für die Bevölke­rung sicherzustellen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

21.00



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 221

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Herbert, Vilimsky, Mayerhofer und weiterer Abgeordneter betreffend Sicherheitspolitik in der XXIV. GP

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt 2 betreffend Erklä­rung der Bundesregierung in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 3. De­zember 2008.

Das Regierungsprogramm für die XXIV. Gesetzgebungsperiode, das SPÖ und ÖVP beschlossen haben, enthält im Kapitel Inneres, Justiz, Landesverteidigung sehr wenig konkrete Vorhaben und Pläne, dafür Lippenbekenntnisse, Evaluierungen und Überprü­fungen.

So wird beispielsweise eine allgemeine Verstärkung der polizeilichen Präventionsar­beit, eine bessere Vernetzung bei der internationalen Kriminalitäts- und Terrorbekämp­fung, eine Harmonisierung von Behördenstruktur und Verwaltungsabläufen oder eine Erhöhung der Mitarbeitermotivation ohne konkreten Umsetzungsansatz angeführt.

Insbesondere sind die enthaltenen Ausführungen über die zukünftige personelle Ge­staltung der Exekutive in Bezug auf die zu erwartenden starken Abgängen in den kom­menden Jahren nicht geeignet, den ohnedies vakanten Personalbedarf und den damit in Zusammenhang stehenden dienstlichen Herausforderungen wirkungsvoll zu begeg­nen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich eine Regie­rungsvorlage betreffend ein neues Exekutivdienstgesetz vorzulegen.

Zudem wird die Bundesregierung aufgefordert, die Anzahl der Planstellen für die öster­reichische Exekutive um 3.000 Planstellen aufzustocken.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Josef Auer. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


21.00.55

Abgeordneter Mag. Josef Auer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Ich bin ja noch ganz jung als Abgeordneter hier in diesem Haus. Seit etwa einem Mo­nat darf ich Mitglied dieses Hauses sein, und mein Herz ist eigentlich schon zweigeteilt.

Ich habe heute dem Großteil der Reden sehr aufmerksam zugehorcht, und zweigeteilt ist mein Herz deshalb, weil ich einerseits sehr froh und stolz bin, dass ich als Mitglied der Sozialdemokratie hier ein paar Worte sagen darf, speziell zum Schwerpunkt Ju-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 222

gendpolitik. Auf der anderen Seite muss ich aber sagen, dass ich es sehr schade finde, dass die Opposition Konstruktivität wirklich vermissen lässt.

Ich bin selbst seit 1992 Gemeinderat, und ich darf Ihnen sagen: Wenn ich derartig un­konstruktiv im Gemeinderat, wo ich auch Opposition bin, Fundamentalopposition ma­chen würde, hätte ich schon längst das Vertrauen der Wähler verloren. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie haben also schon ein bisschen meine Hoffnung zerstört. Und warum sage ich das Wort „Hoffnung“? – Weil Jugend Hoffnung braucht, weil Jugend positive Vorbilder braucht. Jugend braucht keine Hetzreden, und Jugend braucht sicher keinen überstei­gerten Nationalismus. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt den Vorsitz.)

Wenn ich mir das Koalitionsabkommen anschaue, dann kann ich wirklich sagen, dass wir sehr viel Hoffnung haben können. Es finden sich im Koalitionsabkommen – ich ha­be mir, was Jugend betrifft, den Großteil zusammengeschrieben – sehr, sehr viele Sei­ten, auf denen man dazu wirklich sehr, sehr viel Positives findet.

Kollege Strache – er ist jetzt nicht hier – hat gesagt, er sieht ein „Schwarzes Loch“. Ich weiß nicht, was er meint. Meint er ein Farbenspiel? Oder meint er den Begriff aus der Astronomie, den physikalischen Begriff? Wenn er diesen Begriff meint, dann stimmt es, denn ein „Schwarzes Loch“ ist ja Konzentration von Materie. Und da haben wir ein gu­tes Stichwort, denn Jugendpolitik beinhaltet eine große Querschnittsmaterie.

Im Koalitionsabkommen wimmelt es nur so von Themen, die die Jugendpolitik betref­fen, wie etwa Lückenschließung und Verbesserung bei Praktika hinsichtlich arbeits- und sozialrechtlicher Absicherung. Und es ist – ich glaube, vom Kollegen Höbart – ge­sagt worden, dass für die Lehrlinge nichts gemacht wird. Eine ganze Litanei ist im Koa­litionsabkommen, was die Lehrlinge betrifft! Oder: Verbesserung bei der Durchlässig­keit zwischen Lehrlingsausbildung und Schule und Hochschulsystem, Stichwort „Lehre mit Matura“. – Es finden sich eine ganze Reihe von Punkten im Koalitionsabkommen, die für die Jugend sprechen.

Deshalb möchte ich an die Opposition appellieren: Springt über euren Schatten! Ma­chen wir Politik für die Jugend, machen wir Politik mit Zukunft, und machen wir Politik für Österreich! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.04


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Kurzmann zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.05.00

Abgeordneter Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! „Es reicht!“ – Mit diesen Worten hat der Herr Vizekanzler a. D. Mag. Molte­rer die Zusammenarbeit zwischen ÖVP und SPÖ in der Regierung beendet.

Dass diese Koalitionsregierung kein langes Leben hatte, das wissen wir Österreicher. Es hat nur zwei Jahre gedauert, und dass dieses „Es reicht!“ zu einem Bumerangeffekt für beide ehemaligen Großparteien geführt hat, dass aber natürlich die ÖVP stärker da­von betroffen ist, wissen in der Zwischenzeit alle Wählerinnen und Wähler. Das Zerbre­chen der ehemaligen großen Koalition, die in der Zwischenzeit eine kleine geworden ist, wird als Fußnote in die Geschichte dieser Zweiten Republik eingehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Eines, meine Damen und Herren, ist aber genauso sicher. „Es reicht!“ sagt die österrei­chische Bevölkerung schon seit zwei Jahren zu dieser rot-schwarzen Koalition. Es reicht der Bevölkerung nämlich, dass SPÖ und Volkspartei in den vergangenen zwei Jahren nicht zusammengearbeitet, sondern gestritten haben, nichts für dieses Land


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weitergebracht haben; und dass diese abgewählte Koalition auch jetzt weitermacht, reicht vielen Menschen.

Es reicht, dass zehn banale Fragen der ÖVP mit zehn banalen Antworten in der „Kro­nen Zeitung“ beantwortet wurden, und es reicht vielen Menschen in diesem Land auch, dass tausende Arbeitsplätze bei der Post gefährdet sind und diese Bundesregierung eine Vogel-Strauß-Politik betreibt.

Es reicht, meine Damen und Herren, dass sich die AUA seit Jahren im Sinkflug befun­den hat und jetzt in den Sturzflug übergegangen ist, und es reicht auch vielen Steirerin­nen und Steirern, dass diese Bundesregierung gegen die zunehmende Arbeitslosigkeit zu wenig tut. Eine ganze Reihe von Firmen in der Steiermark ist in größten Schwierig­keiten, und es ist endlich Zeit, damit aufzuhören, Papier zu produzieren und Absichts­erklärungen in Regierungsvereinbarungen festzuschreiben, sondern Sie sind zum Han­deln aufgefordert. Das erwartet die österreichische Bevölkerung von Ihnen! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

21.07


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Köfer. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


21.07.44

Abgeordneter Gerhard Köfer (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Werte Regie­rungsmitglieder! Meine Damen und Herren! Wir haben heute mehrfach gehört, dass diese Legislaturperiode zu den wohl spannendsten in den letzten 30 Jahren gehören wird. Die drohende Wirtschaftskrise, verbunden mit dem drohenden Anstieg von Ar­beitslosigkeit, verlangt nach politischer Stabilität und nicht nach irgendwelchen Experi­menten.

Vor allem das Thema Sicherheit setzt diese Stabilität voraus. Sicherheit beginnt bei der sozialen Sicherheit sowie bei sozialer Ausgewogenheit. Bemerkenswert positiv ist hier, dass die neue Bundesregierung der Sicherheit und der Finanzierung eines star­ken öffentlichen Gesundheitssystems die höchste Priorität einräumt.

In den umfassenden Bereich der Sicherheit beziehungsweise Sicherheitspolitik fällt aber auch die Zuwanderungspolitik, und es kann nur begrüßt werden, wenn faire, aber auch kritische Parameter für die Zuwanderung erstellt werden. Vorbehaltlos zuzu­stimmen ist, wenn es in der Regierungserklärung explizit heißt, dass jede Zuwande­rung ein klares Bekenntnis zur österreichischen Verfassung und Rechtsordnung vo­raussetzt.

Keine Zustimmung meinerseits erfährt allerdings ein angedachtes Erstaufnahmezen­trum für Asylwerber im Süden, wo immer es auch angesiedelt werden sollte. (Demons­trativer Beifall beim BZÖ.)

Dass neben der Sicherheit, Justiz und Exekutive das Bundesheer von besonderer Be­deutung ist, zeigt sich etwa beim immer wiederkehrenden Assistenzeinsatz im Burgen­land und den aktuellen Katastropheneinsätzen in Oberkärnten. Mit den bisherigen Ein­sätzen auf internationaler Ebene hat das österreichische Bundesheer ganz wesentlich zur Friedenssicherung in Krisenregionen, und das nicht nur in Europa, beigetragen.

Es ist auch erfreulich, wenn in dieser Regierungserklärung das klare Bekenntnis zum österreichischen Bundesheer vorkommt. Es bleibt aber nur zu hoffen, dass dieses Be­kenntnis bei Budgetfragen, bei Budgetverhandlungen über notwendige Anschaffungen und Anforderungen unserer heimischen Kasernen dann auch seinen Niederschlag fin­det.

Es darf nicht sein, dass der Truppe das erforderliche Gerät fehlt beziehungsweise dass die Bataillone und Regimente nicht auf dem neuesten Stand der Technik sind, dass


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 224

Geräte, wie in den meisten Fällen, völlig veraltet sind, Geräte, die für Einsätze – in wel­chen Bereichen auch immer – von größter Bedeutung sind.

Höchst erfreulich ist, dass es in den nächsten Jahren auch zu einer Aufstockung bei den Exekutivbeamten um bis zu 1 000 Planstellen kommen soll. Dabei ist aber die Überlegung, vermehrt Migranten und Migrantinnen für den Exekutivdienst gewinnen zu wollen, eine spannende Sache. Wozu es aber nicht kommen darf – und das habe ich aus Wiener Kollegenkreisen gehört –, das ist, dass ein migrantischer Hintergrund eine automatische Bevorzugung im Aufnahmeverfahren mit sich bringt.

Gerade bei der Exekutive – und ich weiß, wovon ich spreche – muss es zwingend für alle Bewerberinnen und Bewerber ausnahmslos dieselben Aufnahmekriterien mit glei­cher Bewertung geben.

Geschätzte Damen und Herren! Die nächsten Monate werden angesichts der gegen­wärtigen wirtschaftliche Situation als sehr ernst dargestellt, und wir haben keine Zeit und keinen Platz für irgendwelche Eitelkeiten und politisches Taktieren. Es wird einer gemeinsame Kraftanstrengung aller Fraktionen im Hohen Haus bedürfen, um diesen Anforderungen auch gerecht zu werden. – Ich persönlich freue mich darauf. (Beifall bei der SPÖ.)

21.11


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.11.43

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Ich befasse mich mit dem Kapitel Kunst und Kul­tur. Da das bereits der Herr Bundeskanzler nicht einmal erwähnt und sein Klubobmann Cap ja hier von der „Kulturnation“ gesprochen hat und das ein bisschen ergänzt hat, und da auch die Frau Kollegin Muttonen von der SPÖ sehr zufrieden war mit dem, was im Regierungsprogramm drinnen steht, kann ich nur sagen: Es ist ein Wunder, dass unter der Überschrift „Kunst und Kultur“ die einzige Kunst ist, dass auf insgesamt acht Seiten so wenig Konkretes steht, was umgesetzt werden soll.

Es hätte uns gefreut, wenn wir ein eigenes Ministerium für Kunst und Kultur gehabt hätten, damit Österreich als Kulturnation wenigstens auch nach außen den Stellenwert der Kunst und Kultur in Österreich hier nach vorne hätte tragen können. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber nachdem hier im ganzen Programm mehr geprüft wird, nehme ich an, das ist der Grund, warum der Bereich im Unterrichtsministerium angesiedelt wird, weil dort offen­sichtlich einige Lehrer beschäftigt sind, die lieber prüfen als sonst etwas machen, und vielleicht in der Schule zu wenig Zeit dazu haben.

Es wird hier permanent nur von „ins Auge fassen“, es „wird angestrebt“, es „wird ge­prüft“ und Ähnlichem gesprochen. Vom Umsetzen spricht man nicht, außer es handelt sich um etwas mit „Gender“ – dieses beliebte Wort –, nämlich um das Gender Bud­geting. Da wird rasch umgesetzt. Das ist das Einzige, was ich sehe.

Was fehlt mir darinnen noch? – Ich sehe, die Bundesmuseen – wichtige, richtige Ein­richtungen – werden gefördert. Mit keinem Wort erwähnt werden hingegen die unzähli­gen Museen, die kleinen Heimatmuseen, die aber trotzdem zur unverwechselbaren und einzigartigen Kulturlandschaft Österreichs dazuzählen (Beifall bei der FPÖ) und die mit viel Idealismus und Herzblut ehrenamtlich geführt werden. Von denen spricht man nicht einmal, geschweige denn erfolgt eine finanzielle Dotation, und ebenso ist es bei der Volkskultur.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 225

Herr Klubobmann Cap, Sie vermissen Vorschläge der Opposition. Ich darf Ihnen nun einen Antrag zu Gehör bringen, den ich gemeinsam mit unserer Kultursprecherin Mag. Unterreiner einbringen möchte.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Rosenkranz, Mag. Unterreiner und weiterer Abgeordneter betref­fend Kulturpolitik in XXIV. Gesetzgebungsperiode

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, eine Regie­rungsvorlage vorzulegen, welche Maßnahmen zu Verbesserungen der humanistischen Bildung insbesondere im Bereich der musischen, kunsthistorischen und historischen Ausbildung unserer Kinder vorsieht.“

*****

Zum Abschluss möchte ich dem Kollegen Bucher eine Eintrittskarte für den Tierpark Schönbrunn überreichen, damit er sich dort biologisch bilden kann. (Heiterkeit und Bei­fall bei der FPÖ. – Abg. Dr. Rosenkranz begibt sich zum Sitzplatz von Abg. Bucher und überreicht diesem die erwähnte Karte.)

21.14


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Rosenkranz, Mag. Unterreiner und weiterer Abgeordneter betref­fend Kulturpolitik in XXIV. Gesetzgebungsperiode

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2, Erklärung der Bundesregierung in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 3. Dezember 2008.

Das Regierungsprogramm der neuen Bundesregierung für die XXIV. Gesetzgebungs­periode enthält im Bereich der Kunst- und Kulturpolitik nur sehr wenig konkrete Ansa­gen, die große Vision fehlt überhaupt zur Gänze. Durchaus verständlich erscheint der Umstand in Zeiten der Knappheit finanzieller Mittel, daß das Gesamtbudget in diesem Bereich lediglich um 20 Millionen Euro erhöht werden soll, jedoch fehlen dafür Maß­nahmen, Gelder effizienter und besser zu verteilen.

Auch in Frage zu stellen ist die Schwerpunktsetzung – hier fehlen vor allem im Bereich der künstlerischen und kulturellen Bildung die Initiativen.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, eine Regie­rungsvorlage vorzulegen, welche Maßnahmen zu Verbesserungen der humanistischen Bildung insbesondere im Bereich der musischen, kunsthistorischen und historischen Ausbildung unserer Kinder vorsieht.“

*****

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 226

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Stauber ist der nächste Red­ner. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


21.14.42

Abgeordneter Peter Stauber (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Re­gierung! Werte Kolleginnen und Kolleginnen des Hohen Hauses! Wenn man dieser Ta­ge Veranstaltungen besucht und bei den Menschen draußen ist, kann man immer wie­der spüren, dass die Leute jetzt wirklich aufatmen, weil diese neue Regierung relativ rasch, also in doch relativ kurzer Zeit, gebildet wurde.

Das wird von den Leuten durchaus positiv bewertet, meine Damen und Herren, und man erkennt ja auch, dass dieses Gefühl stimmen muss, wenn man hört, wie aufgeregt heute die Ausführungen der Oppositionsredner sind, die an unserem Regierungspro­gramm nichts Positives finden können. Es wird dieses Gefühl der Menschen schon stimmen. (Abg. Mag. Darmann: Der SPÖ-Stammtisch in St. Andrä!) – Na selbstver­ständlich, auch dort muss man hingehen. Gernot, auch du bist einmal eingeladen!

Meine Damen und Herren, als Abgeordneter aus Kärnten habe ich mir dieses Regie­rungsprogramm natürlich auch aus Kärntner Sicht angesehen, und ich glaube, auch was Kärnten angeht ist einiges sehr Positives für dieses Bundesland zu finden.

Als Erstes darf ich gleich unser großes Infrastrukturprojekt, die Südbahn oder die soge­nannte Koralmbahn ansprechen, zu der sich unser Herr Bundeskanzler als Kärnten-Freund immer bekannt hat; auch beim Spatenstich vergangene Woche hat er sich wie­der dazu bekannt. Das ist für uns Kärntner eine absolut positive Sache. Danke schön, Herr Bundeskanzler, wir sind froh über diese Feststellung! Mit diesem Projekt werden ja nicht nur unsere Betriebsstandorte entlang dieser Strecke für die Zukunft gesichert, sondern auch unsere Tourismusdestinationen werden damit gestärkt.

Ein Anliegen vielleicht aus dieser Sicht: Es gibt ja sehr viele fertig gestellte Teilab­schnitte und Pläne dafür. Vielleicht könnte man, um die Konjunkturbelebung auch in Kärnten anzukurbeln, hier auch einige Projekte vorziehen.

Positiv aus unserer Kärntner Sicht ist auch, dass zusätzliche Polizisten in Dienst ge­stellt werden sollen. Auch wir in Kärnten würden dringend mehr Polizei brauchen. Wir wissen genau, dass gerade entlang der Autobahn die Kriminalität immer mehr zu­nimmt, und auch wir in Kärnten bräuchten wirklich mehr Polizeibeamte.

Es hätte daher eine Bitte an die Frau Innenministerin gegeben, die leider nicht mehr hier ist: Im heurigen Winter sollen ja 50 Polizeibeamte aus Kärnten nach Tirol beordert werden. Ich hoffe, wir können sie in Kärnten behalten; damit wäre uns sehr geholfen. (Abg. Bucher: Fürs Auffanglager brauchen wir sie!) – Nein, nein, dafür nicht!

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Positiv für uns alle ist natürlich auch, dass die Schulen in unserem Bundesland saniert und renoviert werden sollen, was ganz be­sonders unserem wertvollsten Gut, unserer Jugend, zugute kommen wird. Danke, Frau Ministerin, für diesen Vorschlag!

Last but not least muss ich auch heute wieder eine Lanze für die Gemeinden brechen, meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen. Die Aussichten für die Gemeinden für die nächsten Jahre sind nicht sehr positiv. Wir sind gerade dabei, die Budgets für das nächste Jahr und die weiteren Jahre zu erstellen. Und da ist festzustellen, dass die Bundesertragsanteile leider rückläufig sind. Für die nächsten Jahre schaut es da nicht gut aus.

Ich kann daher die Regierungsmitglieder und Sie alle hier nur ersuchen, auf die Befind­lichkeiten und auf die Probleme der Gemeinden Rücksicht zu nehmen und den Spiel­raum für die Investitionen, den wir Gemeinden haben, nicht noch zu verkleinern, denn


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 227

wir, die Gemeinden, sind die größten Investoren der heimischen Wirtschaft. Die Klein- und Mittelbetriebe leben zum Großteil von den Investitionen der Gemeinde. Darum ein Aufruf an alle: Unterstützt die Gemeinden! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.18


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mühl­berghuber. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.18.45

Abgeordnete Edith Mühlberghuber (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Re­gierungsprogramm, das ÖVP und SPÖ beschlossen haben, enthält im Kapitel Bildung sehr wenig konkrete Vorhaben und Pläne.

Daher werde ich einen Entschließungsantrag betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz geändert wird, Deutsch als Unterrichtssprache an öf­fentlichen Schulen, einbringen. Er lautet wie folgt:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Graf, Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bil­dungspolitik in der XXIV. GP

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, ehestmöglich eine Regierungsvorlage vorzulegen, die die Umsetzung folgender Punkte beinhaltet:

die Entwicklung von Maßnahmen, die den Lehrern die Möglichkeit geben, an den öf­fentlichen Schulen, an denen Deutsch die Unterrichtssprache ist, für die Durchsetzung der deutschen Sprache als „Schulsprache“ zu sorgen;

die eindeutige Festlegung einer maximalen Klassenschülerzahl von 25 im Schulorgani­sationsgesetz für alle dort geregelten Schultypen, damit eine tatsächliche Senkung der Klassenschülerzahlen erfolgt;

eine verpflichtende Ausbildung in Erster Hilfe in den Pflichtschulen in der Form, dass in den Volksschulen und Allgemeinen Sonderschulen die Aktion „Helfi hilft dir helfen“ ge­mäß den Vorgaben des Roten Kreuzes in den Regelunterricht aufgenommen und in den Hauptschulen und Unterstufen der AHS in der 8. Schulstufe der Erste-Hilfe-Grund­kurs des Roten Kreuzes in den Unterricht integriert wird;

eine echte Demokratisierung im Schulwesen in der Form, dass alle Bestimmungen, die Willensbildung in Schulgremien durch Abstimmung vorsehen, dahingehend ergänzt werden, dass Abstimmungen grundsätzlich ausschließlich geheim durchzuführen sind und die Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Abstimmungsberechtigen gegeben sein muss; über alle Abstimmungen ist ein Protokoll anzufertigen;

eine Änderung des Dienstrechtes für Bundes- und Landeslehrer, die vorsieht, dass eine in der Regel drei Wochen dauernde Kur in den neun Wochen dauernden Hauptfe­rien zu absolvieren ist und dass die Lehrer während der Hauptferien für eine angemes­sene Zeit für einen für die Schüler kostenlosen Förderunterricht zur Verfügung stehen.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

21.21



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 228

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Graf, Mühlberghuber und weiterer Abgeordneter betreffend Bil­dungspolitik in der XXIV. GP

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2 in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV.GP, am 3. Dezember 2008, Erklärung der Bundesregierung

Das Regierungsprogramm für die XXIV. Gesetzgebungsperiode, das SPÖ und ÖVP beschlossen haben, enthält im Kapitel Bildung sehr wenig konkrete Vorhaben und Plä­ne. Neben allgemeinen Bekenntnissen zu Zielen, die entweder bereits in der Vergan­genheit beschlossen wurden oder so beliebig formuliert sind, dass eine eindeutige Festlegung nicht einmal bei genauester Betrachtung erkennbar ist, gibt es - wenn über­haupt - nur vereinzelte konkretere Maßnahmen, die aber „sicherheitshalber“ unter Bud­getvorbehalt gestellt sind.

Verschärft wird die Situation im Bildungsbereich auch deshalb, weil sich die Bundesre­gierung schon während der letzten GP nicht auf eine klare Linie einigen konnte und ganz klar absehbar ist, dass das auch in dieser GP nicht der Fall sein wird.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, ehestmöglich eine Regierungsvorlage vorzulegen, die die Umsetzung folgender Punkte beinhaltet:

die Entwicklung von Maßnahmen, die den Lehrern die Möglichkeit geben, an den öf­fentlichen Schulen, an denen Deutsch die Unterrichtssprache ist, für die Durchsetzung der deutschen Sprache als „Schulsprache“ zu sorgen

die eindeutige Festlegung einer maximalen Klassenschülerzahl von 25 im Schulorgani­sationsgesetz für alle dort geregelten Schultypen, damit eine tatsächliche Senkung der Klassenschülerzahlen erfolgt

eine verpflichtende Ausbildung in Erster Hilfe in den Pflichtschulen in der Form, dass in den Volksschulen und Allgemeinen Sonderschulen die Aktion „Helfi hilft dir helfen“ ge­mäß den Vorgaben des Roten Kreuzes in den Regelunterricht aufgenommen und in den Hauptschulen und Unterstufen der AHS in der 8. Schulstufe der Erste-Hilfe-Grund­kurs des Roten Kreuz in den Unterricht integriert wird

eine echte Demokratisierung im Schulwesen in der Form, dass alle Bestimmungen, die Willensbildung in Schulgremien durch Abstimmung vorsehen, dahingehend ergänzt werden, dass Abstimmungen grundsätzlich ausschließlich geheim durchzuführen sind und die Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Abstimmungsberechtigen gegeben sein muss. Über alle Abstimmungen ist ein Protokoll anzufertigen

eine Änderung des Dienstrechtes für Bundes- und Landeslehrer die vorsieht, dass eine in der Regel 3 Wochen dauernde Kur in den 9 Wochen dauernden Hauptferien zu ab­solvieren ist und dass die Lehrer während der Hauptferien für eine angemessene Zeit für einen für die Schüler kostenlosen Förderunterricht zur Verfügung stehen.“

*****

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 229

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Keck. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.22.02

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank. Schlagzeile in der „Kurier“-Abendausgabe: Absturz der US-Auto­bauer. Die drei Großen brauchen Finanzhilfe: General Motors braucht 18 Milliar­den US-Dollar, Ford 9 Milliarden US-Dollar und Chrysler 7 Milliarden US-Dollar. Zu­sätzlich wird General Motors als Erstmaßnahme 56 000 Beschäftigte kündigen bezie­hungsweise entlassen.

Diese Krise in Amerika greift natürlich auch auf die Autobauer in Europa über, denn Opel ist eine Tochter von General Motors, und nicht nur Opel hat Probleme, auch VW, BMW, Mercedes – was gibt es noch? –, Citroën, Peugeot: Alle Autobauer in Europa haben Probleme.

Österreich hat eine große Zulieferindustrie zu den Autobauern. Diese Probleme greifen daher natürlich auch auf Österreich über. Man sieht das am Beispiel von MAN Steyr, wo jetzt 2 500 Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt wurden, weil die Krise schon gegrif­fen hat. Als Beschäftigter der voestalpine weiß ich, dass die Krise natürlich auch bei uns greift, und wir werden sehr lange Stillstände bei vielen Anlagen machen müssen.

Meine Damen und Herren, es nützt nichts, irgendeinen Entschließungsantrag einzu­bringen, dass Betriebe, die in Krisensituationen kommen, günstige Kredite bekommen, wenn die Aufträge fehlen, wenn es Auftragseinbußen von bis zu 40 oder 50 Prozent gibt. – Dafür, dass die Autoindustrie eingebrochen ist, kann aber auch das Manage­ment nichts. Nur die Hochfinanz ist der Verursacher dieser Krise.

Ich denke, die Bundesregierung reagiert richtig, denn man kann nicht ein Allheilmittel, ein allgemeines Paket schnüren, sondern man muss ein nationales Paket zusammen­stellen oder auch regionale Pakete und vielleicht sogar Pakete für die einzelnen Firmen schnüren und schauen, dass man zu einer Lösung kommt.

Werner Faymann ist morgen zum Beispiel bei MAN Steyr und wird dort mit der Beleg­schaft, den Belegschaftsvertretern und den Vorständen reden, welche Maßnahmen bei MAN Steyr notwendig sind.

Ich denke, auch in diesem Regierungsprogramm ist ein Bündel an Maßnahmen für Be­schäftigte enthalten, und es ist notwendig, dass da etwas gemacht wird. Werner Fay­mann hat es in der Regierungserklärung schon gesagt: Die Arbeiter dürfen nicht die al­leinigen „Draufzahler“ dieser Hochfinanzkrise sein.

Noch einige Sätze zum Tierschutz, weil Kollege Vock dieses Thema angeschnitten hat: Auch ich habe viele Mails von Tierschützern bekommen, die mich gefragt haben, wo das Tierschutz-Programm in der Regierungsvereinbarung enthalten ist. – Tierschutz ist natürlich eine Querschnittmaterie, die in vielen Bereichen vorkommt, und wir haben keine sehr großen, überwältigenden Themen in diesem Regierungsprogramm, weil wir in den letzten beiden Jahren sehr viel in Bezug auf Tierschutz gemacht haben.

Wir haben das Bundes-Tierschutzgesetz novelliert. Wir haben das Tiertransportgesetz gemacht, das das modernste in Europa ist. Wir haben aber bezüglich der Tiertrans­porte das Problem, dass wir auf Tiertransporte, die aus anderen EU-Staaten zu uns kommen, reagieren müssen, und da ist es notwendig – das habe ich in der letzten Le­gislaturperiode gesagt –, dass alle Parteien sich bemühen, innerhalb der EU zu bewir­ken, dass auch dort dieses österreichische Tiertransportgesetz übernommen wird, da­mit auch wir keine Probleme mehr haben, meine Damen und Herren. Da ist jeder – egal ob blau, grün, orange, schwarz oder rot – aufgefordert, auf die EU einzuwirken.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 230

Meine Damen und Herren, wir haben natürlich auch Maßnahmen gesetzt – es gibt Maßnahmen zur Tiergesundheit und zur Sicherung des Tierschutzes –, und die sollen weiter ausgebaut werden. Es wird ein Gütesiegel für tiergerechte Haltung bei Lebens­mitteln österreichischer Herkunft eingeführt werden. Der Gedanke des Tierschutzes soll gefördert werden. Die Förderung des Projekts „Tierschutz macht Schule“ wird im­mens vorangetrieben, und Österreich wird in der EU die Einrichtung eines Tierschutz-Kompetenzzentrums fordern und Österreich als Standort dafür vorschlagen.

Meine Damen und Herren! Ich denke, das sind Maßnahmen, die richtig gesetzt sind. Es wurde in diesem Regierungsübereinkommen auch der Tierschutz nicht vergessen. Ich denke, mit unserem Bundesminister Stöger, in dessen Ressort der Tierschutz fällt, haben wir einen Minister, der die Bedenken der Tierschützer und auch unsere Beden­ken massiv aufgreift und auch Maßnahmen umsetzen wird. (Beifall bei der SPÖ.)

21.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Kitzmül­ler zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


21.26.42

Abgeordnete Anneliese Kitzmüller (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehr­te Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Familienpolitik der Bundesregierung

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, in der 24. Gesetzgebungsperiode in familien­politischer Hinsicht neben den Interessen von Eltern, die sich im Kleinstkindesalter ih­rer Kinder für ein Nebeneinander von Familie und Beruf entscheiden, auch Maßnah­men zur Erleichterung eines Nacheinanders von Familien- und Erwerbsarbeit zu ergrei­fen.

Dabei sind insbesondere folgende Punkte umzusetzen:

Inflationsanpassung sämtlicher Familienleistungen

Einführung eines Familiensteuersplittings

Anhebung des Alleinverdiener- beziehungsweise Alleinerzieherabsetzbetrages

Bevorzugung von Eltern am Arbeitsmarkt beim Wiedereinstieg in die Erwerbsarbeit auch nach längerer Familienarbeitsphase“

*****

Meine Damen und Herren, die Familienpolitik in Österreich muss mit dieser Regierung und im Besonderen mit diesem Regierungsprogramm einen herben Rückschlag hin­nehmen. Der Weg der EU – nämlich die Familienpolitik als reines Lenkungswerkzeug für die Wirtschaftspolitik anzusehen – wird bei uns in Österreich sogar organisatorisch durch die Ansiedlung des Familienressorts im Wirtschaftsministerium umgesetzt.

Was wurde aus einem Familienministerium? Familienleistungen verlieren durch die Inflation Jahr für Jahr an Kaufkraft. Von 2002 bis heute macht der inflationsbedingte Werteverlust des Kinderbetreuungsgeldes über 800 € pro Jahr aus. Im Bereich der Fa-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 231

milienbeihilfe hat sich die Höhe seit 1992 je nach Altersgruppe inflationsbedingt, infla­tionsbereinigt um 390 bis 470 € pro Jahr verringert.

Im Regierungsprogramm, meine Damen und Herren, ist leider kein Hinweis auf eine In­flationsanpassung dieser Leistungen zu finden. Es werden die Familienleistungen in den kommenden fünf Jahren zumindest um 15 Prozent an Wert verlieren. Der Weg der EU ist somit bei uns in Österreich vollständig beschritten worden. Die Familienpolitik hat die Regierung untergraben, und elf Punkte wurden sogar an die Sozialpartner ab­gegeben. Meine Damen und Herren, man sieht, die Arbeitnehmer- und die Arbeitge­berlobby siegen über die Familien.

Meine Damen und Herren! Ich ersuche Sie, unserem Entschließungsantrag zuzu­stimmen. (Beifall bei der FPÖ.)

21.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kitzmüller und weiterer Abgeordneter betreffend Familienpolitik der Bundesregierung

eingebracht im Zuge der Debatte zum Tagesordnungspunkt 2, Erklärung der Bundes­regierung, in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV GP, am 3. Dezember 2008.

Die Tatsache, dass es kein Familienministerium mehr gibt, wird von der FPÖ und von österreichischen Familienorganisationen mit Erschütterung wahrgenommen. Die Aus­sicht, dass bei künftigen Anträgen und Anfragen zu familienpolitischen Themen der Wirtschaftsminister als Adressat zu nennen ist, ist einigermaßen gewöhnungsbedürftig.

Bei Durchsicht des Familienteils des Regierungsprogramms fällt auf, dass es sich hier hauptsächlich um Maßnahmen handelt, die den Druck auf junge Eltern, möglichst rasch nach der Geburt eines Kindes (wieder) eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen und Kinder fremd betreuen zu lassen, erhöhen. Der Eindruck, dass es sich hierbei um wirt­schafts- und weniger um familienpolitische Ziele handelt (Stichwort Barcelona), dürfte auch in Anbetracht der Zuständigkeit beim Wirtschaftsministerium zutreffend sein.

Echte Wahlfreiheit, nämlich die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob die Kinder zu Hause von einem Elternteil betreut werden oder aber in einer Fremdbetreuung unter­gebracht werden, wird durch dieses Programm eher ab- als ausgebaut. Echte Wahlfrei­heit kann es nur geben, wenn die Entscheidung in die eine oder andere Richtung frei und ohne finanzielle Einbußen zustande kommt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, in der 24. Gesetzgebungsperiode in familien­politischer Hinsicht neben den Interessen von Eltern, die sich im Kleinstkindesalter ih­rer Kinder für ein Nebeneinander von Familie und Beruf entscheiden auch Maßnahmen zur Erleichterung eines Nacheinanders von Familien- und Erwerbsarbeit zu ergreifen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 232

Dabei sind insbesondere folgende Punkte umzusetzen:

Inflationsanpassung sämtlicher Familienleistungen

Einführung eines Familiensteuersplittings

Anhebung des Alleinverdiener- bzw. Alleinerzieherabsetzbetrages

Bevorzugung von Eltern am Arbeitsmarkt beim Wiedereinstieg in die Erwerbsarbeit auch nach längerer Familienarbeitsphase“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Königsberger-Ludwig zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.30.10

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Ein langer Plenartag neigt sich dem Ende zu. Ich muss meinem Erstaunen über manche Debattenbeiträge der Opposition Aus­druck verleihen. Es hat in diesen Beiträgen viele persönliche Angriffe – ja, ich möchte sagen, Untergriffe – gegeben. Es hat viele pauschalierte Verunglimpfungen gegeben. Und ein Kollege hat sich in seinem Beitrag mit der Anzahl der Beifallbekundungen aus­einandergesetzt – meiner Meinung nach eine „äußerst wichtige“ Auseinandersetzung in diesen sehr bewegten Zeiten!

Geschätzte Damen und Herren, sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen der Op­position und der Regierung. Wir machen Politik für die Menschen. Uns sind die Men­schen wichtig, uns sind in einer wirtschaftlich angespannten Situation Lösungen wich­tig. Ihnen hingegen ist es wichtig, alles schlechtzureden und womöglich einen guten Sager – was auch immer das ist – zu landen. Geschätzte Damen und Herren, das ist der Unterschied!

Ich bin wirklich sehr froh darüber, dass Bundeskanzler Werner Faymann in seiner Re­gierungserklärung gesagt hat, das Erfolgskriterium – hören Sie zu! – der Politik muss der Mensch sein, und nicht Umsatz und Gewinn. Das Erfolgsprinzip ist die Festschrei­bung der Solidarität – Solidarität zwischen den Menschen, aber auch zwischen den Bundesländern, Kolleginnen und Kollegen aus Kärnten!

Geschätzte Damen und Herren, heute ist der Internationale Tag für Menschen mit Be­hinderungen. Sie zählen meiner Ansicht nach mit zu den schwächsten Mitgliedern un­serer Gesellschaft, die unsere Solidarität in ganz hohem Ausmaß brauchen. Das Re­gierungsprogramm erfüllt meines Erachtens diese Anforderungen.

So wird im Bereich der Beschäftigungsoffensive für Menschen mit Behinderungen ein Bündel von Maßnahmen umgesetzt werden, die die Bedingungen für behinderte Men­schen ganz sicher verbessern werden, davon bin ich überzeugt. So wird zum Beispiel die Optimierung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente fortgesetzt beziehungsweise wird es einen chancengleichen und nachhaltigen Zugang zu sozialversicherungsrecht­lich abgesicherten Beschäftigungsverhältnissen geben. Es wird die Gründung des Un­ternehmerInnenservice erfolgen, und es soll die Behindertenvertrauensperson gestärkt werden.

All das sind Maßnahmen, die für Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt wich­tig sind. Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt zu integrieren ist für sie wich­tig, weil sie dadurch ein selbstbestimmtes Leben führen können und die Teilhabe an der Gesellschaft garantiert wird.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 233

Aber auch im Bereich der Pflege und der Betreuung sind ambitionierte Ziele geplant. So wird zum Beispiel festgeschrieben, dass Pflege und Betreuung im ganzen Bundes­gebiet nach einheitlichen Mindeststandards verfügbar sein sollen und müssen. Es wird ein vielfältiges Betreuungsangebot, das die individuelle Betreuung garantieren soll, an­gedacht. Und es werden auch die Betreuungslücken geschlossen – gemeinsam mit Gemeinden und Ländern.

Es wird auch verbesserte Bedingungen für pflegende und betreuende Angehörige ge­ben – ein ganz wichtiger Punkt, denn diese Menschen leisten wirklich einen unvorstell­bar wertvollen Beitrag in unserer Gesellschaft.

Geschätzte Damen und Herren! Ich bin froh, dass das Bekenntnis zur Solidarität, zum staatlichen Gesundheitssystem und zur Pensionssicherung – zum staatlichen Pen­sionssystem – im Regierungsprogramm festgeschrieben ist. Ich bin auch froh, dass die Doktrin „weniger Staat, mehr privat“ nicht mehr alles überschattet. Das sind alles sehr positive Signale für die Menschen; davon bin ich überzeugt. Diese positiven Signale, die den Menschen Sicherheit geben, brauchen wir in unserer bewegten Zeit. (Beifall bei der SPÖ.)

21.33


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dopp­ler. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.34.08

Abgeordneter Rupert Doppler (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geschätzten Da­men und Herren! Ich bin sehr froh, dass der Sozialminister und der Gesundheitsminis­ter noch anwesend sind, denn Sie haben eingangs bei Ihrer Erklärung gesagt, dass auch die Opposition Positives einbringen soll.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hofer, Doppler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sozialpolitik in der XXIV. GP

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales und Arbeit wird aufgefordert, ehestmöglich eine Re­gierungsvorlage vorzulegen, die die Umsetzung folgender Punkte beinhaltet:

verfassungsrechtliche Absicherung des Pflegeanspruches;

Start einer Ausbildungsoffensive für diplomiertes Pflegepersonal und Pflegehelfer, da­mit der personale Bedarf künftig primär durch heimische Arbeitskräfte gedeckt werden kann;

Festlegung der Qualität der Pflege und Betreuung durch bundesweit einheitliche Krite­rien;

bessere Berücksichtigung von Pflegezeiten, die von Angehörigen zu Hause geleistet werden, zur Erlangung des Pensionsanspruches;

Anpassung des Pflegegeldes, damit es inflationsbereinigt dem Wert bei dessen Einfüh­rung im Jahr 1993 entspricht und jährliche Indexanpassung des Pflegegeldes, um eine schleichende Entwertung künftig zu verhindern;


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 234

Einführung eines neuen, gerechten und bundesweit standardisierten Begutachtungs­verfahrens zur Bewertung des Pflegebedarfs bei der funktionsbezogenen Einstufung.“

*****

Ich bitte um Ihre Zustimmung. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

21.35


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend un­terstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hofer, Doppler und weiterer Abgeordneter betreffend Sozialpolitik in der XXIV. GP

eingebracht in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 3. Dezember 2008 zu TOP 2, Erklärung der Bundesregierung

Das Regierungsprogramm für die XXIV. Gesetzgebungsperiode, das SPÖ und ÖVP beschlossen haben, enthält im Kapitel Pflege und Betreuung sehr wenig konkrete Vor­haben und Pläne. Neben vielen allgemeinen Bekenntnissen zu Dingen, die bereits in der Vergangenheit beschlossen wurden, gibt es – wenn überhaupt – nur für das kom­mende Jahr vereinzelte konkrete Maßnahmen

Die unterfertigten Abgeordneten stelle daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales und Arbeit wird aufgefordert, ehestmöglich eine Re­gierungsvorlage vorzulegen, die die Umsetzung folgender Punkte beinhaltet:

verfassungsrechtliche Absicherung des Pflegeanspruches;

Start einer Ausbildungsoffensive für diplomiertes Pflegepersonal und Pflegehelfer, da­mit der personale Bedarf künftig primär durch heimische Arbeitskräfte gedeckt werden kann;

Festlegung der Qualität der Pflege und Betreuung durch bundesweit einheitliche Krite­rien;

bessere Berücksichtigung von Pflegezeiten, die von Angehörigen zu Hause geleistet werden, zur Erlangung des Pensionsanspruches;

Anpassung des Pflegegeldes, damit es inflationsbereinigt dem Wert bei dessen Einfüh­rung im Jahr 1993 entspricht und jährliche Indexanpassung des Pflegegeldes, um eine schleichende Entwertung künftig zu verhindern;

Einführung eines neuen, gerechten und bundesweit standardisierten Begutachtungs­verfahrens zur Bewertung des Pflegebedarfs bei der funktionsbezogenen Einstufung.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Lausch zu Wort. Redezeit: ebenfalls 3 Minuten. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 235

21.35.57

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Abgeordnete! Womit beginnt man? – Die Regierung aus Rot und Schwarz beklagt sich, dass die Opposition so böse ist und mit ihr so hart ins Gericht geht. – Also ich finde das nicht. Es ist vieles gefallen und vieles auch nicht gefallen, was fallen hätte sollen.

Was gesagt wurde, ist, dass die zukünftige Justizministerin, Frau Dr. Bandion-Ortner – wie hat man sie bezeichnet? –, „parteiunabhängig“ sei. – Also mit diesem Unsinn kann man aufhören. Frau Dr. Bandion-Ortner ist langjährige FCG-Personalvertreterin, und da kann wohl von Unabhängigkeit keine Rede sein. Vizekanzler Pröll hat schon ge­wusst, wen er da in sein Team hineinholt. (Beifall bei der FPÖ.)

Was mich als noch immer aktiver Justizwachebeamten bedenklich stimmt, ist, dass beim Thema Justiz über die Personalsituation für uns Justizwachebeamte eigentlich überhaupt kein Wort gefallen ist. Dem „Vier-Wochen-Bundesminister“ für Justiz – er ist jetzt leider nicht anwesend – will ich noch mitgeben, dass es bei der Justiz auch einen Exekutivkörper gibt, nämlich die Justizwache. Das ging in der Regierungserklärung komplett unter, und das ist schade.

Was ich noch sagen will, ist, dass ich die Lobeshymnen der Grünen auf die scheidende Bundesministerin Berger überhaupt nicht verstehe. Man hat von den Experten gespro­chen. Ich kann Ihnen nur sagen, die Justizwachebeamten, die Justizbediensten im Jus­tizressort – sowohl in den Gerichten als auch bei der Justizwache – weinen der schei­denden Bundesministerin keine Träne nach. Ich würde sagen, das sind die eigentli­chen Experten, denn die müssen mit dieser Bundesministerin schon seit 18 Monaten leben. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir Justizwachebeamte haben einen Angriff auf die Sicherheit erleben müssen. Uns wurde per Erlass der Taser grundlos weggenommen. Das sollte man auch nicht uner­wähnt lassen, wenn es da schon Lobeshymnen auf scheidende Minister gibt.

Zum Bundeskanzler Faymann möchte ich noch kurz anmerken: Bundeskanzler Werner Faymann hatte 50 Minuten Redezeit, und dann spricht er von Zeitmangel und könne aus diesem Grund auf das Justizressort nicht näher eingehen. – Das ist schade, das muss ich schon sagen, die Justiz ist ein wichtiger Bereich, denke ich. Aber bitte, es kann sich jeder selbst seinen Reim darauf machen.

Abschließend möchte ich noch bemerken, dass in der Opposition – vor allem in meiner Fraktion, der FPÖ – die fleißigen Exekutivbeamte zuhause sind. Alle Exekutivbeamten gehen ihrem Beruf als Exekutivbeamten nach wie vor nach. Das kann man von den Regierungsparteien nicht behaupten. Da sind eher die Faulen zuhause, würde ich mal meinen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Das muss man so sagen, denn diese Abgeord­neten sind nämlich 100 Prozent dienstfrei gestellt. (Beifall bei der FPÖ.)

Kollege Pendl und, ich glaube, Kollege Plessl, Sie werden darauf jetzt nichts sagen können, weil die Situation so ist. Kollege Pendl, selbst Justizwachebeamter, hat diesen Berufsstand schon vor Jahren verlassen. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

21.39


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dr. Winter zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.40.01

Abgeordnete Dr. Susanne Winter (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Hohes Haus! Werter Herr Bundeskanzler! Ich bringe heute einen Antrag ein, der es Ihnen ermög­licht, die Glaubwürdigkeit Ihrer Person zu erhöhen, indem Sie von der SPÖ diesem An­trag, dem Sie bereits im September 2008 zugestimmt haben, noch einmal Ihre Zustim-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 236

mung geben. Dieser Entschließungsantrag wurde damals von SPÖ, BZÖ und den Frei­heitlichen angenommen.

Der Antrag lautet wie folgt:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Strache, Dr. Hübner, Dr. Winter und weiterer Abgeordneter betref­fend Europapolitik in XXIV. Gesetzgebungsperiode

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu setzen, um sicher zu stellen, dass zukünftige Änderungen der Verträge über die Europäische Uni­on und über die Arbeitsweise der Europäischen Union, die die österreichischen Interes­sen berühren, durch eine Volksabstimmung in Österreich entschieden werden sollen. Das gilt auch für den Fall der Ratifizierung eines geänderten Vertrages von Lissabon und insbesondere auch für einen möglichen Beitritt der Türkei zur EU.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

Werter Herr Bundeskanzler, ich erlaube mir, an Sie eine Frage zu richten, nämlich da­hin gehend, ob Sie Ihr eigenes Regierungsprogramm überhaupt durchgelesen haben. Mir kommt beinahe vor, das kann nicht sein, denn sonst wäre es Ihnen doch aufgefal­len, dass Sie in punkto EU-Volksabstimmung etwas völlig anderes darin stehen haben, als Sie eigentlich vor der Wahl versprochen haben.

Vorher, nämlich damals, war es so, dass Sie in der größten österreichischen Tageszei­tung Briefe inserierten, wo drinnen gestanden ist, dass Sie zusammen mit Ihrem Vor­gänger Dr. Gusenbauer unbedingt dann eine verpflichtende Volksabstimmung durch­führen lassen wollen, wenn österreichische Interessen berührt werden. Heute aber, einen Tag nach Ihrer Angelobung, haben Sie dieses Versprechen offenbar vergessen, denn nun wollen Sie nur mehr eine europaweite Volksabstimmung zum brennenden Thema EU-Reformvertrag. Dem österreichischen Bundesvolk, das heißt, unserem Souverän, dem Wähler, trauen Sie offenbar eine diesbezügliche Entscheidungsfähig­keit nicht mehr zu. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie wollen die Österreicherinnen und Österreicher entmündigen und die Demokratie auf dem koalitionären und zentralistischen Brüsseler Altar opfern. Über heimische An­liegen dürfen in Zukunft Franzosen, Italiener, Polen und noch viele andere abstimmen. Damit, werter Herr Bundeskanzler, sind Sie für mich kein österreichischer Volksvertre­ter. (Beifall bei der FPÖ.)

21.42


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Strache, Dr. Hübner, Dr. Winter und weiterer Abgeordneter betref­fend Europapolitik in XXIV. Gesetzgebungsperiode

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2, Erklärung der Bundesregierung in der 6. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 3. Dezember 2008.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 237

Der neue EU-Vertrag von Lissabon hat in vielen Staaten Europas zu einer sehr kontro­versiellen Diskussion geführt. Auch in Österreich wurde dieser Vertrag vor der Ratifizie­rung im Parlament ausführlich debattiert. In diesen Diskussionen wurde ein Unbehagen mit der Europäischen Union und ihrer Politik artikuliert, das uns allen zu denken geben muss. Dieses generelle Unbehagen fand auch im irischen Referendum über den Lissa­bon-Vertrag seinen Ausdruck.

Auch in Österreich besteht gegenwärtig eine weit verbreitete Skepsis gegenüber der EU. Nachdem eine überwältigende Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher 1994 für einen Beitritt zur Europäischen Union gestimmt hat, begegnen wir heute einer Stimmung der Verunsicherung und manchmal auch Ablehnung. Viele Menschen sind enttäuscht und verärgert über die geringen Fortschritte, die die EU auf dem Weg zu einer Sozialunion erreicht hat.

Viele Menschen beklagen das Demokratiedefizit der EU und die mangelnde Transpa­renz. Und viele Menschen haben den Eindruck, dass sich die EU nicht mit ihren tat­sächlichen Problemen beschäftigt, sondern primär mit sich selbst. Österreich soll sich als aktives Mitglied dafür einsetzen, dass die EU zu einer echten Sozialunion wird. Die Auswirkungen europäischer Entscheidungen auf Arbeitnehmer und klein- und mittel­ständische Unternehmen müssen wesentlich stärker berücksichtigt werden. Der öster­reichische Arbeitsmarkt, der sich nun wieder so positiv entwickelt, muss durch Über­gangsfristen geschützt bleiben. Im Rahmen des Kampfes gegen den Klimawandel muss auch das Transitproblem endlich gemeinsam gelöst werden.

Auf der Basis einer kontinuierlichen Information und einer offenen Diskussion wäre es sinnvoll, dass Vertragsänderungen, die die österreichischen Interessen berühren, durch eine Volksabstimmung in Österreich entschieden werden sollen. Sollte also ein geänderter Reformvertrag neuerlich von Österreich ratifiziert werden müssen, sollte diese Vorgangsweise gewählt werden. Dies gilt auch für einen möglichen Beitritt der Türkei, der die derzeitigen Strukturen der EU überfordern würde. Wir wollen an einem Europa arbeiten, das sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen auf die­sem Kontinent orientiert, und damit das Vertrauen in dieses große Einigungswerk wie­derherstellen.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu setzen, um sicher zu stellen, dass zukünftige Änderungen der Verträge über die Europäische Uni­on und über die Arbeitsweise der Europäischen Union, die die österreichischen Interes­sen berühren, durch eine Volksabstimmung in Österreich entschieden werden sollen. Das gilt auch für den Fall der Ratifizierung eines geänderten Vertrages von Lissabon und insbesondere auch für einen möglichen Beitritt der Türkei zur EU.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Haider zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit.

Herr Abgeordneter, ich mache darauf aufmerksam, dass die Gesamtrestredezeit Ihrer Fraktion nur mehr 4 Minuten beträgt, das heißt, würden Sie die 3 Minuten beziehungs­weise die 4 Minuten überschreiten, müsste ich abläuten. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 238

21.43.02

Abgeordneter Mag. Roman Haider (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Herr Bundeskanzler Faymann hat als erster Redner heute gesagt, wir sollen ihn messen an seinen Anstren­gungen, an seinen Bemühungen und an dem Engagement für die Jugend, das die Bundesregierung und er an den Tag legen.

Ich als letzter Redner meiner Fraktion werde den Herrn Bundeskanzler daher beim Wort nehmen, und zwar bei einem Kapitel (Beifall bei der FPÖ), das heute nur noch Herr Abgeordneter Obernosterer angesprochen hat, nämlich das Thema Tourismus.

Wenn wir uns das Kapitel Tourismus im Regierungsprogramm anschauen, meine sehr geehrten Damen und Herren, so lesen wir gleich in den ersten drei Kapiteln, dass wir froh sein können, dass der Tourismus und die Freizeitwirtschaft in Österreich am Brut­toinlandsprodukt 16 Prozent Anteil haben. Als Ziel wird formuliert, den erfreulichen Auf­wärtstrend abzusichern und die Erfolgsgeschichte im Tourismus unseres Landes wei­terzuführen.

Als Leitlinie – und darauf kommt es an – wird die Tourismusstrategie 2015 des Wifo postuliert. Ich weiß ja jetzt nicht, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, wer Ihr „Ghostrea­der“, quasi Ihr „Geistleser“ dieser Tourismusstrategie des Wifo gewesen ist. Wenn er Ihnen erzählt hat, er hätte die ganze Strategie gelesen, dann hat er Ihnen einen Bären aufgebunden. Ich kann nämlich, wenn ich mir Ihr Tourismusprogramm anschaue, ziem­lich genau beziffern, bis zu welcher Seite dieser „Ghostreader“ gelesen hat. Diese Stra­tegie hat 116 Seiten; ab Seite 61 geht es erst richtig los, nur bis dahin ist Ihr Leser gar nicht gekommen.

Da erfahren wir nämlich, dass die globale Wachstumsrate im Tourismus bis 2015 pro Jahr 5,5 Prozent betragen wird, die Wachstumsrate in Österreich jedoch nur 0,9 Pro­zent. Wenn wir Glück haben, wenn wir es gut machen und wenn wir es richtig machen und den Empfehlungen des Wifo folgen, dann wird sie vielleicht 2,3 Prozent sein.

Wenn die globale Rate schneller wächst als die österreichische Rate, dann gibt es da­für einen Namen, dann nennt man das Wachstumsverlust, dann ist das ein Sinken unseres Marktanteils. Und so schaut es derzeit aus. Warum das so ist, das steht in der Studie auch drinnen, weil wir uns nämlich auf unsere alten Märkte, Deutschland, Nie­derlande, Schweiz und Italien konzentrieren und nicht auf wachsende Märkte.

Wenn man weiter liest, so gibt die Studie auch bekannt, welche Maßnahmen zu treffen wären. Diese stehen nicht im Regierungsprogramm, darum sage ich sie Ihnen. Wir sol­len nicht nur unsere bisherigen Märkte halten – das selbstverständlich –, sondern wir sollen auch neue Märkte erschließen. Und ich sage Ihnen jetzt nicht, welche neuen Märkte wir laut Wifo-Studie erschließen sollen. Lesen Sie bitte die Studie selber und le­sen Sie auch bitte gleich den Auftrag an die Österreich Werbung heraus!

Herr Bundeskanzler, Sie haben gesagt: Messen Sie uns an unseren Vorhaben. – Jetzt kommen wir zur Beurteilung: Anstrengungen mangelhaft, Bemühungen dilettantisch, Engagement für die Jugend fehlt völlig. (Abg. Riepl: Rede verbesserungswürdig!) Das ergibt Gesamtnote 5. Nicht genügend! Setzen! (Beifall bei der FPÖ.)

21.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Darmann zu Wort. 2 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.46.39

Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (BZÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Kollege Kunasek, der Lehrlingssprecher der FPÖ, hat vorhin festgestellt, dass heute sehr wenig über die Lehrlinge in Bezug auf das Re-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 239

gierungsprogramm gesprochen worden ist. Tatsache ist, dass ich jetzt die Chance nut­zen muss, wenn schon die Frau Bildungsministerin hinter mir sitzt, denn in der letzten Gesetzgebungsperiode hatte ich die Ehre, die Bildungssprecherin des BZÖ, Uschi Haubner, im Unterrichtsausschuss zu vertreten, und wir haben dort das Thema Lehre mit Matura diskutiert.

Frau Bundesministerin, Sie werden sich erinnern: Damals haben Sie sehr lobende Worte über das Musterland Kärnten im Zusammenhang mit der „Lehre mit Matura“ ge­funden. Von unserer Seite haben wir seinerzeit dennoch zum Projekt „Lehre mit Matu­ra“ im Bund zwei Kritikpunkte angebracht: zum einen, dass es bundesweit keine För­dermaßnahmen für jene Unternehmen gibt, die sich trauen, sich mit Lehrlingen ausein­anderzusetzen, die einen Maturalehrgang anstreben; zum anderen, dass es auf Bun­desebene sehr wohl eine finanzielle Deckelung dieser Förderung durch den Bund gibt, in Kärnten die „Lehre mit Matura“ hingegen absolut kostenlos ist.

Frau Bundesministerin Schmied, ich ersuche Sie um eine weitere Wortmeldung, um klarzulegen, wie die so genannten Verbesserungen laut den Formulierungen im Regie­rungsprogramm zum Thema „Lehre mit Matura“ zu verstehen sind. – Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)

21.48



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 240

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Grosz zu Wort. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


21.48.13

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Hohes Haus! Sehr geehrte Mitglieder der Bun­desregierung, die Sie offensichtlich aus dem Dämmerschlaf in der Pendeluhr zurückge­kehrt sind und sich am Ende eines langen Tages jetzt wieder an Ihrem Arbeitsplatz be­finden! (Abg. Riepl: Das war nicht lustig!)

Es geht um ein sehr wichtiges Thema, nämlich darum, was die Bundesregierung mit der Steiermark und mit Kärnten aufführen will. Wir haben heute einen Entschließungs­antrag betreffend Erstaufnahmestelle Süd eingebracht. Es gibt massive Proteste in der Steiermark, in Kärnten, parteiübergreifend, von SPÖ, ÖVP, FPÖ, BZÖ gegen dieses Vorhaben. Daher werden wir auch heute einen Antrag auf namentliche Abstimmung zu diesem Entschließungsantrag einbringen.

Ich appelliere an Ihr Gewissen: Geben Sie Charakter, Anstand und Herz für Ihre Hei­matbundesländer Steiermark und Kärnten nicht auf der Pack oder am Wechsel ab, sondern stimmen Sie unserem Antrag zu, in dem wir ganz eindeutig die Interessen un­serer Bundesländer gegen so eine Erstaufnahmestelle Süd in der Steiermark oder in Kärnten vertreten! (Beifall beim BZÖ.)

Wir brauchen so etwas nicht, sondern wir brauchen einen Koralm-Tunnel, wir brauchen einen Semmering-Basistunnel, wir brauchen Infrastrukturprojekte, wir brauchen Wirt­schaftsbelebung, aber das, Frau Innenministerin, wo immer Sie jetzt auch sind, können Sie sich behalten, und zwar vor Ihrer Haustür in Attnang-Puchheim. (Abg. Großruck: Österreich besteht nicht aus Kärnten! Österreich hat neun Bundesländer!)

Sehr geehrte Damen und Herren von SPÖ und ÖVP, deshalb wollen wir hier namentli­che Abstimmung, denn wir sind gerne bereit, auch in der entsprechenden Flaschen­post zu veröffentlichen, wie Sie gestimmt haben, um das in Ihrem Wahlkreis entspre­chend publik zu machen. Stimmen Sie unserem Antrag zu! – Ich danke Ihnen. (Beifall beim BZÖ.)

21.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Petzner zu Wort. 2 Minuten Redezeit. (Unruhe im Saal.) – Meine Damen und Herren, darf ich auch in den letzten Minuten dieser Sitzung noch um etwas mehr Aufmerksamkeit bitten!

Herr Abgeordneter Petzner ist am Wort. – Bitte.

 


21.50.05

Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Meine Damen und Herren! Ich muss nach die­sem heutigen Tag feststellen, dass Kärnten in zweierlei Hinsicht Unrecht getan wird: einerseits mit dieser Erstaufnahmestelle Süd, die für den Süden und damit auch für Kärnten geplant ist, was Gerald Grosz als mein Vorredner bereits ausgeführt hat, aber zum Zweiten – und auch das ist sehr, sehr wichtig – wurde heute hier mehrfach be­hauptet, auch von der Frau Innenminister, dass Kärnten die Quote bei der Versorgung von Asylanten nicht erfüllt.

Es wird immer gesagt, wir sollen über Inhalte diskutieren. Ich stelle fest, diese Aussa­ge, dass Kärnten die Quote nicht erfüllt, ist völlig falsch, sie ist unrichtig. Ich sage Ihnen auch anhand von konkreten Zahlen, warum das so ist. Mit 1. Dezember 2008 sind in Österreich 23 373 Asylwerber in der Grundversorgung. Es wird auf Basis einer Artikel-15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern aliquot von dieser Zahl auf die Bundes­länder heruntergerechnet, welches Bundesland wie viele Asylwerber zu versorgen hat.

Der entscheidende Punkt dabei ist, dass diese Zahl von über 23 000 für Kärnten nicht gilt, weil Kärnten im Rahmen eines Memorandums aus dem Jahr 2005 eine Sonderre­gelung hat, wo zwischen der damaligen Innenministerin Prokop, Landeshauptmann Jörg Haider, Landeshauptmann Erwin Pröll und den Landeshauptmännern Pühringer und Häupl vereinbart wurde, dass für Kärnten nicht die Zahl 23 000 oder was auch im­mer gilt, sondern immer die Grundzahl, die fixe Zahl 16 800. (Abg. Dr. Wittmann: Das stimmt nicht!) Von dieser Zahl 16 800 Asylwerber – ich gebe Ihnen gern dieses Memo­randum – wird dann für Kärnten die Quote berechnet. (Abg. Dr. Wittmann: Das stimmt ja nicht!) Wenn Sie das auf der Basis von 16 800 für Kärnten herunterrechnen, dann werden Sie feststellen, Herr Wittmann, dass Kärnten sehr wohl die Quote zur Grund­versorgung erfüllt. (Abg. Riepl: Das ist ein alter Hut!)

Das will ich hier für unser Bundesland klargestellt haben (Beifall beim BZÖ), dem stän­dig Unrecht getan wird: bei der Versorgung der Asylanten, beim Erstaufnahmezentrum und bei der Ortstafelfrage. Und bei allen drei Punkten werden Sie scheitern und wer­den auch vom Wähler die entsprechende Antwort erteilt bekommen. – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

21.52


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Ing. Westentha­ler zu Wort. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. Gesamtrestredezeit der Frak­tion: 4 Minuten. – Bitte. (Abg. Ing. Westenthaler – auf dem Weg zum Rednerpult –: Wie viel? 4 Minuten?) – 4 Minuten gesamt.

 


21.52.31

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Wir schauen uns das schon sehr genau an, Frau Kollegin Muttonen, die jetzt aufgestanden ist und sich schon nach hinten begeben hat! Da gibt es einen Bürgermeister aus Kärn­ten, den Herrn Köfer – aufzeigen, ist er da? Nein, er hat auch schon den Saal verlas­sen. Interessant, die flüchten jetzt alle, die Kärntner Abgeordneten, die dann einer na­mentlichen Abstimmung quasi ins Gesicht schauen werden. Wir werden uns das ganz genau anschauen, und wir werden das auch veröffentlichen. Vielleicht hat der Bürger­meister Köfer dann einmal die Chance, nicht mit der Schlagzeile als faulster Abgeord-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 241

neter, sondern als wichtiger Abgeordneter in die Geschichte einzugehen, wenn er ge­gen dieses Erstaufnahmezentrum Süd stimmt. Das werden wir uns genau anschauen! (Beifall beim BZÖ.)

Und wir sind auch schon sehr gespannt, wie die ÖVP-Abgeordneten aus Kärnten ab­stimmen werden. Viele sind es ja nicht mehr, aber ein paar gibt es doch noch. Das werden wir uns auch anschauen, wie ihr abstimmen werdet. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Einer noch, ja wunderbar, auch das schauen wir uns an.

Eigentlich bin ich aber wegen eines zweiten Themas ans Rednerpult gekommen: Am Ende, am späten Abend sollte man auch noch ein bisschen an den Sport denken. Sport ist immer gut, doch leider haben wir plötzlich einen Sportminister. – Und jetzt schaue ich dem Herrn Ex-Sportstaatssekretär in die Augen und auch dem Herrn Bun­deskanzler und auch dem Herrn Ex-Sportstaatssekretär Wittmann, und vielleicht ist auch noch irgendwo der Jacky Maier; der ist auch schon weg. (Abg. Riepl: Ist das Ihre Abschiedsrede?)

Hier gibt es einen Allparteienkonsens – auch mit den Stimmen der SPÖ! –, was die Frage der Ahndung von Doping anbelangt. Wir waren uns immer einig, dass Sportler zur Rechenschaft gezogen werden in ihren Vereinen und auch was Anti-Dopingorgani­sationen anlangt, sie werden gesperrt für lange Zeit, sie müssen dafür büßen. Ein Sportminister, der gerade jetzt antritt, fordert, dass aktive österreichische Sportler in Bezug auf Doping auch strafrechtlich belangt werden sollen, eingesperrt werden sollen! (Abg. Öllinger: Ortlieb!)

Ich nenne Ihnen da ein Beispiel, Herr Kollege Darabos: der Fall Knauss. Erinnern wir uns an den Fall Knauss, Herr Kollege Wittmann! Wir haben ihn oft diskutiert, Herr Kol­lege Lopatka. Bis heute ist nicht klar und nicht bewiesen, dass es hier überhaupt einen Dopingfall gegeben hat. Er ist verurteilt worden und musste eine Strafe abbüßen. Herr Darabos, würden Sie den Herrn Knauss vor einen Strafrichter stellen? Muss er sich vor einem Strafrichter verantworten – einer der erfolgreichsten österreichischen Schifahrer, dem bis heute nicht nachgewiesen werden konnte, dass er schuldhaft gedopt hat? Das ist doch keine Einstellung, die Sie hier als Sportminister haben. Das ist doch ein Skan­dal sondergleichen, dass Sie antreten und Sportler kriminalisieren wollen! (Beifall beim BZÖ.)

Dagegen werden wir uns wehren. Sie werden einige heiße Stunden im Sportausschuss erleben, das garantiere ich Ihnen. Das wird kein Honiglecken, und wir werden diesen Allparteienkonsens in Bezug auf Doping einmahnen. Wir stellen uns schützend vor die österreichischen Sportler. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich bin gespannt, Herr Kollege Wittmann, wie Sie sich im Ausschuss verhalten werden. Wir stellen uns schützend vor unsere Sportler. Wenn es einen Minister gibt, der die Sportler kriminalisieren wird, dann werden die Sportler unsere Verteidigung erfahren. Und das wird immer so sein, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Dr. Jarolim: Da war der Petzner um zwei Klassen besser!)

21.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Meine Damen und Herren, es ist niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Die Parlamentsdirektion hat sich bemüht, die 23 eingebrachten Entschließungsanträge auch den fünf Fraktionen zur Verfügung zu stellen, damit bei den Abstimmungen alles klargeht, obwohl in letzter Minute noch ein Antrag dazugekommen ist. Ich denke aber, auch dieser konnte noch zur Verteilung gebracht werden.

Wir gelangen daher zu den Abstimmungen. Ich darf um ausreichend Aufmerksamkeit ersuchen und darum, Zwischenrufe bei den Abstimmungen zu unterlassen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 242

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend umgehendes Einbringen einer Völkerrechtsklage gegen die Tschechische Republik.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Ur­sula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Rückzahlung der Zuschüsse zum Kin­derbetreuungsgeld.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Volksabstimmung über den Ausstieg Ös­terreichs aus dem EURATOM-Vertrag.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verhalten Tschechiens beim Ausbau des AKW Temelín.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Bu­cher, Kolleginnen und Kollegen betreffend unzureichende Verordnung zum Interbank­marktstärkungs- und Finanzmarktstabilitätsgesetz.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung der Prüfkompetenz des Rechnungshofes bei Übernahme von Haftungen durch den Staat.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ankauf von drei zusätzlichen Black-Hawk-Hubschraubern durch das BMLV.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Vi­limsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Offenlegung und Deckelung von Gehäl­tern im Bereich der Presseförderung und des ORF.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 243

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Petzner, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine zusätzliche Erstaufnahmestelle Süd.

Hiezu ist namentliche Abstimmung verlangt worden. Da dieses Verlangen von 20 Abgeordneten gestellt wurde, ist die namentliche Abstimmung auch durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Die Stimmzettel, die zu benutzen sind, befinden sich in den Laden der Abgeordneten­pulte und tragen den Namen des Abgeordneten/der Abgeordneten sowie die Bezeich­nung „Ja“ – das sind die grauen Stimmzettel – beziehungsweise „Nein“ – das sind die rosafarbenen. Für die Abstimmung können ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.

Gemäß der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den Entschließungsantrag Petzner stimmen, Ja-Stimmzettel, jene die dagegen stimmen, Nein-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Ich bitte nunmehr die Schriftführerin, Frau Abgeordnete Mag. Lohfeyer, mit dem Na­mensaufruf zu beginnen; Herr Abgeordneter Jakob Auer wird sie später dabei ablösen.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Mag. Lohfeyer beziehungsweise durch den Schriftführer Jakob Auer werfen die Abgeordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführerinnen und Schriftführer die Stimmenauszählung vornehmen. Zu diesem Zweck werde ich die Sitzung kurz unterbrechen.

Die Sitzung ist unterbrochen.

*****

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenauszählung vor. – Die Sitzung wird um 22.08 Uhr unterbrochen und um 22.12 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt:

Abgegebene Stimmen: 161; davon „Ja“-Stimmen: 53, „Nein“-Stimmen: 108.

Der Antrag ist somit abgelehnt.

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenom­men.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Belakowitsch-Jenewein, Bucher Josef;

Darmann, Deimek, Dolinschek, Doppler;

Fichtenbauer;

Gartelgruber, Gradauer, Graf, Grosz Gerald;

Hagen, Haider, Haimbuchner, Haubner Ursula, Herbert Werner, Höbart Christian, Ho­fer, Huber Gerhard, Hübner Johannes;


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 244

Jannach, Jury;

Karlsböck, Kitzmüller, Königshofer, Kunasek, Kurzmann;

Lausch, Linder, List, Lugar Robert;

Markowitz, Mayerhofer, Mühlberghuber;

Neubauer Werner;

Petzner;

Rosenkranz;

Scheibner, Schenk, Spadiut, Stadler Ewald, Stefan, Strache;

Themessl;

Unterreiner;

Vilimsky;

Vock;

Weinzinger Lutz, Westenthaler, Widmann Rainer, Windholz, Winter;

Zanger.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Ablinger, Aubauer, Auer Jakob, Auer Josef;

Bartenstein, Bayr, Becher, Binder-Maier, Brosz Dieter, Brunner Christiane;

Cap, Cortolezis-Schlager, Csörgits;

Donabauer Karl, Donnerbauer Heribert;

Eßl;

Fazekas, Franz, Fuhrmann, Fürntrath-Moretti;

Gahr, Gartlehner, Gaßner, Gessl-Ranftl, Glaser, Grillitsch, Grossmann, Großruck, Grü­newald;

Haberzettl, Haubner Peter, Hechtl, Heinzl, Hell, Höfinger, Höllerer, Hornek;

Jarolim;

Kaipel, Kapeller, Karl, Katzian, Keck, Kirchgatterer, Klikovits, Kogler, Königsberger-Ludwig, Kopf, Kößl, Krainer, Kräuter, Krist, Kuntzl, Kuzdas;

Lettenbichler, Lichtenecker, Lipitsch, Lohfeyer, Lueger Angela, Lunacek;

Maier Ferdinand, Maier Johann, Matznetter, Mayer Peter, Molterer, Musiol, Muttonen;

Oberhauser, Obernosterer, Öllinger;

Pack, Pendl, Pirklhuber, Plassnik, Plessl, Prammer, Praßl, Prinz;

Rädler Johann, Rasinger, Riener, Riepl, Rudas;

Sacher, Schittenhelm, Schmuckenschlager, Schönegger Bernd, Schönpass Rosema­rie, Schopf, Schultes, Schwentner, Silhavy, Singer, Sonnberger, Spindelberger, Steibl Ridi Maria, Steier, Steindl Konrad, Steinhauser, Stummvoll;

Tamandl;

Walser, Weninger Hannes, Windbüchler-Souschill, Wittmann Peter, Wöginger, Wurm;

Zinggl.

*****

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 245

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Graf, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Wissenschaft und Forschung in der XXIV. Gesetzgebungsperiode.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen weiters zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Huber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhaltung der Arbeitsplätze von Milchbauern und einem fairen Milchpreis.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen jetzt zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordne­ten Ing. Höbart, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gehaltsbeschränkungen für Ma­nager staatsnaher Betriebe und Manager, deren Banken die Unterstützung des Bun­des in Anspruch nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen des Weiteren zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Ab­geordneten Petzner, Kolleginnen und Kollegen betreffend das Kärntner Forderungspa­ket an die neue Bundesregierung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag die Zustimmung geben, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abge­lehnt.

Wir gelangen ferner zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordne­ten Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform beziehungsweise Abschaf­fung des Zuschusses zum Kinderbetreuungsgeld.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kunasek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Landesverteidigungspolitik in der XXIV. Gesetzgebungsperiode.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag die Zustimmung geben, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen weiters zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten DDr. Königshofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Bereitstellung von Krediten, vor allem an private Haushalte und KMUs.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag die Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen ferner zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordne­ten Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherheitspolitik in der XXIV. Ge­setzgebungsperiode.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 246

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kulturpolitik in der XXIV. Gesetz­gebungsperiode.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen weiters zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Dr. Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bildungspolitik in der XXIV. Ge­setzgebungsperiode.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen jetzt zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordne­ten Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend Familienpolitik der Bundesregie­rung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag die Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist damit abgelehnt.

Wir gelangen ferner zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordne­ten Ing. Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sozialpolitik in der XXIV. Gesetz­gebungsperiode.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Damit abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Europapolitik in der XXIV. Ge­setzgebungsperiode.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist damit abgelehnt.

22.17.54Abstimmung über Fristsetzungsantrag

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Brosz, Kolleginnen und Kollegen, dem Finanzaus­schuss zur Berichterstattung über den Antrag 20/A der Abgeordneten Dr. Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ein­kommensteuergesetz 1988 geändert wird, eine Frist bis 10. Dezember 2008 zu setzen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Fristsetzungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

22.18.28Einlauf

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 75/A bis 165/A(E) eingebracht wurden.

Ferner sind die Anfragen 356/J bis 380/J eingelangt.

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 247

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 22.18 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Die Sitzung ist geschlossen.

22.18.59Schluss der Sitzung: 22.18 Uhr

 

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