Parlamentskorrespondenz Nr. 700 vom 03.11.1997

GLOBALE ERWÄRMUNG - GLOBALER IRRTUM?

Podiumsdiskussion im Parlament

Wien (PK) - Sind die Befürchtungen eines weltweiten Temperaturanstieges und damit verbundenen Klimawandels unbegründet? Gibt es womöglich gar keinen Treibhauseffekt? Diese Fragen standen heute im Mittelpunkt einer Diskussion unter dem Titel "Globale Erwärmung - Globaler Irrtum?", zu der der Dritte Präsident des Nationalrates, Dr. Willi BRAUNEDER, neben Sprechern der fünf Parlamentsfraktionen auch Vertreter aus dem Kreis der Wissenschaft einlud. Das Parlament wolle mit dieser Veranstaltung dem Vorwurf entgegentreten, wonach es in Sachen Treibhauseffekt eine Politik der öffentlichen Harmonie gebe, meinte Brauneder einleitend.

Professor Fred SINGER, George Mason University, Fairfax/ Virginia, widersprach dabei in seinem Vortrag sämtlichen Thesen eines Treibhauseffektes: Es gibt keine vom Menschen verursachte, messbare globale Erwärmung, stellte er unter Hinweis auf Messergebnisse fest. In den letzten 100 Jahren hat sich die Temperatur zwar erhöht, in den letzten 50 Jahren ist sie allerdings kaum gestiegen, in den letzten 20 Jahren ist sie weltweit eher zurückgegangen, sagte er. Grosse Temperaturschwankungen sind auch in der Vergangenheit immer wieder aufgetreten. So war es vor 3000 Jahren um 3 Grad wärmer als heute, zur Zeit der Wikinger wiederum wurde in Grönland Ackerbau betrieben. Die Sonnenaktivität hat einen wesentlich höheren Einfluss auf Temperatur und Klima als die Aktivität des Menschen, betonte Singer.

Singer kritisierte das von der UNO im Vorfeld der Gipfels von Kyoto vorgegebene Ziel der CO2-Reduktion als unrealistisch und wirtschaftlich schädlich. Auch gehe man dabei von unklaren Definitionen aus. Kohlendioxid sei nicht gefährlich, sondern für die Landwirtschaft eher nützlich. Eine Erwärmung würde zudem keinen Anstieg des Meeresspiegels bewirken, sondern im Gegenteil wegen des vermehrten Niederschlages und der daraus resultierenden grösseren Polkappenvereisung den Meeresspiegel sinken lassen, so Singer.

Die Vertreter der Parlamentsfraktionen wiesen die Behauptungen Singers scharf zurück. Dr. Robert SCHNATTINGER, Umweltreferent der SPÖ, wies auf die Komplexität des Problems hin und bemerkte, Singer könne auch irren. Trotz aller divergierenden Expertenmeinungen bestehe für die Politiker Handlungsbedarf. Im Zweifel gehe es darum, Vorsicht walten zu lassen und mögliche potentielle Schäden zu vermeiden helfen. Schnattinger trat für eine fundamentale Systemänderung und für eine verbindliche globale CO2-Reduktion ein.

Mag. Bernhard PEER, Umweltreferent der ÖVP, konstatierte, die Mehrheit der Klimaforscher sei anderer Meinung als Singer. Es könne kein Zufall sein, dass nun vor der Klimakonferenz von Kyoto sämtliche Versuche, die globale Erwärmung abzustreiten, aus den USA kämen, wo überdurchschnittlich viel Energie verbraucht und verschwendet wird, sagte Peer. Österreich werde sich jedenfalls nach der überwiegenden Mehrzahl der Wissenschaftler richten und eine Politik der CO2-Reduktion und des verstärkten Einsatzes erneuerbarer Energieträger betreiben. Wichtig sei auch die Einführung einer Energiesteuer, durch die der Faktor Arbeit entlastet und der Einsatz fossiler Energien belastet wird, meinte Peer.

Abgeordnete Ing. Monika LANGTHALER (G) sprach von einem breiten wissenschaftlichen Konsens über den vom Menschen verursachten Treibhauseffekt und zweifelte zudem an der Unabhängigkeit des Vortragenden. Singer vertrete die Interessen der Wirtschaft und werde von der Ölindustrie und der Moon-Sekte finanziert. Für Langthaler steht, wie sie sagte, die Schädlichkeit des CO2 ausser Streit, eine Vorreiterrolle Österreichs mit einer CO2-Reduktion um 20 % bis zum Jahr 2005 sei deshalb unverzichtbar.

Abgeordneter Mag. Karl SCHWEITZER (FP) betonte, auch Singer könne am österreichischen Konsens über die Notwendigkeit einer CO2-Reduktion nicht rütteln. Für politisches Handeln bedürfe es keiner 100-%igen Gewissheit über die Gefahren des Treibhauseffektes. Auch Schweitzer plädierte für einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern und eine CO2-Reduktion um 20 % bis 2005.

Abgeordneter Mag. Thomas BARMÜLLER (L) räumte ein, dass es in der Frage des Treibhauseffektes keine absolute Gewissheit geben könne. Die realistische Wahrscheinlichkeit von Risiken durch menschliches Handeln müsse aber Anlass für politisches Reagieren und Alternativen sein. Das Abstreiten des Klimawandels durch die Ölindustrie verglich er mit dem Negieren der Gesundheitsschädlichkeit von Rauchen durch Vertreter der Tabakindustrie.

Dr. Klaus HEISS, Weltraumexperte, zeigte sich hingegen irritiert über den "monopolartigen" Konsens in dieser Frage unter den österreichischen Politikern. Singer wisse, wovon er spreche. Was die Satelliten messen, wird nicht von Greenpeace bezahlt, sagte er. Messungen, die von Satelliten in der Troposphäre seit 20 Jahren 30.000 Mal pro Tag erstellt werden, zeigen unwiderlegbar einen Temperaturrückgang in diesem Zeitraum. Österreich solle weniger ausgeben für CO2-Reduktion und dafür mehr für ein Weltraumprogramm, damit es sich mit wissenschaftlichen Daten und nicht mit Meinungen an der Diskussion beteiligen kann, forderte Heiss. Die Verpflichtung einer CO2-Reduktion um 25 % bis 2010 sei jedenfalls technisch nicht machbar und würde 150 bis 200 Mrd. S kosten.

Prof. Dr. Helmut METZNER, Europäische Umweltakademie, unterstützte ebenfalls die These Singers und unterstrich, es gebe keinen Treibhauseffekt. Nicht der vom Menschen verursachte CO2-Anstieg bewirke einen Temperaturanstieg, sondern die natürliche, durch die Schwankungen der Sonnen-Emissionen hervorgerufene Erwärmung führe zu einem CO2-Anstieg, stellte er mit Nachdruck fest. Die Meteorologen würden Ursache mit Wirkung verwechseln. (Schluss)