Parlamentskorrespondenz Nr. 194 vom 12.04.2000

DIE KULTUR UND DAS BUDGET

Budgetausschuss berät Kulturagenden

Wien (PK) – Am Nachmittag befasste sich der Budgetausschuss schließlich noch mit den Aspekten der Kultur. Dabei sprachen die Abgeordneten Dr. CAP (S), Dr. POVYSIL (F), Dr. GLAWISCHNIG (G), JÄGER und Dr. WITTMANN (beide S) die Problematik unauffindbarer oder gar verschwundener Bilder an und wollten u.a. wissen, wie hoch der dadurch entstandene Schaden geschätzt werde und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Mehrere Fragen – neben Cap, Wittmann und Glawischnig auch von Dr. BRINEK (V) vorgebracht – hatten das Museumsquartier zum Inhalt. Abgeordnete WOLFMAYR (V) interessierte sich für die Ausstellungshöhepunkte des Jahres 2000.

In Diskussion (Wittmann und SCHASCHING, beide S, sowie PAPHAZY, F) stand auch die geplante Nationalstiftung sowie der Denkmalschutz, zu dem sich die Abgeordneten SEVIGNANI, Dr. KURZMANN (beide F) und Mag. MUTTONEN (S) äußerten. Die Abgeordneten ZIERLER und GAUGG (beide F) thematisierten die EU-Sanktionen gegen Österreich im Zusammenhang mit kulturellen Belangen, während die Abgeordnete BURKET (F) nach der Bedeutung der Volkskultur fragte. Aspekte der Forschung standen bei der Wortmeldung der Abgeordneten Mag. WURM (S) im Vordergrund, wohingegen Abgeordneter HORNEK (V) Österreichs internationales Kulturengagement ansprach.

Bundesministerin GEHRER erklärte eingangs, insgesamt sei es seit 1850 zu einem Verlust von mehr als 3.000 Bildern gekommen. Der überwiegende Großteil davon sei aber ordnungsgemäß ausgetragen worden. Viele Kunstwerke gingen noch in der Zeit der Monarchie in die Kronländer und kehrten danach nicht mehr nach Österreich zurück. Andere gingen durch Kriegseinwirkung verloren oder wurden verliehen. Teilweise sei es historisch auch zu Doppelinventarisierungen gekommen. Was die nun tatsächlich abgängigen 300 Objekte anbelange, so sei hier die Sicherheitsbehörde eingeschaltet, die entsprechende Nachforschungen anstelle.

In diesem Zusammenhang wies Gehrer auch darauf hin, dass der neue Direktor der Albertina mehr als eine Million Graphiken inventarisieren müsse, was in drei Monaten beim besten Willen nicht zu bewerkstelligen sei. Immerhin aber werde daran gearbeitet, entsprechende Klarheit also bald geschaffen. Die Gesamtinventarisierung sei trotz der damit verbundenen Anstrengung von größter Wichtigkeit. Gehrer schloss daran einen Bericht über die Rückgabe von Kunstwerken und hielt fest, bis dato seien 482 Inventarnummern restituiert worden.

Zum Museumsquartier gab Gehrer an, dieses werde im Juli 2001 mit einem feierlichen Festakt eröffnet. Die nötigen Bauarbeiten würden bis zum Mai kommenden Jahres abgeschlossen sein. Generell meinte die Ministerin, das Museumsquartier sei eine lebendige Szene, in der auch immer wieder neue Angebote gemacht werden könnten.

Unter den Ausstellungshöhepunkten für die nächste Zeit rage sicherlich „Karl V.“ im Sommer heraus, wobei es hier zum bislang einzigen Fall gekommen sei, wo es mit einem EU-Staat auf kultureller Ebene Schwierigkeiten gegeben habe. Diese konnten aber mittlerweile ausgeräumt werden. Weitere Ausstellungen befassten sich u.a. mit „Christlicher Kunst aus China“, mit „Gold aus dem Iran“, mit „Malerei aus dem Kongo“ und mit „Borromini“. Weiters werde „Agatha Christie und der Orient“ gezeigt. Überdies gebe es Spezialschauen zur Kunst des 20. Jahrhunderts, etwa zu Joseph Beuys.

Die geplante Nationalstiftung sollte nicht mit dem britischen National Trust verglichen werden, vielmehr gehe es darum, so Gehrer, mittels einer Stiftung Geld für überraschende Ankäufe, Unterstützungen, den Erwerb von Vor- und Nachlässen und dergleichen zur Verfügung zu haben. Diese Schritte sollten eben mit anderen finanziellen Mitteln als dem Budget erfolgen können, so das Regierungsmitglied.

Gehrer wandte sich sodann den Fragen des Kulturtourismus und der Bedeutung der Museen zu. Diesen Themenkomplexen messe die Regierung besondere Wichtigkeit zu, weshalb man sich auch immer wieder darum bemühe, Anträge auf Aufnahme in das Weltkulturerbe durchzubringen. In Wien solle entlang der 2er-Linie eine eigene Museumsmeile entstehen; derartige Schritte seien auch für die heimische Wirtschaft von einigem Interesse.

Hinsichtlich der Forschung merkte Gehrer an, hier solle demnächst eine Evaluierung stattfinden, woraufhin entsprechende Ergebnisse präsentiert werden würden. Die Ressortchefin äußerte sich auch zu einer allfälligen Ausgliederung von Nationalbibliothek und Denkmalschutz und sagte, hier müsse man abwägen, welche Maßnahmen den Interessen und Aufgaben dieser Institutionen am ehesten entsprächen. Der Denkmalschutz sei von großer Bedeutung, doch brauche es in diesem Bereich das nötige Fingerspitzengefühl, sei man doch hier immer wieder mit Interessensgegensätzen konfrontiert.

Bei der Volkskultur sollte sich der Bund eher darauf beschränken, koordinierend zu wirken. Gleichzeitig würden aber entsprechende Incentives gesetzt, um die Volkskultur zusätzlich zu fördern, was etwa auch durch ausgesetzte Preise geschehe, so die Ministerin abschließend. (Schluss)


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