Parlamentskorrespondenz Nr. 562 vom 13.10.2000

DA CAPO AL FINE: DAS MUSEUMSQUARTIER

Kulturausschuss befasst sich erneut mit "Jahrhundertprojekt"

Wien (PK) - In seiner heutigen Sitzung beschäftigte sich der Kulturausschuss des Nationalrates im Rahmen einer Aktuellen Aussprache ein weiteres Mal mit dem Thema "Museumsquartier". Auf Antrag der Abgeordneten Gertrude Brinek (V) wurde dazu Wolfgang Waldner, der Geschäftsführer der Museumsquartier Errichtungs- und Betriebsgesellschaft, als Auskunftsperson geladen. Anträge der Abgeordneten Eva Glawischnig, als Kulturausschuss eine Begehung des Museumsquartiers zu machen, und des Abgeordneten Josef Cap, auch Vertreter der Drittnutzer des Museumsquartiers zu hören, wurden von den Regierungsparteien abgelehnt, was wiederum auf Kritik seitens der Sozialdemokraten und der Grünen stieß.

Waldner berichtete eingangs, das Projekt liege sowohl im Budget- als auch im Terminplan, was er als die zentrale Aussage ansehe. Die Schwerpunkte seiner Tätigkeit lägen einerseits in der Errichtung der Neubauten sowie der Sanierung der Altbauten sowie andererseits in der Fassadensanierung und der Innenhofgestaltung. Auch die nötige Infrastruktur werde geschaffen, die vom Sanitärbereich bis zum Ticketing, von der Buchhandlung bis zu Shops, von einer Trafik bis zu Gastronomiebetrieben reiche. Das Museumsquartier, hielt Waldner fest, sei eines der 10 grössten Kulturzentren der Welt, weshalb es auch entsprechend international vermarktet werden sollte.

In der daran anschließenden Debatte richteten die Abgeordneten Christine Muttonen, Peter Wittmann, Gisela Wurm, Walter Posch, Josef Cap (alle S), Ilse Burket, Sylvia Paphazy, Brigitte Povysil (alle F), Gertrude Brinek (V) und Eva Glawischnig (G) eine Fülle von Detailfragen an den Geschäftsführer.

Waldner hielt daraufhin fest, das seiner Arbeit zugrundegelegte Konzept sei schon vor 10 Jahren von Dieter Bogner entwickelt und seitdem mehrmals überarbeitet worden. Auf diesem basiere auch der diesbezügliche Beschluss des Ministerrates anno 1996. Man habe es im Museumsquartier mit verschiedenen Komponenten zu tun, so reiche die ausgestellte Kunst vom 19. über das 20. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Auch die präsentierten Kunstformen seien mannigfach und werden in einem speziellen Nutzungsmix adäquat der Öffentlichkeit präsentiert.

90 Prozent der zur Verfügung stehenden Fläche seien bereits fix vergeben und daher absolut indisponibel. Diese werde u.a. von der Sammlung Leopold, dem Museum Moderner Kunst, der Kunsthalle Wien und dem Kindermuseum genutzt werden. Somit stünden rund 3.000 Quadratmeter für Drittnutzer zur Verfügung. Im Rahmen der "Bauphase 2" müssten diese aber in andere Quartiere ausweichen, da dann der entsprechende Bereich generalsaniert werde. Im März 2002 sollte der Wiederbezug beginnen, weshalb man im März 2001 entscheiden wolle, welche Drittnutzer tatsächlich zum Zuge kommen sollen. Darüber werde ein eigener Expertenbeirat befinden. Dies sei ein faires Angebot an die Gruppen, weil sie schon vor dem Auszug im Mai 2001 wissen werden, ob sie 2002 in ihre Räumlichkeiten zurückkehren können.

Dieser Bereich, so Waldner weiter, firmiere gegenwärtig unter dem Arbeitstitel "Quartier 21", für den es die verschiedensten Ideen gebe - von Künstlerateliers über Crossover bis zur Bürogemeinschaft Kultur. Hier gebe es einen laufenden Dialog mit den Drittnutzern zu den damit in Zusammenhang stehenden Fragen. Es gebe, schloss Waldner, die einmalige Chance, das Museumsquartier als "Jahrhundertprojekt" zu positionieren, wofür die Gesellschaft auch entsprechende Aktivitäten setze. Das Museumsquartier könne gut und gern 1,1 Millionen Besucher jährlich erreichen, wenn man die vorhandenen Möglichkeiten auch nutze, zeigte sich der Geschäftsführer überzeugt.

Bundesministerin Elisabeth Gehrer appellierte an alle, den innovativen Charakter dieses Projektes zu sehen. Besonders begrüsste sie die Idee einer "Bürogemeinschaft Kultur", die sie als eine Art "kulturelles Gründerzentrum" gesehen haben wolle. Gehrer zeigte sich davon überzeugt, dass hier eine lebendige Kunstszene entstehen werde, die auch wechseln könne, solle doch gerade zeitgemässe Kunst nicht statisch werden.

Weiters wurde in der heutigen Sitzung Eduard Mainoni (F) als neuer Schriftführer des Ausschusses gewählt. (Schluss)