Parlamentskorrespondenz Nr. 156 vom 08.03.2002

"EIN JAHR GROSSER UMSETZUNGEN"

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Wien (PK) - "Das Jahr 2000 war im Bereich der Bundesmuseen und anderer Institutionen, die sich mit dem Erhalt des kulturellen Erbes Österreichs beschäftigen, ein Jahr großer Umsetzungen", hält Bundesministerin Elisabeth Gehrer in ihrer Einleitung zum Kulturbericht 2000 fest (III-133 d.B.), dabei auf die im Bundesmuseengesetz 1998 beschlossene Überleitung der österreichischen Bundesmuseen in vollrechtsfähige wissenschaftliche Anstalten, die Novellierung des Denkmalschutzgesetzes und auf den fristgerechten Abschluss der Arbeiten am Museumsquartier verweisend. Wie gewohnt gliedert sich der Bericht dabei in die Abschnitte "Bundesmuseen", "Österreichische Nationalbibliothek", "Volkskultur", "Phonothek", "Hofmusikkapelle" und "Denkmalschutz".

BESUCHERZAHLEN

Im Jahr 2000 besuchten insgesamt 2,699.332 Personen die österreichischen Bundesmuseen (gegenüber 2,642.046 Personen im Jahr zuvor), was einer Steigerung von zwei Prozent entspricht. Besonders bedeutsam waren dabei die Besucherzuwächse im Technischen Museum (+41 Prozent), in der Österreichischen Galerie (+24 Prozent) und im Volkskundemuseum (+22 Prozent), während es nur in der Albertina - und hier bedingt durch teilweise Schließungen während der Umbauarbeiten - zu einem nennenswerten Besucherrückgang kam. Die Ausgaben der Bundesmuseen beliefen sich im Jahr 2000 auf 899,3 Mill. S (65,4 Mill. Euro) gegenüber 715,7 Mill. S im Jahr zuvor. Gestiegen sind allerdings auch die Einnahmen auf nunmehr 233,4 Mill. S gegenüber 113,3 Mill. S im Jahr zuvor.

DIE MUSEEN IM EINZELNEN

Das Kunsthistorische Museum konnte auch im Jahr 2000 wieder einige spektakuläre Ausstellungen präsentieren, unter denen vor allem die Schau "Kaiser Karl V. 1500-1558" herausragte, die auch international für höchste Anerkennung sorgte. Nebenbei gab es noch Exhibitionen über zypriotische Kunst der Antike, über "7000 Jahre persische Kunst" und über "Das Geld der Römer". Mit 1,15 Millionen Besuchern per anno ist das KHM immer noch das Flaggschiff der heimischen Museen schlechthin.

Unter den Ausstellungen des Naturhistorischen Museums ragten v.a. jene über die Wale und jene über "Uhu, Eule, Kauz" heraus, wie auch weiterhin die Ergebnisse der hauseigenen Forschung präsentiert wurden. Die Besucherzahlen wiesen leicht steigende Tendenz auf, waren doch 2000 357.000 Personen (gegenüber 325.000 im Jahr 1999) zu Gast im "Naturhistorischen".

Das Museum für Völkerkunde leidet hingegen weiterhin unter Besucherschwund. Erlebte man schon 1999 mit rund 70.000 Besuchern einen Rückgang von 40.000 Personen gegenüber 1998, so sank das Publikumsinteresse 2000 neuerlich auf nunmehr nur noch 65.000 Gäste. Und das, obwohl mit Ausstellungen wie "Geheimnisvolle Zeichen im Alten Peru" oder "Agatha Christie und der Orient" durchaus ein ansprechendes Programm geboten wurde.

Die Österreichische Galerie im Belvedere sicherte sich auch 2000 wieder die Silbermedaille unter den heimischen Bundesmuseen. Mit fast einer halben Million Besuchern zählt die Galerie zu den bestbesuchtesten Kunsttempeln Österreichs, wozu freilich auch im Berichtsjahr wieder attraktive Sonderschauen wie jene über Moritz von Schwind und "Klimt und die Frauen" maßgeblich beitrugen. Die Galerie agierte darüber hinaus überaus sparsam und verzichtete auf spektakuläre Ankäufe. Die wissenschaftliche Publikationstätigkeit des Hauses war hingegen rege wie eh und je.

Die Albertina musste ob der Umbauarbeiten de facto zur Jahresmitte ihren Ausstellungsbetrieb einstellen, weshalb über´s Jahr ein Besucherrückgang von 51 Prozent konstatiert werden müsste. Im ersten Halbjahr gab es gleichwohl mit "Nonkonformistische Künstler aus der Sowjetunion" und "Francesco Borromini" noch zwei exhibitionistische Highlights. Ab 2003 soll wieder der herkömmliche Betrieb im Haus möglich sein, heißt es in dem Bericht.

Erfolgreich bilanzierte auch das MAK, das mit seiner Luis Barragan-Ausstellung eines der unbestrittenen Ausstellungshighlights des Jahres 2000 präsentieren konnte. Aber auch die Präsentationen der Werke von Joseph Beuys oder André Lepecki fanden ihre Interessenten. Die Besucherzahlen des MAK stagnierten 2000 auf dem hohen Niveau der letzten Jahre. Bewährt hat sich auch das Konzept der "MAK-Nite", wo lange Öffnungszeiten und abwechslungsreiches Programm auf reges Besucherinteresse stießen.

Zurückgegangen ist hingegen der Besuch des Museums moderner Kunst, Stiftung Ludwig (von rund 130.000 auf knapp über 110.000 Besucher), was wohl aber auch daran lag, dass 2000, sieht man von einer Miro-Ausstellung ab, keinerlei nennenswerte Sonderschauen im Programm der Sammlung waren.

Das abwechslungsreiche Programm des TGM stieß auch 2000 wieder auf zahlreiches Interesse, und so erzielte das Technische Museum mit knapp 300.000 Besuchern hinter KHM, Österreichischer Galerie und Naturhistorischem Museum das viertbeste Ergebnis aller Bundesmuseen. Das pathologisch-anatomische Bundesmuseum und das Österreichische Theatermuseum konnten ihre Vorjahrsresultate im Wesentlichen halten, wohingegen das Museum für Volkskunde deutliche Zuwächse erzielen konnte, was auch der innovativen Ausstellungsgestaltung im Ethnographischen Museum in Schloß Kittsee geschuldet ist, das sich in den letzten Jahren zu einem Schmuckkästchen unter den Bundesländermuseen entwickelt hat.

ÖSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK

Am 21. November 2000 konnte die Sonderschau "10 Jahre Buchpatenschaft" im Prunksaal der Nationalbibliothek eröffnet werden, wo eine Zwischenbilanz der wohl erfolgreichsten Aktion zur Rettung alter Bücher gezogen wurde. Dank des großen Engagements der ÖNB wie der Hilfsbereitschaft aus dem In- und Ausland können so zahllose wichtige Werke nicht nur vor dem Verfall gerettet werden, sondern sogar in neuem Licht erstrahlen. Allein im Berichtsjahr entschlossen sich weitere 300 Paten, die Aktion zu unterstützen, durch die bislang knapp 25 Mill. S (1,8 Mill. Euro) aufgebracht werden konnten, mit denen seit Beginn der Aktion schon rund 190.000 Bände restauriert wurden. Im Rahmen der Öffnung der ÖNB kam es auch zu einer Reihe von Veranstaltungen, unter denen die Lesereisen des Wieser-Verlags aus Klagenfurt hervorragen, bei denen Prominente jeweils einen Band der exklusiven Reihe "Europa Erlesen" vorstellen. Große Erfolge konnte die ÖNB aber auch bei der fortschreitenden Digitalisierung seiner umfangreichen Kataloge erzielen. Bemerkenswert auch, dass die Zahl der Besucher mit 106.522 (ein Plus von über 15 Prozent gegenüber 1999) einen neuen Rekordwert erreichte.

HOFMUSIKKAPELLE

Traditionell hoch blieb die Auslastung der Veranstaltungen der Hofmusikkapelle mit durchschnittlich 94 Prozent. Die Kapelle selbst wurde im Berichtsjahr von rund 5.400 Personen besucht. Höhepunkt der Aktivitäten der Hofmusikkapelle war fraglos die feierliche Umrahmung einer Heiligen Messe im Petersdom zu Rom aus Anlass des Welttreffens des Ritterordens vom Heiligen Grab am 3. März 2000, bei welcher Gelegenheit Riccardo Muti die Kapelle dirigierte. In der Burgkapelle selbst wurden im Jahr 2000 42 Messen aufgeführt.

DENKMALSCHUTZ

Beim Denkmalschutz wurde 2000 ein wenig der Sparstift angesetzt. Wurden 1999 noch 1.456 Objekte gepflegt, restauriert oder saniert, so waren es 2000 nur noch 1.284. Die aufgewendete Summe hiefür betrug 2000 146,9 Mill. S gegenüber 165,1 Mill. S im Jahr 1999. Spitzenreiter bei den so bedachten Objekten sind quantitativ abermals Nieder- und Oberösterreich, während das Burgenland und Wien im Berichtszeitraum die Schlusslichter bildeten. Die österreichische Hilfe für die Reformstaaten Bulgarien, Slowakei, Rumänien, Ungarn und Tschechien wurde fortgesetzt, außerdem fördert der Bund das Europäische Zentrum für Berufe in der Denkmalpflege in Venedig.

Abschnitte über die Österreichische Phonothek, die Volkskultur und das öffentliche Büchereiwesen runden den ebenso umfangreichen und detaillierten wie übersichtlichen und anschaulichen Bericht ab, mit dem eines der zentralen Anliegen der Politik des Ministeriums unterstrichen wird, oder, wie es Bundesministerin Gehrer formuliert: "Die Stärkung des Bewusstseins einer breiten Öffentlichkeit für die Bedeutung des Erhaltes des reichen kulturellen Erbes unseres Landes ist auch in Zukunft eine der großen Herausforderungen für die Kulturpolitik meines Ressorts." (Schluss)