Parlamentskorrespondenz Nr. 275 vom 17.04.2002

WEITGEHENDE EINIGKEIT FÜR MARCHFELDSCHLÖSSER-PROJEKT

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Wien (PK) - Weitgehende Einigkeit kennzeichnete die Debatte über eine Gesetzesvorlage zur Errichtung einer Marchfeldschlösser Revitalisierungs- und Betriebsgesellschaft, dem die Grünen teilweise ihre Zustimmung verweigerten.

Abgeordnete Dr. MOSER (G) bezeichnete die Marchfeldschlösser als ein in Mitteleuropa einzigartiges Kulturensemble und brachte die prinzipielle Zustimmung der Grünen zu dem vorliegenden Konzept für die Sanierung, Revitalisierung und Vermarktung der Schlösser zum Ausdruck. Negativ sehen die Grünen aber die vorgesehene Verkehrsanbindung, die überzogene Finanzierung und die geplanten Personalentscheidungen - zu den diesbezüglichen Teilen des Gesetzes könnten sie nicht ja sagen.

Abgeordneter EDER (S) signalisierte hingegen ein positives Abstimmungsverhalten seiner Partei. Die Schloss Schönbrunn-Gesellschaft sei eine der wenigen Gesellschaften weltweit, die sich mit der Vermarktung eines Schlosses befasse und dabei auf eigenen wirtschaftlichen Beinen stehen könne. Es sei daher aussichtsreich, von Schönbrunn ausgehend eine Schlösserkette nach dem Vorbild der Loire-Schlösser als ein mitteleuropäisches Vorzeigeprojekt zu schaffen, das in Zukunft auch die Grenzen nach Ungarn und in die Slowakei überschreiten könnte.

Abgeordnete Dr. WOLFMAYR (V) erläuterte die geplante Gründung einer Marchfeldschlösser-Kultur-und Betriebsgesellschaft als gemeinsame Tochter der Tiergarten- und der Schloss-Schönnbrunn-Gesellschaft und deren Ziel, die sich zum Teil noch in einem dornröschenartigen Schlaf befindlichen Marchfeldschlösser zu sanieren und für das Publikum zu  öffnen. Dabei entwickelte die Abgeordnete die Vision einer mitteleuropäischen grenzüberschreitenden Schlösserstraße, die der Bildung, einer familiengerechten Erholung und dem sanften Tourismus ohne Eventkultur und Disney-Land-Charakter dienen soll.

Abgeordneter Mag. FIRLINGER (F) sprach von einem zukunftsträchtigen Projekt für Kultur und Natur, das viele Arbeitsplätze schaffen und der grenzüberschreitenden Verständigung in Mitteleuropa dienen wird. Die Freiheitlichen haben Vertrauen zum Management des Tiergartens Schönbrunn und sind überzeugt, dass die neue Gesellschaft ein gutes Konzept für die Marchfeldschlösser erarbeiten wird.

Abgeordneter Dr. RADA (S) sah ein hervorragendes Projekt für das Marchfeld und drängte darauf, die geplante Gesellschaft auf gesunde betriebswirtschaftliche Beine zu stellen. Probleme ortete er bei der Verkehrsanbindung und wandte sich daher dagegen, die Nebenbahn nach Engelhartstetten - wie geplant - einzustellen. Außerdem regte Rada an, sich Gedanken über die Hotellerie im Marchfeld zu machen und Abstand von der Idee zu nehmen, eine Schnellstraße zu bauen.

Abgeordneter Mag. DONNERBAUER (V) sprach von einem guten Tag für die Marchfeldschlösser SchloßHof und Niederweiden und für das Weinviertel insgesamt, da es darauf hoffen könne, dass die Erfolgsgeschichte des Schlosses Schönbrunn ihre Fortsetzung im Marchfeld findet.

Abgeordnete Dr. POVYSIL (F) gab als Vorsitzende des Kulturausschusses ihrer Freude über diesen Beschluss Ausdruck. Dieses Kulturprojekt überzeuge durch die gesamthafte Sicht, die vom Mobiliar über die Nebengebäude in die Umgebung der Schlösser und bis hin zu Tierparks mit historischen Jagdtieren reicht.

Abgeordneter LEXER (V) sprach von einem Gebot der Stunde und einer öffentlichen Pflicht, die Marchfeldschlösser zu revitalisieren und sie einer touristischen Nutzung zuzuführen. Man sollte aber darüber hinaus auch die Möglichkeit ins Auge fassen, die Schlösser zur Unterbringung von Fachhochschulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen zu nutzen.

Abgeordneter NEUDECK (F) bezifferte den Beitrag des Bundes mit 26 Mill. Euro, den des Landes Niederösterreich mit 4 Mill. Euro und nannte das einen wichtigen Impuls für die klein- und mittelständische Bauwirtschaft des Weinviertels, die sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befinde. Die Ablehnung der Grünen sei ihm völlig unverständlich.

Abgeordneter WENITSCH (F) dankte als Weinviertler Abgeordneter den Antragstellern und sprach die Hoffnung auf einen Aufschwung in einer Region mit zuletzt rückläufigen Wirtschaftsdaten an.

Wirtschaftsminister Dr. BARTENSTEIN dankte dem Präsidenten des Marchfelder Schlösservereins Werner Fasslabend für sein Engagement und wies darauf hin, dass die erste Bauphase durch Mittel der Hochbaumilliarde abgesichert sei. Es handle sich um ein klassisches Projekt des Kulturtourismus, das große Hoffnungen wecke, weil es in der Hand der erfolgreichen Manager des Schlosses Schönbrunn einerseits und des Tiergartens Schönbrunn andererseits liege.

Der Gesetzentwurf wurde in getrennter Abstimmung teils einstimmig, teils mehrheitlich angenommen.

(Schluss Marchfeld-Schlösser/Forts. NR)