Parlamentskorrespondenz Nr. 609 vom 27.08.2002

TOURISMUSBERICHT: 2001 BRACHTE NÄCHTIGUNGSSTEIGERUNG VON 1,3 %

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Wien (PK) - Der nun vorliegende Bericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich (III-165 d.B.) bescheinigt dem heimischen Tourismussektor für das Jahr 2001 ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die rund 27 Millionen Gäste bedeuteten eine Nächtigungssteigerung von 1,3 % gegenüber dem vorangegangenen Jahr und schlugen sich mit einem Umsatz von 16,5 Mrd. € zu Buche. Der Wertschöpfungsanteil der Branche am BIP betrug rund 9,5 %.

GÄSTEREKORD, ABER KÜRZERE AUFENTHALTSDAUER

Mit den rund 27 Millionen Gästeankünften erzielte das Tourismusjahr 2001 einen noch nie erreichten Höchststand, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Urlauber ist jedoch seit 1992 von 4,9 auf 4,3 Nächte gesunken.  Diese Entwicklung belegt, wie es im Bericht heißt, einerseits die steigende Beliebtheit Österreichs als Tourismusziel, andererseits aber auch den anhaltenden Trend zum Kurzurlaub. Von den im Reiseverkehr für Österreich wichtigen Herkunftsmärkten verzeichnete der Grossteil Zuwächse, nur die Zahl der Nächtigungen von Franzosen und Schweden ging zurück, jene der Belgier stagnierte. Bei den deutschen Gästen hingegen konnte der Spitzenwert von 1992 wieder erreicht werden.

QUALITÄT IST IMMER MEHR GEFRAGT

Deutlich gestiegen ist auch der reale Aufwand der Gäste pro Nächtigung, und zwar auf nunmehr rund 130 €. Der Bericht wertet dies als Indiz für die Qualitätssteigerung im österreichischen Tourismus. So nahm auch im Jahr 2001 der Anteil der Übernachtungen in der gehobenen Hotellerie an den Gesamtnächtigungen weiter zu. Knapp 53 % aller ausländischen und rund 49 % der österreichischen Gäste bevorzugten die 4/5-Sterne-Kategorie. Der Bericht empfiehlt daher der heimischen Tourismuswirtschaft auch für die Zukunft eine Strategie der Vermarktung Österreichs als Kurzurlaubsdestination sowie konsequente Investitionen in die Qualität des Angebotes.

NEGATIVE EIGENKAPITALQUOTE GEFÄHRDET STABILITÄT DER BETRIEBE

Zur wirtschaftlichen Lage der Hotellerie merkt der Bericht zwar grundsätzlich an, dass die durchschnittlichen Einnahmen pro Unternehmen sowohl in der 3-Sterne-Kategorie als auch in der 4/5-Sterne-Kategorie gestiegen sind. Von der in der Tourismusbranche feststellbaren positiven Entwicklung der Auslastung konnten jedoch die Betriebe der 3-Sterne-Kategorie nicht in vollem Umfang profitieren. Die Unternehmen des höheren Qualitätsniveaus sind dabei, die schlechteren Qualitäten zu überholen. Die heimische Hotellerie entwickelt sich sowohl nachfrage- als auch anfrageseitig zu einem Hochpreissegment, skizziert der Bericht den aktuellen Trend.

Besorgt zeigt sich der Bericht über die nach wie vor schlechte Eigenkapitalsbasis der österreichischen Tourismusbetriebe. Trotz der verbesserten Auslastung der Hotellerie habe sich das negative bilanzielle Eigenkapital weiter verschlechtert, womit die Stabilität bei einem erheblichen Teil der Unternehmen beeinträchtigt sei, heißt es dazu. So betrug die Eigenkapitalquote im Jahr 2000 -8,5 % bei den Unternehmen der 4/5-Sterne-Kategorie und -28,7 % in der 3-Sterne-Kategorie. Während in der 4/5-Sterne-Kategorie eine leichte Verbesserung erreicht werden konnte, war die Tendenz im 3-Sterne-Bereich weiter sinkend. Trotz der erfreulichen Erfolge bei den Nächtigungen und den Umsätzen befindet sich damit weiterhin ein wesentlicher Teil der österreichischen Tourismuswirtschaft in einer angespannten Situation, die derzeit nur aufgrund der günstigen Zinslandschaft nicht zu weitergehenden Schwierigkeiten führt, warnt der Bericht.

11. SEPTEMBER 2001: ÖSTERREICHS TOURISMUS NUR SCHWACH BETROFFEN

In einem eigenen Kapitel widmet sich der Bericht den Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 auf den Fremdenverkehr. Während weltweit die Zahl der internationalen Touristenankünfte im  letzten Quartal des Jahres um 11 % sank, verzeichnete Österreich in diesem Zeitraum nur einen leichten Rückgang von 1,2 %. Der Bericht begründet dies mit dem Umstand, dass Österreich grundsätzlich eine Auto- und keine Flugreisedestination ist und die Überseetouristen einen geringen Anteil der Gäste ausmachen. Generell haben die Ereignisse vom 11. September aber zu einer gestiegenen Nachfrage nach Inlandsaufenthalten bzw. nach bereits bekannten und nahen ausländischen Destinationen geführt, wobei PKW und Bahn als Verkehrsmittel zu Lasten des Flugzeuges an Bedeutung gewinnen, lautet das Resümee des Berichtes. Die Österreich-Werbung reagierte auf den 11. September mit einer Nahmarktinitiative mit einem Budget von rund 2,4 Mill. €. (Schluss)