Parlamentskorrespondenz Nr. 338 vom 19.05.2003

BILANZ AUF HOCHSCHULEBENE

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Wien (PK) - "Der Hochschulbericht 2002 ist der 12. Bericht an den Nationalrat über die Leistungen, Entwicklungen und Herausforderungen des österreichischen Hochschulwesens. Er dokumentiert in umfassender Weise die Weiterentwicklungen der österreichischen Universitäts- und Wissenschaftslandschaft seit dem letzten Bericht 1999. Der Berichtszeitraum ist geprägt durch die gänzliche Umsetzung des UOG 93 und des KUOG, der Neugestaltung der Studienpläne auf Basis des UniStG, die Fortsetzung des Ausbaus des Fachhochschulsektors und die Weiterentwicklung hin zu selbständigen Universitäten mit eigener Rechtspersönlichkeit." So lautet das Resümee von Bundesministerin Elisabeth Gehrer im Vorwort zum Hochschulbericht 2002, der dieser Tage dem Nationalrat zugeleitet wurde (III-6 d.B.).

Wie Gehrer weiter ausführt, handelt es sich bei dem vorliegenden Bericht um "für alle mit Hochschulpolitik Befassten und daran Interessierten ein wichtiges Nachschlagewerk und eine faktenreiche Dokumentation für die bildungs- und forschungspolitische Diskussion der Zukunft."

Den Berichtszeitraum des Hochschulberichts kennzeichnen tief greifende Veränderungen des österreichischen Universitätssektors, die auf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit abzielen und die Universitäten in die Lage versetzen sollen, "eine Weltklasse-Position zu erreichen oder zu erhalten". Im Fachhochschulbereich wird, so zeigen sich die Autoren des Berichts überzeugt, das Ziel, im Jahr 2005 ein Drittel aller Studienanfänger in diesem Bereich zu haben, erreicht werden. Hiezu wurde "der Ausbau mit großen Anstrengungen forciert".

Die einzelnen hochschulpolitischen Maßnahmen und Entwicklungen in den verschiedenen Aufgabenbereichen werden in der Folge in neun Kapiteln dargelegt, ein weiterer Band ergänzt diese Ausführungen um systematisch aufbereitetes Datenmaterial und liefert ein "statistisches Porträt" in über 200 Tabellen mit Kennzahlen und Indikatoren einzelner Universitäten sowie einer Vielzahl an Statistiken zur Hochschulfinanzierung, zum Personal, zu den Studierenden und Absolventen, Raumressourcen und dergleichen mehr.

DIE HOCHSCHULLANDSCHAFT IM DETAIL

Der Bericht verdeutlicht, dass die Implementierung des UOG 93 Ende 1999 mit den Universitäten Graz und Wien abgeschlossen wurde. Insgesamt dauerte der diesbezügliche Prozess fünf Jahre. Die Implementierung des KUOG konnte 2002 abgeschlossen werden. Damit wurden die Kunstuniversitäten grundlegend umgestaltet, auch ergeben sich Impulse für eine verstärkte Verbindung von Künsten und Wissenschaften.

Mit der Dienstrechtsreform 2001 im Vorfeld der Universitätsreform wurden die Weichen für die völlige Neugestaltung des Universitätslehrer-Dienstrechts gestellt. Diese Reform führt, so der Bericht, zu "mehr Eigenverantwortung und Flexibilität" der Universitäten im Personalmanagement. Die Berichterstatter erwarten sich hievon eine "deutliche Steigerung der Mobilität des Universitätspersonals" und eine Verbesserung des Austauschs zwischen Privatwirtschaft und Universitäten.

Veränderungen gab es auch im Bereich "Lehre und Forschung". Seit diesem Wintersemester sind 95 Prozent der Studienpläne nach dem UniStG gestaltet. Zu den zentralen Elementen der Studienreform zählen u.a. ausführliche Anhörungs- und Begutachtungsverfahren, Qualifikationsprofile und die Erhöhung der Transparenz von Ausbildungsergebnissen, heißt es in dem Bericht. Weiters trug man den europäischen Entwicklungen Rechnung und visierte die Einführung eines dreistufigen Studiensystems in Österreich an. Schließlich wurden ob fachlicher Innovationen oder Arbeitsmarkterfordernisse neue Studien wie "Molekulare Biologie" und "Informatikmanagement" eingerichtet.

NEUE ENTWICKLUNGEN IM TERTIÄREN SEKTOR

Der Fachhochschulsektor wurde im Berichtszeitraum konsolidiert und weiter ausgebaut. Im Wintersemester 2001/02 wurden bereits 93 Studiengänge von 20 Erhaltern angeboten. Seit 2002 sind nun auch Bakkalaureats- und Magisterstudiengänge möglich. Überdies konnten fünf Einrichtungen als Privatuniversitäten akkreditiert werden, wobei der diesbezügliche Rat als qualitätssichernde Instanz fungiert und eine begleitende Kontrolle ausübt.

DIE FINANZIELLE SEITE

Die Hochschulausgaben des Bundes betrugen 2001 insgesamt 24 Mrd. Euro, das entspricht 4 Prozent der gesamten Bundesausgaben bzw. 1,1 Prozent des BIP. Im internationalen Vergleich liegt Österreich damit im europäischen Spitzenfeld. Eine Veränderung der Einnahmensituation der Universitäten ergab sich durch die Einhebung von Studiengebühren ab 2001, wodurch 64 Mio. Euro im ersten Jahr lukriert werden konnten. Für 2002 werden 145 Mio. Euro erwartet. Damit konnten die Universitäten den Grad der Ausgabendeckung auf fast 9 Prozent steigern. Auch die Raumressourcen konnten weiter verbessert werden und betragen nun 1,4 Mio. Quadratmeter.

FRAUEN AN DEN HOCHSCHULEN

Während der Zustrom der Frauen an die Universitäten weiter anhält - so sind bereits 57 Prozent aller Studienanfänger weiblichen Geschlechts -, und die Frauen auch bei den Graduierungen mehr als 50 Prozent erreichen, bleibt die Unterrepräsentation beim Universitätspersonal aufrecht. Unter den Universitätsassistenten sind nur knapp mehr als 31 Prozent, unter den Professoren gar nur 7 Prozent weiblich.

Die rechtlichen Maßnahmen zur Frauenförderung finden dementsprechend ihre Ergänzung in programmatischen Aktivitäten zur Personalförderung sowie der Frauenforschungsförderung. Hier sind, heißt es in dem Bericht, vor allem infrastrukturelle Schritte als auch die Ausweitung entsprechender Koordinationsstellen für Frauenforschung und Frauenstudien zu nennen. Besonders hervorzuheben sind die Hertha Firnberg-Stellen im Universitätsbetrieb, durch die weibliche Lehrende positiv diskriminiert werden, um die genannten Defizite rasch und entschlossen zu eliminieren. Über den Rat für Forschung und Technologieentwicklung werden zusätzliche Mittel für die Frauenförderung bereitgestellt.

INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT

Die Errichtung eines "europäischen Hochschulraumes" bis zum Jahr 2010 ist das erklärte Ziel der Bildungsminister aus 29 Staaten, was den anhaltenden Trend zur Internationalisierung des Hochschulwesens unterstreicht. Österreich beteiligt sich überdies weiterhin konsequent an den internationalen Bildungsprogrammen "Sokrates" und "Leonardo" und liegt dort nach wie vor im Spitzenfeld bei der Auslastung der zur Verfügung stehenden Plätze.

Die Beteiligung der österreichischen Universitäten am 5. EU-Forschungsrahmenprogramm ist gegenüber dem 4. leicht gestiegen, wobei vor allem Österreichs junge Forschende in Programmen wie den "Marie Curie-Stipendien" oder dem "EU Contest for Young Scientists" überaus erfolgreich waren.

FÖRDERUNG DER STUDIERENDEN

Optimiert wurden auch Beratung und Förderung der Studierenden. Dem Bildungsministerium kommt dabei eine zentrale Koordinationsfunktion zu, es übernimmt vor allem die Beratungsaktivitäten für den tertiären Bildungsbereich. Im Bericht lässt sich nachlesen, welche Schritte konkret gesetzt werden. So erfolgt die Beratung neben der Fortführung bewährter Publikationen zunehmend durch neue Medien wie CD-ROM und Internet. Auch dem persönlichen Gespräch kommt weiterhin große Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang wird im Bericht vor allem auf die "BeSt", die Messe für Beruf und Studium, verwiesen.

Die staatliche Studienförderung hat im Berichtszeitraum wesentliche Erweiterungen erfahren. Einkommensgrenzen und Absetzbeträge wurden erhöht, der Bezieherkreis von Studienbeihilfen konnte erweitert werden. Dadurch stieg der Anteil von Beziehern finanzieller Unterstützungen im Berichtszeitraum von 14 auf über 20 Prozent, so der Bericht. Weitere Neuerungen betrafen Flexibilisierungen und Erweiterungen der Grenzbeträge für eigenes Erwerbseinkommen. Im Ministerium wurde eine eigene Studierendenanwaltschaft organisiert, die Anfang 2001 ihre Arbeit als Teil der Qualitäts- und Leistungsoffensive für die Universitäten aufgenommen hat und im Berichtszeitraum erste konkrete Erfolge erzielen konnte.

ABSOLVENTEN UND ARBEITSMARKT

Insgesamt waren Anfang 2002 194.776 Studierende an den diversen Hochschulen immatrikuliert. Davon waren 14 Prozent Studienanfänger und insgesamt 94 Prozent ordentliche Hörer. 52 Prozent der Studierenden waren Frauen. Im Studienjahr 2000/01 kam es zu insgesamt 16.700 Studienabschlüssen, wobei der Frauenanteil mit 8.418 knapp mehr als 50 Prozent ausmachte. Dies bedeutete einen Höchststand bei den Abschlüssen, nach einer Querschnittsbetrachtung konnten damit knapp 64 Prozent der Studierenden ihr Studium auch erfolgreich abschließen. Besonders taten sich dabei die Geistes-, aber auch die Naturwissenschaftler hervor.

Die Verfasser des Berichts konstatieren, dass die Karriereverläufe der Absolventen grosso modo zufrieden stellend verlaufen. Die Einhebung von Studiengebühren werde die Verweildauer an den Universitäten deutlich verkürzen und längerfristig auch zu verringerten Studierendenzahlen führen. Durch die Einführung der Bakkalaureatsstudien sei künftig auch mit höheren Erfolgsquoten zu rechnen, heißt es in dem Bericht weiter.

QUALITÄTSSICHERUNG

Ein vorrangiges hochschulpolitisches Ziel ist schließlich die Sicherung von Qualität in Lehre und Forschung, deren Realisierung durch entsprechende Maßnahmen den Universitäten obliegt. Der Bericht erhellt die Vernetzungen zwischen Hochschulebene und Politik, die diesbezügliche Erfolge ohne Reibungsverluste ermöglichen, wobei der Statistik, der Daten- und der Informationsbeschaffung und -auswertung eine zentrale Rolle zukommt. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, hat das Bildungsministerium einen Bestand an universitätsbezogenen Daten (Gesamtevidenz, Arbeitsberichte und dergleichen) angelegt, wobei entsprechende Gesetze den Umgang mit den diesbezüglichen Informationen normieren: "Das mit einem Rahmendatenmodell verbundene Konzept, alle Datenanforderungen des Bundesministeriums gegenüber den Universitäten in einer Verordnung zusammenzufassen, erscheint mittelfristig verfolgbar", heißt es hiezu in dem Bericht.

Ein umfangreicher Anhang samt Literaturverzeichnis und ein eigener Statistikteil runden den insgesamt 566 Seiten umfassenden Bericht ab. (Schluss)