Parlamentskorrespondenz Nr. 905 vom 26.11.2003

FÜR EINE POLYSPORTIVE AUSBILDUNG

Aktuelle Aussprache im Sportausschuss des Nationalrats

Wien (PK) - Vom Schul- bis zum Seniorensport, von der Fußball-EM bis zum Berufsportgesetz reichten die Themata einer aktuellen Aussprache, die am Beginn der heutigen Sitzung des Sportausschusses abgehalten wurde. Außerdem behandelte der Ausschuss eine Regierungsvorlage und zwei Anträge der SPÖ.

In der Fragerunde der Aussprache thematisierten die Abgeordneten Elmar Lichtenegger (F) und Peter Wittmann (S) den geplanten Bau eines Stadions in Klagenfurt. Lichtenegger, Abgeordneter Dieter Brosz (G) und Abgeordneter Peter Haubner (V) sprachen das Thema Berufsportgesetz an. Die S-Mandatare Katharina Pfeffer, Gerhard Reheis, Beate Schasching und Hermann Krist nahmen den Themenkomplex Schulsport, Turnstunden und sportliche Betätigung von Kindern und Jugendlichen in den Fokus, während Abgeordnete Ingrid Turkovic-Wendl (V) die Aufmerksamkeit auf den Seniorensport lenkte. Abgeordneter Karlheinz Kopf (V) äußerte sich ebenfalls zu einzelnen der genannten Diskussionspunkte und setzte sich überdies mit der Sportförderung auseinander.

Staatssekretär Karl Schweitzer erklärte, tägliche Bewegung sei sinnvoll, sie müsse daher adäquat gefördert werden. Man bemühe sich um attraktive Programme, um rechtzeitig die Freude von Kindern an Bewegung zu wecken. Diesbezüglich gäbe es bereits konkrete Programme, deren Evaluation ein überaus positives Ergebnis zeige. Man habe in Kindergärten entsprechende Projekte realisiert - Schweitzer nannte hier Beispiele aus dem Burgenland -, als nächsten Schritt peile man Maßnahmen an Volksschulen an.

Dabei sei eine polysportive Ausbildung weit sinnvoller als einseitiges Trainieren einer bestimmten Sportart, meinte Schweitzer, der sich überzeugt zeigte, diese Ideen seien als gut erkannt worden und ihre Umsetzung in ganz Österreich sei daher nur noch eine Frage der Zeit. Zudem arbeite man an Zusatzangeboten für die Nachmittagsbetreuung, werde es doch dadurch möglich, den Bewegungsmangel der Kinder und Jugendlichen zu kompensieren. Die Turnstundenkürzungen seien teilweise der Haltung mancher Landesschulräte geschuldet, er werde sich aber auch weiterhin bemühen, dem gegenzusteuern, meinte Schweitzer.

Zur EM 2008 sagte der Staatssekretär, seit gestern seien alle Stadionverträge unterzeichnet, die Vertragspartner seien in allen Fällen Bund, Land und die jeweilige Gemeinde. Gemeinsam habe man sich verpflichtet, ein Stadion nach den Kriterien der UEFA zu errichten, für Klagenfurt solle ein solches im Stadtteil Waidmannsdorf errichtet werden, wobei der Spielbetrieb während der Baumaßnahmen nicht unterbrochen werden soll.

Hinsichtlich des Bundessportgesetzes sei die Diskussion noch nicht abgeschlossen, es sei noch zu klären, wie man den Beruf des Sportlers nun arbeitsrechtlich definiere. Dazu habe man die Verfassungsrechtler bemüht, er, Schweitzer, könne sich aber auch vorstellen, gemeinsam eine Verfassungsbestimmung zu erarbeiten, um dieses Problem zu beheben. Zuversichtlich zeigte sich Schweitzer, den Zeitplan bis zum Frühjahr 2004 dennoch einhalten zu können. Bei der Sportförderung strebe er eine Sockelerhöhung an und stehe diesbezüglich in Verhandlungen.

Studien belegten, so führte Schweitzer weiter aus, dass jene, die sich körperlich betätigten, dem Gesundheitswesen enorm viel Geld ersparen. Ziel müsse es sein, körperliche Gebrechen a priori zu verhindern und nicht, wenn sie einmal eingetreten sind, zu behandeln. Im übrigen bringe jeder in den Sport investierte Euro dreieinhalb Euro wieder zurück, unterstrich Schweitzer, der sich abschließend auch zur Trainerausbildung äußerte.

Gemeinsam wurden sodann zwei Tagesordnungspunkte bezüglich Maßnahmen gegen Doping in Verhandlung genommen. Eine Regierungsvorlage betrifft ein Zusatzprotokoll zur Anti-Doping-Konvention des Europarates, das sich zum Ziel setzt, die vorgesehenen Dopingkontrollen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu erhöhen. Konkret soll künftig ermöglicht werden, Kontrollen bei Sportlern und Sportlerinnen auch durch andere Unterzeichnerstaaten zuzulassen, ohne dass hiezu eigene bilaterale Abkommen erforderlich sind. Weiters soll die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) automatisch auf dem Gebiet jedes Unterzeichnerstaats tätig werden dürfen. (207 d.B.)

"Die Anti-Doping-Konvention des Europarates wurde in Österreich bis heute noch nicht vollständig umgesetzt, obwohl sich Österreich dazu verpflichtet hat", kritisieren SPÖ-Abgeordnete in einem Entschließungsantrag und weisen gleichzeitig auf die Dringlichkeit dieses Themas hin. Bei der 2. Welt-Anti-Doping-Konferenz in Kopenhagen am 5. März 2003 hätten sich Sportorganisationen und 73 Regierungen, darunter auch Österreich, auf einen "Welt-Anti-Doping-Code", die Vorstufe zu einer Konvention, geeinigt, für welche die Europarats-Konvention eine gute Basis darstelle. Das IOC strebe sogar eine Ratifizierung vor den Winterspielen 2006 in Turin an und die internationalen Sportverbände sollen den Kodex bereits bis zu den Spielen 2004 in Athen in ihre Statuten übernommen haben. Nach Auskunft des IOC werde die Verweigerung dieses Welt-Anti-Doping-Codes mit Ausschluss von den Olympischen Spielen geahndet werden. Der Bundeskanzler wird daher aufgefordert, bis 31. Mai 2004 in Zusammenarbeit mit den Parlamentsfraktionen einen Entwurf eines Anti-Doping-Gesetzes unter Berücksichtigung des oben genannten Codes auszuarbeiten, heißt es in dem Antrag. (68/A[E])

In der Debatte beantragte Abgeordnete Herta Mikesch (V) eine Vertagung, da bereits ein Entwurf eines solchen Gesetzes in Ausarbeitung sei, welcher Anfang 2004 zur Diskussion stehen werde. Dieser sollte in die Debatten mit einbezogen werden. Abgeordneter Peter Wittmann (S) wies darauf hin, dass Sportler derzeit keine Appellationsmöglichkeit hätten, weshalb in diesem Zusammenhang Dringlichkeit geboten sei. Staatssekretär Karl Schweitzer erläuterte die derzeitige Situation auf diesem Gebiet und hielt vor diesem Hintergrund eine Vertagung für nicht unzweckmäßig. Abgeordneter Elmar Lichtenegger (F) regte an, bis zum Plenum einen Vierparteienantrag zum Thema zu erarbeiten, in welchem der Bundeskanzler aufgefordert werden solle, sich dieser Sache anzunehmen.

Die Regierungsvorlage wurde ebenso wie eine diesbezügliche Ausschussfeststellung einstimmig angenommen, der S-Antrag wurde mit Stimmenmehrheit vertagt.

Vertagt wurde weiters ein Entschließungsantrag der SPÖ, der darauf abzielt, dass gemeinnützige Vereine die vom Finanzminister erlassenen Vereinsrichtlinien 2001 nicht sofort umsetzen müssen, sondern bis zum 30. Juni 2004 Zeit für entsprechende Statutenänderungen bekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen sie nicht ihre Gemeinnützigkeit verlieren, wenn sie sich ansonsten gemeinnützig verhalten und die zu beanstandenden Punkte der Statuten nicht gelebt werden. Begründet wird der Antrag von der SPÖ damit, dass für Statutenänderungen außerordentliche Generalversammlungen notwendig sind, die einen erheblichen finanziellen und administrativen Aufwand bedeuten. Um zu gewährleisten, dass der Entschließungsantrag sowohl dem Sportausschuss als auch dem Finanzausschuss zugewiesen wird, wurde er zweimal eingebracht. (117/A[E] und 118/A[E] ) Hier kam der Ausschuss überein, dieses Problem bis zum Plenum zu überdenken, zumal hier zunächst die Rechtslage eindeutig geklärt werden müsse. (Schluss)