Parlamentskorrespondenz Nr. 178 vom 12.03.2004

WEITER AUF DEM RICHTIGEN WEG

Kulturbericht 2002 liegt vor

Wien (PK) - "Im Bereich der kulturellen Institutionen des Bundes ist das Jahr 2002 durch die erfolgreiche Fortsetzung einer konsequenten Museumspolitik gekennzeichnet, die Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ihren Ausgang genommen hat und zu einem bestimmenden Faktor im Hinblick auf den Erhalt eines wesentlichen Teils des so reichen kulturellen Erbes Österreichs geworden ist." Dies hält Bundesministerin Elisabeth Gehrer in ihrem Vorwort zum Kulturbericht 2002 (III-70 d.B.) fest, der kürzlich dem Nationalrat zugeleitet wurde. Wie gewohnt gliedert sich der Bericht dabei in die Abschnitte "Bundesmuseen", "Österreichische Nationalbibliothek", "Volkskultur", "Phonothek", "Hofmusikkapelle" und "Denkmalschutz".

BESUCHERZAHLEN

Im Jahr 2002 besuchten insgesamt 2,992.902 Personen die österreichischen Bundesmuseen (gegenüber 2,884.977 Personen im Jahr zuvor), was einer Steigerung von knapp vier Prozent entspricht. Besonders bedeutsam waren dabei die Besucherzuwächse im Museum moderner Kunst (+50 Prozent), im Volkskundemuseum (+31 Prozent) und im Ethnographischen Museum (+30 Prozent), während es nur in KHM und NHM zu unbedeutenden Besucherrückgängen von je einem Prozent kam. Insgesamt gab der Bund für den Kulturbereich 151,7 Millionen Euro aus (gegenüber 143,5 Millionen im Jahr 2001), davon entfielen knapp vier Fünftel auf museale Aufgaben.

DIE MUSEEN IM EINZELNEN

Das Kunsthistorische Museum konnte auch im Jahr 2002 wieder einige spektakuläre Ausstellungen präsentieren, unter denen vor allem die Schau "Faras. Die Kathedrale aus dem Wüstensand" herausragte, die auch international für höchste Anerkennung sorgte. Nebenbei gab es noch Exhibitionen über die "Schatzkammer Polen", das "Flämische Stillleben" und das "Gold der Pharaonen". Mit rund 1,4 Millionen Besuchern per anno ist das KHM immer noch das Flaggschiff der heimischen Museen schlechthin.

Unter den Ausstellungen des Naturhistorischen Museums ragte vor allem jene über die "Menagerie des Kaisers - Zoo der Wiener" heraus, wie auch weiterhin die Ergebnisse der hauseigenen Forschung präsentiert wurden. Die Besucherzahlen wiesen auf hohem Niveau leicht fallende Tendenz auf, waren doch 2002 363.000 Personen (gegenüber 366.000 im Jahr 2001) zu Gast im "Naturhistorischen".

Das Museum für Völkerkunde konnte seinen Aufwärtstrend der letzten Jahre weiter fortsetzen. Erlebte man schon 2001 mit rund 113.000 Besuchern einen Anstieg der Besucherzahlen, so steigerte sich das Publikumsinteresse 2002 neuerlich auf nunmehr 174.000 Gäste. Mit Ausstellungen wie "Guatemala, Land des Quetzal" oder "Kunst aus Nunavut" konnte ein durchaus ansprechendes Programm geboten werden. Das österreichische Theatermuseum brillierte 2002 vor allem durch seine Oskar Werner-Ausstellung und verzeichnete nicht zuletzt darob ein Besucherplus von 37 Prozent.

Die Österreichische Galerie im Belvedere sicherte sich 2002 hinter dem KHM die Silbermedaille unter den heimischen Bundesmuseen. Mit fast 400.000 Besuchern zählt die Galerie zu den bestbesuchten Kunsttempeln Österreichs, wozu freilich auch im Berichtsjahr wieder attraktive Sonderschauen wie jene über Franz Xaver Messerschmidt und "Klimt: Landschaften" maßgeblich beitrugen. Die Galerie agierte darüber hinaus überaus sparsam und verzichtete auf spektakuläre Ankäufe. Die wissenschaftliche Publikationstätigkeit des Hauses war hingegen rege wie eh und je.

Die Albertina stand 2002 ganz im Zeichen des umfassenden Um- und Ausbaus der Örtlichkeit. Ab 2003 soll wieder der herkömmliche Betrieb im Haus möglich sein, heißt es in dem Bericht, ab dann soll die Albertina "als modernes und den neuesten internationalen Standards entsprechendes Museum mit umfassender und permanenter Ausstellungstätigkeit, die einen größtmöglichen Überblick über die Sammlungen der Albertina geben soll", der Öffentlichkeit wieder zugänglich sein. Die Entwicklung seit dem März 2003 hat diese Aussage des Berichts mittlerweile eindrucksvoll bestätigt.

Erfolgreich bilanzierte auch das MAK, unter seinen Ausstellungen ragte jene über russische Gegenwartskunst hervor. Die Besucherzahlen des MAK stagnierten 2002 auf dem hohen Niveau der letzten Jahre, verzeichneten aber dennoch ein leichtes Plus. Bewährt hat sich auch das Konzept der "MAK-Nite", wo lange Öffnungszeiten und abwechslungsreiches Programm auf reges Besucherinteresse stießen.

Das abwechslungsreiche Programm des TGM stieß auch 2002 wieder auf zahlreiches Interesse, und so erzielte das Technische Museum mit knapp 320.000 Besuchern hinter KHM, Österreichischer Galerie und Naturhistorischem Museum das viertbeste Ergebnis aller Bundesmuseen. Das pathologisch-anatomische Bundesmuseum konnte sein Vorjahrsresultat im wesentlichen halten, wohingegen das Museum für Volkskunde neuerlich deutliche Zuwächse erzielen konnte, was auch der innovativen Ausstellungsgestaltung im Ethnographischen Museum in Schloss Kittsee geschuldet ist, das sich in den letzten Jahren zu einem Schmuckkästchen unter den Bundesländermuseen entwickelt hat.

2002 war das erste Jahr des Vollbetriebs für das "Museumsquartier". Rund zwei Millionen Besucher haben Ausstellungen und Veranstaltungen aufgesucht, die Infrastruktur genutzt oder einfach die Atmosphäre genossen. "Mit mehr als 45 unterschiedlichen Kulturanbietern am Areal ist der Standort MQ Wien nun zum Inbegriff der kulturellen Vielfalt geworden", heißt es in dem Bericht.

ÖSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK

Mit 1. Januar 2002 erlangte die Nationalbibliothek als wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts ihre Vollrechtsfähigkeit, und die neuen Chancen und Möglichkeiten im autonomen Umgang mit Budget- und Personalfragen haben sich schon im ersten Jahr bestens bewährt, heißt es in dem Bericht. Als wichtigstes laufendes Bauprojekt bezeichnet die ÖNB die Adaptierung des Palais Mollard-Clary, welches bereits ab 2005 die Musiksammlung und das Globenmuseum beherbergen soll. Am 20. November 2002 nahmen Generaldirektorin Johanna Rachinger und Bundesministerin Gehrer den Spatenstich zu diesem Bauprojekt vor.

Unter den Veranstaltungen des Berichtsjahres ragt die Ausstellung "Der verbotene Blick - Erotisches aus zwei Jahrtausenden" hervor, weiters gab es eine Exhibition zum Thema "Das serbische Buch in Wien" sowie eine Ausstellung "Vom Griffel zum Kultobjekt". Bemerkenswert auch, dass die Zahl der Besucher mit 137.000 (ein Plus von über 27,7 Prozent gegenüber 2001) einen neuen Rekordwert erreichte.

HOFMUSIKKAPELLE

Traditionell hoch blieb die Auslastung der Veranstaltungen der Hofmusikkapelle mit durchschnittlich 84 Prozent. Die Kapelle selbst wurde im Berichtsjahr von rund 3.300 Personen besucht. Den leichten Rückgang gegenüber früheren Jahren führen die Verfasser des Berichts auf das Ausbleiben US-amerikanischer Gäste zurück. Höhepunkte der Veranstaltungen waren die "Messe in d-moll" von Antonio Salieri aus Anlass des 75. Geburtstags von Erzbischof Donato Squicciarini, dem ehemaligen päpstlichen Nuntius in Wien, sowie ein Gastspiel im Wiener Musikvereinssaal am 7. und 8. Dezember 2002. Insgesamt wurden in der Burgkapelle im Berichtszeitraum 41 Messen aufgeführt.

DENKMALSCHUTZ

Für den Denkmalschutz wurde 2002 die höchste Summe seit 1996 aufgewendet, nämlich 12,9 Millionen Euro, was ein Plus von nahezu 25 Prozent gegenüber 2001 darstellt. Insgesamt wurden 1.178 Objekte gepflegt, restauriert oder saniert. Spitzenreiter bei den so bedachten Objekten ist quantitativ abermals Niederösterreich, während das Burgenland und Wien im Berichtszeitraum die Schlusslichter bildeten. Die österreichische Hilfe für die Reformstaaten Slowakei und Ukraine wurde fortgesetzt, außerdem fördert der Bund das Europäische Zentrum für Berufe in der Denkmalpflege in Venedig.

Abschnitte über die Österreichische Phonothek, die Volkskultur und das öffentliche Büchereiwesen runden den ebenso umfangreichen und detaillierten wie übersichtlichen und anschaulichen Bericht ab, mit dem eines der zentralen Anliegen der Politik des Ministeriums unterstrichen wird, oder, wie es Bundesministerin Gehrer formuliert: "Der Erhalt und die Sicherung unseres kulturellen Erbes in allen Bereichen und die Bewusstseinsbildung für die Wichtigkeit dieser Aufgabe schon bei den jungen Menschen zählen auch weiterhin zu den wichtigsten Aufgaben meines Ressorts." (Schluss)