Parlamentskorrespondenz Nr. 783 vom 18.10.2005

2004 brachte den Bauern gute Ernten und höhere Einkommen

Der aktuelle Grüne Bericht liegt dem Nationalrat vor

Wien (PK) - Die Bundesregierung hat dem Nationalrat kürzlich den Grünen Bericht 2005 (III-170 d.B.) samt Ausblick auf agrarpolitische Maßnahmen im Jahr 2006 (III-169 d.B.) vorgelegt. Die Nachrichten über die Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2004 sind positiv. Bei guten Witterungsbedingungen erhöhten die Bauern den Wert ihrer Produktion um 1,5 % auf 7 Mrd. €, was einen Anteil von 1,9 % an der Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft bedeutet. Das Einkommen je Jahresarbeitseinheit stieg 2004 in der Landwirtschaft real um 2,5 % (Stand Juni 2005). Diese Quote lag zwar unter jener der EU-25, wo das landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitseinheit 2004 um 3,3 % stieg (2003: +1,5 %), aber über dem Wert der 15 alten Mitgliedstaaten (+0,8 %). In den zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten wuchs das Einkommen je Arbeitseinheit um 53,8 %.

Einmal mehr sicherte der Agrarsektor Arbeitsplätze in Industrie, Gewerbe und Dienstleistungssektor. Die Bauern investierten 2004 6,05 Mrd. €, der Wert ihrer Aufträge an Industrie und Gewerbe betrug 2,99 Mrd. €.

Die Statistiken des Grünen Berichts lassen freilich auch erkennen, dass sich hinter den günstigen Globaldaten im Einzelnen sehr unterschiedliche Entwicklungen verbergen. So sank etwa die Produktion der Forstwirtschaft im Berichtsjahr um 1,9 % auf 1,2 Mrd. €, während jene der Landwirtschaft um 2,2 % auf 5,8 Mrd. € zunahm. Dort wiederum resultierte der Zuwachs primär aus der Tierhaltung, die um 3,4 % zulegte. Der Wert der pflanzlichen Produktion lag um 1,5 % über dem Vorjahresniveau.

Auf Rationalisierungsprozesse läßt die Tatsache schließen, dass die Zahl der in der Land- und Forstwirtschaft Beschäftigten (berechnet nach Jahresarbeitseinheiten) um 1,2 % auf 188.900 zurückging, 158.200 der in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Menschen waren nicht entlohnte Familienarbeitskräfte.

Wiederum stark zugelegt hat 2004 der Außenhandel Österreichs mit agrarischen Produkten und Lebensmitteln. Die Ausfuhren stiegen um 11,1 % auf 5,4 Mrd. €, die Einfuhren um 9,1 % auf 5,9 Mrd. €. 84,8 % aller importierten Agrargüter stammten aus dem EU-Raum, 76,4 % aller exportierten Güter gingen in die EU-Länder.

Land- und forstwirtschaftliche Produktionsdaten 2004 

In der Pflanzenproduktion nahm die Getreideerzeugung um 25 % auf 5,29 Mill. t zu. Die stärksten Zuwächse gab es bei Roggen (+63,9 %) und Weichweizen (+46 %). Dank guter Witterung ernteten die Bauern deutlich mehr Raps (+54,9 %), Sojabohnen (+13,6 %) und Sonnenblumen (+9,5 %) als 2003. Die Obsternte lag geringfügig (+0,8 %) über dem guten Vorjahrsergebnis, die Weinproduktion nahm um 5,6 % zu.

Die Milcherzeugung fiel gegenüber 2003 um 1 % auf 2,62 Mill. t. Bei rückläufiger Erzeugung (-2,6 %) stieg der Produktionswert bei Schweinen wegen guter Preise um 9 %. Ein Minus in der Produktion (-1,2 %) sowie bei den Rinderprämien (-2,9 %) ließen den Erzeugungswert der Rinder um 1,1 % sinken.

Der Holzeinschlag lag mit 16,48 Mill. Festmetern um 3,4 % hinter dem Rekordergebnis von 2003. Die Rundholzpreise lagen um 0,4 % unter dem Vorjahresniveau.

Infolge guter Ernten sanken die Erzeugerpreise bei Pflanzenprodukten (Getreide: -22,9 %, Erdäpfel: -27,2 %), während sie in der tierischen Produktion zunahmen (Schweine: +11,9 %, Rinder: +0,7 %).

Entwicklung der Agrarstruktur: Weiterer Rückgang bei den Betrieben

Die Zahl der Betriebe sank von 1999 bis 2003 um 27.100 oder 12 % auf 190.382. Neben 176.808 Agrarbetrieben sind 154.797 Betriebe forstwirtschaftlich tätig, 13.273 davon als reine Forstbetriebe. Vom Rückgang stark betroffen waren Nebenerwerbsbetriebe (-21,1 %), die Zahl der Haupterwerbsbauern blieb stabil (+0,4 %). Die Zahl der Biobetriebe nahm um 4,4 % auf 19.577 zu, die Biofläche wuchs um 5 % auf 343.183 (ohne Almen), die Bio-Ackerfläche um 9 % auf 130.547 ha. 

2004 wurden 73.549 Bergbauernbetriebe (minus 0,9 % gegenüber 2003) mit einer durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betriebsfläche (ohne Almen) von 13,2 ha gezählt. Die Zahl der Milcherzeuger nahm 2004 um 5,9 % von 54.665 auf 51.431 ab, wobei regional sehr unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten waren.

Bessere Einkommenssituation der Bauern im Jahr 2004

Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft betrugen 2004 im Bundesmittel 19.381 € je Betrieb (+5 %) und 14.341 € je nicht entlohnter Arbeitskraft. Hauptgründe der Einkommenssteigerung waren höhere Erzeugerpreise bei Schweinen, höhere Erträge bei Rindern und die erstmals ausbezahlte Milchprämie. Die Erträge stiegen um 3 % auf 67.211 € je Betrieb. Die öffentlichen Gelder stiegen im Durchschnitt aller Betriebe um 5 % auf 16.395 €. Teurere Treibstoffe und höhere Kosten für Instandhaltungen und Löhne erhöhten den Aufwand je Betrieb um 2 % auf 47.829 €.

Dauerkulturbetriebe erhöhten ihre Einkommen mit 11 % stark, gefolgt von Veredelungsbetrieben (+8 %) und Betrieben mit 25 % bis 50 % Forstanteil (+6 %). Die Betriebe mit über 50 % Forstanteil und Futterbaubetriebe blieben mit 5 % Einkommenszuwachs im Durchschnitt, die Marktfruchtbetriebe mit +4 % knapp darunter. Mischbetriebe verzeichneten einen Einkommensrückgang von 10 %. Die höchsten Einkommen je Familienarbeitskraft erzielten Marktfruchtbetriebe, an zweiter und dritter Stelle folgen Veredelungs- und Dauerkulturbetriebe.

Bei den Bergbauernbetrieben waren die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft je Betrieb mit 17.624 € um durchschnittlich 3 % höher als 2003.

Direktzahlungen und Leistungsabgeltungen

Die Förderungen für die Land- und Forstwirtschaft stiegen 2004 um 3,4 % auf 2.212 Mill. €. Davon kamen 56 % von der EU, 20 % vom Bund und 24 % von den Ländern. 749 Mill. € stammten aus der Marktordnung der EU (Flächen-, Tier- und Produktprämien, Exporterstattung sowie Beihilfen für Lagerhaltung, Verarbeitung und Vermarktung). Zudem werden in der 2. Säule der GAP die ländliche Entwicklung, das Umweltprogramm (ÖPUL), Ausgleichszulagen für Berg- und benachteiligte Gebiete, Investitionen sowie die Anpassung und Entwicklung ländlicher Gebiete gefördert.

An Prämien für 1,1 Mill. ha Ackerland wurden 2004 an 83.506 Betriebe 360 Mill. € überwiesen. Die Tierprämien machten 263 Mill. € aus und kamen 88.192 Betrieben zugute. An den 32 Maßnahmen des Umweltprogramms (ÖPUL) nahmen 134.114 Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2,26 Mill. ha (ohne Almen) teil und erhielten dafür 642 Mill. € ausbezahlt. ÖPUL erfasst 78 % aller Betriebe und 89 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche Österreichs. Mit der Ausgleichzulage (inklusive nationale Beihilfe) wurden 113.228 Betriebe, davon 73.549 Bergbauernbetriebe, mit 280 Mill. € unterstützt. Die geförderte Fläche macht 1,65 Mill. ha (ohne Almen), das sind 75 % der landwirtschaftlichen Fläche Österreichs.

Umsetzung der GAP-Reform in Österreich

Seit dem 1. Jänner 2005 wird die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik in Österreich umgesetzt. Im Juni 2005 hat sich der Agrarministerrat darauf geeinigt, die Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum -Ziel 1- und LEADER-Programme - zusammenzufassen und für dessen Finanzierung den neuen "Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums" (ELER) einzurichten. Als Erfolge der österreichischen Verhandlungsführung vermerkt der Grüne Bericht, dass bei der Mittelzuteilung für Österreich künftig historische Bezüge berücksichtigt werden und der Stellenwert von Umweltprogramm und Bergbauernförderung ebenso erhalten bleiben wie die geltende Abgrenzung der Benachteiligten Gebiete mit derzeit 198 Gemeinden im Förderungsgebiet.

Die Experten, die an der Erstellung des Grünen Berichtes mitwirkten("§ 7-Kommission"), sprechen sich unter anderem für die Gentechnikfreiheit im Landbau, für leistungsbezogene Förderungen für Gebietskörperschaften und deren Betriebe, für Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter im ländlichen Raum, für die integrierte Entwicklung des ländlichen Raumes und der Berggebiete und für die Verminderung der Grundwasserbelastung durch die Landwirtschaft aus. Die Bundesregierung nennt als ihre agrarpolitischen Schwerpunkte für das Jahr 2006 erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft, Weiterentwicklung und Stärkung der 2. Säule der GAP sowie die Stärkung der Biolandwirtschaft.

Zentrales Element der österreichischen Agrarpolitik ist das "Österreichische Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes". Es bildet den Förderungsrahmen zur Sicherung der multifunktionalen Land- und Forstwirtschaft und zur Stärkung des ländlichen Raumes im Zeitraum 2000 bis 2006. Im kommenden Jahr wird die Bundesregierung ein neues Programm erstellen und vorlegen. Die GAP-Reform soll effizient und transparent umgesetzt, die Verwaltung vereinfacht und EU-Kofinanzierungen optimal genützt werden. (Schluss)