Parlamentskorrespondenz Nr. 884 vom 16.11.2005

Sportdebatte im Nationalrat

Sportförderung, Olympische Winterspiele 2014, Rad-WM 2006

Wien (PK) - Sportthemen prägten dann die Debatte im Nationalrat. Die Erhöhung der Mittel für die Sportförderung sowie die Unterstützung der Bewerbung der Stadt Salzburg um die Olympischen Winterspiele 2014 und der Rad-WM 2006 in Salzburg boten auch Gelegenheit zu allgemeiner Erörterung des Themas Sport.

Mehr Mittel für den Sport durch das Bundes-Sportförderungsgesetz

Heute sei ein guter Tag für den Sport in Österreich, "denn mit dem Beschluss des Bundes-Sportförderungsgesetzes machen wir einen Quantensprung", meinte Abgeordneter HAUBNER (V). Mit dem Gesetz sei es gelungen, die Basisfinanzierung für die Dach- und Fachverbände zu sichern. Allein die Mittel aus der besonderen Bundessportförderung werden 2006 54 Mill. € betragen, hob er hervor. Ein wichtiger Schwerpunkt sei die effektive Unterstützung von neuen Gesundheits- und Bewegungsprojekten, wodurch vor allem jene 60 % der Österreicher angesprochen werden sollen, die noch keinen Sport betreiben. Erfreulich sei, dass alle vier Parteien der neuen Mittelverteilung zustimmen werden. Sein besonderer Dank galt noch den vielen Menschen, die ehrenamtlich im Sportbereich tätig sind. Schließlich brachte er noch einen Abänderungsantrag ein, der die Korrektur von redaktionellen Fehlern zum Inhalt hat.

Sport sei nicht nur die wichtigste Säule einer gesunden Lebensführung, sondern habe auch eine wichtige Funktion bei der Sozialisierung von Jugendlichen, erklärte Abgeordnete SCHASCHING (S). Der Sport habe aber auch große wirtschaftliche Bedeutung, gerade in einem Tourismusland wie Österreich. Sie freue sich daher, dass zusätzlich 18 Mill. € aus den Erlösen der Österreichischen Lotterie ab 2006 für den Sport zur Verfügung gestellt werden. Diese Gelder werden vor allem für zahlreiche Projekte im Breitensport sinnvoll verwendet. Man müsse allerdings darauf achten, dass auch kleine Verbände Zugang zu den Mitteln haben und dass nicht die Administration einen Löwenanteil auffrisst. Wichtig anzumerken sei noch, dass sich der organisierte Vereinssport zwar gerne an der Schaffung von qualifizierten Bewegungseinheiten für Schulkinder beteilige; dies dürfe aber nicht als Ersatz für die tägliche Sportstunde in der Schule angesehen werden.

Abgeordneter FAULAND (F) sprach von einem Meilenstein in der österreichischen Sportförderung. Staatssekretär Schweitzer sei es im Konsens mit allen Parlamentsparteien gelungen, ein Sportförderungspaket zu schnüren, mit dem die neuen Herausforderungen bewältigt werden können. Ein großer Erfolg sei etwa die finanzielle Absicherung der Dachverbände sowie die Erhöhung der Mittel durch den Wegfall des Deckelungsbetrags im Bereich des Glücksspielmonopols. Für wesentlich hielt Fauland, dass nun nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip vorgegangen wird, sondern dass die Mittel leistungsbezogen ausbezahlt werden. Was die inhaltlichen Schwerpunkte angeht, so seien insbesondere die bessere Unterstützung des Nachwuchses und der Trainerausbildung, die Professionalisierung der Verbände hervorzuheben sowie die Maßnahmen zur Förderung der Volksgesundheit.

Auch Abgeordneter BROSZ (S) erachtete es für positiv, dass die zusätzlichen "Lottogelder" nicht mehr mit der Gießkanne verteilt werden, sondern für den Aufbau von neuen Strukturen, für innovative Projekte etc. eingesetzt werden sollen. Das Setzen von Schwerpunkten sei auch deshalb so wichtig, weil der Spitzensport eng mit dem Breitensport zusammenhängt. Weiters hob Brosz hervor, dass es gelungen sei, eine unabhängige Kontrollinstanz einzurichten. Dadurch könne objektiv bewertet werden, ob die Gelder sinnvoll verwendet wurden.

Abgeordnete STADLER (V) ging in ihrer Wortmeldung vor allem auf die wichtige Arbeit der alpinen Vereine ein. In Österreich gebe es über 50.000 Kilometer Wanderwege und mehr als 500 Hütten, die jährlich 900.000 Wanderer beherbergen. Sie freue sich, dass die Mittel für diesen Bereich verdoppelt wurden, zumal der Wandersport ganz entscheidend zur Volksgesundheit beitrage.

Mit dem vorliegenden Gesetz wird die Sportförderung neu geordnet und auch vereinsfreundlicher gestaltet, erläuterte Abgeordnete PFEFFER (S). Positiv zu erwähnen sei nicht nur die finanzielle Aufstockung der besonderen Sportförderungen, sondern auch die bessere Unterstützung des Frauen- und des Breitensports. Die Rednerin wies zudem darauf hin, dass präventive, gesundheitsfördernde Maßnahmen bereits im Kindergarten gesetzt werden. Nun sind vor allem die Dachverbände gefordert, den einzelnen Vereinen bei der Umsetzung der Projekte eine Hilfestellung zu leisten.

Das neue Bundes-Sportförderungsgesetz sei sowohl ein Gewinn für den Spitzen- als auch den Breitensport, war Abgeordnete MITTERMÜLLER (F) überzeugt. Ebenso wie ihre Vorredner erwähnte sie Erhöhung der Mittel für die besondere Sportförderung,  die Abkehr vom Gießkannenprinzip sowie die neue Breitensportinitiative.

Abgeordnete Mag. LUNACEK (G) zeigte sich erfreut über die schon mehrmals angesprochenen Änderungen, weil damit den Anforderungen der modernen Sportwelt Rechnung getragen wird. Sehr positiv sei die Förderung von Tischtennis und Schwimmen, wo im Spitzensportbereich große Erfolge erzielt wurden. Nun sei es aber notwendig, dass auch für die Freizeitsportler genügend Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. So fehlen zum Beispiel in Westösterreich Hallenbäder mit einer 50-Meter-Bahn, gab sie zu bedenken.

Es sei sehr erfreulich, dass das Bundes-Sportförderungsgesetz auf eine so große Zustimmung stoße, erklärte einleitend Staatssekretär Mag. SCHWEITZER (F). Sodann ging er noch einmal auf die Eckpunkte der Vorlage ein, und zwar die Abkehr vom Gießkannenprinzip, die gezielte Förderung im Nachwuchsbereich, die bessere finanzielle Ausstattung der Trainerausbildung und die Professionalisierung der Verbände. Für ihn war es besonders wichtig, dass nun die Fachverbände die Möglichkeit haben, ihrem Breitensportauftrag tatsächlich nachkommen zu können. Gerade im Bereich der Prävention könne sich der "Sport als Dienstleister im Gesundheitssystem" etablieren, betonte Schweitzer. Bei einer flächendeckenden Umsetzung der Präventionsmaßnahmen, vom Kindergarten bis zu den Senioren, könne ein Einsparpotential in der Höhe von 1,7 % des BIP, also rund 3,6 Mrd. €, erschlossen werden, ergaben Berechnungen des IHS. Außerdem bestehe die Möglichkeit, dass der Arzt im Rahmen des Gesundheitspasses Bewegungsprogramme verschreiben kann.

Mit der Vorlage werde nicht nur die finanzielle Ausstattung der Dachverbände abgesichert, sondern auch die gesetzliche Grundlage für die Bewegungsinitiative "Fit für Österreich" geschaffen, lobte Abgeordnete SCHIEFERMAIR (V). Bei diesem Programm, das mit 1,1 Mill. € dotiert ist, stehen drei Ziele im Mittelpunkt: Gesundheit durch Bewegung, Förderung der lokalen Sportvereine und Bewegungsangebote für die ganze Familie.

Das Bundes-Sportförderungsgesetz bringe in vielen Bereichen erfreuliche Klarstellungen, schaffe bisher nicht vorhandene gesetzliche Grundlagen und sichere die finanzielle Basis der drei Bundesdachverbände, konstatierte Abgeordneter KRIST (S). Nach dem äußerst bedenklichen Schulsportkürzungsprogramm der Ministerin Gehrer eröffnet sich durch dieses Gesetz nun die Möglichkeit, dass mit Hilfe von Schulkooperationsprojekten und Bewegungsprogrammen verlorenes Terrain wieder zurück gewonnen wird. Außerdem sprach er noch die zu erwartenden positiven Beschäftigungseffekte an.

Abgeordnete MIKESCH (V) erinnerte daran, dass es erstmals der Regierung Schüssel gelungen sei, die Behindertensportverbände als fixen Bestandteil in die Sportförderung aufzunehmen. Was die Erhöhung der Mittel betrifft, so hoffe sie, dass sich dies auch auf die Landesorganisationen positiv auswirken wird, "denn Sport passiert vor Ort".

Abgeordneter REHEIS (S) lobte die gute Gesprächsbasis im Sportausschuss. Nun liege ein gemeinsamer Antrag aller vier Parteien vor, dessen Erfolg sich sehen lassen könne. Für ihn als Tiroler sei es sehr erfreulich, dass die alpinen Vereine nunmehr einen fixen Anteil am Förderkuchen in der Höhe von 1,4 Mill. € erhalten werden.

Abgeordneter SONNBERGER (V) kam insbesondere auf die Förderung des Fussballsports zu sprechen. In 29 Ausbildungszentren in Österreich werden junge Nachwuchsspieler intensiv betreut, wobei die individuelle Förderung im Vordergrund steht.

Abgeordneter KECK (S) betonte den Aspekt der Sicherstellung der finanziellen Basis der großen Sportverbände, wodurch mehr Geld zur Sportförderung zur Verfügung stehen werde, was zu begrüßen sei. Dabei müsse man beachten, dass dieser Zustand durch die EU-Dienstleistungsrichtlinie nicht zu einem Ende komme.

Abgeordnete FUHRMANN (V) zeigte sich gleichfalls zufrieden mit der Sicherstellung der finanziellen Basis einer adäquaten Sportförderung, sei es doch die Aufgabe der Politik, den sportlichen Gedanken in der Öffentlichkeit entsprechend zu befördern.

Auch die Abgeordneten FAUL, STEIER und SPINDELBERGER (sämtlich S) signalisierten Zustimmung zur Vorlage, dabei einzelne Aspekte des Themas vertiefend.

Die Vorlage wurde in der Fassung des Mehrparteienabänderungsantrags einstimmig angenommen.

V, F und S unterstützen Salzburgs Bewerbung um Olympische Spiele

Abgeordneter BROSZ (G) erklärte, seine Fraktion werde diesem Antrag nicht zustimmen, und dies nicht, weil sie prinzipiell gegen sportliche Großveranstaltungen eingestellt sei, sondern weil der Meinung der Grünen nach zu befürchten stehe, dass die ökologischen Grundlagen dieser Bewerbung nicht gewährleistet seien und sich zudem die betroffene Bevölkerung in der Stadt Salzburg mit einer Mehrheit von 60 Prozent gegen die Bewerbung ausgesprochen habe. Schließlich seien auch finanzielle Fragen nicht ausreichend beantwortet, meinte Brosz.

Abgeordnete TURKOVIC-WENDL (V) ließ die stattliche Reihe österreichischer Sportidole Revue passieren und verwies auf den Umstand, dass die Österreicherinnen und Österreicher vielleicht nicht eine Nation von Sportlern seien, dass sie aber besonders gerne bei Großereignissen zusehen. So gesehen sei die Bewerbung Salzburgs ein "Gebot der Stunde". Die Rednerin gab sich überzeugt, dass die Spiele für Österreich nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich durchwegs Vorteile brächten und für die Bevölkerung sicherlich auch einen Anreiz böten, selbst sportlich tätig zu werden.

Abgeordneter Mag. MAIER (S) sah die Salzburger Region als prädestiniert für die Ausrichtung solcher Spiele. Die entsprechenden Vereinbarungen seien bereits getroffen, nicht zuletzt, da die Ausrichtung dieser Spiele eine große Chance sei, nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich sowie hinsichtlich des Infrastrukturbereichs. Man möge diese Chance nutzen und ein innovatives Verkehrskonzept unter besonderer Berücksichtigung des Nahverkehrs umsetzen.

Abgeordneter FAULAND (F) meinte, die Haltung der Bevölkerung sollte wohl ergründet werden, gleichzeitig dürfe man nicht vergessen, dass es sich hier wohl um Nachwehen der gescheiterten Bewerbung für 2006 handle. An den diesbezüglichen Bedenken müsse man arbeiten, die Politik habe Überzeugungsarbeit zu leisten, um die Bedeutung dieses Projekts entsprechend deutlich zu machen, sei dies doch eine ganz große Chance für das ganze Land.

Staatssekretär Mag. SCHWEITZER unterstrich den Willen der Bundesregierung, dazu beizutragen, einer solchen Bewerbung zu einem erfolgreichen Abschluss zu verhelfen. Dazu müsse man den Gegnern einer solchen Bewerbung die Vorteile dieser Veranstaltung näher bringen.

Abgeordneter Mag. LANGREITER (V) meinte, man dürfe diese Chance nicht verstreichen lassen. Zwar müsse man das Ergebnis der Volksbefragung respektieren, es gelte aber auch, entsprechende Überzeugungsarbeit zu leisten, um die Skeptiker von der Richtigkeit und Wichtigkeit dieses Projekts zu überzeugen.

Abgeordnete MITTERMÜLLER (F) sagte, Österreich hätte sich 38 Jahre nach den bislang letzten Spielen in Österreich wieder eine Ausrichtung olympischer Spiele verdient. Die Vorteile lägen auf der Hand, den Kritikern könne man eine einfache ökonomische Rechnung entgegenhalten, die überzeugend sei.

Abgeordneter ZWEYTICK (V) zeigte sich erfreut über den neuerlichen Anlauf und wünschte der Bewerbung den entsprechenden Erfolg, sei dies doch eine wichtige Entscheidung für die Zukunft dieses Landes.

Die Vorlage wurde mehrheitlich angenommen.

Einhellig für Unterstützung der Rad-WM 2006 in Salzburg

Abgeordneter HAUBNER (V) betonte die Bedeutung der Rad-WM für die Region, sei dies doch die größte sportliche Veranstaltung in Österreich im kommenden Jahr. Der Radsport sei ungemein populär, dem solle man entsprechend Rechnung tragen, zumal die heimischen Radfahrer heuer große Erfolge eingefahren hätten. Nicht zuletzt komme auch der Sportler des Jahres 2005 vom Radsport. Gerade darum sei die Unterstützung des Bundes für dieses Ereignis von großer Wichtigkeit, um diese Veranstaltung wirklich zu einem vollen Erfolg werden zu lassen, was auch die beste Werbung für die Salzburger Bewerbung für die Olympischen Spiele wäre.

Abgeordneter PRÄHAUSER (S) schloss an seinem Vorredner an und plädierte gleichfalls für eine entsprechende Unterstützung durch den Bund. Salzburg werde davon ungemein profitieren, nicht zuletzt auch hinsichtlich der Olympiabewerbung.

Abgeordneter FAULAND (F) nannte die Rad-WM eine zukunftweisende Veranstaltung, die sich die Unterstützung durch den Bund verdiene, profitiere doch ganz Salzburg als ein touristisches Zentrum davon. Der "positive Punch", der dadurch entstehen werde, möge sich entsprechend auf die Olympia-Bewerbung auswirken, meinte Fauland.

Abgeordneter BROSZ (G) kündigte an, seine Fraktion werde diese Vorlage unterstützen. Der Boom, den der Radsport derzeit erlebe, möge entsprechend genützt werden. Seine Fraktion werde Großereignisse eben dort unterstützen, wo sie sinnvoll geplant seien.

Auch die Abgeordneten PACK und RIENER (beide V) votierten dafür, die Rad-WM bestmöglich zu unterstützen, da diese eine große Chance für die Region darstelle. Dies umso mehr, als der Radsport in Österreich gerade ein Hoch erlebe, das durch die Ausrichtung dieser WM weiter gestützt werden könne.

Die Vorlage wurde einstimmig angenommen.

(Schluss Sport/Forts. NR)


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