Parlamentskorrespondenz Nr. 81 vom 31.01.2008

Nachhaltigkeitskriterien auch beim Sport

EURO 2008 und Olympische Spiele werfen ihre Schatten voraus

Wien (PK) – Die EURO 08 wirft ihren Schatten voraus: Einhellig sprachen sich die Abgeordneten dafür aus, dass Einkleidung und Ausstattung bei der Fußball-Europameisterschaft im Juni dieses Jahres und bei den Olympischen Spielen in Peking unter Einhaltung überprüfbarer Nachhaltigkeitskriterien erfolgen soll. Einen entsprechenden Antrag hatten die Koalitionsfraktionen eingebracht. Ein weiterer Koalitionsantrag, der im Anschluss daran auf der Tagesordnung des Nationalrats stand, befasst sich mit der Umsetzung des "Weißbuchs Sport" der Europäischen Kommission.

Abgeordneter KRIST (S) begrüßte mit Nachdruck die Einführung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Produktion von Sportbekleidung und sprach von einem großen Nachholbedarf in diesem Bereich.

Abgeordneter HAUBNER (V) schloss sich seinem Vorredner vollinhaltlich an und bemerkte, es sei erfreulich, dass die österreichische Olympia-Mannschaft ausschließlich mit fair gehandelten Produkten ausgerüstet werde.

Abgeordnete Mag. LUNACEK (G) brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass dieser Antrag zu mehr Gerechtigkeit im Bereich der Sportartikelherstellung beiträgt.

Abgeordneter  BUCHER (B) äußerte sich ebenfalls zustimmend und schlug überdies vor, bei der Fußball-EM nur Bälle zu verwenden, die mit einem Fair-Play-Gütesiegel ausgestattet sind.

Staatssekretär Dr. LOPATKA teilte mit, dass das ÖOC und der ÖFB bereits im Geiste dieser Initiative vorgehen. Ziel sei es, dass in Zukunft nicht nur bei Großereignissen die Fair-Play-Grundsätze hinsichtlich der Sportartikel beachtet werden.

Abgeordneter GLASER (V) wies auf die menschenunwürdigen Bedingungen hin, unter denen Sportartikel in Billiglohnländern erzeugt werden, und forderte die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards bei der Beschaffung der Sportausrüstung.

Abgeordnete FRANZ (V) wies darauf hin, dass schon seit Jahren auf die problematische Herstellung von Sportbekleidung aufmerksam gemacht werde.

Abgeordneter Dr. EDER (V) betonte, bei der vorliegenden Problematik handle es sich nur scheinbar um ein kleines Randthema. Seiner Ansicht nach ist es nicht zuletzt notwendig, Problembewusstsein beim Endverbraucher zu entwickeln.

Abgeordneter ZWEYTICK (V) wies auf die Bedeutung von Fair Play im Sport hin und wünschte dem österreichischen Team bei der Euro 2008 viel Erfolg. 

Abgeordnete BAYR (S) schilderte die Situation von Frauen und Kindern in indischen Textilfabriken. Ihrer Ansicht nach ist es erfreulich, dass es mittlerweile Sportbekleidung, aber auch Fußbälle gebe, in denen keine Kinderarbeit stecke.

Die dem Bericht des Sportausschusses über den Antrag 485/A(E) angeschlossene Entschließung wurde vom Nationalrat einstimmig angenommen. 

"Weißbuch Sport"

Abgeordnete SCHASCHING (S) skizzierte, die EU habe in ihrem "Weißbuch Sport" verschiedene Vorschläge ausgearbeitet, über deren Umsetzungsmöglichkeiten nun in Österreich diskutiert werden solle. Sport stelle eine tragende Säule der Gesellschaft dar, betonte sie. Er diene etwa der Sozialisierung der Jugend und der Integration, sei aber auch ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Experten zufolge seien sechzig Minuten tägliche Bewegung absolutes Minimum für Kinder.

Abgeordneter HAUBNER (V) sprach von einer Erfolgsgeschichte des Sports in Österreich in den letzten Jahrzehnten. Er dankte den Sportverbänden und den Sportfunktionären für ihr Engagement.

Abgeordneter Mag. KOGLER (G) setzte sich kritisch mit dem Umgang mit Doping in Österreich auseinander und bemängelte, dass die Gesetzgebung der Entwicklung ständig hinterherhinke. Darüber hinaus zeigte er wenig Verständnis dafür, dass Hundertsteln von Sekunden eine so hohe Bedeutung im Sport zukomme.

Abgeordneter KICKL (F) meinte, dem "Weißbuch Sport" könne man – im Gegensatz zu manch anderen Vorschlägen der Europäischen Union – durchaus etwas abgewinnen. Spannend werde es werden, wie die Dinge umgesetzt werden, sagte er. Als ein Problem sieht Kickl, dass viele österreichische Sportler in ihren Mannschaften nur auf der Reservebank sitzen.

Abgeordneter BUCHER (B) führte aus, seine Fraktion warte mit Spannung auf die Vorschläge, die Sportstaatssekretär Lopatka basierend auf dem "Weißbuch Sport" der EU umsetzen werde.

Abgeordneter  REHEIS (S) machte geltend, dass der Spitzensport auch von der Wirtschaft entsprechend genutzt werde. Immerhin seien in Europa 15 Millionen Beschäftigte im Sport bzw. in dessen Umfeld tätig. Kritisch äußerte sich Reheis zur "Sensationsgeilheit" im Sport.

Abgeordnete STADLER (V) wertete es als Erfolg für den Sport, dass er im EU-Reformvertrag erstmals Erwähnung finde. Die EU dürfe aber nur koordinierend und unterstützend tätig werden, unterstrich sie, die Kompetenzen für den Sport blieben bei den Mitgliedsstaaten. 

Auch Staatssekretär Dr. LOPATKA zeigte sich erfreut darüber, dass der Sport erstmals in einen EU-Vertrag Eingang gefunden habe. Er erhofft sich dadurch auch europäische Fördergelder für den Sport. Zur Kritik von Abgeordnetem Kogler merkte Lopatka an, der Sport lebe vom Kampf um Sekunden. Man müsse aber für Fairness Sorge tragen.

Abgeordneter PRASSL (V) wies auf die Bedeutung des Sports hin und erinnerte u.a. an den olympischen Gedanken und die enorme Zahl von Sportvereinen in Europa.

Abgeordneter EINWALLNER (V) machte auf das im Weißbuch angesprochene Projekt "Jugend in Aktion" aufmerksam. Er wertete Sport als sinnvolle Freizeitgestaltung für Jugendliche.

Die dem Bericht des Sportausschusses über den Antrag 486/A(E) angeschlossene Entschließung wurde von den Abgeordneten einstimmig angenommen. (Schluss Sport/Forts. NR)