Parlamentskorrespondenz Nr. 150 vom 26.02.2008

Sportausschuss: Die ÖsterreicherInnen brauchen mehr Bewegung

Sportbericht 2006 einhellig zur Kenntnis genommen

Wien (PK) - Eine positive Entwicklung bei der Sportförderung, zunehmendes öffentliches Bewusstsein von der gesellschaftlichen Bedeutung des Sports und Handlungsbedarf beim Gesundheits- und Breitensport registrierten die Mandatare im jüngsten Sportausschuss. "Die ÖsterreicherInnen treiben zu wenig Sport", stimmten die Abgeordneten mit Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka überein. Nach einer ausführlichen Debatte des Sportberichts für die Jahre 2005 und 2006 (III-109 d.B.) empfahl der Ausschuss dem Plenum einhellig die Kenntnisnahme des allgemein als ausführlich gelobten Ressortberichts.

Abgeordneter Peter Haubner (V) eröffnete die von Ausschussobmann Hermann Krist geleitete Debatte mit einem von seinen Nachrednern vielfach geteilten Lob für einen aussagekräftigen Bericht. Erfreulich seien die Fortschritte in der Entwicklung der Sportförderung der letzten Jahre, sagte Haubner und sprach sich nachdrücklich dafür aus, das Programm "Fit für Österreich", mit dem der Sport das Gesundheitssystem unterstütze, auch künftig fortzuführen. Haubner unterstrich schließlich auch die positiven ökonomischen Auswirkungen des Sportsektors auf Wertschöpfung und Beschäftigung.

Auch Abgeordneter Herbert Kickl (F) zeigte sich beeindruckt von den Fortschritten beim Ausbau der Sportförderung, mahnte aber zugleich mehr Kontrolle bei der Vergabe der Mittel ein. Bessere Treffsicherheit wünschte sich Kickl bei der Doping-Prävention und zudem klarere Kriterien beim Verwaltungsaufwand.

Abgeordnetem Dieter Brosz (G) lag ebenfalls die Transparenz beim Einsatz von Sportförderungsmitteln am Herzen. Die Information darüber sei im Bericht nicht ausreichend, meinte Brosz und kritisierte das System der Selbstkontrolle in der Bundessportorganisation. Als "zu dünn" bezeichnete Brosz auch die Informationen zum Thema Doping; hier verlangte der Abgeordnete mehr Kontrollen und Informationen, um eine Novellierung des Anti-Dopinggesetzes vorzubereiten. Kritisch sah Brosz auch, dass beim Bau des Klagenfurter Stadions auf die von der UEFA vorgesehene Rasenheizung verzichtet wurde.

Abgeordneter Josef Bucher (B) sah das Sportförderungsgesetz durch die gute Entwicklung im Bereich der Sportförderungen bestätigt und erbat Auskunft über die Entwicklung der besonderen Sportförderung.

Abgeordneter Sebastian Eder (V) setzte sich kritisch mit der Sportberichterstattung des ORF auseinander und erinnerte, die jüngste Gebührenerhöhung sei mit dem Aufwand für Sportberichte begründet worden. Eder drängte insbesondere auf die Berücksichtigung von Biathlon-, Langlaufbewerben und auf Events des Behindertensports und drängte auf größere Planungssicherheit für Veranstalter.

Abgeordneter Peter Wittmann (S) betonte die gesamtgesellschaftliche, gesundheitspolitische und wirtschaftliche Bedeutung des Sports, der volkswirtschaftlich 10 % zur Beschäftigung und 7,5 % zum BIP beitrage. Beim Thema Kontrolle der Sportförderung erinnerte Wittmann an die Kontrolle durch den Rechnungshof und plädierte dafür, an der Autonomie des Sports festzuhalten. Man sollte auf überschießende staatliche Einflussnahme auf den Sport verzichten.

Beim Thema Doping schlug der Abgeordnete vor, Sportler zu unterstützen, die ungerechtfertigterweise des Dopings verdächtigt wurden. Auch Wittmann hielt es für notwendig, dem Behindertensport mehr Raum in der Sportberichterstattung zu geben.

Abgeordnete Beate Schasching (S) zeigte sich erfreut darüber, dass die gesellschaftspolitische Verantwortung des Sports in den vergangenen Jahren stärker in das öffentliche Bewusstsein getreten ist und unterstrich die Möglichkeiten des Sports bei der Integration, der Gewaltprävention und bei der Gesundheitsvorsorge. Eine Lanze brach Abgeordnete Schasching für die Förderung des Frauensports.

Abgeordnete Barbara Riener (V) schlug vor, bei der Umsetzung des Programms "Fit für Österreich" mit Einrichtungen des Gesundheitswesens zu kooperieren und drängte darauf, das Bewegungsbewusstsein in Vorschule, Schule und Betrieben sowie bei den Senioren zu fördern.

Dem schloss sich Abgeordneter Gerhard Reheis (S) mit der Feststellung an, die Bevölkerung treibe zu wenig Sport. Das Anliegen des Abgeordneten war eine verstärkte Förderung des Klettersports, der insbesondere in Tirol immer populärer und in Wettbewerben auch international immer erfolgreicher werde.

Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka stellte einleitend fest, dass Österreich im Rahmen seiner EU-Präsidentschaft maßgeblich dazu beigetragen habe, die enorme Bedeutung des Sports als "Job-Motor" und Wirtschaftsfaktor, insbesondere auch im Tourismus bewusst zu machen. Er sehe daher die Bewerbung von Innsbruck um die Olympischen Jugendsportspiele 2012 positiv und unterstütze Bemühungen, Sportevents nach Österreich zu bekommen.

Handlungsbedarf sah der Sportstaatssekretär im Einklang mit den Abgeordneten beim Breiten- und Gesundheitssport. "Die Österreich betreiben zu wenig Sport". Er werde genau beobachten, was "Fit für Österreich" in den Kindergärten und Volksschulen zur Lösung des Problems Übergewicht leisten könne - vorderhand sehe er noch keine Trendumkehr zu mehr Bewegung in der Schule.

Wo mehr gefördert werde, solle es auch mehr Kontrolle geben, sagte Lopatka und hielt gegenüber Abgeordnetem Wittmann fest, für ihn sei das derzeitige Kontrollsystem "nicht in Stein gemeißelt".

Unter dem Titel "Doping-Prävention" habe es deshalb keine Förderungen gegeben, weil keine diesbezüglichen Ansuchen gestellt worden wären. Er sei gegen jede Kriminalisierung der Sportler, aber für Verschärfungen im Umfeld, sagte Lopatka, machte aber darauf aufmerksam, dass für die Dopingbekämpfung viele Ministerien zuständig seien.

Bevor man über Änderungen im Sportförderungsgesetz rede, sollte man die Ergebnisse einer diesbezüglichen Studie abwarten, riet der Staatssekretär und teilte dem Abgeordneten mit, dass sich Österreich bei der besonderen Bundessportförderung in Richtung auf eine Verdoppelung der Mittel zubewege.

Bei der ORF-Sportberichterstattung könnten sich Fußball und Schisport nicht beschweren. Er werde seine Diskussion mit dem ORF-Generalintendanten über mehr Raum für Randsportarten und Behindertensport fortsetzen, sagte Lopatka, auch auf eine Frage der Abgeordneten Andrea Eder-Gitschthaler (V).

Bei der Forderung nach mehr Förderung für Frauen im Sport müsse man die Verbände in die Pflicht nehmen und dafür sorgen, dass das Angebot für frauenspezifischen Sport verbessert werde.

Die Förderung des Klettersports, der sich, vor allem in Tirol, enormen Zulaufs erfreue, liegt auch dem Sportstaatssekretär am Herzen.

In einer weiteren Verhandlungsrunde sprach sich der Staatssekretär auf eine diesbezügliche Frage des Abgeordneten Herbert Kickl (F) dafür aus, Sportler zu unterstützen, die ungerechtfertigt unter Dopingverdacht geraten.

Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) erfuhr, dass Mittel zur Förderung des Frauensports seit 2004 von 1,7 Mill. € auf 4,7 Mill. € zugenommen haben und der Frauenanteil bereits 40 % ausmache.

Im Zusammenhang mit Bedenken wegen umweltschädlicher Bauprojekte und Bevölkerungsabsiedelungen bei der Vorbereitung den olympischen Winterspielen in Sootchi sah der Staatssekretär das ICO gefordert und erinnerte daran, dass der Vertrag von Lissabon eine Sportzuständigkeit der Europäischen Union enthält.

Abgeordnetem Christian Faul (S), der Probleme für die Zukunft des Schisports sah, weil sich die Familien Schiurlaube und Schulschikurse nicht mehr leisten könnten, gab der Staatssekretär Recht und kündigte eine neue Schikurs-Initiative an, die Zuständigkeit dafür liege aber beim Bildungsressorts.

Mit Abgeordneter Beate Schasching stimmte Sportsstaatssekretär in einer positiven Einschätzung der Bundessporteinrichtungen überein und informierte über Investitionen in die Bundessportheime. Weitere Standorte seien derzeit nicht geplant. (Schluss)


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