Parlamentskorrespondenz Nr. 494 vom 27.05.2008

Tourismusausschuss: Gute Nachrichten zur letzten Wintersaison

Prognosen für Tourismuseffekt der EURO 08 nach oben revidiert

Wien (PK) - Im Tourismusausschuss versorgte Staatssekretärin Christine Marek die Abgeordneten mit aktuellen und überaus erfreulichen Tourismusdaten zur letzten Wintersaison und mit neuen, noch optimistischeren Prognosen für die Auswirkungen der EURO 2008 auf den Österreich-Tourismus. Das Schwerpunktthema einer Aktuellen Aussprache unter der Leitung von Ausschuss-Obmann Josef Bucher lautete "Frauen im Tourismus". Die Branche müsse die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, lautete die gemeinsame Einschätzung von Staatssekretärin und Abgeordneten. Einstimmig verabschiedete der Ausschuss schließlich eine Entschließung zur Einrichtung von One-Stop-Shops für Klimaschutzförderungen im Tourismus.

Tourismus: Gästerekorde im Winter, sehr gute Aussichten im Juni  

Staatssekretärin Christine Marek unterbreitete den Abgeordneten vorläufige Zahlen zur Entwicklung des Wintertourismus 2007/08 und berichtete mit großer Freude, dass die "Schallmauer" von 60 Millionen Nächtigungen gefallen sei. Bei ausländischen Gästen wurde ein Zuwachs von 13,5 % erzielt, wobei das Plus bei den zuletzt rückläufigen deutschen Urlaubern mit 15,6 % besonders groß war. Die Umsätze lagen um 15,3 % über dem Vorjahr. Als Ursachen für diese günstige Entwicklung nannte die Staatssekretärin die gute Konjunktur des Jahres 2007, die Schneelage und die Qualität der Betriebe, die mit ihren punktgenauen Angeboten für Kurzurlauber voll im Trend liegen.

Dann ging die Staatssekretärin auf das zentrale Ereignis im Tourismusjahr 2008 ein, die EURO. Die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt biete dem Urlaubsland Österreich einmalige Chancen, sich zu positionieren. Auch der Zeitpunkt, der touristisch sonst eher schwache Juni, sei optimal. Die neueste Prognose für die touristischen Effekte der EURO 2008 für Österreich lautet auf 1 Million zusätzliche Nächtigungen und auf gute Umsätze, da "Fußballtouristen" 50 % höhere Tagesausgaben verzeichnen als andere Gäste. Gesamtwirtschaftlich bezifferte die Staatssekretärin das Wertschöpfungsplus dank Euro mit 321 Mill. €. 6.000 zusätzliche Arbeitsplätze mit insgesamt 5.400 Vollzeitäquivalenten und zusätzliche Steuereinnahmen und Sozialversicherungsabgaben in der Höhe von 80 Mill. € werden prognostiziert. 1,4 Millionen bis 1,9 Millionen ausländische Tagesreisende seien zu erwarten und jeder achte Stadionbesucher werde von einem Mitreisenden begleitet, woraus weitere 43 Mill. € an Einnahmen resultierten. Bei den Public-Viewing-Veranstaltungen werde die Wertschöpfung 222 Mill. € betragen. Die Hotellerie könne pro ausländischem Fan im Durchschnitt mit vier Übernachtungen rechnen, nicht nur im Niedrigpreissegment, fügte Christine Marek hinzu. 

Die Qualifikation für die Europameisterschaft sei für den österreichischen Tourismus gut gelaufen, sagte Marek: Von den acht wichtigsten Herkunftsländern der österreichischen Urlaubsgäste  nehmen sechs an der Europameisterschaft teil - Deutschland, Österreich, Niederlande, Schweiz, Italien und Frankreich. Seit sicher sei, dass auch Italien an der EM teilnehme, wurden die Prognosen für die touristische Wertschöpfung zuletzt auf netto 539 Mill. € angehoben. Wichtig seien faire Preise, sagte Marek und sprach die Erwartung aus, im Zuge der EURO werde es nicht zu eklatanten Preiserhöhungen kommen - Österreich werde sich nachhaltig als ein attraktives Urlaubsland präsentieren.

Beim Thema "Frauen im Tourismus" berichtete die Staatssekretärin von einer positiven Tendenz zu mehr Frauen in Führungspositionen. Der Tourismus beschäftige 9,1 % aller weiblichen Arbeitskräfte in Österreich und 54 % aller weiblichen Lehrlinge. Umso höher die Positionen und Qualifikationen, desto mehr Frauen begegne man im Tourismus, sagte Marek. Der Frauenanteil in Tourismus-Colleges liege bei 76 %, an Tourismusfachhochschulen bei 71 % und in BHS mit touristischem Schwerpunkt bei 69 %. Hinsichtlich des Frauenanteils in höchsten und höheren Positionen nehme der Tourismus eine sehr gute Position ein. 41 % der TourismusunternehmerInnen seien Frauen - der drittbeste Wert hinter Handel und Gewerbe.

Die große Herausforderung der Tourismuswirtschaft sah Staatssekretärin Marek bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Damit Frauen flexible Arbeitsangebote in der Babypause besser nutzen können und den Wiedereinstieg leichter schaffen, habe das Wirtschaftsressort einen speziellen Praxis-Leitfaden herausgegeben.

In der Debatte regte Abgeordnete Gabriela Moser (G) an, Frauenaspekte in den künftigen Tourismusberichten verstärkt zu berücksichtigen. Hinsichtlich der Steuereffekte durch die EURO wollte Moser zusätzliche Investitionen berücksichtigt sehen. Einmal mehr drängte Moser darauf, ÖBB-Angebote für den Radtourismus auszubauen.

Abgeordnete Melitta Trunk (S) schlug vor, sich im Tourismusausschuss mit der Kooperation zwischen Bund und Ländern und mit der Umsetzung des Modellregionen-Projekts zu befassen. Bei den National- und Naturparks registrierte die Abgeordnete große Bereitschaft, bei der Lösung gemeinsamer Marketingaufgaben verstärkt zusammenzuarbeiten. Beim Thema "Frauen im Tourismus" sprach sich die Rednerin dafür aus,  die Lohndifferenz abzubauen und Einkommen attraktiver zu gestalten. Wichtig seien auch Kinderbetreuungseinrichtungen, annehmbare Wohnungen für die Beschäftigten und Maßnahmen gegen das "Nomadentum der im Tourismus beschäftigten Menschen".

Abgeordneter Franz Hörl (V) zeigte sich stolz darauf, dass 10 % der 60 Millionen Touristen auf das Zillertal entfalle, "die zweitgrößte österreichische Fremdenverkehrsdestination nach Wien". Für wichtig hielt Hörl die Öffnung des mittlerweile ausgetrockneten Tourismus-Arbeitsmarktes.

Abgeordnete Katharina Pfeffer (S) konzentrierte sich auf das Thema Beruf und Familie und forderte die Unterstützung für dringend notwendige Kinderbetreuungsplätze beim Parndorfer Design-Outlet-Center.

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (V) wies auf die Investitionen der Tourismusbetriebe in den Ganzjahrestourismus und auf Bemühungen hin, die Arbeitsplätze familienfreundlich zu gestalten. "Junge Menschen werden in diese Branche nur einsteigen, wenn sie ein geordnetes Familienleben ermöglicht". In diesem Zusammenhang drängte Obernosterer mit Unterstützung seines Fraktionskollegen Franz Hörl einmal mehr darauf, auch in Österreich Herbst- und Frühjahrsferien einzuführen, um Touristiker-Familien die Chance zu bieten, außerhalb der Saison gemeinsam auf Urlaub zu fahren.

Abgeordnete Beate Schasching (S) problematisierte die Daten der Staatssekretärin zum Frauenanteil in hohen Tourismuspositionen und forderte nachdrücklich, Frauenkarrieren im Tourismus zu unterstützen.

Abgeordneter Christian Faul (S) zeigte sich besorgt wegen der hohen Drop-out-Rate in Berufsbildenden Höheren Schulen und hielt es für notwendig, das Image von KöchInnen und KellnerInnen zu verbessern. Unterkünfte der 1/2-Sternkategorie würden zu unrecht gering geschätzt, sagte Faul. In den Skiregionen mangle es bereits an solchen Betrieben. Maßnahmen forderte Faul auch zugunsten von Schulskikursen und zur Bewerbung der "Sommerfrische in Österreich". Er hielt es für aussichtsreich, in südlichen Ländern mit dem Motto "Be cool" für Sommerurlaub in Österreich zu werben.

Abgeordnete Anna Höllerer (V) befasste sich mit den Auswirkungen  des Ganzjahrestourismus und der Spitzenbelastungen während der Saisonhöhepunkte auf die Frauen im Tourismus und unterstützte die Informationstätigkeit des Ministeriums zugunsten von Frauen.

Abgeordneter Josef Bucher (B) trat dafür ein, Vorkehrungen zu treffen, um Gästen aus Russland rechtzeitig die notwendigen Einreisevisa zu erteilen.

Auf Detailfragen der Abgeordneten eingehend, informierte Staatssekretärin Marek darüber, dass 25.312 Unternehmerinnen im Tourismus tätig seien, was einem Frauenanteil von 41 % entspreche. Die Arbeitsmarktöffnung habe sich als wichtig erwiesen, für Köche seien 557 Arbeitsbewilligungen erteilt worden.

38 Tourismusregionen haben sich bereits als Modellregionen beworben, erfuhren die Abgeordneten, acht von ihnen werden von einer Fachjury ausgewählt werden. Die Task-Force für das Nationalpark-Marketing wird am 22. Juni einen Workshop veranstalten.

Sie unterstütze den Zusammenschluss von Betrieben sowie lokale Bündnisse unter Beteiligung von Gemeinden zur Schaffung von Kinderbetreuungszentren. Beim Parndorfer Design-Outlet-Center sei aber das Land Burgenland zuständig, betonte die Staatssekretärin Marek.

Das Austria-Wirtschafts-Service biete Hotelketten kombinierte Frauen- und Wirtschaftsförderungsprogramme an, teilte die Staatssekretärin mit.

Schulskikurse stünden unter starker Konkurrenz von Seiten der wesentlich günstigeren Sommersportwochen und auch von Sprachaufenthalten, berichtete die Staatssekretärin. Im Sommertourismus mache sich ein positiver Trend zur Sommerfrische, insbesondere auch bei Inländern bemerkbar. Es sei ausreichend Vorsorge getroffen, dass russische oder türkische Österreichtouristen rechtzeitig ihre Visa erhalten, sagte die Staatssekretärin den Abgeordneten.

Abgeordnete für One-Stop-Shops beim Klimaschutz im Tourismus

Schließlich verlangten alle fünf Parlamentsparteien (772/A[E]) Erleichterungen für Firmen bei klimarelevanten Förderungen im Tourismusbereich. Derzeit bestünden eine Vielzahl an Anlaufstellen, berichtete Abgeordnete Melitta Trunk (S), die den Antrag begründete und für One-Stop-Shop-Lösungen eintrat. Der Wirtschaftsminister möge die nötigen Schritte einleiten. - Der Beschluss erfolgte einstimmig. (Schluss)